Ausgabe 4/2010 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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12<br />
akTuell<br />
TexT: dr. norberT schnedl<br />
65 jahre<br />
und kein bisschen leise<br />
der Österreichische <strong>Gewerkschaft</strong>sbund blickt auf 65 Jahre erfolgsstory zurück:<br />
kurz vor dem ende des Zweiten Weltkriegs gegründet, ist die überparteiliche inter-<br />
essenvertretung auch im 21. Jahrhundert immer noch Garant für soziale sicherheit,<br />
Gerechtigkeit und chancengleichheit.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurden <strong>Gewerkschaft</strong>erinnen<br />
und <strong>Gewerkschaft</strong>er aller Weltanschauungen wegen<br />
ihrer Überzeugungen von den Nationalsozialisten verfolgt<br />
und in Konzentrationslager gesteckt. Geprägt von den<br />
Kriegserlebnissen beschlossen noch vor dem offiziellen<br />
Kriegsende <strong>Gewerkschaft</strong>er aus verschiedenen politischen<br />
Lagern, einen gemeinsamen, einheitlichen und überparteilichen<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>sbund zu gründen. Vor 65 Jahren, am<br />
30. April 1945, genehmigte die sowjetische Militärkommandantur<br />
den Antrag (eingebracht von Johann Böhm – später<br />
Präsident des ÖGB, Lois Weinberger – später Vizepräsident<br />
des ÖGB – und anderen) zur Gründung des überparteilichen<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>sbundes. Seitdem hat der Österreichische<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>sbund (ÖGB) gemeinsam mit seinen<br />
<strong>Gewerkschaft</strong>en in Verhandlungen und Gesprächen, aber<br />
auch mit Aktionen, Protesten und Streiks für seine Mitglieder<br />
viel erreicht, wie beispielsweise geregelte und erträgliche<br />
Arbeitszeiten, jährlich steigende Löhne, Weihnachts- und<br />
Urlaubsgeld, Lehrlingsentschädigungen, Mitbestimmungsrechte<br />
in den Betrieben und <strong>Dienst</strong>stellen, Mindesturlaub,<br />
Gleichbehandlungsvorschriften, Schutzbestimmungen für<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ASVG, zahlreiche<br />
über die gesetzlichen Mindestregelungen hinausgehende<br />
branchenspezifische Kollektivvertragsregelungen sowie<br />
positive dienst-, besoldungs- und pensionsrechtliche Regelungen<br />
für die Beschäftigten im öffentlichen <strong>Dienst</strong>.<br />
Das alles ist nicht selbstverständlich und muss täglich verteidigt<br />
bzw. neu erkämpft werden. Die Bedeutung des ÖGB<br />
wuchs stetig. Im Rahmen der Sozialpartnerschaft (Arbeiterkammer,<br />
Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer und<br />
ÖGB) wurde und wird staatspolitische Verantwortung damals<br />
wie heute gelebt. Die Lohn- und Preisabkommen von 1947<br />
Vizekanzler Josef<br />
Pröll, die ÖGB-<br />
Vizepräsidenten<br />
Norbert Schnedl<br />
und Sabine<br />
Oberhauser mit<br />
ÖGB-Präsident<br />
Erich Foglar<br />
(v. l. n. r.).<br />
bis 1951 begründeten in schwierigsten Zeiten das Fundament<br />
für den Wiederaufbau.<br />
Zahlreiche Ehrengäste, darunter Bundespräsident Dr. Heinz<br />
Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, Vizekanzler<br />
DI Josef Pröll sowie zahlreiche Minister und Staatssekretäre<br />
konnten von ÖGB-Präsident Erich Foglar, Vizepräsident<br />
Norbert Schnedl und Vizepräsidentin Sabine Oberhauser<br />
begrüßt werden.<br />
Vertrauen in starke <strong>Gewerkschaft</strong><br />
ÖGB-Präsident Erich Foglar sprach von einem „ganz besonderen<br />
Tag“. Auch heute stehe man vor großen Herausforderungen<br />
wie der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit oder der<br />
Sanierung des Budgets. Nach wie vor gehe es dem ÖGB aber<br />
um „soziale Gerechtigkeit“, und dazu gehören Verteilungsgerechtigkeit,<br />
Chancengleichheit, Mitbestimmung und soziale<br />
Sicherheit. Damals wie heute würden die Menschen darauf<br />
vertrauen, dass man in der Gemeinschaft stark sei, meinte<br />
ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser. ÖGB-Vizepräsident<br />
Norbert Schnedl betonte die Wichtigkeit der Überparteilichkeit<br />
und lobte die Sozialpartnerschaft als „Erfolgsmodell“.<br />
Vieles, was die <strong>Gewerkschaft</strong>en erreicht hätten, sei heute<br />
nicht mehr wegzudenken, weshalb man auch zuversichtlich<br />
für die Zukunft sein könne.<br />
Bundespräsident Dr. Heinz Fischer hob die <strong>Gewerkschaft</strong>sbewegung<br />
als „Verteidiger der Demokratie“ hervor. Bundeskanzler<br />
Werner Faymann strich die Bedeutung des ÖGB<br />
hervor und Vizekanzler DI Josef Pröll würdigte die Verdienste<br />
des ÖGB und bedankte sich für die bisherige gute Zusammenarbeit<br />
in der Krise, wiewohl man große Herausforderungen<br />
noch vor sich habe. Pröll brachte als Geschenk hundert<br />
Flaschen „Pröll-Wein“ für die Belegschaft mit.<br />
Fotos: ÖGb/Gisela ortner