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Erfolgsaussichten bei der Therapie einer Maculadegeneration ...

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steif. Jemand streift mir meine<br />

Kleidung über. Gehen. Gehen<br />

gegen die Steifheit. Dort vorne –<br />

eine Hütte. Jemand bietet mir<br />

Wodka mit Kräutern – er belebt<br />

– so sagen sie. Babuschkas bieten<br />

geräucherten Baikalfisch.<br />

Stückweise füttert man mich.<br />

Intensiv ist <strong>der</strong> Geschmack. Das<br />

Fett tut gut. Es nährt meinen<br />

kalten Körper. Köstlich ist das<br />

Essen im Russenland entlang <strong>der</strong><br />

Transsib. Sie haben gesagt,<br />

nimm dir immer genug Essen<br />

mit. Wer weiss, wo es was gibt.<br />

Nicht einmal unter Hunger gelitten<br />

und immer konnte ich teilen<br />

– auf stundenlangen Fahrten im<br />

Zug. 36 Stunden war das längste,<br />

bevor wir wie<strong>der</strong> ausstiegen. 36<br />

Stunden Zeit zum Nachdenken,<br />

zum Meditieren, zum Rausschauen,<br />

zum Entdecken. Einsteigen<br />

in den Zug, Bett finden,<br />

Auspacken, Wohnen. Reisen in<br />

<strong>der</strong> Transsibirischen Eisenbahn<br />

ist wie Wohnen auf Rän<strong>der</strong>n.<br />

Kaum rollt <strong>der</strong> Zug aus dem<br />

«Bahnhof» wird gegessen, gelacht,<br />

getanzt, gesungen – und<br />

geschlafen. Oft einzigstes Verkehrsmittel<br />

in endlos weiter Flur<br />

benötigt die Bahn für die gesam-<br />

te Strecke eine reine Fahrzeit von<br />

ca. 160 Stunden. 160 Stunden<br />

durch endlose Weite. Durch vier<br />

verschiedene Landschaften –<br />

Wolga-Ebene, Ural, westsibirische<br />

Steppe und ostsibirische<br />

Bergtaiga. Über 16 grosse Flüsse<br />

Eurasiens.<br />

Essen entlang <strong>der</strong> Transsibirischen<br />

Eisenbahn ist wie Schlemmen<br />

im KaDeWe in Berlin. Gekochte<br />

Gemüsesalate, gegrilltes<br />

Hähnchen, Sauerkraut und fri-<br />

Der Baikalsee entstand vor etwa 20-25 Mio. Jahren.<br />

sche Algen, Fisch in jeglichen<br />

Variationen, selbst die Mayonnaise<br />

schmeckt frisch. Dazu Brot<br />

und Wodka. An den Bahnhöfen<br />

bieten Einheimische ihre Pro-<br />

Zeit zum Nachdenken, zum Meditieren, zum<br />

Rausschauen, zum Entdecken.<br />

dukte an. Kaviar rot, gelb und<br />

schwarz, Speck, hausgebackener<br />

Kuchen – ich revidiere mein Bild<br />

von leeren Supermärkten und<br />

Mangel. Es gibt Essen in Top-<br />

Qualität, frisch und gekocht. Ob<br />

an Bahnhöfen, in Supermärkten<br />

o<strong>der</strong> Restaurants. Wie sieht es<br />

dagegen in den Gegenden Russlands<br />

aus, die weit entfernt <strong>der</strong><br />

Bahnlinien liegen? Ich wünsche<br />

es mir, auch das eines Tages zu<br />

erleben.<br />

Schwarzbrot mit Speck – eingewickelt<br />

in Folie. Ein kl<strong>einer</strong><br />

Würfel. Eine Schale Möhrensalat.<br />

Es ist kurz vor Mitternacht.<br />

Rollläden fallen hinter mir herunter.<br />

Hundegebell in tiefschwarzer<br />

Nacht. Wie<strong>der</strong> Tomsk.<br />

Wie schnell in endloser Weite die<br />

Erinnerungen kommen. Sie vermischen<br />

sich mit <strong>der</strong> Gegenwart<br />

und neue kommen hinzu. Diese<br />

Reise durch alte Wurzeln ist vor<strong>bei</strong><br />

und hat doch gerade begonnen.<br />

Dankbar bin ich für die<br />

Stunden, die ich in an<strong>der</strong>en Welten<br />

verbringen durfte. Losgelöst<br />

und doch ungetrennt von meinem<br />

Leben im Hier und Jetzt.<br />

Zwischen Gestern und Morgen.<br />

Jedes Wort, jede Erfahrung stellt<br />

eine Brücke zwischen Menschen<br />

dar – ob wir sie gehen o<strong>der</strong> nicht.<br />

Es ist unsere eigene Verantwortung.<br />

Manuela Grimm<br />

vita sana sonnseitig leben 1/2010<br />

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