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Bewährte wege - Raiffeisen

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nender, Trends zu schaffen, statt ihnen nachzulaufen. Erst waren die selbstbewussten neuerer oder die<br />

aufgeschlossenen Bewahrer krasse außenseiter, allenfalls respektvoll bestaunt. doch es gab immer mehr<br />

von dieser sorte, und allen war gemeinsam, dass sie nicht krampfhaft über die Landesgrenze schielten,<br />

um sich anderswo zu orientieren, sondern schätze hoben, die es ohnehin hier gab: Landschaft, Geschich-<br />

te, Küche, Keller, Kultur und Kreativität, fleiß und innovative Kraft. Eine kollektive Erkenntnis setzte sich<br />

durch: austauschbare werte, die überall zu haben sind, fallen bald einer globalen inflation zum opfer. das<br />

unverwechselbare, Einzigartige wird kostbar, gleichviel, ob tradiert, wiederentdeckt oder neu geschaffen.<br />

dieses Bewusstsein für werte und für den Lebensraum, zu dem sie gehören, vertieft das selbstverständ-<br />

nis der regionen, lässt Vielfalt zu, schafft Verbindungen, gibt aber auch Gegensätzen, spannungen und<br />

widersprüchen raum. die daraus erwachsende identität ist längst nicht mehr der alles umhüllende Mantel,<br />

mehr oder weniger prächtig, sondern eine sich ständig wandelnde Vielfalt von Grundstoffen und farben,<br />

von ideen und ihrer Verwirklichung. identität erweist sich nicht länger als allgemein akzeptiertes und nach<br />

außen hin präsentiertes Erscheinungsbild, sondern als die facettenreiche Gemeinsamkeit gestaltender<br />

Kräfte. dieses neue selbstverständnis verzichtet leichthin auf pathos, ist aber erfreulich lebendig und beruhigend<br />

alltagstauglich.<br />

dennoch: Lokale Erscheinungsformen von handel und Gewerbe tun sich noch immer schwer, die Ent-<br />

deckung von fußgängerzonen als Lebenselixier für kränkelnde innenstädte erwies sich als nur bedingt<br />

erfolgreich, weil der schönste rahmen nichts nützt, wenn es an Leben fehlt. Es kann nur darum gehen,<br />

Erhaltung konsequent mit Erneuerung zu verbinden, Überliefertes zu bewahren, indem man es belebt.<br />

seit jeher gehört Veränderung zum Leben im Lande. Ein Bild, das heute harmonisch erscheint, besteht oft<br />

aus vielen Bruchstücken, durch patina versöhnt und verbunden. alt und neu haben sich nie auf anhieb<br />

miteinander vertragen, aber neue inhalte lassen vielfach die alten Bilder wieder leuchten. die noch immer<br />

eindrucksvolle, lebendige Vielfalt der regionen ist nicht nur Kapital für den fremdenverkehr, sondern auch<br />

eine wichtige Voraussetzung für Lebensqualität, für bodenständige Leistungen und produkte, die in der<br />

anonymen Masse umso besser bestehen können. wertschätzung statt Konservierung ist die devise, neu<br />

verstandene identität, nähe und Miteinander, auch als motivierender wettbewerb und reizvolle rivalität<br />

verstanden.<br />

und nun, da niederösterreich wieder in der Mitte liegt, im herzen Europas, wünsche ich mir, dass hierzu-<br />

lande die uralte Geschichte vom anfang und vom werden Österreichs fortgeschrieben wird, aufregend<br />

anders, verblüffend neu, in gelassener Kontinuität.<br />

alfred Komarek Von<br />

horizonT zu horizonT<br />

Essay<br />

7

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