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Frischer Wind<br />
an der LMU München<br />
Professor Thomas Carell mag den Strukturwandel: Als Chemiker baut er<br />
kleine Moleküle um, als Hochschullehrer nimmt er sich Institutionen vor<br />
Er sitzt in Strategie- und Berufungskomissionen und entschei-<br />
det mit, welchen Weg die Naturwissenschaften an der Lud-<br />
wig-Maximilians-Universität (LMU) München einschlagen<br />
werden. Eine „School of Science“ ist beschlossene Sache, ein<br />
alternativer Qualifizierungsweg für den Nachwuchs längst<br />
im Aufbau. Professor Dr. Thomas Carell möchte den weiteren<br />
Umbau zügig vorantreiben: „Die Wissenschaft ist ein globa-<br />
les Spiel, wir müssen mit anderen Ländern mithalten.“ Auch<br />
in der Forschung hat er keine Scheuklappen. Ihm schwebt die<br />
Herstellung eines „elektrischen Drahts“ vor, der aus der Erb-<br />
substanz DNA aufgebaut ist. Eine international zusammenge-<br />
setzte Forschergruppe aus Chemikern und Biologen hat sich<br />
bereits an die Arbeit gemacht; gefördert wird das kühne Vor-<br />
haben von der VolkswagenStiftung.<br />
Forscherdrang und Hochschulengagement sind bei Carell<br />
schwer voneinander zu trennen, warum auch: Er möchte inte-<br />
ressierte Studierende und gute Mitarbeiter gewinnen, und da-<br />
für muss das universitäre Umfeld stimmen. Im Sommer 2005<br />
beschloss die LMU, die Fakultäten für Physik, Chemie und Phar-<br />
mazie sowie Biologie neu zu organisieren. Carell zum Beispiel<br />
lehrt und beforscht sein Fachgebiet, die organische Chemie,<br />
im „Department Chemie und Biochemie“. Künftig werden alle<br />
naturwissenschaftlichen Departments nach amerikanischem<br />
Vorbild in einer „School of Science“ eng zusammenarbeiten. Es<br />
wird Bachelor-, Master- und Graduiertenstudiengänge geben,<br />
und die traditionellen Fächergrenzen werden zu Gunsten der<br />
interdisziplinären Vernetzung verschwinden. An all diesen<br />
„Baustellen“ wirkt der dynamische Akteur mit.<br />
Für junge Professoren wie Carell, Jahrgang 1966, ist das alles<br />
kein Problem. Seine wissenschaftliche Karriere war von An-<br />
fang an international und interdisziplinär ausgerichtet. Als<br />
Postdoc forschte und lehrte Carell am Massachusetts Institute<br />
of Technology, als Gastprofessor in Haifa und Bologna, als For-<br />
schungsgruppenleiter an der ETH Zürich. Im Jahr 2000 nahm<br />
er einen Ruf auf eine C4-Professur nach Marburg an, vier Jahre<br />
später ging er nach München. In seiner Forschung spannt er<br />
den Bogen von der klassischen Synthese über biophysikalische<br />
Anwendungen wie den schon erwähnten „Elektro-DNA-Draht“<br />
bis hin zu medizinisch-onkologischen<br />
Fragestellungen. Diese hochgradig<br />
interdisziplinäre Ausrichtung war<br />
mit ein Grund dafür, dass Carell<br />
im Jahr 2004 den Leibniz-Preis der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft erhielt, die höchstdotier-<br />
te wissenschaftliche Auszeichnung hier zu Lande.<br />
Leerlauf hat es in der wissenschaftlichen Laufbahn von Tho-<br />
mas Carell nie gegeben, und dass dem so ist, verdankt er dem<br />
planvollen und reibungslosen Wechsel zwischen den Institu-<br />
tionen sowie einer gut abgestimmten Einwerbung von För-<br />
dermitteln. Ein Beispiel: Als Carell von Zürich nach Marburg<br />
wechselte, konnte er sofort mit einem Projekt zur Synthese<br />
von Blaulicht-Photorezeptoren beginnen. Den Antrag auf For-<br />
schungsförderung hatte er bei der VolkswagenStiftung früh-<br />
zeitig gestellt, und nun lagen die Mittel passend zum Start<br />
auf Abruf bereit. „Solche Forschungsgelder sind im ersten<br />
Jahr nach Übernahme einer Leitungsfunktion ganz besonders<br />
wichtig, damit die neu aufgebaute Arbeitsgruppe gleich losle-<br />
gen kann“, meint Carell.<br />
Engagiert für Forschung,<br />
Ausbildung und Strukturwandel<br />
seiner Hochschule:<br />
Professor Thomas Carell<br />
Sein Interesse gilt der biochemischen Untersuchung von<br />
DNA-Reparaturprozessen, und in diese Richtung liefen auch<br />
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