Auf Tohuwabohu! - jot wd
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„Be Berlin<br />
arm aber sexy“<br />
Unter diesem Motto lästern Regina Nitzsche und André Nicke vom Stadttheater Cöpenick am<br />
17. Januar, 19 Uhr, im Tschechow-Theater Marzahn, Märkische Allee 410, Tel. 93 66 10 78.<br />
Es jrünt so jrün ...<br />
Zuweilen holt einen die Erinnerung ein.<br />
So ging es mir, als ich bei der Vorbereitung<br />
dieser Ausgabe meinen Drucker mit<br />
Papier fütterte. Aus Gründen der Ökologie<br />
und der Sparsamkeit verwende ich in<br />
der Regel Seiten, die vorn schon mal bedruckt<br />
waren. Manchmal drehe ich<br />
die Blätter aus Neugier um. Und<br />
staune, was in den vergangenen<br />
Jahren so alles geschrieben,<br />
versprochen und - niemals<br />
verwirklicht wurde. Aktuell<br />
fielen mir einige Artikel aus<br />
meiner Zeit bei der „Berliner<br />
5<br />
Morgenpost“ in die Hand. Sie<br />
stammen vom Juli 1999 und es geht darin<br />
um den Alice-Salomon-Platz in Helle Mitte.<br />
„Piazza soll grün werden“, lautete eine<br />
Überschrift. Denn schon damals, vor 10<br />
Jahren, formierten sich Gegner des „steinernen,<br />
kalten und unmöblierten Areals“.<br />
In mehreren Umfragen und Diskussionen<br />
über die Zukunft des Platzes sprachen sich<br />
sowohl Anwohner als auch Studenten der<br />
ASFH für eine grüne Gestaltung des Plat-<br />
zes aus. Vor allem die Studenten forderten<br />
„mehr Grün vor unserer Haustür“. Der<br />
Platz-Architekt Rudolph Böttcher habe<br />
sich zunächst „heftig gesträubt“, hieß es,<br />
sei nach mehreren Gesprächen nun aber<br />
kompromissbereit. Bezirkspolitiker regten<br />
einen Spaziergang im Areal an, um sich<br />
Anregungen zu holen. Anwohner regten<br />
einen Brunnen an und Bänke zum Verweilen.<br />
Und das Ergebnis nach<br />
zehn Jahren? Natürlich nicht<br />
die einst von der MEGA<br />
geplante „Piazza“.<br />
Drei so genannte<br />
Lederhülsenbäume<br />
vor dem Rathaus (umgeben<br />
von viel Beton). Im vorigen Jahr begannen<br />
„Bauarbeiten“ vor der Schule, die<br />
sich über Wochen hinzogen. Da keimte<br />
Hoffnung auf. Nach Grün und so. Stattdessen<br />
wurden stapelweise Betonplatten<br />
verbaut. Um nicht ungerecht zu sein: Auch<br />
drei Bäumchen wurden eingewurzelt. Es<br />
jrünt so jrün auf Hellersdorfs größtem<br />
Stadtplatz... indi<br />
Bei winterlichem Schmuddelwetter sieht der Platz vor der Fachhochschule mit den drei<br />
dürren Bäumchen in beschmierten Umfriedungen besonders trist aus. Foto: Nachtmann<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Letzte Seite<br />
Die Gedanken sind frei…?<br />
„Die Gedanken sind frei, niemand kann<br />
sie erraten…“ Eine schöne Illusion suggeriert<br />
uns diese Liedzeile! Tun nicht ganze<br />
Heerscharen von Meinungsforschern<br />
mit angeschlossenen Instituten und<br />
Publikationsmöglichkeiten alles, um herauszubekommen,<br />
was wir denken? Von<br />
wegen! Auch das ist eine schöne Illusion<br />
von Vorgestern, als der mündige Bürger<br />
noch um seine geschätzte eigene Meinung<br />
gebeten wurde. Längst sind es die neugierigen<br />
Fragesteller von gestern, die<br />
Meinungen fabrizieren und multiplizieren.<br />
Erst einmal den Leuten geschickt untergejubelt,<br />
sind wir schließlich, welch ein<br />
Wunder, ganz einer Meinung mit den Profi-Meinungsmachern.<br />
Beispiele kennen die aufgeklärten Bundesbürger<br />
zur Genüge, hören aber gebannt<br />
zu, wenn der neueste Trend beim<br />
Politikerranking oder die neuen Umfragen<br />
der Verbraucherforscher präsentiert werden.<br />
Wer fragt schon nach der Auswahl<br />
der gerankten Politiker oder nach dem<br />
Hintersinn mancher Fragen? Die Dauerberieselung<br />
mit auf- und absteigenden<br />
Umfragewerten zwischen den Wahlen<br />
