Themen dieser Ausgabe: - Sonneberg
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Straßen in <strong>Sonneberg</strong>: Die Kirchstraße<br />
Kemmleinshügel mit „Schustershäusla“ um 1900<br />
Kemmleinshügel mit Haus Kemmlein, später Theodor Hutschenreuther, zuletzt Räder-Großmann<br />
von Grub am Forst nach <strong>Sonneberg</strong> kam und<br />
als eines der ersten Häuser das Haus Kirchstraße<br />
2 errichteten. Bekannt war vor allem<br />
der Lehrer Friedrich Kemmlein, der zugleich<br />
auch Stadtkirchner war. Das Haus übernahm<br />
später die bereits erwähnte Familie Hutschenreuther.<br />
Vom damaligen Hauptmarkt – dem Unteren<br />
Markt – begann zügig Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
der Ausbau der Kirchstraße, die bis dahin<br />
nur ein kleiner Weg im schlechten Zustand<br />
war. Vorwiegend kleine Häuschen – meist mit<br />
Ladengeschäften im Erdgeschoss – bildeten<br />
eine geschlossene Häuserzeile vom Kemmleinshügel<br />
bis linksseitig zur Bäckerei Schelhorn<br />
an der Einmündung zum Glasbach, für<br />
den viele <strong>Sonneberg</strong>er auch eine deftige Bezeichnung<br />
kennen. Auf der rechten Straßenseite<br />
stehen bis hin zur Villa „Amalie“ bzw. Juttastraße<br />
2 – 3stöckige Gebäude. Leider können<br />
wir nicht alle Häuser und ihre Inhaber bzw.<br />
Nutzer nennen, aber hier seien noch einige erwähnt:<br />
Dies waren u. a. die Geschäfte von<br />
Kirchstraße 30, Jugendstil-Villa von Dr. Erich Eichhorn<br />
-9-<br />
„Fell-Steiner“, „Wild- und Geflügel-Beck“,<br />
„Tabakwaren Wolf“ – wo man bis in die 60er<br />
bzw. 70er Jahre noch spät abends einkaufen<br />
konnte –, „Milchhandlung Fischer“ und „Drechslerei<br />
und Schirmreparatur Volk“. In Erinnerung<br />
geblieben sind auch noch die Bäckereien<br />
Schröppler und Schelhorn, ebenso das Restaurant<br />
und Hotel „Sächsischer Hof“ (Laurenz<br />
Stier), die Gaststätte „Quelle“ von Bernhard<br />
Bauersachs, die Gaststätte Schoder und – obwohl<br />
schon zur Schanzstraße gehörend – die<br />
Gaststätte „Hofburg“, zuletzt betrieben von<br />
Erich Sauerteig. Selbst der „Krug zum Grünen<br />
Kranz“ gehörte bis zur Neuordnung der Hausnummern<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts noch<br />
zur Kirchstraße.<br />
In der Kirchstraße wohnten aber darüber hinaus<br />
weitere bekannte Persönlichkeiten von<br />
<strong>Sonneberg</strong> wie Albin Florschütz (Deputy Consul<br />
der USA) in Haus Nr. 50 (alte Nummer) und<br />
Dr. Erich Eichhorn (Chefarzt des Krankenhauses<br />
von 1921 – 1947) in der Kirchstraße 30. Die<br />
einst schöne Villa wurde bereits 1885 von<br />
Kaufmann Ernst Friedrich Dressel – einem Vetter<br />
von Kommerzienrat Adolf Fleischmann – an<br />
den Architekten Professor Albert Schmidt in<br />
Auftrag gegeben. Schmidt, ein berühmter<br />
Sohn unserer Stadt, hat in ganz Deutschland<br />
und natürlich auch in <strong>Sonneberg</strong> viele beeindruckende<br />
Bauwerke errichtet. So fuhr er zur<br />
Vorbereitung des Bauplanes nach Versailles,<br />
um dort die so genannten Kavaliersvillen (Jugendstil)<br />
in Augenschein zu nehmen und um<br />
so den Charme französischer Architektur nach<br />
<strong>Sonneberg</strong> zu bringen. Das Gebäude ist leider<br />
nunmehr seit Jahren unbewohnt und in seiner<br />
Substanz sehr gefährdet.<br />
Die vielen <strong>Sonneberg</strong>ern vielleicht unwichtig<br />
erscheinende Kirchstraße hat sich zwar in den<br />
letzten Jahrzehnten stark verändert, nimmt<br />
aber in der Geschichte <strong>Sonneberg</strong>s einen nicht<br />
unbedeutenden Platz ein.<br />
Text und Bilder: Gerhard Stier