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Themen dieser Ausgabe: - Sonneberg

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Männergesangverein 1865 Hönbach<br />

Im Jahre 1865 wandten sich mehrer junge Männer<br />

des Ortes an den damals amtierenden Lehrer<br />

Oscar Pommer, einem Amtsvorgänger von<br />

Ludwig Spieß, der erstmals über die Geschichte<br />

des Gesangvereines im Jahre 1927 schrieb, mit<br />

der Bitte, mit ihnen einen Gesangsverein zu<br />

gründen. Es wurde sofort zur Gründung geschritten<br />

und ein Satzungsentwurf erarbeitet. In<br />

der heute noch original vorhandenen Satzung<br />

heißt es im § 1: „Es sind im Maerz des Jahres<br />

mehrere junge Männer und Burschen hiesigen<br />

Ortes zusammen getreten, welche sich zur Aufgabe<br />

gemacht haben, die Kunst des Gesanges<br />

in edelster Bedeutung des Wortes zu pflegen.“<br />

Aus dem Inhalt der damals ausliegenden Singbücher<br />

ging hervor, dass jener Gesangverein,<br />

der sich stolz Sängerbund nannte, verschiedene<br />

bekannte Volkslieder und andere Lieder eingeübt<br />

hatte. So z. B. „Heiter mein liebes Kind“<br />

von Zöllner, „Lützows wilde verwegene Jagd“<br />

von Karl Maria v. Weber, „Der Jäger Abschied“<br />

von Mendelson-Bartholdy oder das schwäbische<br />

Volkslied „Die drei Röslein“. Als Ludwig<br />

Spieß als junger Lehrer im Jahre 1876 aus dem<br />

Seminar nach Hönbach kam, wurde er von den<br />

mehreren Mitgliedern gebeten, die Leitung zu<br />

übernehmen.<br />

Ludwig Spieß über seine Anfänge: „Ich ließ mir<br />

von den Sängern aus den alten Heften einige<br />

Lieder vortragen und fand, dass diese, obwohl<br />

auf Dynamik, Aussprache etc. noch nicht so großer<br />

Wert gelegt wurde, wie dies gegenwärtig<br />

der Fall ist, doch sonst gut und klangrein gesungen<br />

wurden. Ich erklärte, es versuchen zu<br />

wollen. Es wurden neue Hefte angelegt, und die<br />

Proben wurden im Lehrsaal des damaligen<br />

Schulhauses, jetzigem Schulhaus des Herrn<br />

Louis Schillig (heute Bernd Stammberger) abgehalten.<br />

Zu den alten Mitgliedern, soweit sie<br />

noch Lust zum Singen hatten, kamen mit der<br />

Zeit noch mehrere neue Sänger hinzu. Nachdem<br />

die Proben einige Jahre mit Erfolg in dem<br />

genannten Lokal stattgefunden hatten, gaben<br />

mehrer Mitglieder der Ansicht Ausdruck, dass<br />

die gesanglichen Leistungen dadurch wesentlich<br />

gefördert werden könnten, dass den Sängern<br />

Gelegenheit geboten werde, die während<br />

des Singens trocken gewordene Kehlen von Zeit<br />

zu Zeit etwas anzufeuchten. Daher machten sie<br />

den Vorschlag, die Proben in eine Wirtschaft zu<br />

verlegen. Dem Wunsch wurde stattgegeben.<br />

Gewählt wurde das Bauersche Wirtshaus.“<br />

(später Friedelsches Wirtshaus, heute Privathaus<br />

Roschlau)<br />

Über viele Jahre hinweg blieb man dem Prinzip<br />

des Anfeuchtens der Kehle während der Proben<br />

treu, änderte nur die Lokalitäten. Es folgte die<br />

Fischersche Wirtschaft (heute Rottenbach/Arlt)<br />

und wieder das Friedelsche Gasthaus in der Lindenstraße<br />

und dann das Gasthaus „Grüner<br />

