Anwaltsreport - Anwalt-Suchservice
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KANZLEI<br />
Warum die Mandanten ausbleiben<br />
Für die Stagnation des Rechtsberatungsmarktes<br />
während der letzten<br />
Jahre haben Experten die verschiedensten<br />
Gründe parat. Doch zuverlässige<br />
Aussagen kann man letztlich nur von<br />
denjenigen erwarten, die Rechtsberatung<br />
wirklich angeht: die Mandanten nämlich.<br />
Deshalb haben die Rechtsschutzversicherungen<br />
in Deutschland im Frühjahr<br />
dieses Jahres eine Studie bei der<br />
Prognos AG in Berlin in Auftrag gegeben,<br />
um einerseits die Zugangsbarrieren<br />
der Mandanten zum Rechtsanwalt auskundschaften<br />
zu lassen und andererseits<br />
auch der Frage nachzugehen, ob die<br />
Bevölkerung eine Rechtsberatung von<br />
Rechtsschutzversicherungen wünscht.<br />
Als Auftragsstudie muss man natürlich<br />
auch die Prognos-Studie, wie alle derartigen<br />
Studien, sehr sorgfältig analysieren.<br />
Doch immerhin gibt sie Anwälten<br />
kostenfreien Einblick in die Gemütszustände<br />
von 1.003 repräsentativ<br />
befragten Personen. „Im Ausland ist das<br />
Problem ‚Access to Law‘, also Zugang<br />
zum Recht, ein weit zentraleres Thema<br />
als wir dies hier in Deutschland anerkennen<br />
wollen“, erläutert Prof. Martin<br />
Henssler von der Uni Köln. „Grundsätzlich<br />
– und insofern würde ich der<br />
Prognos-Studie zustimmen – ist es tatsächlich<br />
so, dass wir in Deutschland bei<br />
weiten Schichten der Bevölkerung doch<br />
Hemmschwellen beobachten können.<br />
Für viele ist der Zugang zum Recht doch<br />
Hindernisse auf dem Weg zum <strong>Anwalt</strong><br />
verursacht hohe Kosten<br />
Auswahl eines kompetenten <strong>Anwalt</strong>s ist schwierig<br />
Anwälte reden in Fachsprache, die man nicht versteht<br />
<strong>Anwalt</strong> ist an kleineren Fällen nicht interessiert<br />
10 anwaltsreport 6 / 2004<br />
18 %<br />
25 %<br />
dadurch erschwert, dass man etwa auch<br />
über das Kostenrisiko, das eine Beratung<br />
durch einen Rechtsanwalt aufwirft, nicht<br />
hinreichend informiert ist. Hier gilt es,<br />
für Abhilfe zu sorgen“.<br />
Die Befragten wollen mehrheitlich<br />
zum <strong>Anwalt</strong><br />
Die Mehrheit der von Prognos Befragten<br />
verfügt zwar über eine Rechtsschutzversicherung<br />
(62 %), war aber noch nie in<br />
eine rechtliche Auseinandersetzung verwickelt<br />
(52 %) und hatte in den letzten<br />
5 Jahren keinen Kontakt zu einem<br />
<strong>Anwalt</strong> (61 %). Doch die gute Nachricht<br />
lautet: 54 % der Befragten würden zuerst<br />
einen <strong>Anwalt</strong> aufsuchen, 37 % Freunde<br />
oder Bekannte um Rat fragen und 30 %<br />
würden sich bei rechtlichen Auseinandersetzungen<br />
an die Rechtsschutzversicherung<br />
wenden.<br />
Bisherige Erfahrungen<br />
spielen große Rolle<br />
Auch Personen, die in den letzten Jahren<br />
eine rechtliche Auseinandersetzung<br />
hatten, würden zuerst einen <strong>Anwalt</strong> aufsuchen.<br />
Dagegen würden Personen, die<br />
noch nie eine rechtliche Auseinandersetzung<br />
hatten, zuerst Freunde oder<br />
Bekannte um Rat fragen. An die Rechtsschutzversicherung<br />
würden sich 38 %<br />
aller Personen, die keine Erfahrungen<br />
29 %<br />
Anwälte verschärfen den Konflikt und drängen vor Gericht<br />
52 %<br />
58 %<br />
Quelle: Prognos AG<br />
mit rechtlichen Problemen haben, wenden,<br />
aber nur 20 % derjenigen mit Auseinandersetzungen<br />
in den letzten 5 Jahren.<br />
Fazit: Der <strong>Anwalt</strong> wird von Personen<br />
mit und ohne Rechtsschutz bevorzugt.<br />
Personen mit Rechtsschutz würden<br />
sich bei rechtlichen Problemen mit<br />
38 % doppelt so häufig an ihre Versicherung<br />
wenden wie Personen ohne Rechtsschutz<br />
(16 %). Bei Versicherten ersetzt<br />
die Rechtsschutzversicherung zum Teil<br />
auch die Informationsbeschaffung über<br />
Internet, Buch, CD, etc. und das Ratsuchen<br />
bei Freunden. Der Verbraucherschutz<br />
ist vor allem Anlaufstelle für Personen<br />
ohne Rechtsschutzversicherung.<br />
Objektivität der <strong>Anwalt</strong>schaft<br />
unbestritten<br />
Für die <strong>Anwalt</strong>schaft ebenfalls positiv:<br />
77 % der Befragten denken, dass Anwälte<br />
objektiv beraten – von den Befragten<br />
mit Kontakt zu Anwälten in den letzten<br />
5 Jahren sind das sogar 82 %. Die<br />
Mehrheit schätzt Anwälte als kompetent<br />
ein. Auch hier kommen Personen<br />
mit Kontakt zu Anwälten in den letzten<br />
5 Jahren zu einem positiveren Urteil.<br />
Immerhin 41 % finden aber, dass Anwälte<br />
auf spezielle Fragen keine Antwort<br />
haben, was die Einschätzung der Kompetenz<br />
zumindest relativiert.<br />
Mandanten fürchten vor allem<br />
hohe Kosten<br />
Die Befürchtung, dass hohe Kosten entstehen,<br />
stellt für 58 % der Befragten ein<br />
Hindernis dar, einen <strong>Anwalt</strong> aufzusuchen<br />
– und zwar unabhängig davon, ob<br />
sie rechtsschutzversichert sind oder<br />
nicht. Die Auswahl eines kompetenten<br />
<strong>Anwalt</strong>s wird von 52 % als Hinderungsgrund<br />
gesehen. Dass Anwälte den Konflikt<br />
verschärfen und sie vor Gericht<br />
drängen, wird nur von einer Minderheit<br />
(18%) als Hindernis gesehen, einen<br />
<strong>Anwalt</strong> aufzusuchen.<br />
Rechtsrat durch Nichtanwälte<br />
erwünscht<br />
Die Mehrheit der Befragten würde es begrüßen,<br />
wenn außer Anwälten auch angestellte<br />
Juristen und andere rechtskundige<br />
Personen, die keine Volljuristen sind,<br />
in Deutschland Beratung in rechtlichen<br />
Fragen anbieten würden. Eine deutliche