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Die Rentenversicherung in Deutschland muss<br />
belastbar weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
steigen<strong>de</strong>r Lebenserwartung und sinken<strong>de</strong>r<br />
Geburtenzahlen ist dieser Schritt unausweichlich.<br />
Für die Große Koalition ist die schrittweise<br />
und langfristige Anhebung <strong>de</strong>r Altersgrenze<br />
für die Regelaltersrente <strong>auf</strong> das 67. Lebensjahr<br />
bis zum Jahr 2029 die zentrale rentenpolitische<br />
Maßnahme in dieser Legislaturperio<strong>de</strong>.<br />
Dieser Schritt ist unausweichlich, wenn Richtschnur<br />
für die Entscheidungen in dieser Frage<br />
die Einhaltung <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n rentenpolitischen<br />
Ziele sind, <strong>auf</strong> die sich Union und SPD im Koalitionsvertrag<br />
verständigt haben: <strong>de</strong>r Beitragssatz<br />
soll bis zum Jahr 2009 nicht über 19,9 %, bis<br />
zum Jahr 2020 nicht über 20 % und bis zum Jahr<br />
2030 nicht über 22 % steigen.<br />
Das Rentenniveau (Sicherungsniveau vor Steuern)<br />
soll 46 % bis zum Jahr 2020 und 43 % bis<br />
zum Jahr 2030 nicht unterschreiten, wobei ein<br />
Niveau von 46 % auch über 2020 hinaus angestrebt<br />
wird. Die sicherlich nicht sehr populäre<br />
Maßnahme <strong>de</strong>r Anhebung <strong>de</strong>r Altersgrenze trägt<br />
dazu bei, die finanzielle Grundlage und die Leistungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung<br />
auch zukünftig in einem ausgewogenen<br />
Verhältnis zwischen <strong>de</strong>n Generationen sicherzustellen.<br />
Die beitragsbezogene, gesetzliche Altersrente<br />
bleibt damit <strong>de</strong>r verlässliche Kern <strong>de</strong>r<br />
Altersicherung.<br />
Kombilohn<br />
Die Anhebung <strong>de</strong>r Regelaltersgrenze <strong>auf</strong> 67<br />
Jahre darf nicht ausschließlich als Instrument<br />
zur langfristigen Finanzierbarkeit <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Rentenversicherung angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Gesetzesinitiative muss auch ein Signal an<br />
Gesellschaft und Wirtschaft sein, dass nicht nur<br />
eine Umorientierung in <strong>de</strong>r Haltung zur Rolle <strong>de</strong>r<br />
Älteren in Gesellschaft und Wirtschaft notwendig<br />
ist son<strong>de</strong>rn dass dieser Umorientierung auch<br />
eine konkrete Verhaltensän<strong>de</strong>rung folgen muss.<br />
Die Anhebung <strong>de</strong>r Regelaltersgrenze ist nur die<br />
eine Seite <strong>de</strong>r Medaille. Die an<strong>de</strong>re Seite ist die<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Beschäftigungsquote älterer Menschen.<br />
Der Bund unterstützt dies mit <strong>de</strong>r „Initiative<br />
50plus“ und einer Reihe von Mo<strong>de</strong>llprojekten<br />
in <strong>de</strong>n Regionen. Darüber hinaus prüfen wir<br />
die Einführung eines speziellen Kombilohnes für<br />
ältere Langzeitarbeitslose, um diesen gezielt<br />
eine Brücke in <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt zu ermöglichen.<br />
Ebenso gefor<strong>de</strong>rt sind Wirtschaft<br />
und Gewerkschaften, im Arbeitsleben<br />
Bedingungen zu gestalten, die<br />
die Beschäftigungsfähigkeit im<br />
Alter erhalten und die Beschäftigung<br />
älterer Menschen erhöhen.<br />
Die Rentnerinnen und Rentner<br />
leisten seit Jahren ihren Beitrag zur<br />
Neuausrichtung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Rentenversicherung und zur Konsolidierung<br />
<strong>de</strong>r Haushalte, so dass<br />
eine verlässliche Rentenhöhe für<br />
die Rentenbezieher gegenwärtig<br />
von größter Be<strong>de</strong>utung ist. Deshalb<br />
verhin<strong>de</strong>rt eine im Jahr 2004<br />
eingeführte Schutzklausel, dass es<br />
Rottweil 11/2006 • Seite 14<br />
