Paraplegiker 4/2009
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Paraplegiker 4/2009
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PARAPLEGIKER 4/09<br />
Ein eingeflogener RTF-Indoor-Heli („Ready-to-Fly“)<br />
mag eine schöne Sache sein. Nur verleitet diese Bequemlichkeit<br />
zum Heli-Fliegen mit „Null-Ahnung“.<br />
Aber von der weit verbreiteten Aussage, nur wer seinen<br />
Heli von Grund auf selbst gebaut habe, kann ihn<br />
wirklich fliegen, halte ich auch wenig. Denn: Bauen<br />
und Fliegen sind zwei völlig verschiedene Welten.<br />
Doch wird gerade der Heli des Flugneulings weitaus<br />
öfters die Wiesen mähen, als in der Luft schweben.<br />
Nach jedem außerplanmäßigen Bodenkontakt fallen<br />
umfangreiche Reparaturen an, müssen verschiedenste<br />
Grundeinstellungen neu vorgenommen werden.<br />
Die Wartung des Helis nach jedem Flug ist ein Muss!<br />
Dazu muss ich wissen, wann ein Teil als verschlissen<br />
oder defekt zu bewerten ist. Daneben sind zahlreiche<br />
Kenntnisse zur Steuerung eines Helis nötig.<br />
Wählt man nicht ein Einsteiger-Set, muss man vor dem<br />
ersten Flug die Fernsteuerung auf den Heli programmieren.<br />
Dazu müssen 100 bis 200 Seiten Anleitung<br />
gepaukt werden. Zu deren Verständnis wiederum<br />
müssen mir sämtliche Fachbegriffe des Heli-Fluges<br />
und alle Funktionen des Helis, sowie die Namen seiner<br />
wichtigster Funktionsgruppen vertraut sein.<br />
Trainingsstrategien<br />
Das theoretische Wissen um die Funktionsweise des<br />
Helis muss zu seiner Lenkung in reaktionsschnelle<br />
und sehr feinfühlige Bewegungsabläufe der Hände<br />
umgesetzt werden. Dieses motorische Lernen geht<br />
nicht ohne Trainingskonzept und erfordert zahllose<br />
Wochen der Übung. Die Theorie, wie man einen Heli<br />
lenkt, kann man sich im Gespräch oder über Literatur<br />
aneignen. Zu ersten Flugversuchen eignet sich der<br />
Indoor-Heli. Bis man diesen sicher beherrscht werden<br />
einige Tage vergehen.<br />
Parallel dazu wäre Simulatortraining am PC sinnvoll.<br />
Ein gutes Programm bietet fotorealistische Hintergründe,<br />
zahlreiche käufliche Heli-Modelle zur<br />
Auswahl und eine Steuerung mit dem Sender, der<br />
auch das künftige Modell lenken wird. Die Flugeigenschaften<br />
des Helis entsprechen weitestgehend<br />
denen des realen Modells. Simulatortraining schleift<br />
die zur Steuerung nötige Motorik ein. Bei langen witterungsbedingten<br />
Flugausfällen lässt sich der Verlust<br />
an Flugpraxis eindämmen. Man kann ohne finanzielle<br />
Risiken buchstäblich üben bis zum Absturz. Der Sim<br />
kann dem Modellpiloten allerdings nicht die Anspannung<br />
ersparen, die entsteht, wenn man das erste Mal<br />
einen teuren, mehrere Kilo schweren Heli unter Realbedingungen<br />
in die Luft hebt. Wenn beim Absturz ein<br />
Totalschaden droht, bei Kollisionen mit dem Lenker<br />
Amputation – und solche üblichen Flugfehler nicht<br />
mehr mit dem Drücken der Neustarttaste behoben<br />
werden können.<br />
Alternativ böte sich die Lehrer-Schüler-Schulung an.<br />
Man fliegt von Beginn an das eigene Modell in real.<br />
Der Lehrer greift umgehend ein, wenn der Schüler die<br />
Kontrolle über seinen Heli zu verlieren droht. Eine solche<br />
Schulung muss auf einige Wochen gestreckt werden,<br />
womit man einige hundert € los ist. Vergleicht<br />
man dies mit der Anschaffung eines Simulators, liegt<br />
man in den Unkosten darüber. Vergleicht man sie<br />
mit planlosen Eigenexperimenten und den resultierenden<br />
Totalschäden ohne Ende fährt man damit<br />
deutlich billiger.<br />
Wer jetzt denkt, sich einfach mit viel Üben aber ohne<br />
Konzept zum Helipiloten schulen zu können, täuscht<br />
sich. Ein durchdachter Aufbau der Flugübungen ist<br />
notwendig. Solche Strategien sind kein Geheimnis,<br />
man kann sie mittlerweile bei jedem Fachhändler erfragen.<br />
Pilotenkollegen oder der Fluglehrer kennen<br />
Tipps und Kniffe. Wohlgemerkt, bei alledem geht es<br />
noch gar nicht um die Ausbildung zum Kunstflugpiloten,<br />
sondern allein darum, den Heli unfallfrei vom<br />
Boden heben zu können, vielleicht ein paar Runden<br />
über die Wiese zu drehen. Hat man es erst einmal bis<br />
zum Schwebflug gebracht, kann man autodidaktisch<br />
weiter üben, sich an einfache Kunstflugfiguren herantasten.