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Auf Tohuwabohu! - jot wd

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Geburtstagsjahr<br />

Manchmal ist es mit den Jubiläen doch vertrackt: Marzahn<br />

wird 709 Jahre alt, Hellersdorf 634 Jahre. 1979 wurde ein<br />

Stadtbezirk Marzahn gegründet; aus einem Teil von ihm<br />

wurde 1986 der Stadtbezirk Hellersdorf. 15 Jahre später<br />

wurden die beiden zum Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf<br />

wieder zusammen gefügt. Also feiern wir 2009 das<br />

Jubiläum „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf“, auch wenn es<br />

dem Wortlaut nach nicht so recht stimmt. Das Logo, das den<br />

Bezirk durch das Jahr führt, entwarf Carsten Anderssohn.<br />

Inhalt<br />

Künstler-Serie in <strong>jot</strong> w.d.:<br />

Viele Leser werden sich an<br />

Sänger und Musiker ihrer<br />

Jugendzeit in der DDR erinnern.<br />

<strong>jot</strong> w.d. berichtet,<br />

was aus ihnen geworden<br />

ist. Heute: Siegfried<br />

Uhlenbrock.<br />

Seite 3<br />

Im Verkehr gemeinsam:<br />

Das vor gut 20 Jahren in<br />

Holland entwickelte Konzept<br />

„Shared Space“ könnte<br />

auch in Berlin erprobt<br />

werden, erfuhr <strong>jot</strong> w.d.<br />

Seite 11<br />

Ausblick auf 2009:<br />

Traditionell richtet <strong>jot</strong> w.d.<br />

die Augen in die Zukunft<br />

des nun angebrochenen<br />

Jahres. Diesmal sprachen<br />

wir angesichts der weltweiten<br />

Krise mit Wirtschaftsstadtrat<br />

Christian Gräff.<br />

Seite 4<br />

Rückblick auf 2008:<br />

Noch einmal blicken wir<br />

auf Ereignisse, Menschen<br />

und Bilder zurück, die im<br />

vergangenen Jahr eine<br />

wichtige Rolle in <strong>jot</strong> w.d.<br />

spielten. Dabei vergessen<br />

wir nicht, dass es neben<br />

Fortschritt auch Stillstand<br />

links und rechts der Wuhle<br />

gab. Wir erinnern auch,<br />

dass viele interessante und<br />

interessierte Leute den Bezirk<br />

besuchten – als Forscher,<br />

Künstler, Sportler.<br />

Seite 6/7<br />

14. Jahrgang<br />

Foto: Dittmann<br />

Liebe Leser,<br />

so ein Jahreswechsel lockt doch immer,<br />

einen Blick voraus auf wichtige<br />

Gedenk- und Feiertage zu werfen. Einiges<br />

dazu finden Sie auch in dieser<br />

Ausgabe. Von den hunderten Daten,<br />

die ebenso genannt werden könnten,<br />

viele wohl auch sollten, ist mir eines<br />

besonders ins Auge gefallen. Und<br />

wurde wenige Tage vor dem Jahreswechsel<br />

brandaktuell.<br />

Am 3. Januar 1919, vor 90 Jahren<br />

also, unterbreiteten Emir Faisal und<br />

Chaim Weizmann auf der Friedenskonferenz<br />

in Paris den Siegermächten<br />

des Ersten Weltkrieges den Vorschlag,<br />

aus dem Erbe des Osmanischen<br />

Reiches jeweils einen Staat für die<br />

Araber und für die Juden zu bilden.<br />

Insbesondere Großbritannien lehnte<br />

diese Idee mit Vehemenz ab. Die dem<br />

3. Januar 1919 vorhergehenden Ereignisse<br />

wurden dramatisch und ergreifend<br />

im Monumentalwerk „Lawrence<br />

von Arabien“ geschildert. Angesichts<br />

des nun schon über 60 Jahre<br />

dauernden Kriegszustandes, unterbrochen<br />

nur von Wochen und Mona-<br />

Die Bürgerzeitung<br />

aus Marzahn-Hellersdorf<br />

40 Jahre vorn<br />

Was wäre,<br />

wenn ...?<br />

ten „richtigen Krieges“ im Nahen Osten,<br />

darf man sich die hypothetische<br />

Frage stellen: Was wäre, wenn ...?<br />

Dieselbe Frage könnte man sich auch<br />

angesichts eines anderen Ereignisses<br />

stellen. Am 3. September 1939 (vor<br />

nunmehr 70 Jahren) erklärten Frankreich<br />

und Großbritannien Nazideutschland<br />

nach dessen Überfall auf Polen den<br />

Krieg. Und taten militärisch nichts. Als<br />

„komischer Krieg“ in Frankreich, als<br />

„Sitzkrieg“ in Deutschland wurden die<br />

beiden Westmächte verspottet. Die historische<br />

Forschung ist sich heute einig<br />

darüber, dass ein Einmarsch der westlichen<br />

Truppen die Wehrmacht und<br />

damit letztlich das Naziregime in sogar<br />

relativ kurzer Zeit zu Fall gebracht hätten.<br />

Was wäre, wenn ...?<br />

Auch am Ende dieses gerade begonnenen<br />

Jahres wartet ein Ereignis, dessen<br />

immense Auswirkungen bis heute mehr<br />

Nr. 1/2009<br />

EVP: 1 Euro<br />

Unvergessen ihr erster deutschsprachiger Titel „Vorn ist das Licht“, der Voraussetzung war, dass die damals nur regional<br />

bekannte Rockband „Puhdys“ im DDR-Fernsehen auftreten durfte. Jetzt also stehen die Männer, die nach eigener (Lied)-Aussage<br />

„bis zur Rockerente“ spielen wollen (und wohl noch darüber hinaus) 40 Jahre auf der Bühne. Am Neujahrstag begann für sie ihr<br />

„Geburtstagsjahr“ (natürlich auf der Bühne), das sie quer durch die mittlerweile viel größere Republik führen wird. Die hier<br />

gezeigte Bühnen-Deko gehört zum Lied „Denk ich an Deutschland“, das die Band erst nach einer „Wartezeit“ aus dem<br />

Giftschrank holen und öffentlich im kleineren, auf sein Ende zudriftenden Deutschland spielen durfte. Siehe Seite 9<br />

ver- als erkannt sind. Am 26. Dezember<br />

1979 (vor 30 Jahren) marschierten<br />

sowjetische Truppen in Afghanistan<br />

ein. Der Krieg und Bürgerkrieg<br />

in dem geschundenen Land dauert bis<br />

heute an. Doch war dieser Einmarsch,<br />

dem zehn Jahre und tausende auch<br />

sowjetische Tote später ein unrühmlicher<br />

Abzug folgte, einer der dicksten<br />

Sargnägel des Sowjet-Sozialismus.<br />

Denn die Milliardenkosten dieses<br />

Krieges – zusätzlich zum unbezahlbaren<br />

Wettrüsten – machten die<br />

östliche Wirtschaftskrise völlig unlösbar.<br />

Was wäre, wenn ...?<br />

Doch da 2009 auch das Jahr der Astronomie<br />

ist, sei noch ein (nicht wissenschaftlicher)<br />

Blick in die Sterne erlaubt.<br />

Welche Ereignisse dieses Jahres werden<br />

wohl in 10, 25, 40 oder 100 Jahren<br />

in den „Erinnerungslisten“ stehen?<br />

Hoffentlich mehr Friedensschlüsse als<br />

Kriegsbeginne. Bis diese Ereignisse eintreten,<br />

wünsche ich Ihnen ein gesundes,<br />

erfolgreiches, friedliches Jahr 2009<br />

und erst einmal viel Spaß mit dieser<br />

149. Ausgabe von <strong>jot</strong> w.d.<br />

Ihr Ralf Nachtmann


2 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Aktuell<br />

Weiter lernen<br />

Marzahn-Hellersdorf – Im Januar<br />

2008 u.a. in <strong>jot</strong> w.d. versprochen, im<br />

Januar 2009 gehalten. Die Seniorenakademie<br />

„alt-KLUG“ startet am 25.<br />

Januar, 10.30 Uhr, ihre erste „Vorlesung“<br />

zum Thema „Probiotika: Sinnund<br />

Unsinn einer ‘neuen’ Therapie in<br />

der Medizin“ mit Dr. Hans-Ulrich Jahn<br />

aus dem Vivantes Klinikum Hellersdorf<br />

im dortigen Konferenzzentrum.<br />

Insgesamt werden in diesem Jahr<br />

neun solcher Vortragsveranstaltungen<br />

stattfinden, alle an einem Sonntag-Vormittag,<br />

alle kostenlos.<br />

Die Akademie geht mit den Veranstaltungen<br />

zu ihren Zuhörern. Die Vorträge<br />

finden immer am Standort eines<br />

Kooperationspartners statt, also<br />

im Vivantes Klinikum, im Unfallkrankenhaus<br />

oder in der Alice-Salomon-<br />

Hochschule. Sie befassen sich mit alltäglich<br />

zu bewältigenden Fragen und<br />

Problemen, die für Menschen in der<br />

zweiten Lebenshälfte mehr und mehr<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Alle Termine und Themen finden sich<br />

in einem praktischen Faltheftchen, das<br />

in Bürgerämtern und Stadtteilzentren<br />

zur Mitnahme zu haben ist. Wer Lust<br />

hat, an der weiteren Gestaltung der<br />

Seniorenakademie „alt-KLUG“ mitzuwirken,<br />

ist herzlich willkommen.<br />

alt-KLUG Akademie für höhere Semester,<br />

Premnitzer Straße 12,<br />

12681 Berlin, Tel. 93 02 28 32,<br />

Ja, ich möchte<br />

Aboschein<br />

Die Bürgerzeitung<br />

aus Marzahn-Hellersdorf<br />

jeden Monat erhalten und abonniere die<br />

Zeitung zum Jahrespreis von<br />

12 Euro incl. Zustellung,<br />

(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)<br />

Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.<br />

Ausgabe schriftlich gegenüber dem <strong>jot</strong> w.d.-Herausgeber kündige. Zur<br />

Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag<br />

überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.<br />

Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen<br />

innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).<br />

Bitte liefern Sie an folgende Adresse:<br />

Name:...................................................................................<br />

Straße:..................................................................................<br />

PLZ, Ort:...............................................................................<br />

Telefon:.................................................................................<br />

Datum:.................. Unterschrift:.....................................<br />

Ausschneiden und per Post an:<br />

<strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 566 72 58<br />

email-Bestellung unter: bestell@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Woran in diesem Jahr zu denken ist<br />

2009: Ein Vorausblick in Geschichten über Geschichte<br />

Es ist nicht nur ein Wahljahr oder ein<br />

Rezessionsjahr, was jetzt beginnt. Es ist<br />

auch ein Jahr der Chancen, sich über Geschichte,<br />

besser noch mittels Geschichten<br />

über Geschichte näherzukommen.<br />

Die Chance besteht vor allem im Familien-<br />

und Freundeskreis, sich über das<br />

Woher auszutauschen, damit die Antworten<br />

auf das Wohin etwas weniger im Nebel<br />

liegen mögen. Es gibt in meinem Falle<br />

konkrete Anstöße, die an verpasste<br />

Chancen, sich erlebte Geschichte zu erzählen,<br />

erinnern. Beim Begräbnis des<br />

Vaters im vorigen Jahr hörte ich zum ersten<br />

Male, dass er der einzige (!) aus<br />

seiner Schulklasse von 30 Jungen des<br />

Jahrganges 1922 war, der den Krieg<br />

überlebte. Mit fünf Verwundungen und<br />

mehr als 50 Jahre lang mit Metallsplittern<br />

im Körper. Nie hatten wir ausführlicher<br />

das Thema „Drei Jahre an der Ostfront“<br />

erörtert. Aus welchen Gründen<br />

auch immer schwieg mein Vater und ich<br />

versuchte nicht, ihn zum Reden zu bringen,<br />

weil ich dachte, es ist vielleicht besser,<br />

Schweigen über solche Zeiten hinzunehmen.<br />

Womöglich hätte ich aber<br />

durch seine Schilderungen stärker das<br />

Glück verspürt, das überhaupt erste<br />

halbe Jahrhundert ohne heiße Kriege auf<br />

deutschem Boden zu genießen?<br />

1989 und 1949 Jahren<br />

Januar 1919<br />

den<br />

Das Jahr fängt gleich Mitte Januar<br />

mit schwierigen „Gedenktagen“<br />

zwischen<br />

www.altklug-seniorenakademie.de Auch<br />

(wohl ein unzulänglicher Begriff)<br />

an: Ermordung von Rosa Luxemburg<br />

und Karl Liebknecht vor 90 Jahren.<br />

Vor genau 20 Jahren beim jährlichen<br />

Karl- und Rosa-Vorbeimarsch an der<br />

Partei- und Staatsführung der DDR<br />

die oppositionellen Plakate mit dem<br />

Luxemburg-Zitat „Freiheit ist immer<br />

die Freiheit der Andersdenkenden“.<br />

Sollte ich meinen Enkeln beim Niederlegen<br />

der roten Nelken erzählen,<br />

was ich damals gemacht habe als<br />

Mitglied der Kampfgruppen, traditionell<br />

am Schluss des Zuges marschierend,<br />

selbst wenn fertige Erklärungen<br />

nicht in Aussicht sind? Und<br />

wem widme ich meinen Strauß anschließend,<br />

gegenüber des großen<br />

Denkmals, am kleinen Stein des<br />

Anstoßes? Wenn es um Opfer Stalinscher<br />

Willkür geht, ist da an die<br />

Pianistin Alice Herz zu denken? Die<br />

Prager Jüdin war nach schlimmen<br />

Jahren im Ghetto-KZ Theresienstadt<br />

und erneuten Verfolgungen durch die<br />

Moskau-treue tschechoslowakische<br />

KP-Führung 1949 nach Israel emigriert.<br />

(siehe Rezension ihres Buches<br />

in <strong>jot</strong> w.d. 12/2007).<br />

Mai und Oktober 1949<br />

Die Gründungen beider deutscher<br />

Staaten jähren sich zum 60. Mal.<br />

Heutzutage wird ihre Geschichte<br />

gerne auf die Perspektiven von Siegern<br />

und Besiegten gestutzt. Aber:<br />

„Sieger der Geschichte“ haben oft<br />

einen selbstbeschränkten Blick, wie<br />

gelernte DDR-Bürger wissen. Lassen<br />

wir uns deutsch-deutsche Geschichte<br />

aus privater Sicht heraus erzählen,<br />

ohne den Mantel des Schweigens<br />

über schwierige, gar schmerzliche<br />

Fragen zu decken wie zuvor<br />

mein Vater über seine Erlebnisse an<br />

der Ostfront.<br />

Um einen aktuellen Bezug herzustel-<br />

haben Menschen gelebt, geliebt, gelacht.<br />

Und manchmal eben an der Telefonzelle<br />

angestanden. Foto: Thomas Uhlemann<br />

len: Man kann auch über DDR-Geschichte<br />

schweigen, indem man seinen<br />

Kindern oder Enkeln auf neugierige<br />

Nachfragen lakonisch mitteilt,<br />

„eine Bankenkrise hatten wir<br />

jedenfalls nicht“. Und Punkt.<br />

Herbst 1989<br />

Vor 20 Jahren explodierte zuerst der<br />

Diskussions-, und dann auch der<br />

Kerzen- und Transparentstoffbedarf<br />

in der DDR (im Handel gab es fertig<br />

gepackte Demo-Sets). Fernsehbilder<br />

aus der bundesdeutschen Prager<br />

Botschaft, voll mit Flüchtlingen<br />

der letzten Stunde aus der DDR.<br />

Schließlich ausgerechnet am schicksalsträchtigen<br />

9.November die nur<br />

scheinbar plötzliche Maueröffnung.<br />

Warten wir also nicht darauf, dass<br />

Irgendjemand aus einem besonderen<br />

Kompetenzzentrum für uns Geschichte<br />

aufarbeitet. Nutzen wir<br />

doch, auch wenn es schwer fällt, selber<br />

die Chancen des Jahres 2009 mit<br />

seinen geschichtsträchtigen Momenten,<br />

um über Erlebtes zu sprechen!<br />

Die <strong>jot</strong> w.d. wird wie stets bei Debatten<br />

unseren Lesern die Chance<br />

geben, Autoren zu werden, die ihre<br />

streitbaren Reflexionen über Geschichte<br />

hier vor Ort öffentlich machen.<br />

Warum sollte der Beitrag von<br />

Norbert Seichter in der letzten Ausgabe<br />

2008 nicht eine ganze Serie in<br />

unserem Blatt einleiten?<br />

Ulrich Clauder<br />

So erreichen Sie die Redaktion:<br />

Post: <strong>jot</strong> w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin<br />

Tel.: 56 58 70 99<br />

email: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Im Internet unter www.<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Anzeigenberatung: 0179-6987186<br />

Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />

Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank<br />

Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.<br />

Die nächste Ausgabe von <strong>jot</strong> w.d. erscheint am 5. Februar 2009<br />

Redaktionsschluss: 27. Januar 2009<br />

Anzeigenschluss: 31. Januar 2009<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>jot</strong>. w. d.<br />

Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf<br />

Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.<br />

Anerkannt gemeinnützige Körperschaft<br />

Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99<br />

E-Mail: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />

Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)<br />

Ständige Autoren: S. Birkner, U. Gieche<br />

Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />

Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten<br />

Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 23. Januar, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen<br />

Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.<br />

Vereins- und Spendenkonto: Deutsche Bank, BLZ 10070024, Kontonummer 49 66 222 00<br />

<strong>jot</strong> w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn.<br />

Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung<br />

genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...


Leute<br />

„Ich habe mich nie<br />

als Star gefühlt“<br />

Täve zieht seine Runden im Weltall<br />

Mit Geld kann man nicht alles<br />

machen ... Leute, lasst euch nicht<br />

auseinander dividieren ... Wir können<br />

stolz sein auf das, was wir geschaffen<br />

haben ... Versuchen Sie,<br />

sich jeden Tag ausreichend zu bewegen<br />

... Man kann alles trainieren:<br />

Wenn ich mit Ihnen vier Wochen<br />

lang Handstand übe, dann<br />

können Sie das am Ende.<br />

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt<br />

der Worte, die der Gast in der Talk-<br />

Reihe „Wenn die Neugier nicht<br />

wär“ in der Studiobühne des FFM<br />

ans Publikum richtete. Sie stammen<br />

von einem, der sagt: „Radsport<br />

ist für mich der schönste Sport, den<br />

es gibt.“ Spätestens an dieser Stelle<br />

dürfte jeder gelernte Ossi wissen,<br />

wer am 6. Dezember zu Gast<br />

in Marzahn war: Radsportlegende<br />

Gustav-Adolf Schur, von seinen Bewunderern<br />

und Freunden liebevoll<br />

Täve genannt. Er schaffte, was nur<br />

wenige vermögen: Schon zu Lebzeiten<br />

eine Legende zu werden.<br />

Munter plauderte der zweifache<br />

Weltmeister und olympische Medaillengewinner<br />

mit Moderatorin<br />

Barbara Kellerbauer über das Leben<br />

damals und heute, über seine<br />

Liebe zum Radsport. Die begann<br />

schon früh. Als Schlosserlehrling<br />

musste er täglich mehrere Kilometer<br />

von seinem<br />

kleinen HeimatortHeyrothsberge<br />

bei<br />

Magdeburg zu<br />

seinem Lehrmeister<br />

in Körblitzzurücklegen<br />

– auf dem<br />

alten Drahtesel<br />

seines Vaters,<br />

mit Vollgummireifen. 1950 nahm<br />

er zum ersten Mal an einem Wettbewerb<br />

in Magdeburg teil. Er fuhr<br />

18,4 Kilometer und gewann. Täve<br />

begann bei der BSG <strong>Auf</strong>bau-Börde<br />

zu trainieren, nahm 1952 erstmals<br />

an der Friedensfahrt teil. 2286<br />

Kilometer zwischen Prag, Warschau<br />

und Berlin betrug die Distanz,<br />

das weiß er noch heute. Spätestens<br />

seit seinem ersten Sieg bei<br />

der Friedensfahrt 1955 kannte ihn<br />

jedes Kind. Was dann kam, ist in<br />

vielen Büchern nachzulesen.<br />

Bei seinem Besuch im FFM gab Täve<br />

gern die vielen gewünschten Autogramme.<br />

Fotos: Nachtmann/Archiv<br />

Täve bei einem Rennen in Berlin.<br />

Oder im Friedensfahrtmuseum<br />

Kleinmühlingen zu erkunden. <strong>Auf</strong><br />

dieses einzigartige Museum ist<br />

Täve besonders stolz. Viele persönliche<br />

Utensilien aus seiner aktiven<br />

Laufbahn werden dort u.a. verwahrt,<br />

darunter auch Tausende<br />

Briefe, die ihm seine Fans schrieben,<br />

sortiert in 46 Ordnern, darunter<br />

jede Menge Liebesbriefe.<br />

Doch es sind nicht allein die sportlichen<br />

Erfolge, die den Magdeburger<br />

zum Vorbild mehrerer Generationen<br />

werden ließen. Da gab es<br />

nach ihm erfolgreichere Rennfahrer.<br />

Es ist seine Bodenständigkeit,<br />

seine Bescheidenheit, seine Ehrlichkeit,<br />

seine Freundlichkeit, die<br />

so viele an ihm schätzen.<br />

Er war das, was<br />

man heute als Star bezeichnet,<br />

aber er hat<br />

sich nie so benommen.<br />

Er ist nicht reich<br />

geworden durch den<br />

Leistungssport, wie<br />

das heute Usus ist.<br />

Er wohnt noch immer<br />

mit seiner Frau Renate,<br />

mit der er vier Kinder großzog,<br />

in seinem Heimatort Heyrothsberge.<br />

Er engagierte sich als<br />

Bundestagsabgeordneter für soziale<br />

Gerechtigkeit, ist im Landesvorstand<br />

der Volkssolidarität Magdeburg<br />

tätig, Ehrenmitglied zahlreicher<br />

Vereine, engagiert sich bei der<br />

„Tour der Hoffnung“ für krebskranke<br />

Kinder und so vieles mehr. Einen<br />

„Luxus“ allerdings leistet sich<br />

Täve, der mehrfache Großvater. Er<br />

hat einen „Zweitwagen“. Neben<br />

seinem alten 306er Peugeot, mit<br />

dem er immer noch viel unterwegs<br />

ist zu Vorträgen, Talkrunden, Beratungen<br />

oder Radsportereignissen,<br />

besitzt er einen himmelblauen Trabant,<br />

umgebaut zum Cabrio. „Wenn<br />

ich mit meinen Enkeln im Trabi<br />

durch Magdeburg fahre, gucken die<br />

Leute, als käm’ ich im Porsche“,<br />

schmunzelt er.<br />

Das Radfahren über längere Strekken<br />

hat der 77-Jährige inzwischen<br />

reduziert. „<strong>Auf</strong> ein- bis zwei Mal<br />

in der Woche.“ Fünf- bis 10-km-<br />

Läufe gehören neben einer gesunden<br />

Lebensweise auch zum Fit bleiben.<br />

Besonders stolz ist er darauf,<br />

dass am 16. Oktober 2000 ein Planetoid<br />

nach ihm benannt wurde.<br />

„Täve“ kreist nun unendlich zwischen<br />

Mars, Jupiter und Sonne.<br />

<strong>jot</strong> w.d. gratuliert ganz herzlich zum<br />

78. im Februar. Möge Täve auch<br />

auf Erden noch viele Runden „kreisen“.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 3<br />

