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Erfolgsaussichten bei der Therapie einer Maculadegeneration ...

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dem Buddhismus an, die jedoch nur<br />

einzelne Teile dieser Lehre übernehmen.<br />

Die Inkarnation in Gestalt <strong>einer</strong><br />

Pflanze o<strong>der</strong> eines Tieres steht für einen<br />

europäischen Buddhisten nicht<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Wenn ich dies richtig<br />

sehe, ist das Interesse eher nach<br />

vorne gerichtet und auf Selbstverwirklichung<br />

hin orientiert, auch im<br />

Zusammenhang mit verschiedenen<br />

buddhistischen Meditationsmethoden.<br />

Es geht um die Faszination eines<br />

Entwicklungsweges und <strong>einer</strong> Existenz<br />

ohne Gott, aber mit <strong>einer</strong> spirituellen<br />

Komponente.<br />

Auch «Nirwana» ist ein Begriff,<br />

<strong>der</strong> häufig gebraucht, aber selten<br />

erklärt und vermutlich auch selten<br />

richtig verstanden wird.<br />

Das Nirwana, das Endziel des buddhistischen<br />

Heilswegs, wirkt auf viele<br />

faszinierend, und zwar unter dem<br />

Gedanken des Eingehens in das All<br />

und das unpersönlich Göttliche. Die<br />

meisten übersehen jedoch die Kälte<br />

dieses Weges, den man – dem unerbittlichen<br />

Weltgesetz folgend – ohne<br />

Helfer ganz alleine gehen muss. Ohne<br />

Liebe, wie ich meine, und auch<br />

ohne Hass.<br />

Was will das unerbittliche Weltgesetz?<br />

Es sagt, dass alles, was man getan<br />

o<strong>der</strong> unterlassen hat, abgear<strong>bei</strong>tet<br />

werden muss. Unerbittlich und ohne<br />

Gnade. Nach meinem Dafürhalten<br />

ist diese Sicht erbarmungsloser als<br />

die christliche Vorstellung von Gott<br />

als einem Richter. Das Christentum<br />

kennt das Prinzip <strong>der</strong> Vergeltung<br />

ebenfalls. Ich zitiere hier das Paulus-<br />

Wort «Was <strong>der</strong> Mensch sät, das wird<br />

er ernten. Und wer kärglich sät, wird<br />

kärglich ernten.» Im Gegensatz zum<br />

Buddhismus verkündet das Christentum<br />

jedoch die Gnade. Man muss<br />

nicht alles abar<strong>bei</strong>ten. Sofern man an<br />

Jesus Christus und sein Erlösungswerk<br />

glaubt, muss man eben nicht alles<br />

bis zum letzten Heller bezahlen.<br />

Im Vergleich hat die Karma-Vorstellung<br />

<strong>der</strong> östlichen Religionen im<br />

Grunde etwas ausserordentlich Bedrückendes.<br />

Deshalb wird ja auch<br />

danach gestrebt, aus diesem Kreislauf<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburten möglichst<br />

bald herauszukommen.<br />

Hat <strong>der</strong> Reinkarnationsglaube<br />

nach westlicher Prägung vor allem<br />

einen Weg zur ständigen Weiterentwicklung<br />

und Vervollkommnung<br />

vor Augen?<br />

Bis jetzt haben wir von <strong>der</strong> östlichen<br />

Variante <strong>der</strong> Reinkarnationsidee gesprochen,<br />

wie sie sich im Hinduismus<br />

und Buddhismus manifestiert.<br />

Mit Ihrer Frage gehen Sie nun auf die<br />

westlich geprägte Version zu. Im<br />

Unterschied zur östlichen ist diese<br />

westliche Variante positiv: Sie wird<br />

we<strong>der</strong> als Strafe noch als Fluch gesehen,<br />

dem man entrinnen möchte –<br />

son<strong>der</strong>n im Gegenteil als Chance zur<br />

Vervollkommnung.<br />

Woher kommt diese westlich geprägte<br />

Ausformung <strong>der</strong> Reinkarnationsidee?<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> westlich geprägten<br />

Reinkarnationsidee liegen in <strong>der</strong> Antike,<br />

vor allem in <strong>der</strong> griechischen,<br />

aber auch in <strong>der</strong> römischen. In erster<br />

Linie ist <strong>der</strong> griechische Philosoph<br />

Platon zu nennen, <strong>der</strong> sagte, dass die<br />

Seele als das belebende Element im<br />

Menschen dem ewigen Reich <strong>der</strong><br />

Ideen angehöre. Ihr Herausfallen aus<br />

dem seligen Urzustand ist die Folge<br />

ihrer Verstrickung in Schuld. Durch<br />

die Schuld, durch geistige Verfehlungen<br />

und sinnliches Begehren hat sie<br />

den Zugang zum Reich <strong>der</strong> Ideen<br />

verloren. Dem Grad ihrer Verfehlun-<br />

gen entsprechend muss sie auf <strong>der</strong><br />

Erde in einem menschlichen Körper<br />

inkarniert werden, in ihm Gestalt annehmen.<br />

Ziel dieser Inkarnation ist<br />

es, die sinnliche Natur mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Vernunft zu bekämpfen. Hat die Vernunft<br />

die Herrschaft über die sinnlichen<br />

Triebe wie<strong>der</strong>erlangt, darf die<br />

Seele ins Reich <strong>der</strong> Ideen zurückkehren<br />

und wie<strong>der</strong> ihre Gottähnlichkeit<br />

erlangen. Diese Rückkehr wie<strong>der</strong>um<br />

ist nicht in einem Leben zu erreichen,<br />

son<strong>der</strong>n es bedarf dazu mehrerer<br />

Leben. Durch den Neuplatonismus<br />

und später die Wie<strong>der</strong>entdeckung<br />

<strong>der</strong> Antike in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

Renaissance kamen Platons Vorstellungen<br />

von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt <strong>bei</strong><br />

Philosophen und gebildeten Leuten<br />

erneut zum Tragen.<br />

Ich wie<strong>der</strong>hole: Im Gegensatz zur<br />

östlichen Reinkarnationsidee ist die<br />

westliche Version positiv motiviert.<br />

Wird von Reinkarnation gesprochen,<br />

muss man folglich immer genau hinschauen,<br />

was präzise damit gemeint<br />

ist und in welchem religiös-weltanschaulichen<br />

System sie sich bewegt.<br />

Reinkarnation ist somit kein eindeutig<br />

definierter und allgemein<br />

verbindlicher Begriff?<br />

Nein, Reinkarnation ist durchaus<br />

nicht gleich Reinkarnation. Zwischen<br />

den unterschiedlichen Reinkarnationsverständnissen<br />

– und das<br />

wird häufig auch in journalistischen<br />

Beiträgen übersehen – können Welten<br />

liegen. Nehmen wir zum Vergleich<br />

ein schönes, ausdrucksstarkes<br />

Relief. Im einen Gebäude kommt es<br />

auf bestimmte Weise zur Geltung, in<br />

einem an<strong>der</strong>en Gebäude jedoch ganz<br />

an<strong>der</strong>s. Und nie sollte man das Relief<br />

mit dem Gebäude gleichsetzen: Immer<br />

ist es ein Element in einem umfassenden<br />

Ganzen.<br />

Interview: Meta Zweifel<br />

vita sana sonnseitig leben 1/2010<br />

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