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Werterfahrungen beim Selbermachen. - Stiftungsgemeinschaft ...

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Corinna Vosse: <strong>Werterfahrungen</strong> <strong>beim</strong> <strong>Selbermachen</strong><br />

„sinnvollen und verantwortlichen Maß“ ausgerichtet werden solle (RRP). Insgesamt beschreiben die<br />

PraktikerInnen ein Spektrum an Möglichkeiten zur Mit-Gestaltung von nachhaltigeren<br />

Konsumstrategien.<br />

Strukturelle Kontextfaktoren<br />

Das letzte Themencluster der Interviews mit PraktikerInnen fokussiert Aussagen zu strukturellen<br />

Rahmenbedingungen nachhaltigen Konsums. Hier werden Voraussetzungen für die Entwicklung von<br />

Kompetenzen und Motivationen für eine aktive Gestaltung nachhaltiger Konsumstrategien<br />

angesprochen. Zunächst werden hemmende Einflüsse benannt, strukturelle Faktoren, die dies<br />

erschweren. Der zweite Teil enthält Aussagen zu günstigen Voraussetzungen und motivierend<br />

wirkenden Faktoren.<br />

Als Hemmnis wird mehrfach benannt, dass der Markt verschleiert, welche Umweltwirkungen von<br />

einem Produkt ausgehen: „In dem einen (Fall = marktbasiertem Konsum) konsumiere ich das<br />

Endprodukt, und verschweige mir sozusagen das, was dahintersteht, sprich die ganzen<br />

Produktionsprozesse.“ (RDP). Es gehört demnach viel extra angeeignetes Wissen dazu, um nachhaltig<br />

zu konsumieren. Aufgeworfen wird in diesem Zusammenhang auch die Schwierigkeit, Menschen mit<br />

Informationen über die (Nicht-)Nachhaltigkeit von Produkten zu erreichen und, noch schwieriger, zum<br />

„Mitmachen“ zu bewegen, denn: „Die meisten Leute, glaub’ ich, haben halt das Gefühl, sie können eh<br />

nichts tun, es ist halt so.“ (CKP). Eigenproduktion wird auch dadurch als erschwert gesehen, dass<br />

manchmal das bloße Material schon teurer ist als ein schlechtes Produkt (QOP). Damit wird, wie<br />

schon weiter oben im Hinblick auf Warentransporte, auf das Fehlen von staatlichen<br />

Regulierungsmaßnahmen zur Stärkung nachhaltigen Konsums verwiesen. Eine andere Praktikerin<br />

beschreibt Probleme mit der Herstellung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kleinproduktion<br />

(ANP). Auch werden für nicht-marktbasierten Konsum Grenzen der Praktikabilität gesehen, die<br />

insbesondere mit der mangelnden Verbreitung zu tun haben und insofern auf ein Dilemma verweisen.<br />

So sagt ein Gesprächspartner aus: „Was über den kleinen Kreis rausgeht, wird dann zum Problem,<br />

wenn man was austauschen will.“ (QOP). Gleichzeitig wird Geld in seinen verschleiernden<br />

Wirkungen wie oben bereits angedeutet als Teil des Problems beschrieben, als struktureller Rahmen<br />

nicht-nachhaltigen Konsums.<br />

Neben der Benennung hemmender Einflüsse gehen aus den Aussagen vielfältige Erklärungen hervor,<br />

warum die InterviewpartnerInnen sich, teils implizit, teils explizit, mit nachhaltigem Konsum<br />

beschäftigen. Zu diesen begünstigenden Voraussetzungen zählt, wie oben angesprochen, der Zugang<br />

zu Wissen. Als bedeutsam erscheint auch die Möglichkeit, Können zu erlangen, um<br />

Handlungskompetenzen zu erweitern. Betont wird, dass bezogen auf den Wissens- und<br />

Könnenszuwachs <strong>beim</strong> <strong>Selbermachen</strong> eine selbstverstärkende Wirkung einsetzt, beschrieben als „Man<br />

lernt <strong>beim</strong> Tun.“ (CAP) und „Das (Wissen) verdoppelt sich nicht, das multipliziert sich schlussendlich,<br />

und vor allem dann, man schafft irgendwie Selbstwert herzustellen.“ (QOP). Die Aneignung von<br />

Wissen und Können wird häufig als sozial eingebettet beschrieben, sie erfolge im gemeinsamen<br />

Machen, durch das Zuschauen oder als „Learning by living“ (AIP). Wissen wird dabei wiederholt als<br />

Gemeingut konzipiert, das frei zugänglich sein soll und das die PraktikerInnen auch gezielt<br />

weitergeben, über das Internet, in Workshops, mit Tipps.<br />

Die oben beschriebenen Einstellungen und Konsumstrategien werden mehrfach als Teil einer<br />

gewählten Lebensweise gesehen, die als gut und glücklich machend wahrgenommen wird: „Es kommt<br />

auch die Überzeugung dazu, dass das Leben so gut verläuft, dass es ein gutes Leben ist.“ (AIP).<br />

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