Musiklegenden des Ostens – <strong>jot</strong> w.d.-Serie, Teil 53<br />

In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler<br />

vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer<br />

Leser – also in den 50er, 60er, 70er und<br />

80er Jahren – Schlagzeilen machten.<br />

Siegfried Uhlenbrock<br />

Neben Doerk/Schöbel und Hauff/<br />

Henkler gehörten sie zu den<br />

„Traumpaaren“ der Unterhaltungsbühnen<br />

der DDR: Dagmar<br />

Frederic & Siegfried Uhlenbrock.<br />

Dass der aus Wismar stammende<br />

Sohn eines Stellmachers (geboren<br />

1939) in erster Linie Instrumentalist<br />

(Bratsche, Klavier, Viola)<br />

und Komponist war, stand damals<br />

weniger im Licht der Öffentlichkeit.<br />

Dennoch bestimmte gerade<br />

diese Tatsache die berufliche Karriere<br />

von Siegfried Uhlenbrock bis<br />

zum heutigen Tag.<br />

Angefangen hatte alles Anfang der<br />

50-er Jahre. Die Familie war 1954<br />

ins Haus der Großmutter<br />

nach Zeuthen bei Berlin<br />

übergesiedelt. Siegfried<br />

begann ein Studium an der<br />

Musikfachschule Berlin,<br />

wurde dann an die Musikhochschule<br />

Hanns Eisler<br />

delegiert, studierte u.a.<br />

Bratsche und Klavier und<br />

wurde 1961 während seines<br />

Grundwehrdienstes für<br />

das Erich-Weinert-Ensemble<br />

(EWE) entdeckt. „Anfangs<br />

wollte ich Bildende<br />

Kunst studieren und war<br />

auch schon ein halbes Jahr<br />

an der Kunsthochschule Weißensee<br />

immatrikuliert. Doch dann zog<br />

es mich doch zur Musik“, erinnert<br />

sich Uhlenbrock. Beim EWE in<br />

Berlin-Biesdorf fand er sich in<br />

guter Gesellschaft mit Frank<br />

Schöbel, Hartmut Eichler, Chris<br />

Doerk und Volkmar Böhm. Im<br />

EWE erhielt er zudem eine Ausbildung<br />

als Komponist und Arrangeur<br />

– und damit waren die<br />

Grundlagen für seinen beruflichen<br />

Werdegang gelegt.<br />

Dass er dann jahrelang als Sänger<br />

auf der Bühne stand, im<br />

Ensemble des Fernsehfunks<br />

und auf zahlreichen Bühnen<br />

im In- und Ausland, war<br />

eher einem Zufall zu verdanken.<br />

„Bei einer Gastspielreise<br />

des EWE nach<br />

Petersburg fiel ein Sänger<br />

aus und ich sprang ein. 70<br />

Mark Prämie und ein Orden<br />

gabs dafür“, schmunzelt<br />

Uhlenbrock. Und kam so<br />

von der Wernert-Klassik zur<br />

Weinert-Estrade. Er komponierte<br />

seitdem Schlager (damals<br />

u.a. für Rosemarie<br />

Ambé und Helga Zerrenz),<br />

erwarb 1966 seinen Berufsausweis.<br />

In dem KGD-Programm<br />

„Interview mit<br />

Schlagern“ lernte er 1967<br />

die Sängerin Dagmar Frederic<br />

kennen. Es begann eine Zusammenarbeit<br />

als Gesangspaar,<br />

die bis 1973 dauern sollte. Schon<br />

1968 entstand ihr wohl bekanntester<br />

Hit „Du hast gelacht“, geschrieben<br />

von „Uhle“. Komposition,<br />

Text und Interpretation Uh-<br />

Zahntechniker und Ehrenbürger<br />

lenbrock. „Das war den Funktionären<br />

nicht geheuer, deshalb<br />

musste ich mir als Texter ein Pseudonym<br />

zulegen“, sagt er.<br />

Fred Olsen nannte er sich. Dieser<br />

mexikanische Walzer ging um die<br />

Welt, nicht zuletzt, weil Gaby<br />

Seyfert bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften<br />

1969 in Colorado<br />

Springs zu diesem Lied ihre<br />

Weltmeisterkür lief. „Du hast gelacht“,<br />

so hieß dann auch die erste<br />

bei Amiga erschienene Platte des<br />

Gesangsduos (1970), mit einer<br />

Nachauflage 1971. Ein Jahr darauf<br />

folgte die zweite LP „Tanz in der<br />

Sommernacht“. Mit dem gleichna-<br />

migen Song von Uhlenbrock/Brandenstein<br />

gewannen sie Gold beim<br />

Liederfestival der Ostseestaaten<br />

und wurden Publikumslieblinge.<br />

Nach der beruflichen Trennung von<br />

Dagmar Frederic („Wir waren nie<br />

verheiratet“, stellt Uhle klar.) blieb<br />

er im Fernsehensemble, arbeitete<br />

solistisch und als Komponist weiter,<br />

trat mit der Band „Fakt“ aus<br />

Leipzig und der Sängerin Heidi<br />

Anders auf. Kurz darauf verpflichtete<br />

das Kinderfernsehen den Sänger<br />

für den „Liederspielplatz“ im<br />

Abb.: Bei „3 nach drei“ im Dezember<br />

2008 im Kulturforum Hellersdorf<br />

sang Uhle gemeinsam mit<br />

Sohn Tim Morten. Dagmar Frederic<br />

und Siegfried Uhlenbrock Ende<br />

der 60-er Jahre als Gesangspaar.<br />

Fotos: Dittmann, Archiv<br />

Wie geht es den Publikumslieblingen von einst<br />

heute? <strong>jot</strong> w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen<br />

unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Komponisten<br />

und Sänger Siegfried Uhlenbrock fort.<br />

Abendgruß des Sandmännchens.<br />

Das Musizieren mit Kindern<br />

machte ihm Spaß, er produzierte<br />

Liedergeschichten für Kinder und<br />

brachte 1984 sein erstes Kindermusical<br />

in Hoyerswerda auf die<br />

Bühne, dem bis 2005 zahlreiche<br />

weitere Musicals folgen sollten.<br />

So kam es, dass Siegfried<br />

Uhlenbrock zum Ehrenbürger von<br />

Hoyerswerda ernannt wurde. Sein<br />

Sohn Tim Morten trat in Vaters<br />

Fußstapfen, lernte als Fünfjähriger<br />

bei ihm Klavierspielen und<br />

stand dann in einigen Kindermusicals<br />

des Vaters auf der Bühne.<br />

Heute ist der inzwischen 23-<br />

Jährige ein vielbeschäftigter Musiker<br />

mit eigener Band, vor allem<br />

aber Schauspieler. Tochter Fleur<br />

studiert hingegen Medizin. Auch<br />

Uhle hatte sich nach der Wende<br />

in diese Richtung orientiert, lernte<br />

Zahntechniker und steht als<br />

solcher seiner Frau, einer Kiefernorthopädin,<br />

bis heute zur Seite.<br />

„Kennen gelernt hatten wir uns,<br />

nein, nicht beim Zahnarzt, sondern<br />

beim Baden in Warnemünde“,<br />

erzählt er. „Abends trat<br />

ich in der Sky-Bar auf und Claudia<br />

saß immer im Publikum.“ Aus<br />

der Zufallsbegegnung wurde eine<br />

langjährige glückliche Ehe mit<br />

zwei Kindern, auf die Uhle mächtig<br />

stolz ist. Ingeborg Dittmann<br />

In dieser Serie erschienen bisher:<br />

Julia Axen, Hans-Jürgen Beyer, Helga<br />

Brauer, Uschi Brüning, Gerd Christian,<br />

City, Dieter Dornig, Hartmut Eichler,<br />

electra, Ina-Maria Federowski, Arnold<br />

Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden,<br />

Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Heinz-<br />

Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath,<br />

Michael Hansen, Monika Hauff/<br />

Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Andreas<br />

Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda,<br />

Uwe Jensen, Barbara Kellerbauer,<br />

Britt Kersten, Jürgen Kerth, Aurora<br />

Lacasa, Lift, Gerti Möller, Thomas Natschinski,<br />

Omega, Jenny Petra, Puhdys,<br />

James W. Pulley, Brigitte Rabald-Koll,<br />

Gaby Rückert, Christian Schafrik, Fred<br />

Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,<br />

Frank Schöbel, Sonja Siewert<br />

& Herbert Klein, Reiner Süß, Tina, Regina<br />

Thoss, Christiane Ufholz, Bärbel<br />

Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland,<br />

Alfons Wonneberg, Petra Zieger


4 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Großsiedlung<br />

Einige wichtige<br />

Termine 2009<br />

Januar:<br />

10.1., 14 Uhr: Eröffnung des<br />

KOMPASS „Haus im Stadtteil“, Kummerower<br />

Ring 42;<br />

12.1., 14 Uhr: Eröffnung der Marzahn-Hellersdorfer<br />

Gesundheitstage<br />

im Eastgate<br />

Februar:<br />

1.2., 14 Uhr: Eröffnung der Ausstellung<br />

„Zeitblicke 30 Jahre Marzahn-<br />

Hellersdorf – 20 Jahre Wende“ im<br />

Bezirksmuseum, Alt-Marzahn 5;<br />

18.2., 11 Uhr: Eröffnung der 4.<br />

Sozialtage unter dem Motto „Sozial<br />

und engagiert“ im Eastgate<br />

März:<br />

Übergabe des „Haus des Sports“, Eisenacher<br />

Straße 121;<br />

28./29.3.: kultour à la carte.<br />

April:<br />

23.4.: Girls Day – Mädchenzukunftstag<br />

2009 mit Verleihung des Girls’<br />

Day-Preises;<br />

25.4.: 4. Pflanzung im Hochzeitspark<br />

zwischen Ludwig-Renn- und Alfred-<br />

Döblin-Straße.<br />

Mai:<br />

2.5.: „20 Jahre Kiste – 20 Jahre Kultur<br />

im Wandel“, Die Kiste, Heidenauer<br />

Str. 10, feiert Geburtstag;<br />

17.5., 13 Uhr: 12. Marzahn-Hellersdorfer<br />

Sängerfest auf der Biesdorfer<br />

Parkbühne.<br />

Juni:<br />

5.6.: „4. Classic Open Air“ auf dem<br />

Fritz- Lang- Platz; 13.6., 11 Uhr:<br />

Oma-Opa-Enkel- Tag im Bürgerhaus,<br />

Marchwitzastraße 24-26.<br />

Juli:<br />

4./5.7.: Langer Tag der Stadtnatur;<br />

19.7.: Klänge aus 1001 Nacht im Orientalischen<br />

Garten.<br />

August:<br />

30.8.: „Marzahner Highland Games“<br />

am und im Irrgarten des Erholungsparks<br />

Marzahn.<br />

September:<br />

12./13.9.: Tag des offenen Denkmals;<br />

12./13.9.: Großes Geburtstagfest „30<br />

Jahre Marzahn-Hellersdorf“ im Erholungspark<br />

Marzahn.<br />

20.9.-17.10.: Interkulturelle Tage in<br />

Marzahn-Hellersdorf.<br />

Oktober:<br />

16./17.10.: Lange Nacht der Jugendfreizeiteinrichtungen;<br />

17./18.10.: Rassegeflügelausstellung<br />

im Kleintierhof Alt-Marzahn.<br />

November:<br />

21.11. Tag der Regional- und Heimatgeschichte<br />

zum Thema „20 Jahre<br />

Mauerfall“.<br />

Dezember:<br />

5./6.12.: Traditioneller Weihnachtsmarkt<br />

Alt Kaulsdorf<br />

Wir haben viele Chancen, und<br />

wir sollten sie auch nutzen<br />

Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff sieht 2009 für den Bezirk trotz vieler Probleme positiv<br />

Traditionell blickt <strong>jot</strong> w.d. mit<br />

dem Bezirksamt am Jahresbeginn<br />

in die Zukunft. Diesmal<br />

sprachen wir, auch angesichts<br />

der Wirtschaftskrise, mit Wirtschaftsstadtrat<br />

Christian Gräff.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Bundesregierung und<br />

Wirtschaftsforscher sprechen seit<br />

Wochen von einer tiefen Rezession.<br />

Selbst die Kanzlerin macht ein<br />

Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.<br />

Droht denn auch in Marzahn-Hellersdorf<br />

der Niedergang?<br />

Christian Gräff: Ich glaube<br />

nicht, dass sich die Entwicklung<br />

auf die Unternehmen in Marzahn-<br />

Hellersdorf dramatisch schlecht<br />

auswirkt. Es gibt hier auch Unternehmen<br />

aus der Kfz-Zulieferbranche,<br />

die haben in der Tat echte<br />

Probleme. Bei der Mehrheit der<br />

kleinen und mittelständischen<br />

Firmen im Bezirk sieht es aber<br />

nicht so aus. Ich werde in diesem<br />

Jahr viele von ihnen besuchen,<br />

um die verschiedenen Probleme<br />

kennen zu lernen und nach Kräften<br />

bei deren Lösung zu helfen.<br />

Allerdings bin ich mir sicher, dass<br />

wie in ganz Berlin auch in unserem<br />

Bezirk die Arbeitslosigkeit<br />

ansteigen wird.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Sind dadurch starke soziale<br />

Auswirkungen zu erwarten?<br />

Christian Gräff: Die Differenz<br />

der sozialen Lage zwischen den<br />

Großsiedlungen einerseits und<br />

den Siedlungsgebieten andererseits<br />

wird sich vergrößern. Gravierende<br />

Probleme in Mengen<br />

sind aber nicht zu erwarten. In<br />

Deutschland gibt es eine starke<br />

Sozialgesetzgebung. Auch deshalb<br />

hat ja die Bundesregierung<br />

bei den Banken eingegriffen.<br />

Sonst hätten wir womöglich Verhältnisse<br />

wie vor 80 Jahren in der<br />

Wirtschaftskrise 1929/1930 bekommen<br />

können. Mit den bekannten<br />

Auswirkungen.<br />

Unsere Sozialsysteme sind gerüstet<br />

für die schwierige Zeit. Auch<br />

wenn es für niemanden wünschenswert<br />

ist, arbeitslos zu sein.<br />

Daher muss und wird die Kommunalpolitik<br />

den Menschen zeigen,<br />

dass sie gewillt ist, ihnen zu<br />

helfen.<br />

Bezirk und Umland:<br />

Mit Ahrensfelde, Altlandsberg<br />

und Hoppegarten ist uns die Zusammenarbeit<br />

gut gelungen, besonders<br />

über den Tourismus.<br />

Das ist sehr wichtig, und das<br />

werden wir weiter tun.<br />

Stadtumbau Ost:<br />

Wohnungsabrisse sind ja nun<br />

weitestgehend abgeschlossen.<br />

Bei der öffentlichen Infrastruk-<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Aber es gibt doch auch<br />

in den Siedlungsgebieten soziale<br />

Probleme und Verwerfungen, beispielsweise<br />

bei Älteren mit<br />

schmaler Rente, die nun fürchten,<br />

ihre Häuschen zu verlieren.<br />

Christian Gräff: Direkte Möglichkeiten<br />

zu helfen hat der Bezirk<br />

hier nicht. Wir können aber viel tun<br />

bei der Beratung in verschiedenen<br />

sozialen Lebenslagen. Beim Thema<br />

Jugend müssen wir unbedingt<br />

gegensteuern. In den Siedlungsge-<br />

bieten steigt die Drogenproblematik<br />

stark an. Da wird sich das<br />

Bezirksamt engagieren. Themen<br />

wie Jugendklubs stehen auf der<br />

Tagesordnung, auch wenn das viele<br />

Eltern gar nicht so sehen.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: In Problemkiezen der<br />

Großsiedlung hat der Senat mit<br />

großem <strong>Auf</strong>wand drei Quartiersmanagements<br />

eingerichtet. Hat<br />

sich dort dadurch die Lage verbessert?<br />

Christian Gräff: Die haben schon<br />

etwas bewirkt, Menschen und verschiedene<br />

Interessengruppen zusammen<br />

gebracht. Und in schwierigen<br />

Kiezen einzelne Leuchttürme<br />

aufgerichtet. Massen zu bewegen,<br />

war und ist nicht die <strong>Auf</strong>gabe.<br />

Und an der sozialen Zusammensetzung<br />

der Wohngebiete können<br />

sie nichts ändern. In den beiden<br />

Marzahner Gebieten hat sich<br />

die Lage durchaus verbessert. An<br />

der Hellersdorfer Promenade wird<br />

die soziale Struktur derzeit eher<br />

tur wird das noch weiter gehen.<br />

Allerdings wünsche auch ich mir<br />

mehr „wirklichen“ Umbau, etwa<br />

mit der Einrichtung von Multifunktionsgebäuden.<br />

ÖPNV:<br />

Wir engagieren uns gemeinsam<br />

mit dem Landrat von Märkisch<br />

Oderland stark für die Ostbahn.<br />

Der Verkehr von und nach Polen<br />

nimmt an Bedeutung zu. Da steht<br />

auch die Frage des Haltepunkts<br />

der Bahn. Ich bin überzeugt, der<br />

schwieriger. Das hängt auch stark<br />

mit den Problemen des Besitzers<br />

zusammen. Auch deshalb soll das<br />

Managementgebiet erweitert werden.<br />

Es müssen mehr Bewohner,<br />

aber auch Vermieter und Einrichtungen<br />

einbezogen werden.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Bürgerbeteiligung ist ja in<br />

jüngster Zeit stark in Mode gekommen.<br />

Beispielsweise im Projekt<br />

Bürgerhaushalt. Welche Erkenntnisse<br />

sind für dieses Jahr wichtig?<br />

Schreibtisch voller Arbeit: Wirtschaftsstadtrat Gräff. Foto: Nachtmann<br />

Christian Gräff: Diejenigen<br />

Bürger, die da mitmachen, sind<br />

sehr engagiert. Die kümmern sich<br />

sprichwörtlich um jeden Straßenkantenabschnitt.<br />

Problematisch<br />

ist die geringe Beteiligung. Da<br />

besteht durchaus die Gefahr, dass<br />

Vorschläge Einzelner eine Priorität<br />

bekommen, die sie objektiv<br />

nicht haben. Die so geringe Anzahl<br />

aktiv Beteiligter ergibt sich<br />

womöglich auch daraus, dass einerseits<br />

eine Identifikation mit<br />

dem Stadtteil, geschweige denn<br />

mit dem Bezirk, schwierig ist.<br />

Auch die Vorstellung, dass tiefgreifend<br />

Einfluss genommen werden<br />

kann, hat niemand mehr.<br />

Womöglich muss man das gesamte<br />

Verfahren noch einmal überdenken.<br />

Grundsätzlich ist es aber<br />

richtig, auch in einer repräsentativen<br />

Demokratie den Einzelnen<br />

mehr einzubeziehen.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Etwa durch die neuen<br />

Möglichkeiten von Bürgerbegeh-<br />

Kurz gesagt: Christian Gräff über ...<br />

wird kommen. Aber ich weiß<br />

nicht, ob es Mahlsdorf oder Hoppegarten/Birkenstein<br />

sein wird.<br />

Wenn die Anbindung mit Bussen<br />

stimmt, ist das letzlich egal. Wir<br />

sind auch in engem Kontakt mit<br />

der BVG, was die Anbindung von<br />

Mahlsdorf und Kaulsdorf an das<br />

Brandenburger Umland betrifft.<br />

Die wollen wir verbessern.<br />

Demografischer Wandel:<br />

Die ganze Stadt wird sich wandeln.<br />

Einige Wohnungsbaugesell-<br />

ren. Wie sehen die Erfahrungen<br />

hier aus?<br />

Christian Gräff: Bei den Ringkolonnaden<br />

war die Zusammenarbeit<br />

sehr qualifiziert. Man<br />

merkte, dass die Initiatoren sich<br />

umfänglich mit der Thematik,<br />

aber auch den Regularien befasst<br />

haben. Schnellschüsse in diesen<br />

Dingen führen sicher nicht zum<br />

Ziel. Etwaige Befürchtungen, wir<br />

würden mit Bürgerbegehren geradezu<br />

überrollt, haben sich als<br />

Unsinn erwiesen. Auch in diesem<br />

Jahr erwarte ich keinen Andrang.<br />

Zumal unser Bezirk auch bei den<br />

landesweiten Volksbegehren in<br />

punkto Beteiligung stets an letzter<br />

Stelle lag. Grundsätzlich ist<br />

dieses Modell richtig. Es zwingt<br />

Kommunalpolitik, alle Argumente<br />

besonders streng zu prüfen und<br />

die eigenen <strong>Auf</strong>fassungen auch an<br />

die Bevölkerung zu vermitteln.<br />

<strong>jot</strong> w.d.: Jetzt besteht Marzahn als<br />

Berliner Bezirk 30 Jahre. Ist 2009<br />

ein Jahr des Feierns?<br />

Christian Gräff: Mehr noch des<br />

Arbeitens. Unser Problem ist doch,<br />

dass wir in der Wahrnehmung und<br />

in der Vermarktung schlechter sind,<br />

als es sein müsste. In weiten Teilen<br />

wird Marzahn-Hellersdorf als<br />

schöner grüner Wohnstandort wahrgenommen.<br />

Aber wir haben und wir<br />

können mehr. Wenn die Idee des<br />

Solarparks realisierbar ist, kann das<br />

Image des Bezirks sehr ins Positive<br />

gehoben werden, auch als Ort<br />

von Industrie, Zukunft, Umwelttechnologie.<br />

Oder nehmen wir das<br />

Orwo-Haus. Ohne das, ohne diese<br />

günstigen Proben- und Arbeitsmöglichkeiten<br />

würde es Gruppen wie<br />

„Silbermond“ vielleicht gar nicht<br />

geben. Wir haben als Leuchtturm<br />

die Gärten der Welt, wir haben aber<br />

auch ein reiches Kulturleben im<br />

Bezirk, wir haben Spitzensport, wir<br />

haben Innovationskraft.<br />

Das Jubiläum wird mehr Augenmerk<br />

auf uns lenken. Wir sollten<br />

diese Chance nutzen und zeigen,<br />

was der Bezirk kann, welche interessanten<br />

Angebote er hat. Wir<br />

sollten das auch nach innen hinein<br />

vermitteln, die Menschen, die<br />

hier leben, noch enger an den<br />

Bezirk binden.<br />

Fragen: Ralf Nachtmann<br />

schaften, auch in unserem Bezirk,<br />

haben sich bereits erfreulich<br />

diesem Thema gestellt. Andere<br />

brauchen wohl noch etwas<br />

Zeit. Defizite haben wir jedoch<br />

in der öffentlichen Infrastruktur.<br />

Da wird künftig richtig investiert<br />

werden müssen.<br />

Investitionsprogramm<br />

der Regierung:<br />

Da wird wohl hier unten in den<br />

Bezirken nichts ankommen.