Bun<strong>de</strong>stagsabgeordneter Volker Kau<strong>de</strong>r:<br />
Ein notwendiger Schritt - die Rente ab 67<br />
durch die Anwendung <strong>de</strong>s Faktors für die Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Beitragssatzes zur Rentenversicherung<br />
und <strong>de</strong>s Altersvorsorgeanteils bzw. <strong>de</strong>s<br />
Nachhaltigkeitsfaktors zu einer Verringerung<br />
<strong>de</strong>s bisherigen Monatsbetrages <strong>de</strong>r Rente<br />
kommt. Dies ist sozialpolitisch sinnvoll und notwendig,<br />
um die Rentnerinnen und Rentner nicht<br />
zu stark zu belasten. Als wesentliche flankieren<strong>de</strong><br />
Maßnahme ist überdies einvernehmlich festgeschrieben<br />
wor<strong>de</strong>n, dass Versicherte, die min<strong>de</strong>stens<br />
45 Pflichtbeitragsjahre aus Beschäftigung,<br />
Erwerbstätigkeit, Kin<strong>de</strong>rerziehung und<br />
Pflege erreicht haben, weiter mit 65 Jahren abschlagsfrei<br />
in Rente gehen können. Um kin<strong>de</strong>rerziehen<strong>de</strong><br />
Elternteile nicht zu benachteiligen,<br />
wer<strong>de</strong>n hierbei auch Kin<strong>de</strong>rberücksichtigungszeiten<br />
bis zum 10. Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s vorgesehen.<br />
Nach 45 Jahren<br />
Im Einzelnen sind folgen<strong>de</strong> Schritte geplant.<br />
Die Regelaltersgrenze soll von 2012 an - beginnend<br />
mit <strong>de</strong>m Jahrgang 1947 - bis zum Jahr 2029<br />
schrittweise <strong>auf</strong> 67 Jahre angehoben wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Stufen <strong>de</strong>r Anhebung sollen zunächst einen<br />
Monat pro Jahr (65 bis 66) und dann zwei Monate<br />
pro Jahr (66 bis 67) betragen. Für die Geburtsjahrgänge<br />
ab 1964 gilt die Regelaltersgrenze 67<br />
Jahre. Mit Beginn <strong>de</strong>r stufenweisen Anhebung<br />
<strong>de</strong>r Regelaltersgrenze zum 1. Januar 2012 wird<br />
für beson<strong>de</strong>rs langjährig Versicherte eine neue<br />
Altersrente eingeführt. Anspruch <strong>auf</strong> einen abschlagsfreien<br />
Renteneintritt nach Vollendung<br />
<strong>de</strong>s 65. Lebensjahres haben Versicherte, die<br />
min<strong>de</strong>stens 45 Jahre mit Pflichtbeiträgen aus<br />
Beschäftigung, Erwerbstätigkeit und Pflege<br />
sowie Kin<strong>de</strong>rerziehungs-/Berücksichtigungszeiten<br />
bis zum 3./10. Lebensjahr <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s erreichen.<br />
Diese neue Rentenart kann nicht vorzeitig in<br />
Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n. Die vorzeitige Inanspruchnahme<br />
<strong>de</strong>r Altersrente für langjährig<br />
Versicherte mit 35 Versicherungsjahren soll<br />
künftig frühestens mit 63 Jahren möglich sein.<br />
Die Inanspruchnahme dieser vorgezogenen Altersrente<br />
ist mit einem Rentenabschlag von<br />
14,4% verbun<strong>de</strong>n. Die Altersgrenze für eine abschlagsfreie<br />
Altersrente für schwerbehin<strong>de</strong>rte<br />
Menschen wird stufenweise von 63 <strong>auf</strong> 65 Jahre<br />
angehoben. Das Referenzalter für die Inanspruchnahme<br />
einer Rente wegen vermin<strong>de</strong>rter<br />
Emil Lehmann Fliesenfachgeschäft<br />
Wagenweg 4/1 • 78727 Oberndorf<br />
Tel. 0 74 23 / 25 52 • Fax 8 25 21<br />
Aus <strong>de</strong>m Kreis<br />
Erwerbsfähigkeit o<strong>de</strong>r einer Hinterbliebenenrente<br />
wird <strong>auf</strong> 65 Jahre angehoben. Für erwerbsgemin<strong>de</strong>rte<br />
Versicherte mit einer durchgängigen<br />
Erwerbsbiographie bleibt es beim Referenzalter<br />
63 Jahre. Danach können 63-jährige Versicherte<br />
mit 35 Beitragsjahren bis zum Jahr 2023 weiter<br />
abschlagsfrei eine Erwerbsmin<strong>de</strong>rungsrente beziehen.<br />
Ab <strong>de</strong>m Jahr 2024 gilt dies nur noch für<br />
