Arbeitshilfe STILvollerLEBEN - KLJB
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ALTERNATIVES<br />
WIRTSCHAFTEN<br />
52<br />
ALTERNATIVES WIRTSCHAFTEN<br />
Unser Konsum ist Teil der Wirtschaftsweise und der Wirtschaftsordnung. Wir können über unsere<br />
Nachfrage Einfluss nehmen auf die Produktion, indem wir nur Produkte und Dienstleitungen<br />
nachfragen, die unseren Wertvorstellungen entsprechen. Damit habe ich persönlich vielleicht ein<br />
gutes Gewissen – aber reicht das schon aus? Vielleicht sage ich mir ja auch, dass ich allein nicht so<br />
viel tun kann, um dem Wahn nach „immer billiger“ gegenzusteuern… Vielleicht beruhigt es mich,<br />
wenn ich mit anderen darüber spreche, versuche sie zu überzeugen, so dass wir dann gemeinsam<br />
am gleichen Strang ziehen? Das ist schon viel wert – aber ist das schon die ganze Macht, die<br />
wir als Konsumierende innerhalb einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftordnung haben…?<br />
Das kapitalistische System basiert auf der individuellen<br />
Gewinnmaximierung. Unter globaler Perspektive kommt<br />
dies den eh schon reichen Ländern zugute und ist häufig verbunden<br />
mit unfairen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen.<br />
Unregulierte internationale freie Märkte untergraben nicht<br />
nur nationale und lokale Wirtschaftssysteme, sondern zerstören<br />
bisweilen traditionelle solidarische Beziehungen in<br />
ländlichen Regionen.<br />
WAS IST DER ANSATZ VON MIJARC<br />
UND <strong>KLJB</strong>?<br />
Seit der Weltversammlung 2008 ist Solidarisches Wirtschaften<br />
als Schwerpunkt in der Arbeit der Internationalen Landund<br />
Bauernjugendbewegung MIJARC verortet. Die MIJARC<br />
und die <strong>KLJB</strong> wollen durch solidarische Wirtschaftsinitiativen<br />
Alternativen zu einer kapitalistischen Wirtschaftsweise aufzeigen<br />
und damit auch die ländliche Entwicklung fördern.<br />
Solidarisches Wirtschaften ist zwar nicht das Gegenteil<br />
von Kapitalismus, aber es versucht basierend auf ethischen<br />
Prinzipien neue Mechanismen innerhalb des Kapitalismus<br />
zu implementieren. Die Menschen werden in den Mittelpunkt<br />
der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gestellt.<br />
Solidarisches Wirtschaften beinhaltet ein weites Feld unterschiedlicher<br />
Initiativen wie zum Beispiel Kooperativen,<br />
Selbsthilfegruppen, Mikrokredit-Initiativen, Tausch- und<br />
Unterstützungsprojekte, lokale Saatgutbanken oder die<br />
gemeinschaftliche Verwendung von Maschinen und Ähnlichem.<br />
Hierfür gibt es innerhalb der MIJARC zahlreiche Beispiele.<br />
WIE KANN DAS KONKRET HIER<br />
BEI UNS GEHEN?<br />
Die Aktionsideen in dieser <strong>Arbeitshilfe</strong> zeigen, wie man im<br />
kleinen oder auch größeren Rahmen die konventionellen<br />
Wirtschaftswege umgehen kann. Schrottsammelaktionen,<br />
eine Altkleidersammlung oder ein Secondhand-Markt verbinden<br />
das „Recyceln“ von als wertlos angesehenen Ressourcen<br />
mit der Finanzierung gemeinnütziger Zwecke. Die<br />
Bedeutung dieser Projekte geht allerdings weit darüber<br />
hinaus. Der materielle Mehrwert der beiden Projekte für<br />
ein alternatives Wirtschaften ist, dass die gesammelten<br />
Ressourcen auf je unterschiedliche Weise wieder in die<br />
Wertschöpfungskette integriert werden. Der ideelle Wert<br />
der beiden Aktionen ist die Beschäftigung mit dem Thema<br />
Konsum – sowohl in der Öffentlichkeit als auch für die beteiligten<br />
<strong>KLJB</strong>-Mitglieder.<br />
Die „Regionalwert-AG“ stellt ein Modell dar, wie die<br />
Vorteile des kapitalistischen Systems (Finanzierung über<br />
Aktien) genutzt werden und gleichzeitig möglichst viele<br />
Menschen an einem nachhaltig regionalen, ökologischen<br />
und sozialen Produzieren im landwirtschaftlichen Bereich<br />
beteiligt werden können.<br />
Das Tauschring-Projekt steigt aus dem kapitalistischen<br />
Wirtschaften aus. Mit diesem Modell können am Geldsystem<br />
vorbei Güter und Dienstleitungen für den eigenen Bedarf<br />
ertauscht werden.<br />
Das Geldsystem als Element des Wirtschaftens und Konsumierens<br />
bekommt „Konkurrenz“ durch Regionalgeld-Initiativen.<br />
Das Regionalgeld „der Chiemgauer“ beispielsweise fördert<br />
nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern erhöht auch<br />
die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und trägt dadurch zu<br />
regionalem Wirtschaftsaufschwung bei. Allerdings kommt<br />
auch das Regionalgeld – wie die Tauschringe – nicht ganz<br />
am herrschenden Wirtschaftssystem vorbei und ist somit<br />
zwar keine echte Alternative zum System, aber durchaus<br />
ein alternatives Verhalten, durch das der Wert von Geld und<br />
Kapital noch einmal in Frage gestellt werden.