Aus Groß- & Kleinsiedlung<br />

Marzahn-Hellersdorf – Nach dem<br />

Motto „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf<br />

– ein Metropolenraum im<br />

Wandel“ wird 2009 kräftig gefeiert.<br />

Im Januar 2009 gibt es noch<br />

einen Grund zum Feiern: Die<br />

Seniorenakademie „alt-KLUG“<br />

wird gestartet. Zur ersten Vorlesung<br />

sind am 25. Januar Senioren in den<br />

Hörsaal des Unfallkrankenhauses<br />

geladen. Einst war er der jüngste<br />

Bezirk Berlins, jetzt altert er mit<br />

seinen Bewohnern. In Marzahn-<br />

Hellersdorf unterscheidet sich die<br />

demografische Entwicklung von<br />

anderen, gewachsenen Bezirken.<br />

Bürgermeisterin Dagmar Pohle fordert,<br />

die riesigen Potenziale des<br />

„dritten Alters“ unbedingt zu nutzen.<br />

Die Seniorenvertretung tut das<br />

bereits – beim Runden Tisch zur<br />

Senioren- und Gesundheitspolitik,<br />

bei Einwohnerversammlungen, der<br />

Gesundheitskonferenz zur hausund<br />

fachärztlichen Versorgung oder<br />

bei „Senioren debattieren im Parlament“.<br />

Über all das berichtet das Seni-<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 5<br />

„Ich bin eine deutsche Schriftstellerin“<br />

Anna Seghers im Mittelpunkt einer literarischen Matinee<br />

Hellersdorf – Die Mitarbeiterin der<br />

Anna-Seghers-Gedenkstätte der<br />

Akademie der Künste in Adlershof,<br />

Dr. Monika Melchert, stellte in einer<br />

Sonntagsmatinee in der Peter-<br />

Weiss-Bibliothek ihr Buch „Mit<br />

Kafka im Café“ vor. Es enthält die<br />

schönsten Szenen aus Märchen, Legenden,<br />

Sagen und Mythen, die Anna<br />

Seghers neben ihren neun großen<br />

Romanen und vielen Erzählungen<br />

geschrieben hat. Was Frau Melchert<br />

las, war vielen Literaturfreunden bisher<br />

wenig geläufig. Sie wurden aber<br />

vom Vortrag der Autorin in Nachdenklichkeit<br />

und frohe Stimmung<br />

versetzt. Auszüge aus der Novelle<br />

„Die Toten der Insel Djahl“ und aus<br />

den schönsten Sagen vom Räuber<br />

Woynok – von Frau Melchert ein-<br />

Lonely Hearts in der<br />

Galerie KLIN<br />

Marzahn – Vom 19. Januar bis<br />

18. Februar zeigt die Galerie<br />

KLIN, Ahrensfelder Chaussee<br />

150a, unter dem Titel „Lonely<br />

Hearts“ Malerei von Irina Weisel.<br />

Irina Weisel arbeitet in expressivabstraktem<br />

Stil, verwendet oft unverdünnte<br />

Farben, darunter kräftiges<br />

Rot, Braun und Isumrud-<br />

Grün. So wirken die menschlichen<br />

Gestalten auf ihren Bildern<br />

seltsam melancholisch und einsam,<br />

fast verloren. Lonely Hearts<br />

eben. Vernissage am 19. Januar,<br />

19 Uhr; Eintritt frei.<br />

Konzerte<br />

in der Kiste<br />

Hellersdorf – Auch im Januar<br />

gibt es wieder eine Reihe interessanter<br />

Konzerte in der Kiste,<br />

Heidenauer Straße 10. Beim Kistenblues<br />

spielt am 10. Januar<br />

„Backwater“. In der Harten Kiste<br />

präsentieren die „Männer“ am<br />

17. Januar Rock-Klassiker.<br />

Wenn am 24. Januar die Worldbox<br />

geöffnet wird, entspringen ihr<br />

die „Transsylvanians“, die bereits<br />

im vergangenen Jahr erfolgreich<br />

hier gastierten, und lassen ihren<br />

ganz eigenen Speed-Folk- Rock<br />

krachen. Etwas stiller und nachdenklich<br />

geht es in der Liederkiste<br />

zu, wenn Christian Haase<br />

am 31. Januar sein Soloprogramm<br />

„Nimmersatt“ zu Gehör<br />

bringt. Anfang Februar schlägt<br />

dann gleich an zwei aufeinander<br />

folgenden Tagen die Rock-Kiste<br />

zu: Am 6. Februar spielen „Fun<br />

for Six“ Cover Querbeet, am 7.<br />

Februar gastiert die „Travelin-<br />

Band“. Beginn jeweils 20.30 Uhr;<br />

Info Tel. 99 87 481 und im Internet<br />

www.kiste.net. RN<br />

drucksvoll und Emotionen auslösend<br />

vorgetragen – belegten die heute so<br />

oft in Zweifel gezogene Wertung,<br />

dass Anna Seghers wohl die bedeutendste<br />

deutschsprachige Erzählerin<br />

des 20. Jahrhunderts war.<br />

Tapfer hat sie Verfolgung und Verleumdungen<br />

abgewehrt und überwunden.<br />

Da waren die Flucht ins<br />

Exil, die Rückkehr in das „Volk der<br />

kalten Herzen“ und das Misstrauen<br />

gegen sie. Allen ist bekannt, dass<br />

Anna Seghers nach ihrer Rückkehr<br />

nach Deutschland und insbesondere<br />

nach der so genannten Wende als<br />

Schriftstellerin und politische Persönlichkeit<br />

angefeindet und beschädigt<br />

worden ist. Sie blieb Kommunistin<br />

und sah in der DDR ihre Heimat,<br />

wenngleich ihr Herz auch im-<br />

Reisebilder in der<br />

Bibliothek<br />

Marzahn – Unter dem Titel „Reisebilder“<br />

stellt David Wittenburg<br />

Fotografien mit besonderer Intensität<br />

in der „Mark-Twain-Bibliothek“<br />

im FFM aus. Die Fotografien<br />

sind auf verschiedenen Reisen<br />

entstanden. Besonders wichtig<br />

sind Wittenburg die gestalterischen<br />

Elemente, verschiedene<br />

Bildebenen, Stimmungen oder<br />

die Arbeit mit Licht und Schatten.<br />

Der 1977 in Berlin geborene<br />

Fotograf studiert seit 2006 an der<br />

Ostkreuzschule für Fotografie,<br />

einer privaten Fotoschule.<br />

mer für Deutschland geschlagen hat.<br />

Während des Janka-Prozesses wurden<br />

Gift und Galle über sie ausgeschüttet,<br />

weil sie nur im Stillen für<br />

Janka eingetreten war und nicht Dissidentin<br />

geworden ist.<br />

Dank der Überzeugung von Frau<br />

Melchert und ihrer sachlichen Argumentation<br />

in der Diskussion wurde<br />

deutlich, dass Anna Seghers nach<br />

ihrer Rückkehr aus dem Exil ganz<br />

bewusst in der DDR gelebt hat. Sie<br />

wäre wohl nie in das Adenauer-<br />

Deutschland gegangen. Dennoch<br />

fühlte sie sich immer auch mit ihrer<br />

rheinischen Heimat verbunden.<br />

Interessiert nahmen die Literaturfreunde<br />

die Information zur Kenntnis,<br />

dass erstmals wieder ein Werk<br />

von Anna Seghers in das Zentral-<br />

Kabarett im BTT:<br />

„<strong>Auf</strong> <strong>Tohuwabohu</strong>!“<br />

Marzahn – Olympische Benzinpreise,<br />

Pekinger Apotheken,<br />

Rentendilemma, Bankenkrise!<br />

Und im Urlaub muss sich das Berliner<br />

Taxifahrer-Original Kutschen<br />

Kalle auch noch durch den<br />

Dschungel der neu entdeckten<br />

Südseeinsel <strong>Tohuwabohu</strong> schlagen.<br />

Das Gerald-Wolf-Kabarett<br />

bietet am 23. Januar, 19 Uhr, im<br />

Tschechow-Theater Parodien u.a.<br />

von Angela Merkel, Ulla Schmidt,<br />

Wolfgang Schäuble, Waldi Hartmann;<br />

olympischer Ehrengast ist<br />

Erich Honecker. Eintritt 6/4 Euro.<br />

Das „dritte Alter“ als Herausforderung<br />

Ratgeber-Journal für Menschen ab 55 neu erschienen<br />

orenjournal in seiner neunten Ausgabe.<br />

Unter dem Motto „Arbeit bis<br />

ins Alter“ ist der Bezirk bemüht,<br />

die Chancen der über 50-Jährigen<br />

auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.<br />

An wechselnden Orten wird die<br />

Seniorenakademie stattfinden. Das<br />

Seniorenjournal berichtet aber auch<br />

Titelblatt der neuen Broschüre.<br />

abitur deutscher Gymnasien aufgenommen<br />

worden ist. Nach „Transit“<br />

wurde 2008 gefragt, also nach dem<br />

Roman, den Heinrich Böll als den<br />

schönsten Roman der Seghers gewertet<br />

hat. Frau Melchert konnte aus<br />

ihrer Praxis in der Anna-Seghers-<br />

Gedenkstätte auch berichten, dass<br />

Schüler großes Interesse für Verfilmungen<br />

der Werke von Anna Seghers<br />

zeigen. Wir Älteren empfehlen<br />

den jungen Leuten, bewusst den Weg<br />

zu beschreiten, den die große Literatin<br />

gewiesen hat.<br />

„Was wäre die deutsche Literatur ohne<br />

die Anna Seghers?“ fragte Christa<br />

Wolf. Wer Anna Seghers zur bloßen<br />

„Staatsschreiberin“ herabwürdigen<br />

wollte, sprach und schrieb blanken<br />

Unsinn. Siegfried Birkner<br />

Von J.R.R. Tolkien<br />

inspiriert<br />

Marzahn – Spätestens seit dem<br />

Erfolgsfilm „Der Herr der Ringe“<br />

ist der Schriftsteller J.R.R. Tolkien<br />

in aller Munde. Am 3. Januar<br />

wäre der ehemalige Oxfordprofessor<br />

116 Jahre alt geworden.<br />

Ihm zu Ehren stellt die Berliner<br />

Künstlerin Jilseponie Wyndon<br />

ihre Werke im Berliner Tschechow-Theater,<br />

Märkische Allee<br />

410, aus. Sie wurde 1973 geboren,<br />

im selben Jahr, in dem J.R.R.<br />

Tolkien und Picasso starben. Vernissage<br />

am 9. Januar, 16 Uhr;<br />

Eintritt frei.<br />

über den italienischen Renaissancegarten,<br />

über die schreibenden<br />

Senioren aus Hellersdorf, die gestehen,<br />

sich „anfangs nur den Kummer<br />

von der Seele geschrieben“ zu<br />

haben. Inzwischen versucht hier<br />

jeder seinen eigenen Stil zu finden.<br />

Reinfried Kugel, der Beauftragte<br />

für Seniorensport in Berlin, erzählt<br />

gar, wie Seniorinnen und Senioren<br />

„fit ins vierte Lebensalter“ kommen.<br />

Sport- und Gesundheitsangebote<br />

sowie Wohn- und Pflegemöglichkeiten<br />

für Senioren werden<br />

vorgestellt, Ansprechpartner im Bezirksamt<br />

sowie die Adressen von<br />

Beratungs- und Hilfestellen benannt.<br />

Das Ratgeberjournal ist kostenfrei<br />

in öffentlichen Gebäuden des Bezirkes<br />

wie Bürgerämtern, Bibliotheken,<br />

bei der Volkshochschule<br />

oder in den Stadtteilzentren erhältlich.<br />

Gegen Einsendung von 1,45<br />

Euro in Briefmarken kann es auch<br />

bestellt werden bei: apercu Verlagsgesellschaft,<br />

Gubener Straße 47,<br />

10243 Berlin. R. Wagner<br />

Bezirkshaushalt<br />

2009 genehmigt<br />

Marzahn-Hellersdorf – Im Dezember<br />

hat der Hauptausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses den<br />

Ergänzungsplan des Bezirks für<br />

2009 genehmigt. Es wurde die<br />

<strong>Auf</strong>lage erteilt, bis Juni 2009 die<br />

Mittel für Hilfen zur Erziehung<br />

um mindestens 500 000 Euro<br />

aufzustocken und damit Vorsorge<br />

für steigende Fallzahlen zu<br />

treffen. Damit verfügt der Bezirk<br />

seit Jahresbeginn über einen freien<br />

Haushalt und unterliegt keinen<br />

Beschränkungen.<br />

Kiezspaziergänge<br />

Hellersdorf – Zum 3. Kiezspaziergang<br />

im Stadtteil Hellersdorf-Ost<br />

sind interessierte Bürger<br />

am 17. Januar herzlich eingeladen.<br />

Im Rahmen des „Bürgerhaushalts“<br />

sollen wieder Orte<br />

im Kiez kritisch betrachtet werden,<br />

weitere Anregungen und<br />

Vorschläge sind ausdrücklich erwünscht.<br />

Der Spaziergang startet<br />

10 Uhr am Eingang der<br />

Grundschule am Schleipfuhl,<br />

Nossener Straße 85 und führt u.a.<br />

rund um die Hermsdorfer Straße.<br />

Der 4. Kiezspaziergang im<br />

Stadtteil beginnt am 31. Januar,<br />

10 Uhr, am Plus-Markt Mark-<br />

Twain-Straße.<br />

Info: Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost,<br />

Tel. 99 49 86 91.<br />

Gespräch zur<br />

Geschichte<br />

Marzahn – Das Bezirksmuseum,<br />

Alt-Marzahn 51, lädt in seiner<br />

Reihe Marzahn-Hellersdorfer<br />

Gespräch zur Geschichte am<br />

14. Januar, 19 Uhr, zu einem<br />

Vortrag mit Lichtbildern „Wie<br />

alles begann. Vom doppelten<br />

Werden des Bezirks“ mit der Historikerin<br />

Dr. Renate Schilling<br />

ein. Im Rahmen des 1971 von der<br />

SED beschlossenen Wohnungsbauprogramms<br />

der DDR sollten<br />

im Nordosten Berlins 30 000<br />

neue Wohnungen und schließlich<br />

ein neuer Stadtbezirk entstehen.<br />

Das war die Idee. Wie wurde sie<br />

umgesetzt zwischen Plan und politischen<br />

und wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen? Geplant<br />

war zunächst der Bau von drei<br />

Wohngebieten, gebaut wurden<br />

schließlich acht mit fast 60 000<br />

Wohnungen.<br />

Warum wurde der ursprüngliche<br />

Plan in solchem Umfang überboten?<br />

Warum wurde 1986 beschlossen,<br />

einen weiteren neuen<br />

Bezirk, Hellersdorf, aus Marzahn<br />

auszugründen und aufzubauen?<br />

Neben diesen Fragen<br />

wird beispielhaft auf die Benennung<br />

von Straßen und Schulen<br />

in der Anfangszeit des Bezirks<br />

eingegangen.<br />

Grüne sprechen<br />

über Europa<br />

Biesdorf – Lohnt sich die EU?<br />

Diese Frage werden Europa-Experten<br />

der Bündnisgrünen am<br />

19. Januar, 19 Uhr in der Geschäftsstelle<br />

in Alt-Biesdorf 62<br />

in Vorbereitung auf die Europawahlen<br />

im Juni beantworten.


6 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Rückblick<br />

„Mit alten Vorsätzen ins Neue Jahr“ betitelte ich meine<br />

erste Kolumne 2008. Es ging u.a. um das Rauchverbot,<br />

das mich damals (als Raucher) nicht wirklich störte. Mittlerweile<br />

habe ich mich in die (mehrheitliche) Zahl der<br />

Nichtraucher eingereiht und finde vollgequalmte Kneipen<br />

noch furchtbarer als zu eigenen Raucherzeiten. Im<br />

Übrigen habe ich nicht ein einziges Etablissement gefunden,<br />

das wegen des (mittlerweile wieder stark verwässerten)<br />

Nichtraucherschutzgesetzes dicht gemacht hätte.<br />

Aber bekanntermaßen wirkt Propaganda stets nachhaltiger<br />

als gute (und richtige) Argumente.<br />

Mit viel Propaganda, aber auch guten Argumenten war<br />

Januar<br />

Start in die lange TVO-Debatte<br />

Dass Straßenbau die Probleme des Verkehrs nicht löst, steht<br />

am Anfang der Debatte um die TVO, die uns durch das<br />

gesamte Jahr begleitete. Kurz vor dem Ende des Stadtumbaus<br />

(Abrisse) im Wuhlebezirk veröffentlichte die zuständige<br />

Senatsverwaltung ein schweres Buch, dessen<br />

Glanz nicht jeden Leser und insbesondere nicht den Rezensenten<br />

von <strong>jot</strong> w.d. überzeugte. Mehr überzeugten statt<br />

dessen die Umbauansätze, die im Nachbarland Frankreich<br />

im weit entfernten<br />

Lyon zu bestaunen<br />

waren. Überzeugt<br />

hat auch, dass ein<br />

Platz in Marzahn<br />

nach Otto Rosenberg<br />

benannt und<br />

erneut an Raoul<br />

Wallenberg erinnert<br />

wurde.<br />

April<br />

Gäste aus aller Welt<br />

Dass der Wuhlebezirk nicht grau und<br />

langweilig, sondern bunt und interessant<br />

ist, hat sich weit herumgesprochen.<br />

Katarzyna aus Polen kam gleich<br />

für ein ganzes (Schul-) Jahr. Fast genau<br />

so lang ist Dr. Eli Rubin aus<br />

Kalamazoo/Michigan (USA) zu Gast.<br />

Der Soziologe will die Auswirkungen<br />

der Wende auf ganz normale Menschen<br />

erforschen. Zu diesen Auswirkungen<br />

gehört im weitesten Sinne<br />

auch das fortschreitende Schrumpfen<br />

der Städte. Der Film „Neuland denken“<br />

zeigt verschiedene neue Wege<br />

ins veränderte Leben auf. Neu ist<br />

auch ein weiterer Garten im Erholungspark.<br />

Der Karl-Foerster-Staudengarten<br />

wird aber erst im Sommer<br />

seine ganze Blütenpracht zeigen.<br />

Januar<br />

Jazzlegende Günter Gollasch<br />

im Kulturforum.<br />

So sah <strong>jot</strong> w.d. das Jahr<br />

das Jahresthema schlechthin versetzt. Die Tangentiale<br />

Verbindung Ost, kurz TVO genannt, entzweite auf manchen<br />

Veranstaltungen Naturschützer, Anwohner und<br />

Wirtschaftsvertreter deutlich. Wir versuchten, die breite<br />

Palette der Meinungen in <strong>jot</strong> w.d. adäquat abzubilden,<br />

was nicht immer leicht war und ist. Nun, da das von der<br />

Finanzkrise gebeutelte Deutschland immense Investitionsmittel<br />

für Schulsanierungen und Strraßenbau locker<br />

macht, könnte das TVO-Projekt, dessen Geburtsstunde<br />

bis weit in die frühen 80-er Jahre und teilweise sogar in<br />

die 30-er zurück reicht, verwirklicht werden.<br />

Verwirklicht wurde (und wird sicher auch künftig) die<br />

Februar<br />

Tiere helfen Kranken<br />

Einen nicht zu unterschätzenden<br />

Beitrag für ein gutes Leben leisten<br />

die Frauen und Männer vom Verein<br />

Therapiehunde, die mit ihren<br />

kleinen Lieblingen demenzkranke<br />

Menschen besuchen. Einen Besuch<br />

können Interessenten an einer neuen<br />

Wohnung auch wieder dem Vermietungsbüro<br />

von STADT UND<br />

LAND am Hellersdorfer Cecilienplatz<br />

abstatten. Gesucht und gefunden<br />

wurden mehrere tausend Jahre alte Schätze in<br />

Berlins größtem archäologischen Grabungsgebiet in<br />

Biesdorf Süd. Ihren Streit um ein ebenfalls historisches<br />

Thema, die Ehrung stalinistisch Verfolgter, wollte die<br />

Linke beilegen. Ein echtes Ärgernis war die Störung der<br />

Eröffnung einer Ausstellung der VVN-BdA durch „rechte<br />

Kameraden“ am Freizeitforum.<br />

Mai<br />

Touristen informieren<br />

Damit sich auswärtige Besucher<br />

im Bezirk zurecht<br />

finden können, eröffnete im<br />

neuen Eingangsportal des<br />

Erholungsparks die Tourismus-Information.Informationen<br />

zur Namensgeberin<br />

unserer Fachhochschule,<br />

Alice Salomon, gibt es nun<br />

direkt am Eingang der Bildungsstätte.<br />

Und zwar (auch touristengerecht) auf Deutsch<br />

und Englisch. Wie wichtig Bildung genommen wird, zeigt<br />

die Vergabe der Ausbildungspreise „berlin eastside“ samt<br />

Anerkennungen in erneuter Rekordzahl. In den verschiedenen<br />

Betrieben finden auch eher benachteiligte Jugendliche<br />

eine Zukunft. Solche Benachteiligungen ein wenig<br />

auszugleichen, gehört zu den <strong>Auf</strong>gaben des SOS-Familienzentrums<br />

Hellersdorf, das 15. Geburtstag feierte. Auch<br />

sollen Kinder ein Jahr kostenlos Sport treiben können.<br />

immer noch nötige Auseinandersetzung mit jüngerer deutscher<br />

Geschichte im Bezirk. Plätze wurden benannt,<br />

Stolpersteine verlegt, Ausstellungen gezeigt, Projekte umgesetzt.<br />

An die brennende Wunde im Mahlsdorfer Musikerviertel<br />

(auch Komponistenviertel genannt) trauten sich<br />

die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung wieder<br />

einmal nicht heran. Dazu heute nur soviel: Wir haben’s<br />

nicht vergessen.<br />

Nicht vergessen haben wir im vergangenen Jahr ein sonst<br />

eher stiefmütterlich behandeltes Thema. Die „partizipative<br />

Haushaltsführung“, wie der „Bürgerhaushalt“ im Original<br />

heißt, lag und liegt uns trotz mancher Mängel in der<br />

März<br />

Ins Gedächtnis rücken<br />

Mit der Benennung eines Platzes<br />

in Mahlsdorf nach der Familie<br />

Guthmann erinnert der Bezirk auch<br />

nach außen sichtbar an die Verfolgung<br />

unschuldiger Menschen in<br />

der Nazizeit. Zu viele hatten damals<br />

weggeschaut, als Einmischen<br />

nötig gewesen wäre. Einmischen<br />

ist auch heute noch gefragt, etwa<br />

bei der Meinungsäußerung zu den<br />

verschiedenen Bebauungsplänen<br />

im Bezirk, die stets öffentlich ausgelegt<br />

werden. Bei der umstrittenen<br />

Gesundheitsreform jedoch hatten<br />

die „einfachen Bürger“ kein<br />

Mitspracherecht. Wenigstens kam<br />

der SPD-Bundestags-Abgeordnete Karl Lauterbach, um<br />

als Experte die Pläne zu erklären.<br />

Juni<br />

Bobolina ist da<br />

Kurz vor seinem letzten Arbeitstag als<br />

Chef der Parks und Gärten konnte<br />

Hendrik Gottfriedsen noch einmal ein<br />

wunderbares Kleinod eröffnen. Der<br />

italienische Renaissance-Garten mit<br />

einer Nachbildung der verführerischen<br />

Bobolina-Statue (ihr männliches Pendant<br />

„Idolino“ steht im hinteren Garten-Teil)<br />

lädt zum Träumen vom Süden<br />

ein. Kein Traum mehr, sondern<br />

Wirklichkeit wird nun das neue<br />

Stadtteilzentrum am Feldberger Ring;<br />

der Grundstein ist gelegt. Und auch<br />

die SPD hat es tatsächlich geschafft,<br />

den vakanten Stadtratsposten mit Stephan<br />

Richter zu besetzen. Unterdessen<br />

wartet das erste „Mehrgenerationenhaus“<br />

in Marzahn West auf seine<br />

neuen Mieter.<br />

Jeden Monat berichtete <strong>jot</strong> w.d. auch über Stars<br />

Februar März April Mai Juni<br />

Frank Schöbel und Ute Freudenberg waren Gäste in Barbara<br />

Kellerbauers Talkshow „Wenn die Neugier nicht wär“.<br />

Bluesgitarrist Jürgen Kerth aus Erfurt und Thomas<br />

Natschinski traten im Freizeitforum Marzahn auf.<br />

Bischof Wolfgang Huber<br />

kam nach Kaulsdorf.


