Auf Tohuwabohu! - jot wd
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Geburtstagsjahr<br />
Manchmal ist es mit den Jubiläen doch vertrackt: Marzahn<br />
wird 709 Jahre alt, Hellersdorf 634 Jahre. 1979 wurde ein<br />
Stadtbezirk Marzahn gegründet; aus einem Teil von ihm<br />
wurde 1986 der Stadtbezirk Hellersdorf. 15 Jahre später<br />
wurden die beiden zum Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf<br />
wieder zusammen gefügt. Also feiern wir 2009 das<br />
Jubiläum „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf“, auch wenn es<br />
dem Wortlaut nach nicht so recht stimmt. Das Logo, das den<br />
Bezirk durch das Jahr führt, entwarf Carsten Anderssohn.<br />
Inhalt<br />
Künstler-Serie in <strong>jot</strong> w.d.:<br />
Viele Leser werden sich an<br />
Sänger und Musiker ihrer<br />
Jugendzeit in der DDR erinnern.<br />
<strong>jot</strong> w.d. berichtet,<br />
was aus ihnen geworden<br />
ist. Heute: Siegfried<br />
Uhlenbrock.<br />
Seite 3<br />
Im Verkehr gemeinsam:<br />
Das vor gut 20 Jahren in<br />
Holland entwickelte Konzept<br />
„Shared Space“ könnte<br />
auch in Berlin erprobt<br />
werden, erfuhr <strong>jot</strong> w.d.<br />
Seite 11<br />
Ausblick auf 2009:<br />
Traditionell richtet <strong>jot</strong> w.d.<br />
die Augen in die Zukunft<br />
des nun angebrochenen<br />
Jahres. Diesmal sprachen<br />
wir angesichts der weltweiten<br />
Krise mit Wirtschaftsstadtrat<br />
Christian Gräff.<br />
Seite 4<br />
Rückblick auf 2008:<br />
Noch einmal blicken wir<br />
auf Ereignisse, Menschen<br />
und Bilder zurück, die im<br />
vergangenen Jahr eine<br />
wichtige Rolle in <strong>jot</strong> w.d.<br />
spielten. Dabei vergessen<br />
wir nicht, dass es neben<br />
Fortschritt auch Stillstand<br />
links und rechts der Wuhle<br />
gab. Wir erinnern auch,<br />
dass viele interessante und<br />
interessierte Leute den Bezirk<br />
besuchten – als Forscher,<br />
Künstler, Sportler.<br />
Seite 6/7<br />
14. Jahrgang<br />
Foto: Dittmann<br />
Liebe Leser,<br />
so ein Jahreswechsel lockt doch immer,<br />
einen Blick voraus auf wichtige<br />
Gedenk- und Feiertage zu werfen. Einiges<br />
dazu finden Sie auch in dieser<br />
Ausgabe. Von den hunderten Daten,<br />
die ebenso genannt werden könnten,<br />
viele wohl auch sollten, ist mir eines<br />
besonders ins Auge gefallen. Und<br />
wurde wenige Tage vor dem Jahreswechsel<br />
brandaktuell.<br />
Am 3. Januar 1919, vor 90 Jahren<br />
also, unterbreiteten Emir Faisal und<br />
Chaim Weizmann auf der Friedenskonferenz<br />
in Paris den Siegermächten<br />
des Ersten Weltkrieges den Vorschlag,<br />
aus dem Erbe des Osmanischen<br />
Reiches jeweils einen Staat für die<br />
Araber und für die Juden zu bilden.<br />
Insbesondere Großbritannien lehnte<br />
diese Idee mit Vehemenz ab. Die dem<br />
3. Januar 1919 vorhergehenden Ereignisse<br />
wurden dramatisch und ergreifend<br />
im Monumentalwerk „Lawrence<br />
von Arabien“ geschildert. Angesichts<br />
des nun schon über 60 Jahre<br />
dauernden Kriegszustandes, unterbrochen<br />
nur von Wochen und Mona-<br />
Die Bürgerzeitung<br />
aus Marzahn-Hellersdorf<br />
40 Jahre vorn<br />
Was wäre,<br />
wenn ...?<br />
ten „richtigen Krieges“ im Nahen Osten,<br />
darf man sich die hypothetische<br />
Frage stellen: Was wäre, wenn ...?<br />
Dieselbe Frage könnte man sich auch<br />
angesichts eines anderen Ereignisses<br />
stellen. Am 3. September 1939 (vor<br />
nunmehr 70 Jahren) erklärten Frankreich<br />
und Großbritannien Nazideutschland<br />
nach dessen Überfall auf Polen den<br />
Krieg. Und taten militärisch nichts. Als<br />
„komischer Krieg“ in Frankreich, als<br />
„Sitzkrieg“ in Deutschland wurden die<br />
beiden Westmächte verspottet. Die historische<br />
Forschung ist sich heute einig<br />
darüber, dass ein Einmarsch der westlichen<br />
Truppen die Wehrmacht und<br />
damit letztlich das Naziregime in sogar<br />
relativ kurzer Zeit zu Fall gebracht hätten.<br />
Was wäre, wenn ...?<br />
Auch am Ende dieses gerade begonnenen<br />
Jahres wartet ein Ereignis, dessen<br />
immense Auswirkungen bis heute mehr<br />
Nr. 1/2009<br />
EVP: 1 Euro<br />
Unvergessen ihr erster deutschsprachiger Titel „Vorn ist das Licht“, der Voraussetzung war, dass die damals nur regional<br />
bekannte Rockband „Puhdys“ im DDR-Fernsehen auftreten durfte. Jetzt also stehen die Männer, die nach eigener (Lied)-Aussage<br />
„bis zur Rockerente“ spielen wollen (und wohl noch darüber hinaus) 40 Jahre auf der Bühne. Am Neujahrstag begann für sie ihr<br />
„Geburtstagsjahr“ (natürlich auf der Bühne), das sie quer durch die mittlerweile viel größere Republik führen wird. Die hier<br />
gezeigte Bühnen-Deko gehört zum Lied „Denk ich an Deutschland“, das die Band erst nach einer „Wartezeit“ aus dem<br />
Giftschrank holen und öffentlich im kleineren, auf sein Ende zudriftenden Deutschland spielen durfte. Siehe Seite 9<br />
ver- als erkannt sind. Am 26. Dezember<br />
1979 (vor 30 Jahren) marschierten<br />
sowjetische Truppen in Afghanistan<br />
ein. Der Krieg und Bürgerkrieg<br />
in dem geschundenen Land dauert bis<br />
heute an. Doch war dieser Einmarsch,<br />
dem zehn Jahre und tausende auch<br />
sowjetische Tote später ein unrühmlicher<br />
Abzug folgte, einer der dicksten<br />
Sargnägel des Sowjet-Sozialismus.<br />
Denn die Milliardenkosten dieses<br />
Krieges – zusätzlich zum unbezahlbaren<br />
Wettrüsten – machten die<br />
östliche Wirtschaftskrise völlig unlösbar.<br />
Was wäre, wenn ...?<br />
Doch da 2009 auch das Jahr der Astronomie<br />
ist, sei noch ein (nicht wissenschaftlicher)<br />
Blick in die Sterne erlaubt.<br />
Welche Ereignisse dieses Jahres werden<br />
wohl in 10, 25, 40 oder 100 Jahren<br />
in den „Erinnerungslisten“ stehen?<br />
Hoffentlich mehr Friedensschlüsse als<br />
Kriegsbeginne. Bis diese Ereignisse eintreten,<br />
wünsche ich Ihnen ein gesundes,<br />
erfolgreiches, friedliches Jahr 2009<br />
und erst einmal viel Spaß mit dieser<br />
149. Ausgabe von <strong>jot</strong> w.d.<br />
Ihr Ralf Nachtmann
2 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Aktuell<br />
Weiter lernen<br />
Marzahn-Hellersdorf – Im Januar<br />
2008 u.a. in <strong>jot</strong> w.d. versprochen, im<br />
Januar 2009 gehalten. Die Seniorenakademie<br />
„alt-KLUG“ startet am 25.<br />
Januar, 10.30 Uhr, ihre erste „Vorlesung“<br />
zum Thema „Probiotika: Sinnund<br />
Unsinn einer ‘neuen’ Therapie in<br />
der Medizin“ mit Dr. Hans-Ulrich Jahn<br />
aus dem Vivantes Klinikum Hellersdorf<br />
im dortigen Konferenzzentrum.<br />
Insgesamt werden in diesem Jahr<br />
neun solcher Vortragsveranstaltungen<br />
stattfinden, alle an einem Sonntag-Vormittag,<br />
alle kostenlos.<br />
Die Akademie geht mit den Veranstaltungen<br />
zu ihren Zuhörern. Die Vorträge<br />
finden immer am Standort eines<br />
Kooperationspartners statt, also<br />
im Vivantes Klinikum, im Unfallkrankenhaus<br />
oder in der Alice-Salomon-<br />
Hochschule. Sie befassen sich mit alltäglich<br />
zu bewältigenden Fragen und<br />
Problemen, die für Menschen in der<br />
zweiten Lebenshälfte mehr und mehr<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
Alle Termine und Themen finden sich<br />
in einem praktischen Faltheftchen, das<br />
in Bürgerämtern und Stadtteilzentren<br />
zur Mitnahme zu haben ist. Wer Lust<br />
hat, an der weiteren Gestaltung der<br />
Seniorenakademie „alt-KLUG“ mitzuwirken,<br />
ist herzlich willkommen.<br />
alt-KLUG Akademie für höhere Semester,<br />
Premnitzer Straße 12,<br />
12681 Berlin, Tel. 93 02 28 32,<br />
Ja, ich möchte<br />
Aboschein<br />
Die Bürgerzeitung<br />
aus Marzahn-Hellersdorf<br />
jeden Monat erhalten und abonniere die<br />
Zeitung zum Jahrespreis von<br />
12 Euro incl. Zustellung,<br />
(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 24 Euro)<br />
Das Abonnement gilt für ein Jahr und verlängert sich automatisch um ein<br />
weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei Wochen nach Erhalt der 12.<br />
Ausgabe schriftlich gegenüber dem <strong>jot</strong> w.d.-Herausgeber kündige. Zur<br />
Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. Den fälligen Betrag<br />
überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.<br />
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen<br />
innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).<br />
Bitte liefern Sie an folgende Adresse:<br />
Name:...................................................................................<br />
Straße:..................................................................................<br />
PLZ, Ort:...............................................................................<br />
Telefon:.................................................................................<br />
Datum:.................. Unterschrift:.....................................<br />
Ausschneiden und per Post an:<br />
<strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 566 72 58<br />
email-Bestellung unter: bestell@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />
Woran in diesem Jahr zu denken ist<br />
2009: Ein Vorausblick in Geschichten über Geschichte<br />
Es ist nicht nur ein Wahljahr oder ein<br />
Rezessionsjahr, was jetzt beginnt. Es ist<br />
auch ein Jahr der Chancen, sich über Geschichte,<br />
besser noch mittels Geschichten<br />
über Geschichte näherzukommen.<br />
Die Chance besteht vor allem im Familien-<br />
und Freundeskreis, sich über das<br />
Woher auszutauschen, damit die Antworten<br />
auf das Wohin etwas weniger im Nebel<br />
liegen mögen. Es gibt in meinem Falle<br />
konkrete Anstöße, die an verpasste<br />
Chancen, sich erlebte Geschichte zu erzählen,<br />
erinnern. Beim Begräbnis des<br />
Vaters im vorigen Jahr hörte ich zum ersten<br />
Male, dass er der einzige (!) aus<br />
seiner Schulklasse von 30 Jungen des<br />
Jahrganges 1922 war, der den Krieg<br />
überlebte. Mit fünf Verwundungen und<br />
mehr als 50 Jahre lang mit Metallsplittern<br />
im Körper. Nie hatten wir ausführlicher<br />
das Thema „Drei Jahre an der Ostfront“<br />
erörtert. Aus welchen Gründen<br />
auch immer schwieg mein Vater und ich<br />
versuchte nicht, ihn zum Reden zu bringen,<br />
weil ich dachte, es ist vielleicht besser,<br />
Schweigen über solche Zeiten hinzunehmen.<br />
Womöglich hätte ich aber<br />
durch seine Schilderungen stärker das<br />
Glück verspürt, das überhaupt erste<br />
halbe Jahrhundert ohne heiße Kriege auf<br />
deutschem Boden zu genießen?<br />
1989 und 1949 Jahren<br />
Januar 1919<br />
den<br />
Das Jahr fängt gleich Mitte Januar<br />
mit schwierigen „Gedenktagen“<br />
zwischen<br />
www.altklug-seniorenakademie.de Auch<br />
(wohl ein unzulänglicher Begriff)<br />
an: Ermordung von Rosa Luxemburg<br />
und Karl Liebknecht vor 90 Jahren.<br />
Vor genau 20 Jahren beim jährlichen<br />
Karl- und Rosa-Vorbeimarsch an der<br />
Partei- und Staatsführung der DDR<br />
die oppositionellen Plakate mit dem<br />
Luxemburg-Zitat „Freiheit ist immer<br />
die Freiheit der Andersdenkenden“.<br />
Sollte ich meinen Enkeln beim Niederlegen<br />
der roten Nelken erzählen,<br />
was ich damals gemacht habe als<br />
Mitglied der Kampfgruppen, traditionell<br />
am Schluss des Zuges marschierend,<br />
selbst wenn fertige Erklärungen<br />
nicht in Aussicht sind? Und<br />
wem widme ich meinen Strauß anschließend,<br />
gegenüber des großen<br />
Denkmals, am kleinen Stein des<br />
Anstoßes? Wenn es um Opfer Stalinscher<br />
Willkür geht, ist da an die<br />
Pianistin Alice Herz zu denken? Die<br />
Prager Jüdin war nach schlimmen<br />
Jahren im Ghetto-KZ Theresienstadt<br />
und erneuten Verfolgungen durch die<br />
Moskau-treue tschechoslowakische<br />
KP-Führung 1949 nach Israel emigriert.<br />
(siehe Rezension ihres Buches<br />
in <strong>jot</strong> w.d. 12/2007).<br />
Mai und Oktober 1949<br />
Die Gründungen beider deutscher<br />
Staaten jähren sich zum 60. Mal.<br />
Heutzutage wird ihre Geschichte<br />
gerne auf die Perspektiven von Siegern<br />
und Besiegten gestutzt. Aber:<br />
„Sieger der Geschichte“ haben oft<br />
einen selbstbeschränkten Blick, wie<br />
gelernte DDR-Bürger wissen. Lassen<br />
wir uns deutsch-deutsche Geschichte<br />
aus privater Sicht heraus erzählen,<br />
ohne den Mantel des Schweigens<br />
über schwierige, gar schmerzliche<br />
Fragen zu decken wie zuvor<br />
mein Vater über seine Erlebnisse an<br />
der Ostfront.<br />
Um einen aktuellen Bezug herzustel-<br />
haben Menschen gelebt, geliebt, gelacht.<br />
Und manchmal eben an der Telefonzelle<br />
angestanden. Foto: Thomas Uhlemann<br />
len: Man kann auch über DDR-Geschichte<br />
schweigen, indem man seinen<br />
Kindern oder Enkeln auf neugierige<br />
Nachfragen lakonisch mitteilt,<br />
„eine Bankenkrise hatten wir<br />
jedenfalls nicht“. Und Punkt.<br />
Herbst 1989<br />
Vor 20 Jahren explodierte zuerst der<br />
Diskussions-, und dann auch der<br />
Kerzen- und Transparentstoffbedarf<br />
in der DDR (im Handel gab es fertig<br />
gepackte Demo-Sets). Fernsehbilder<br />
aus der bundesdeutschen Prager<br />
Botschaft, voll mit Flüchtlingen<br />
der letzten Stunde aus der DDR.<br />
Schließlich ausgerechnet am schicksalsträchtigen<br />
9.November die nur<br />
scheinbar plötzliche Maueröffnung.<br />
Warten wir also nicht darauf, dass<br />
Irgendjemand aus einem besonderen<br />
Kompetenzzentrum für uns Geschichte<br />
aufarbeitet. Nutzen wir<br />
doch, auch wenn es schwer fällt, selber<br />
die Chancen des Jahres 2009 mit<br />
seinen geschichtsträchtigen Momenten,<br />
um über Erlebtes zu sprechen!<br />
Die <strong>jot</strong> w.d. wird wie stets bei Debatten<br />
unseren Lesern die Chance<br />
geben, Autoren zu werden, die ihre<br />
streitbaren Reflexionen über Geschichte<br />
hier vor Ort öffentlich machen.<br />
Warum sollte der Beitrag von<br />
Norbert Seichter in der letzten Ausgabe<br />
2008 nicht eine ganze Serie in<br />
unserem Blatt einleiten?<br />
Ulrich Clauder<br />
So erreichen Sie die Redaktion:<br />
Post: <strong>jot</strong> w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin<br />
Tel.: 56 58 70 99<br />
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Im Internet unter www.<strong>jot</strong>wede-online.de<br />
Anzeigenberatung: 0179-6987186<br />
Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />
Spendenkonto: 496622200, BLZ 10070024, Deutsche Bank<br />
Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt.<br />
Die nächste Ausgabe von <strong>jot</strong> w.d. erscheint am 5. Februar 2009<br />
Redaktionsschluss: 27. Januar 2009<br />
Anzeigenschluss: 31. Januar 2009<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>jot</strong>. w. d.<br />
Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf<br />
Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.<br />
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft<br />
Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99<br />
E-Mail: redaktion@<strong>jot</strong>wede-online.de<br />
Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)<br />
Ständige Autoren: S. Birkner, U. Gieche<br />
Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173<br />
Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten<br />
Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 23. Januar, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen<br />
Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.<br />
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<strong>jot</strong> w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn.<br />
Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung<br />
genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ...
