eine Fallstudienuntersuchung - Oapen
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12 3 Treiber der Veränderungen im System der Wissenschaftskommunikation<br />
kl<strong>eine</strong>ren Auflagen führt, nimmt der Anteil der fixen First-Copy-Costs an den Stückkosten zu.<br />
Da <strong>eine</strong> Fixkostendegression nur in kl<strong>eine</strong>rem Umfang realisiert werden kann, bedeutet <strong>eine</strong><br />
kl<strong>eine</strong>re Auflage automatisch höhere Stückkosten, aus denen Preissteigerungen resultieren<br />
können (vgl. Hagenhoff 2006, S. 11). Des Weiteren tragen die durch die Möglichkeiten des<br />
elektronischen Publizierens notwendigen Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
auf Verlagsseite sowie die durch ein steigendes Publikationsaufkommen kostenintensivere<br />
Organisation des Begutachtungsprozesses zu Preiserhöhungen bei (vgl. Meier<br />
2002, S. 31).<br />
Auf der Nachfrageseite des Marktes für wissenschaftliche Zeitschriften ist zu beachten, dass<br />
zwei heterogene Gruppen zu differenzieren sind: individuelle und institutionelle Nachfrager.<br />
Diese unterscheiden sich deutlich in ihrem Nachfrageverhalten. Bibliotheken als institutionelle<br />
Nachfrager haben <strong>eine</strong>n Sammelauftrag und kaufen wissenschaftliche Zeitschriften weitgehend<br />
unabhängig von deren Preis, solange dies durch ihr Budget finanzierbar ist. Der große<br />
Stellenwert von Zeitschriften kommt auch darin zum Ausdruck, dass sich in der Realität viele<br />
Fälle finden, in denen Bibliotheken ihr Budget für Zeitschriften zu Lasten des Budgets für<br />
Monographien und Dienstleistungen erhöhen.<br />
In <strong>eine</strong>r marktbezogenen Betrachtung ist zu berücksichtigen, dass es sich bei <strong>eine</strong>r wissenschaftlichen<br />
Zeitschrift um ein Monopolgut handelt, da <strong>eine</strong> Zeitschrift – auch bei thematischer<br />
Ähnlichkeit – nicht durch <strong>eine</strong> andere substituierbar ist. Im Gegensatz zu Bibliotheken<br />
reagieren individuelle Nachfrager deutlich sensibler auf Preisveränderungen, da sie ihren<br />
Literaturbedarf z. B. auch über das Angebot der Bibliotheken decken können. Auch gilt der<br />
Monopolgutcharakter <strong>eine</strong>r wissenschaftlichen Zeitschrift für <strong>eine</strong>n individuellen Nachfrager<br />
nicht in dem Maß, in dem er für Bibliotheken gilt. Hinzu kommt <strong>eine</strong> hohe Konzentration auf<br />
dem Markt für wissenschaftliche Informationen, die durch Übernahmen und Aufkäufe von<br />
Fachverlagen noch verschärft wurde (vgl. Hagenhoff 2006, S. 12).<br />
Diese Überlegungen lassen sich auch durch <strong>eine</strong> Analyse <strong>eine</strong>s idealisierten formalen<br />
Marktmodells präzisieren (vgl. hierzu im Detail Lewis 1989 sowie Seidenfaden et al. 2005, S.<br />
26ff.). Damit kann das Dilemma der Preissetzung bei wissenschaftlichen Zeitschriften<br />
aufgezeigt werden. Eine effiziente Preismengenkombination, in der also kein Wohlfahrtsverlust<br />
anfällt, führt zwangsläufig zu Verlusten beim Anbieter und kann daher auch von nichtkommerziellen<br />
Verlagen, deren Ziel lediglich in der Kostendeckung besteht, nicht realisiert<br />
werden. Dieses liegt insbesondere in den anfallenden First-Copy-Costs begründet, die im<br />
Falle <strong>eine</strong>r Preissetzung, die sich an den Grenzkosten orientiert, nicht gedeckt werden.<br />
Andererseits zeigt die Analyse jedoch auch, dass der Wohlfahrtsverlust durch <strong>eine</strong> Gewinnmaximierung<br />
des Anbieters im Rahmen s<strong>eine</strong>s monopolistischen Spielraums verstärkt werden<br />
kann.<br />
Um das ökonomische Verständnis der Zeitschriftenkrise weiter zu vertiefen, bietet es sich an,<br />
die Analyse um reale Publikationsparameter und Kostendaten zu ergänzen (vgl. hierzu im<br />
Detail Seidenfaden et al. 2005, S. 30ff.). Es zeigt sich somit, dass der Auflagenrückgang bei