63-jährige erwerbsgemin<strong>de</strong>rte Versicherte, die<br />
40 Beitragsjahre erreicht haben. Die Altersgrenze<br />
für die „Große Witwenrente“ wird um zwei<br />
Jahre <strong>auf</strong> das 47. Lebensjahr her<strong>auf</strong>gesetzt. Die<br />
für die gesetzliche Rentenversicherung vorgesehenen<br />
Regelungen zur Anhebung <strong>de</strong>r Altersgrenzen<br />
sollen unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Unterschiedlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Systeme wirkungsgleich in<br />
das Versorgungsrecht <strong>de</strong>r Beamten und wirkungsgleich<br />
<strong>auf</strong> die Alterssicherung <strong>de</strong>r Landwirte<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n. Es erfolgt jedoch eine<br />
Ausnahme. In <strong>de</strong>r Alterssicherung <strong>de</strong>r Landwirte<br />
wird eine neue vorzeitige Altersrente ab 65 - mit<br />
Abschlägen - eingeführt.<br />
Ein wichtiger Aspekt bei <strong>de</strong>r Umstellung <strong>de</strong>r<br />
Regelaltersrente <strong>auf</strong> 67 ist <strong>de</strong>r Vertrauensschutz.<br />
Vertrauensschutz ist grundsätzlich dadurch gegeben,<br />
daß die Anhebung erst im Jahre 2012 beginnt<br />
und in mo<strong>de</strong>raten Schritten erfolgt. Durch<br />
eine Vorl<strong>auf</strong>zeit von fünf Jahren haben Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber genügend Zeit, um ihre<br />
Planungen anzupassen. Beson<strong>de</strong>ren Vertrauensschutz<br />
bei <strong>de</strong>r Anhebung <strong>de</strong>r Altersgrenzen<br />
für die Altersrenten haben Angehörige <strong>de</strong>r Geburtsjahrgänge<br />
bis 1954, wenn sie bereits vor<br />
einem festzulegen<strong>de</strong>n Stichtag verbindlich Altersteilzeit<br />
vereinbart haben.<br />
Die Beitragseinnahmen in <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Rentenversicherung haben sich in diesem Jahr<br />
positiv entwickelt. Die günstige wirtschaftliche<br />
Entwicklung im l<strong>auf</strong>en<strong>de</strong>n Jahr und die sich für<br />
2007 abzeichnen<strong>de</strong>, stabilisiert die Einnahmen<br />
<strong>de</strong>r Rentenversicherung <strong>de</strong>utlich. Die Koalition<br />
strebt eine weitere Konsolidierung und Stabilisierung<br />
<strong>de</strong>r Rentenfinanzen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahren an. Um auch in <strong>de</strong>n Jahren 2008 und<br />
2009 einen stabilen Beitragssatz von 19,9 % zu<br />
erreichen, wird an <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Koalitionsvereinbarung<br />
beschlossenen Anhebung <strong>de</strong>s Beitragssatzes<br />
<strong>auf</strong> 19,9 % für das Jahr 2007 festgehalten.<br />
Die Fraktionen wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb kurzfristig ein<br />
Gesetz zur Festsetzung <strong>de</strong>s Beitragssatzes für<br />
das Jahr 2007 <strong>auf</strong> <strong>de</strong>n Weg bringen, das rechtzeitig<br />
zum 1. Januar 2007 in Kraft treten wird.<br />
Soli<strong>de</strong> und generationengerecht<br />
Nach unserer Planung soll die Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
<strong>de</strong>n Deutschen Bun<strong>de</strong>stag vom Jahr 2010<br />
an alle vier Jahre über die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Beschäftigung älterer Arbeitnehmer<br />
unterrichten und eine<br />
Einschätzung darüber abgeben, ob<br />
die Anhebung <strong>de</strong>r Regelaltersgrenze<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsmarktlage sowie <strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlichen und sozialen Situation<br />
älterer Arbeitnehmer vertretbar<br />
erscheint und die getroffenen gesetzlichen<br />
Regelungen bestehen<br />
bleiben können.<br />
So wird auch für die Zukunft sicher-<br />
gestellt, daß die gesetzliche Rentenversicherung<br />
soli<strong>de</strong> und generationengerecht<br />
bleibt. ■