Leute<br />
„Ich habe mich nie<br />
als Star gefühlt“<br />
Täve zieht seine Runden im Weltall<br />
Mit Geld kann man nicht alles<br />
machen ... Leute, lasst euch nicht<br />
auseinander dividieren ... Wir können<br />
stolz sein auf das, was wir geschaffen<br />
haben ... Versuchen Sie,<br />
sich jeden Tag ausreichend zu bewegen<br />
... Man kann alles trainieren:<br />
Wenn ich mit Ihnen vier Wochen<br />
lang Handstand übe, dann<br />
können Sie das am Ende.<br />
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt<br />
der Worte, die der Gast in der Talk-<br />
Reihe „Wenn die Neugier nicht<br />
wär“ in der Studiobühne des FFM<br />
ans Publikum richtete. Sie stammen<br />
von einem, der sagt: „Radsport<br />
ist für mich der schönste Sport, den<br />
es gibt.“ Spätestens an dieser Stelle<br />
dürfte jeder gelernte Ossi wissen,<br />
wer am 6. Dezember zu Gast<br />
in Marzahn war: Radsportlegende<br />
Gustav-Adolf Schur, von seinen Bewunderern<br />
und Freunden liebevoll<br />
Täve genannt. Er schaffte, was nur<br />
wenige vermögen: Schon zu Lebzeiten<br />
eine Legende zu werden.<br />
Munter plauderte der zweifache<br />
Weltmeister und olympische Medaillengewinner<br />
mit Moderatorin<br />
Barbara Kellerbauer über das Leben<br />
damals und heute, über seine<br />
Liebe zum Radsport. Die begann<br />
schon früh. Als Schlosserlehrling<br />
musste er täglich mehrere Kilometer<br />
von seinem<br />
kleinen HeimatortHeyrothsberge<br />
bei<br />
Magdeburg zu<br />
seinem Lehrmeister<br />
in Körblitzzurücklegen<br />
– auf dem<br />
alten Drahtesel<br />
seines Vaters,<br />
mit Vollgummireifen. 1950 nahm<br />
er zum ersten Mal an einem Wettbewerb<br />
in Magdeburg teil. Er fuhr<br />
18,4 Kilometer und gewann. Täve<br />
begann bei der BSG <strong>Auf</strong>bau-Börde<br />
zu trainieren, nahm 1952 erstmals<br />
an der Friedensfahrt teil. 2286<br />
Kilometer zwischen Prag, Warschau<br />
und Berlin betrug die Distanz,<br />
das weiß er noch heute. Spätestens<br />
seit seinem ersten Sieg bei<br />
der Friedensfahrt 1955 kannte ihn<br />
jedes Kind. Was dann kam, ist in<br />
vielen Büchern nachzulesen.<br />
Bei seinem Besuch im FFM gab Täve<br />
gern die vielen gewünschten Autogramme.<br />
Fotos: Nachtmann/Archiv<br />
Täve bei einem Rennen in Berlin.<br />
Oder im Friedensfahrtmuseum<br />
Kleinmühlingen zu erkunden. <strong>Auf</strong><br />
dieses einzigartige Museum ist<br />
Täve besonders stolz. Viele persönliche<br />
Utensilien aus seiner aktiven<br />
Laufbahn werden dort u.a. verwahrt,<br />
darunter auch Tausende<br />
Briefe, die ihm seine Fans schrieben,<br />
sortiert in 46 Ordnern, darunter<br />
jede Menge Liebesbriefe.<br />
Doch es sind nicht allein die sportlichen<br />
Erfolge, die den Magdeburger<br />
zum Vorbild mehrerer Generationen<br />
werden ließen. Da gab es<br />
nach ihm erfolgreichere Rennfahrer.<br />
Es ist seine Bodenständigkeit,<br />
seine Bescheidenheit, seine Ehrlichkeit,<br />
seine Freundlichkeit, die<br />
so viele an ihm schätzen.<br />
Er war das, was<br />
man heute als Star bezeichnet,<br />
aber er hat<br />
sich nie so benommen.<br />
Er ist nicht reich<br />
geworden durch den<br />
Leistungssport, wie<br />
das heute Usus ist.<br />
Er wohnt noch immer<br />
mit seiner Frau Renate,<br />
mit der er vier Kinder großzog,<br />
in seinem Heimatort Heyrothsberge.<br />
Er engagierte sich als<br />
Bundestagsabgeordneter für soziale<br />
Gerechtigkeit, ist im Landesvorstand<br />
der Volkssolidarität Magdeburg<br />
tätig, Ehrenmitglied zahlreicher<br />
Vereine, engagiert sich bei der<br />
„Tour der Hoffnung“ für krebskranke<br />
Kinder und so vieles mehr. Einen<br />
„Luxus“ allerdings leistet sich<br />
Täve, der mehrfache Großvater. Er<br />
hat einen „Zweitwagen“. Neben<br />
seinem alten 306er Peugeot, mit<br />
dem er immer noch viel unterwegs<br />
ist zu Vorträgen, Talkrunden, Beratungen<br />
oder Radsportereignissen,<br />
besitzt er einen himmelblauen Trabant,<br />
umgebaut zum Cabrio. „Wenn<br />
ich mit meinen Enkeln im Trabi<br />
durch Magdeburg fahre, gucken die<br />
Leute, als käm’ ich im Porsche“,<br />
schmunzelt er.<br />
Das Radfahren über längere Strekken<br />
hat der 77-Jährige inzwischen<br />
reduziert. „<strong>Auf</strong> ein- bis zwei Mal<br />
in der Woche.“ Fünf- bis 10-km-<br />
Läufe gehören neben einer gesunden<br />
Lebensweise auch zum Fit bleiben.<br />
Besonders stolz ist er darauf,<br />
dass am 16. Oktober 2000 ein Planetoid<br />
nach ihm benannt wurde.<br />
„Täve“ kreist nun unendlich zwischen<br />
Mars, Jupiter und Sonne.<br />
<strong>jot</strong> w.d. gratuliert ganz herzlich zum<br />
78. im Februar. Möge Täve auch<br />
auf Erden noch viele Runden „kreisen“.<br />
Ingeborg Dittmann<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 3<br />
Musiklegenden des Ostens – <strong>jot</strong> w.d.-Serie, Teil 53<br />
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler<br />
vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer<br />
Leser – also in den 50er, 60er, 70er und<br />
80er Jahren – Schlagzeilen machten.<br />
Siegfried Uhlenbrock<br />
Neben Doerk/Schöbel und Hauff/<br />
Henkler gehörten sie zu den<br />
„Traumpaaren“ der Unterhaltungsbühnen<br />
der DDR: Dagmar<br />
Frederic & Siegfried Uhlenbrock.<br />
Dass der aus Wismar stammende<br />
Sohn eines Stellmachers (geboren<br />
1939) in erster Linie Instrumentalist<br />
(Bratsche, Klavier, Viola)<br />
und Komponist war, stand damals<br />
weniger im Licht der Öffentlichkeit.<br />
Dennoch bestimmte gerade<br />
diese Tatsache die berufliche Karriere<br />
von Siegfried Uhlenbrock bis<br />
zum heutigen Tag.<br />
Angefangen hatte alles Anfang der<br />
50-er Jahre. Die Familie war 1954<br />
ins Haus der Großmutter<br />
nach Zeuthen bei Berlin<br />
übergesiedelt. Siegfried<br />
begann ein Studium an der<br />
Musikfachschule Berlin,<br />
wurde dann an die Musikhochschule<br />
Hanns Eisler<br />
delegiert, studierte u.a.<br />
Bratsche und Klavier und<br />
wurde 1961 während seines<br />
Grundwehrdienstes für<br />
das Erich-Weinert-Ensemble<br />
(EWE) entdeckt. „Anfangs<br />
wollte ich Bildende<br />
Kunst studieren und war<br />
auch schon ein halbes Jahr<br />
an der Kunsthochschule Weißensee<br />
immatrikuliert. Doch dann zog<br />
es mich doch zur Musik“, erinnert<br />
sich Uhlenbrock. Beim EWE in<br />
Berlin-Biesdorf fand er sich in<br />
guter Gesellschaft mit Frank<br />
Schöbel, Hartmut Eichler, Chris<br />
Doerk und Volkmar Böhm. Im<br />
EWE erhielt er zudem eine Ausbildung<br />
als Komponist und Arrangeur<br />
– und damit waren die<br />
Grundlagen für seinen beruflichen<br />
Werdegang gelegt.<br />
Dass er dann jahrelang als Sänger<br />
auf der Bühne stand, im<br />
Ensemble des Fernsehfunks<br />
und auf zahlreichen Bühnen<br />
im In- und Ausland, war<br />
eher einem Zufall zu verdanken.<br />
„Bei einer Gastspielreise<br />
des EWE nach<br />
Petersburg fiel ein Sänger<br />
aus und ich sprang ein. 70<br />
Mark Prämie und ein Orden<br />
gabs dafür“, schmunzelt<br />
Uhlenbrock. Und kam so<br />
von der Wernert-Klassik zur<br />
Weinert-Estrade. Er komponierte<br />
seitdem Schlager (damals<br />
u.a. für Rosemarie<br />
Ambé und Helga Zerrenz),<br />
erwarb 1966 seinen Berufsausweis.<br />
In dem KGD-Programm<br />
„Interview mit<br />
Schlagern“ lernte er 1967<br />
die Sängerin Dagmar Frederic<br />
kennen. Es begann eine Zusammenarbeit<br />
als Gesangspaar,<br />
die bis 1973 dauern sollte. Schon<br />
1968 entstand ihr wohl bekanntester<br />
Hit „Du hast gelacht“, geschrieben<br />
von „Uhle“. Komposition,<br />
Text und Interpretation Uh-<br />
Zahntechniker und Ehrenbürger<br />
lenbrock. „Das war den Funktionären<br />
nicht geheuer, deshalb<br />
musste ich mir als Texter ein Pseudonym<br />
zulegen“, sagt er.<br />
Fred Olsen nannte er sich. Dieser<br />
mexikanische Walzer ging um die<br />
Welt, nicht zuletzt, weil Gaby<br />
Seyfert bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften<br />
1969 in Colorado<br />
Springs zu diesem Lied ihre<br />
Weltmeisterkür lief. „Du hast gelacht“,<br />
so hieß dann auch die erste<br />
bei Amiga erschienene Platte des<br />
Gesangsduos (1970), mit einer<br />
Nachauflage 1971. Ein Jahr darauf<br />
folgte die zweite LP „Tanz in der<br />
Sommernacht“. Mit dem gleichna-<br />
migen Song von Uhlenbrock/Brandenstein<br />
gewannen sie Gold beim<br />
Liederfestival der Ostseestaaten<br />
und wurden Publikumslieblinge.<br />
Nach der beruflichen Trennung von<br />
Dagmar Frederic („Wir waren nie<br />
verheiratet“, stellt Uhle klar.) blieb<br />
er im Fernsehensemble, arbeitete<br />
solistisch und als Komponist weiter,<br />
trat mit der Band „Fakt“ aus<br />
Leipzig und der Sängerin Heidi<br />
Anders auf. Kurz darauf verpflichtete<br />
das Kinderfernsehen den Sänger<br />
für den „Liederspielplatz“ im<br />
Abb.: Bei „3 nach drei“ im Dezember<br />
2008 im Kulturforum Hellersdorf<br />
sang Uhle gemeinsam mit<br />
Sohn Tim Morten. Dagmar Frederic<br />
und Siegfried Uhlenbrock Ende<br />
der 60-er Jahre als Gesangspaar.<br />
Fotos: Dittmann, Archiv<br />
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst<br />
heute? <strong>jot</strong> w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen<br />
unsere Serie in dieser Ausgabe mit dem Komponisten<br />
und Sänger Siegfried Uhlenbrock fort.<br />
Abendgruß des Sandmännchens.<br />
Das Musizieren mit Kindern<br />
machte ihm Spaß, er produzierte<br />
Liedergeschichten für Kinder und<br />
brachte 1984 sein erstes Kindermusical<br />
in Hoyerswerda auf die<br />
Bühne, dem bis 2005 zahlreiche<br />
weitere Musicals folgen sollten.<br />
So kam es, dass Siegfried<br />
Uhlenbrock zum Ehrenbürger von<br />
Hoyerswerda ernannt wurde. Sein<br />
Sohn Tim Morten trat in Vaters<br />
Fußstapfen, lernte als Fünfjähriger<br />
bei ihm Klavierspielen und<br />
stand dann in einigen Kindermusicals<br />
des Vaters auf der Bühne.<br />
Heute ist der inzwischen 23-<br />
Jährige ein vielbeschäftigter Musiker<br />
mit eigener Band, vor allem<br />
aber Schauspieler. Tochter Fleur<br />
studiert hingegen Medizin. Auch<br />
Uhle hatte sich nach der Wende<br />
in diese Richtung orientiert, lernte<br />
Zahntechniker und steht als<br />
solcher seiner Frau, einer Kiefernorthopädin,<br />
bis heute zur Seite.<br />
„Kennen gelernt hatten wir uns,<br />
nein, nicht beim Zahnarzt, sondern<br />
beim Baden in Warnemünde“,<br />
erzählt er. „Abends trat<br />
ich in der Sky-Bar auf und Claudia<br />
saß immer im Publikum.“ Aus<br />
der Zufallsbegegnung wurde eine<br />
langjährige glückliche Ehe mit<br />
zwei Kindern, auf die Uhle mächtig<br />
stolz ist. Ingeborg Dittmann<br />
In dieser Serie erschienen bisher:<br />
Julia Axen, Hans-Jürgen Beyer, Helga<br />
Brauer, Uschi Brüning, Gerd Christian,<br />
City, Dieter Dornig, Hartmut Eichler,<br />
electra, Ina-Maria Federowski, Arnold<br />
Fritzsch, Fred Frohberg, Rainer Garden,<br />
Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Heinz-<br />
Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath,<br />
Michael Hansen, Monika Hauff/<br />
Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Andreas<br />
Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda,<br />
Uwe Jensen, Barbara Kellerbauer,<br />
Britt Kersten, Jürgen Kerth, Aurora<br />
Lacasa, Lift, Gerti Möller, Thomas Natschinski,<br />
Omega, Jenny Petra, Puhdys,<br />
James W. Pulley, Brigitte Rabald-Koll,<br />
Gaby Rückert, Christian Schafrik, Fred<br />
Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,<br />
Frank Schöbel, Sonja Siewert<br />
& Herbert Klein, Reiner Süß, Tina, Regina<br />
Thoss, Christiane Ufholz, Bärbel<br />
Wachholz, Jürgen Walter, Peter Wieland,<br />
Alfons Wonneberg, Petra Zieger
4 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Großsiedlung<br />
Einige wichtige<br />
Termine 2009<br />
Januar:<br />
10.1., 14 Uhr: Eröffnung des<br />
KOMPASS „Haus im Stadtteil“, Kummerower<br />
Ring 42;<br />
12.1., 14 Uhr: Eröffnung der Marzahn-Hellersdorfer<br />
Gesundheitstage<br />
im Eastgate<br />
Februar:<br />
1.2., 14 Uhr: Eröffnung der Ausstellung<br />
„Zeitblicke 30 Jahre Marzahn-<br />
Hellersdorf – 20 Jahre Wende“ im<br />
Bezirksmuseum, Alt-Marzahn 5;<br />
18.2., 11 Uhr: Eröffnung der 4.<br />
Sozialtage unter dem Motto „Sozial<br />
und engagiert“ im Eastgate<br />
März:<br />
Übergabe des „Haus des Sports“, Eisenacher<br />
Straße 121;<br />
28./29.3.: kultour à la carte.<br />
April:<br />
23.4.: Girls Day – Mädchenzukunftstag<br />
2009 mit Verleihung des Girls’<br />
Day-Preises;<br />
25.4.: 4. Pflanzung im Hochzeitspark<br />
zwischen Ludwig-Renn- und Alfred-<br />
Döblin-Straße.<br />
Mai:<br />
2.5.: „20 Jahre Kiste – 20 Jahre Kultur<br />
im Wandel“, Die Kiste, Heidenauer<br />
Str. 10, feiert Geburtstag;<br />
17.5., 13 Uhr: 12. Marzahn-Hellersdorfer<br />
Sängerfest auf der Biesdorfer<br />
Parkbühne.<br />
Juni:<br />
5.6.: „4. Classic Open Air“ auf dem<br />
Fritz- Lang- Platz; 13.6., 11 Uhr:<br />
Oma-Opa-Enkel- Tag im Bürgerhaus,<br />
Marchwitzastraße 24-26.<br />
Juli:<br />
4./5.7.: Langer Tag der Stadtnatur;<br />
19.7.: Klänge aus 1001 Nacht im Orientalischen<br />
Garten.<br />
August:<br />
30.8.: „Marzahner Highland Games“<br />
am und im Irrgarten des Erholungsparks<br />
Marzahn.<br />
September:<br />
12./13.9.: Tag des offenen Denkmals;<br />
12./13.9.: Großes Geburtstagfest „30<br />
Jahre Marzahn-Hellersdorf“ im Erholungspark<br />
Marzahn.<br />
20.9.-17.10.: Interkulturelle Tage in<br />
Marzahn-Hellersdorf.<br />
Oktober:<br />
16./17.10.: Lange Nacht der Jugendfreizeiteinrichtungen;<br />
17./18.10.: Rassegeflügelausstellung<br />
im Kleintierhof Alt-Marzahn.<br />
November:<br />
21.11. Tag der Regional- und Heimatgeschichte<br />
zum Thema „20 Jahre<br />
Mauerfall“.<br />
Dezember:<br />
5./6.12.: Traditioneller Weihnachtsmarkt<br />
Alt Kaulsdorf<br />
Wir haben viele Chancen, und<br />
wir sollten sie auch nutzen<br />
Wirtschaftsstadtrat Christian Gräff sieht 2009 für den Bezirk trotz vieler Probleme positiv<br />
Traditionell blickt <strong>jot</strong> w.d. mit<br />
dem Bezirksamt am Jahresbeginn<br />
in die Zukunft. Diesmal<br />
sprachen wir, auch angesichts<br />
der Wirtschaftskrise, mit Wirtschaftsstadtrat<br />
Christian Gräff.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Bundesregierung und<br />
Wirtschaftsforscher sprechen seit<br />
Wochen von einer tiefen Rezession.<br />
Selbst die Kanzlerin macht ein<br />
Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.<br />
Droht denn auch in Marzahn-Hellersdorf<br />
der Niedergang?<br />
Christian Gräff: Ich glaube<br />
nicht, dass sich die Entwicklung<br />
auf die Unternehmen in Marzahn-<br />
Hellersdorf dramatisch schlecht<br />
auswirkt. Es gibt hier auch Unternehmen<br />
aus der Kfz-Zulieferbranche,<br />
die haben in der Tat echte<br />
Probleme. Bei der Mehrheit der<br />
kleinen und mittelständischen<br />
Firmen im Bezirk sieht es aber<br />
nicht so aus. Ich werde in diesem<br />
Jahr viele von ihnen besuchen,<br />
um die verschiedenen Probleme<br />
kennen zu lernen und nach Kräften<br />
bei deren Lösung zu helfen.<br />
Allerdings bin ich mir sicher, dass<br />
wie in ganz Berlin auch in unserem<br />
Bezirk die Arbeitslosigkeit<br />
ansteigen wird.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Sind dadurch starke soziale<br />
Auswirkungen zu erwarten?<br />
Christian Gräff: Die Differenz<br />
der sozialen Lage zwischen den<br />
Großsiedlungen einerseits und<br />
den Siedlungsgebieten andererseits<br />
wird sich vergrößern. Gravierende<br />
Probleme in Mengen<br />
sind aber nicht zu erwarten. In<br />
Deutschland gibt es eine starke<br />
Sozialgesetzgebung. Auch deshalb<br />
hat ja die Bundesregierung<br />
bei den Banken eingegriffen.<br />
Sonst hätten wir womöglich Verhältnisse<br />
wie vor 80 Jahren in der<br />
Wirtschaftskrise 1929/1930 bekommen<br />
können. Mit den bekannten<br />
Auswirkungen.<br />
Unsere Sozialsysteme sind gerüstet<br />
für die schwierige Zeit. Auch<br />
wenn es für niemanden wünschenswert<br />
ist, arbeitslos zu sein.<br />
Daher muss und wird die Kommunalpolitik<br />
den Menschen zeigen,<br />
dass sie gewillt ist, ihnen zu<br />
helfen.<br />
Bezirk und Umland:<br />
Mit Ahrensfelde, Altlandsberg<br />
und Hoppegarten ist uns die Zusammenarbeit<br />
gut gelungen, besonders<br />
über den Tourismus.<br />
Das ist sehr wichtig, und das<br />
werden wir weiter tun.<br />
Stadtumbau Ost:<br />
Wohnungsabrisse sind ja nun<br />
weitestgehend abgeschlossen.<br />
Bei der öffentlichen Infrastruk-<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Aber es gibt doch auch<br />
in den Siedlungsgebieten soziale<br />
Probleme und Verwerfungen, beispielsweise<br />
bei Älteren mit<br />
schmaler Rente, die nun fürchten,<br />
ihre Häuschen zu verlieren.<br />
Christian Gräff: Direkte Möglichkeiten<br />
zu helfen hat der Bezirk<br />
hier nicht. Wir können aber viel tun<br />
bei der Beratung in verschiedenen<br />
sozialen Lebenslagen. Beim Thema<br />
Jugend müssen wir unbedingt<br />
gegensteuern. In den Siedlungsge-<br />
bieten steigt die Drogenproblematik<br />
stark an. Da wird sich das<br />
Bezirksamt engagieren. Themen<br />
wie Jugendklubs stehen auf der<br />
Tagesordnung, auch wenn das viele<br />
Eltern gar nicht so sehen.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: In Problemkiezen der<br />
Großsiedlung hat der Senat mit<br />
großem <strong>Auf</strong>wand drei Quartiersmanagements<br />
eingerichtet. Hat<br />
sich dort dadurch die Lage verbessert?<br />
Christian Gräff: Die haben schon<br />
etwas bewirkt, Menschen und verschiedene<br />
Interessengruppen zusammen<br />
gebracht. Und in schwierigen<br />
Kiezen einzelne Leuchttürme<br />
aufgerichtet. Massen zu bewegen,<br />
war und ist nicht die <strong>Auf</strong>gabe.<br />
Und an der sozialen Zusammensetzung<br />
der Wohngebiete können<br />
sie nichts ändern. In den beiden<br />
Marzahner Gebieten hat sich<br />
die Lage durchaus verbessert. An<br />
der Hellersdorfer Promenade wird<br />
die soziale Struktur derzeit eher<br />
tur wird das noch weiter gehen.<br />
Allerdings wünsche auch ich mir<br />
mehr „wirklichen“ Umbau, etwa<br />
mit der Einrichtung von Multifunktionsgebäuden.<br />
ÖPNV:<br />
Wir engagieren uns gemeinsam<br />
mit dem Landrat von Märkisch<br />
Oderland stark für die Ostbahn.<br />
Der Verkehr von und nach Polen<br />
nimmt an Bedeutung zu. Da steht<br />
auch die Frage des Haltepunkts<br />
der Bahn. Ich bin überzeugt, der<br />
schwieriger. Das hängt auch stark<br />
mit den Problemen des Besitzers<br />
zusammen. Auch deshalb soll das<br />
Managementgebiet erweitert werden.<br />
Es müssen mehr Bewohner,<br />
aber auch Vermieter und Einrichtungen<br />
einbezogen werden.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Bürgerbeteiligung ist ja in<br />
jüngster Zeit stark in Mode gekommen.<br />
Beispielsweise im Projekt<br />
Bürgerhaushalt. Welche Erkenntnisse<br />
sind für dieses Jahr wichtig?<br />
Schreibtisch voller Arbeit: Wirtschaftsstadtrat Gräff. Foto: Nachtmann<br />
Christian Gräff: Diejenigen<br />
Bürger, die da mitmachen, sind<br />
sehr engagiert. Die kümmern sich<br />
sprichwörtlich um jeden Straßenkantenabschnitt.<br />
Problematisch<br />
ist die geringe Beteiligung. Da<br />
besteht durchaus die Gefahr, dass<br />
Vorschläge Einzelner eine Priorität<br />
bekommen, die sie objektiv<br />
nicht haben. Die so geringe Anzahl<br />
aktiv Beteiligter ergibt sich<br />
womöglich auch daraus, dass einerseits<br />
eine Identifikation mit<br />
dem Stadtteil, geschweige denn<br />
mit dem Bezirk, schwierig ist.<br />
Auch die Vorstellung, dass tiefgreifend<br />
Einfluss genommen werden<br />
kann, hat niemand mehr.<br />
Womöglich muss man das gesamte<br />
Verfahren noch einmal überdenken.<br />
Grundsätzlich ist es aber<br />
richtig, auch in einer repräsentativen<br />
Demokratie den Einzelnen<br />
mehr einzubeziehen.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Etwa durch die neuen<br />
Möglichkeiten von Bürgerbegeh-<br />
Kurz gesagt: Christian Gräff über ...<br />
wird kommen. Aber ich weiß<br />
nicht, ob es Mahlsdorf oder Hoppegarten/Birkenstein<br />
sein wird.<br />
Wenn die Anbindung mit Bussen<br />
stimmt, ist das letzlich egal. Wir<br />
sind auch in engem Kontakt mit<br />
der BVG, was die Anbindung von<br />
Mahlsdorf und Kaulsdorf an das<br />
Brandenburger Umland betrifft.<br />
Die wollen wir verbessern.<br />
Demografischer Wandel:<br />
Die ganze Stadt wird sich wandeln.<br />
Einige Wohnungsbaugesell-<br />
ren. Wie sehen die Erfahrungen<br />
hier aus?<br />
Christian Gräff: Bei den Ringkolonnaden<br />
war die Zusammenarbeit<br />
sehr qualifiziert. Man<br />
merkte, dass die Initiatoren sich<br />
umfänglich mit der Thematik,<br />
aber auch den Regularien befasst<br />
haben. Schnellschüsse in diesen<br />
Dingen führen sicher nicht zum<br />
Ziel. Etwaige Befürchtungen, wir<br />
würden mit Bürgerbegehren geradezu<br />
überrollt, haben sich als<br />
Unsinn erwiesen. Auch in diesem<br />
Jahr erwarte ich keinen Andrang.<br />
Zumal unser Bezirk auch bei den<br />
landesweiten Volksbegehren in<br />
punkto Beteiligung stets an letzter<br />
Stelle lag. Grundsätzlich ist<br />
dieses Modell richtig. Es zwingt<br />
Kommunalpolitik, alle Argumente<br />
besonders streng zu prüfen und<br />
die eigenen <strong>Auf</strong>fassungen auch an<br />
die Bevölkerung zu vermitteln.<br />
<strong>jot</strong> w.d.: Jetzt besteht Marzahn als<br />
Berliner Bezirk 30 Jahre. Ist 2009<br />
ein Jahr des Feierns?<br />
Christian Gräff: Mehr noch des<br />
Arbeitens. Unser Problem ist doch,<br />
dass wir in der Wahrnehmung und<br />
in der Vermarktung schlechter sind,<br />
als es sein müsste. In weiten Teilen<br />
wird Marzahn-Hellersdorf als<br />
schöner grüner Wohnstandort wahrgenommen.<br />
Aber wir haben und wir<br />
können mehr. Wenn die Idee des<br />
Solarparks realisierbar ist, kann das<br />
Image des Bezirks sehr ins Positive<br />
gehoben werden, auch als Ort<br />
von Industrie, Zukunft, Umwelttechnologie.<br />
Oder nehmen wir das<br />
Orwo-Haus. Ohne das, ohne diese<br />
günstigen Proben- und Arbeitsmöglichkeiten<br />
würde es Gruppen wie<br />
„Silbermond“ vielleicht gar nicht<br />
geben. Wir haben als Leuchtturm<br />
die Gärten der Welt, wir haben aber<br />
auch ein reiches Kulturleben im<br />
Bezirk, wir haben Spitzensport, wir<br />
haben Innovationskraft.<br />
Das Jubiläum wird mehr Augenmerk<br />
auf uns lenken. Wir sollten<br />
diese Chance nutzen und zeigen,<br />
was der Bezirk kann, welche interessanten<br />
Angebote er hat. Wir<br />
sollten das auch nach innen hinein<br />
vermitteln, die Menschen, die<br />
hier leben, noch enger an den<br />
Bezirk binden.<br />
Fragen: Ralf Nachtmann<br />
schaften, auch in unserem Bezirk,<br />
haben sich bereits erfreulich<br />
diesem Thema gestellt. Andere<br />
brauchen wohl noch etwas<br />
Zeit. Defizite haben wir jedoch<br />
in der öffentlichen Infrastruktur.<br />
Da wird künftig richtig investiert<br />
werden müssen.<br />
Investitionsprogramm<br />
der Regierung:<br />
Da wird wohl hier unten in den<br />
Bezirken nichts ankommen.
