LAWINEN - Alpin.de
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ALPIN EXTRA Lawinen Risikomanagement<br />
an<strong>de</strong>r zu verknüpfen. Da uns eine Vielzahl an relevanten Informationen<br />
fehlt, können wir einen Hang auch nicht zuverlässig beurteilen.<br />
Wichtig ist festzuhalten, dass nicht nur Anfänger Schwierigkeiten<br />
mit <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>r lawinenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Faktoren haben, son<strong>de</strong>rn<br />
sich auch sehr gut ausgebil<strong>de</strong>te Tourengeher schwer tun mit <strong>de</strong>r<br />
Lawinengefahr. Nicht zuletzt wird dies im Umstand wi<strong>de</strong>rgespiegelt,<br />
dass selbst Profis wie Bergführer und Skilehrer immer wie<strong>de</strong>r an<br />
schweren Lawinenunfällen beteiligt sind.<br />
RISIKOMANAGEMENT ALS AUSWEG<br />
Strategisches Entschei<strong>de</strong>n und Han<strong>de</strong>ln (Risikomanagement) bietet<br />
eine Möglichkeit mit dieser Komplexität umzugehen. Risikomana-<br />
gement macht das komplexe Beziehungsgefüge Schnee<strong>de</strong>cke –<br />
Gelän<strong>de</strong> – Mensch „handhabbar“. Es bringt sozusagen Ordnung in<br />
das Chaos und bietet die Chance, trotz <strong>de</strong>r komplexen Ausgangssituation<br />
das Risiko einer Lawinenauslösung <strong>de</strong>utlich zu verringern<br />
– sofern man bereit ist, Grenzen („Limits“) zu akzeptieren und<br />
damit ein gewisses Maß an Verzicht zu üben. Diese Bereitschaft<br />
zum Verzicht ist die vielleicht wichtigste Tugend im Umgang mit<br />
<strong>de</strong>r Lawinengefahr, wobei gesamt gesehen auf sehr wenig verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n muss, um das Risiko markant zu senken.<br />
Ziel aller Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r „Neuen Lawinenkun<strong>de</strong>“ ist es, mit<br />
möglichst wenig Verzicht ein Maximum an Risikoreduktion zu<br />
erzielen. Diese sollen <strong>de</strong>shalb einerseits möglichst großzügig<br />
sein, um akzeptiert zu wer<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>rerseits aber so „sicher“, dass<br />
die meisten Lawinenunfälle verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können. Wichtig<br />
beim Risikomanagement ist, dass es hun<strong>de</strong>rtprozentige Sicherheit<br />
nicht geben kann. Sehr wohl lässt sich das Risiko jedoch auf einen<br />
gesellschaftlich akzeptierten Wert reduzieren, <strong>de</strong>r auch in an<strong>de</strong>ren<br />
Lebensbereichen (z.B. öffentlicher Verkehr) eingegangen wird.<br />
Da es im Gelän<strong>de</strong> immer nur JA/NEIN-Entscheidungen (gehen/<br />
fahren o<strong>de</strong>r umkehren) gibt, sind einfache Denk- und Handlungs-<br />
10 EXTRA 1/08<br />
STOP OR GO – GEFÄHRLICH FÜR MICH?<br />
Entscheidungsstrategie in zwei Schritten<br />
muster wie die strategischen Instrumente <strong>de</strong>r Lawinenkun<strong>de</strong> in<br />
komplexen Situationen sehr erfolgreich. Munter kommt zum Schluss:<br />
„Wer regelbasiert entschei<strong>de</strong>t, schlägt auf Dauer je<strong>de</strong>n Experten,<br />
<strong>de</strong>r wissensbasiert entschei<strong>de</strong>t!“ Die Unfallanalyse scheint ihm<br />
dabei Recht zu geben. In<strong>de</strong>m man in Größenordnungen und Bandbreiten<br />
<strong>de</strong>nkt (z.B. in Hangneigungsklassen), Wahrscheinlichkeiten<br />
berücksichtigt (z.B. Unfallhäufigkeit in steilen Hängen), auf beson<strong>de</strong>rs<br />
unfallträchtige Muster achtet (z.B. Unfälle in Nordhängen)<br />
und das Verhalten mittels Standardmaßnahmen beeinflusst, kann<br />
<strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r komplexen Ausgangssituation umgehen.<br />
STRATEGIEN<br />
Zentraler Baustein <strong>de</strong>r gängigen Strategien ist <strong>de</strong>r Verzicht auf<br />
Immer auf <strong>de</strong>r Hut:<br />
Unterwegs im Gelän<strong>de</strong><br />
müssen die Verhältnisse<br />
beständig beobachtet und<br />
das aktuelle Lawinen-<br />
bulletin gegebenenfalls<br />
relativiert wer<strong>de</strong>n.