auf 2008<br />

Umsetzung am Herzen. Auch wenn die erwarteten Einflussmöglichkeiten<br />

für die Bürger meist weitaus geringer<br />

sind als erhofft, halten wir das ganze Projekt für einen<br />

wichtigen Beitrag zum Thema „Mehr Demokratie wagen“<br />

(Willy Brandt).<br />

Bereits in der Rückschau auf 2007 (<strong>jot</strong> w.d. 1/2008) schrieben<br />

wir: „Zurück nehmen sollte das Bezirksamt nach Ansicht<br />

von Anwohnern und Naturschützern die Badepläne<br />

am Elsensee. Das machten auch die Teilnehmer am Rundgang<br />

zum ‘Langen Tag der Stadtnatur’ deutlich. In Zukunft<br />

sollte dort ein Refugium für Fauna und Flora erhalten<br />

bleiben, vielleicht sogar mit einem Bildungsauftrag.“<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 7<br />

2008 in Marzahn-Hellersdorf<br />

Juli<br />

Im Kreis herum<br />

Er hatte sich eine<br />

ganze Weile als<br />

Zankapfel erwiesen,<br />

nun wurde<br />

die Fertigstellung<br />

des Kreisverkehrs<br />

(der ja<br />

ein Ovalverkehr<br />

ist, aber dieses<br />

Wort wird wegen<br />

Verwechslungsgefahr selten verwendet) am Bahnhof<br />

Kaulsdorf in Aussicht gestellt. Fertig war da bereits der<br />

neu gestaltete Altlandsberger Platz. Das namensgebende<br />

Städtchen hatten wir zum „Sattelfest“ besucht. Rasante<br />

Radler umkurvten Biesdorf beim Kinder-Rennen „Fette<br />

Reifen“. Ein „dickes Fell“ bescherte uns Manfred Kofferschläger,<br />

der als ehemaliger erster Lehrling im Tierpark<br />

nun seine dort erlebten Geschichten in Buchform packte.<br />

Nun wurden den Besitzern für ihre geplanten Investitionen<br />

erst einmal höhere (und somit teuerere) <strong>Auf</strong>lagen<br />

gemacht. Die Gegner des Projektes jedoch setzen weiterhin<br />

alle Mittel ein, um insbesondere das vom Bezirksamt<br />

gewünschte Freibad zu verhindern. Das Thema hat uns<br />

fast genauso intensiv beschäftigt wie die TVO.<br />

Und noch etwas hat uns wie auch in den Jahren zuvor von<br />

Monat zu Monat begleitet. Es sind Berichte über das vielfältige<br />

kulturelle Leben im Bezirk. Die manchmal gehörte<br />

Behauptung, am Stadtrand sei ja „nichts los“, erwies<br />

sich erneut als blanker Unsinn. Auch wenn es hier keine<br />

Staatsopern gibt – Volksbühnen im besten Sinne haben<br />

und Prominente, die unseren Bezirk besuchten<br />

Lutz Stückrath trat im Kulturforum<br />

Hellersdorf auf.<br />

Oktober<br />

Hauptsache gesund<br />

Noch ein im Bezirk lang<br />

gehegter Traum geht in<br />

Erfüllung: Der Neubau<br />

des Vivantes Klinikums<br />

Hellersdorf in Kaulsdorf<br />

hat begonnen. Damit<br />

wird die gesundheitliche<br />

Versorgung von Jung<br />

und Alt für die Zukunft<br />

gesichert. Für besonders<br />

gute Projekte zur Förderung<br />

des Zusammenlebens<br />

von Jung und Alt<br />

wurden einige Wohnungsgesellschaften<br />

mit dem Preis „Familienfreunde“<br />

ausgezeichnet. Und obwohl <strong>jot</strong> w.d. in diesem Monat nur<br />

eine „schmale“ Ausgabe machen konnte, fand auch ein<br />

Rückblick auf die Konzertsaison der Parkbühne Biesdorf<br />

noch Platz.<br />

August<br />

Umstrittene Wahrheit<br />

Erstmals kam für wenige Tage die Ausstellung „Das hat’s<br />

bei uns nicht gegeben – Antisemitismus in der DDR“ in<br />

den Wuhlebezirk. Nicht die Fakten, die Worte und Bewertungen<br />

stoßen zuweilen auf Unverständnis. Wichtig<br />

ist diese Ausstellung trotzdem. Daher wurde sie im September<br />

erneut gezeigt. Erneut befasste sich auch <strong>jot</strong> w.d.<br />

mit den Plänen am Elsensee. Und warf einen Blick zurück<br />

auf die nunmehr abgeschlossene Renaturierung des<br />

Gewässers, das wir zuweilen<br />

in den Bezirksnamen heben.<br />

Wenngleich entlang des<br />

Flüsschens ein schöner Wanderweg<br />

auch zum (rücksichtsvollen)<br />

Radeln einlädt – so<br />

schön ist es nicht überall, wie<br />

die Teilnehmer einer Veranstaltung<br />

am Langen Tag der<br />

Stadtnatur festellen konnten.<br />

November<br />

Andrang der Älteren<br />

Als alle Welt hier noch vom „jüngsten“ Bezirk Marzahn-<br />

Hellersdorf redete und das niedrige Durchschnittsalter der<br />

Bewohner meinte, gab es hier bereits die erste „Lange<br />

Nacht der Senioren“ von und mit Siggi Trzoß. Jetzt, das<br />

der Bezirk statistisch gesehen rasant altert, nimmt es nicht<br />

Wunder, dass Siggi mittlerweile die große Mehrzweckhalle<br />

des FFM mieten muss und trotzdem noch Kartenwünsche<br />

unerfüllt bleiben. Für manch „Auswärtigen“ ist<br />

das Freizeitforum mangels geeigneter Hinweisschilder<br />

aber kaum zu finden. Einigen<br />

Hotels im Bezirk dürfte das nicht<br />

mehr passieren, die haben die<br />

Hinweisschilder der „Hotelroute“<br />

aber auch selbst mit-bezahlt.<br />

Unbezahlbar hingegen sind die<br />

vom Bezirksverband der Linken<br />

angeregten „Geschichte(n) für<br />

die Enkel“, die erstmals vorgetragen<br />

wurden.<br />

wir durchaus. Shows, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen,<br />

Theater – kaum etwas, das es nicht gibt. Dass die<br />

Kollegen von den etwas mehr „durchgeistigten“ Zeitungen<br />

über die Kultur in der Stadtmitte schreiben; geschenkt.<br />

Bei uns finden „Stars von damals“ genauso ihren Platz<br />

wie „Stars von morgen“.<br />

Dass es nicht Jedem gefällt, mit kritischen Beiträgen „bedacht“<br />

zu werden, ist nicht neu. Auch wenn man versucht<br />

hat, uns schmerzlich abzustrafen – auch in diesem Jahr<br />

wollen wir wieder hinter die glatten Oberflächen schauen<br />

und nach „Leichen im Keller“ suchen. Glück auf 2009!<br />

Ihr Ralf Nachtmann und das gesamte <strong>jot</strong> w.d.-Team<br />

September<br />

Gemeinsam Kochen und Essen<br />

Beim vierten Mal kann<br />

man wohl berechtigt<br />

von „Tradition“ sprechen.<br />

Das Promenadenbuffett<br />

jedenfalls<br />

lockte bei seiner vierten<br />

<strong>Auf</strong>lage viele Bewohner<br />

aus diesem<br />

Hellersdorfer Kiez, um<br />

nicht nur gesund zu<br />

speisen, sondern auch<br />

Ideen für eine ausgewogene<br />

Ernährung mit nach Hause zu nehmen. Zu den<br />

beteiligten Aktiven zählt erneut auch die Kita „Spielhaus“,<br />

die nicht nur mit leckerem Gemüse aufwartete. Dort gibt<br />

es einen neuen Sport- und Bewegungsraum. Und Eltern<br />

können zum „Treff“ kommen, selbst wenn ihre Kinder<br />

gar nicht in die Kita gehen.<br />

Dezember<br />

Kaum beachtet<br />

Dass im Vormonat sich die Novemberrevolution<br />

in Deutschland<br />

zum 90. Mal jährte, fand<br />

im Bezirk kaum Beachtung.<br />

Beim „Bürgerhaushalt“ in<br />

Mahlsdorf herrschte auch nicht<br />

gerade Andrang, trotz (oder<br />

wegen?) einer Werbekampagne<br />

des Bezirksamtes. Etwas mehr<br />

<strong>Auf</strong>merksamkeit, wenigstens in einigen Medien, fand die<br />

Ausstellung „Bruderland ist angebrannt“ über Geschichte<br />

und Leben von „Vertragsarbeitern“ in der DDR. Dabei<br />

kann diese mit erstaunlichen Erkenntnissen aufwarten.<br />

Erkannt haben dafür die Macher von „SOPHIA“, dass alte<br />

Menschen gern in ihrer vertrauten Umwelt, sprich: Wohnung<br />

bleiben möchten, es dafür aber einiger Absicherung<br />

bedarf. Die verschiedenen Angebote von Sicherheit, Kommunikation<br />

und Betreuung finden mehr und mehr Beachtung;<br />

es gibt bereits mehr als 100 Kunden.<br />

Juli August September Oktober November Dezember<br />

Regina Thoss, die Gruppe „electra“ mit Bernd Aust und die berühmte englische Band<br />

„T. Rex“ mit Sänger M. Bolan begeisterten das Publikum auf der Parkbühne Biesdorf.<br />

Achim Mentzel war Stargast<br />

der Senioren-Nacht.<br />

Schauspieler und Präsidentschaftskandidat<br />

Peter Sodann.


8 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Kultur & Freizeit<br />

Tipps und Termine<br />

Singen macht Laune<br />

Marzahn – Das Motto am 14. Januar,<br />

15 Uhr: Wir singen in geselliger Runde<br />

den „Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schnee-<br />

Walzer..“ und andere Volkslieder. Moderation<br />

Carola Röger, am Klavier Ulrich<br />

Wilke, Eintritt 2 Euro, Kursana Seniorenzentrum,<br />

Blumberger Damm 158.<br />

Zwei Ausstellungen<br />

„Zwischen Liebe und Zorn“<br />

Lichtenberg/Leipzig – Endspurt für<br />

alle, die bisher verpasst haben, sich die<br />

sehenswerte Ausstellung des Vereins<br />

„Sechzig-Vierzig“ in der Kultschule an<br />

der Sewanstraße 43 anzusehen. „Jahre<br />

zwischen Liebe und Zorn – Die Entwicklung<br />

der ostdeutschen populären Musik<br />

von 1945 bis heute“ ist nur noch bis zum<br />

11. Januar geöffnet.<br />

Bis zum 19. April 2009 ist im Zeitgeschichtlichen<br />

Forum Leipzig, Grimmaische<br />

Straße 6, die Ausstellung „Melodien<br />

für Millionen – Das Jahrhundert<br />

des Schlagers“ zu sehen. Die Ausstellung<br />

(Stiftung Haus der Geschichte<br />

Bonn) zeigt mehr als 1500 Exponate und<br />

dokumentiert die Geschichte der populären<br />

Musik vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />

bis zur Gegenwart. Geöffnet: Di bis<br />

Fr 9-18 Uhr, Sbd und So 10-18 Uhr. Eintritt<br />

frei. Infos: www.hdg.de. indi<br />

Vietnam stellt sich bei<br />

Familienfest vor<br />

Hellersdorf – Zu einem Vietnamesischen<br />

Familienfest mit Künstlern und<br />

kulinarischen Köstlichkeiten lädt der<br />

Kulturring am 18. Januar, 14 bis 18<br />

Uhr, in das Kulturforum an der Carola-<br />

Neher-Straße 1 ein. Eintritt frei. An gleicher<br />

Stelle präsentiert Jochen Kaiser am<br />

28. Januar, 14.30 Uhr, in Bild und Ton<br />

eine Heinz-Rühmann-Biographie. Eintritt<br />

4 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro. Karten:<br />

Tel. 561 11 53 oder 90 293 44 33.<br />

Hellersdorf – Beim Plausch über<br />

Liebe, Lust und Leidenschaft am<br />

17. Dezember blieb das männliche<br />

Geschlecht diesmal ganz unter<br />

sich. Moderator Siggi Trzoß<br />

hatte den Sänger, Komponisten<br />

und Musiker Siegfried Uhlenbrock<br />

und dessen Sohn Tim<br />

Morten eingeladen. Ein sympathisches<br />

Duo, denn Vater und<br />

Sohn ergänzten sich prächtig, und<br />

das nicht nur musikalisch. Dass<br />

die im Kulturforum live vorgetragenen<br />

Lieder sehr verschieden<br />

waren, wundert kaum, schließlich<br />

wird „Uhle“ in diesem Jahr<br />

bereits 70 (wer hätte das gedacht)<br />

und Tim Morten ist gerade mal<br />

23. Als musikalische Verstärkung<br />

brachte er seinen besten Freund<br />

mit, der ihn auf der Gitarre begleitete.<br />

Deutschrock steht auf<br />

ihrem Programm, das Genre von<br />

Uhlenbrock ist der Schlager bis<br />

hin zur Ballade oder dem Schlagerchanson<br />

(siehe auch Seite 3<br />

Jenny und ihr Schüler<br />

Plauderei über Liebe, Lust und Leidenschaft<br />

Hellersdorf – Jenny Petra, die<br />

heutige Siebzigerin, gehörte zu<br />

den ganz großen Sängerinnen der<br />

DDR. Ihr Hit „Oh Michael“ inspirierte<br />

vor rund 45 Jahren Tausende<br />

Paare, ihren Sprössling<br />

Michael zu nennen. Sie studierte<br />

in den 50er Jahren an der Musikhochschule<br />

„Hanns Eisler“<br />

Schlagergesang. „Weil noch verpönt<br />

mit allerhöchster Genehmigung<br />

des ZK der SED“, erinnert<br />

sie sich. Später lehrte sie als<br />

Gesangspädagogin an der Musikhochschule.<br />

Einer ihrer Studenten<br />

war der heute 44jährige<br />

Andreas Pötzl<br />

(Foto). Bei „Herzklopfen<br />

kostenlos“ mit<br />

Heinz Quermann erhielt<br />

er den Sonderpreis des<br />

Publikums für die Interpretation<br />

seines Liedes<br />

„Ich steh mit Ruth gut“.<br />

So heißt auch sein Programm,<br />

ein musikalischer<br />

Streifzug durch<br />

Vater und Sohn<br />

Siegfried und Tim Morten Uhlenbrock bei „3 nach drei“<br />

Von Uhlenbrocks erfuhr Siggi Trzoß viel Interesantes. Foto: Dittmann<br />

„Musiklegenden“). Das Publikum<br />

bei „3 nach drei“ genoss etliche<br />

Kostproben, einige davon<br />

mit eigener Klavierbegleitung.<br />

Schließlich begann der künstlerische<br />

Weg des Sängers einst als<br />

Instrumentalist (Bratsche, Kla-<br />

Die sieben schlechten Eigenschaften<br />

die Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts;<br />

darunter etwa der<br />

UFA-Hit „Man müsste Klavier<br />

spielen können“ oder der<br />

„Kriminaltango“.<br />

Pötzl interpretiert seine Lieder<br />

im Originalarrangement, mit der<br />

Stimme des 21. Jahrhunderts. Zu<br />

erleben am 21.Januar, 15 Uhr,<br />

im Kulturforum Hellersdorf,<br />

Carola-Neher-Straße 1, wenn<br />

Siggi Trzoß bei „3 nach drei“<br />

mit Jenny und Andreas plaudert.<br />

Eintritt 8 Euro, Kaffeegedeck 2<br />

Euro. C. Röger<br />

vier), ehe ihn der Zufall zum<br />

Sänger machte und eine erfolgreiche<br />

Gesangslaufbahn im Duett<br />

mit Dagmar Frederic begann.<br />

Per Video erlebten die Gäste im<br />

Kulturforum diese erfolgreichen<br />

Bühnenjahre fast 40 Jahre spä-<br />

... können noch bis 29. Januar im Schloss Biesdorf bestaunt werden. Der Maler André Kiehtreiber,<br />

1963 in Kaulsdorf geboren, hat sie auf dieses Triptychon gebannt. Foto: Nachtmann<br />

Nackt?<br />

Peter Bause im FFM<br />

Marzahn – Dass Peter Bause<br />

im ersten Monat des Jahres im<br />

FFM zu Gast ist, hat mittlerweile<br />

Tradition. Diesmal „zieht<br />

sich eine in der Küche aus“, so<br />

jedenfalls der Titel seines neuen<br />

satirischen Soloprogramms.<br />

Welche Frau sich hier auszieht,<br />

wir dürfen gespannt sein. Wahrscheinlich<br />

ist das völlig nebensächlich,<br />

geht es doch in dieser<br />

Anekdote um eine Frühstücksdebatte<br />

unter Kollegen. Mit<br />

seiner Vorliebe für hochdramatische<br />

Entwicklungen<br />

wird der Schauspieler zum Inferno<br />

und geht in 10 Figuren<br />

gleichzeitig auf, wenn es sein<br />

selbstgeschriebener Text verlangt.<br />

Meist sind es Geschichten<br />

aus dem DDR-Alltag. Es<br />

darf laut und herzhaft gelacht<br />

werden. Kommt immer auf den<br />

Blickwinkel an. Der von Peter<br />

Bause hat eine leichte Schräglage.<br />

24. Januar, 20 Uhr, Studiobühne,<br />

Eintritt: 15/13 Euro.<br />

ter noch einmal mit. Im Nu ist<br />

die Erinnerung an Schlager wie<br />

„Du hast gelacht“ oder „Tanz in<br />

der Sommernacht“ wieder da.<br />

Dass der Sänger als Komponist<br />

und Texter für viele andere Interpreten<br />

schrieb und zahlreiche<br />

Kindermusicals komponierte,<br />

war den meisten Gästen indes<br />

neu. Deshalb will Siegfried<br />

Uhlenbrock all das einmal aufschreiben.<br />

„Ich habe eine Menge<br />

Material für ein Buch gesammelt<br />

und schreibe das jetzt einfach<br />

mal auf“, kündigte er an.<br />

Seine Kollegen haben das längst<br />

getan – von Frank Schöbel über<br />

Reinhard Lakomy, Dagmar<br />

Frederic und Regina Thoss bis zu<br />

Lutz Jahoda.<br />

Demnächst werden Jenny Petra,<br />

Vera Schneidenbach und Peter<br />

Wieland sowie das Gesangspaar<br />

Hauff/Henkler zu Gast<br />

sein. Karten für 8 Euro unter<br />

Tel. 561 61 70. I. Dittmann<br />

Kulturkalender<br />

Marzahn-Hellersdorf – Die neue<br />

Ausgabe des Kulturkalenders für<br />

das erste Quartal präsentiert Porträts<br />

der ehemaligen Marzahner<br />

Bürgermeister Gerd Cyske und Dr.<br />

Harald Buttler sowie des Architekten<br />

Wolf Eisentraut und der ehemaligen<br />

Kulturamtsleiterin Erika<br />

Großmann. Ein Report erzählt<br />

über 30 Jahre Wohnen in Marzahn-<br />

Hellersdorf, ein anderer über die<br />

Geschichte des FFM. Insgesamt<br />

sind rund 500 Veranstaltungen und<br />

ein großer Adressteil enthalten.<br />

Bodenständiger<br />

Weltstar<br />

Jochen Kowalski kommt<br />

Marzahn – Faszinierend hohe<br />

Töne perlen aus der Kehle des<br />

Sängers Jochen Kowalski, der auf<br />

den bedeutendsten Opernbühnen<br />

der Welt brilliert. Von „Altus“ bis<br />

„Kastratenstimme“ reichen die<br />

Versuche, das Phänomen seiner<br />

Stimme zu beschreiben, das<br />

selbst die Zuhörer in der<br />

NewYorker „Met“ zu Standing<br />

Ovations hinreißt.<br />

Geboren und aufgewachsen im<br />

märkischen Wachau als Sohn eines<br />

Metzgers, ist er immer auf<br />

dem Teppich geblieben und hat<br />

sein künstlerisches Zuhause an<br />

der Komischen Oper in Berlin<br />

gefunden. Die Eltern schenkten<br />

ihm ein Grammophon. So kam<br />

er das erste Mal mit der Oper in<br />

Kontakt. Das Schlachthaus der<br />

elterlichen Fleischerei bot die geeignete<br />

Akustik für musikalische<br />

Übungsstunden. Jochen Kowalski<br />

lernte von der Pike auf, was<br />

Oper bedeutet, als Requisiteur an<br />

der Deutschen Staatsoper in Berlin,<br />

bis sein Ausnahmetalent erkannt<br />

wurde, das ihn heute in der<br />

ganzen Welt Erfolge feiern lässt.<br />

Am 17. Januar, 20 Uhr, ist der<br />

Sänger zu Gast bei Barbara<br />

Kellerbauer im Freizeitforum.<br />

Eintritt 12/erm. 9 Euro.