Aus Groß- & Kleinsiedlung<br />
Marzahn-Hellersdorf – Nach dem<br />
Motto „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf<br />
– ein Metropolenraum im<br />
Wandel“ wird 2009 kräftig gefeiert.<br />
Im Januar 2009 gibt es noch<br />
einen Grund zum Feiern: Die<br />
Seniorenakademie „alt-KLUG“<br />
wird gestartet. Zur ersten Vorlesung<br />
sind am 25. Januar Senioren in den<br />
Hörsaal des Unfallkrankenhauses<br />
geladen. Einst war er der jüngste<br />
Bezirk Berlins, jetzt altert er mit<br />
seinen Bewohnern. In Marzahn-<br />
Hellersdorf unterscheidet sich die<br />
demografische Entwicklung von<br />
anderen, gewachsenen Bezirken.<br />
Bürgermeisterin Dagmar Pohle fordert,<br />
die riesigen Potenziale des<br />
„dritten Alters“ unbedingt zu nutzen.<br />
Die Seniorenvertretung tut das<br />
bereits – beim Runden Tisch zur<br />
Senioren- und Gesundheitspolitik,<br />
bei Einwohnerversammlungen, der<br />
Gesundheitskonferenz zur hausund<br />
fachärztlichen Versorgung oder<br />
bei „Senioren debattieren im Parlament“.<br />
Über all das berichtet das Seni-<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 5<br />
„Ich bin eine deutsche Schriftstellerin“<br />
Anna Seghers im Mittelpunkt einer literarischen Matinee<br />
Hellersdorf – Die Mitarbeiterin der<br />
Anna-Seghers-Gedenkstätte der<br />
Akademie der Künste in Adlershof,<br />
Dr. Monika Melchert, stellte in einer<br />
Sonntagsmatinee in der Peter-<br />
Weiss-Bibliothek ihr Buch „Mit<br />
Kafka im Café“ vor. Es enthält die<br />
schönsten Szenen aus Märchen, Legenden,<br />
Sagen und Mythen, die Anna<br />
Seghers neben ihren neun großen<br />
Romanen und vielen Erzählungen<br />
geschrieben hat. Was Frau Melchert<br />
las, war vielen Literaturfreunden bisher<br />
wenig geläufig. Sie wurden aber<br />
vom Vortrag der Autorin in Nachdenklichkeit<br />
und frohe Stimmung<br />
versetzt. Auszüge aus der Novelle<br />
„Die Toten der Insel Djahl“ und aus<br />
den schönsten Sagen vom Räuber<br />
Woynok – von Frau Melchert ein-<br />
Lonely Hearts in der<br />
Galerie KLIN<br />
Marzahn – Vom 19. Januar bis<br />
18. Februar zeigt die Galerie<br />
KLIN, Ahrensfelder Chaussee<br />
150a, unter dem Titel „Lonely<br />
Hearts“ Malerei von Irina Weisel.<br />
Irina Weisel arbeitet in expressivabstraktem<br />
Stil, verwendet oft unverdünnte<br />
Farben, darunter kräftiges<br />
Rot, Braun und Isumrud-<br />
Grün. So wirken die menschlichen<br />
Gestalten auf ihren Bildern<br />
seltsam melancholisch und einsam,<br />
fast verloren. Lonely Hearts<br />
eben. Vernissage am 19. Januar,<br />
19 Uhr; Eintritt frei.<br />
Konzerte<br />
in der Kiste<br />
Hellersdorf – Auch im Januar<br />
gibt es wieder eine Reihe interessanter<br />
Konzerte in der Kiste,<br />
Heidenauer Straße 10. Beim Kistenblues<br />
spielt am 10. Januar<br />
„Backwater“. In der Harten Kiste<br />
präsentieren die „Männer“ am<br />
17. Januar Rock-Klassiker.<br />
Wenn am 24. Januar die Worldbox<br />
geöffnet wird, entspringen ihr<br />
die „Transsylvanians“, die bereits<br />
im vergangenen Jahr erfolgreich<br />
hier gastierten, und lassen ihren<br />
ganz eigenen Speed-Folk- Rock<br />
krachen. Etwas stiller und nachdenklich<br />
geht es in der Liederkiste<br />
zu, wenn Christian Haase<br />
am 31. Januar sein Soloprogramm<br />
„Nimmersatt“ zu Gehör<br />
bringt. Anfang Februar schlägt<br />
dann gleich an zwei aufeinander<br />
folgenden Tagen die Rock-Kiste<br />
zu: Am 6. Februar spielen „Fun<br />
for Six“ Cover Querbeet, am 7.<br />
Februar gastiert die „Travelin-<br />
Band“. Beginn jeweils 20.30 Uhr;<br />
Info Tel. 99 87 481 und im Internet<br />
www.kiste.net. RN<br />
drucksvoll und Emotionen auslösend<br />
vorgetragen – belegten die heute so<br />
oft in Zweifel gezogene Wertung,<br />
dass Anna Seghers wohl die bedeutendste<br />
deutschsprachige Erzählerin<br />
des 20. Jahrhunderts war.<br />
Tapfer hat sie Verfolgung und Verleumdungen<br />
abgewehrt und überwunden.<br />
Da waren die Flucht ins<br />
Exil, die Rückkehr in das „Volk der<br />
kalten Herzen“ und das Misstrauen<br />
gegen sie. Allen ist bekannt, dass<br />
Anna Seghers nach ihrer Rückkehr<br />
nach Deutschland und insbesondere<br />
nach der so genannten Wende als<br />
Schriftstellerin und politische Persönlichkeit<br />
angefeindet und beschädigt<br />
worden ist. Sie blieb Kommunistin<br />
und sah in der DDR ihre Heimat,<br />
wenngleich ihr Herz auch im-<br />
Reisebilder in der<br />
Bibliothek<br />
Marzahn – Unter dem Titel „Reisebilder“<br />
stellt David Wittenburg<br />
Fotografien mit besonderer Intensität<br />
in der „Mark-Twain-Bibliothek“<br />
im FFM aus. Die Fotografien<br />
sind auf verschiedenen Reisen<br />
entstanden. Besonders wichtig<br />
sind Wittenburg die gestalterischen<br />
Elemente, verschiedene<br />
Bildebenen, Stimmungen oder<br />
die Arbeit mit Licht und Schatten.<br />
Der 1977 in Berlin geborene<br />
Fotograf studiert seit 2006 an der<br />
Ostkreuzschule für Fotografie,<br />
einer privaten Fotoschule.<br />
mer für Deutschland geschlagen hat.<br />
Während des Janka-Prozesses wurden<br />
Gift und Galle über sie ausgeschüttet,<br />
weil sie nur im Stillen für<br />
Janka eingetreten war und nicht Dissidentin<br />
geworden ist.<br />
Dank der Überzeugung von Frau<br />
Melchert und ihrer sachlichen Argumentation<br />
in der Diskussion wurde<br />
deutlich, dass Anna Seghers nach<br />
ihrer Rückkehr aus dem Exil ganz<br />
bewusst in der DDR gelebt hat. Sie<br />
wäre wohl nie in das Adenauer-<br />
Deutschland gegangen. Dennoch<br />
fühlte sie sich immer auch mit ihrer<br />
rheinischen Heimat verbunden.<br />
Interessiert nahmen die Literaturfreunde<br />
die Information zur Kenntnis,<br />
dass erstmals wieder ein Werk<br />
von Anna Seghers in das Zentral-<br />
Kabarett im BTT:<br />
„<strong>Auf</strong> <strong>Tohuwabohu</strong>!“<br />
Marzahn – Olympische Benzinpreise,<br />
Pekinger Apotheken,<br />
Rentendilemma, Bankenkrise!<br />
Und im Urlaub muss sich das Berliner<br />
Taxifahrer-Original Kutschen<br />
Kalle auch noch durch den<br />
Dschungel der neu entdeckten<br />
Südseeinsel <strong>Tohuwabohu</strong> schlagen.<br />
Das Gerald-Wolf-Kabarett<br />
bietet am 23. Januar, 19 Uhr, im<br />
Tschechow-Theater Parodien u.a.<br />
von Angela Merkel, Ulla Schmidt,<br />
Wolfgang Schäuble, Waldi Hartmann;<br />
olympischer Ehrengast ist<br />
Erich Honecker. Eintritt 6/4 Euro.<br />
Das „dritte Alter“ als Herausforderung<br />
Ratgeber-Journal für Menschen ab 55 neu erschienen<br />
orenjournal in seiner neunten Ausgabe.<br />
Unter dem Motto „Arbeit bis<br />
ins Alter“ ist der Bezirk bemüht,<br />
die Chancen der über 50-Jährigen<br />
auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.<br />
An wechselnden Orten wird die<br />
Seniorenakademie stattfinden. Das<br />
Seniorenjournal berichtet aber auch<br />
Titelblatt der neuen Broschüre.<br />
abitur deutscher Gymnasien aufgenommen<br />
worden ist. Nach „Transit“<br />
wurde 2008 gefragt, also nach dem<br />
Roman, den Heinrich Böll als den<br />
schönsten Roman der Seghers gewertet<br />
hat. Frau Melchert konnte aus<br />
ihrer Praxis in der Anna-Seghers-<br />
Gedenkstätte auch berichten, dass<br />
Schüler großes Interesse für Verfilmungen<br />
der Werke von Anna Seghers<br />
zeigen. Wir Älteren empfehlen<br />
den jungen Leuten, bewusst den Weg<br />
zu beschreiten, den die große Literatin<br />
gewiesen hat.<br />
„Was wäre die deutsche Literatur ohne<br />
die Anna Seghers?“ fragte Christa<br />
Wolf. Wer Anna Seghers zur bloßen<br />
„Staatsschreiberin“ herabwürdigen<br />
wollte, sprach und schrieb blanken<br />
Unsinn. Siegfried Birkner<br />
Von J.R.R. Tolkien<br />
inspiriert<br />
Marzahn – Spätestens seit dem<br />
Erfolgsfilm „Der Herr der Ringe“<br />
ist der Schriftsteller J.R.R. Tolkien<br />
in aller Munde. Am 3. Januar<br />
wäre der ehemalige Oxfordprofessor<br />
116 Jahre alt geworden.<br />
Ihm zu Ehren stellt die Berliner<br />
Künstlerin Jilseponie Wyndon<br />
ihre Werke im Berliner Tschechow-Theater,<br />
Märkische Allee<br />
410, aus. Sie wurde 1973 geboren,<br />
im selben Jahr, in dem J.R.R.<br />
Tolkien und Picasso starben. Vernissage<br />
am 9. Januar, 16 Uhr;<br />
Eintritt frei.<br />
über den italienischen Renaissancegarten,<br />
über die schreibenden<br />
Senioren aus Hellersdorf, die gestehen,<br />
sich „anfangs nur den Kummer<br />
von der Seele geschrieben“ zu<br />
haben. Inzwischen versucht hier<br />
jeder seinen eigenen Stil zu finden.<br />
Reinfried Kugel, der Beauftragte<br />
für Seniorensport in Berlin, erzählt<br />
gar, wie Seniorinnen und Senioren<br />
„fit ins vierte Lebensalter“ kommen.<br />
Sport- und Gesundheitsangebote<br />
sowie Wohn- und Pflegemöglichkeiten<br />
für Senioren werden<br />
vorgestellt, Ansprechpartner im Bezirksamt<br />
sowie die Adressen von<br />
Beratungs- und Hilfestellen benannt.<br />
Das Ratgeberjournal ist kostenfrei<br />
in öffentlichen Gebäuden des Bezirkes<br />
wie Bürgerämtern, Bibliotheken,<br />
bei der Volkshochschule<br />
oder in den Stadtteilzentren erhältlich.<br />
Gegen Einsendung von 1,45<br />
Euro in Briefmarken kann es auch<br />
bestellt werden bei: apercu Verlagsgesellschaft,<br />
Gubener Straße 47,<br />
10243 Berlin. R. Wagner<br />
Bezirkshaushalt<br />
2009 genehmigt<br />
Marzahn-Hellersdorf – Im Dezember<br />
hat der Hauptausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses den<br />
Ergänzungsplan des Bezirks für<br />
2009 genehmigt. Es wurde die<br />
<strong>Auf</strong>lage erteilt, bis Juni 2009 die<br />
Mittel für Hilfen zur Erziehung<br />
um mindestens 500 000 Euro<br />
aufzustocken und damit Vorsorge<br />
für steigende Fallzahlen zu<br />
treffen. Damit verfügt der Bezirk<br />
seit Jahresbeginn über einen freien<br />
Haushalt und unterliegt keinen<br />
Beschränkungen.<br />
Kiezspaziergänge<br />
Hellersdorf – Zum 3. Kiezspaziergang<br />
im Stadtteil Hellersdorf-Ost<br />
sind interessierte Bürger<br />
am 17. Januar herzlich eingeladen.<br />
Im Rahmen des „Bürgerhaushalts“<br />
sollen wieder Orte<br />
im Kiez kritisch betrachtet werden,<br />
weitere Anregungen und<br />
Vorschläge sind ausdrücklich erwünscht.<br />
Der Spaziergang startet<br />
10 Uhr am Eingang der<br />
Grundschule am Schleipfuhl,<br />
Nossener Straße 85 und führt u.a.<br />
rund um die Hermsdorfer Straße.<br />
Der 4. Kiezspaziergang im<br />
Stadtteil beginnt am 31. Januar,<br />
10 Uhr, am Plus-Markt Mark-<br />
Twain-Straße.<br />
Info: Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost,<br />
Tel. 99 49 86 91.<br />
Gespräch zur<br />
Geschichte<br />
Marzahn – Das Bezirksmuseum,<br />
Alt-Marzahn 51, lädt in seiner<br />
Reihe Marzahn-Hellersdorfer<br />
Gespräch zur Geschichte am<br />
14. Januar, 19 Uhr, zu einem<br />
Vortrag mit Lichtbildern „Wie<br />
alles begann. Vom doppelten<br />
Werden des Bezirks“ mit der Historikerin<br />
Dr. Renate Schilling<br />
ein. Im Rahmen des 1971 von der<br />
SED beschlossenen Wohnungsbauprogramms<br />
der DDR sollten<br />
im Nordosten Berlins 30 000<br />
neue Wohnungen und schließlich<br />
ein neuer Stadtbezirk entstehen.<br />
Das war die Idee. Wie wurde sie<br />
umgesetzt zwischen Plan und politischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen? Geplant<br />
war zunächst der Bau von drei<br />
Wohngebieten, gebaut wurden<br />
schließlich acht mit fast 60 000<br />
Wohnungen.<br />
Warum wurde der ursprüngliche<br />
Plan in solchem Umfang überboten?<br />
Warum wurde 1986 beschlossen,<br />
einen weiteren neuen<br />
Bezirk, Hellersdorf, aus Marzahn<br />
auszugründen und aufzubauen?<br />
Neben diesen Fragen<br />
wird beispielhaft auf die Benennung<br />
von Straßen und Schulen<br />
in der Anfangszeit des Bezirks<br />
eingegangen.<br />
Grüne sprechen<br />
über Europa<br />
Biesdorf – Lohnt sich die EU?<br />
Diese Frage werden Europa-Experten<br />
der Bündnisgrünen am<br />
19. Januar, 19 Uhr in der Geschäftsstelle<br />
in Alt-Biesdorf 62<br />
in Vorbereitung auf die Europawahlen<br />
im Juni beantworten.
6 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Rückblick<br />
„Mit alten Vorsätzen ins Neue Jahr“ betitelte ich meine<br />
erste Kolumne 2008. Es ging u.a. um das Rauchverbot,<br />
das mich damals (als Raucher) nicht wirklich störte. Mittlerweile<br />
habe ich mich in die (mehrheitliche) Zahl der<br />
Nichtraucher eingereiht und finde vollgequalmte Kneipen<br />
noch furchtbarer als zu eigenen Raucherzeiten. Im<br />
Übrigen habe ich nicht ein einziges Etablissement gefunden,<br />
das wegen des (mittlerweile wieder stark verwässerten)<br />
Nichtraucherschutzgesetzes dicht gemacht hätte.<br />
Aber bekanntermaßen wirkt Propaganda stets nachhaltiger<br />
als gute (und richtige) Argumente.<br />
Mit viel Propaganda, aber auch guten Argumenten war<br />
Januar<br />
Start in die lange TVO-Debatte<br />
Dass Straßenbau die Probleme des Verkehrs nicht löst, steht<br />
am Anfang der Debatte um die TVO, die uns durch das<br />
gesamte Jahr begleitete. Kurz vor dem Ende des Stadtumbaus<br />
(Abrisse) im Wuhlebezirk veröffentlichte die zuständige<br />
Senatsverwaltung ein schweres Buch, dessen<br />
Glanz nicht jeden Leser und insbesondere nicht den Rezensenten<br />
von <strong>jot</strong> w.d. überzeugte. Mehr überzeugten statt<br />
dessen die Umbauansätze, die im Nachbarland Frankreich<br />
im weit entfernten<br />
Lyon zu bestaunen<br />
waren. Überzeugt<br />
hat auch, dass ein<br />
Platz in Marzahn<br />
nach Otto Rosenberg<br />
benannt und<br />
erneut an Raoul<br />
Wallenberg erinnert<br />
wurde.<br />
April<br />
Gäste aus aller Welt<br />
Dass der Wuhlebezirk nicht grau und<br />
langweilig, sondern bunt und interessant<br />
ist, hat sich weit herumgesprochen.<br />
Katarzyna aus Polen kam gleich<br />
für ein ganzes (Schul-) Jahr. Fast genau<br />
so lang ist Dr. Eli Rubin aus<br />
Kalamazoo/Michigan (USA) zu Gast.<br />
Der Soziologe will die Auswirkungen<br />
der Wende auf ganz normale Menschen<br />
erforschen. Zu diesen Auswirkungen<br />
gehört im weitesten Sinne<br />
auch das fortschreitende Schrumpfen<br />
der Städte. Der Film „Neuland denken“<br />
zeigt verschiedene neue Wege<br />
ins veränderte Leben auf. Neu ist<br />
auch ein weiterer Garten im Erholungspark.<br />
Der Karl-Foerster-Staudengarten<br />
wird aber erst im Sommer<br />
seine ganze Blütenpracht zeigen.<br />
Januar<br />
Jazzlegende Günter Gollasch<br />
im Kulturforum.<br />
So sah <strong>jot</strong> w.d. das Jahr<br />
das Jahresthema schlechthin versetzt. Die Tangentiale<br />
Verbindung Ost, kurz TVO genannt, entzweite auf manchen<br />
Veranstaltungen Naturschützer, Anwohner und<br />
Wirtschaftsvertreter deutlich. Wir versuchten, die breite<br />
Palette der Meinungen in <strong>jot</strong> w.d. adäquat abzubilden,<br />
was nicht immer leicht war und ist. Nun, da das von der<br />
Finanzkrise gebeutelte Deutschland immense Investitionsmittel<br />
für Schulsanierungen und Strraßenbau locker<br />
macht, könnte das TVO-Projekt, dessen Geburtsstunde<br />
bis weit in die frühen 80-er Jahre und teilweise sogar in<br />
die 30-er zurück reicht, verwirklicht werden.<br />
Verwirklicht wurde (und wird sicher auch künftig) die<br />
Februar<br />
Tiere helfen Kranken<br />
Einen nicht zu unterschätzenden<br />
Beitrag für ein gutes Leben leisten<br />
die Frauen und Männer vom Verein<br />
Therapiehunde, die mit ihren<br />
kleinen Lieblingen demenzkranke<br />
Menschen besuchen. Einen Besuch<br />
können Interessenten an einer neuen<br />
Wohnung auch wieder dem Vermietungsbüro<br />
von STADT UND<br />
LAND am Hellersdorfer Cecilienplatz<br />
abstatten. Gesucht und gefunden<br />
wurden mehrere tausend Jahre alte Schätze in<br />
Berlins größtem archäologischen Grabungsgebiet in<br />
Biesdorf Süd. Ihren Streit um ein ebenfalls historisches<br />
Thema, die Ehrung stalinistisch Verfolgter, wollte die<br />
Linke beilegen. Ein echtes Ärgernis war die Störung der<br />
Eröffnung einer Ausstellung der VVN-BdA durch „rechte<br />
Kameraden“ am Freizeitforum.<br />
Mai<br />
Touristen informieren<br />
Damit sich auswärtige Besucher<br />
im Bezirk zurecht<br />
finden können, eröffnete im<br />
neuen Eingangsportal des<br />
Erholungsparks die Tourismus-Information.Informationen<br />
zur Namensgeberin<br />
unserer Fachhochschule,<br />
Alice Salomon, gibt es nun<br />
direkt am Eingang der Bildungsstätte.<br />
Und zwar (auch touristengerecht) auf Deutsch<br />
und Englisch. Wie wichtig Bildung genommen wird, zeigt<br />
die Vergabe der Ausbildungspreise „berlin eastside“ samt<br />
Anerkennungen in erneuter Rekordzahl. In den verschiedenen<br />
Betrieben finden auch eher benachteiligte Jugendliche<br />
eine Zukunft. Solche Benachteiligungen ein wenig<br />
auszugleichen, gehört zu den <strong>Auf</strong>gaben des SOS-Familienzentrums<br />
Hellersdorf, das 15. Geburtstag feierte. Auch<br />
sollen Kinder ein Jahr kostenlos Sport treiben können.<br />
immer noch nötige Auseinandersetzung mit jüngerer deutscher<br />
Geschichte im Bezirk. Plätze wurden benannt,<br />
Stolpersteine verlegt, Ausstellungen gezeigt, Projekte umgesetzt.<br />
An die brennende Wunde im Mahlsdorfer Musikerviertel<br />
(auch Komponistenviertel genannt) trauten sich<br />
die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung wieder<br />
einmal nicht heran. Dazu heute nur soviel: Wir haben’s<br />
nicht vergessen.<br />
Nicht vergessen haben wir im vergangenen Jahr ein sonst<br />
eher stiefmütterlich behandeltes Thema. Die „partizipative<br />
Haushaltsführung“, wie der „Bürgerhaushalt“ im Original<br />
heißt, lag und liegt uns trotz mancher Mängel in der<br />
März<br />
Ins Gedächtnis rücken<br />
Mit der Benennung eines Platzes<br />
in Mahlsdorf nach der Familie<br />
Guthmann erinnert der Bezirk auch<br />
nach außen sichtbar an die Verfolgung<br />
unschuldiger Menschen in<br />
der Nazizeit. Zu viele hatten damals<br />
weggeschaut, als Einmischen<br />
nötig gewesen wäre. Einmischen<br />
ist auch heute noch gefragt, etwa<br />
bei der Meinungsäußerung zu den<br />
verschiedenen Bebauungsplänen<br />
im Bezirk, die stets öffentlich ausgelegt<br />
werden. Bei der umstrittenen<br />
Gesundheitsreform jedoch hatten<br />
die „einfachen Bürger“ kein<br />
Mitspracherecht. Wenigstens kam<br />
der SPD-Bundestags-Abgeordnete Karl Lauterbach, um<br />
als Experte die Pläne zu erklären.<br />
Juni<br />
Bobolina ist da<br />
Kurz vor seinem letzten Arbeitstag als<br />
Chef der Parks und Gärten konnte<br />
Hendrik Gottfriedsen noch einmal ein<br />
wunderbares Kleinod eröffnen. Der<br />
italienische Renaissance-Garten mit<br />
einer Nachbildung der verführerischen<br />
Bobolina-Statue (ihr männliches Pendant<br />
„Idolino“ steht im hinteren Garten-Teil)<br />
lädt zum Träumen vom Süden<br />
ein. Kein Traum mehr, sondern<br />
Wirklichkeit wird nun das neue<br />
Stadtteilzentrum am Feldberger Ring;<br />
der Grundstein ist gelegt. Und auch<br />
die SPD hat es tatsächlich geschafft,<br />
den vakanten Stadtratsposten mit Stephan<br />
Richter zu besetzen. Unterdessen<br />
wartet das erste „Mehrgenerationenhaus“<br />
in Marzahn West auf seine<br />
neuen Mieter.<br />
Jeden Monat berichtete <strong>jot</strong> w.d. auch über Stars<br />
Februar März April Mai Juni<br />
Frank Schöbel und Ute Freudenberg waren Gäste in Barbara<br />
Kellerbauers Talkshow „Wenn die Neugier nicht wär“.<br />
Bluesgitarrist Jürgen Kerth aus Erfurt und Thomas<br />
Natschinski traten im Freizeitforum Marzahn auf.<br />
Bischof Wolfgang Huber<br />
kam nach Kaulsdorf.