Baum“(heute noch Gasthaus) in der Neustadter<br />

Straße. Heute wird das Bürgerhaus in Hönbach<br />

für die Proben genutzt.<br />

Um 1885 entwickelte sich aus dem Gesangverein<br />

heraus auch ein Rauchklub, den sie nach<br />

dem Vorbild des Preußenkönig Friedrich Wilhelm<br />

I. den Namen „Tabakskollegium“ verliehen.<br />

Ein eifriges Mitglied des Rauchklubs war<br />

Bahnmeister Kiesewetter, der von sich behauptete,<br />

nur beim Essen und Schlafen nicht zu rauchen.<br />

Dieser Kiesewetter regte an, da er selbst<br />

ein guter Klarinettenspieler war, eine kleine Musikkapelle<br />

innerhalb des Gesangvereins zu<br />

gründen. Herr Kiesewetter übernahm das Klarinettenspiel,<br />

August Goegel, Trompete, Ludwig<br />

Spieß die 1. Geige. Ein zweiter Geiger war nicht<br />

vorhanden, und so fand sich aus den Reihen der<br />

Sänger Ehrenfried Suffa, dem ein paar Griffe<br />

beigebracht wurden. Anton Friedel (Ehrenfried)<br />

wurde als Cellist ausgebildet, Eduart Goegel bediente<br />

eine Posaune und Philipp Rebhan ein<br />

Horn. Ludwig Spieß schrieb darüber: „Nachdem<br />

mehrere Proben stattgefunden hatten, konnten<br />

wir uns auch von der Öffentlichkeit hören lassen,<br />

und wer recht bescheidene Ansprüche an<br />

die Leistungsfähigkeit einer kleinen Dorfkapelle<br />

stellte, kam einigermaßen auf seine Rechnung,<br />

hatten wir es doch dahin gebracht, dass wir die<br />

Musik zu unseren Bällen selbst ausführen<br />

konnten. Sonst haben wir anderen Musikchören<br />

keine Konkurrenz gemacht.“ Die Kapelle<br />

und auch der Rauchklub existierten nur wenige<br />

Jahre, da auch der Initiator Kiesewetter versetzt<br />

wurde und Hönbach verließ.<br />

Auch im Gesangvereinsleben scheint damals eine<br />

kleine Unterbrechung stattgefunden zu haben.<br />

Leider sind durch Abbruch des Friedelschen<br />

Hauses einigen Unterlagen darüber verloren<br />

gegangen. Sängerfeste, Frühjahrsausflüge<br />

(1900 sogar nach Meiningen) und Grabgesänge<br />

bei Sterbefällen im Ort bestimmten die<br />

Öffentlichkeitsarbeit des Gesangvereins. Preiswettgesänge<br />

waren damals noch selten. 1897<br />

wurde das erste „Pianino“ gekauft. Der Ankauf<br />

wurde durch <strong>Ausgabe</strong> von Anteilscheinen ermöglicht.<br />

Am 19. Juni 1898 feierte der Verein seine<br />

Fahnenweihe. Die Fahne mit den damaligen<br />

Landesfarben Grün/Weiß wurde in der Fabrik<br />

von Arnold in Coburg hergestellt und trägt als<br />

Inschrift den bekannten Sängergruß : „Grüß<br />

Gott mit hellem Klang, Heil deutschem Wort<br />

und Sang“. Damals kostete diese Fahne 380<br />

Mark. Heute würde sie ca. 10.000 € kosten.<br />

Die Fahne hängt heute im Bürgerhaus Hönbach<br />

und wird bei besonderen Anlässen getragen.<br />

Am 30. Juli 1901 wurde das 25jährige Jubiläum<br />

-13-<br />

<strong>Sonneberg</strong>er Vereine<br />

stellen sich vor:<br />

gefeiert (man nahm damals das Jahr 1876 als<br />

Gründungsjahr an). Das Fest wurde von 21 Vereinen<br />

mit 394 Mitgliedern besucht. Eine rege<br />

Vereinstätigkeit entwickelte sich, bis der<br />

1. Weltkrieg ausbrach. Notgedrungen musste<br />

