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040 Musik<br />
White Lies<br />
Schmerz,<br />
Trauer und<br />
zukunfTS -<br />
angST<br />
die 80er wer<strong>de</strong>n immer beliebter. Vor allem unter jenen, die sie nicht miterleben<br />
mussten. harry mcVeigh und charles cave von <strong>de</strong>n White Lies sind gera<strong>de</strong> 20<br />
und halten das ferne Jahrzehnt sogar für romantisch. martin riemann versuchte<br />
herauszufin<strong>de</strong>n, woher zur hölle sie das eigentlich wissen wollen. foto: Simon Birk.<br />
P opkultur, die alte Rampensau, seit geraumer Zeit<br />
schon ist sie dabei, unverhältnismäßig große<br />
Teile unserer Erinnerungen zu besetzen. Nur ein<br />
paar ruppige Basslines von »To Lose My Live«<br />
<strong>de</strong>r White Lies aus London bringen einen schneller in die<br />
80er, als man NATO-Doppelbeschluss sagen kann. Ist das<br />
jetzt wirklich schon das Revival eines Revivals?<br />
Die White Lies wer<strong>de</strong>n medial gerne so eingeordnet, und<br />
wahrscheinlich gibt Sänger Harry <strong>de</strong>swegen ungefragt darüber<br />
Auskunft, dass er Bands wie Interpol zwar möge,<br />
gleichzeitig aber keine Parallelen zu ihnen feststellen könne.<br />
Auch Joy Division habe man sich erst angehört, als die<br />
dauern<strong>de</strong>n Vergleiche kamen. Natürlich mit Begeisterung.<br />
In puncto Einflüsse ist Harry ohnehin nur schwer zu stoppen:<br />
Neben Talking Heads, Queens Of The Stone Age und<br />
The Cars fallen auch ein paar einleuchten<strong>de</strong>re Namen wie<br />
Secret Machines, Echo & The Bunnymen o<strong>de</strong>r The Associates.<br />
Aber wer will das eigentlich wissen? Ich bin doch<br />
nicht die Stilpolizei mit Durchsuchungsbefehl. Es ist absolut<br />
nichts Außergewöhnliches o<strong>de</strong>r gar Verwerfliches daran,<br />
sich einem populären Stil anzuschließen.<br />
Außergewöhnlich ist zunächst mal <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r drei<br />
Newcomer – das auf Tod, Vergänglichkeit und an<strong>de</strong>re Misslichkeiten<br />
fokussierte Album lan<strong>de</strong>te ruckzuck auf Platz<br />
#1 <strong>de</strong>r UK-Charts. Für die Band selbst hält sich die Überraschung<br />
darüber in Grenzen, die drei sind Vollprofis, Veteranen<br />
im Popgeschäft, haben sich ihre Instrumente schon<br />
vor sechs Jahren gekauft. Zu großes Kalkül kann man ihnen<br />
auch nicht vorwerfen, <strong>de</strong>nn genau das ist ihr Ding.<br />
Mit einem Hauch von Snob in <strong>de</strong>r nasalen Stimme erklärt<br />
Bassist und Textschreiber Charles <strong>de</strong>n Durchbruch:<br />
»Das Wichtigste war unser erster Gig. Weil wir auf MySpace<br />
so viel Aufmerksamkeit bekamen, aber nie spielten,<br />
stan<strong>de</strong>n wir unter einem größeren Druck als je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />
Band in <strong>de</strong>n letzten fünf Jahren. Selbst Bands wie die<br />
Arctic Monkeys traten schon auf, als sie noch Demos verteilten.<br />
So konnte die Industrie ihnen folgen und sie in irgendwelchen<br />
Pubs ausfindig machen. Wir probten aber<br />
drei Monate lang nur für diesen einzigen Gig, und als wir<br />
so weit waren, gab es, wie du dir vorstellen kannst, einen<br />
immensen Andrang. Der Auftritt war sofort ausverkauft.<br />
Wir bekamen <strong>de</strong>n Deal kurz danach.« Auch Harry hat eine<br />
Erfolgsformel parat: »Es hatte viel mit <strong>de</strong>r MySpace-Seite<br />
zu tun. Sie war bewusst schlicht, alles war schwarz, es gab<br />
keine Fotos, son<strong>de</strong>rn nur einen Song (›Death‹). Das war’s.<br />
Das hat viele angesprochen. Niemand wusste, wer wir waren,<br />
und das gab uns etwas Geheimnisvolles, Fremdartiges.«<br />
Harry begreift diese dunkle Schlichtheit als Gegen-