auf 2008<br />
Umsetzung am Herzen. Auch wenn die erwarteten Einflussmöglichkeiten<br />
für die Bürger meist weitaus geringer<br />
sind als erhofft, halten wir das ganze Projekt für einen<br />
wichtigen Beitrag zum Thema „Mehr Demokratie wagen“<br />
(Willy Brandt).<br />
Bereits in der Rückschau auf 2007 (<strong>jot</strong> w.d. 1/2008) schrieben<br />
wir: „Zurück nehmen sollte das Bezirksamt nach Ansicht<br />
von Anwohnern und Naturschützern die Badepläne<br />
am Elsensee. Das machten auch die Teilnehmer am Rundgang<br />
zum ‘Langen Tag der Stadtnatur’ deutlich. In Zukunft<br />
sollte dort ein Refugium für Fauna und Flora erhalten<br />
bleiben, vielleicht sogar mit einem Bildungsauftrag.“<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 7<br />
2008 in Marzahn-Hellersdorf<br />
Juli<br />
Im Kreis herum<br />
Er hatte sich eine<br />
ganze Weile als<br />
Zankapfel erwiesen,<br />
nun wurde<br />
die Fertigstellung<br />
des Kreisverkehrs<br />
(der ja<br />
ein Ovalverkehr<br />
ist, aber dieses<br />
Wort wird wegen<br />
Verwechslungsgefahr selten verwendet) am Bahnhof<br />
Kaulsdorf in Aussicht gestellt. Fertig war da bereits der<br />
neu gestaltete Altlandsberger Platz. Das namensgebende<br />
Städtchen hatten wir zum „Sattelfest“ besucht. Rasante<br />
Radler umkurvten Biesdorf beim Kinder-Rennen „Fette<br />
Reifen“. Ein „dickes Fell“ bescherte uns Manfred Kofferschläger,<br />
der als ehemaliger erster Lehrling im Tierpark<br />
nun seine dort erlebten Geschichten in Buchform packte.<br />
Nun wurden den Besitzern für ihre geplanten Investitionen<br />
erst einmal höhere (und somit teuerere) <strong>Auf</strong>lagen<br />
gemacht. Die Gegner des Projektes jedoch setzen weiterhin<br />
alle Mittel ein, um insbesondere das vom Bezirksamt<br />
gewünschte Freibad zu verhindern. Das Thema hat uns<br />
fast genauso intensiv beschäftigt wie die TVO.<br />
Und noch etwas hat uns wie auch in den Jahren zuvor von<br />
Monat zu Monat begleitet. Es sind Berichte über das vielfältige<br />
kulturelle Leben im Bezirk. Die manchmal gehörte<br />
Behauptung, am Stadtrand sei ja „nichts los“, erwies<br />
sich erneut als blanker Unsinn. Auch wenn es hier keine<br />
Staatsopern gibt – Volksbühnen im besten Sinne haben<br />
und Prominente, die unseren Bezirk besuchten<br />
Lutz Stückrath trat im Kulturforum<br />
Hellersdorf auf.<br />
Oktober<br />
Hauptsache gesund<br />
Noch ein im Bezirk lang<br />
gehegter Traum geht in<br />
Erfüllung: Der Neubau<br />
des Vivantes Klinikums<br />
Hellersdorf in Kaulsdorf<br />
hat begonnen. Damit<br />
wird die gesundheitliche<br />
Versorgung von Jung<br />
und Alt für die Zukunft<br />
gesichert. Für besonders<br />
gute Projekte zur Förderung<br />
des Zusammenlebens<br />
von Jung und Alt<br />
wurden einige Wohnungsgesellschaften<br />
mit dem Preis „Familienfreunde“<br />
ausgezeichnet. Und obwohl <strong>jot</strong> w.d. in diesem Monat nur<br />
eine „schmale“ Ausgabe machen konnte, fand auch ein<br />
Rückblick auf die Konzertsaison der Parkbühne Biesdorf<br />
noch Platz.<br />
August<br />
Umstrittene Wahrheit<br />
Erstmals kam für wenige Tage die Ausstellung „Das hat’s<br />
bei uns nicht gegeben – Antisemitismus in der DDR“ in<br />
den Wuhlebezirk. Nicht die Fakten, die Worte und Bewertungen<br />
stoßen zuweilen auf Unverständnis. Wichtig<br />
ist diese Ausstellung trotzdem. Daher wurde sie im September<br />
erneut gezeigt. Erneut befasste sich auch <strong>jot</strong> w.d.<br />
mit den Plänen am Elsensee. Und warf einen Blick zurück<br />
auf die nunmehr abgeschlossene Renaturierung des<br />
Gewässers, das wir zuweilen<br />
in den Bezirksnamen heben.<br />
Wenngleich entlang des<br />
Flüsschens ein schöner Wanderweg<br />
auch zum (rücksichtsvollen)<br />
Radeln einlädt – so<br />
schön ist es nicht überall, wie<br />
die Teilnehmer einer Veranstaltung<br />
am Langen Tag der<br />
Stadtnatur festellen konnten.<br />
November<br />
Andrang der Älteren<br />
Als alle Welt hier noch vom „jüngsten“ Bezirk Marzahn-<br />
Hellersdorf redete und das niedrige Durchschnittsalter der<br />
Bewohner meinte, gab es hier bereits die erste „Lange<br />
Nacht der Senioren“ von und mit Siggi Trzoß. Jetzt, das<br />
der Bezirk statistisch gesehen rasant altert, nimmt es nicht<br />
Wunder, dass Siggi mittlerweile die große Mehrzweckhalle<br />
des FFM mieten muss und trotzdem noch Kartenwünsche<br />
unerfüllt bleiben. Für manch „Auswärtigen“ ist<br />
das Freizeitforum mangels geeigneter Hinweisschilder<br />
aber kaum zu finden. Einigen<br />
Hotels im Bezirk dürfte das nicht<br />
mehr passieren, die haben die<br />
Hinweisschilder der „Hotelroute“<br />
aber auch selbst mit-bezahlt.<br />
Unbezahlbar hingegen sind die<br />
vom Bezirksverband der Linken<br />
angeregten „Geschichte(n) für<br />
die Enkel“, die erstmals vorgetragen<br />
wurden.<br />
wir durchaus. Shows, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen,<br />
Theater – kaum etwas, das es nicht gibt. Dass die<br />
Kollegen von den etwas mehr „durchgeistigten“ Zeitungen<br />
über die Kultur in der Stadtmitte schreiben; geschenkt.<br />
Bei uns finden „Stars von damals“ genauso ihren Platz<br />
wie „Stars von morgen“.<br />
Dass es nicht Jedem gefällt, mit kritischen Beiträgen „bedacht“<br />
zu werden, ist nicht neu. Auch wenn man versucht<br />
hat, uns schmerzlich abzustrafen – auch in diesem Jahr<br />
wollen wir wieder hinter die glatten Oberflächen schauen<br />
und nach „Leichen im Keller“ suchen. Glück auf 2009!<br />
Ihr Ralf Nachtmann und das gesamte <strong>jot</strong> w.d.-Team<br />
September<br />
Gemeinsam Kochen und Essen<br />
Beim vierten Mal kann<br />
man wohl berechtigt<br />
von „Tradition“ sprechen.<br />
Das Promenadenbuffett<br />
jedenfalls<br />
lockte bei seiner vierten<br />
<strong>Auf</strong>lage viele Bewohner<br />
aus diesem<br />
Hellersdorfer Kiez, um<br />
nicht nur gesund zu<br />
speisen, sondern auch<br />
Ideen für eine ausgewogene<br />
Ernährung mit nach Hause zu nehmen. Zu den<br />
beteiligten Aktiven zählt erneut auch die Kita „Spielhaus“,<br />
die nicht nur mit leckerem Gemüse aufwartete. Dort gibt<br />
es einen neuen Sport- und Bewegungsraum. Und Eltern<br />
können zum „Treff“ kommen, selbst wenn ihre Kinder<br />
gar nicht in die Kita gehen.<br />
Dezember<br />
Kaum beachtet<br />
Dass im Vormonat sich die Novemberrevolution<br />
in Deutschland<br />
zum 90. Mal jährte, fand<br />
im Bezirk kaum Beachtung.<br />
Beim „Bürgerhaushalt“ in<br />
Mahlsdorf herrschte auch nicht<br />
gerade Andrang, trotz (oder<br />
wegen?) einer Werbekampagne<br />
des Bezirksamtes. Etwas mehr<br />
<strong>Auf</strong>merksamkeit, wenigstens in einigen Medien, fand die<br />
Ausstellung „Bruderland ist angebrannt“ über Geschichte<br />
und Leben von „Vertragsarbeitern“ in der DDR. Dabei<br />
kann diese mit erstaunlichen Erkenntnissen aufwarten.<br />
Erkannt haben dafür die Macher von „SOPHIA“, dass alte<br />
Menschen gern in ihrer vertrauten Umwelt, sprich: Wohnung<br />
bleiben möchten, es dafür aber einiger Absicherung<br />
bedarf. Die verschiedenen Angebote von Sicherheit, Kommunikation<br />
und Betreuung finden mehr und mehr Beachtung;<br />
es gibt bereits mehr als 100 Kunden.<br />
Juli August September Oktober November Dezember<br />
Regina Thoss, die Gruppe „electra“ mit Bernd Aust und die berühmte englische Band<br />
„T. Rex“ mit Sänger M. Bolan begeisterten das Publikum auf der Parkbühne Biesdorf.<br />
Achim Mentzel war Stargast<br />
der Senioren-Nacht.<br />
Schauspieler und Präsidentschaftskandidat<br />
Peter Sodann.
8 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Kultur & Freizeit<br />
Tipps und Termine<br />
Singen macht Laune<br />
Marzahn – Das Motto am 14. Januar,<br />
15 Uhr: Wir singen in geselliger Runde<br />
den „Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schnee-<br />
Walzer..“ und andere Volkslieder. Moderation<br />
Carola Röger, am Klavier Ulrich<br />
Wilke, Eintritt 2 Euro, Kursana Seniorenzentrum,<br />
Blumberger Damm 158.<br />
Zwei Ausstellungen<br />
„Zwischen Liebe und Zorn“<br />
Lichtenberg/Leipzig – Endspurt für<br />
alle, die bisher verpasst haben, sich die<br />
sehenswerte Ausstellung des Vereins<br />
„Sechzig-Vierzig“ in der Kultschule an<br />
der Sewanstraße 43 anzusehen. „Jahre<br />
zwischen Liebe und Zorn – Die Entwicklung<br />
der ostdeutschen populären Musik<br />
von 1945 bis heute“ ist nur noch bis zum<br />
11. Januar geöffnet.<br />
Bis zum 19. April 2009 ist im Zeitgeschichtlichen<br />
Forum Leipzig, Grimmaische<br />
Straße 6, die Ausstellung „Melodien<br />
für Millionen – Das Jahrhundert<br />
des Schlagers“ zu sehen. Die Ausstellung<br />
(Stiftung Haus der Geschichte<br />
Bonn) zeigt mehr als 1500 Exponate und<br />
dokumentiert die Geschichte der populären<br />
Musik vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />
bis zur Gegenwart. Geöffnet: Di bis<br />
Fr 9-18 Uhr, Sbd und So 10-18 Uhr. Eintritt<br />
frei. Infos: www.hdg.de. indi<br />
Vietnam stellt sich bei<br />
Familienfest vor<br />
Hellersdorf – Zu einem Vietnamesischen<br />
Familienfest mit Künstlern und<br />
kulinarischen Köstlichkeiten lädt der<br />
Kulturring am 18. Januar, 14 bis 18<br />
Uhr, in das Kulturforum an der Carola-<br />
Neher-Straße 1 ein. Eintritt frei. An gleicher<br />
Stelle präsentiert Jochen Kaiser am<br />
28. Januar, 14.30 Uhr, in Bild und Ton<br />
eine Heinz-Rühmann-Biographie. Eintritt<br />
4 Euro, Kaffeegedeck 2 Euro. Karten:<br />
Tel. 561 11 53 oder 90 293 44 33.<br />
Hellersdorf – Beim Plausch über<br />
Liebe, Lust und Leidenschaft am<br />
17. Dezember blieb das männliche<br />
Geschlecht diesmal ganz unter<br />
sich. Moderator Siggi Trzoß<br />
hatte den Sänger, Komponisten<br />
und Musiker Siegfried Uhlenbrock<br />
und dessen Sohn Tim<br />
Morten eingeladen. Ein sympathisches<br />
Duo, denn Vater und<br />
Sohn ergänzten sich prächtig, und<br />
das nicht nur musikalisch. Dass<br />
die im Kulturforum live vorgetragenen<br />
Lieder sehr verschieden<br />
waren, wundert kaum, schließlich<br />
wird „Uhle“ in diesem Jahr<br />
bereits 70 (wer hätte das gedacht)<br />
und Tim Morten ist gerade mal<br />
23. Als musikalische Verstärkung<br />
brachte er seinen besten Freund<br />
mit, der ihn auf der Gitarre begleitete.<br />
Deutschrock steht auf<br />
ihrem Programm, das Genre von<br />
Uhlenbrock ist der Schlager bis<br />
hin zur Ballade oder dem Schlagerchanson<br />
(siehe auch Seite 3<br />
Jenny und ihr Schüler<br />
Plauderei über Liebe, Lust und Leidenschaft<br />
Hellersdorf – Jenny Petra, die<br />
heutige Siebzigerin, gehörte zu<br />
den ganz großen Sängerinnen der<br />
DDR. Ihr Hit „Oh Michael“ inspirierte<br />
vor rund 45 Jahren Tausende<br />
Paare, ihren Sprössling<br />
Michael zu nennen. Sie studierte<br />
in den 50er Jahren an der Musikhochschule<br />
„Hanns Eisler“<br />
Schlagergesang. „Weil noch verpönt<br />
mit allerhöchster Genehmigung<br />
des ZK der SED“, erinnert<br />
sie sich. Später lehrte sie als<br />
Gesangspädagogin an der Musikhochschule.<br />
Einer ihrer Studenten<br />
war der heute 44jährige<br />
Andreas Pötzl<br />
(Foto). Bei „Herzklopfen<br />
kostenlos“ mit<br />
Heinz Quermann erhielt<br />
er den Sonderpreis des<br />
Publikums für die Interpretation<br />
seines Liedes<br />
„Ich steh mit Ruth gut“.<br />
So heißt auch sein Programm,<br />
ein musikalischer<br />
Streifzug durch<br />
Vater und Sohn<br />
Siegfried und Tim Morten Uhlenbrock bei „3 nach drei“<br />
Von Uhlenbrocks erfuhr Siggi Trzoß viel Interesantes. Foto: Dittmann<br />
„Musiklegenden“). Das Publikum<br />
bei „3 nach drei“ genoss etliche<br />
Kostproben, einige davon<br />
mit eigener Klavierbegleitung.<br />
Schließlich begann der künstlerische<br />
Weg des Sängers einst als<br />
Instrumentalist (Bratsche, Kla-<br />
Die sieben schlechten Eigenschaften<br />
die Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts;<br />
darunter etwa der<br />
UFA-Hit „Man müsste Klavier<br />
spielen können“ oder der<br />
„Kriminaltango“.<br />
Pötzl interpretiert seine Lieder<br />
im Originalarrangement, mit der<br />
Stimme des 21. Jahrhunderts. Zu<br />
erleben am 21.Januar, 15 Uhr,<br />
im Kulturforum Hellersdorf,<br />
Carola-Neher-Straße 1, wenn<br />
Siggi Trzoß bei „3 nach drei“<br />
mit Jenny und Andreas plaudert.<br />
Eintritt 8 Euro, Kaffeegedeck 2<br />
Euro. C. Röger<br />
vier), ehe ihn der Zufall zum<br />
Sänger machte und eine erfolgreiche<br />
Gesangslaufbahn im Duett<br />
mit Dagmar Frederic begann.<br />
Per Video erlebten die Gäste im<br />
Kulturforum diese erfolgreichen<br />
Bühnenjahre fast 40 Jahre spä-<br />
... können noch bis 29. Januar im Schloss Biesdorf bestaunt werden. Der Maler André Kiehtreiber,<br />
1963 in Kaulsdorf geboren, hat sie auf dieses Triptychon gebannt. Foto: Nachtmann<br />
Nackt?<br />
Peter Bause im FFM<br />
Marzahn – Dass Peter Bause<br />
im ersten Monat des Jahres im<br />
FFM zu Gast ist, hat mittlerweile<br />
Tradition. Diesmal „zieht<br />
sich eine in der Küche aus“, so<br />
jedenfalls der Titel seines neuen<br />
satirischen Soloprogramms.<br />
Welche Frau sich hier auszieht,<br />
wir dürfen gespannt sein. Wahrscheinlich<br />
ist das völlig nebensächlich,<br />
geht es doch in dieser<br />
Anekdote um eine Frühstücksdebatte<br />
unter Kollegen. Mit<br />
seiner Vorliebe für hochdramatische<br />
Entwicklungen<br />
wird der Schauspieler zum Inferno<br />
und geht in 10 Figuren<br />
gleichzeitig auf, wenn es sein<br />
selbstgeschriebener Text verlangt.<br />
Meist sind es Geschichten<br />
aus dem DDR-Alltag. Es<br />
darf laut und herzhaft gelacht<br />
werden. Kommt immer auf den<br />
Blickwinkel an. Der von Peter<br />
Bause hat eine leichte Schräglage.<br />
24. Januar, 20 Uhr, Studiobühne,<br />
Eintritt: 15/13 Euro.<br />
ter noch einmal mit. Im Nu ist<br />
die Erinnerung an Schlager wie<br />
„Du hast gelacht“ oder „Tanz in<br />
der Sommernacht“ wieder da.<br />
Dass der Sänger als Komponist<br />
und Texter für viele andere Interpreten<br />
schrieb und zahlreiche<br />
Kindermusicals komponierte,<br />
war den meisten Gästen indes<br />
neu. Deshalb will Siegfried<br />
Uhlenbrock all das einmal aufschreiben.<br />
„Ich habe eine Menge<br />
Material für ein Buch gesammelt<br />
und schreibe das jetzt einfach<br />
mal auf“, kündigte er an.<br />
Seine Kollegen haben das längst<br />
getan – von Frank Schöbel über<br />
Reinhard Lakomy, Dagmar<br />
Frederic und Regina Thoss bis zu<br />
Lutz Jahoda.<br />
Demnächst werden Jenny Petra,<br />
Vera Schneidenbach und Peter<br />
Wieland sowie das Gesangspaar<br />
Hauff/Henkler zu Gast<br />
sein. Karten für 8 Euro unter<br />
Tel. 561 61 70. I. Dittmann<br />
Kulturkalender<br />
Marzahn-Hellersdorf – Die neue<br />
Ausgabe des Kulturkalenders für<br />
das erste Quartal präsentiert Porträts<br />
der ehemaligen Marzahner<br />
Bürgermeister Gerd Cyske und Dr.<br />
Harald Buttler sowie des Architekten<br />
Wolf Eisentraut und der ehemaligen<br />
Kulturamtsleiterin Erika<br />
Großmann. Ein Report erzählt<br />
über 30 Jahre Wohnen in Marzahn-<br />
Hellersdorf, ein anderer über die<br />
Geschichte des FFM. Insgesamt<br />
sind rund 500 Veranstaltungen und<br />
ein großer Adressteil enthalten.<br />
Bodenständiger<br />
Weltstar<br />
Jochen Kowalski kommt<br />
Marzahn – Faszinierend hohe<br />
Töne perlen aus der Kehle des<br />
Sängers Jochen Kowalski, der auf<br />
den bedeutendsten Opernbühnen<br />
der Welt brilliert. Von „Altus“ bis<br />
„Kastratenstimme“ reichen die<br />
Versuche, das Phänomen seiner<br />
Stimme zu beschreiben, das<br />
selbst die Zuhörer in der<br />
NewYorker „Met“ zu Standing<br />
Ovations hinreißt.<br />
Geboren und aufgewachsen im<br />
märkischen Wachau als Sohn eines<br />
Metzgers, ist er immer auf<br />
dem Teppich geblieben und hat<br />
sein künstlerisches Zuhause an<br />
der Komischen Oper in Berlin<br />
gefunden. Die Eltern schenkten<br />
ihm ein Grammophon. So kam<br />
er das erste Mal mit der Oper in<br />
Kontakt. Das Schlachthaus der<br />
elterlichen Fleischerei bot die geeignete<br />
Akustik für musikalische<br />
Übungsstunden. Jochen Kowalski<br />
lernte von der Pike auf, was<br />
Oper bedeutet, als Requisiteur an<br />
der Deutschen Staatsoper in Berlin,<br />
bis sein Ausnahmetalent erkannt<br />
wurde, das ihn heute in der<br />
ganzen Welt Erfolge feiern lässt.<br />
Am 17. Januar, 20 Uhr, ist der<br />
Sänger zu Gast bei Barbara<br />
Kellerbauer im Freizeitforum.<br />
Eintritt 12/erm. 9 Euro.