der Gesangverein seine Tätigkeit einstellen.<br />

Ludwig Spieß: „Wie die meisten Vereine, so<br />

musste auch der Gesangverein seine Tätigkeit<br />

einstellen, da einmal die Sangeslust auf den<br />

Nullpunkt gesunken war und sodann so viele<br />

Mitglieder zur Fahne eilen mussten, dass ein regelrechter<br />

Gesangunterricht gar nicht mehr<br />

möglich war.“ Erst 1919 setzten sich die Mitglieder<br />

wieder zusammen, und zu den alten Mitgliedern<br />

traten auch neue jüngere Kräfte dazu.<br />

Die gesangliche Leitung übergab Ludwig Spieß<br />

seinem Kollegen Barnicol, der leider nach bereits<br />

zwei Jahren aus unbekannten Gründen<br />

sein Amt wieder niederlegte. Man trat wieder an<br />

Ludwig Spieß heran, der so den Verein mit kleinen<br />

Unterbrechungen 50 Jahre musikalisch leitete.<br />

Heute erinnert eine Straße in Hönbach mit<br />

seinem Namen an sein unermüdliches Schaffen.<br />

Nach Ludwig Spieß übernahm im Jahre<br />

1926 Albin Knoch die musikalische Leitung, ein<br />

musikalisch begabter junger Mann, der die Sänger<br />

bis 1966 ausbildete. 1926 bestand der Verein<br />

aus 44 aktiven und passiven Mitgliedern.<br />

Die weitere Entwicklung des Gesangvereines<br />

soll durch folgende Eckdaten charakterisiert<br />

werden:<br />

1934 – Die Liederbücher sollen abgegeben werden,<br />

in denen von den Nazis verbotene Komponisten<br />

stehen. Chorleiter Albin Knoch versteckt<br />

diese Bücher während der gesamten Nazizeit<br />

und bringt sie erst nach 1945 wieder hervor.<br />

1947 – Wiederaufnahme des Chorlebens. Der<br />

Chor zählt 1948 insgesamt 65 Mitglieder.<br />

1965 – Einhundertjahrfeier des Chores in Hönbach.<br />

Umzug im Ort. Freundschaftssingen mit<br />

dem Judenbacher Volkschor<br />

1966 – Burkhardt Linß, Musiklehrer an der Musikschule<br />

<strong>Sonneberg</strong>, übernimmt die musikalische<br />

Leitung des Chores bis 1996.<br />

1981 – Der Chor organisiert das erste bis heute<br />

bekannte und beliebte „Hönbacher Teichfest“.<br />

1996 – Roland Heublein übernimmt die musikalische<br />

Leitung des Chores und stellt im Jahr<br />

2000 eine freundschaftliche Verbindung mit<br />

dem Chor in Rohrbach bei Coburg her; Verleihung<br />

der Zelter Medaille<br />

2004 – Der langjährige Vorsitzende des Vereins,<br />

Horst Stegner, verstirbt. Detlef Migge wird<br />

neuer Vorsitzender.<br />

2005 – 140-Jahr-Feier. Es werden langjährige<br />

Chormitglieder ausgezeichnet:<br />

Siegfried Motschmann 40 Jahre Chormitglied<br />

Norbert Reumann 30 Jahre Chormitglied<br />

Roland Heublein 25 Jahre Dirigententätigkeit<br />

Für 50jährige musikalische Tätigkeit wird durch<br />

das Mitglied des Landtages Christine Zitzmann<br />

(heutige Landrätin) Siegfried Motschmann ausgezeichnet.<br />

2006 – Besuch des Landtages in Erfurt auf Einladung<br />

MdL Christine Zitzmann<br />

Interessenten sind zu den Chorproben,<br />

die jeden Freitag im Gemeindehaus in<br />

Hönbach stattfinden, recht herzlich eingeladen.<br />

Text und Fotos von Siegfried Motschmann und<br />

Günter Sommer.

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