planspieler - Quartier
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Aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Überseeclubs hatten<br />
sich am 7. Mai 1997 gut 1.000 Gäste im großen Saal des<br />
Rathauses eingefunden. Bundespräsident Roman Herzog hielt<br />
eine einleitende Rede und übergab dann das Wort an Henning<br />
Voscherau. Was Hamburgs Erster Bürgermeister dann vor den<br />
versammelten Honoratioren aussprach, war für manchen Ohrenzeugen<br />
nichts anderes als eine Sensation. Er sprach von einer<br />
Vision: Das Gebiet zwischen Sandtorhöft und Elbbrücken<br />
sollte als Hafen aufgegeben und für eine zukunftsweisende<br />
Entwicklung der Stadt neu genutzt werden. Auch wenn es<br />
Hamburg damit einer Reihe anderer Hafenstädte gleichtat, die<br />
brach gefallene Hafenareale umnutzten, war diese Ankündigung<br />
für die meisten revolutionär, galt doch Hamburgs Hafen<br />
lange als unantastbar. Voscheraus Vision war seine Antwort<br />
auf eine historische Herausforderung: Es galt, die Hansestadt<br />
für das kommende Jahrtausend zu rüsten, nachdem sie durch<br />
den Zusammenbruch des Ostblocks wieder in die Mitte eines<br />
gesamteuropäischen Wirtschaftsraums gerückt war.<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Titel <strong>planspieler</strong><br />
von Egbert Kossak erählt, der 1981 bis 1998 Hamburgs Oberbaudirektor<br />
war. Die Auseinandersetzung zwischen ihm und<br />
Voscherau ist mindestens so alt wie die HafenCity und wurde<br />
von Beginn an gerne öffentlich ausgetragen. Dabei wirft<br />
Kossak Voscherau vor, sich mit fremden Federn zu schmücken.<br />
Tatsächlich habe er selbst, Kossak, die HafenCity schon in den<br />
80er Jahren zusammen mit Klaus von Dohnanyi auf zahlreichen<br />
Symposien, Bauforen und Architekturwettbewerben<br />
vorbereitet, die sich intensiv mit dem nördlichen Hafenrand<br />
befassten und ihn als eine zusammenhängende „Perlenkette“<br />
von Neumühlen bis Hammerbrook begriffen. Nach Dohnanyis<br />
Rücktritt habe Voscherau aber untersagt, diese Pläne weiter<br />
voranzutreiben, vor allem auf Betreiben der Wirtschaftsbehörde,<br />
die die Interessen der Hafenwirtschaft gefährdet sah.<br />
Erst HHLA-Chef Peter Dietrich gab den Anlass, die Pläne wieder<br />
aus der Schublade zu holen, weil er nach Wegen suchte,<br />
den Hafenausbau in Altenwerder zu finanzieren. Hans Lafrenz,<br />
ehemals Deputierter der Baubehörde und später Abgeordneter<br />
der CDU in der Bürgerschaft, stieß in dasselbe Horn: Nur,<br />
weil die Wirtschaftsbehörde Geld für die Hafenerweiterung<br />
brauchte, sei erwogen worden, stadteigene Flächen zu verkaufen,<br />
um mit den Erlösen Altenwerder zu ermöglichen.<br />
Unstrittig ist, dass die Vorbereitungen in aller Heimlichkeit<br />
betrieben wurden. Viele Gebäude, Lagerhallen und Industrieanlagen<br />
auf dem betreffenden Gelände befanden sich im Besitz<br />
privater Unternehmen. Ohne Kontrolle darüber würde die<br />
Natürlich gibt es eine andere, eine alternative Lesart: Als<br />
Hettchen<br />
Voscherau im Überseeclub seine „Vision HafenCity“ vorstellte,<br />
kam er acht Jahre zu spät. Jahrelang hatte er sich dem Willen<br />
der Wirtschaftsbehörde und der HHLA gebeugt und das Pro-<br />
Heinz-Joachim<br />
jekt bewusst verhindert. In dieser Variante wird die Geschichte Foto:<br />
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