Kultur & Freizeit<br />
Seit 40 Jahren „in einem Boot“<br />
Grandiose Geburtstagsfeier der Altrocker vor 13 000 Fans<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 9<br />
Zu den gratulierenden Kollegen beim Konzert gehörten auch Schauspieler Jan Josef Liefers (li.), die Gruppen City (re.) und Karat.<br />
Friedrichshain – „Fahren<br />
zwei durch alle Meere / fahren<br />
zwei in einem Boot / der eine<br />
kennt die Sterne / der andre<br />
misst das Lot / sind nicht zu<br />
trennen, bleiben vereint / ob<br />
Nacht heranzieht, Morgen erscheint<br />
/ sie finden zueinander<br />
– auf Lebenszeit.“ Aus 13 000<br />
Kehlen klingt der Song wie<br />
eine Hymne. Und das ist der<br />
Song „Lebenszeit“ aus den frühen<br />
70-er Jahren ja inzwischen<br />
auch. Ersetzt man die „Zwei“<br />
durch eine „Fünf“, könnte der<br />
Text von Wolfgang Tilgner als<br />
Kurzfassung einer Puhdys-<br />
Biografie durchgehen.<br />
Seit 40 Jahren (mit einer Unterbrechung<br />
zwischen 89 und<br />
91) steuern die Rocker mit<br />
Käpn Dieter „Maschine“ Birr<br />
ihr „Boot“ sicher durch alle<br />
Fahrwasser, vorbei an Klippen<br />
und Untiefen, auf klarem Kurs.<br />
Der heißt: einfacher, schnörkelloser<br />
Rock, kraftvoller Sound,<br />
lebensnahe Texte und Melodien,<br />
die ihm Ohr bleiben. 22<br />
Millionen verkaufte Tonträger<br />
seit 1974 – wer<br />
kann das schon<br />
vorweisen.<br />
Und inzwischen<br />
glaubt es ihnen<br />
auch der letzte<br />
Zweifler: Es ist<br />
keine Ente, sie<br />
spielen bis zur<br />
R o c k e r r e n t e .<br />
Wahrscheinlich auch darüber<br />
hinaus. „Und sind wir auch mal<br />
alt wie ein Baum, wir geben<br />
nicht auf den Rock’n’Roll-<br />
Traum“, verkündeten sie ihren<br />
Fans schon vor 25 Jahren. Und<br />
die hielten stets zu ihren Idolen,<br />
in guten wie in schlechten<br />
Zeiten.<br />
„Solange das so ist, solange die<br />
Leute uns hören wollen, spielen<br />
wir weiter“, sagt Dieter<br />
„Maschine“ Birr wenige Tage<br />
vor dem <strong>Auf</strong>takt ihrer Geburtstagstournee<br />
2009. Die führt die<br />
fünf Rocker von Januar bis November<br />
durchs ganze Land –<br />
von Berlin, Erfurt, Magdeburg,<br />
Rostock, Chemnitz und Dresden<br />
über Eisenborn (Belgien),<br />
G ö t t i n g e n ,<br />
B r a u n -<br />
schweig, Minden<br />
und Kiel<br />
bis nach Dessau,<br />
Kamenz,<br />
N a u m b u r g ,<br />
Güstrow und<br />
natürlich Freiberg,<br />
um nur<br />
einige Stationen ihrer Tour zu<br />
nennen. Im Tivoli von Freiberg,<br />
da, wo sie am 19. November<br />
1969 ihr erstes Konzert gaben,<br />
endet die große Geburtstagsfeier<br />
mit zwei Konzerten. Die<br />
„Geburtstagsgeschenke“ für<br />
die Puhdys-Fans, deren Alter<br />
generationsübergreifend so<br />
zwischen 7 und 77 liegt, gibt’s<br />
schon vorher: <strong>Auf</strong> dem Gabentisch<br />
liegt bereits die neue CD<br />
„Abenteuer“, im Februar erscheinen<br />
eine DVD und ein<br />
Buch über die Puhdys.<br />
Dreieinhalb Stunden brannte<br />
am 1. Januar zum Jubiläumskonzert<br />
die Luft in der neuen<br />
O 2 World am Ostbahnhof. Die<br />
Rocker schienen in bester Ver-<br />
fassung, obwohl sie gerade drei<br />
Konzerte zwischen Weihnachten<br />
und Silvester hinter sich<br />
hatten. Rund fünfzig ihrer<br />
Songs waren zu hören, zählt<br />
man die Medleys mit. Sogar das<br />
Filmorchester Babelsberg stand<br />
plötzlich, wie vom Himmel gefallen,<br />
auf der Bühne und verstärkte<br />
den Sound bei einigen<br />
Puhdys-Klassikern.<br />
Kurze Minuten der „Entspannung“<br />
gab’s nur, wenn Gratulanten<br />
die Puhdys mit einem<br />
Ständchen beehrten – etwa City<br />
und Karat, der Schauspieler<br />
und Sänger Jan Josef Liefers<br />
und sogar „de Randfichten“.<br />
Wer hätte das gedacht?<br />
Und wie Michael Hirte, das<br />
„Supertalent“ auf der Mundharmonika,<br />
sich ein musikalisches<br />
Duell mit dem Puhdys-Produzenten<br />
Rainer Oleak lieferte,<br />
das war allemal ein Highlight.<br />
Vielleicht nur noch übertroffen<br />
vom 13 000-stimmigen Schluss-<br />
Chor „Hey, wir woll’n die Eisbären<br />
sehn“.<br />
Ingeborg Dittmann<br />
In den 40 Jahren Bandgeschichte gab es nur zwei Mal einen „Personalwechsel“: Peter „Bimbo“ Rasym am Bass ist das „Küken“, er<br />
kam 1997 für Harry Jeske. Klaus Scharfschwerdt ersetzte vor 30 Jahren Gunther Wosylus an der „Schießbude“. Dieter „Maschine“<br />
Birr und Dieter „Quaster“ Hertrampf sowie Peter Meyer (ganz unten) gehören zu den Bandgründern. Fotos: Dittmann<br />
Puhdys kommen auch ins Kofferradio<br />
Band-Mitbegründer Peter Meyer plaudert bei Siggi zu Hits und Raritäten aus dem Osten<br />
Diesmal läutete das Kofferradio<br />
mit Siggi sogar das Neue<br />
Jahr ein. Bis 1 Uhr lief ja noch<br />
die große Silvestersendung.<br />
Weiter geht’s am 15. Januar,<br />
16 bis 17 Uhr, mit einer Sendung,<br />
in der die Puhdys die<br />
Hauptrolle spielen. Die feiern<br />
ja 2009 ihren 40. Geburtstag.<br />
Studiogast ist Keyboarder Peter<br />
„eingehängt“ Meyer (Foto:<br />
Dittmann). Zu hören sind u.a.<br />
frühe Songs wie „Vorn ist das<br />
Licht“, Türen öffnen sich zur<br />
Stadt“ oder die beiden Hits aus<br />
„Paul und Paula“ – Wenn ein<br />
Mensch lebt sowie Geh zu ihr,<br />
ü b r i g e n s<br />
von dem<br />
MahlsdorferKomponistenPeterGotthardt.<br />
Am 29. Januarerk<br />
l i n g e n<br />
Hörerwün-<br />
sche. Unter anderem Schlagerchansons<br />
mit Julia Axen, Feli<br />
Brünn, Nicole Felix, Karin Maria,<br />
Gerti<br />
Möller, VeraSchneid<br />
e n b a c h ,<br />
Sonja Siewert,BärbelWachholz,<br />
Fred<br />
F r o h b e rg ,<br />
M a n f r e d<br />
Krug, Ro-<br />
bert Steffan, Giso Weißbach<br />
und Gerry Wolf. Außerdem ist<br />
die Klingende Monatsschau<br />
vom November 1958 zu hören.<br />
Zu empfangen im Radio unter<br />
97,2 (Antenne), 92,6 (Kabel)<br />
oder im Internet über www.okb.de.<br />
Hörerwünsche und<br />
Grüße können per Fax abgegeben<br />
werden (030-991 50 23)<br />
oder im Internet auf Siggis Seite<br />
www.siggitrzoss.de (Gästebuch)<br />
oder über moderator@siggitrzoss.de.<br />
I.D.<br />
Tipps und Termine<br />
Neujahrstanz<br />
Kaulsdorf Nord – Das Nachbarschaftszentrum<br />
„Klub 74“ am Baltenring 74<br />
lädt am 27. Januar, 14 Uhr, zum „Neujahrstanz<br />
im Klub“ mit der Revival-<br />
Band ein. Eintritt 2,50 Euro, Anmeldung<br />
Tel. 56 30 993 oder 90 293 44 33. Der<br />
traditionelle Senioren-Kino-Brunch findet<br />
am 9. und am 23. Januar, jeweils 9<br />
Uhr, im Kino Kiste statt. Eintritt Kino<br />
3,50 Euro, Brunch 2,60 Euro. Anmeldung:<br />
Tel. 99 87 481.<br />
Grüne Woche und Party<br />
Marzahn – Das Bürgerhaus Südspitze<br />
an der Marchwitzastraße 24-26 organisiert<br />
zwei Fahrten zur Grünen Woche:<br />
am 19. und am 21. Januar, 15 bis 19<br />
Uhr. Eintritt und Fahrdienst vom Bürgerhaus<br />
zur Grünen Woche und zurück,<br />
Preis: 12 Euro. Am 22. Januar, 11 bis<br />
18 Uhr, feiert das Haus seinen 4. Geburtstag.<br />
Zur Feier sind alle Interessenten<br />
herzlich eingeladen. Am 29. Januar,<br />
14 bis 18 Uhr, findet eine Fahrt zum<br />
Zuckermuseum Berlin, mit anschließendem<br />
Kaffeetrinken, statt. Fahrpreis 6<br />
Euro, Anmeldung Tel. 54 221 55.<br />
Bon voyage<br />
Lichtenberg – Am 8. Januar, 19 Uhr,<br />
wird die Ausstellung „Bon voyage“ der<br />
beiden Malerinnen Inge Gräber und Susanne<br />
Tank in der Galerie OstArt,<br />
Giselastr. 12, eröffnet. Die Landschaften<br />
in Öl und Pastellkreide sind bis zum<br />
19. Februar zu sehen. Zur Vernissage<br />
am 8. Januar spielt Sheik Russell auf<br />
der Gitarre.<br />
Galeriefrühstück<br />
Marzahn – Zu einem Brunch mit Obst<br />
und Leckereien lädt die Galerie M an<br />
der Marzahner Promenade 13 am 14.<br />
Januar, 10.45 Uhr, ein. Mit Musik aus<br />
verschiedenen Epochen und Kunst. Eintritt<br />
4,50 Euro.<br />
Kabarett<br />
Marzahn – „Be Berlin – arm aber sexy“<br />
meinen die Kabarettisten Regina Nitzsche<br />
und André Nicke vom Stadttheater<br />
Cöpenick am 17. Januar im Tschechow<br />
Theater, Märkische Allee 410, Beginn<br />
19 Uhr, Eintritt 7, erm. 5 Euro.<br />
Kartenbestellung: 93 66 10 78.<br />
Sonntagsmatinee<br />
Marzahn – Gastgeber und Moderator<br />
Siggi Trzoß hat zu seiner ersten Matinee<br />
im neuen Jahr am 25. Januar, 11<br />
Uhr, im Saal des FFM wieder illustre<br />
Gäste eingeladen: Lutz Jahoda, Sascha<br />
Thom, Konny Körner und den sächsischen<br />
Humoristen Harry Wuchtig. Eintritt<br />
11 Euro<br />
Elfriede Brüning liest<br />
Mahlsdorf – Am 11. Januar, 15 Uhr, ist<br />
die Schriftstellerin Elfriede Brüning (98)<br />
zu Gast im Kunsthaus Flora, Florastraße<br />
113. Unter dem Titel „Ich musste einfach<br />
schreiben, unbedingt ...“ liest sie aus ihrem<br />
Briefwechsel mit Zeitgenossen zwischen<br />
1930 und 2007. Dazu zählen Anna<br />
Seghers, Eva Strittmatter, Uwe Timm,<br />
Hermann Kant, Johannes Mario Simmel,<br />
Inge Viet und viele andere. Eintritt 6,50/<br />
ermäßigt 4,50 Euro (inkl. Kuchen).
10 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Jugend-Bildung-Sport<br />
Anlauf für ein neues<br />
Jugendparlament<br />
Marzahn-Hellersdorf – Im<br />
Bezirk soll es nach dem eher<br />
kläglichen Ende der früheren<br />
Jugend-BVV ein neues Jugendparlament<br />
geben. Einen entsprechenden<br />
Antrag brachten<br />
die jugendpolitischen Sprecher<br />
der fünf in der BVV vertretenen<br />
demokratischen Parteien<br />
gemeinsam mit Vorsteherin<br />
Petra Wermke ein. Zuvor hatten<br />
sie ein klar strukturiertes<br />
Konzept erarbeitet und dem<br />
Antrag beigefügt. Ziel ist es,<br />
„die Mitsprache Jugendlicher<br />
an Entscheidungen, die sie betreffen“<br />
zu stärken. Die den<br />
Antrag stützenden Verordneten<br />
verpflichten sich im vorliegenden<br />
Konzept, „das Jugendparlament<br />
nicht parteipolitisch<br />
zu instrumentalisieren“. Daher<br />
rührt wohl auch die allgemeine<br />
Zustimmung in der BVV.<br />
Obwohl im Konzept auch von<br />
Geld, nämlich 10 000 Euro pro<br />
Wahlperiode, die Rede ist. RN<br />
Einhaltung des<br />
Jugendschutzgesetzes<br />
wird kontrolliert<br />
Marzahn-Hellersdorf – Befürchtungen,<br />
dass die Einhaltung<br />
des Jugendschutzgesetzes<br />
durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes<br />
nicht mehr gewährleistet<br />
seien, trat der zuständige<br />
Stadtrat Christian Gräff auf<br />
der Dezembersitzung der BVV<br />
entgegen. Felix Frenzel hatte<br />
von stark reduzierten Alkoholkontrollen<br />
erfahren. „Die in<br />
Medien erwähnten Kontrollen<br />
beziehen sich auf Großeinsätze<br />
gemeinsam mit dem LKA“,<br />
machte Gräff deutlich. Mit den<br />
„normalen alltäglichen Kontrollen<br />
vor Ort“ hätten sie nichts zu<br />
tun. Gräffs Mitarbeiter haben<br />
von Januar bis November 2008<br />
fast 1000 solcher Kontrollen<br />
durchgeführt und 131 „Maßnahmen“<br />
eingeleitet. Zu den stadtweiten<br />
Aktionen sagte Gräff:<br />
„Wir wollen in der Tat Großeinsätze<br />
reduzieren.“ Denn spätestens<br />
in der dritten Einrichtung<br />
sei nichts mehr festzustellen.<br />
„Die haben ja auch Telefone“,<br />
weiß der Stadtrat. RN<br />
Bericht zur<br />
Gemeinschaftsschule<br />
Marzahn-Hellersdorf – Spätestens<br />
bis April soll das Bezirksamt<br />
einen Zwischenbericht über<br />
das erste Halbjahr des Pilotprojektes<br />
Gemeinschaftsschule<br />
vorlegen und darin Umsetzung,<br />
Akzeptanz, Probleme und Fortschritte<br />
analysieren. Das beschloss<br />
die BVV. RN<br />
Sportler werden<br />
auch 2009 geehrt<br />
Marzahn-Hellersdorf – Auch<br />
2009 wird es eine Ehrung von<br />
Sportlern unseres Bezirks geben,<br />
die im Berliner, nationalen oder<br />
sogar internationalen Rahmen<br />
besonders erfolgreich waren. RN<br />
Hellersdorf – Einen erneuten Erfolg<br />
konnten die Nachwuchsköche<br />
aus unserem Bezirk erzielen.<br />
Beim bundesweiten Wettbewerb<br />
„Erdgaspokal der Schülerköche“<br />
haben am Ende vergangenen<br />
Jahres 64 Berliner Schülerinnen<br />
und Schüler meisterlich gekocht.<br />
Sechs Mal gab es für ein<br />
Viererteam 100 und mehr Punkte<br />
von maximal 120 erreichbaren<br />
Zählern. Unter diesen sechs besten<br />
Mannschaften, die den<br />
Sprung ins Berliner Halbfinale<br />
des Wettbewerbs schafften, konnte<br />
sich die Gruppe der 9. Hauptschule<br />
des Bezirks mit 100 Punkten<br />
den sechsten Platz sichern und<br />
wird nun am 8. Januar erneut am<br />
Herd stehen, um womöglich erst<br />
einmal ins Finale zu kommen.<br />
Wer dort siegt, nimmt am bundesweiten<br />
Endausscheid teil.<br />
Klarer Sieger des Vorkampfes<br />
war die Kochgruppe der Louise-<br />
Schroeder-Schule aus Spandau<br />
mit 108 Punkten. Mit 105 Zäh-<br />
Marzahn-Hellersdorf – Drei<br />
Projekte aus Schulen dürfen sich<br />
über jeweils 1000 Euro Preisgeld<br />
freuen. Sie sind die Sieger des<br />
Wettbewerbs „Schule für Zukunft“.<br />
Die Gewinner sind das<br />
Projekt „Junge Gärtner“, das unter<br />
der Leitung von Gerda Schneider<br />
an mehreren Standorten im<br />
Bezirk aktiv ist. Außerdem überzeugten<br />
zwei Projekte der Konrad-Wachsmann-Oberschule:Veränderung<br />
des Schulumfeldes und<br />
„Kann Schule krank machen?“<br />
Die Jungen und Mädchen der AG<br />
„Junge Gärtner“ haben hinter’m<br />
Alt-Marzahner Tierhof Kräuterbeete<br />
angelegt und den Schulgarten<br />
der Bruno-Bettelheim-<br />
Grundschule, Schleusinger Straße<br />
17, aus seinem Dornröschenschlaf<br />
geweckt. Die Projektgruppe<br />
„Kann Schule krank machen?“<br />
beschäftigte sich mit dem Raum-<br />
Marzahn – Seit kurzem bietet der<br />
Abenteuer- und Umweltspielplatz<br />
„Wicke“ an der Schorfheidestraße<br />
52 eine außergewöhnliche Umgebung<br />
für eine Feier im Kollegenoder<br />
Familienkreis: Die „Alpha II-<br />
Station“. Das futuristisch anmutende<br />
Gebäude aus Holz und Lehm ist<br />
innen urgemütlich. Ein riesiger<br />
Lehmofen, verziert mit Mosaiken,<br />
lädt auf seiner Sitzbank zum Verweilen<br />
ein. Richtig angefeuert,<br />
kann man in ihm auch Brot bakken.<br />
Gleich nebenan befindet sich<br />
eine gut ausgestattete Küche, auch<br />
Toiletten sind vorhanden. Im 1.<br />
Stock gibt es Tische, Stühle und<br />
eine kleine Tanzfläche. Anschlüsse<br />
für technische Geräte sind vorhanden.<br />
Wenn das Wetter es zu-<br />
Cuisine a là Hellersdorf<br />
Team der 9. Hauptschule kochte sich ins Halbfinale des Erdgaspokals<br />
Ihnen gilt es den Pokal zu entreißen: Christian, Melissa, Franziska<br />
und Florian von der „Thomas-Müntzer-Schule“ Wernigerode bekamen<br />
ihn als Bundessieger 2008 von Köchepräsident Stefan Wohlfeil.<br />
lern folgen ihr die Hobbyköche<br />
der Schule am Zwickauer Damm<br />
Neukölln. Dicht dahinter kommt<br />
mit 103 Punkten Team 1 der<br />
Garten und Gesundheit<br />
Drei Preisträger „Schule für Zukunft“<br />
klima, den Lichtverhältnissen<br />
und der Lärmbelästigung in ihrer<br />
Schule. Das Team „Veränderung<br />
des Schulumfeldes“ nahm das<br />
Schulumfeld unter die Lupe und<br />
entwickelte viele Verbesserungsvorschläge.<br />
„Schule für Zukunft“ ist ein Wettbewerb<br />
der Lokalen Agenda 21.<br />
Mit ihm sollen Projekte und Ideen<br />
für eine nachhaltige Entwicklung<br />
im Sinne der Agenda 21 in<br />
Schulen des Bezirkes angeregt<br />
und unterstützt werden. Gleichzeitig<br />
geht es darum, die Zusammenarbeit<br />
und Vernetzung unterschiedlicher<br />
Lernorte eines Sozialraumes,<br />
wie Kindertagesstätten<br />
oder Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
zu fördern. Der Wettbewerb<br />
wurde zusammen mit der<br />
Ernst-Haeckel-Oberschule entwickelt.<br />
Infos www.Schule-fuer-<br />
Zukunft.de. RS<br />
Röntgen-Schule Neukölln, gefolgt<br />
von der Kochgruppe der<br />
Paul-und-Charlotte-Kniese-Schule<br />
für Sehbehinderte Lichtenberg-<br />
Marzahn – Zwei Jahre lang wird<br />
das Zentrum für Kinder- und<br />
Jugendforschung der Evangelischen<br />
Fachhochschule Freiburg die<br />
„seelische Gesundheit in Sozialräumen<br />
mit besonderen Problemlagen“<br />
studieren und Lösungen<br />
entwickeln. Beteiligt sind auch die<br />
Marzahner Kindergärten Basdorfer<br />
Str. 2-4 und Wittenberger Str. 20-<br />
22. Ziel der Forschungen sind vorbeugende<br />
Maßnahmen zur seelischen<br />
Gesundheit von Kindern,<br />
Eltern und Erziehern zu erarbeiten<br />
und auszuprobieren. Kindergärten<br />
sollen sich dabei zu Knotenpunkten<br />
im Sozialraum entwickeln. Es<br />
werden neue niedrigschwellige<br />
Strukturen geschaffen, die die Inanspruchnahme<br />
von vorbeugenden<br />
Leistungen erleichtern.<br />
Das Projekt hat vier Ebenen. Die<br />
Erzieherinnen erhalten zehn Fortbildungen,<br />
in denen sie gezielte<br />
Hohenschönhausen mit 102<br />
Punkten. Den Sprung in die nächste<br />
Runde schaffte mit 101 Punkten<br />
auch das Kochteam der Heinrich-Hertz-Oberschule<br />
Spandau.<br />
Nicht gepackt haben es die vier<br />
Jungen der Hellersdorfer Jean-<br />
Piaget-Schule, deren 90 Punkte<br />
für den 11. Platz reichten.<br />
Im Berliner Halbfinale des Erdgaspokals<br />
kochen die qualifizierten<br />
Teams alle zeitgleich in der<br />
Küche des Hotels Kurfürstendamm<br />
am Adenauerplatz binnen<br />
120 Minuten ihre dreigängigen<br />
Wettbewerbsmenüs vor Gästen<br />
und fachkundigen Juroren vom<br />
Verband der Köche Deutschlands.<br />
Die bislang verwendeten Produkte<br />
und Rezepturen dürfen laut<br />
Reglement des Wettbewerbs nicht<br />
gravierend verändert werden.<br />
Die drei besten Teams dürfen im<br />
Hauptstadt-Finale am 26. Februar<br />
im GASAG-Kundenzentrum in<br />
der Friedrichstraße starten.<br />
B. Lehmann/R. Nachtmann<br />
Futuristisch bis zünftig<br />
Alpha-Haus des Abenteuerspielplatzes „Wicke“ kann für Feiern gemietet werden<br />
Die Alpha-II-Station ist ein außergewöhnlicher Party-Ort. Foto: ASP<br />
Seelische Gesundheit<br />
Forschungsprojekt an Kindergärten<br />
Anregungen erhalten, wie sie die<br />
seelische Gesundheit der Kinder<br />
und ihrer Familien unterstützen<br />
und fördern und die Kita zu<br />
gesundheitsförderlichen Institutionen<br />
erweitern können.<br />
Alle Kinder nehmen jeweils in<br />
Kleingruppen an einem 10-wöchigen<br />
Präventionskurs teil.<br />
Die Eltern können sich Beratung<br />
und Unterstützung in einer offenen<br />
wöchentlichen Familiensprechstunde<br />
holen sowie an kostenlosen<br />
Elternkursen teilnehmen.<br />
Die Kindertagesstätten werden<br />
darin unterstützt, sich mit weiteren<br />
Einrichtungen im Stadtteil<br />
oder der Gemeinde zu vernetzen.<br />
Info: Zentrum für Kinder- und<br />
Jugendforschung an der Evangelischen<br />
Fachhochschule Freiburg,<br />
Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff, Tel.<br />
(0761) 47812-40.<br />
Rainer Schubert<br />
lässt, kann vor dem Haus auf der<br />
Wiese auch gegrillt werden.<br />
Gemietet werden kann das Haus ab<br />
18 Uhr (open end). Für bis zu 10<br />
Personen werden 80 Euro Gebühr<br />
erhoben, Gruppen bis 25 Personen<br />
zahlen 100 Euro, noch größere bis<br />
max. 50 Personen 150 Euro. Die<br />
Benutzung von Grill und Feuerstelle<br />
kosten 20 Euro, eine Kaution von<br />
200 Euro wird verlangt.<br />
Das Alpha-Haus ist übrigens nicht<br />