Kultur & Freizeit<br />

Seit 40 Jahren „in einem Boot“<br />

Grandiose Geburtstagsfeier der Altrocker vor 13 000 Fans<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 9<br />

Zu den gratulierenden Kollegen beim Konzert gehörten auch Schauspieler Jan Josef Liefers (li.), die Gruppen City (re.) und Karat.<br />

Friedrichshain – „Fahren<br />

zwei durch alle Meere / fahren<br />

zwei in einem Boot / der eine<br />

kennt die Sterne / der andre<br />

misst das Lot / sind nicht zu<br />

trennen, bleiben vereint / ob<br />

Nacht heranzieht, Morgen erscheint<br />

/ sie finden zueinander<br />

– auf Lebenszeit.“ Aus 13 000<br />

Kehlen klingt der Song wie<br />

eine Hymne. Und das ist der<br />

Song „Lebenszeit“ aus den frühen<br />

70-er Jahren ja inzwischen<br />

auch. Ersetzt man die „Zwei“<br />

durch eine „Fünf“, könnte der<br />

Text von Wolfgang Tilgner als<br />

Kurzfassung einer Puhdys-<br />

Biografie durchgehen.<br />

Seit 40 Jahren (mit einer Unterbrechung<br />

zwischen 89 und<br />

91) steuern die Rocker mit<br />

Käpn Dieter „Maschine“ Birr<br />

ihr „Boot“ sicher durch alle<br />

Fahrwasser, vorbei an Klippen<br />

und Untiefen, auf klarem Kurs.<br />

Der heißt: einfacher, schnörkelloser<br />

Rock, kraftvoller Sound,<br />

lebensnahe Texte und Melodien,<br />

die ihm Ohr bleiben. 22<br />

Millionen verkaufte Tonträger<br />

seit 1974 – wer<br />

kann das schon<br />

vorweisen.<br />

Und inzwischen<br />

glaubt es ihnen<br />

auch der letzte<br />

Zweifler: Es ist<br />

keine Ente, sie<br />

spielen bis zur<br />

R o c k e r r e n t e .<br />

Wahrscheinlich auch darüber<br />

hinaus. „Und sind wir auch mal<br />

alt wie ein Baum, wir geben<br />

nicht auf den Rock’n’Roll-<br />

Traum“, verkündeten sie ihren<br />

Fans schon vor 25 Jahren. Und<br />

die hielten stets zu ihren Idolen,<br />

in guten wie in schlechten<br />

Zeiten.<br />

„Solange das so ist, solange die<br />

Leute uns hören wollen, spielen<br />

wir weiter“, sagt Dieter<br />

„Maschine“ Birr wenige Tage<br />

vor dem <strong>Auf</strong>takt ihrer Geburtstagstournee<br />

2009. Die führt die<br />

fünf Rocker von Januar bis November<br />

durchs ganze Land –<br />

von Berlin, Erfurt, Magdeburg,<br />

Rostock, Chemnitz und Dresden<br />

über Eisenborn (Belgien),<br />

G ö t t i n g e n ,<br />

B r a u n -<br />

schweig, Minden<br />

und Kiel<br />

bis nach Dessau,<br />

Kamenz,<br />

N a u m b u r g ,<br />

Güstrow und<br />

natürlich Freiberg,<br />

um nur<br />

einige Stationen ihrer Tour zu<br />

nennen. Im Tivoli von Freiberg,<br />

da, wo sie am 19. November<br />

1969 ihr erstes Konzert gaben,<br />

endet die große Geburtstagsfeier<br />

mit zwei Konzerten. Die<br />

„Geburtstagsgeschenke“ für<br />

die Puhdys-Fans, deren Alter<br />

generationsübergreifend so<br />

zwischen 7 und 77 liegt, gibt’s<br />

schon vorher: <strong>Auf</strong> dem Gabentisch<br />

liegt bereits die neue CD<br />

„Abenteuer“, im Februar erscheinen<br />

eine DVD und ein<br />

Buch über die Puhdys.<br />

Dreieinhalb Stunden brannte<br />

am 1. Januar zum Jubiläumskonzert<br />

die Luft in der neuen<br />

O 2 World am Ostbahnhof. Die<br />

Rocker schienen in bester Ver-<br />

fassung, obwohl sie gerade drei<br />

Konzerte zwischen Weihnachten<br />

und Silvester hinter sich<br />

hatten. Rund fünfzig ihrer<br />

Songs waren zu hören, zählt<br />

man die Medleys mit. Sogar das<br />

Filmorchester Babelsberg stand<br />

plötzlich, wie vom Himmel gefallen,<br />

auf der Bühne und verstärkte<br />

den Sound bei einigen<br />

Puhdys-Klassikern.<br />

Kurze Minuten der „Entspannung“<br />

gab’s nur, wenn Gratulanten<br />

die Puhdys mit einem<br />

Ständchen beehrten – etwa City<br />

und Karat, der Schauspieler<br />

und Sänger Jan Josef Liefers<br />

und sogar „de Randfichten“.<br />

Wer hätte das gedacht?<br />

Und wie Michael Hirte, das<br />

„Supertalent“ auf der Mundharmonika,<br />

sich ein musikalisches<br />

Duell mit dem Puhdys-Produzenten<br />

Rainer Oleak lieferte,<br />

das war allemal ein Highlight.<br />

Vielleicht nur noch übertroffen<br />

vom 13 000-stimmigen Schluss-<br />

Chor „Hey, wir woll’n die Eisbären<br />

sehn“.<br />

Ingeborg Dittmann<br />

In den 40 Jahren Bandgeschichte gab es nur zwei Mal einen „Personalwechsel“: Peter „Bimbo“ Rasym am Bass ist das „Küken“, er<br />

kam 1997 für Harry Jeske. Klaus Scharfschwerdt ersetzte vor 30 Jahren Gunther Wosylus an der „Schießbude“. Dieter „Maschine“<br />

Birr und Dieter „Quaster“ Hertrampf sowie Peter Meyer (ganz unten) gehören zu den Bandgründern. Fotos: Dittmann<br />

Puhdys kommen auch ins Kofferradio<br />

Band-Mitbegründer Peter Meyer plaudert bei Siggi zu Hits und Raritäten aus dem Osten<br />

Diesmal läutete das Kofferradio<br />

mit Siggi sogar das Neue<br />

Jahr ein. Bis 1 Uhr lief ja noch<br />

die große Silvestersendung.<br />

Weiter geht’s am 15. Januar,<br />

16 bis 17 Uhr, mit einer Sendung,<br />

in der die Puhdys die<br />

Hauptrolle spielen. Die feiern<br />

ja 2009 ihren 40. Geburtstag.<br />

Studiogast ist Keyboarder Peter<br />

„eingehängt“ Meyer (Foto:<br />

Dittmann). Zu hören sind u.a.<br />

frühe Songs wie „Vorn ist das<br />

Licht“, Türen öffnen sich zur<br />

Stadt“ oder die beiden Hits aus<br />

„Paul und Paula“ – Wenn ein<br />

Mensch lebt sowie Geh zu ihr,<br />

ü b r i g e n s<br />

von dem<br />

MahlsdorferKomponistenPeterGotthardt.<br />

Am 29. Januarerk<br />

l i n g e n<br />

Hörerwün-<br />

sche. Unter anderem Schlagerchansons<br />

mit Julia Axen, Feli<br />

Brünn, Nicole Felix, Karin Maria,<br />

Gerti<br />

Möller, VeraSchneid<br />

e n b a c h ,<br />

Sonja Siewert,BärbelWachholz,<br />

Fred<br />

F r o h b e rg ,<br />

M a n f r e d<br />

Krug, Ro-<br />

bert Steffan, Giso Weißbach<br />

und Gerry Wolf. Außerdem ist<br />

die Klingende Monatsschau<br />

vom November 1958 zu hören.<br />

Zu empfangen im Radio unter<br />

97,2 (Antenne), 92,6 (Kabel)<br />

oder im Internet über www.okb.de.<br />

Hörerwünsche und<br />

Grüße können per Fax abgegeben<br />

werden (030-991 50 23)<br />

oder im Internet auf Siggis Seite<br />

www.siggitrzoss.de (Gästebuch)<br />

oder über moderator@siggitrzoss.de.<br />

I.D.<br />

Tipps und Termine<br />

Neujahrstanz<br />

Kaulsdorf Nord – Das Nachbarschaftszentrum<br />

„Klub 74“ am Baltenring 74<br />

lädt am 27. Januar, 14 Uhr, zum „Neujahrstanz<br />

im Klub“ mit der Revival-<br />

Band ein. Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung<br />

Tel. 56 30 993 oder 90 293 44 33. Der<br />

traditionelle Senioren-Kino-Brunch findet<br />

am 9. und am 23. Januar, jeweils 9<br />

Uhr, im Kino Kiste statt. Eintritt Kino<br />

3,50 Euro, Brunch 2,60 Euro. Anmeldung:<br />

Tel. 99 87 481.<br />

Grüne Woche und Party<br />

Marzahn – Das Bürgerhaus Südspitze<br />

an der Marchwitzastraße 24-26 organisiert<br />

zwei Fahrten zur Grünen Woche:<br />

am 19. und am 21. Januar, 15 bis 19<br />

Uhr. Eintritt und Fahrdienst vom Bürgerhaus<br />

zur Grünen Woche und zurück,<br />

Preis: 12 Euro. Am 22. Januar, 11 bis<br />

18 Uhr, feiert das Haus seinen 4. Geburtstag.<br />

Zur Feier sind alle Interessenten<br />

herzlich eingeladen. Am 29. Januar,<br />

14 bis 18 Uhr, findet eine Fahrt zum<br />

Zuckermuseum Berlin, mit anschließendem<br />

Kaffeetrinken, statt. Fahrpreis 6<br />

Euro, Anmeldung Tel. 54 221 55.<br />

Bon voyage<br />

Lichtenberg – Am 8. Januar, 19 Uhr,<br />

wird die Ausstellung „Bon voyage“ der<br />

beiden Malerinnen Inge Gräber und Susanne<br />

Tank in der Galerie OstArt,<br />

Giselastr. 12, eröffnet. Die Landschaften<br />

in Öl und Pastellkreide sind bis zum<br />

19. Februar zu sehen. Zur Vernissage<br />

am 8. Januar spielt Sheik Russell auf<br />

der Gitarre.<br />

Galeriefrühstück<br />

Marzahn – Zu einem Brunch mit Obst<br />

und Leckereien lädt die Galerie M an<br />

der Marzahner Promenade 13 am 14.<br />

Januar, 10.45 Uhr, ein. Mit Musik aus<br />

verschiedenen Epochen und Kunst. Eintritt<br />

4,50 Euro.<br />

Kabarett<br />

Marzahn – „Be Berlin – arm aber sexy“<br />

meinen die Kabarettisten Regina Nitzsche<br />

und André Nicke vom Stadttheater<br />

Cöpenick am 17. Januar im Tschechow<br />

Theater, Märkische Allee 410, Beginn<br />

19 Uhr, Eintritt 7, erm. 5 Euro.<br />

Kartenbestellung: 93 66 10 78.<br />

Sonntagsmatinee<br />

Marzahn – Gastgeber und Moderator<br />

Siggi Trzoß hat zu seiner ersten Matinee<br />

im neuen Jahr am 25. Januar, 11<br />

Uhr, im Saal des FFM wieder illustre<br />

Gäste eingeladen: Lutz Jahoda, Sascha<br />

Thom, Konny Körner und den sächsischen<br />

Humoristen Harry Wuchtig. Eintritt<br />

11 Euro<br />

Elfriede Brüning liest<br />

Mahlsdorf – Am 11. Januar, 15 Uhr, ist<br />

die Schriftstellerin Elfriede Brüning (98)<br />

zu Gast im Kunsthaus Flora, Florastraße<br />

113. Unter dem Titel „Ich musste einfach<br />

schreiben, unbedingt ...“ liest sie aus ihrem<br />

Briefwechsel mit Zeitgenossen zwischen<br />

1930 und 2007. Dazu zählen Anna<br />

Seghers, Eva Strittmatter, Uwe Timm,<br />

Hermann Kant, Johannes Mario Simmel,<br />

Inge Viet und viele andere. Eintritt 6,50/<br />

ermäßigt 4,50 Euro (inkl. Kuchen).


10 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Jugend-Bildung-Sport<br />

Anlauf für ein neues<br />

Jugendparlament<br />

Marzahn-Hellersdorf – Im<br />

Bezirk soll es nach dem eher<br />

kläglichen Ende der früheren<br />

Jugend-BVV ein neues Jugendparlament<br />

geben. Einen entsprechenden<br />

Antrag brachten<br />

die jugendpolitischen Sprecher<br />

der fünf in der BVV vertretenen<br />

demokratischen Parteien<br />

gemeinsam mit Vorsteherin<br />

Petra Wermke ein. Zuvor hatten<br />

sie ein klar strukturiertes<br />

Konzept erarbeitet und dem<br />

Antrag beigefügt. Ziel ist es,<br />

„die Mitsprache Jugendlicher<br />

an Entscheidungen, die sie betreffen“<br />

zu stärken. Die den<br />

Antrag stützenden Verordneten<br />

verpflichten sich im vorliegenden<br />

Konzept, „das Jugendparlament<br />

nicht parteipolitisch<br />

zu instrumentalisieren“. Daher<br />

rührt wohl auch die allgemeine<br />

Zustimmung in der BVV.<br />

Obwohl im Konzept auch von<br />

Geld, nämlich 10 000 Euro pro<br />

Wahlperiode, die Rede ist. RN<br />

Einhaltung des<br />

Jugendschutzgesetzes<br />

wird kontrolliert<br />

Marzahn-Hellersdorf – Befürchtungen,<br />

dass die Einhaltung<br />

des Jugendschutzgesetzes<br />

durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes<br />

nicht mehr gewährleistet<br />

seien, trat der zuständige<br />

Stadtrat Christian Gräff auf<br />

der Dezembersitzung der BVV<br />

entgegen. Felix Frenzel hatte<br />

von stark reduzierten Alkoholkontrollen<br />

erfahren. „Die in<br />

Medien erwähnten Kontrollen<br />

beziehen sich auf Großeinsätze<br />

gemeinsam mit dem LKA“,<br />

machte Gräff deutlich. Mit den<br />

„normalen alltäglichen Kontrollen<br />

vor Ort“ hätten sie nichts zu<br />

tun. Gräffs Mitarbeiter haben<br />

von Januar bis November 2008<br />

fast 1000 solcher Kontrollen<br />

durchgeführt und 131 „Maßnahmen“<br />

eingeleitet. Zu den stadtweiten<br />

Aktionen sagte Gräff:<br />

„Wir wollen in der Tat Großeinsätze<br />

reduzieren.“ Denn spätestens<br />

in der dritten Einrichtung<br />

sei nichts mehr festzustellen.<br />

„Die haben ja auch Telefone“,<br />

weiß der Stadtrat. RN<br />

Bericht zur<br />

Gemeinschaftsschule<br />

Marzahn-Hellersdorf – Spätestens<br />

bis April soll das Bezirksamt<br />

einen Zwischenbericht über<br />

das erste Halbjahr des Pilotprojektes<br />

Gemeinschaftsschule<br />

vorlegen und darin Umsetzung,<br />

Akzeptanz, Probleme und Fortschritte<br />

analysieren. Das beschloss<br />

die BVV. RN<br />

Sportler werden<br />

auch 2009 geehrt<br />

Marzahn-Hellersdorf – Auch<br />

2009 wird es eine Ehrung von<br />

Sportlern unseres Bezirks geben,<br />

die im Berliner, nationalen oder<br />

sogar internationalen Rahmen<br />

besonders erfolgreich waren. RN<br />

Hellersdorf – Einen erneuten Erfolg<br />

konnten die Nachwuchsköche<br />

aus unserem Bezirk erzielen.<br />

Beim bundesweiten Wettbewerb<br />

„Erdgaspokal der Schülerköche“<br />

haben am Ende vergangenen<br />

Jahres 64 Berliner Schülerinnen<br />

und Schüler meisterlich gekocht.<br />

Sechs Mal gab es für ein<br />

Viererteam 100 und mehr Punkte<br />

von maximal 120 erreichbaren<br />

Zählern. Unter diesen sechs besten<br />

Mannschaften, die den<br />

Sprung ins Berliner Halbfinale<br />

des Wettbewerbs schafften, konnte<br />

sich die Gruppe der 9. Hauptschule<br />

des Bezirks mit 100 Punkten<br />

den sechsten Platz sichern und<br />

wird nun am 8. Januar erneut am<br />

Herd stehen, um womöglich erst<br />

einmal ins Finale zu kommen.<br />

Wer dort siegt, nimmt am bundesweiten<br />

Endausscheid teil.<br />

Klarer Sieger des Vorkampfes<br />

war die Kochgruppe der Louise-<br />

Schroeder-Schule aus Spandau<br />

mit 108 Punkten. Mit 105 Zäh-<br />

Marzahn-Hellersdorf – Drei<br />

Projekte aus Schulen dürfen sich<br />

über jeweils 1000 Euro Preisgeld<br />

freuen. Sie sind die Sieger des<br />

Wettbewerbs „Schule für Zukunft“.<br />

Die Gewinner sind das<br />

Projekt „Junge Gärtner“, das unter<br />

der Leitung von Gerda Schneider<br />

an mehreren Standorten im<br />

Bezirk aktiv ist. Außerdem überzeugten<br />

zwei Projekte der Konrad-Wachsmann-Oberschule:Veränderung<br />

des Schulumfeldes und<br />

„Kann Schule krank machen?“<br />

Die Jungen und Mädchen der AG<br />

„Junge Gärtner“ haben hinter’m<br />

Alt-Marzahner Tierhof Kräuterbeete<br />

angelegt und den Schulgarten<br />

der Bruno-Bettelheim-<br />

Grundschule, Schleusinger Straße<br />

17, aus seinem Dornröschenschlaf<br />

geweckt. Die Projektgruppe<br />

„Kann Schule krank machen?“<br />

beschäftigte sich mit dem Raum-<br />

Marzahn – Seit kurzem bietet der<br />

Abenteuer- und Umweltspielplatz<br />

„Wicke“ an der Schorfheidestraße<br />

52 eine außergewöhnliche Umgebung<br />

für eine Feier im Kollegenoder<br />

Familienkreis: Die „Alpha II-<br />

Station“. Das futuristisch anmutende<br />

Gebäude aus Holz und Lehm ist<br />

innen urgemütlich. Ein riesiger<br />

Lehmofen, verziert mit Mosaiken,<br />

lädt auf seiner Sitzbank zum Verweilen<br />

ein. Richtig angefeuert,<br />

kann man in ihm auch Brot bakken.<br />

Gleich nebenan befindet sich<br />

eine gut ausgestattete Küche, auch<br />

Toiletten sind vorhanden. Im 1.<br />

Stock gibt es Tische, Stühle und<br />

eine kleine Tanzfläche. Anschlüsse<br />

für technische Geräte sind vorhanden.<br />

Wenn das Wetter es zu-<br />

Cuisine a là Hellersdorf<br />

Team der 9. Hauptschule kochte sich ins Halbfinale des Erdgaspokals<br />

Ihnen gilt es den Pokal zu entreißen: Christian, Melissa, Franziska<br />

und Florian von der „Thomas-Müntzer-Schule“ Wernigerode bekamen<br />

ihn als Bundessieger 2008 von Köchepräsident Stefan Wohlfeil.<br />

lern folgen ihr die Hobbyköche<br />

der Schule am Zwickauer Damm<br />

Neukölln. Dicht dahinter kommt<br />

mit 103 Punkten Team 1 der<br />

Garten und Gesundheit<br />

Drei Preisträger „Schule für Zukunft“<br />

klima, den Lichtverhältnissen<br />

und der Lärmbelästigung in ihrer<br />

Schule. Das Team „Veränderung<br />

des Schulumfeldes“ nahm das<br />

Schulumfeld unter die Lupe und<br />

entwickelte viele Verbesserungsvorschläge.<br />

„Schule für Zukunft“ ist ein Wettbewerb<br />

der Lokalen Agenda 21.<br />

Mit ihm sollen Projekte und Ideen<br />

für eine nachhaltige Entwicklung<br />

im Sinne der Agenda 21 in<br />

Schulen des Bezirkes angeregt<br />

und unterstützt werden. Gleichzeitig<br />

geht es darum, die Zusammenarbeit<br />

und Vernetzung unterschiedlicher<br />

Lernorte eines Sozialraumes,<br />

wie Kindertagesstätten<br />

oder Jugendfreizeiteinrichtungen<br />

zu fördern. Der Wettbewerb<br />

wurde zusammen mit der<br />

Ernst-Haeckel-Oberschule entwickelt.<br />

Infos www.Schule-fuer-<br />

Zukunft.de. RS<br />

Röntgen-Schule Neukölln, gefolgt<br />

von der Kochgruppe der<br />

Paul-und-Charlotte-Kniese-Schule<br />

für Sehbehinderte Lichtenberg-<br />

Marzahn – Zwei Jahre lang wird<br />

das Zentrum für Kinder- und<br />

Jugendforschung der Evangelischen<br />

Fachhochschule Freiburg die<br />

„seelische Gesundheit in Sozialräumen<br />

mit besonderen Problemlagen“<br />

studieren und Lösungen<br />

entwickeln. Beteiligt sind auch die<br />

Marzahner Kindergärten Basdorfer<br />

Str. 2-4 und Wittenberger Str. 20-<br />

22. Ziel der Forschungen sind vorbeugende<br />

Maßnahmen zur seelischen<br />

Gesundheit von Kindern,<br />

Eltern und Erziehern zu erarbeiten<br />

und auszuprobieren. Kindergärten<br />

sollen sich dabei zu Knotenpunkten<br />

im Sozialraum entwickeln. Es<br />

werden neue niedrigschwellige<br />

Strukturen geschaffen, die die Inanspruchnahme<br />

von vorbeugenden<br />

Leistungen erleichtern.<br />

Das Projekt hat vier Ebenen. Die<br />

Erzieherinnen erhalten zehn Fortbildungen,<br />

in denen sie gezielte<br />

Hohenschönhausen mit 102<br />

Punkten. Den Sprung in die nächste<br />

Runde schaffte mit 101 Punkten<br />

auch das Kochteam der Heinrich-Hertz-Oberschule<br />

Spandau.<br />

Nicht gepackt haben es die vier<br />

Jungen der Hellersdorfer Jean-<br />

Piaget-Schule, deren 90 Punkte<br />

für den 11. Platz reichten.<br />

Im Berliner Halbfinale des Erdgaspokals<br />

kochen die qualifizierten<br />

Teams alle zeitgleich in der<br />

Küche des Hotels Kurfürstendamm<br />

am Adenauerplatz binnen<br />

120 Minuten ihre dreigängigen<br />

Wettbewerbsmenüs vor Gästen<br />

und fachkundigen Juroren vom<br />

Verband der Köche Deutschlands.<br />

Die bislang verwendeten Produkte<br />

und Rezepturen dürfen laut<br />

Reglement des Wettbewerbs nicht<br />

gravierend verändert werden.<br />

Die drei besten Teams dürfen im<br />

Hauptstadt-Finale am 26. Februar<br />

im GASAG-Kundenzentrum in<br />

der Friedrichstraße starten.<br />

B. Lehmann/R. Nachtmann<br />

Futuristisch bis zünftig<br />

Alpha-Haus des Abenteuerspielplatzes „Wicke“ kann für Feiern gemietet werden<br />

Die Alpha-II-Station ist ein außergewöhnlicher Party-Ort. Foto: ASP<br />

Seelische Gesundheit<br />

Forschungsprojekt an Kindergärten<br />

Anregungen erhalten, wie sie die<br />

seelische Gesundheit der Kinder<br />

und ihrer Familien unterstützen<br />

und fördern und die Kita zu<br />

gesundheitsförderlichen Institutionen<br />

erweitern können.<br />

Alle Kinder nehmen jeweils in<br />

Kleingruppen an einem 10-wöchigen<br />

Präventionskurs teil.<br />

Die Eltern können sich Beratung<br />

und Unterstützung in einer offenen<br />

wöchentlichen Familiensprechstunde<br />

holen sowie an kostenlosen<br />

Elternkursen teilnehmen.<br />

Die Kindertagesstätten werden<br />

darin unterstützt, sich mit weiteren<br />

Einrichtungen im Stadtteil<br />

oder der Gemeinde zu vernetzen.<br />

Info: Zentrum für Kinder- und<br />

Jugendforschung an der Evangelischen<br />

Fachhochschule Freiburg,<br />

Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff, Tel.<br />

(0761) 47812-40.<br />

Rainer Schubert<br />

lässt, kann vor dem Haus auf der<br />

Wiese auch gegrillt werden.<br />

Gemietet werden kann das Haus ab<br />

18 Uhr (open end). Für bis zu 10<br />

Personen werden 80 Euro Gebühr<br />

erhoben, Gruppen bis 25 Personen<br />

zahlen 100 Euro, noch größere bis<br />

max. 50 Personen 150 Euro. Die<br />

Benutzung von Grill und Feuerstelle<br />

kosten 20 Euro, eine Kaution von<br />

200 Euro wird verlangt.<br />

Das Alpha-Haus ist übrigens nicht<br />

nur im Winter nutzbar, im Sommer<br />

kann man auch im Grünen sitzen.<br />

Interessenten können sich Montag<br />

bis Sonnabend zwischen 13 und 17<br />

Uhr vor Ort überzeugen.<br />

Info: Carina Stern, Tel.. 99 21 62<br />

45 oder 0179-479 39 72.<br />

Regina Friedrich, Kiezmentorin


Umwelt & Verkehr<br />

In der frostigen Luft hoch über der<br />

Elbe liegt die Burg, von hier aus<br />

wurde europäische und Berliner Geschichte<br />

geschrieben. Karl der Vierte,<br />

der Gründer der Prager Universität<br />

und Erbauer der Karlsbrücke,<br />

Kaiser des heiligen römischen Reiches,<br />

hatte hier seine Nordresidenz,<br />

bequem im frühen Mittelalter von<br />

Prag per Schiff über Moldau und<br />

Elbe erreichbar. Die Hohenzollern<br />

erbten von den Luxemburgern den<br />

Besitz und hatten ebenfalls hier gehaust.<br />

Als sie jedoch eine Steuer auf<br />

Bier einführten, wurden sie von<br />

selbstbewussten Bürgern aus Tangermünde<br />

verjagt und fanden sich in<br />

Cölln auf der Spreeinsel wieder.<br />

Um von Cölln respektive Berlin aus<br />

Jahrhunderte später ein großes Reich<br />

zu regieren, mit Steuerlasten, gegen<br />

die sich die Tangermünder Biersteuer<br />

ebenso winzig ausnimmt wie heute<br />

Tangermünde im Vergleich zur<br />

nahen Metropole. Gerade wegen seiner<br />

„kompakten Museumsmasse“<br />

aber ist Tangermünde sehr erlebenswert.<br />

Die gleich neben der Burg<br />

befindliche Altstadt umschließt eine<br />

rote Stadtmauer. Unzählige gut restaurierte<br />

niedrige Fachwerkhäuser<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 11<br />

