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Neue Kooperationen - hülswitt druck und medien

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1 Was in Irsee <strong>und</strong> an vielen weiteren Orten im Zuge der Euthanasieaktionen der Nazis geschehen ist, ver<br />

deutlicht auf eindringliche Weise ein Triptychon der Künstlerin Beate Passow im Eingangsbereich. Es zeigt<br />

drei Kinder, von denen bekannt ist, dass sie durch gezielte medikamentöse Behandlung zu Tode gebracht<br />

wurden.<br />

tionalsozialismus. Sie kann hier ebenfalls nur<br />

angerissen werden. Ihr zugr<strong>und</strong>e liegt der<br />

Rassengedanke, der schließlich in der systematischen<br />

Vernichtung so genannten „lebensunwerten“<br />

Lebens mündete. Diese<br />

Geschichte muss immer wieder erzählt werden,<br />

weil so den Opfern ein kleiner Teil der<br />

menschlichen Würde wiedergegeben wird,<br />

die ihnen damals so rigoros abgesprochen<br />

wurde. Und sie ist es bereits vielfach, in Berichten<br />

der Überlebenden, im Offenlegen des<br />

Geschehenen. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges<br />

wurden von den Nazis 200.000 bis<br />

240.000 Menschen mit psychischen Schädigungen<br />

getötet, schilderte Dr. Michael von<br />

Cranach, Facharzt für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie,<br />

in seinem Vortrag „Sezieren in<br />

der Psychiatrie: Der Missbrauch zwischen<br />

1939 <strong>und</strong> 1945“. Anlass war ein Erlass Hitlers,<br />

diesen Menschen den „Gnadentod“ zu<br />

ermöglichen. Der Gedanke der „Euthanasie“<br />

bekam hier eine monströse Fratze. Eine Verwaltungsorganisation<br />

entstand bereits 1939<br />

mit Sitz in der Berliner Tiergartenstraße 4, in<br />

der historischen Aufarbeitung als „Aktion T<br />

4“ bezeichnet. Gemeint ist „die systematische<br />

Ermordung von mehr als 70.000<br />

Ärzte <strong>und</strong> -Pflegekräfte von 1940 bis 1941“<br />

(Quelle Wikipedia).<br />

Dazu wurden auf dem Gebiet des damaligen<br />

Deutschen Reiches sechs „Kliniken“ eingerichtet,<br />

in denen Menschen systematisch mit<br />

Kohlenmonoxyd vergast wurden. Die eigens<br />

dazu gegründete Gemeinnützige Krankentransportgesellschaft<br />

GmbH holte die als „lebensunwert“<br />

abgestempelten Menschen aus<br />

den Krankenhäuser aus allen Landesteilen ab<br />

<strong>und</strong> brachte sie in die Tötungsanstalten Grafeneck,<br />

Brandenburg, Hartheim, Sonnenstein,<br />

Bernburg <strong>und</strong> Hadamar. Die Leichen<br />

wurden in Krematorien verbrannt. Die Vorgänge<br />

sind bis ins kleinste Detail dokumentiert.<br />

Die Urnen mit ihrer Asche wurden in<br />

Gemeindeverwaltungen oder Krankenhäuser<br />

geschickt mit dem Ziel, sie an Angehörige<br />

weiterzuleiten. An dieser Stelle kann eine<br />

Brücke geschlagen werden zur Anatomie.<br />

Sektionen wurden im Zuge der Euthanasie<br />

zunächst nicht vorgenommen. Aber es habe<br />

ein wissenschaftliches Interesse gegeben.<br />

Der Geist der Psychiatrie habe sich in der<br />

NS-Zeit geändert, erläutert von Cranach <strong>und</strong><br />

zitiert den vormaligen T 4-Gutachter Werner<br />

Villinger, der nach dem Krieg als Vater der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie galt <strong>und</strong><br />