nur im Winter nutzbar, im Sommer<br />
kann man auch im Grünen sitzen.<br />
Interessenten können sich Montag<br />
bis Sonnabend zwischen 13 und 17<br />
Uhr vor Ort überzeugen.<br />
Info: Carina Stern, Tel.. 99 21 62<br />
45 oder 0179-479 39 72.<br />
Regina Friedrich, Kiezmentorin
Umwelt & Verkehr<br />
In der frostigen Luft hoch über der<br />
Elbe liegt die Burg, von hier aus<br />
wurde europäische und Berliner Geschichte<br />
geschrieben. Karl der Vierte,<br />
der Gründer der Prager Universität<br />
und Erbauer der Karlsbrücke,<br />
Kaiser des heiligen römischen Reiches,<br />
hatte hier seine Nordresidenz,<br />
bequem im frühen Mittelalter von<br />
Prag per Schiff über Moldau und<br />
Elbe erreichbar. Die Hohenzollern<br />
erbten von den Luxemburgern den<br />
Besitz und hatten ebenfalls hier gehaust.<br />
Als sie jedoch eine Steuer auf<br />
Bier einführten, wurden sie von<br />
selbstbewussten Bürgern aus Tangermünde<br />
verjagt und fanden sich in<br />
Cölln auf der Spreeinsel wieder.<br />
Um von Cölln respektive Berlin aus<br />
Jahrhunderte später ein großes Reich<br />
zu regieren, mit Steuerlasten, gegen<br />
die sich die Tangermünder Biersteuer<br />
ebenso winzig ausnimmt wie heute<br />
Tangermünde im Vergleich zur<br />
nahen Metropole. Gerade wegen seiner<br />
„kompakten Museumsmasse“<br />
aber ist Tangermünde sehr erlebenswert.<br />
Die gleich neben der Burg<br />
befindliche Altstadt umschließt eine<br />
rote Stadtmauer. Unzählige gut restaurierte<br />
niedrige Fachwerkhäuser<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 11<br />
Straße für Alle und das gleichzeitig<br />
Verkehrskonzept „Shared Space“ verringert Geschwindigkeit ohne Regeln und so die Unfallgefahr<br />
Es klingt verlockend: Weg mit Straßenschildern,<br />
weg mit Verkehrsregeln<br />
wie Vorfahrt oder Höchstgeschwindigkeit,<br />
weg mit Stoppzeichen<br />
und roten oder grünen Ampeln.<br />
Egal ob Auto, Fahrrad oder<br />
Fußgänger – alle bewegen sich<br />
gleichzeitig (und daher rücksichtsvoll)<br />
im Straßenverkehrsraum.<br />
In einem Land, in dem der Drang<br />
nach Regulierung höher scheint als<br />
der am Erhalt des Weltfriedens,<br />
muss man aber weder Befürchter<br />
noch Befürworter eines totalen<br />
Chaos’ sein, um der Idee des<br />
„Shared Space“, des geteilten oder<br />
gemeinsam genutzten Raumes, folgen<br />
zu können.<br />
Wer schon einmal auf einer Eisbahn<br />
war, weiß, dass es funktioniert.<br />
Man fährt langsam, man achtet<br />
aufeinander und kommuniziert<br />
mit seinen „Mitfahrern“. So beschrieb<br />
der englische Architekt und<br />
Verkehrsexperte Ben Hamilton-<br />
Baille kürzlich auf der Veranstaltung<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung<br />
„Shared Space in Berlin?“ dieses<br />
Verkehrskonzept.<br />
Es wurde Mitte der 80-er Jahre vom<br />
2008 verstorbenen niederländischen<br />
Verkehrswissenschaftler<br />
Hans Monderman entwickelt und<br />
wird seitdem in vielen Kommunen<br />
– nicht nur in den Niederlanden –<br />
erprobt. In einem EU-Projekt wurde<br />
„Shared Space“ in fünf verschiedenen<br />
Kommunen in mehreren<br />
Ländern umgesetzt, darunter die<br />
niedersächsische Gemeinde Bohmte<br />
bei Osnabrück als erste in<br />
Deutschland. Dort wurden auf 500<br />
Metern Landesstraße, die mitten<br />
durch den Ort führten, Ampeln und<br />
Schilder abgebaut, die Gehwege<br />
ebenso und die Straßen entfernt.<br />
In den Niederlanden wird gezeigt, dass rücksichtsvoler Umgang miteinander<br />
keine Schulder, Ampeln und Absperrungen braucht.<br />
Die so entstandene gepflasterte, zusammenhängende<br />
Fläche wird gemeinsam<br />
genutzt. Im Ergebnis ist<br />
in Bohmte die Unfallzahl um 50<br />
Prozent gesunken. Die rund 12 000<br />
Fahrzeuge, die täglich durch<br />
Bohmte fahren, tun dies noch immer,<br />
aber insgesamt langsamer, leiser,<br />
sicherer und ohne Staus, seit<br />
die Ampeln weg sind.<br />
In Berlin steckt „Shared Space“ in<br />
den Kinderschuhen. Pankow und<br />
Friedrichshain-Kreuzberg prüfen,<br />
ob man ein Projekt umsetzen kann.<br />
<strong>jot</strong> w.d.- Ausflugstipp:<br />
1000-jähriges Tangermünde ist lohnendes Kurzreiseziel<br />
werden von den hohen Türmen der<br />
Stadtkirchen aus rotem Backstein<br />
überragt und vom Ziergiebel des<br />
schmucken Rathauses. Gegen den<br />
klaren blauen Winterhimmel nimmt<br />
sich der kunstvolle Giebel wie eine<br />
Häkelspitze aus. <strong>Auf</strong> dem Dach des<br />
Rathauses ein Storchennest. Nicht<br />
nur das glücksbringende Nest unterscheidet<br />
Tangermünde von den Fachwerk-Puppenstubenstädtchen<br />
im<br />
In Lichtenberg wird konkret nach<br />
einem Ort gesucht. Im Grunde sei<br />
es dabei egal, ob 10 000 Autos oder<br />
40 000 auf einer Straße fahren, sagt<br />
Reiner Hofmann, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der Linksfraktion in<br />
Lichtenberg. Ab einer gewissen<br />
Größe sei allerdings Schluss.<br />
Doch während man in den Bezirken<br />
dem neuen Prinzip etwas abgewinnen<br />
kann, winkt die Senatsverwaltung<br />
ab. „Wir haben das geprüft und<br />
verworfen“, sagt Sprecher Marko<br />
Rosteck. Am Stadtrand seien wohl<br />
So sieht es ein britischer Catoonist: Ein typisches englisches Dorf<br />
bevor und nachdem die „Stadtplaner“ kamen.<br />
süddeutschen Raum, auch die weite<br />
Sicht vom hohen Ufer über das<br />
Zweistromland an Elbe und Havel.<br />
Irgendwo am Horizont glaubt man<br />
bis zum ca. 80 km entfernten Berliner<br />
Fernsehturm zu blicken.<br />
Und erst die vielen kleinen Läden<br />
und Touristenherbergen, urigen<br />
Kneipen (ein Knüller: Das „Exempel“<br />
in der Küsterschule neben St.<br />
Stefani) – da macht ein Stadtbummel<br />
Das Neustädter Tor ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten.<br />
Möglichkeiten vorhanden, für den<br />
innerstädtischen Raum in einer<br />
Metropole sei es jedoch „nicht funktional“.<br />
Die Fließgeschwindigkeit<br />
des Verkehrs müsse gewährleistet<br />
sein.<br />
Claudia Hämmerling, Sprecherin<br />
für Stadtentwicklung der Grünen<br />
im Abgeordnetenhaus, hält dagegen:<br />
„Das gesellschaftliche Prinzip<br />
ist doch: Alles ist geregelt und keiner<br />
hält sich mehr dran“, sagt sie.<br />
Dieses Prinzip müsse durch mehr<br />
Selbstverantwortung ersetzt werden.<br />
Die Menschen würden sich<br />
dann umsichtiger verhalten, ist sie<br />
überzeugt. Dass „Shared Space“<br />
auch in Innenstädten funktioniere,<br />
beweise etwa die Kensington High<br />
Street in London, mit ihren täglich<br />
mehreren zehntausend Fahrzeugen.<br />
Kritisch sehen auch Fußgängerund<br />
Blindenverband die Idee. Sie<br />
befürchten, dass durch den Wegfall<br />
der Regeln die ohnehin schwächsten<br />
Verkehrsteilnehmer zusätzlich<br />
benachteiligt würden. Blinde können<br />
ja keinen Sichtkontakt mit den<br />
Auto- oder Radfahrern herstellen.<br />
In Bohmte wurde mit geriffelten<br />
Markierungen und Einlassungen –<br />
ähnlich den weißen Streifen an den<br />
Berliner U-Bahnsteigen – ein weitreichendes<br />
Leitsystem für Blinde<br />
und Sehbehinderte in den Platz eingelassen,<br />
das in Zusammenarbeit<br />
mit dem Blindenverband entstand.<br />
Er kenne die Bedenken, sagt<br />
Bohmtes Bürgermeister Klaus<br />
Goedejohann. „Was zählt, ist das<br />
Ergebnis“, fügt er hinzu. Und das<br />
laute, dass es in den Städten, die<br />
„Shared Space“ seit Jahren anwenden,<br />
bislang keine Unfälle mit Toten<br />
oder Schwerverletzten gegeben<br />
habe. R. Nachtmann<br />
selbst an kalten Wintertagen Spaß.<br />
Im September 2009 feiert die Kleinstadt<br />
ganz groß ihr 1000-jähriges<br />
Jubiläum.<br />
Falls Sie jetzt fragen, wie ist dort<br />
hinzukommen? Per Zug einfach von<br />
Berlin bis Stendal, von dort fahren<br />
stündlich Rundumsicht-Doppelstocktriebwagen<br />
nach Tangermünde.<br />
Mit dem Auto wird als kürzeste<br />
„Navi-Variante“ die Route über Nauen<br />
und Rathenow angezeigt. Ich<br />
empfehle aber den Südring A10/A2<br />
bis Brandenburg an der Havel mit<br />
seinem ebenfalls sehenswert restaurierten<br />
Dom, dann über das Klosterensemble<br />
Jerichow nach Tangermünde.<br />
Oder man wählt eine nördliche<br />
Route über die Hamburger Autobahn<br />
bis zur AS Neuruppin, dann<br />
über Kyritz nach Havelberg mit seinem<br />
Dom. Oder auf der Hamburger<br />
Autobahn bis zur AS Fehrbellin,<br />
durch das Havelluch bis zum Ländchen<br />
Rhinow. Dort steht weltabgeschieden<br />
in Stölln eine IL 18 als Cafe<br />
am Wiesenhang, wo der Flugpionier<br />
Otto von Lilienthal verunglückte.<br />
Weiter über die neue Havelbrücke<br />
bei Strohdehne nach Tangermünde.<br />
U. Clauder<br />
Bezirkskalender<br />
2009 zeigt<br />
Parks und Plätze<br />
Marzahn-Hellersdorf – Noch<br />
gibt es für Spät-Entschlossene<br />
einige Exemplare. Denn bereits<br />
im November erschien der nunmehr<br />
neunte, vom Bezirksamt<br />
herausgegebene großformatige<br />
Kalender mit dem Titel „Die<br />
besondere Stadt – Parks und<br />
Plätze in Marzahn-Hellersdorf“.<br />
Im 30. Jahr des Bestehens<br />
des Bezirkes werden 13<br />
Grün- und Parkanlagen, Plätze,<br />
Planschen und Schulhöfe<br />
vorgestellt. Alle ausgewählten<br />
Beispiele zeigen Anlagen, die<br />
in den vergangenen Jahren entstanden.<br />
Die Besonderheit des<br />
„Jubiläumskalenders“ ist, dass<br />
die Entstehungsgeschichte und<br />
die Planzeichnungen für jedes<br />
Beispiel dargestellt werden.<br />
Die letzten der 1500 Exemplare<br />
gibt es in den Bürgerämtern,<br />
im Natur- und Umweltamt sowie<br />
in einigen Buchhandlungen<br />
des Bezirks für eine Schutzgebühr<br />
von 5 Euro.<br />
<strong>Auf</strong> den Rückseiten werden die<br />
abgebildeten Parks und Plätze<br />
(wie hier der Springpfuhlpark)<br />
umfangreich erläutert.<br />
Neue Weiden an der<br />
Bruno-Baum-Straße<br />
Marzahn – An der Bruno-Baum-<br />
Straße in Höhe der Bushaltestelle<br />
Hänflingsteig steht die letzte<br />
von ursprünglich mehreren Weiden,<br />
die 1948 zur Erinnerung an<br />
vier Jungen gepflanzt wurden,<br />
die am 29. April 1945 beim Spielen<br />
in der vormaligen Kleingartenanlage<br />
„Neuland Ost“ durch<br />
eine nicht erkannte Mine getötet<br />
worden waren.<br />
Weil die Fläche, auf der die alte<br />
Weide steht, nicht mehr dem<br />
Bezirksamt gehört (dort befand<br />
sich bis zu ihrem Abriss die<br />
nach dem Baum benannte Oberschule<br />
an der Weide), suchte das<br />
Natur- und Umweltamt eine Ersatzfläche<br />
für die Nachpflanzung<br />
der „Erinnerungs-Weiden“.<br />
An der Ecke Poelchaustraße/Murtzaner<br />
Ring wurden<br />
im November drei von Baumpaten<br />
des BUND gespendete<br />
Weiden gepflanzt. Die Initiative<br />
für die Ersatzpflanzung geht<br />
zurück auf Mitglieder der vormaligen<br />
Bürgerinitiative „An<br />
der Feuerwache“ und ihrer damaligen<br />
Leiterin Frau Dalhus.
12 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Wirtschaft & Soziales<br />
Wegweiser<br />
Psychiatrie<br />
Berlin – Die Senatsverwaltung<br />
für Gesundheit hat ihre Broschüre<br />
mit Informationen zum psychiatrischen<br />
Hilfesystem in Berlin<br />
aktualisiert und wieder in den<br />
Sprachen englisch, polnisch, russisch,serbisch/kroatisch/bosnisch<br />
und türkisch vorgelegt. Der<br />
Wegweiser bietet einen Überblick<br />
über das Angebot psychiatrischer<br />
Hilfen im Land Berlin<br />
und den Bezirken. Die Broschüre<br />
kann kostenlos beim<br />
Landesbeauftragten für Psychiatrie,<br />
Oranienstr. 106, 10969<br />
Berlin angefordert oder im<br />
Internet unter www.berlin.de/lb/<br />
psychiatrie/ abgerufen werden.<br />
Matilde zieht um<br />
Hellersdorf – Im Frauenzentrum<br />
Matilde packen die Mitarbeiterinnen<br />
Kisten und bereiten<br />
alles für den Umzug vor. Der<br />
neue Standort Stollberger Straße<br />
55 (am Kastanienboulevard)<br />
soll bis Ende Februar eingerichtet<br />
und arbeitsfähig sein. Die<br />
Wiedereröffnung ist für den 2.<br />
März, den 19. Geburtstag des<br />
Frauenzentrums Matilde geplant.<br />
Dann soll das Angebot des<br />
Frauenzentrums wie Beratung,<br />
Kurse und Veranstaltungen erweitert<br />
werden.<br />
Blutspende<br />
Marzahn – Vom 5. bis 7. Januar,<br />
jeweils zwischen 10 und<br />
20 Uhr, kann im Eastgate beim<br />
DRK Blut gespendet werden.<br />
Neue „Spätlese“ im<br />
Internet<br />
Marzahn-Hellersdorf – Die<br />
neue Ausgabe des Senioren-Magazins<br />
„Spätlese“ ist seit Mitte<br />
Dezember online unter www.marzahn-hellersdorf.deverfügbar.<br />
Leser können sich auf interessante<br />
Themen, insbesondere<br />
zur Winterzeit freuen. Die ehrenamtlichen<br />
Autoren haben sich<br />
auch in dieser Ausgabe bemüht,<br />
für jeden Geschmack etwas anzubieten.<br />
Ursula A. Kolbe berichtet<br />
u.a. über die „Titanic“ und zur<br />
Geschichte der Zwiebel. Barbara<br />
Ludwig setzt sich mit der Frage<br />
„Grundeinkommen“ auseinander<br />
und Christa-Dorit Pohle schildert<br />
eine Winterwanderung. Rudolf<br />
Winterfeldt schreibt zum 30jährigen<br />
Bestehen des Bezirks<br />
und über den Tag des Ehrenamtes.<br />
Neu im Blatt sind Informationen<br />
der Seniorenvertretung.<br />
Exzellenzinitiative<br />
geht weiter<br />
Marzahn-Hellersdorf – Bezirksamt,<br />
Wirtschaftskreis und<br />
die Akademie für Berufsförderung<br />
und Umschulung<br />
(ABU) verlängern ihre „Exzellenzinitiative“,<br />
die Schülern<br />
optimale Ausbildungschancen<br />
im Bezirk bieten soll. Die Unternehmen<br />
versprechen sich dadurch<br />
gut qualifizierte Fachkräfte<br />
für die Zukunft.<br />
Quo vadis Grüner Punkt?<br />
MPW-Diskussion: Deutschland auf dem Weg zu einer neuen Rohstoffordnung<br />
Berlin – Seit Jahresbeginn ist die<br />
5. Novelle zur Verpackungsverordnung<br />
in Kraft. Ihre Umsetzung<br />
nahm der Märkische Presse- und<br />
Wirtschaftsclub (MPW) kurz vor<br />
Ende des vergangenen Jahres zum<br />
Anlass, unter dem Motto „Quo<br />
vadis Grüner Punkt? Deutschland<br />
auf dem Weg zu einer neuen<br />
Rohstoffordnung?“ einen Blick<br />
auf die künftige Abfallwirtschaft<br />
im Lande zu richten.<br />
Peter Kurth, neu gewählter Präsident<br />
des Bundesverbandes der<br />
deutschen Entsorgungswirtschaft<br />
(BDE) und Vorstand des privaten<br />
E n t s o rg u n g s u n t e r n e h m e n s<br />
ALBA, sieht die Unternehmen<br />
seines Verbandes trotz des internationalen,<br />
aber auch in der<br />
Binnenwirtschaft bereits spürbaren,<br />
Markt- und Preisverfalls bei<br />
Sekundärrohstoffen nicht vor einer<br />
Krise stehen. „Wir haben in<br />
Deutschland funktionierende<br />
Rohstoffmärkte, und jeder weiß<br />
im Übrigen, dass nicht immer nur<br />
alles nach oben geht“, sagte der<br />
frühere Berliner Finanzsenator.<br />
Die grundsätzliche Ausrichtung<br />
der Kreislaufwirtschaft, „aus den<br />
Abfallströmen das stofflich Verwertbare<br />
herauszuholen“, bleibe<br />
der richtige Weg.<br />
Dr. Thomas Rummler,<br />
Leiter der Unterabteilung„Abfallwirtschaft,Bodenschutz“<br />
im<br />
Bundesumweltm<br />
i n i s t e r i u m<br />
(BMU), konstatierte<br />
als eine gemeinsamePosition<br />
auf dem Podium,<br />
dass die Kreislaufwirtschaft<br />
weiter zu<br />
entwickeln sei. „Es ist richtig, aus<br />
dem noch vorhandenen Restmüll<br />
der Haushalte vorhandenes Wertstoffpotenzial<br />
in sinnvolle Kreisläufe<br />
zu bringen“, macht er die<br />
Alba führte eine erweiterte Wertstoffsammlung u.a. in der Großsiedlung<br />
ein. Darüber freuen sich auch Bürgermeisterin Dagmar Pohle<br />
und Umweltstadtrat Norbert Lüdtke. Fotos: Nachtmann<br />
Keine HIV-Entwarnung<br />
Kostenlose Tests im Zentrum<br />
für sexuelle Gesundheit und Familienplanung<br />
Hellersdorf – Auch 2008 gab es in<br />
Deutschland ungefähr 3000 Neuinfektionen<br />
mit dem HI-Virus. Das<br />
sind im Vergleich mit europäischen<br />
Nachbarn relativ wenige Neuinfektionen.<br />
Dennoch ist die Infektion<br />
trotz enormer Fortschritte bei<br />
den Behandlungsmöglichkeiten<br />
nicht heilbar.<br />
Klarheit nach einem Risiko (zumeist<br />
ungeschützter Sex) verschafft<br />
man sich mit einem HIV-Antikörper-Test,<br />
dem so genannten „AIDS-<br />
Test“. Seit April 2008 besteht im<br />
Haus der Gesundheit die Möglichkeit,<br />
sich testen zu lassen. Hier gibt<br />
es unter der Leitung der Gynäkologin<br />
Frau Dipl.-Med. Möckel eines<br />
der vier Berliner Zentren für sexuelle<br />
Gesundheit und Familienplanung;<br />
es ist das einzige im Ostteil<br />
der Stadt.<br />
Neben den bereits zuvor dort angebotenen<br />
Leistungen des Sozialmedizinischen<br />
Dienstes (u.a. Ko-<br />
stenübernahme von Verhütungsmitteln,Schwangerschaftskonflikt-Beratung,<br />
Betreuung nicht<br />
versicherter Schwangerer) sind<br />
auch die Angebote der ehemaligen<br />
Beratungsstelle für sexuell<br />
übertragbare Krankheiten sowie<br />
HIV/AIDS Berlin-Lichtenberg im<br />
Zentrum integriert. Wesentliche<br />
Bestandteile der Arbeit sind Beratung<br />
zur HIV-Infektion und die<br />
Tests. Jeder Bürger kann sich –<br />
unabhängig vom Wohnort – jederzeit<br />
ohne Termin anonym testen<br />
lassen. Das Ergebnis wird nach 3<br />
bis maximal 7 Tagen in einem<br />
persönlichen Gespräch mitgeteilt.<br />
Der Test kostet 10 Euro, Schüler,<br />
ALG-II-Empfänger und Mittellose<br />
sind gebührenbefreit. Sprechzeiten:<br />
Mo, Fr 9-12 Uhr, Di, Do 14-18 Uhr;<br />
Info: Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />
und Familienplanung im Haus<br />
der Gesundheit, Etkar- André-Straße<br />
8, Tel. 90 293 36 55.<br />
Grundhaltung des Ministeriums<br />
klar. Insgesamt stimme er auch<br />
der Forderung zu, die vorhandenen<br />
Entsorgungssysteme flexibler<br />
zu gestalten. Zugleich warnte er<br />
vor Illusionen, die Entsorgung<br />
von Hausmüll sei künftig stark zu<br />
vereinfachen – mit je einer<br />
Tonne für feuchte<br />
und für trockene Abfälle<br />
sowie moderner<br />
Technik, die<br />
die Abfalltrennung<br />
beim Sortieren erledige.<br />
„<strong>Auf</strong> absehbare<br />
Zeit ist<br />
nach dem Stand<br />
der Technik ein<br />
ökonomisch sinnvolles<br />
und ökologisch<br />
hochwertiges Recyceln von<br />
Wertstoffen nicht zu realisieren“,<br />
kontert Rummler die von verschiedenen<br />
Forschern in jüngster<br />
Zeit mehrfach angemahnte Abschaffung<br />
des gegenwärtigen Systems.<br />
Sylvia Kotting-Uhl, umweltpolitische<br />
Sprecherin der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis 90/Die<br />
Grünen, stellte das von der Fraktion<br />
neu erarbeitete Wertstoffkonzept<br />
vor. „Es ist notwendig,<br />
von der Verpackungs- zu einer<br />
Wertstoffverordnung zu kommen“,<br />
nennt sie die Zielrichtung<br />
und kritisiert Lizenzabgaben, die<br />
keine ökologischen Lenkungsaufgaben<br />
mehr erfüllten. „Allein<br />
mit dem Blick auf Entsorgungsfragen<br />
kann man ökologische und<br />
Ressourcenprobleme nicht ernsthaft<br />
lösen“, ist die Politikerin<br />
überzeugt. Dazu müsse man am<br />
Anfang der Kette, bei den Produkten,<br />
einhaken und wirtschaftliche<br />
Anreize für ökologisches<br />
Produktdesign schaffen.<br />
Hier sei die Politik gefordert,<br />
denn der Markt reagiere ökonomisch<br />
