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Einführung in die Sozialwissenschaften - Jürgen Bellers

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Die moralische Dimension menschlichen Handelns als<br />

Problem der Philosophie. Der Beitrag Humes, Kants und<br />

Jonas’<br />

Elisabeth He<strong>in</strong>rich.<br />

Menschliches Handeln unterscheidet sich von Ereignissen wie dem freien<br />

Fall e<strong>in</strong>es Körpers oder der <strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktiven Flucht e<strong>in</strong>es Tieres durch se<strong>in</strong>e<br />

Zweckgerichtetheit. Es f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kontext statt, der wesentlich<br />

bestimmt ist durch <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuelle Wahrnehmung e<strong>in</strong>er jeweiligen<br />

Situation, durch gleichzeitig bestehende und mite<strong>in</strong>ander konkurrierende<br />

Absichten, durch <strong>die</strong> Interaktion mit anderen Personen sowie durch bereits<br />

früher vollzogene eigene Handlungen. Unser Handeln ist im allgeme<strong>in</strong>en an<br />

der Befriedigung von Bedürfnissen und an der Realisierung von Glück<br />

ausgerichtet, und wir bewerten solche Handlungen als richtig oder gut, <strong>die</strong><br />

der Verwirklichung unserer Zwecke <strong>die</strong>nen.<br />

Der Mensch kennt aber auch e<strong>in</strong> Gefühl der Verpflichtung, das zu tun, was<br />

er als moralisch gut e<strong>in</strong>gesehen hat, und nur allzu häufig steht das moralisch<br />

Geforderte im Widerspruch zu solchen Handlungen, <strong>die</strong> der Realisierung<br />

persönlicher Interessen nützen. Wie können wir wissen, was moralisch gut<br />

ist, und was motiviert uns, sittlich zu handeln, auch wenn <strong>die</strong>s <strong>die</strong><br />

Verwirklichung unserer <strong>in</strong>dividuellen Interessen gefährdet? Wor<strong>in</strong> gründet<br />

das Gefühl, zu e<strong>in</strong>er bestimmten Handlung moralisch verpflichtet zu se<strong>in</strong>,<br />

und was legitimiert unsere moralische Beurteilung der Handlungen<br />

anderer? Am Beispiel der Ethik von David Hume (1711-1776), Immanuel<br />

Kant (1724-1804) und Hans Jonas (1903-1993) soll im folgenden gezeigt<br />

werden, was <strong>die</strong> Philosophie zur Aufklärung der moralischen Dimension<br />

menschlichen Handelns beitragen kann. Im Zentrum der ethischen<br />

Überlegungen steht <strong>die</strong> Bemühung, e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliches Pr<strong>in</strong>zip aufzuf<strong>in</strong>den<br />

und zu begründen, das unsere Handlungen bestimmen sollte. Es können<br />

aber zuweilen auch psychologische oder soziologische Gesichtspunkte <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

moralphilosophische Reflexion mit e<strong>in</strong>fließen, so z.B. wenn nach den <strong>in</strong>neren<br />

Ursachen oder nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen für <strong>die</strong><br />

Entstehung moralischer Urteile gefragt wird (<strong>die</strong>s läßt sich etwa bei Hume<br />

beobachten). Im wesentlichen geht es der Philosophie jedoch darum, <strong>die</strong><br />

Gültigkeitsbed<strong>in</strong>gungen moralischer Urteile festzulegen und zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

Sie kann dadurch dem moralisch Handelnden helfen, se<strong>in</strong>e Entscheidungen<br />

rationaler zu treffen und sich nicht bl<strong>in</strong>d durch Vorurteile oder Traditionen<br />

bestimmen zu lassen.<br />

1. Humes Lehre vom moralischen Gefühl (moral sentiment)<br />

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