Ausgabe 4/2010 - Gewerkschaft Öffentlicher Dienst
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titelgeschichte<br />
16<br />
… bundesheer<br />
„Rien ne va plus“ – „Nichts geht mehr“, rufen<br />
Croupiers, bevor die Roulettekugel ihrem unabänderlichen<br />
Schicksal entgegenrollt. Rot oder Schwarz, Sein oder Nichtsein,<br />
das ist hier die Frage. Wird dieser Ruf auch bald durch<br />
Österreichs Kasernen erschallen – abseits der Offizierskasinos?<br />
Die geplanten Sparmaßnahmen von über 500 Millionen<br />
Euro bis zum Jahr 2014 bringen das Bundesheer in eine<br />
Existenzkrise. Schließlich ist schon jetzt der Normalbetrieb<br />
nur mit Müh und Not aufrechtzuerhalten.<br />
Sparstift im Einsatz<br />
„einsparungen in der<br />
ausbildung sind nicht<br />
verkraftbar.“<br />
Brigadier<br />
Mag. anton Wessely,<br />
3. Panzergrenadierbrigade<br />
Frustration macht sich bei der 3. Panzergrenadierbrigade<br />
im niederösterreichischen Mautern an der Donau breit.<br />
Als „Kavallerie ohne Pferde“ werden die Panzergrenadiere<br />
in Printmedien bezeichnet, da ab heuer bei Fahrten der<br />
Kilometerstand stärker im Auge behalten werden muss.<br />
Eine neue Regelung besagt, dass mit „Leopard“-Panzern<br />
insgesamt nur 5000 Kilometer zurückgelegt werden dürfen<br />
– das macht 100 Kilometer pro Panzer. Nicht gerade<br />
viel für das Lenken eines Kampffahrzeuges, bei dessen<br />
Bedienung jeder einzelne Handgriff stimmen muss.<br />
Nachdem die 100 Kilometer verfahren sind, werden die<br />
Schwergewichte zum Stillstand gezwungen. Nichts tun<br />
heißt aber nicht nichts kosten, schließlich müssen sie<br />
gewartet werden, um in Schuss zu bleiben.<br />
In Friedenszeiten sind Panzer sowieso überflüssig? Stimmt<br />
nicht, der Effekt einer solch gewaltigen Maschine darf<br />
nicht unterschätzt werden. Bei Auslandseinsätzen wirkt<br />
allein das drohende Ausrichten der Kanone auf Unfrieden<br />
stiftende Personen wahre Wunder – und Frieden für die<br />
Bevölkerung, erzählt Vizeleutnant Severin Ganglberger,<br />
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation,<br />
der seit 33 Jahren in Mautern seinen <strong>Dienst</strong> tut. Der<br />
Blick muss aber gar nicht so weit in die Ferne schweifen:<br />
Bergepanzer sind zum Beispiel bei größeren Unfällen<br />
wichtig, wenn es gilt, besonders schwere Teile zu bergen.<br />
Und nach einer Hochwasserkatastrophe wie der Sintflut<br />
2002 ist das Bundesheer ab Tag eins vor Ort. 4500 niederösterreichische<br />
Soldaten waren damals im Einsatz. Die<br />
Meinung, dass zum Sandsäckeschleppen keine besondere<br />
Ausbildung nötig ist, stimmt zwar, umfasst aber nicht<br />
die große Bandbreite von Hilfsleistungen, die vom Heer<br />
erbracht werden. Die SoldatInnen der ABC-Abwehrkompanie<br />
sind zum Beispiel Spezialisten bei atomaren, biologischen<br />
und chemischen Bedrohungen. Ganze 400.000<br />
Liter Brackwasser kann die in Mautern stationierte Truppe<br />
pro Tag in lebenswichtiges Trinkwasser umwandeln. Das<br />
Panzerstabsbataillon 3, ebenfalls in Mautern stationiert,<br />
übernimmt die Ausbildung von Kaderpräsenzsoldaten für<br />
Auslandseinsätze und bereitet sie auf die Teilnahme an<br />
Maßnahmen zur Friedenssicherung vor. Erkenntnisse im<br />
Feldlagerbau wie bei der Mission im Tschad durch das<br />
Pionierbataillon 3 aus Melk kommen zur Anwendung.<br />
Helfer in der Not<br />
Doch vor allem in Österreich ist das Engagement der SoldatInnen<br />
ein Gewinn. Nicht nur während einer Hochwasserkatastrophe,<br />
sondern noch lange Zeit danach sind<br />
die Männer und Frauen in Tarnfarben vor Ort, um den<br />
Status quo wiederherzustellen: Brücken bauen, Wege in<br />
Stand setzen, Arbeiten, die wieder ein normales Leben<br />
nach der Ausnahmesituation ermöglichen, werden von<br />
der Brigade erbracht. „Allein letztes Jahr hatten wir mindestens<br />
25 Ereignisse in Niederösterreich, bei denen<br />
technische Hilfe des Pionierbataillons nötig war“, so<br />
Vizeleutnant Ganglberger. Bei diesen Einsätzen kommt