und nicht ökologisch. „Die<br />
Verpackungsordnung ist mit vie-<br />
Marzahn – Seit November steht<br />
am „Gesundheitszentrum am<br />
Springpfuhl“ in der Nähe der vista<br />
Jugend- und Suchtberatung ein<br />
Spritzenautomat. „Diese Gesundheitshilfe<br />
für Spritzdrogenabhängige<br />
ist für unseren Bezirk wichtig,<br />
um die Ansteckung und Ausbreitung<br />
von Infektionskrankheiten<br />
wie Aids und Hepatitis zu verhindern“,<br />
begründet Bürgermeisterin<br />
Dagmar Pohle die zum Teil umstrittene<br />
Entscheidung des Bezirksamts.<br />
Die Nähe zur Jugend- und<br />
Suchtberatung der vista gGmbH sei<br />
bewusst gewählt, um auch jenen<br />
Konsumenten den Weg in die Beratungsstelle<br />
zu weisen, die sich<br />
dort bisher nicht beraten ließen.<br />
Der Spritzenautomat sei eine geeignete<br />
Möglichkeit, um Heroinkonsumenten<br />
an das Hilfesystem anzugliedern,<br />
langfristig ihre Gesundheit<br />
zu erhalten und somit teure<br />
Folgekosten im Behandlungs-<br />
Auch von Ministerialen unterstützt:<br />
Albas erweiterte Wertstoffsammlung.<br />
len guten Absichten ins Leben gerufen<br />
worden, hat vieles erreicht.<br />
Aber sie reicht nicht mehr aus.<br />
Wir brauchen mutigere Ansätze“,<br />
forderte Kotting-Uhl. Ihr Fachkollege<br />
aus der FDP-Fraktion,<br />
Horst Meierhofer, kritisierte, dass<br />
das Duale System und der Grüne<br />
Punkt nicht transparent genug seien<br />
und der Verbraucher nicht wisse,<br />
welche Kosten damit tatsächlich<br />
verbunden seien. „Dass es<br />
kostengünstigere Alternativen<br />
gibt, hat sich in der Praxis längst<br />
gezeigt“, ist Meierhofer sicher.<br />
Nämlich seit Entsorgungsaufträge<br />
von den Kommunen ausgeschrieben<br />
würden.<br />
Da war sich der Abgeordnete mit<br />
Peter Kurth einig, der faire Wettbewerbsbedingungen<br />
zwischen<br />
den privaten und kommunalen<br />
Unternehmen in der Entsorgungswirtschaft<br />
fordert. Dazu gehöre<br />
auch die Abschaffung des immer<br />
noch existierenden Steuerprivilegs<br />
für die öffentlichen Unternehmen.<br />
Insgesamt jedoch sei die 5. Novelle<br />
der Verpackungsordnung ein<br />
Schritt in die richtige Richtung.<br />
„Angesichts der hohen Akzeptanz<br />
von Abfalltrennung und Wertstoffrecycling<br />
in der Bevölkerung<br />
ist die Bundesrepublik reif für<br />
weiter gehende Schritte, für eine<br />
Art Rohstoffgesetz, dass über die<br />
Erfassung von Verpackungen weit<br />
hinaus geht“, glaubt Kurth.<br />
Dr. Uta Wallburg<br />
Mehr Sicherheit<br />
Erster Spritzenautomat im Bezirk soll<br />
Drogenabhängigen Spritzen und Hilfe geben<br />
und Rehabilitationssystem zu sparen.<br />
Auch würden damit Junkies erreicht,<br />
die noch keinen Kontakt<br />
zum Hilfesystem haben. Der Automat<br />
ermöglicht den Erwerb steriler<br />
Spritzen unabhängig von Apotheken<br />
und Beratungsstellen. Über<br />
Schachtel-<strong>Auf</strong>drucke werden wichtige<br />
Informationen zur Infektionsprophylaxe<br />
und Kontaktmöglichkeiten<br />
zur Drogenhilfe gegeben.<br />
Die von Bürgern geäußerten Befürchtungen<br />
über eine Vermüllung<br />
rund um den Automaten bestätigten<br />
sich bisher nicht. Ein Informationsblatt<br />
gibt Antworten auf die<br />
meist gestellten Fragen im Zusammenhang<br />
mit der Automatenaufstellung.<br />
Es liegt auch in Bürgerämtern<br />
und Stadtteilzentren aus.<br />
Info: Fixpunkt e.V., Tel. 693 22 60,<br />
vista Jugend- und Suchtberatung<br />
gGmbH, Tel. 54 58 945, Plan- und<br />
Leitstelle für Gesundheit und Soziales,<br />
Tel. 90 293 42 62. RN
Feuilleton<br />
Läuft man von Hellersdorf aus um<br />
den Kienberg herum oder biegt<br />
aus Marzahn kommend vom<br />
Blumberger Damm in den Alwineweg<br />
ein, erreicht man nach jeweils<br />
etwa zehn Minuten die<br />
Biesdorfer Siegmarstraße 66.<br />
Hier, an den Ausläufern des Kienberges,<br />
sozusagen dort, wo alle<br />
Straßen enden, in einer für unseren<br />
Bezirk wirklich ruhigen Ecke,<br />
hier also haben sich Christel und<br />
Paul Bachmann einen Traum erfüllt.<br />
Ihr wunderschönes Haus mit<br />
Giebeln beherbergt neben der<br />
Wohnung auch ein Café mit Galerie<br />
im Gastraum. Und ein Atelier.<br />
Denn Christel Bachmann, die<br />
einst Pädagogik und Kunsterziehung<br />
studierte, ist nicht nur freischaffende<br />
Malerin. Sie betreibt<br />
auch eine Malschule. Viele ihrer<br />
Schüler kommen schon seit mehreren<br />
Jahren.<br />
Christels Mann Paul, ein Diplom-<br />
Bauingenieur, hat 1982 den<br />
Grundstein für das Haus gelegt,<br />
1986 das Atelier gebaut und es im<br />
Jahr 2000 erweitert. Im März<br />
2004 wurde dann das angebaute<br />
Café eröffnet. Paul Bachmann hat<br />
das alles selbst gemacht.<br />
Das Café versteht sich auch als<br />
Treffpunkt der kulturellen Szene<br />
im Bezirk. „Gleichzeitig soll auch<br />
den Spaziergängern auf dem<br />
Wuhlewanderweg etwas geboten<br />
werden“, sagt Paul Bachmann,<br />
der die Galerie auch als „eine Bereicherung<br />
für die Besucher von<br />
Hellersdorf-Marzahn“ verstanden<br />
wissen will. Auch im Hinblick auf<br />
die Nachbarschaft zum Erho-<br />
Mein Freund Wolfgang, der Pander,<br />
ist wohl der einzige Mensch,<br />
den ich kenne, der es alljährlich<br />
schafft, in seinen Grüßen zum<br />
Jahreswechsel über das vergangene<br />
Jahr ausführlicher zu reflektieren.<br />
Wie schrieb er doch gleich:<br />
„Wieder mehr Verluste, nicht nur<br />
finanzieller Art, wieder weniger<br />
Hoffnung auf Frieden in der Welt.<br />
Aber: Kinder, wir leben noch! Nur<br />
das zählt!“ Also habe ich mich<br />
entschlossen, allen <strong>jot</strong> w.d.-Lesern<br />
eine frei ergänzbare Liste anzubieten,<br />
um dem vergangenen<br />
Jahr nachvollziehbares Gewicht<br />
zu verleihen – mit guten und weniger<br />
guten Gefühlen, den Kehr-<br />
Kunst begegnen<br />
Das Galerie-Café „C.P.“ versteht sich als Treffpunkt<br />
lungspark müsse nach neuen<br />
Konzepten gesucht werden.<br />
Christel Bachmann, gebürtige<br />
Mecklenburgerin, studierte in<br />
Greifswald. Einige Jahre besuchte<br />
sie Workshops und Seminare in<br />
Schwerin. Mit ihrem Umzug 1979<br />
nach Berlin begann auch ihre freiberufliche<br />
Tätigkeit als Malerin<br />
seiten der unbezahlbaren Münze,<br />
die „Leben“ heißt!<br />
Meine wichtigsten Erlebnisse im<br />
Jahre 2008 waren im Zusammenhang<br />
mit:<br />
Trauer: Mein Freund Peter, gerade<br />
mal 70 geworden, ist gestorben.<br />
Das war der allerschlimmste<br />
Einschnitt in diesem Jahr: Peter<br />
ist durch nichts zu ersetzen. Gott<br />
sei Dank habe ich ihm das schon<br />
zu Lebzeiten oft gesagt.<br />
Stolz: Meine Tochter hat den<br />
Augsburger Brechtwettbewerb<br />
gewonnen, in beiden Kategorien:<br />
Original und Nachdichtung. Das<br />
gab’s noch nie! Und dazu noch<br />
von einer Frau! Und gerade eben<br />
ist ihre erste CD mit einer interessanten<br />
Mischung aus Slam<br />
Poetry und Drum&Bass auf den<br />
Markt gekommen (www.pehland.de).<br />
Sie hat dort alle Texte<br />
und alle vocals selbst geschrieben<br />
und gesungen.<br />
Enttäuschung: Habe wieder ein<br />
paar Freunde besser kennengelernt<br />
– und aufgegeben. Alles hat<br />
seine Zeit. Mit den anderen rückt<br />
man umso enger zusammen. Fast<br />
alles hat eine positive Seite.<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 13<br />
von Frau Bachmann, so fallen<br />
neben den sorgfältig ausgewählten<br />
Farben (z.B. Bildnis einer<br />
Landschaft an der Ostsee) vor allem<br />
Versuche auf, Charaktere von<br />
Menschen zu hinterfragen. Sei es<br />
ein Bild mit unterschiedlichen<br />
Köpfen ein- und derselben porträtierten<br />
Frau oder der mehrfa-<br />
Treffpunkt für Künstler und Kunst: Das Galerie-Café. Foto: Schuchert<br />
und Keramikerin. Seit 1990 ist sie<br />
endgültig freischaffend. Seitdem<br />
die beiden Kinder flügge geworden<br />
sind (es gibt bereits vier Enkel)<br />
und ihre eigenen Wege gehen,<br />
kann sie sich jetzt voll auf die<br />
Kunst konzentrieren, sozusagen<br />
für die Kunst leben.<br />
Betrachtet man die Schöpfungen<br />
chen Abbildung der Hände eines<br />
Pianisten. So widersprüchlich<br />
Menschen sind, so vielsagend<br />
sind auch die Porträts von Christel<br />
Bachmann. Geradezu aufregend<br />
ist das Hinterfragen des<br />
Dargestellten. Welchen Eindruck<br />
hat der Betrachter und was will<br />
die Künstlerin aussagen? <strong>Auf</strong> je-<br />
Kein Blick zurück im Zorn<br />
Kabarettistin und <strong>jot</strong> w.d.-Kolumnistin erlebte das Jahr 2008 mit mehr positiven als negativen Gefühlen<br />
Angst: Die ist schlimmer geworden,<br />
seit Peter so plötzlich von<br />
uns ging: Angst vor Krankheit im<br />
Alter. Vor Armut im Alter. Obwohl<br />
ich mich ja täglich auf meine<br />
„ceragem“-Liege lege und dadurch<br />
mindestens bis 100 arbeitsfähig<br />
bleiben werde.<br />
Eifersucht: Gott oder wem auch<br />
immer sei Dank: Kein Grund<br />
dazu. Weil kein Partner vorhanden.<br />
Herrlich, dieses Gefühl, frei<br />
zu sein!<br />
Glück: Meine Tochter hat Arbeit.<br />
Ich habe Arbeit. Und es scheint<br />
so, als seien wir gesund.<br />
Wut: Zu oft, meist über bürokratische<br />
Vorgänge in diesem Land<br />
und meine Hilflosigkeit, etwas<br />
verändern zu können. Über Filme<br />
auch. Bitte bloss nicht in „1<br />
½ Ritter“ gehen. Über meine<br />
ständige Suche nach den Schlüsseln<br />
und der Brille. Die kann man<br />
doch vielleicht endlich mal immer<br />
an den selben Platz legen.<br />
Freude: Meine kleinen Reisen.<br />
Budapest, Dublin, Sofia, Valencia.<br />
Der Publikumserfolg. Das<br />
den Fall kommt man auch beim<br />
längeren Betrachten der Werke zu<br />
keinem endgültigen Ergebnis.<br />
Christel Bachmann hat im Laufe<br />
der Zeit an vielen Gruppenausstellungen<br />
teilgenommen (etwa in<br />
der Galerie „Junge Kunst“ in<br />
Frankfurt/Oder) und zahlreiche<br />
Einzelausstellungen (z.B. seit<br />
1993 in Potsdam beginnend unter<br />
dem Titel „Malerische Klänge“)<br />
ausgerichtet. Selbst den Sprung in<br />
die alten Bundesländer hat sie geschafft,<br />
konnte ihre Bilder im<br />
Ruhrgebiet oder im Gewerkschaftshaus<br />
Wannsee zeigen.<br />
In einem Porträt über die Künstlerin<br />
steht: „Aus Neigung und<br />
künstlerischer Begabung ist eine<br />
Leidenschaft erwachsen, die ihre<br />
Lebensbahn entscheidend prägt,<br />
die Leitfaden ihrer Selbstbestimmung,<br />
vor allem aber eine sinnbildende<br />
<strong>Auf</strong>gabe darstellt. Eine<br />
Handschrift ist entstanden.“<br />
Werke von Christel Bachmann<br />
sind derzeit (bis 29. Januar) nicht<br />
nur in ihrem Galerie-Café (geöffnet<br />
Mittwoch bis Sonnabend 10-<br />
22, Sonntag 14-20 Uhr) zu sehen.<br />
Im Moment läuft eine große Ausstellung<br />
in den Räumen der<br />
WoBeGe, Winkelmannstraße 3-5<br />
in Berlin-Johannisthal. Dort werden<br />
Malerei und Grafik von ihr<br />
aus den Jahren 1992 bis 2000 gezeigt,<br />
eine für sie ungeheuer produktive<br />
Zeit, wie sie selbst sagt.<br />
Ebenfalls noch im Januar gibt es<br />
im Prenzlauer Berg in der Galerie<br />
Kopenhagener Straße 9 Gelegenheit,<br />
Bilder von ihr zu sehen.<br />
L. Schuchert<br />
Weihnachtsliedersingen in Paulas<br />
Küche. Ein sudanesisches Essen<br />
mit Wolfgang. Das Spinatritual<br />
mit Uwe.<br />
Liebe: Ich liebe meine Tochter<br />
und einen nicht genannt sein wollenden<br />
„alten Mann vom anderen<br />
Ende der Stadt“ (er ist 48!), den<br />
ich in diesem Jahr nur einmal<br />
gesehen habe. Aber beide zu nehmen<br />
und zu lassen wie sie sind,<br />
bringt ein großes und schönes<br />
Gefühl der Bedingungslosigkeit<br />
und des Vertrauens.<br />
Dankbarkeit: Zwei männliche<br />
Wesen sind auf mich zugekommen,<br />
um mit mir künstlerische<br />
Projekte zu entwickeln. Gert<br />
Kießling, der grandiose Distel-<br />
Kabarettist, und Francois Brunet,<br />
ein junger Musical-Akteur (z.Z.<br />
in „Mamma Mia“ am Potsdamer<br />
Platz zu sehen). Und ich muss<br />
mich zum ersten Mal im Leben<br />
eigentlich um nichts kümmern;<br />
sie organisieren und organisieren<br />
und ich brauch nur zu machen.<br />
Noch immer darf ich hier meine<br />
Kolumne schreiben. Und meine<br />
„Oderhähne“ mit Wolfgang Flieder<br />
an der Spitze haben mich wie-<br />
Kunstmuseum Basel<br />
zeigt einzigartige<br />
Van Gogh-Ausstellung<br />
In einer spektakulären Gesamtschau<br />
unter dem Titel „Vincent van Gogh –<br />
Zwischen Erde und Himmel: Die Landschaften“<br />
zeigt das Kunstmuseum Basel<br />
vom 26. April bis 27. September weltweit<br />
zum ersten Mal die Landschaftsbilder<br />
der großen Künstlerlegende Vincent<br />
van Gogh. 70 Gemälde – weltbekannte<br />
Schlüsselwerke und bisher der Öffentlichkeit<br />
kaum bekannte Bilder – eröffnen<br />
einen ganz neuen Zugang zur Kunst<br />
van Goghs. Ergänzend sind 40 Meisterwerke<br />
von Zeitgenossen aus der weltberühmten<br />
Sammlung des Kunstmuseums<br />
Basel zu sehen, die van Goghs<br />
bahnbrechende Auseinandersetzung mit<br />
der Natur untermalen. Das Basler Museum<br />
selbst besitzt zwei der gezeigten<br />
Werke, „Blick auf Paris vom Montmartre“<br />
und „Der Garten von Daubigny“.<br />
Eine multimediale Einführung in das Leben<br />
und Werk van Goghs erschließt die<br />
Ausstellung dem breiten Publikum. Die<br />
Ausstellung wird damit zum wichtigsten<br />
europäischen Kunstereignis 2009.<br />
Eintrittskarten kosten zwischen 10 und<br />
28 Franken, bei Beteiligung an einer<br />
Führung 17-45 Franken; Kinder bis 13<br />
Jahre haben freien Eintritt. Info und Tikkets<br />
unter www.vangogh.ch oder Tel.<br />
0041-848-200-800. R. Nachtmann<br />
Kornernte in der Provence, 1888, Israel<br />
Museum Jerusalem. Foto: Museum<br />
der ein ganzes Jahr lang über<br />
Wasser gehalten.<br />
Wünsche: Mehr Zeit mit meiner<br />
Tochter. Aber da bin ich wohl etwas<br />
maßlos. Aus ihrer Sicht heraus<br />
meint Paula nämlich, wir<br />
wären schon wie ein altes Ehepaar,<br />
so oft wie wir ins Kino gehen.<br />
Mut: Das angefangene Studium<br />
der Kulturwissenschaften in Hagen.<br />
Der Lehrgang für Synchronbuchschreiber.<br />
Das Nachdenken,<br />
diese Kolumnen in einem Buch<br />
zu veröffentlichen. Ich habe noch<br />
nicht aufgegeben.<br />
Und so könnte man noch endlos<br />
auflisten, was Leben 2008 war,<br />
was einem im Zusammenhang<br />
mit den Dingen des Lebens noch<br />
passiert ist. Ich denke bei mir da<br />
an Stichworte wie: Falten, Fahrerlaubnis,<br />
Freundschaft, Geld...<br />
Und dann kommt natürlich die<br />
Liste der unerledigten <strong>Auf</strong>gaben,<br />
die da mahnt: Es gibt viel zu tun<br />
in 2009!<br />
In diesem Sinne viel Kraft, Gesundheit<br />
und Gelassenheit<br />
Eure Daggie Gelbke
14 <strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Empfehlungen<br />
Es war Vorweihnachtszeit, als die<br />
Gäste des Cafés Grips in Alt-Marzahn<br />
überrascht wurden mit einer<br />
kostenfreien Kulturgabe. Der<br />
Frauenszimmerchor Marzahn<br />
schneite zur besten Kaffeezeit<br />
herein, schmetterte mehrere Lieder,<br />
und verschwand wieder. Angeführt<br />
von der Jüngsten im Reigen,<br />
einer freundlich lächelnden<br />
Dirigentin. Mit professioneller<br />
Leichtigkeit führte Friederike<br />
Stahmer (29) die singenden Frauen<br />
durch die Tonlagen.<br />
Wenige Tage später sitzen die 16<br />
Damen in ihrem Domizil im Kiez<br />
Haus Marzahn zur letzten Probe<br />
2008 zusammen. <strong>Auf</strong> festlich gedeckten<br />
Tischen drängen sich kulinarische<br />
Genüsse, schließlich<br />
ist Jahresabschluss. „Im Dezember<br />
hatten wir drei <strong>Auf</strong>tritte, Anfang<br />
Januar planen wir alles weitere<br />
für 2009“, sagt Friederike<br />
Stahmer, die von den Frauen des<br />
Chores wegen ihrer Fachkompetenz<br />
und ihrer Freundlichkeit regelrecht<br />
verehrt wird. Zwei, aber<br />
auch mehr <strong>Auf</strong>tritte pro Monat<br />
wären realistisch, sagt sie. Zumeist<br />
fordere das Bezirksamt den<br />
Chor an. <strong>Auf</strong> Anfrage singen die<br />
Frauen auch mal bei Feiern zu<br />
runden Geburtstagen oder anderen<br />
individuellen Anlässen.<br />
Chorfrauen suchen<br />
Verstärkung<br />
Das bereits beim <strong>Auf</strong>tritt im Café<br />
Grips gewinnende Lächeln der<br />
Chorleiterin gehört zum Wesen<br />
der gebürtigen Hannoveranerin,<br />
ist nicht eigens für <strong>Auf</strong>tritte aufgesetzt.<br />
Chorchefin in Marzahn<br />
ist sie seit vier Jahren. Die studierte<br />
Volkswirtin und Gesangs-<br />
Klassisches, Volkslieder, auch Gospel<br />
Der „Frauenszimmerchor Marzahn“ bietet seit zehn Jahren Klangqualität<br />
pädagogin übernahm den Frauenchor<br />
während ihrer Studienzeit<br />
von einer Kommilitonin. Zu den<br />
Proben kommt sie jeden Mittwoch<br />
aus Tiergarten.<br />
Frau Stahmer gibt den Einstiegston<br />
mit deutlich geformten Lippen<br />
vor, fordert lockere Unterkiefer<br />
und lächelnde Augen und los<br />
geht’s. Klassische Chormusik,<br />
Volkslieder und Gospel sind Teile<br />
des Repertoires der Chorfrauen<br />
zwischen 42 und 74 Jahre, die<br />
gern weitere Sangesfreudige in<br />
den Chor aufnehmen. Das Alter<br />
spiele keine Rolle, vordergründig<br />
sei der Wille zum gemeinsamen<br />
Singen, sagen die Frauen. Wer<br />
schon immer mal wollte, sollte<br />
der Chor, allerdings mit häufig<br />
wechselnden Mitgliedern. Die<br />
Fluktuation sei zwar kein existenzielles<br />
Problem für die Damenriege,<br />
doch fehle manches Mal für<br />
bestimmte Stücke die eine oder<br />
andere Tonlage. „Bisher konnten<br />
wir das immer irgendwie ausgleichen“,<br />
schiebt die Leiterin noch<br />
rasch nach.<br />
Wer Geburtstag hat, dem singt der<br />
Chor am Probentag ein Ständchen,<br />
das sei so Usus. An diesem<br />
Tag ist es Eleonore Stückroth, der<br />
ein Ständchen gebracht wird. Die<br />
aber hält es nicht auf ihrem Platz,<br />
sie reiht sich wegen der für sie<br />
gedachten Ehrung hochroten<br />
Kopfes flugs ein und singt voll<br />
der bezahlt“, sagt Friederike<br />
Stahmer. Solche Verträge über<br />
bestimmte Honorarleistungen seien<br />
ihre Lebensgrundlage. Die<br />
Gesangspädagogin leitet weitere<br />
Chöre in der Stadt, darunter den<br />
Mädchenchor der Sing-Akademie<br />
zu Berlin. Dass bei der Benennung<br />
des Frauenszimmerchor<br />
Marzahn mit diesem „s“ zwischendrin<br />
keine Unaufmerksamkeit<br />
vorliegt, bestätigen die Damen.<br />
Einen Frauenchor habe es<br />
im Berliner Westen schon gegeben,<br />
also musste zur Unterscheidung<br />
eben dieses „s“ und das<br />
„zimmer“ dazwischen.<br />
Beim Singen scheint es den Frauen<br />
vollkommen schnuppe zu sein,<br />
Friederike Stahmer (li.) führt ihre Marzahner Chorfrauen durch alle Tonlagen. Foto: Kofferschläger<br />
sich ruhig trauen, bei ihnen am<br />
Glambecker Ring 80/82 reinzuschauen.<br />
Den „Frauenszimmern“ bedeutet<br />
das Singen inzwischen Gemeinsamkeit,<br />
von der alle profitieren.<br />
„Auch eine freundschaftliche<br />
Kommunikation gehört zum<br />
Chorleben, auf die keiner mehr<br />
verzichten möchte“, sagt Ellinor<br />
Schneider, mit 74 die Älteste der<br />
Damen. Knapp zehn Jahre besteht<br />
