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Werterfahrungen beim Selbermachen. - Stiftungsgemeinschaft ...

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Corinna Vosse: <strong>Werterfahrungen</strong> <strong>beim</strong> <strong>Selbermachen</strong><br />

wodurch Unzulänglichkeiten der globalisierten industriellen Produktion im Hinblick auf<br />

Ressourcennutzung und Verteilungsgerechtigkeit augenscheinlich werden.<br />

Zweitens ist die Gestaltung von nachhaltigen Versorgungsstrukturen und Konsumstrategien motiviert<br />

aus der Erfahrung, dass es Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Wie gezeigt, setzt das <strong>Selbermachen</strong><br />

individuelle Gestaltungspotenziale frei, es bietet einen Handlungsrahmen für die Deckung eigener<br />

materieller Bedürfnisse ebenso wie für die symbolische Bedeutungsproduktion. Auf diese Weise<br />

werden gesellschaftliche Potenziale für die Umsetzung nachhaltigen Konsums gehoben. Darüber<br />

hinaus entstehen im Rahmen der individuellen Güterproduktion und des damit verbundenen<br />

Austausches Netzwerke und somit soziales Kapital, das seinerseits für gesellschaftliche Innovation<br />

wirksam werden kann.<br />

Die Tragfähigkeit der umrissenen Strategie zur Schaffung nachhaltigerer Versorgungssysteme setzt<br />

einen Wandel von Konsumpräferenzen voraus. Dieser Wandel geht aus der oben beschriebenen<br />

Neuausrichtung ökonomischer Orientierungen im Zuge des <strong>Selbermachen</strong>s hervor. Hier schließt sich<br />

der Kreis aus theoretischer Argumentation und empirischen Befunden. Erkennbar wird eine Dynamik,<br />

die auf Erfahrungen mit praktizierter Eigenproduktion beruht, entstehende Kompetenzen nutzt, eine<br />

Ausrichtung von Präferenzen und praktiziertem Tausch an nachhaltigen Prinzipien begünstigt und<br />

gesellschaftliche Innovationspotenziale mobilisiert, um ihre eigenen Voraussetzungen zu schaffen.<br />

Ausblick<br />

Abschließend möchte ich auf offene Forschungsbedarfe hinweisen, die sich im Zuge der vorliegenden<br />

Untersuchung abzeichnen. Drei neue Forschungsfragen sind hervorzuheben, deren Bearbeitung<br />

weitergehende Einblicke in Zusammenhänge zwischen nachhaltigem Konsum, individueller<br />

Konsumpraxis und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Handlungsfeldes Konsum<br />

versprechen. Wie oben ausgeführt, hat sich gezeigt, dass praktizierte Eigenproduktion und damit<br />

verbundene Erfahrungen von Produktionsautonomie sich auf die Konsumpraxis auswirken. Dies<br />

impliziert einen Wandel der Bedürfnisse. Somit liegt nahe anzunehmen, dass Erlebnis und Vermögen,<br />

eigene Bedürfnisse selber befriedigen zu können, sich auf der Ebene der Bedürfnisstruktur auswirken.<br />

Welche Mechanismen zwischen Ausbildung von Bedürfnissen und Formen der Bedürfnisbefriedigung<br />

vermitteln und welchen Einfluss individuelle Handlungsautonomie und Gestaltungskompetenz in<br />

diesem Prozess haben, ist für die Durchdringung des Forschungsfeldes eine wichtige nächste Frage.<br />

Des Weiteren hat die Untersuchung deutlich gemacht, dass die ökonomische Orientierung, verstanden<br />

als normativ geprägte Sichtweise auf wirtschaftliche Prozesse und praktisches Verständnis von<br />

wirtschaftlichen Abläufen, die Konsumpraxis beeinflusst. Nicht vertieft werden konnte im Rahmen<br />

dieser Studie die daraus folgende Frage, wovon ökonomische Orientierungen im Einzelnen, über die<br />

Erfahrung des <strong>Selbermachen</strong>s hinaus, geprägt werden. Offen bleibt auch, welche gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen erforderlich sind, um eine Ausrichtung von ökonomischer Orientierung auf<br />

nachhaltige Werte zu befördern. Schließlich hat sich gezeigt, dass eine zukunftsfähige<br />

Neustrukturierung von Konsum als gesellschaftlichem Handlungsfeld in Bezug steht zum<br />

Vorhandensein von Potenzialen sozialer Innovation und ihrer Mobilisierung. Dies wirft die Frage auf,<br />

inwieweit das herrschende gesellschaftliche Verständnis von Innovation die Wahrnehmung und<br />

Hebung von sozialen Innovationsressourcen befördert oder auch nur zulässt. Ist eine mit einem<br />

erweiterten Innovationsbegriff verbundene Neuorganisation und Neuausrichtung von<br />

gesellschaftlicher Fortentwicklung im Rahmen der bestehenden institutionellen Strukturen überhaupt<br />

möglich?<br />

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