beeinflusst mittlerweile nicht nur unsere<br />
Sicht, sondern auch das Wesen der Politik<br />
fast stärker als die Wahl selbst. Ominöse<br />
Pisa-Studien aus willkürlich zusammengewürfelten<br />
Schulen in zufällig so und<br />
nicht anders entstandenen Bundesländern<br />
oder kleineren Regionen entscheiden über<br />
unsere Meinung zu Schulsystemen, Schülern<br />
und Lehrern. Als haarsträubend werden<br />
die verneinenden Antworten von jungen<br />
Menschen auf die Frage, ob die DDR<br />
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Künstlerisches <strong>jot</strong> w.d.-Preisrätsel<br />
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P H<br />
eine Diktatur war,<br />
vermarktet. Natürlich<br />
bestreiten viele<br />
Ossis, dass die Diktatur<br />
des Proletariats<br />
eine solche war, nur<br />
dass gerade solche<br />
Details den Fragestellern<br />
aus dem fernen<br />
Allensbach am<br />
wunderschön klaren Bodensee völlig an<br />
der Hutschnur vorbeigehen. Nicht zufällig<br />
hat ja fast jedes Meinungsforschungsinstitut<br />
das Adjektiv „parteinah“ vor dem<br />
Namen, und wer es nicht hat, hat vielleicht<br />
andere Finanziers. Die lieber wegen des<br />
Heiligenscheins der institutionellen Unabhängigkeit<br />
nicht in Erscheinung treten<br />
möchten.<br />
Der am Abgrund von Meinungsmachern<br />
stehende mündige Bürger ist also gefragt,<br />
wenn wir selber befragt werden sollen<br />
oder die Ergebnisse von Befragungen konsumieren.<br />
Wollen wir überhaupt auf dämliche<br />
Fragen antworten? Warum wird<br />
wann wem welche Frage gestellt? Wie soll<br />
wer mit welcher Antwort zu welchem<br />
Handeln gedrängt werden? Woher kommt<br />
die schöne Prämie für meine Teilnahme<br />
an irgendwelchen Meinungsumfragen?<br />
Gehen wir also kritisch zu Werke mit der<br />
Informationsgesellschaft, mindestens so<br />
wie der olle Churchill, der nur der eigenhändig<br />
gefälschten Statistik glauben<br />
mochte. Nur dann dürfen wir auch künftig<br />
das Liedlein unbeschwert singen:<br />
„Denn es bleibet dabei: Die Gedanken<br />
sind frei.“ Euer Schwejk<br />
Es sind Begriffe aus Kunst und Kultur<br />
mit zehn Buchstaben folgender<br />
Bedeutung zu bilden: 1. berühmter<br />
polnischer Komponist des 20. Jhd.,<br />
2. Büchersammlung, 3. Lebensbeschreibung,<br />
4. mus. Bühnenwerk<br />
von Carl Orff, 5. jährlicher Kulturhöhepunkt<br />
im Mai auf der Parkbühne<br />
Biesdorf, 6. Kunstrichtung zu<br />
Beginn des 20. Jhd., 7. diese „Art<br />
Bild“ hängt bei Oma über’m Sofa,<br />
8. Verfasser von Theaterstücken, 9.<br />
hier stehen berühmte Filmstudios,<br />
10. Chef einer Sängervereinigung.<br />
Die Buchstaben in den markierten<br />
Feldern ergeben – neu sortiert –<br />
ein bekanntes Werk unseres Komponisten<br />
Kurt Schwaen.<br />
Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. Januar (Poststempel) an <strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45,<br />
12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. einen Bezirkskalender.<br />
<strong>Auf</strong>lösung des Preisrätsels aus <strong>jot</strong> w.d. 12/2008: 1. Plaetzchen, 2. St. Nikolaus, 3.<br />
Fledermaus, 4. Jahresende, 5. Haselnüsse, 6. Erzgebirge, 7. Skiabfahrt, 8. Schneeball,<br />
9. Tannenduft, 10. Frostbeule. Das Lösungswort lautete: Brataepfel.<br />
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!<br />
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Seit einiger Zeit gibt es Umbau- und<br />
<strong>Auf</strong>schwungprogramme für den Westen<br />
der Republik. Weil dort die Zustände zuweilen<br />
katastrophal sind. Dazu sagte der Kabarettist<br />
Otfried Fischer in einer Fernsehsendung<br />
im Dezember 2008: „Es ist jetzt so, dass<br />
viele Ossis gern in den Westen fahren,<br />
um zu sehen, wie sie früher gelebt haben.“