konzentriert mit. Es ist die geradezu<br />
drängende Freude am Singen,<br />
die alle antreibt. 15 Euro im<br />
Monat, diesen Beitrag für die<br />
Ausübung ihres Hobbys zahlen<br />
alle Frauen gern, käme man doch<br />
auch in Sportvereinen oder bei<br />
anderen Freizeitbeschäftigungen<br />
nicht kostenfrei über die Runden.<br />
Den Probenraum aber darf der<br />
Chor kostenlos nutzen. „Ich werde<br />
von dem Beitrag der Mitglie-<br />
welches Minenspiel sie gerade<br />
bieten, alle sind absolut bei der<br />
Sache, dirigiert und aufmerksam<br />
beobachtet von ihrer Leiterin.<br />
Geprobt wird „Der Wassermann“<br />
(besser bekannt als „Leise zieht<br />
durch mein Gemüt“), eine Ballade<br />
von Robert Schumann. Es folgt<br />
das weit mehr als hundert Jahre<br />
alte Lied „Die Gedanken sind<br />
frei“. Doch ganz gleich ob klassisch,<br />
volkstümlich oder Gospel,<br />
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alles wird so eingeübt, dass jede<br />
Frau ganz bei der Sache sein<br />
kann, auch wenn damit nicht gerade<br />
das jeweils eigene Lieblingslied<br />
intoniert wird.<br />
Der Spaß kommt nie<br />
zu kurz<br />
Plötzlich kursieren A-4-Seiten<br />
mit einem lustigen Text in vier<br />
Strophen, frei nach der Melodie<br />
„Die Gedanken sind frei“. Flugs<br />
sind die Zeilen erfasst und der<br />
Gesang beginnt mit viel Spaß:<br />
Die Getränke sind frei, / wir<br />
woll’n einen heben. / Wer immer<br />
es sei / der Spender soll leben! /<br />
Man darf nicht vergessen / drei<br />
Bier sind ein Essen / drum Leber<br />
verzeih/ die Getränke sind frei.<br />
Grinsend singen die Frauen weitere<br />
drei Strophen.<br />
In dieser aufgekratzten Stimmung<br />
soll es zum Abschluss des Übens<br />
ein Gospel sein. Sofort ist auch<br />
körperliche Bewegung in der<br />
Frauentruppe, sie schnipsen mit<br />
den Fingern und wiegen sich wie<br />
Gospelprofis im Takt hin und her.<br />
„Rock my soul, in the Bosom of<br />
Abraham ...“<br />
Friederike Stahmer ist zufrieden<br />
mit ihrem Chor, der Chor mit ihr<br />
erst recht. Beim Singen kommen<br />
immer mal Fehler vor oder die<br />
<strong>Auf</strong>merksamkeit kommt für einen<br />
Augenblick abhanden. Die Chefin<br />
bleibt ruhig, freundlich und<br />
wertet das zwar gesangspädagogisch<br />
korrekt, doch freundschaftlich<br />
aus. „Die Frauen kommen<br />
hier her, weil sie singen wollen,<br />
das verbindet uns inzwischen auf<br />
eine geradezu herzliche Weise“,<br />
sagt Frau Stahmer.<br />
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Marzahn/Hellersdorf – wohin?<br />
Zu: Bevölkerungsentwicklung im Bezirk<br />
So arg ist es nicht um Marzahn-Hellersdorf<br />
bestellt, dass man des Kabarettisten<br />
Richlings Sorge und<br />
Jammer teilen müsste: „Die Deutschen<br />
sterben aus!“ Nein, unser<br />
Bezirk lebt und bleibt. Dennoch<br />
gibt es auch hier enorme Veränderungen.<br />
Mit Tendenzen der sozialdemografischen<br />
und sozialräumlichen<br />
Entwicklung unseres Bezirks<br />
befassten sich Hellersdorfer<br />
Linke in einer Zusammenkunft mit<br />
Rainer Ferchland, Mitverfasser einer<br />
im vergangenen Jahr erarbeiteten<br />
Studie über die Entwicklung der<br />
sozialen Lage im Bezirk.<br />
Aus der Fülle der wissenschaftlich<br />
ermittelten Tendenzen sollen drei<br />
hervorgehoben werden, die für die<br />
Veranstaltungsteilnehmer von besonderem<br />
Interesse waren und des-<br />
Seit drei Jahren führt der „Rote<br />
Baum“ das Projekt „Menschen in<br />
finsteren Zeiten“ durch, bei dem<br />
sich junge Leute aus Deutschland<br />
und Serbien mit Ereignissen der<br />
wechselhaften europäischen Geschichte<br />
auseinandersetzen. Im<br />
vergangenen Jahr beschäftigten<br />
sie sich mit dem Massaker von<br />
Kragujevac, bei dem die Deutsche<br />
Wehrmacht im Oktober 1941<br />
2795 Zivilisten als Rache für einen<br />
Partisanenangriff erschoss.<br />
Der erste Teil des Projektes fand<br />
im Oktober in Serbien statt, der<br />
zweite in Berlin, zwischen dem<br />
deutschen und dem serbischen<br />
Weihnachtsfest. Mit viel Fleiß<br />
und großer Begeisterung ist so<br />
eine Dokumentation entstanden,<br />
die am 4. Januar der Öffentlichkeit<br />
präsentiert wurde.<br />
Martin Kleinfelder, Roter Baum<br />
halb ausgiebig diskutiert wurden:<br />
Marzahn-Hellersdorf entwickelt<br />
sich von einem jungen zu einem<br />
überalterten Bezirk. Der Alterungsprozess<br />
verläuft überdurchschnittlich<br />
schnell. Seit 2006 gibt es mehr<br />
Ältere (ab 60) als Jüngere (unter<br />
20). Unser Bezirk hat den höchsten<br />
Bevölkerungsanteil an Jugendlichen<br />
zwischen 15 und 25 Jahren<br />
(2007: 15,4 Prozent, Berlin 11,4<br />
Prozent). Bleiben diese jungen<br />
Menschen im Bezirk, hat er in den<br />
nächsten Jahren überdurchschnittlich<br />
gute demografische Voraussetzungen<br />
für einen Geburtenaufschwung.<br />
Problematisch ist die<br />
hohe Erwerbslosigkeit und der<br />
überdurchschnittliche Anteil junger<br />
Arbeitsloser und Langzeit-Arbeitsloser.<br />
Wenn nicht Arbeitsplätze hin-<br />
„Menschen in finsteren Zeiten“<br />
Bei der Demo von mehreren Hundert<br />
Rechtsextremen unter dem Motto „Für<br />
ein nationales Jugendzentrum“ in<br />
Lichtenberg zeigte sich, dass die Zivilgesellschaft<br />
sich gegen Rechtsextreme auf<br />
Berlins Straßen wehrt. Die Schar der<br />
Gegendemonstranten war sehr durchmischt.<br />
Neben Organisationen waren<br />
auch sehr viele Privatpersonen unterwegs.<br />
Das zeigt, dass Nazis in Berlin<br />
nicht geduldet werden. Mich beeindruckt<br />
dieses gesellschaftliche Bündnis gegen<br />
Rechts. Zu kritisieren ist jedoch die<br />
Polizeitaktik. Gegen-Demos in Hör- oder<br />
Sichtweite der Nazi-Demo wurden nicht<br />
zugelassen. Diese dezentrale Strategie<br />
hat die Sicherheitslage verschärft statt<br />
deeskaliert. Wenn man erwartet, dass die<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 15<br />
zu gewonnen werden, könnte Marzahn-Hellersdorf<br />
künftig zu den Bezirken<br />
mit überdurchschníttlicher<br />
Armutsquote gehören.<br />
Die Zuhörer erkannten die zahlreichen<br />
Bemühungen von Wohnungsunternehmen<br />
um das Verbleiben<br />
junger Menschen im Bezirk bzw.<br />
um die Erleichterung von Zuzügen<br />
an. Es gehört zur Pflicht aller Verantwortlichen,<br />
die anhaltenden<br />
Wanderungsverluste, insbesondere<br />
die Abwanderung von Menschen<br />
im Ausbildungs- und Absolventenalter<br />
und von Hochqualifizierten, zu<br />
vermeiden. Das ist natürlich leichter<br />
gesagt als getan. Darum ist neben<br />
ständiger Analyse noch mehr<br />
Arbeit vonnöten, um die soziale<br />
Lage auch in Marzahn-Hellersdorf<br />
zu verbessern. Siegfried Birkner<br />
Ein Foto als Zeugnis des Verbrechens gehörte zu den Arbeitsmitteln.<br />
Zivilgesellschaft wehrt sich<br />
Zu: Nazi-Demo in Lichtenberg im Dezember<br />
Zivilgesellschaft auf die Straße geht,<br />
dann müssen auch Gegendemonstrationen<br />
in Hör- und Sichtweite zugelassen<br />
werden. Sven Kohlmeier,<br />
MdA und Kreisvorsitzender der SPD<br />
Mit großem Engagement verhinderten<br />
ca. 2500 Gegendemonstranten, dass die<br />
angemeldete Route der Rechtsextremen<br />
stattfinden konnte. Mit lautem Protest<br />
machten sie deutlich, dass Neonazis in<br />
Lichtenberg unerwünscht sind. Dass der<br />
Weitlingkiez in der Hand der Demokraten<br />
geblieben ist, ist ein großer Erfolg<br />
und macht Mut für die Zukunft.<br />
Christina Emmrich,<br />
Bürgermeisterin Lichtenberg<br />
Es muss auch Abschied geben<br />
Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
von <strong>jot</strong> w.d.,<br />
vielen Dank für die stets pünktliche Zustellung<br />
der Zeitung, die ich sehr gern gelesen<br />
habe, weil sie alles Interessante und<br />
Lesenswerte von Marzahn und Hellersdorf<br />
in schöner Form brachte. Nun aber muss<br />
ich mich verabschieden, denn ich kehre im<br />
neuen Jahr in meine alte Heimat, ins Erzgebirge<br />
zurück. Weiterhin viel Erfolg und<br />
alles Gute wünscht Ihre Leserin<br />
Gerti Güther, Marzahn<br />
Liebe Frau Güther,<br />
als eine unserer treuesten Abonnentinnen<br />
werden wir Sie zwar vermissen, doch sind<br />
wir überzeugt, dass Sie im schönen Erzgebirge<br />
sich auch ab und zu an uns erinnern<br />
werden. Vielen Dank für Ihre Treue und<br />
alles Gute Ihr <strong>jot</strong> w.d.-Team<br />
Ein klasse Konzert<br />
Terhi Jääskeläinen spielte im Kulturforum<br />
Finnische klassische Musik, so international<br />
sie ist, wird doch am<br />
besten von finnischen Interpreten<br />
zu Gehör gebracht. Terhi Jääskeläinen,<br />
seit 2007 als Kulturreferentin<br />
im Finnland-Institut in Deutschland<br />
tätig, ist eine hochtalentierte<br />
Künstlerin. Bereits mit sieben Jahren<br />
gab sie ihr Debüt als Pianistin<br />
in der finnischen Öffentlichkeit und<br />
wurde als Teilnehmerin mehrerer<br />
internationaler Wettbewerbe für<br />
ihre künstlerischen Leistungen ausgezeichnet.<br />
Im Kulturforum Hellersdorf<br />
brachte sie differenziert gestaltete<br />
Werke von Brahms, Palmgren,<br />
Grieg und Sibelius zu Gehör.<br />
Jean Sibelius ist der bekannteste<br />
Vertreter der finnländischen Musik.<br />
Sein „Finlandia“, ursprünglich<br />
Musik für ein Theaterstück, kam<br />
als ausdrucksstarke Klavierfassung<br />
zur <strong>Auf</strong>führung.<br />
Von Selim Palmgren, einem ebenfalls<br />
sehr bedeutenden finnischen<br />
Komponisten, hörten wir „Der<br />
Schwan“ und „Valse mignonne“ in<br />
Des-Dur, zwei Salonstücke von<br />
teilweise nordischer Melancholie.<br />
Mit leichter und sicherer Hand interpretiert,<br />
waren die halb transparenten,<br />
halb temperamentvollen<br />
Klänge ein Ohrenschmaus für das<br />
Publikum. Aus Norwegen standen<br />
Der Bezirksvorstand der Partei DIE<br />
LINKE wird am 14. Januar auf einer<br />
Vertreterversammlung Petra<br />
Pau als Kandidatin für den Wahlkreis<br />
Marzahn-Hellersdorf zu den<br />
Bundestagswahlen 2009 nominieren.<br />
Wir wollen in Marzahn-<br />
Hellersdorf mit einer starken Kandidatin<br />
antreten und die Position<br />
der LINKEN weiter ausbauen. Pe-<br />
zwei Stücke von Edward Grieg,<br />
„Der Schmetterling“ und „Hochzeitstag<br />
auf Troldhaugen“ auf dem<br />
Programm. Hier spürte man die<br />
Leichtigkeit des selbstbewussten<br />
Spiels und die Freude an nuancenreicher<br />
Interpretation.<br />
Zwei Stücke von Johannes Brahms,<br />
einem der bedeutendsten deutschen<br />
Komponisten der Romantik, repräsentierten<br />
die deutsche Musik. Die<br />
kontrastreichen „Variationen über<br />
ein eigenes Thema“ in D-Dur wurden<br />
sehr emotional und mit viel Vehemenz<br />
vorgetragen. Diese Interpretation<br />
beeindruckte besonders<br />
durch die ausdrucksstarke und effektvolle<br />
Phrasierung. Die „Variationen<br />
über ein Thema von Händel“,<br />
teilweise sehr barock im<br />
Klang, wurden energisch und stolz<br />
interpretiert.<br />
Insgesamt war dieses kontrastreiche<br />
Programm von einer guten Auswahl<br />
der Stücke gekennzeichnet.<br />
Die Erklärungen der Interpretin,<br />
jeweils vor dem Spiel, führten zum<br />
besseren Verständnis der Musik<br />
und lockerten die Konzertatmosphäre<br />
auf. Das Publikum würdigte<br />
den Vortrag mit viel Applaus.<br />
Man kann sich nur eine Wiederholung<br />
dieses tollen Abends wünschen.<br />
Karin Santos<br />
Petra Pau wird Kandidatin<br />
tra Pau hat für ihren Wahlkreis in<br />
den letzten drei Jahren viel erreicht<br />
und genießt im ganzen Bezirk großes<br />
Vertrauen der Bürgerinnen und<br />
Bürger. Als Vize-Präsidentin des<br />
Deutschen Bundestages hat sie<br />
auch über Parteigrenzen hinweg<br />
großes Ansehen und Zuspruch erlangt.<br />
Bjoern Tielebein, stellv.<br />
Bezirksvorsitzender DIE LINKE
„Be Berlin<br />
arm aber sexy“<br />
Unter diesem Motto lästern Regina Nitzsche und André Nicke vom Stadttheater Cöpenick am<br />
17. Januar, 19 Uhr, im Tschechow-Theater Marzahn, Märkische Allee 410, Tel. 93 66 10 78.<br />
Es jrünt so jrün ...<br />
Zuweilen holt einen die Erinnerung ein.<br />
So ging es mir, als ich bei der Vorbereitung<br />
dieser Ausgabe meinen Drucker mit<br />
Papier fütterte. Aus Gründen der Ökologie<br />
und der Sparsamkeit verwende ich in<br />
der Regel Seiten, die vorn schon mal bedruckt<br />
waren. Manchmal drehe ich<br />
die Blätter aus Neugier um. Und<br />
staune, was in den vergangenen<br />
Jahren so alles geschrieben,<br />
versprochen und - niemals<br />
verwirklicht wurde. Aktuell<br />
fielen mir einige Artikel aus<br />
meiner Zeit bei der „Berliner<br />
5<br />
Morgenpost“ in die Hand. Sie<br />
stammen vom Juli 1999 und es geht darin<br />
um den Alice-Salomon-Platz in Helle Mitte.<br />
„Piazza soll grün werden“, lautete eine<br />
Überschrift. Denn schon damals, vor 10<br />
Jahren, formierten sich Gegner des „steinernen,<br />
kalten und unmöblierten Areals“.<br />
In mehreren Umfragen und Diskussionen<br />
über die Zukunft des Platzes sprachen sich<br />
sowohl Anwohner als auch Studenten der<br />
ASFH für eine grüne Gestaltung des Plat-<br />
zes aus. Vor allem die Studenten forderten<br />
„mehr Grün vor unserer Haustür“. Der<br />
Platz-Architekt Rudolph Böttcher habe<br />
sich zunächst „heftig gesträubt“, hieß es,<br />
sei nach mehreren Gesprächen nun aber<br />
kompromissbereit. Bezirkspolitiker regten<br />
einen Spaziergang im Areal an, um sich<br />
Anregungen zu holen. Anwohner regten<br />
einen Brunnen an und Bänke zum Verweilen.<br />
Und das Ergebnis nach<br />
zehn Jahren? Natürlich nicht<br />
die einst von der MEGA<br />
geplante „Piazza“.<br />
Drei so genannte<br />
Lederhülsenbäume<br />
vor dem Rathaus (umgeben<br />
von viel Beton). Im vorigen Jahr begannen<br />
„Bauarbeiten“ vor der Schule, die<br />
sich über Wochen hinzogen. Da keimte<br />
Hoffnung auf. Nach Grün und so. Stattdessen<br />
wurden stapelweise Betonplatten<br />
verbaut. Um nicht ungerecht zu sein: Auch<br />
drei Bäumchen wurden eingewurzelt. Es<br />
jrünt so jrün auf Hellersdorfs größtem<br />
Stadtplatz... indi<br />
Bei winterlichem Schmuddelwetter sieht der Platz vor der Fachhochschule mit den drei<br />
dürren Bäumchen in beschmierten Umfriedungen besonders trist aus. Foto: Nachtmann<br />
<strong>jot</strong> w.d. 1/2009 Letzte Seite<br />
Die Gedanken sind frei…?<br />
„Die Gedanken sind frei, niemand kann<br />
sie erraten…“ Eine schöne Illusion suggeriert<br />
uns diese Liedzeile! Tun nicht ganze<br />
Heerscharen von Meinungsforschern<br />
mit angeschlossenen Instituten und<br />
Publikationsmöglichkeiten alles, um herauszubekommen,<br />
was wir denken? Von<br />
wegen! Auch das ist eine schöne Illusion<br />
von Vorgestern, als der mündige Bürger<br />
noch um seine geschätzte eigene Meinung<br />
gebeten wurde. Längst sind es die neugierigen<br />
Fragesteller von gestern, die<br />
Meinungen fabrizieren und multiplizieren.<br />
Erst einmal den Leuten geschickt untergejubelt,<br />
sind wir schließlich, welch ein<br />
Wunder, ganz einer Meinung mit den Profi-Meinungsmachern.<br />
Beispiele kennen die aufgeklärten Bundesbürger<br />
zur Genüge, hören aber gebannt<br />
zu, wenn der neueste Trend beim<br />
Politikerranking oder die neuen Umfragen<br />
der Verbraucherforscher präsentiert werden.<br />
Wer fragt schon nach der Auswahl<br />
der gerankten Politiker oder nach dem<br />
Hintersinn mancher Fragen? Die Dauerberieselung<br />
mit auf- und absteigenden<br />
Umfragewerten zwischen den Wahlen<br />
beeinflusst mittlerweile nicht nur unsere<br />
Sicht, sondern auch das Wesen der Politik<br />
fast stärker als die Wahl selbst. Ominöse<br />
Pisa-Studien aus willkürlich zusammengewürfelten<br />
Schulen in zufällig so und<br />
nicht anders entstandenen Bundesländern<br />
oder kleineren Regionen entscheiden über<br />
unsere Meinung zu Schulsystemen, Schülern<br />
und Lehrern. Als haarsträubend werden<br />
die verneinenden Antworten von jungen<br />
Menschen auf die Frage, ob die DDR<br />
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Künstlerisches <strong>jot</strong> w.d.-Preisrätsel<br />
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P H<br />
eine Diktatur war,<br />
vermarktet. Natürlich<br />
bestreiten viele<br />
Ossis, dass die Diktatur<br />
des Proletariats<br />
eine solche war, nur<br />
dass gerade solche<br />
Details den Fragestellern<br />
aus dem fernen<br />
Allensbach am<br />
wunderschön klaren Bodensee völlig an<br />
der Hutschnur vorbeigehen. Nicht zufällig<br />
hat ja fast jedes Meinungsforschungsinstitut<br />
das Adjektiv „parteinah“ vor dem<br />
Namen, und wer es nicht hat, hat vielleicht<br />
andere Finanziers. Die lieber wegen des<br />
Heiligenscheins der institutionellen Unabhängigkeit<br />
nicht in Erscheinung treten<br />
möchten.<br />
Der am Abgrund von Meinungsmachern<br />
stehende mündige Bürger ist also gefragt,<br />
wenn wir selber befragt werden sollen<br />
oder die Ergebnisse von Befragungen konsumieren.<br />
Wollen wir überhaupt auf dämliche<br />
Fragen antworten? Warum wird<br />
wann wem welche Frage gestellt? Wie soll<br />
wer mit welcher Antwort zu welchem<br />
Handeln gedrängt werden? Woher kommt<br />
die schöne Prämie für meine Teilnahme<br />
an irgendwelchen Meinungsumfragen?<br />
Gehen wir also kritisch zu Werke mit der<br />
Informationsgesellschaft, mindestens so<br />
wie der olle Churchill, der nur der eigenhändig<br />
gefälschten Statistik glauben<br />
mochte. Nur dann dürfen wir auch künftig<br />
das Liedlein unbeschwert singen:<br />
„Denn es bleibet dabei: Die Gedanken<br />
sind frei.“ Euer Schwejk<br />
Es sind Begriffe aus Kunst und Kultur<br />
mit zehn Buchstaben folgender<br />
Bedeutung zu bilden: 1. berühmter<br />
polnischer Komponist des 20. Jhd.,<br />
2. Büchersammlung, 3. Lebensbeschreibung,<br />
4. mus. Bühnenwerk<br />
von Carl Orff, 5. jährlicher Kulturhöhepunkt<br />
im Mai auf der Parkbühne<br />
Biesdorf, 6. Kunstrichtung zu<br />
Beginn des 20. Jhd., 7. diese „Art<br />
Bild“ hängt bei Oma über’m Sofa,<br />
8. Verfasser von Theaterstücken, 9.<br />
hier stehen berühmte Filmstudios,<br />
10. Chef einer Sängervereinigung.<br />
Die Buchstaben in den markierten<br />
Feldern ergeben – neu sortiert –<br />
ein bekanntes Werk unseres Komponisten<br />
Kurt Schwaen.<br />
Schicken Sie Ihre Lösung bis 29. Januar (Poststempel) an <strong>jot</strong> w.d., Müllerstr. 45,<br />
12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. einen Bezirkskalender.<br />
<strong>Auf</strong>lösung des Preisrätsels aus <strong>jot</strong> w.d. 12/2008: 1. Plaetzchen, 2. St. Nikolaus, 3.<br />
Fledermaus, 4. Jahresende, 5. Haselnüsse, 6. Erzgebirge, 7. Skiabfahrt, 8. Schneeball,<br />
9. Tannenduft, 10. Frostbeule. Das Lösungswort lautete: Brataepfel.<br />
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!<br />
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Seit einiger Zeit gibt es Umbau- und<br />
<strong>Auf</strong>schwungprogramme für den Westen<br />
der Republik. Weil dort die Zustände zuweilen<br />
katastrophal sind. Dazu sagte der Kabarettist<br />
Otfried Fischer in einer Fernsehsendung<br />
im Dezember 2008: „Es ist jetzt so, dass<br />
viele Ossis gern in den Westen fahren,<br />
um zu sehen, wie sie früher gelebt haben.“