Straße für Alle und das gleichzeitig<br />

Verkehrskonzept „Shared Space“ verringert Geschwindigkeit ohne Regeln und so die Unfallgefahr<br />

Es klingt verlockend: Weg mit Straßenschildern,<br />

weg mit Verkehrsregeln<br />

wie Vorfahrt oder Höchstgeschwindigkeit,<br />

weg mit Stoppzeichen<br />

und roten oder grünen Ampeln.<br />

Egal ob Auto, Fahrrad oder<br />

Fußgänger – alle bewegen sich<br />

gleichzeitig (und daher rücksichtsvoll)<br />

im Straßenverkehrsraum.<br />

In einem Land, in dem der Drang<br />

nach Regulierung höher scheint als<br />

der am Erhalt des Weltfriedens,<br />

muss man aber weder Befürchter<br />

noch Befürworter eines totalen<br />

Chaos’ sein, um der Idee des<br />

„Shared Space“, des geteilten oder<br />

gemeinsam genutzten Raumes, folgen<br />

zu können.<br />

Wer schon einmal auf einer Eisbahn<br />

war, weiß, dass es funktioniert.<br />

Man fährt langsam, man achtet<br />

aufeinander und kommuniziert<br />

mit seinen „Mitfahrern“. So beschrieb<br />

der englische Architekt und<br />

Verkehrsexperte Ben Hamilton-<br />

Baille kürzlich auf der Veranstaltung<br />

der Heinrich-Böll-Stiftung<br />

„Shared Space in Berlin?“ dieses<br />

Verkehrskonzept.<br />

Es wurde Mitte der 80-er Jahre vom<br />

2008 verstorbenen niederländischen<br />

Verkehrswissenschaftler<br />

Hans Monderman entwickelt und<br />

wird seitdem in vielen Kommunen<br />

– nicht nur in den Niederlanden –<br />

erprobt. In einem EU-Projekt wurde<br />

„Shared Space“ in fünf verschiedenen<br />

Kommunen in mehreren<br />

Ländern umgesetzt, darunter die<br />

niedersächsische Gemeinde Bohmte<br />

bei Osnabrück als erste in<br />

Deutschland. Dort wurden auf 500<br />

Metern Landesstraße, die mitten<br />

durch den Ort führten, Ampeln und<br />

Schilder abgebaut, die Gehwege<br />

ebenso und die Straßen entfernt.<br />

In den Niederlanden wird gezeigt, dass rücksichtsvoler Umgang miteinander<br />

keine Schulder, Ampeln und Absperrungen braucht.<br />

Die so entstandene gepflasterte, zusammenhängende<br />

Fläche wird gemeinsam<br />

genutzt. Im Ergebnis ist<br />

in Bohmte die Unfallzahl um 50<br />

Prozent gesunken. Die rund 12 000<br />

Fahrzeuge, die täglich durch<br />

Bohmte fahren, tun dies noch immer,<br />

aber insgesamt langsamer, leiser,<br />

sicherer und ohne Staus, seit<br />

die Ampeln weg sind.<br />

In Berlin steckt „Shared Space“ in<br />

den Kinderschuhen. Pankow und<br />

Friedrichshain-Kreuzberg prüfen,<br />

ob man ein Projekt umsetzen kann.<br />

<strong>jot</strong> w.d.- Ausflugstipp:<br />

1000-jähriges Tangermünde ist lohnendes Kurzreiseziel<br />

werden von den hohen Türmen der<br />

Stadtkirchen aus rotem Backstein<br />

überragt und vom Ziergiebel des<br />

schmucken Rathauses. Gegen den<br />

klaren blauen Winterhimmel nimmt<br />

sich der kunstvolle Giebel wie eine<br />

Häkelspitze aus. <strong>Auf</strong> dem Dach des<br />

Rathauses ein Storchennest. Nicht<br />

nur das glücksbringende Nest unterscheidet<br />

Tangermünde von den Fachwerk-Puppenstubenstädtchen<br />

im<br />

In Lichtenberg wird konkret nach<br />

einem Ort gesucht. Im Grunde sei<br />

es dabei egal, ob 10 000 Autos oder<br />

40 000 auf einer Straße fahren, sagt<br />

Reiner Hofmann, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der Linksfraktion in<br />

Lichtenberg. Ab einer gewissen<br />

Größe sei allerdings Schluss.<br />

Doch während man in den Bezirken<br />

dem neuen Prinzip etwas abgewinnen<br />

kann, winkt die Senatsverwaltung<br />

ab. „Wir haben das geprüft und<br />

verworfen“, sagt Sprecher Marko<br />

Rosteck. Am Stadtrand seien wohl<br />

So sieht es ein britischer Catoonist: Ein typisches englisches Dorf<br />

bevor und nachdem die „Stadtplaner“ kamen.<br />

süddeutschen Raum, auch die weite<br />

Sicht vom hohen Ufer über das<br />

Zweistromland an Elbe und Havel.<br />

Irgendwo am Horizont glaubt man<br />

bis zum ca. 80 km entfernten Berliner<br />

Fernsehturm zu blicken.<br />

Und erst die vielen kleinen Läden<br />

und Touristenherbergen, urigen<br />

Kneipen (ein Knüller: Das „Exempel“<br />

in der Küsterschule neben St.<br />

Stefani) – da macht ein Stadtbummel<br />

Das Neustädter Tor ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten.<br />

Möglichkeiten vorhanden, für den<br />

innerstädtischen Raum in einer<br />

Metropole sei es jedoch „nicht funktional“.<br />

Die Fließgeschwindigkeit<br />

des Verkehrs müsse gewährleistet<br />

sein.<br />

Claudia Hämmerling, Sprecherin<br />

für Stadtentwicklung der Grünen<br />

im Abgeordnetenhaus, hält dagegen:<br />

„Das gesellschaftliche Prinzip<br />

ist doch: Alles ist geregelt und keiner<br />

hält sich mehr dran“, sagt sie.<br />

Dieses Prinzip müsse durch mehr<br />

Selbstverantwortung ersetzt werden.<br />

Die Menschen würden sich<br />

dann umsichtiger verhalten, ist sie<br />

überzeugt. Dass „Shared Space“<br />

auch in Innenstädten funktioniere,<br />

beweise etwa die Kensington High<br />

Street in London, mit ihren täglich<br />

mehreren zehntausend Fahrzeugen.<br />

Kritisch sehen auch Fußgängerund<br />

Blindenverband die Idee. Sie<br />

befürchten, dass durch den Wegfall<br />

der Regeln die ohnehin schwächsten<br />

Verkehrsteilnehmer zusätzlich<br />

benachteiligt würden. Blinde können<br />

ja keinen Sichtkontakt mit den<br />

Auto- oder Radfahrern herstellen.<br />

In Bohmte wurde mit geriffelten<br />

Markierungen und Einlassungen –<br />

ähnlich den weißen Streifen an den<br />

Berliner U-Bahnsteigen – ein weitreichendes<br />

Leitsystem für Blinde<br />

und Sehbehinderte in den Platz eingelassen,<br />

das in Zusammenarbeit<br />

mit dem Blindenverband entstand.<br />

Er kenne die Bedenken, sagt<br />

Bohmtes Bürgermeister Klaus<br />

Goedejohann. „Was zählt, ist das<br />

Ergebnis“, fügt er hinzu. Und das<br />

laute, dass es in den Städten, die<br />

„Shared Space“ seit Jahren anwenden,<br />

bislang keine Unfälle mit Toten<br />

oder Schwerverletzten gegeben<br />

habe. R. Nachtmann<br />

selbst an kalten Wintertagen Spaß.<br />

Im September 2009 feiert die Kleinstadt<br />

ganz groß ihr 1000-jähriges<br />

Jubiläum.<br />

Falls Sie jetzt fragen, wie ist dort<br />

hinzukommen? Per Zug einfach von<br />

Berlin bis Stendal, von dort fahren<br />

stündlich Rundumsicht-Doppelstocktriebwagen<br />

nach Tangermünde.<br />

Mit dem Auto wird als kürzeste<br />

„Navi-Variante“ die Route über Nauen<br />

und Rathenow angezeigt. Ich<br />

empfehle aber den Südring A10/A2<br />

bis Brandenburg an der Havel mit<br />

seinem ebenfalls sehenswert restaurierten<br />

Dom, dann über das Klosterensemble<br />

Jerichow nach Tangermünde.<br />

Oder man wählt eine nördliche<br />

Route über die Hamburger Autobahn<br />

bis zur AS Neuruppin, dann<br />

über Kyritz nach Havelberg mit seinem<br />

Dom. Oder auf der Hamburger<br />

Autobahn bis zur AS Fehrbellin,<br />

durch das Havelluch bis zum Ländchen<br />

Rhinow. Dort steht weltabgeschieden<br />

in Stölln eine IL 18 als Cafe<br />

am Wiesenhang, wo der Flugpionier<br />

Otto von Lilienthal verunglückte.<br />

Weiter über die neue Havelbrücke<br />

bei Strohdehne nach Tangermünde.<br />

U. Clauder<br />

Bezirkskalender<br />

2009 zeigt<br />

Parks und Plätze<br />

Marzahn-Hellersdorf – Noch<br />

gibt es für Spät-Entschlossene<br />

einige Exemplare. Denn bereits<br />

im November erschien der nunmehr<br />

neunte, vom Bezirksamt<br />

herausgegebene großformatige<br />

Kalender mit dem Titel „Die<br />

besondere Stadt – Parks und<br />

Plätze in Marzahn-Hellersdorf“.<br />

Im 30. Jahr des Bestehens<br />

des Bezirkes werden 13<br />

Grün- und Parkanlagen, Plätze,<br />

Planschen und Schulhöfe<br />

vorgestellt. Alle ausgewählten<br />

Beispiele zeigen Anlagen, die<br />

in den vergangenen Jahren entstanden.<br />

Die Besonderheit des<br />

„Jubiläumskalenders“ ist, dass<br />

die Entstehungsgeschichte und<br />

die Planzeichnungen für jedes<br />

Beispiel dargestellt werden.<br />

Die letzten der 1500 Exemplare<br />

gibt es in den Bürgerämtern,<br />

im Natur- und Umweltamt sowie<br />

in einigen Buchhandlungen<br />

des Bezirks für eine Schutzgebühr<br />

von 5 Euro.<br />

<strong>Auf</strong> den Rückseiten werden die<br />

abgebildeten Parks und Plätze<br />

(wie hier der Springpfuhlpark)<br />

umfangreich erläutert.<br />

Neue Weiden an der<br />

Bruno-Baum-Straße<br />

Marzahn – An der Bruno-Baum-<br />

Straße in Höhe der Bushaltestelle<br />

Hänflingsteig steht die letzte<br />

von ursprünglich mehreren Weiden,<br />

die 1948 zur Erinnerung an<br />

vier Jungen gepflanzt wurden,<br />

die am 29. April 1945 beim Spielen<br />

in der vormaligen Kleingartenanlage<br />

„Neuland Ost“ durch<br />

eine nicht erkannte Mine getötet<br />

worden waren.<br />

Weil die Fläche, auf der die alte<br />

Weide steht, nicht mehr dem<br />

Bezirksamt gehört (dort befand<br />

sich bis zu ihrem Abriss die<br />

nach dem Baum benannte Oberschule<br />

an der Weide), suchte das<br />

Natur- und Umweltamt eine Ersatzfläche<br />

für die Nachpflanzung<br />

der „Erinnerungs-Weiden“.<br />

An der Ecke Poelchaustraße/Murtzaner<br />

Ring wurden<br />

im November drei von Baumpaten<br />

des BUND gespendete<br />

Weiden gepflanzt. Die Initiative<br />

für die Ersatzpflanzung geht<br />

zurück auf Mitglieder der vormaligen<br />

Bürgerinitiative „An<br />

der Feuerwache“ und ihrer damaligen<br />

Leiterin Frau Dalhus.


12 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Wirtschaft & Soziales<br />

