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Werterfahrungen beim Selbermachen. - Stiftungsgemeinschaft ...

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Corinna Vosse: <strong>Werterfahrungen</strong> <strong>beim</strong> <strong>Selbermachen</strong><br />

der anderen Seite. Mit diesem Widerspruch verbunden sind divergierende Stakeholder-Interessen, was<br />

eine Einigung auf und Umsetzung von geeigneten Maßnahmen stark hemmt.<br />

Die rapide Entwicklung eines Forschungszweiges über nachhaltigen Konsum spiegelt sich jüngst in<br />

einer Vielzahl an Tagungen und Veröffentlichungen zum Thema, welche wiederum Einblick geben in<br />

eine große Bandbreite an wissenschaftlichen Zugängen und dahinterstehenden Annahmen. 10 Ohne hier<br />

einen vollständigen Überblick bieten zu können, ist es für das Verständnis der vorliegenden<br />

Untersuchung sinnvoll, Strömungen in der Forschung über Konsum im Kontext des<br />

gesellschaftspolitischen Leitbildes Nachhaltigkeit herauszuarbeiten. Dabei auch länderübergreifende<br />

Entwicklungen nachzuzeichnen, ist schwierig, weil der Forschungszweig so jung ist. Hinzu kommt,<br />

dass wissenschaftliches und politisches Interesse am Thema sich zeitgleich entwickelt haben, das Feld<br />

von einem starken Anwendungsbezug und somit einer immanente Einbettung in politische<br />

Institutionen geprägt ist, was eine Verlangsamung von internationalem wissenschaftlichen Austausch<br />

mit sich bringt.<br />

Ausgewählte Zugänge der Erforschung<br />

Ein verbreiteter Zugang zu nachhaltigem Konsum widmet sich Möglichkeiten der Beeinflussung von<br />

KonsumentInnen-Verhalten. Dazu zählt die nähere Bestimmung von Einflussgrößen, die auf<br />

Konsumentscheidungen wirken, insbesondere psychologische, ökonomische und soziokulturelle<br />

Faktoren. 11 Neben der Berücksichtigung von Verhalten beeinflussenden Faktoren ist die<br />

Identifizierung von Motivations- und Machbarkeitsbarrieren hierbei eine wichtige Dimension. 12<br />

Weiterhin werden in diesem Forschungskontext Fragen nach geeigneten Politikinstrumenten behandelt<br />

und Überlegungen zu Leitbildern und Rollenmodellen sowie deren medialer Verbreitung angestellt.<br />

Mit diesem Zugang verbunden ist ein Fokus auf Kommunikationsstrategien und zielgruppenbezogene<br />

Gestaltung von Kommunikation, sowie eine Bezugnahme auf psychologische Theorien der<br />

Verhaltensmodellierung.<br />

An diesem wachsenden Interesse an Konsum als Parameter nachhaltiger Entwicklung und damit an<br />

Individuen als KonsumentInnen wird auch Kritik geübt, namentlich von Grunwald. Ausgangspunkt<br />

seiner Kritik ist ein Verständnis von Verantwortung als politisch zugeschrieben, nicht als ontologische<br />

Größe. 13 Vor dieser Überlegung sieht er in einer politischen Agenda ‚Nachhaltiger Konsum‘ die<br />

Gefahr einer Verantwortungszuschreibung an KonsumentInnen zur praktischen Durchsetzung von<br />

nachhaltigeren Konsumformen. Individuen werde damit eine politische Rolle zugemutet. Eine solche<br />

zwangsweise Übertragung von Verantwortung stellt er in Frage und weist auf die Verantwortung<br />

staatlicher und kommunaler Stellen zur Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen. Allerdings<br />

werfen die Grundzüge dieser Argumentation die Frage auf, warum sie ein Entweder-oder, einen<br />

Dualismus suggeriert. Das Aufspüren und Mobilisieren von zivilgesellschaftlichen Potenzialen für die<br />

Einführung nachhaltiger Konsumstrategien bedeutet nicht gleichzeitig eine Entlassung des Staates aus<br />

seiner politischen Verantwortung.<br />

Ein anderer Strang der Forschung über nachhaltigen Konsum fokussiert die Analyse einzelner<br />

Bedarfsfelder und bemisst entstehende soziale und ökologische Auswirkungen. Wichtige Instrumente<br />

für diesen Zugang sind die Lebenszyklus-Analyse, der ökologische Rucksack und der ökologische<br />

10 Z.B. Fachkonferenz Sustainable Consumption – Towards Action and Impact. November 6th – 8th 2011;<br />

Fachkonferenz Consumer 2011 – Consumer Behaviour for a sustainable Future. July 18th – 20th 2011.<br />

11 Vgl. Empacher / Stieß 2005; Schubert 2000.<br />

12 Vgl. Brand 2003, Bilharz 2008.<br />

13 Grunwald 2002, S. 437.<br />

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