November 2010 (PDF) - an.schläge
November 2010 (PDF) - an.schläge
November 2010 (PDF) - an.schläge
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
thema: gender medizin<br />
Wie kommt das<br />
Geschlecht<br />
in den Körper?<br />
Vor einigen Jahren beh<strong>an</strong>delten die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in einem Schwerpunkt das Thema<br />
Gender Medizin (siehe Ausgabe 11/2006). Zahlreiche Kongresse, eine Professur<br />
und einen Universitätslehrg<strong>an</strong>g später klopfen wir das Thema erneut ab:<br />
Wo steht die Gender Medizin heute? Was weiß diese junge Wissenschaft über<br />
die Rolle von Geschlecht in der Erforschung und Beh<strong>an</strong>dlung von Kr<strong>an</strong>kheiten?<br />
Und welche Forderungen stellen Kritiker_innen <strong>an</strong> die Gender Medizin?<br />
Status, quo vadis?<br />
Gender Medizin ist heute endgültig in Österreich <strong>an</strong>gekommen.<br />
Eine kritische Best<strong>an</strong>dsaufnahme dieser jungen Disziplin von Bettina Enzenhofer.<br />
1 In Veröffentlichungen<br />
zu Gender Medizin wird<br />
zwar auch auf Tr<strong>an</strong>sidente<br />
oder Intersexuelle Bezug<br />
genommen, nichtsdestotrotz<br />
wird in der Regel von einem<br />
binären Geschlechtersystem<br />
ausgeg<strong>an</strong>gen.<br />
16 l <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> <strong>November</strong> <strong>2010</strong><br />
Sind Männer vom Mars, Frauen von<br />
der Venus? Ein derartiges Differenzdenken<br />
liegt gegenwärtig auch in<br />
der Medizin im Trend. Der aktuelle<br />
Name dafür: Gender Medizin. Das im<br />
englischsprachigen Raum als „Gender<br />
Based Medicine” bek<strong>an</strong>nt gewordene<br />
Fachgebiet richtet den Blick auf<br />
medizinisch relev<strong>an</strong>te Unterschiede<br />
zwischen Frauen und Männern. Es<br />
<strong>an</strong>alysiert, ob, wie und warum es Diskrep<strong>an</strong>zen<br />
zwischen den Geschlechtern<br />
gibt: in der Entwicklung von Kr<strong>an</strong>kheiten,<br />
in der Beh<strong>an</strong>dlung sowie in der<br />
Verfügbarkeit von adäquaten Therapien<br />
und Diagnosemethoden. Auch sozialmedizinische<br />
Aspekte, wie die von<br />
Patient_innen selbst unternommenen<br />
Bemühungen zur Bewältigung ihrer<br />
Kr<strong>an</strong>kheit, die Bereitschaft zur Kooperation<br />
mit Ärzt_innen bzw. die Interaktion<br />
zwischen Ärzt_in und Patient_in,<br />
interessieren die geschlechtssensible<br />
Medizin. Den Begriff „Gender” entlehnt<br />
die vergleichsweise junge Disziplin<br />
aus der Geschlechterforschung und<br />
sagt: Mit dem biologischen Geschlecht<br />
(„Sex”) werden wir geboren, das<br />
soziale Geschlecht („Gender”) und<br />
damit geschlechtsspezifi sche Lebensbedingungen<br />
prägen sich aber auch in den<br />
Körper ein und haben einen mindestens<br />
ebenso großen Einfl uss auf Kr<strong>an</strong>kheit<br />
und Gesundheit. Das Ziel einer<br />
Gender, Gender...<br />
das klingt irgendwie<br />
so melodisch und<br />
harmonisch.<br />
Wenn der<br />
wüsste, was es<br />
bedeutet...<br />
Collagen: SylK<br />
geschlechtssensiblen Medizin ist eine<br />
für beide Geschlechter 1 <strong>an</strong>gemessene<br />
medizinische Versorgung.<br />
Org<strong>an</strong>-Inspektion. Gender Medizin ist<br />
mittlerweile auch in Österreich auf universitärer<br />
Ebene ver<strong>an</strong>kert: Im Jänner<br />
dieses Jahres wurde in Wien die erste<br />
und bisher einzige Professur für Gender<br />
Medicine <strong>an</strong> Alex<strong>an</strong>dra Kautzky-Willer<br />
vergeben. Die Medizinische Universität<br />
Wien bietet außerdem seit diesem<br />
Wintersemester einen postgradualen<br />
Lehrg<strong>an</strong>g zu Gender Medizin <strong>an</strong>. In die<br />
Curricula ist Gender Medizin ohnehin<br />
schon länger integriert – <strong>an</strong> den österreichischen<br />
medizinischen Universitäten