29.06.2013 Aufrufe

November 2010 (PDF) - an.schläge

November 2010 (PDF) - an.schläge

November 2010 (PDF) - an.schläge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gay cops<br />

Cops unter dem<br />

Regenbogen<br />

Lesben, Schwule und Tr<strong>an</strong>sgender bei der Polizei:<br />

Ein Streifzug durch ein gesellschaftliche Sp<strong>an</strong>nungsfeld,<br />

basierend auf einem Gespräch mit Ewald Widi,<br />

Gründer und Obm<strong>an</strong>n der „GayCops Austria”.<br />

Von Sonja Hofmair<br />

Dieser Artikel erschien<br />

zuerst in der Zeitschrift<br />

„STIMME von und für<br />

Minderheiten”, Nr. 76/<strong>2010</strong>,<br />

zum Thema „Polizei –<br />

Spiegel der Gesellschaft?”<br />

http://minderheiten.at<br />

Link:<br />

www.gaycopsaustria.at<br />

12 l <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> <strong>November</strong> <strong>2010</strong><br />

Schwule, Lesben und Tr<strong>an</strong>sgender in der<br />

Polizei? Im ersten Moment ein seltsam<br />

<strong>an</strong>mutender Ged<strong>an</strong>ke. Immerhin blicken<br />

Homosexuelle auf eine jahrhundertel<strong>an</strong>ge<br />

Unrechtsgeschichte und die<br />

daraus resultierende Verfolgung durch<br />

die Polizei zurück. Die Kriminalisierung<br />

von Homosexualität – diffamierend als<br />

„widernatürliche Unzucht” bezeichnet<br />

– war bis 1971 im § 129 des Österreichischen<br />

Strafgesetzbuches ver<strong>an</strong>kert.<br />

Die Angst vor der Polizei ist ein stetig<br />

wiederkehrendes Thema in Biografien<br />

von Schwulen und Lesben – sie erzählen<br />

vom Verstecken und Vertuschen, von<br />

Razzien, Verhören und Prügeln.<br />

Vor fünf Jahren haben sich nun homosexuelle<br />

Polizist_innen aus Österreich zu<br />

einer Initiative zusammengeschlossen,<br />

die gegen Vorurteile und Diskriminierung<br />

von Lesben, Schwulen und Tr<strong>an</strong>sgendern<br />

in der Exekutive <strong>an</strong>kämpft.<br />

Seit 2007 sind die „GayCops Austria”<br />

als Verein org<strong>an</strong>isiert und zählen derzeit<br />

rund 70 Mitglieder. Ziel ihrer Arbeit<br />

ist einerseits, ein Bewusstsein für<br />

LGBT-Anliegen innerhalb der Polizei<br />

zu schaffen, <strong>an</strong>dererseits das Vertrauen<br />

der Community in die Polizei und ihre<br />

Arbeit zu fördern. Damit befinden sich<br />

die GayCops in einem Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />

zwischen der Durchsetzung rechtlicher<br />

Normen aufgrund ihrer beruflichen<br />

Funktion und dem Aufbrechen gesellschaftlicher<br />

Normen aufgrund ihres<br />

Engagements für Lebensentwürfe<br />

abseits von Zweigeschlechtlichkeit und<br />

Heterosexualität.<br />

Bedrohlich und belächelt. Noch immer<br />

ist die Polizei eine männlich dominierte<br />

Arbeitswelt. Derzeit sind 87,6 Prozent<br />

der österreichischen Exekutivbeamten<br />

männlich. In Räumen, die weitgehend<br />

Männern vorbehalten sind, ist Homo-<br />

phobie – insbesondere Schwulenfeindlichkeit<br />

– besonders verbreitet. Nach<br />

der australischen Männlichkeitsforscherin<br />

Raewyn Connell ist dieser Abwertungsprozess<br />

für die Konstruktion von<br />

Männlichkeit bedeutsam. Zum einen ist<br />

für Connells Männlichkeitskonzept die<br />

strukturelle Domin<strong>an</strong>z von Männern<br />

gegenüber Frauen ausschlaggebend,<br />

da von dieser alle Männer profitieren.<br />

Weiters gibt es aber eine Vielzahl <strong>an</strong><br />

unterschiedlichen Männlichkeiten, die<br />

nicht einfach gleichwertig nebenein<strong>an</strong>der<br />

existieren, sondern in einem hierarchischen<br />

Verhältnis stehen – bestimmte<br />

Männlichkeiten werden ausgegrenzt und<br />

untergeordnet. Dies trifft auf homosexuelle<br />

Männlichkeiten besonders<br />

stark zu: „Es gibt in der westlichen<br />

Welt keine Beziehung unter Männern,<br />

Grafitti von B<strong>an</strong>ksy in Brighton, Engl<strong>an</strong>d. Foto: Rongem Boyo<br />

die mehr symbolische Last tragen würde<br />

als jene zwischen Schwulen und Heterosexuellen.<br />

Es h<strong>an</strong>delt sich dabei (…) um<br />

eine kollektive Beziehung, die sich auf<br />

das soziale Geschlecht auf gesamtgesellschaftlicher<br />

Ebene auswirkt.”<br />

Ewald Widi, Gründer und Obm<strong>an</strong>n<br />

der „GayCops Austria”, ist mit dieser<br />

problematischen Beziehung in seinem<br />

Arbeitsalltag konfrontiert: „Als<br />

ich mich meinen Kollegen noch nicht<br />

<strong>an</strong>vertraut habe, haben sie sich immer<br />

das Recht herausgenommen, über meine<br />

Sexualität zu sprechen: ‚Ist der schwul?<br />

Ist der nicht schwul?’ Und alles hinter<br />

meinem Rücken. Und wenn m<strong>an</strong> es d<strong>an</strong>n<br />

offensiv <strong>an</strong>geht und sagt: ‚Hey, ich bin<br />

schwul’, d<strong>an</strong>n wird einem dieses Recht<br />

genommen.” Widis Offenheit führt<br />

dazu, dass sich m<strong>an</strong>che Kollegen von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!