Kindertagespflege in Kassel - Serviceportal der Stadt Kassel

Interview mit einer Tagesmutter
„Ein anderer Blickwinkel auf die Kinder“
Nicole Weide nimmt derzeit an der Grundqualifizierung für Tagespflegepersonen teil
„Der Unterricht hat meinen Blickwinkel
auf die Kinder verändert und mir sehr
viel gebracht, ich kann die Qualifizierung
nur empfehlen“, sagt Nicole Weide.
Die 42-Jährige, die mit ihrem Mann
zwei eigene Kinder im Alter von zwei
und zehn Jahren hat, ist seit etwa einem
Jahr Tagesmutter im Kasseler Stadtteil
Harleshausen. Zwei Tageskinder
betreut sie derzeit, das dritte kommt
ab Ende Juli dazu, das vierte dann im
September. Seit Februar dieses Jahres
besucht sie die Grundqualifizierung
für Tagespflegepersonen in der Kasseler
Fachschule für Sozialpädagogik, der
Elisabeth-Knipping-Schule. Über ihre
Erfahrungen damit und über ihrer Tätigkeit
als Tagesmutter hat sie mit der
Redaktion gesprochen.
Frau Weide, wie kam es, dass Sie
Tagesmutter wurden?
Nicole Weide: Eigentlich komme ich
gar nicht aus dem pädagogischen Bereich.
Ich war jahrelang im Einzelhandel
selbstständig und habe dann aufgehört
zu arbeiten, als die Kinder kamen,
nicht zuletzt deshalb, weil es damals
keine guten Betreuungsmöglichkeiten
gab. Nachdem das zweite Kind da war,
wollte ich gerne noch eine Aufgabe
übernehmen – gleichzeitig habe ich mir
aufgrund des großen Altersunterschiedes
zwischen unseren eigenen Kindern
Spielgefährten für das jüngere Kind gewünscht.
Dann gab es in der Nachbarschaft
jemanden, der eine Tagesmutter
suchte – so fing es an.
Sie haben einen Vorbereitungskurs
besucht und nehmen nun an einer
160-stündigen Grundqualifizierung für
Tagespflegepersonen teil. Was bringt
Ihnen diese Qualifizierung?
Nicole Weide: Es ist zwar viel Arbeit,
schließlich laufen die Kurse von Februar
Hintergrund
Die Grundqualifzierung zur Kindertagespflegeperson
im Rahmen des Aktionsprogramms
Kindertagespflege
basiert auf dem Curriculum des Deutschen
Jugendinstituts e.V. in München:
www.dji.de
Mehr über das Aktionsprogramm
Kindertagespflege erfahren Sie unter
www.esf-regiestelle.eu
Außerdem hält das Portal des Aktionsprogramms
Kindertagespflege viele
nützliche Informationen für Tagespflegepersonen,
Eltern und öffentliche
Stellen bereit:
www.vorteil-kinderbetreuung.de
bis November zwei bis dreimal im Monat,
immer freitags und samstags, man
muss den Stoff zu Hause nacharbeiten
und am Schluss steht eine mündliche
Prüfung an. Aber es macht auch viel
Spaß und es bringt mir sehr viel für meine
Tätigkeit als Tagesmutter. Wir haben
zum Beispiel das Erziehungskonzept
nach Emmi Pikler kennengelernt, bei
dem es um einen achtsamen Umgang
mit dem Kind geht, der schon bei der
Pflege beginnt. Ein weiteres wichtiges
Thema ist das Beobachten und Dokumentieren.
Hierbei geht es darum, ganz
bewusst herauszufinden, was die Kinder
bewegt, was sie interessiert, was sie lernen
wollen oder schon können – um so
dann reagieren und die Kinder gezielt
unterstützen und fördern zu können.
Die Bedürfnisse von Kindern wahrzunehmen
und auf sie einzugehen gehört
ja heute zum Alltag in der pädagogischen
Arbeit. Fest steht, dass die Qualifizierung
schon jetzt meinen Blickwinkel
auf die Kinder verändert hat. Ich schaue
genauer und anders hin als vorher.
Wie gestalten Sie den Alltag als
Tagesmutter?
Nicole Weide: Nun, ich versuche, den Tagesablauf
sehr zu strukturieren – auch
das ist etwas, was ich zwar vorher schon
gemacht habe, die Bedeutung gerade
für kleine Kinder ist mir aber im Unter-
richt noch mal deutlich geworden. Ich
habe wichtige Anregungen für mein eigenes
Konzept bekommen. Ich betreue
ja die Kinder in unserer Wohnung mit einer
großen Wohnküche und genug zusätzlichem
Raum zum Spielen, aber wir
haben inzwischen auch noch einen Garten
gepachtet, der ist etwa drei Minuten
entfernt und wir haben ihn kindgerecht
gestaltet. Da gibt es Hügel zum Herunterrollen,
einen Sandkasten, eine Schaukel
– und es gibt viel zu entdecken: Wir
haben ein Insektenhotel gebaut und ich
habe kleine Fühlgruben angelegt, das
sind Gruben gefüllt mit Kieselsteinen,
Tannenzapfen oder Rindenmulch. Die
Kinder können die Materialien untersuchen,
barfuß darüberlaufen, damit spielen
– und so Natur erleben, das ist mir
sehr wichtig. Übrigens schreinert mein
Mann gerade ein Hexenhäuschen, denn
wir verbringen möglichst bei jedem
Wetter die Vormittage im Garten. Mittagessen
gibt es zu Hause, das bereite
ich immer schon vorher vor.
Wichtig ist, den Kindern Sicherheit und
Geborgenheit zu vermitteln – und damit
das gelingt, muss man selbst Sicherheit
ausstrahlen. Unsicherheit würde sich
auf die Kleinen übertragen. Ein Stück
mehr Sicherheit habe ich auch durch die
Qualifizierung gewonnen – und durch
die sehr gute Unterstützung durch den
Fachdienst Kindertagespflege, der wirklich
immer für alle Fragen offen und erreichbar
ist. Viel bedeuten mir auch die
Treffen mit den Tagespflegepersonen,
die mit mir zusammen an dem Kurs teilnehmen.
Wir sind 13 Tagesmütter in der
Gruppe und tauschen uns zum Beispiel
über unsere Konzepte oder über den
Alltag aus, das ist sehr interessant.
Frau Weide, wir danken für das Gespräch!
Das Interview führte Gundula Zeitz
Impressum:
Jugendamt
Herausgeber:
Kindertagesbetreuung
Jugendamt der Stadt Kassel
Abt. Kindertagesbetreuung
Fachdienst Kindertagespflege
Obere Königsstraße 8
34117 Kassel
Email: Kindertagespflege@stadt-kassel.de
Redaktion: Ingrid Deussen (verantw.),
Gundula Zeitz, info@gundulazeitz.de
Johannes Kühn (Gestaltung), info@kuehnundmutig.de
Grafische Konzeption und Realisierung:
Büro für Kommunikationsdesign
Fotos: Andreas Berthel, privat
Druck: Boxan, Auflage: 2.000
Nachdruck nur mit Genehmigung des Jugendamtes
Kassel
Das Aktionsprogramm Kindertagespflege wird vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds
der Europäischen Union gefördert.
Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische
Förderinstrument der Europäischen
Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der
Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit,
des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit
sowie der Chancengleichheit und der
Investitionen in die Humanressourcen.
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