Wegweiser<br />

Psychiatrie<br />

Berlin – Die Senatsverwaltung<br />

für Gesundheit hat ihre Broschüre<br />

mit Informationen zum psychiatrischen<br />

Hilfesystem in Berlin<br />

aktualisiert und wieder in den<br />

Sprachen englisch, polnisch, russisch,serbisch/kroatisch/bosnisch<br />

und türkisch vorgelegt. Der<br />

Wegweiser bietet einen Überblick<br />

über das Angebot psychiatrischer<br />

Hilfen im Land Berlin<br />

und den Bezirken. Die Broschüre<br />

kann kostenlos beim<br />

Landesbeauftragten für Psychiatrie,<br />

Oranienstr. 106, 10969<br />

Berlin angefordert oder im<br />

Internet unter www.berlin.de/lb/<br />

psychiatrie/ abgerufen werden.<br />

Matilde zieht um<br />

Hellersdorf – Im Frauenzentrum<br />

Matilde packen die Mitarbeiterinnen<br />

Kisten und bereiten<br />

alles für den Umzug vor. Der<br />

neue Standort Stollberger Straße<br />

55 (am Kastanienboulevard)<br />

soll bis Ende Februar eingerichtet<br />

und arbeitsfähig sein. Die<br />

Wiedereröffnung ist für den 2.<br />

März, den 19. Geburtstag des<br />

Frauenzentrums Matilde geplant.<br />

Dann soll das Angebot des<br />

Frauenzentrums wie Beratung,<br />

Kurse und Veranstaltungen erweitert<br />

werden.<br />

Blutspende<br />

Marzahn – Vom 5. bis 7. Januar,<br />

jeweils zwischen 10 und<br />

20 Uhr, kann im Eastgate beim<br />

DRK Blut gespendet werden.<br />

Neue „Spätlese“ im<br />

Internet<br />

Marzahn-Hellersdorf – Die<br />

neue Ausgabe des Senioren-Magazins<br />

„Spätlese“ ist seit Mitte<br />

Dezember online unter www.marzahn-hellersdorf.deverfügbar.<br />

Leser können sich auf interessante<br />

Themen, insbesondere<br />

zur Winterzeit freuen. Die ehrenamtlichen<br />

Autoren haben sich<br />

auch in dieser Ausgabe bemüht,<br />

für jeden Geschmack etwas anzubieten.<br />

Ursula A. Kolbe berichtet<br />

u.a. über die „Titanic“ und zur<br />

Geschichte der Zwiebel. Barbara<br />

Ludwig setzt sich mit der Frage<br />

„Grundeinkommen“ auseinander<br />

und Christa-Dorit Pohle schildert<br />

eine Winterwanderung. Rudolf<br />

Winterfeldt schreibt zum 30jährigen<br />

Bestehen des Bezirks<br />

und über den Tag des Ehrenamtes.<br />

Neu im Blatt sind Informationen<br />

der Seniorenvertretung.<br />

Exzellenzinitiative<br />

geht weiter<br />

Marzahn-Hellersdorf – Bezirksamt,<br />

Wirtschaftskreis und<br />

die Akademie für Berufsförderung<br />

und Umschulung<br />

(ABU) verlängern ihre „Exzellenzinitiative“,<br />

die Schülern<br />

optimale Ausbildungschancen<br />

im Bezirk bieten soll. Die Unternehmen<br />

versprechen sich dadurch<br />

gut qualifizierte Fachkräfte<br />

für die Zukunft.<br />

Quo vadis Grüner Punkt?<br />

MPW-Diskussion: Deutschland auf dem Weg zu einer neuen Rohstoffordnung<br />

Berlin – Seit Jahresbeginn ist die<br />

5. Novelle zur Verpackungsverordnung<br />

in Kraft. Ihre Umsetzung<br />

nahm der Märkische Presse- und<br />

Wirtschaftsclub (MPW) kurz vor<br />

Ende des vergangenen Jahres zum<br />

Anlass, unter dem Motto „Quo<br />

vadis Grüner Punkt? Deutschland<br />

auf dem Weg zu einer neuen<br />

Rohstoffordnung?“ einen Blick<br />

auf die künftige Abfallwirtschaft<br />

im Lande zu richten.<br />

Peter Kurth, neu gewählter Präsident<br />

des Bundesverbandes der<br />

deutschen Entsorgungswirtschaft<br />

(BDE) und Vorstand des privaten<br />

E n t s o rg u n g s u n t e r n e h m e n s<br />

ALBA, sieht die Unternehmen<br />

seines Verbandes trotz des internationalen,<br />

aber auch in der<br />

Binnenwirtschaft bereits spürbaren,<br />

Markt- und Preisverfalls bei<br />

Sekundärrohstoffen nicht vor einer<br />

Krise stehen. „Wir haben in<br />

Deutschland funktionierende<br />

Rohstoffmärkte, und jeder weiß<br />

im Übrigen, dass nicht immer nur<br />

alles nach oben geht“, sagte der<br />

frühere Berliner Finanzsenator.<br />

Die grundsätzliche Ausrichtung<br />

der Kreislaufwirtschaft, „aus den<br />

Abfallströmen das stofflich Verwertbare<br />

herauszuholen“, bleibe<br />

der richtige Weg.<br />

Dr. Thomas Rummler,<br />

Leiter der Unterabteilung„Abfallwirtschaft,Bodenschutz“<br />

im<br />

Bundesumweltm<br />

i n i s t e r i u m<br />

(BMU), konstatierte<br />

als eine gemeinsamePosition<br />

auf dem Podium,<br />

dass die Kreislaufwirtschaft<br />

weiter zu<br />

entwickeln sei. „Es ist richtig, aus<br />

dem noch vorhandenen Restmüll<br />

der Haushalte vorhandenes Wertstoffpotenzial<br />

in sinnvolle Kreisläufe<br />

zu bringen“, macht er die<br />

Alba führte eine erweiterte Wertstoffsammlung u.a. in der Großsiedlung<br />

ein. Darüber freuen sich auch Bürgermeisterin Dagmar Pohle<br />

und Umweltstadtrat Norbert Lüdtke. Fotos: Nachtmann<br />

Keine HIV-Entwarnung<br />

Kostenlose Tests im Zentrum<br />

für sexuelle Gesundheit und Familienplanung<br />

Hellersdorf – Auch 2008 gab es in<br />

Deutschland ungefähr 3000 Neuinfektionen<br />

mit dem HI-Virus. Das<br />

sind im Vergleich mit europäischen<br />

Nachbarn relativ wenige Neuinfektionen.<br />

Dennoch ist die Infektion<br />

trotz enormer Fortschritte bei<br />

den Behandlungsmöglichkeiten<br />

nicht heilbar.<br />

Klarheit nach einem Risiko (zumeist<br />

ungeschützter Sex) verschafft<br />

man sich mit einem HIV-Antikörper-Test,<br />

dem so genannten „AIDS-<br />

Test“. Seit April 2008 besteht im<br />

Haus der Gesundheit die Möglichkeit,<br />

sich testen zu lassen. Hier gibt<br />

es unter der Leitung der Gynäkologin<br />

Frau Dipl.-Med. Möckel eines<br />

der vier Berliner Zentren für sexuelle<br />

Gesundheit und Familienplanung;<br />

es ist das einzige im Ostteil<br />

der Stadt.<br />

Neben den bereits zuvor dort angebotenen<br />

Leistungen des Sozialmedizinischen<br />

Dienstes (u.a. Ko-<br />

stenübernahme von Verhütungsmitteln,Schwangerschaftskonflikt-Beratung,<br />

Betreuung nicht<br />

versicherter Schwangerer) sind<br />

auch die Angebote der ehemaligen<br />

Beratungsstelle für sexuell<br />

übertragbare Krankheiten sowie<br />

HIV/AIDS Berlin-Lichtenberg im<br />

Zentrum integriert. Wesentliche<br />

Bestandteile der Arbeit sind Beratung<br />

zur HIV-Infektion und die<br />

Tests. Jeder Bürger kann sich –<br />

unabhängig vom Wohnort – jederzeit<br />

ohne Termin anonym testen<br />

lassen. Das Ergebnis wird nach 3<br />

bis maximal 7 Tagen in einem<br />

persönlichen Gespräch mitgeteilt.<br />

Der Test kostet 10 Euro, Schüler,<br />

ALG-II-Empfänger und Mittellose<br />

sind gebührenbefreit. Sprechzeiten:<br />

Mo, Fr 9-12 Uhr, Di, Do 14-18 Uhr;<br />

Info: Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />

und Familienplanung im Haus<br />

der Gesundheit, Etkar- André-Straße<br />

8, Tel. 90 293 36 55.<br />

Grundhaltung des Ministeriums<br />

klar. Insgesamt stimme er auch<br />

der Forderung zu, die vorhandenen<br />

Entsorgungssysteme flexibler<br />

zu gestalten. Zugleich warnte er<br />

vor Illusionen, die Entsorgung<br />

von Hausmüll sei künftig stark zu<br />

vereinfachen – mit je einer<br />

Tonne für feuchte<br />

und für trockene Abfälle<br />

sowie moderner<br />

Technik, die<br />

die Abfalltrennung<br />

beim Sortieren erledige.<br />

„<strong>Auf</strong> absehbare<br />

Zeit ist<br />

nach dem Stand<br />

der Technik ein<br />

ökonomisch sinnvolles<br />

und ökologisch<br />

hochwertiges Recyceln von<br />

Wertstoffen nicht zu realisieren“,<br />

kontert Rummler die von verschiedenen<br />

Forschern in jüngster<br />

Zeit mehrfach angemahnte Abschaffung<br />

des gegenwärtigen Systems.<br />

Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische<br />

Sprecherin der Bundestagsfraktion<br />

von Bündnis 90/Die<br />

Grünen, stellte das von der Fraktion<br />

neu erarbeitete Wertstoffkonzept<br />

vor. „Es ist notwendig,<br />

von der Verpackungs- zu einer<br />

Wertstoffverordnung zu kommen“,<br />

nennt sie die Zielrichtung<br />

und kritisiert Lizenzabgaben, die<br />

keine ökologischen Lenkungsaufgaben<br />

mehr erfüllten. „Allein<br />

mit dem Blick auf Entsorgungsfragen<br />

kann man ökologische und<br />

Ressourcenprobleme nicht ernsthaft<br />

lösen“, ist die Politikerin<br />

überzeugt. Dazu müsse man am<br />

Anfang der Kette, bei den Produkten,<br />

einhaken und wirtschaftliche<br />

Anreize für ökologisches<br />

Produktdesign schaffen.<br />

Hier sei die Politik gefordert,<br />

denn der Markt reagiere ökonomisch<br />

und nicht ökologisch. „Die<br />

Verpackungsordnung ist mit vie-<br />

Marzahn – Seit November steht<br />

am „Gesundheitszentrum am<br />

Springpfuhl“ in der Nähe der vista<br />

Jugend- und Suchtberatung ein<br />

Spritzenautomat. „Diese Gesundheitshilfe<br />

für Spritzdrogenabhängige<br />

ist für unseren Bezirk wichtig,<br />

um die Ansteckung und Ausbreitung<br />

von Infektionskrankheiten<br />

wie Aids und Hepatitis zu verhindern“,<br />

begründet Bürgermeisterin<br />

Dagmar Pohle die zum Teil umstrittene<br />

Entscheidung des Bezirksamts.<br />

Die Nähe zur Jugend- und<br />

Suchtberatung der vista gGmbH sei<br />

bewusst gewählt, um auch jenen<br />

Konsumenten den Weg in die Beratungsstelle<br />

zu weisen, die sich<br />

dort bisher nicht beraten ließen.<br />

Der Spritzenautomat sei eine geeignete<br />

Möglichkeit, um Heroinkonsumenten<br />

an das Hilfesystem anzugliedern,<br />

langfristig ihre Gesundheit<br />

zu erhalten und somit teure<br />

Folgekosten im Behandlungs-<br />

Auch von Ministerialen unterstützt:<br />

Albas erweiterte Wertstoffsammlung.<br />

len guten Absichten ins Leben gerufen<br />

worden, hat vieles erreicht.<br />

Aber sie reicht nicht mehr aus.<br />

Wir brauchen mutigere Ansätze“,<br />

forderte Kotting-Uhl. Ihr Fachkollege<br />

aus der FDP-Fraktion,<br />

Horst Meierhofer, kritisierte, dass<br />

das Duale System und der Grüne<br />

Punkt nicht transparent genug seien<br />

und der Verbraucher nicht wisse,<br />

welche Kosten damit tatsächlich<br />

verbunden seien. „Dass es<br />

kostengünstigere Alternativen<br />

gibt, hat sich in der Praxis längst<br />

gezeigt“, ist Meierhofer sicher.<br />

Nämlich seit Entsorgungsaufträge<br />

von den Kommunen ausgeschrieben<br />

würden.<br />

Da war sich der Abgeordnete mit<br />

Peter Kurth einig, der faire Wettbewerbsbedingungen<br />

zwischen<br />

den privaten und kommunalen<br />

Unternehmen in der Entsorgungswirtschaft<br />

fordert. Dazu gehöre<br />

auch die Abschaffung des immer<br />

noch existierenden Steuerprivilegs<br />

für die öffentlichen Unternehmen.<br />

Insgesamt jedoch sei die 5. Novelle<br />

der Verpackungsordnung ein<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

„Angesichts der hohen Akzeptanz<br />

von Abfalltrennung und Wertstoffrecycling<br />

in der Bevölkerung<br />

ist die Bundesrepublik reif für<br />

weiter gehende Schritte, für eine<br />

Art Rohstoffgesetz, dass über die<br />

Erfassung von Verpackungen weit<br />

hinaus geht“, glaubt Kurth.<br />

Dr. Uta Wallburg<br />

Mehr Sicherheit<br />

Erster Spritzenautomat im Bezirk soll<br />

Drogenabhängigen Spritzen und Hilfe geben<br />

und Rehabilitationssystem zu sparen.<br />

Auch würden damit Junkies erreicht,<br />

die noch keinen Kontakt<br />

zum Hilfesystem haben. Der Automat<br />

ermöglicht den Erwerb steriler<br />

Spritzen unabhängig von Apotheken<br />

und Beratungsstellen. Über<br />

Schachtel-<strong>Auf</strong>drucke werden wichtige<br />

Informationen zur Infektionsprophylaxe<br />

und Kontaktmöglichkeiten<br />

zur Drogenhilfe gegeben.<br />

Die von Bürgern geäußerten Befürchtungen<br />

über eine Vermüllung<br />

rund um den Automaten bestätigten<br />

sich bisher nicht. Ein Informationsblatt<br />

gibt Antworten auf die<br />

meist gestellten Fragen im Zusammenhang<br />

mit der Automatenaufstellung.<br />

Es liegt auch in Bürgerämtern<br />

und Stadtteilzentren aus.<br />

Info: Fixpunkt e.V., Tel. 693 22 60,<br />

vista Jugend- und Suchtberatung<br />

gGmbH, Tel. 54 58 945, Plan- und<br />

Leitstelle für Gesundheit und Soziales,<br />

Tel. 90 293 42 62. RN


Feuilleton<br />

Läuft man von Hellersdorf aus um<br />

den Kienberg herum oder biegt<br />

aus Marzahn kommend vom<br />

Blumberger Damm in den Alwineweg<br />

ein, erreicht man nach jeweils<br />

etwa zehn Minuten die<br />

Biesdorfer Siegmarstraße 66.<br />

Hier, an den Ausläufern des Kienberges,<br />

sozusagen dort, wo alle<br />

Straßen enden, in einer für unseren<br />

Bezirk wirklich ruhigen Ecke,<br />

hier also haben sich Christel und<br />

Paul Bachmann einen Traum erfüllt.<br />

Ihr wunderschönes Haus mit<br />

Giebeln beherbergt neben der<br />

Wohnung auch ein Café mit Galerie<br />

im Gastraum. Und ein Atelier.<br />

Denn Christel Bachmann, die<br />

einst Pädagogik und Kunsterziehung<br />

studierte, ist nicht nur freischaffende<br />

Malerin. Sie betreibt<br />

auch eine Malschule. Viele ihrer<br />

Schüler kommen schon seit mehreren<br />

Jahren.<br />

Christels Mann Paul, ein Diplom-<br />

Bauingenieur, hat 1982 den<br />

Grundstein für das Haus gelegt,<br />

1986 das Atelier gebaut und es im<br />

Jahr 2000 erweitert. Im März<br />

2004 wurde dann das angebaute<br />

Café eröffnet. Paul Bachmann hat<br />

das alles selbst gemacht.<br />

Das Café versteht sich auch als<br />

Treffpunkt der kulturellen Szene<br />

im Bezirk. „Gleichzeitig soll auch<br />

den Spaziergängern auf dem<br />

Wuhlewanderweg etwas geboten<br />

werden“, sagt Paul Bachmann,<br />

der die Galerie auch als „eine Bereicherung<br />

für die Besucher von<br />

Hellersdorf-Marzahn“ verstanden<br />

wissen will. Auch im Hinblick auf<br />

die Nachbarschaft zum Erho-<br />

Mein Freund Wolfgang, der Pander,<br />

ist wohl der einzige Mensch,<br />

den ich kenne, der es alljährlich<br />

schafft, in seinen Grüßen zum<br />

Jahreswechsel über das vergangene<br />

Jahr ausführlicher zu reflektieren.<br />

Wie schrieb er doch gleich:<br />

„Wieder mehr Verluste, nicht nur<br />

finanzieller Art, wieder weniger<br />

Hoffnung auf Frieden in der Welt.<br />

Aber: Kinder, wir leben noch! Nur<br />

das zählt!“ Also habe ich mich<br />

entschlossen, allen <strong>jot</strong> w.d.-Lesern<br />

eine frei ergänzbare Liste anzubieten,<br />

um dem vergangenen<br />

Jahr nachvollziehbares Gewicht<br />

zu verleihen – mit guten und weniger<br />

guten Gefühlen, den Kehr-<br />

Kunst begegnen<br />

Das Galerie-Café „C.P.“ versteht sich als Treffpunkt<br />

lungspark müsse nach neuen<br />

Konzepten gesucht werden.<br />

Christel Bachmann, gebürtige<br />

Mecklenburgerin, studierte in<br />

Greifswald. Einige Jahre besuchte<br />

sie Workshops und Seminare in<br />

Schwerin. Mit ihrem Umzug 1979<br />

nach Berlin begann auch ihre freiberufliche<br />

Tätigkeit als Malerin<br />

seiten der unbezahlbaren Münze,<br />

die „Leben“ heißt!<br />

Meine wichtigsten Erlebnisse im<br />

Jahre 2008 waren im Zusammenhang<br />

mit:<br />

Trauer: Mein Freund Peter, gerade<br />

mal 70 geworden, ist gestorben.<br />

Das war der allerschlimmste<br />

Einschnitt in diesem Jahr: Peter<br />

ist durch nichts zu ersetzen. Gott<br />

sei Dank habe ich ihm das schon<br />

zu Lebzeiten oft gesagt.<br />

Stolz: Meine Tochter hat den<br />

Augsburger Brechtwettbewerb<br />

gewonnen, in beiden Kategorien:<br />

Original und Nachdichtung. Das<br />

gab’s noch nie! Und dazu noch<br />

von einer Frau! Und gerade eben<br />

ist ihre erste CD mit einer interessanten<br />

Mischung aus Slam<br />

Poetry und Drum&Bass auf den<br />

Markt gekommen (www.pehland.de).<br />

Sie hat dort alle Texte<br />

und alle vocals selbst geschrieben<br />

und gesungen.<br />

Enttäuschung: Habe wieder ein<br />

paar Freunde besser kennengelernt<br />

– und aufgegeben. Alles hat<br />

seine Zeit. Mit den anderen rückt<br />

man umso enger zusammen. Fast<br />

alles hat eine positive Seite.<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 13<br />

von Frau Bachmann, so fallen<br />

neben den sorgfältig ausgewählten<br />

Farben (z.B. Bildnis einer<br />

Landschaft an der Ostsee) vor allem<br />

Versuche auf, Charaktere von<br />

Menschen zu hinterfragen. Sei es<br />

ein Bild mit unterschiedlichen<br />

Köpfen ein- und derselben porträtierten<br />

Frau oder der mehrfa-<br />

Treffpunkt für Künstler und Kunst: Das Galerie-Café. Foto: Schuchert<br />

und Keramikerin. Seit 1990 ist sie<br />

endgültig freischaffend. Seitdem<br />

die beiden Kinder flügge geworden<br />

sind (es gibt bereits vier Enkel)<br />

und ihre eigenen Wege gehen,<br />

kann sie sich jetzt voll auf die<br />

Kunst konzentrieren, sozusagen<br />

für die Kunst leben.<br />

Betrachtet man die Schöpfungen<br />

chen Abbildung der Hände eines<br />

Pianisten. So widersprüchlich<br />

Menschen sind, so vielsagend<br />

sind auch die Porträts von Christel<br />

Bachmann. Geradezu aufregend<br />

ist das Hinterfragen des<br />

Dargestellten. Welchen Eindruck<br />

hat der Betrachter und was will<br />

die Künstlerin aussagen? <strong>Auf</strong> je-<br />

Kein Blick zurück im Zorn<br />

Kabarettistin und <strong>jot</strong> w.d.-Kolumnistin erlebte das Jahr 2008 mit mehr positiven als negativen Gefühlen<br />

Angst: Die ist schlimmer geworden,<br />

seit Peter so plötzlich von<br />

uns ging: Angst vor Krankheit im<br />

Alter. Vor Armut im Alter. Obwohl<br />

ich mich ja täglich auf meine<br />

„ceragem“-Liege lege und dadurch<br />

mindestens bis 100 arbeitsfähig<br />

bleiben werde.<br />

Eifersucht: Gott oder wem auch<br />

immer sei Dank: Kein Grund<br />

dazu. Weil kein Partner vorhanden.<br />

Herrlich, dieses Gefühl, frei<br />

zu sein!<br />

Glück: Meine Tochter hat Arbeit.<br />

Ich habe Arbeit. Und es scheint<br />

so, als seien wir gesund.<br />

Wut: Zu oft, meist über bürokratische<br />

Vorgänge in diesem Land<br />

und meine Hilflosigkeit, etwas<br />

verändern zu können. Über Filme<br />

auch. Bitte bloss nicht in „1<br />

½ Ritter“ gehen. Über meine<br />

ständige Suche nach den Schlüsseln<br />

und der Brille. Die kann man<br />

doch vielleicht endlich mal immer<br />

an den selben Platz legen.<br />

Freude: Meine kleinen Reisen.<br />

Budapest, Dublin, Sofia, Valencia.<br />

Der Publikumserfolg. Das<br />

den Fall kommt man auch beim<br />

längeren Betrachten der Werke zu<br />

keinem endgültigen Ergebnis.<br />

Christel Bachmann hat im Laufe<br />

der Zeit an vielen Gruppenausstellungen<br />

teilgenommen (etwa in<br />

der Galerie „Junge Kunst“ in<br />

Frankfurt/Oder) und zahlreiche<br />

Einzelausstellungen (z.B. seit<br />

1993 in Potsdam beginnend unter<br />

dem Titel „Malerische Klänge“)<br />

ausgerichtet. Selbst den Sprung in<br />

die alten Bundesländer hat sie geschafft,<br />

konnte ihre Bilder im<br />

Ruhrgebiet oder im Gewerkschaftshaus<br />

Wannsee zeigen.<br />

In einem Porträt über die Künstlerin<br />

steht: „Aus Neigung und<br />

künstlerischer Begabung ist eine<br />

Leidenschaft erwachsen, die ihre<br />

Lebensbahn entscheidend prägt,<br />

die Leitfaden ihrer Selbstbestimmung,<br />

vor allem aber eine sinnbildende<br />

<strong>Auf</strong>gabe darstellt. Eine<br />

Handschrift ist entstanden.“<br />

Werke von Christel Bachmann<br />

sind derzeit (bis 29. Januar) nicht<br />

nur in ihrem Galerie-Café (geöffnet<br />

Mittwoch bis Sonnabend 10-<br />

22, Sonntag 14-20 Uhr) zu sehen.<br />

Im Moment läuft eine große Ausstellung<br />

in den Räumen der<br />

WoBeGe, Winkelmannstraße 3-5<br />

in Berlin-Johannisthal. Dort werden<br />

Malerei und Grafik von ihr<br />

aus den Jahren 1992 bis 2000 gezeigt,<br />

eine für sie ungeheuer produktive<br />

Zeit, wie sie selbst sagt.<br />

Ebenfalls noch im Januar gibt es<br />

im Prenzlauer Berg in der Galerie<br />

Kopenhagener Straße 9 Gelegenheit,<br />

Bilder von ihr zu sehen.<br />

L. Schuchert<br />

Weihnachtsliedersingen in Paulas<br />

Küche. Ein sudanesisches Essen<br />

mit Wolfgang. Das Spinatritual<br />

mit Uwe.<br />

Liebe: Ich liebe meine Tochter<br />

und einen nicht genannt sein wollenden<br />

„alten Mann vom anderen<br />

Ende der Stadt“ (er ist 48!), den<br />

ich in diesem Jahr nur einmal<br />

gesehen habe. Aber beide zu nehmen<br />

und zu lassen wie sie sind,<br />

bringt ein großes und schönes<br />

Gefühl der Bedingungslosigkeit<br />

und des Vertrauens.<br />

Dankbarkeit: Zwei männliche<br />

Wesen sind auf mich zugekommen,<br />

um mit mir künstlerische<br />

Projekte zu entwickeln. Gert<br />

Kießling, der grandiose Distel-<br />

Kabarettist, und Francois Brunet,<br />

ein junger Musical-Akteur (z.Z.<br />

in „Mamma Mia“ am Potsdamer<br />

Platz zu sehen). Und ich muss<br />

mich zum ersten Mal im Leben<br />

eigentlich um nichts kümmern;<br />

sie organisieren und organisieren<br />

und ich brauch nur zu machen.<br />

Noch immer darf ich hier meine<br />

Kolumne schreiben. Und meine<br />

„Oderhähne“ mit Wolfgang Flieder<br />

an der Spitze haben mich wie-<br />

Kunstmuseum Basel<br />

zeigt einzigartige<br />

Van Gogh-Ausstellung<br />

In einer spektakulären Gesamtschau<br />

unter dem Titel „Vincent van Gogh –<br />

Zwischen Erde und Himmel: Die Landschaften“<br />

zeigt das Kunstmuseum Basel<br />

vom 26. April bis 27. September weltweit<br />

zum ersten Mal die Landschaftsbilder<br />

der großen Künstlerlegende Vincent<br />

van Gogh. 70 Gemälde – weltbekannte<br />

Schlüsselwerke und bisher der Öffentlichkeit<br />

kaum bekannte Bilder – eröffnen<br />

einen ganz neuen Zugang zur Kunst<br />

van Goghs. Ergänzend sind 40 Meisterwerke<br />

von Zeitgenossen aus der weltberühmten<br />

Sammlung des Kunstmuseums<br />

Basel zu sehen, die van Goghs<br />

bahnbrechende Auseinandersetzung mit<br />

der Natur untermalen. Das Basler Museum<br />

selbst besitzt zwei der gezeigten<br />

Werke, „Blick auf Paris vom Montmartre“<br />

und „Der Garten von Daubigny“.<br />

Eine multimediale Einführung in das Leben<br />

und Werk van Goghs erschließt die<br />

Ausstellung dem breiten Publikum. Die<br />

Ausstellung wird damit zum wichtigsten<br />

europäischen Kunstereignis 2009.<br />

Eintrittskarten kosten zwischen 10 und<br />

28 Franken, bei Beteiligung an einer<br />

Führung 17-45 Franken; Kinder bis 13<br />

Jahre haben freien Eintritt. Info und Tikkets<br />

unter www.vangogh.ch oder Tel.<br />

0041-848-200-800. R. Nachtmann<br />

Kornernte in der Provence, 1888, Israel<br />

Museum Jerusalem. Foto: Museum<br />

der ein ganzes Jahr lang über<br />

Wasser gehalten.<br />

Wünsche: Mehr Zeit mit meiner<br />

Tochter. Aber da bin ich wohl etwas<br />

maßlos. Aus ihrer Sicht heraus<br />

meint Paula nämlich, wir<br />

wären schon wie ein altes Ehepaar,<br />

so oft wie wir ins Kino gehen.<br />

Mut: Das angefangene Studium<br />

der Kulturwissenschaften in Hagen.<br />

Der Lehrgang für Synchronbuchschreiber.<br />

Das Nachdenken,<br />

diese Kolumnen in einem Buch<br />

zu veröffentlichen. Ich habe noch<br />

nicht aufgegeben.<br />

Und so könnte man noch endlos<br />

auflisten, was Leben 2008 war,<br />

was einem im Zusammenhang<br />

mit den Dingen des Lebens noch<br />

passiert ist. Ich denke bei mir da<br />

an Stichworte wie: Falten, Fahrerlaubnis,<br />

Freundschaft, Geld...<br />

Und dann kommt natürlich die<br />

Liste der unerledigten <strong>Auf</strong>gaben,<br />

die da mahnt: Es gibt viel zu tun<br />

in 2009!<br />

In diesem Sinne viel Kraft, Gesundheit<br />

und Gelassenheit<br />

Eure Daggie Gelbke


14 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Empfehlungen<br />

Es war Vorweihnachtszeit, als die<br />

Gäste des Cafés Grips in Alt-Marzahn<br />

überrascht wurden mit einer<br />

kostenfreien Kulturgabe. Der<br />

Frauenszimmerchor Marzahn<br />

schneite zur besten Kaffeezeit<br />

herein, schmetterte mehrere Lieder,<br />

und verschwand wieder. Angeführt<br />

von der Jüngsten im Reigen,<br />

einer freundlich lächelnden<br />

Dirigentin. Mit professioneller<br />

Leichtigkeit führte Friederike<br />

Stahmer (29) die singenden Frauen<br />

durch die Tonlagen.<br />

Wenige Tage später sitzen die 16<br />

Damen in ihrem Domizil im Kiez<br />

Haus Marzahn zur letzten Probe<br />

2008 zusammen. <strong>Auf</strong> festlich gedeckten<br />

Tischen drängen sich kulinarische<br />

Genüsse, schließlich<br />

ist Jahresabschluss. „Im Dezember<br />

hatten wir drei <strong>Auf</strong>tritte, Anfang<br />

Januar planen wir alles weitere<br />

für 2009“, sagt Friederike<br />

Stahmer, die von den Frauen des<br />

Chores wegen ihrer Fachkompetenz<br />

und ihrer Freundlichkeit regelrecht<br />

verehrt wird. Zwei, aber<br />

auch mehr <strong>Auf</strong>tritte pro Monat<br />

wären realistisch, sagt sie. Zumeist<br />

fordere das Bezirksamt den<br />

Chor an. <strong>Auf</strong> Anfrage singen die<br />

Frauen auch mal bei Feiern zu<br />

runden Geburtstagen oder anderen<br />

individuellen Anlässen.<br />

Chorfrauen suchen<br />

Verstärkung<br />

Das bereits beim <strong>Auf</strong>tritt im Café<br />

Grips gewinnende Lächeln der<br />

Chorleiterin gehört zum Wesen<br />

der gebürtigen Hannoveranerin,<br />

ist nicht eigens für <strong>Auf</strong>tritte aufgesetzt.<br />

Chorchefin in Marzahn<br />

ist sie seit vier Jahren. Die studierte<br />

Volkswirtin und Gesangs-<br />

Klassisches, Volkslieder, auch Gospel<br />

Der „Frauenszimmerchor Marzahn“ bietet seit zehn Jahren Klangqualität<br />

pädagogin übernahm den Frauenchor<br />

während ihrer Studienzeit<br />

von einer Kommilitonin. Zu den<br />

Proben kommt sie jeden Mittwoch<br />

aus Tiergarten.<br />

Frau Stahmer gibt den Einstiegston<br />

mit deutlich geformten Lippen<br />

vor, fordert lockere Unterkiefer<br />

und lächelnde Augen und los<br />

geht’s. Klassische Chormusik,<br />

Volkslieder und Gospel sind Teile<br />

des Repertoires der Chorfrauen<br />

zwischen 42 und 74 Jahre, die<br />

gern weitere Sangesfreudige in<br />

den Chor aufnehmen. Das Alter<br />

spiele keine Rolle, vordergründig<br />

sei der Wille zum gemeinsamen<br />

Singen, sagen die Frauen. Wer<br />

schon immer mal wollte, sollte<br />

der Chor, allerdings mit häufig<br />

wechselnden Mitgliedern. Die<br />

Fluktuation sei zwar kein existenzielles<br />

Problem für die Damenriege,<br />

doch fehle manches Mal für<br />

bestimmte Stücke die eine oder<br />

andere Tonlage. „Bisher konnten<br />

wir das immer irgendwie ausgleichen“,<br />

schiebt die Leiterin noch<br />

rasch nach.<br />

Wer Geburtstag hat, dem singt der<br />

Chor am Probentag ein Ständchen,<br />

das sei so Usus. An diesem<br />

Tag ist es Eleonore Stückroth, der<br />

ein Ständchen gebracht wird. Die<br />

aber hält es nicht auf ihrem Platz,<br />

sie reiht sich wegen der für sie<br />

gedachten Ehrung hochroten<br />

Kopfes flugs ein und singt voll<br />

der bezahlt“, sagt Friederike<br />

Stahmer. Solche Verträge über<br />

bestimmte Honorarleistungen seien<br />

ihre Lebensgrundlage. Die<br />

Gesangspädagogin leitet weitere<br />

Chöre in der Stadt, darunter den<br />

Mädchenchor der Sing-Akademie<br />

zu Berlin. Dass bei der Benennung<br />

des Frauenszimmerchor<br />

Marzahn mit diesem „s“ zwischendrin<br />

keine Unaufmerksamkeit<br />

vorliegt, bestätigen die Damen.<br />

Einen Frauenchor habe es<br />

im Berliner Westen schon gegeben,<br />

also musste zur Unterscheidung<br />

eben dieses „s“ und das<br />

„zimmer“ dazwischen.<br />

Beim Singen scheint es den Frauen<br />

vollkommen schnuppe zu sein,<br />

Friederike Stahmer (li.) führt ihre Marzahner Chorfrauen durch alle Tonlagen. Foto: Kofferschläger<br />

sich ruhig trauen, bei ihnen am<br />

Glambecker Ring 80/82 reinzuschauen.<br />

Den „Frauenszimmern“ bedeutet<br />

das Singen inzwischen Gemeinsamkeit,<br />

von der alle profitieren.<br />

„Auch eine freundschaftliche<br />

Kommunikation gehört zum<br />

Chorleben, auf die keiner mehr<br />

verzichten möchte“, sagt Ellinor<br />

Schneider, mit 74 die Älteste der<br />

Damen. Knapp zehn Jahre besteht<br />

konzentriert mit. Es ist die geradezu<br />

drängende Freude am Singen,<br />

die alle antreibt. 15 Euro im<br />

Monat, diesen Beitrag für die<br />

Ausübung ihres Hobbys zahlen<br />

alle Frauen gern, käme man doch<br />

auch in Sportvereinen oder bei<br />

anderen Freizeitbeschäftigungen<br />

nicht kostenfrei über die Runden.<br />

Den Probenraum aber darf der<br />

Chor kostenlos nutzen. „Ich werde<br />

von dem Beitrag der Mitglie-<br />

welches Minenspiel sie gerade<br />

bieten, alle sind absolut bei der<br />

Sache, dirigiert und aufmerksam<br />

beobachtet von ihrer Leiterin.<br />

Geprobt wird „Der Wassermann“<br />

(besser bekannt als „Leise zieht<br />

durch mein Gemüt“), eine Ballade<br />

von Robert Schumann. Es folgt<br />

das weit mehr als hundert Jahre<br />

alte Lied „Die Gedanken sind<br />

frei“. Doch ganz gleich ob klassisch,<br />

volkstümlich oder Gospel,<br />

Wohnen am Schleipfuhl und im Rathaus-Viertel<br />

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alles wird so eingeübt, dass jede<br />

