planspieler - Quartier
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Am Sandtorkai werden die alten Kaffeesilos abgerissen, um für die nächsten Bauvorhaben der HafenCity Platz zu machen. Am linken Bildrand<br />
ist das Bankhaus Wölbern zu sehen, eines der ersten acht Gebäude der HafenCity am Sandtorkai (2006)<br />
Gleichzeitig leidet der Stadtteil an seiner geringen Einwohnerschaft.<br />
Die gesamte HafenCity hat zehn Jahre nach Baubeginn<br />
nur knapp 1.800 Einwohner, von denen laut Statistikamt<br />
Nord lediglich die Hälfte dauerhaft hier leben. Nachdem diese<br />
kleine Gemeinschaft lange unter dem Image eines Ghettos für<br />
Besserverdiener litt, haben sich nun die politischen Prioritäten<br />
dahingehend verändert, dass stärker an einer sozialen Durchmischung<br />
gearbeitet wird. Verschiedene Finanzierungsmodelle<br />
wurden verstärkt berücksichtigt, etwa Baugemeinschaften<br />
und Genossenschaften. Das Mietniveau bleibt im Verhältnis<br />
zur restlichen Stadt trotzdem hoch. Es wird zwar als Erfolg verbucht,<br />
dass am Lohsepark Sozialwohnungen entstehen, aber<br />
es bleibt zweifelhaft, ob es in der HafenCity zu gefördertem<br />
Wohnungsbau in größerem Maßstab kommen wird. Auch bei<br />
moderaten Grundstückspreisen und günstigen Baufinanzierungen<br />
ist es für die meisten Bauherren unrealistisch, in Innenstadtbereichen<br />
Mieten unter zwölf Euro pro Quadratmeter<br />
zu verwirklichen. Um das zu erreichen, wären umfangreiche<br />
Subventionen nötig. Aber ausgerechnet auf einem von Hamburgs<br />
teuersten Baugründen? Trotzdem gilt das Ziel, am Baakenhafen<br />
ein Drittel aller Wohnungen im sozial geförderten<br />
Wohnungsbau zu errichten, denn Bürgermeister Scholz hat<br />
sich das massive Wohnraumproblem der Stadt zur Aufgabe<br />
gemacht. Man wird ihn daran messen, ob das zum Beispiel im<br />
Baakenhafen gelingt, wo der wesentliche Teil der erwarteten<br />
12.000 Einwohner der HafenCity leben soll.<br />
Man wird ihn nicht nur daran messen. Der Nachlass seiner<br />
Vorgänger stellt ihn vor einige Herausforderungen, allen voran<br />
die Elbphilharmonie, deren Kosten auf eine halbe Milliarde<br />
Euro angewachsen sind, während die anderen architekto-<br />
ausgabe 22, juni – august 2013<br />
Titel <strong>planspieler</strong><br />
nischen Leuchttürme, etwa das Kreuzfahrtterminal mitsamt<br />
Fünf-Sterne-Hotel von Massimiliano Fuksas oder die Waterfront<br />
Towers von Erick von Egeraat, von der Tagesordnung<br />
verschwunden sind. Es ist noch keine fünf Jahre her, dass Rem<br />
Koolhaas seinen 40-Millionen-Euro-Entwurf für das Science<br />
Center vorstellte. Heute redet kein Mensch mehr davon. Die<br />
Stadt ist gerade noch einmal um die Anmietung von 50.000<br />
Quadratmetern herumgekommen, um ihre Verpflichtungen<br />
gegenüber dem Überseekonsortium zu erfüllen. Trotzdem<br />
muss die Entwicklung des südlichen Überseequartiers zügig<br />
vorangetrieben werden.<br />
Die Zwangsehe zwischen Hafenausbau<br />
und HafenCity wurde als schwere Hypothek<br />
für die Stadtentwicklung begriffen<br />
Vor 16 Jahren offenbarte Bürgermeister Henning Voscherau<br />
der Stadt seine „Vision HafenCity“. Er erlebte noch im Amt,<br />
wie sie von der Bürgerschaft angenommen wurde, trat dann<br />
aber zweieinhalb Monate später zurück und musste ihrer Verwirklichung<br />
durch seine Nachfolger zusehen. Ole von Beust,<br />
als Oppositionsführer zunächst wenig begeistert, war dann<br />
von 2001 bis 2010 als Bürgermeister ganz entscheidend daran<br />
beteiligt, die Vision aus dem Planungsstadium in die gebaute<br />
Wirklichkeit zu holen. Und schließlich Olaf Scholz. Zehn Jahre<br />
nach dem ersten Spatenstich am Sandtorkai muss er mit diesen<br />
Wirklichkeiten umgehen.<br />
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