Gründer der „Lebenshilfe“ war: „Nach dem<br />

Krieg (1. Weltkrieg) haben Begriffe unsere<br />

Köpfe verwirrt (gemeint waren Gleichheit,<br />

Freiheit). Jetzt wissen endlich, dass der<br />

Mensch sich durch das biologische Substrat<br />

definiert.“<br />

Diese biologische Definition des Menschen<br />

kam den Nazis in ihrer Rassenideologie entgegen.<br />

Bis zur Bewertung „lebenswert“ <strong>und</strong><br />

„lebensunwert“ war es nur ein kleiner Schritt.<br />

Die Erkenntnisse der Aufklärung, christliche<br />

Werte <strong>und</strong> Moralvorstellungen wurden hier<br />

komplett über Bord geworfen. Hirnforschung<br />

wurde betrieben, um Ursachen für die Geisteskrankheiten<br />

zu finden. Die Euthanasie lieferte<br />

ab 1941 quasi als Nebenprodukt das<br />

„Menschenmaterial“ dazu. So existierte beispielsweise<br />

eine Vereinbarung, dass in der<br />

Anstalt Brandenburg seziert wurde <strong>und</strong> die<br />

Gehirne zur Erforschung nach Berlin geschickt<br />

wurden. Obwohl die „Aktion T 4“<br />

1941 beendet wurde, ging das organisierte<br />

Töten landesweit in Krankenhäusern weiter.<br />

Die Euthanasie war gewissermaßen der Probelauf<br />

für die industrielle Tötung in den Konzentrationslagern<br />

bis 1945. Die unsagbare<br />

Schwere der auf diesem Hintergr<strong>und</strong> begangenen<br />

Verbrechen blieb vielfach ungesühnt.<br />

Nach 1945 haben die Amerikaner intensiv<br />

untersucht, was passiert ist. Die Verurteilung<br />

der Täter erfolgte unter anderem in den<br />

Nürnberger Prozessen. Nach 1947 ließ das<br />

Interesse einer Strafverfolgung nach. Urteile<br />

eternity juni 2012 Gesellschaft<br />

9<br />

endeten häufig mit Freisprüchen. Die Haupttäter<br />

blieben in den Krankenhäusern <strong>und</strong> die<br />

Präparate in den Asservatenkammern. Auch<br />

in Irsee wurden bis 1941 Menschen von den<br />

Bussen der „Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft“<br />

abgeholt. Die Anstalt bildete<br />

eine Verwaltungseinheit mit der<br />

psychiatrischen Klinik Kaufbeuren. Auch hier<br />

wurden rd. 1.400 bis 1.600 Sektionen durchgeführt<br />

in der Zeit von August 1941 bis Juni<br />

(!) 1945 <strong>und</strong> dies auch im Sektionsraum in<br />

Irsee. Sektionsbef<strong>und</strong>e, die in Akten erhalten<br />

sind, wurden nachweislich gefälscht. Wo als<br />

Todesursache eine medizinische Diagnose<br />

vermerkt ist, hätte Tod durch Verhungern stehen<br />

müssen. Denn die Menschen wurden<br />

durch Nahrungsentzug zu Tode gebracht.<br />

Nach dem Ableben wurden die Gehirne entnommen<br />

<strong>und</strong> zur Erforschung an die Universitäten<br />

nach München <strong>und</strong> Heidelberg<br />

geschickt.<br />

Durch die Aufmerksamkeit von Heinrich<br />

Steininger, ehemaliger Leiter der Krankenpflegeschule<br />

im Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren,<br />

konnten in der Zeit von 1972 bis 1981<br />

wichtige medizinische Geräte des Sezierraumes<br />

sichergestellt werden. Diese sollen nun<br />

am ursprünglichen Ort, im Prosekturgebäude<br />

der ehemaligen Heil- <strong>und</strong> Pflegeanstalt,<br />

ausgestellt werden.<br />

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