Frau ganz bei der Sache sein<br />

kann, auch wenn damit nicht gerade<br />

das jeweils eigene Lieblingslied<br />

intoniert wird.<br />

Der Spaß kommt nie<br />

zu kurz<br />

Plötzlich kursieren A-4-Seiten<br />

mit einem lustigen Text in vier<br />

Strophen, frei nach der Melodie<br />

„Die Gedanken sind frei“. Flugs<br />

sind die Zeilen erfasst und der<br />

Gesang beginnt mit viel Spaß:<br />

Die Getränke sind frei, / wir<br />

woll’n einen heben. / Wer immer<br />

es sei / der Spender soll leben! /<br />

Man darf nicht vergessen / drei<br />

Bier sind ein Essen / drum Leber<br />

verzeih/ die Getränke sind frei.<br />

Grinsend singen die Frauen weitere<br />

drei Strophen.<br />

In dieser aufgekratzten Stimmung<br />

soll es zum Abschluss des Übens<br />

ein Gospel sein. Sofort ist auch<br />

körperliche Bewegung in der<br />

Frauentruppe, sie schnipsen mit<br />

den Fingern und wiegen sich wie<br />

Gospelprofis im Takt hin und her.<br />

„Rock my soul, in the Bosom of<br />

Abraham ...“<br />

Friederike Stahmer ist zufrieden<br />

mit ihrem Chor, der Chor mit ihr<br />

erst recht. Beim Singen kommen<br />

immer mal Fehler vor oder die<br />

<strong>Auf</strong>merksamkeit kommt für einen<br />

Augenblick abhanden. Die Chefin<br />

bleibt ruhig, freundlich und<br />

wertet das zwar gesangspädagogisch<br />

korrekt, doch freundschaftlich<br />

aus. „Die Frauen kommen<br />

hier her, weil sie singen wollen,<br />

das verbindet uns inzwischen auf<br />

eine geradezu herzliche Weise“,<br />

sagt Frau Stahmer.<br />

Manfred Kofferschläger<br />

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direkt – Briefe & Antworten<br />

Marzahn/Hellersdorf – wohin?<br />

Zu: Bevölkerungsentwicklung im Bezirk<br />

So arg ist es nicht um Marzahn-Hellersdorf<br />

bestellt, dass man des Kabarettisten<br />

Richlings Sorge und<br />

Jammer teilen müsste: „Die Deutschen<br />

sterben aus!“ Nein, unser<br />

Bezirk lebt und bleibt. Dennoch<br />

gibt es auch hier enorme Veränderungen.<br />

Mit Tendenzen der sozialdemografischen<br />

und sozialräumlichen<br />

Entwicklung unseres Bezirks<br />

befassten sich Hellersdorfer<br />

Linke in einer Zusammenkunft mit<br />

Rainer Ferchland, Mitverfasser einer<br />

im vergangenen Jahr erarbeiteten<br />

Studie über die Entwicklung der<br />

sozialen Lage im Bezirk.<br />

Aus der Fülle der wissenschaftlich<br />

ermittelten Tendenzen sollen drei<br />

hervorgehoben werden, die für die<br />

Veranstaltungsteilnehmer von besonderem<br />

Interesse waren und des-<br />

Seit drei Jahren führt der „Rote<br />

Baum“ das Projekt „Menschen in<br />

finsteren Zeiten“ durch, bei dem<br />

sich junge Leute aus Deutschland<br />

und Serbien mit Ereignissen der<br />

wechselhaften europäischen Geschichte<br />

auseinandersetzen. Im<br />

vergangenen Jahr beschäftigten<br />

sie sich mit dem Massaker von<br />

Kragujevac, bei dem die Deutsche<br />

Wehrmacht im Oktober 1941<br />

2795 Zivilisten als Rache für einen<br />

Partisanenangriff erschoss.<br />

Der erste Teil des Projektes fand<br />

im Oktober in Serbien statt, der<br />

zweite in Berlin, zwischen dem<br />

deutschen und dem serbischen<br />

Weihnachtsfest. Mit viel Fleiß<br />

und großer Begeisterung ist so<br />

eine Dokumentation entstanden,<br />

die am 4. Januar der Öffentlichkeit<br />

präsentiert wurde.<br />

Martin Kleinfelder, Roter Baum<br />

halb ausgiebig diskutiert wurden:<br />

Marzahn-Hellersdorf entwickelt<br />

sich von einem jungen zu einem<br />

überalterten Bezirk. Der Alterungsprozess<br />

verläuft überdurchschnittlich<br />

schnell. Seit 2006 gibt es mehr<br />

Ältere (ab 60) als Jüngere (unter<br />

20). Unser Bezirk hat den höchsten<br />

Bevölkerungsanteil an Jugendlichen<br />

zwischen 15 und 25 Jahren<br />

(2007: 15,4 Prozent, Berlin 11,4<br />

Prozent). Bleiben diese jungen<br />

Menschen im Bezirk, hat er in den<br />

nächsten Jahren überdurchschnittlich<br />

gute demografische Voraussetzungen<br />

für einen Geburtenaufschwung.<br />

Problematisch ist die<br />

hohe Erwerbslosigkeit und der<br />

überdurchschnittliche Anteil junger<br />

Arbeitsloser und Langzeit-Arbeitsloser.<br />

Wenn nicht Arbeitsplätze hin-<br />

„Menschen in finsteren Zeiten“<br />

Bei der Demo von mehreren Hundert<br />

Rechtsextremen unter dem Motto „Für<br />

ein nationales Jugendzentrum“ in<br />

Lichtenberg zeigte sich, dass die Zivilgesellschaft<br />

sich gegen Rechtsextreme auf<br />

Berlins Straßen wehrt. Die Schar der<br />

Gegendemonstranten war sehr durchmischt.<br />

Neben Organisationen waren<br />

auch sehr viele Privatpersonen unterwegs.<br />

Das zeigt, dass Nazis in Berlin<br />

nicht geduldet werden. Mich beeindruckt<br />

dieses gesellschaftliche Bündnis gegen<br />

Rechts. Zu kritisieren ist jedoch die<br />

Polizeitaktik. Gegen-Demos in Hör- oder<br />

Sichtweite der Nazi-Demo wurden nicht<br />

zugelassen. Diese dezentrale Strategie<br />

hat die Sicherheitslage verschärft statt<br />

deeskaliert. Wenn man erwartet, dass die<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 15<br />

zu gewonnen werden, könnte Marzahn-Hellersdorf<br />

künftig zu den Bezirken<br />

mit überdurchschníttlicher<br />

Armutsquote gehören.<br />

Die Zuhörer erkannten die zahlreichen<br />

Bemühungen von Wohnungsunternehmen<br />

um das Verbleiben<br />

junger Menschen im Bezirk bzw.<br />

um die Erleichterung von Zuzügen<br />

an. Es gehört zur Pflicht aller Verantwortlichen,<br />

die anhaltenden<br />

Wanderungsverluste, insbesondere<br />

die Abwanderung von Menschen<br />

im Ausbildungs- und Absolventenalter<br />

und von Hochqualifizierten, zu<br />

vermeiden. Das ist natürlich leichter<br />

gesagt als getan. Darum ist neben<br />

ständiger Analyse noch mehr<br />

Arbeit vonnöten, um die soziale<br />

Lage auch in Marzahn-Hellersdorf<br />

zu verbessern. Siegfried Birkner<br />

Ein Foto als Zeugnis des Verbrechens gehörte zu den Arbeitsmitteln.<br />

Zivilgesellschaft wehrt sich<br />

Zu: Nazi-Demo in Lichtenberg im Dezember<br />

Zivilgesellschaft auf die Straße geht,<br />

dann müssen auch Gegendemonstrationen<br />

in Hör- und Sichtweite zugelassen<br />

werden. Sven Kohlmeier,<br />

MdA und Kreisvorsitzender der SPD<br />

Mit großem Engagement verhinderten<br />

ca. 2500 Gegendemonstranten, dass die<br />

angemeldete Route der Rechtsextremen<br />

stattfinden konnte. Mit lautem Protest<br />

machten sie deutlich, dass Neonazis in<br />

Lichtenberg unerwünscht sind. Dass der<br />

Weitlingkiez in der Hand der Demokraten<br />

geblieben ist, ist ein großer Erfolg<br />

und macht Mut für die Zukunft.<br />

Christina Emmrich,<br />

Bürgermeisterin Lichtenberg<br />

Es muss auch Abschied geben<br />

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von <strong>jot</strong> w.d.,<br />

vielen Dank für die stets pünktliche Zustellung<br />

der Zeitung, die ich sehr gern gelesen<br />

habe, weil sie alles Interessante und<br />

Lesenswerte von Marzahn und Hellersdorf<br />

in schöner Form brachte. Nun aber muss<br />

ich mich verabschieden, denn ich kehre im<br />

neuen Jahr in meine alte Heimat, ins Erzgebirge<br />

zurück. Weiterhin viel Erfolg und<br />

alles Gute wünscht Ihre Leserin<br />

Gerti Güther, Marzahn<br />

Liebe Frau Güther,<br />

als eine unserer treuesten Abonnentinnen<br />

werden wir Sie zwar vermissen, doch sind<br />

wir überzeugt, dass Sie im schönen Erzgebirge<br />

sich auch ab und zu an uns erinnern<br />

werden. Vielen Dank für Ihre Treue und<br />

alles Gute Ihr <strong>jot</strong> w.d.-Team<br />

Ein klasse Konzert<br />

Terhi Jääskeläinen spielte im Kulturforum<br />

Finnische klassische Musik, so international<br />

sie ist, wird doch am<br />

besten von finnischen Interpreten<br />

zu Gehör gebracht. Terhi Jääskeläinen,<br />

seit 2007 als Kulturreferentin<br />

im Finnland-Institut in Deutschland<br />

tätig, ist eine hochtalentierte<br />

Künstlerin. Bereits mit sieben Jahren<br />

gab sie ihr Debüt als Pianistin<br />

in der finnischen Öffentlichkeit und<br />

wurde als Teilnehmerin mehrerer<br />

internationaler Wettbewerbe für<br />

ihre künstlerischen Leistungen ausgezeichnet.<br />

Im Kulturforum Hellersdorf<br />

brachte sie differenziert gestaltete<br />

Werke von Brahms, Palmgren,<br />

Grieg und Sibelius zu Gehör.<br />

Jean Sibelius ist der bekannteste<br />

Vertreter der finnländischen Musik.<br />

Sein „Finlandia“, ursprünglich<br />

Musik für ein Theaterstück, kam<br />

als ausdrucksstarke Klavierfassung<br />

zur <strong>Auf</strong>führung.<br />

Von Selim Palmgren, einem ebenfalls<br />

sehr bedeutenden finnischen<br />

Komponisten, hörten wir „Der<br />

Schwan“ und „Valse mignonne“ in<br />

Des-Dur, zwei Salonstücke von<br />

teilweise nordischer Melancholie.<br />

Mit leichter und sicherer Hand interpretiert,<br />

waren die halb transparenten,<br />

halb temperamentvollen<br />

Klänge ein Ohrenschmaus für das<br />

Publikum. Aus Norwegen standen<br />

Der Bezirksvorstand der Partei DIE<br />

LINKE wird am 14. Januar auf einer<br />

Vertreterversammlung Petra<br />

Pau als Kandidatin für den Wahlkreis<br />

Marzahn-Hellersdorf zu den<br />

Bundestagswahlen 2009 nominieren.<br />

Wir wollen in Marzahn-<br />

Hellersdorf mit einer starken Kandidatin<br />

antreten und die Position<br />

der LINKEN weiter ausbauen. Pe-<br />

zwei Stücke von Edward Grieg,<br />

„Der Schmetterling“ und „Hochzeitstag<br />

auf Troldhaugen“ auf dem<br />

Programm. Hier spürte man die<br />

Leichtigkeit des selbstbewussten<br />

Spiels und die Freude an nuancenreicher<br />

Interpretation.<br />

Zwei Stücke von Johannes Brahms,<br />

einem der bedeutendsten deutschen<br />

Komponisten der Romantik, repräsentierten<br />

die deutsche Musik. Die<br />

kontrastreichen „Variationen über<br />

ein eigenes Thema“ in D-Dur wurden<br />

sehr emotional und mit viel Vehemenz<br />

vorgetragen. Diese Interpretation<br />

beeindruckte besonders<br />

durch die ausdrucksstarke und effektvolle<br />

Phrasierung. Die „Variationen<br />

über ein Thema von Händel“,<br />

teilweise sehr barock im<br />

Klang, wurden energisch und stolz<br />

interpretiert.<br />

Insgesamt war dieses kontrastreiche<br />

Programm von einer guten Auswahl<br />

der Stücke gekennzeichnet.<br />

Die Erklärungen der Interpretin,<br />

jeweils vor dem Spiel, führten zum<br />

besseren Verständnis der Musik<br />

und lockerten die Konzertatmosphäre<br />

auf. Das Publikum würdigte<br />

den Vortrag mit viel Applaus.<br />

Man kann sich nur eine Wiederholung<br />

dieses tollen Abends wünschen.<br />

Karin Santos<br />

Petra Pau wird Kandidatin<br />

tra Pau hat für ihren Wahlkreis in<br />

den letzten drei Jahren viel erreicht<br />

und genießt im ganzen Bezirk großes<br />

Vertrauen der Bürgerinnen und<br />

Bürger. Als Vize-Präsidentin des<br />

Deutschen Bundestages hat sie<br />

auch über Parteigrenzen hinweg<br />

großes Ansehen und Zuspruch erlangt.<br />

Bjoern Tielebein, stellv.<br />

Bezirksvorsitzender DIE LINKE


„Be Berlin<br />

arm aber sexy“<br />

Unter diesem Motto lästern Regina Nitzsche und André Nicke vom Stadttheater Cöpenick am<br />

17. Januar, 19 Uhr, im Tschechow-Theater Marzahn, Märkische Allee 410, Tel. 93 66 10 78.<br />

Es jrünt so jrün ...<br />

Zuweilen holt einen die Erinnerung ein.<br />

So ging es mir, als ich bei der Vorbereitung<br />

dieser Ausgabe meinen Drucker mit<br />

Papier fütterte. Aus Gründen der Ökologie<br />

und der Sparsamkeit verwende ich in<br />

der Regel Seiten, die vorn schon mal bedruckt<br />

waren. Manchmal drehe ich<br />

die Blätter aus Neugier um. Und<br />

staune, was in den vergangenen<br />

Jahren so alles geschrieben,<br />

versprochen und - niemals<br />

verwirklicht wurde. Aktuell<br />

fielen mir einige Artikel aus<br />

meiner Zeit bei der „Berliner<br />

5<br />

Morgenpost“ in die Hand. Sie<br />

stammen vom Juli 1999 und es geht darin<br />

um den Alice-Salomon-Platz in Helle Mitte.<br />

„Piazza soll grün werden“, lautete eine<br />

Überschrift. Denn schon damals, vor 10<br />

Jahren, formierten sich Gegner des „steinernen,<br />

kalten und unmöblierten Areals“.<br />

In mehreren Umfragen und Diskussionen<br />

über die Zukunft des Platzes sprachen sich<br />

sowohl Anwohner als auch Studenten der<br />

ASFH für eine grüne Gestaltung des Plat-<br />

zes aus. Vor allem die Studenten forderten<br />

„mehr Grün vor unserer Haustür“. Der<br />

Platz-Architekt Rudolph Böttcher habe<br />

sich zunächst „heftig gesträubt“, hieß es,<br />

sei nach mehreren Gesprächen nun aber<br />

kompromissbereit. Bezirkspolitiker regten<br />

einen Spaziergang im Areal an, um sich<br />

Anregungen zu holen. Anwohner regten<br />

einen Brunnen an und Bänke zum Verweilen.<br />

Und das Ergebnis nach<br />

zehn Jahren? Natürlich nicht<br />

die einst von der MEGA<br />

geplante „Piazza“.<br />

Drei so genannte<br />

Lederhülsenbäume<br />

vor dem Rathaus (umgeben<br />

von viel Beton). Im vorigen Jahr begannen<br />

„Bauarbeiten“ vor der Schule, die<br />

sich über Wochen hinzogen. Da keimte<br />

Hoffnung auf. Nach Grün und so. Stattdessen<br />

wurden stapelweise Betonplatten<br />

verbaut. Um nicht ungerecht zu sein: Auch<br />

drei Bäumchen wurden eingewurzelt. Es<br />

jrünt so jrün auf Hellersdorfs größtem<br />

Stadtplatz... indi<br />

Bei winterlichem Schmuddelwetter sieht der Platz vor der Fachhochschule mit den drei<br />

dürren Bäumchen in beschmierten Umfriedungen besonders trist aus. Foto: Nachtmann<br />

<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Letzte Seite<br />

Die Gedanken sind frei…?<br />

„Die Gedanken sind frei, niemand kann<br />

sie erraten…“ Eine schöne Illusion suggeriert<br />

uns diese Liedzeile! Tun nicht ganze<br />

Heerscharen von Meinungsforschern<br />

mit angeschlossenen Instituten und<br />

Publikationsmöglichkeiten alles, um herauszubekommen,<br />

was wir denken? Von<br />

wegen! Auch das ist eine schöne Illusion<br />

von Vorgestern, als der mündige Bürger<br />

noch um seine geschätzte eigene Meinung<br />

gebeten wurde. Längst sind es die neugierigen<br />

Fragesteller von gestern, die<br />

Meinungen fabrizieren und multiplizieren.<br />

Erst einmal den Leuten geschickt untergejubelt,<br />

sind wir schließlich, welch ein<br />

Wunder, ganz einer Meinung mit den Profi-Meinungsmachern.<br />

Beispiele kennen die aufgeklärten Bundesbürger<br />

zur Genüge, hören aber gebannt<br />

zu, wenn der neueste Trend beim<br />

Politikerranking oder die neuen Umfragen<br />

der Verbraucherforscher präsentiert werden.<br />

Wer fragt schon nach der Auswahl<br />

der gerankten Politiker oder nach dem<br />

Hintersinn mancher Fragen? Die Dauerberieselung<br />

mit auf- und absteigenden<br />

Umfragewerten zwischen den Wahlen<br />

beeinflusst mittlerweile nicht nur unsere<br />

Sicht, sondern auch das Wesen der Politik<br />

fast stärker als die Wahl selbst. Ominöse<br />

Pisa-Studien aus willkürlich zusammengewürfelten<br />

Schulen in zufällig so und<br />

nicht anders entstandenen Bundesländern<br />

oder kleineren Regionen entscheiden über<br />

unsere Meinung zu Schulsystemen, Schülern<br />

und Lehrern. Als haarsträubend werden<br />

die verneinenden Antworten von jungen<br />

Menschen auf die Frage, ob die DDR<br />

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Künstlerisches <strong>jot</strong> w.d.-Preisrätsel<br />

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L<br />

E<br />

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A<br />

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P H<br />

eine Diktatur war,<br />

vermarktet. Natürlich<br />

bestreiten viele<br />

Ossis, dass die Diktatur<br />

des Proletariats<br />

eine solche war, nur<br />

dass gerade solche<br />

Details den Fragestellern<br />

aus dem fernen<br />

Allensbach am<br />

wunderschön klaren Bodensee völlig an<br />

der Hutschnur vorbeigehen. Nicht zufällig<br />

hat ja fast jedes Meinungsforschungsinstitut<br />

das Adjektiv „parteinah“ vor dem<br />

Namen, und wer es nicht hat, hat vielleicht<br />

andere Finanziers. Die lieber wegen des<br />

Heiligenscheins der institutionellen Unabhängigkeit<br />

nicht in Erscheinung treten<br />

möchten.<br />

Der am Abgrund von Meinungsmachern<br />

stehende mündige Bürger ist also gefragt,<br />

wenn wir selber befragt werden sollen<br />

oder die Ergebnisse von Befragungen konsumieren.<br />

Wollen wir überhaupt auf dämliche<br />

Fragen antworten? Warum wird<br />

wann wem welche Frage gestellt? Wie soll<br />

wer mit welcher Antwort zu welchem<br />

Handeln gedrängt werden? Woher kommt<br />

die schöne Prämie für meine Teilnahme<br />

an irgendwelchen Meinungsumfragen?<br />

Gehen wir also kritisch zu Werke mit der<br />

Informationsgesellschaft, mindestens so<br />

wie der olle Churchill, der nur der eigenhändig<br />

gefälschten Statistik glauben<br />

mochte. Nur dann dürfen wir auch künftig<br />

das Liedlein unbeschwert singen:<br />

„Denn es bleibet dabei: Die Gedanken<br />

sind frei.“ Euer Schwejk<br />

Es sind Begriffe aus Kunst und Kultur<br />

mit zehn Buchstaben folgender<br />

Bedeutung zu bilden: 1. berühmter<br />

polnischer Komponist des 20. Jhd.,<br />

2. Büchersammlung, 3. Lebensbeschreibung,<br />

4. mus. Bühnenwerk<br />

von Carl Orff, 5. jährlicher Kulturhöhepunkt<br />

im Mai auf der Parkbühne<br />

Biesdorf, 6. Kunstrichtung zu<br />

Beginn des 20. Jhd., 7. diese „Art<br />

Bild“ hängt bei Oma über’m Sofa,<br />

8. Verfasser von Theaterstücken, 9.<br />

hier stehen berühmte Filmstudios,<br />

10. Chef einer Sängervereinigung.<br />

Die Buchstaben in den markierten<br />

Feldern ergeben – neu sortiert –<br />

ein bekanntes Werk unseres Komponisten<br />

Kurt Schwaen.<br />

Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. Januar (Poststempel) an <strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45,<br />

12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. einen Bezirkskalender.<br />

<strong>Auf</strong>lösung des Preisrätsels aus <strong>jot</strong> w.d. 12/2008: 1. Plaetzchen, 2. St. Nikolaus, 3.<br />

Fledermaus, 4. Jahresende, 5. Haselnüsse, 6. Erzgebirge, 7. Skiabfahrt, 8. Schneeball,<br />

9. Tannenduft, 10. Frostbeule. Das Lösungswort lautete: Brataepfel.<br />

Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!<br />

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Seit einiger Zeit gibt es Umbau- und<br />

<strong>Auf</strong>schwungprogramme für den Westen<br />

der Republik. Weil dort die Zustände zuweilen<br />

katastrophal sind. Dazu sagte der Kabarettist<br />

Otfried Fischer in einer Fernsehsendung<br />

im Dezember 2008: „Es ist jetzt so, dass<br />

viele Ossis gern in den Westen fahren,<br />

um zu sehen, wie sie früher gelebt haben.“

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