1 Einleitung 2 Vom Zeichenbrett über Computer Aided Design zu ...
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WORKSHOP „ELEKTROTECHNIK CAD“<br />
FACHTAGUNG DER GI-FACHGRUPPEN 4.1.6 UND 4.2.1<br />
STUTTGART, 18. JULI 2002<br />
CAE SYSTEME DER DRITTEN GENERATION<br />
– WAHRHEIT ODER VISION –<br />
Dirk Schäfer, Dieter Roller, Daniel Böck (Universität Stuttgart)<br />
Schlüsselwörter: Systemgenerationen, EES, Notwendigkeit, Anforderungen,<br />
Realisierungsstand<br />
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Mitte der Neunziger Jahre hatten die damals im Einsatz befindlichen Elektro-CAD Systeme<br />
der ersten und zweiten Generation den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit <strong>über</strong>schritten. Sie<br />
konnten den hohen, sich bereits abzeichnenden <strong>zu</strong>künftigen Anforderungen nicht mehr<br />
gerecht werden. Aus verschiedensten Gründen war eine Weiterentwicklung dieser Systeme<br />
nicht mehr sinnvoll möglich, so dass die Lösung in der Konzeption und Entwicklung einer<br />
vollkommen neuen Systemgeneration lag.<br />
Der vorliegende Beitrag fasst im Anschluss an einen kurzen Überblick <strong>über</strong> die Evolution des<br />
Elektro-CAD die wichtigsten Gründe für die Notwendigkeit der Entwicklung einer neuen<br />
Systemgeneration <strong>zu</strong>sammen. Darauf folgend werden die an die so genannten CAE Systeme<br />
der dritten Generation, häufig auch als „Electrical Engineering Solutions“ (EES) bezeichnet,<br />
gestellten Anforderungen nochmals <strong>zu</strong>sammenfassend dargestellt, um abschließend den heute<br />
erreichten Entwicklungsstand auf<strong>zu</strong>zeigen.<br />
2 <strong>Vom</strong> <strong>Zeichenbrett</strong> <strong>über</strong> <strong>Computer</strong> <strong>Aided</strong> <strong>Design</strong> <strong>zu</strong> <strong>Computer</strong><br />
<strong>Aided</strong> Engineering<br />
2.1 Die erste Systemgeneration – Elektro-CAD<br />
Die Entwicklungsgeschichte des Elektrotechnik-CAD beginnt vor etwa 20 bis 25 Jahren, also<br />
beinahe zwanzig Jahre später als in den klassischen CAD-Anwendungsgebieten wie<br />
Mechanik und Maschinenbau. Während innerhalb dieser Disziplinen Mitte des 20.<br />
Jahrhunderts bereits weitreichende Forschungsergebnisse und praktische Erkenntnisse<br />
vorhanden waren, befanden sich die moderne Elektrotechnik und Elektronik gerade erst in der<br />
Entstehung. Infolgedessen entstand auch erst mit wachsendem Fortschritt in diesen Bereichen<br />
ein erhöhter Bedarf an Rechnerunterstüt<strong>zu</strong>ng. Ein zweiter nicht unwesentlicher Aspekt für<br />
den Vorsprung der CAD-Technologie im Mechanik- und Maschinenbaubereich (MCAD) ist<br />
rein wirtschaftlicher Natur. Von jeher verfügten die namhaften Weltunternehmen aus<br />
Copyright notice: This paper has been published in Roller, D. ; Schäfer, D. (Hrsg.):<br />
ELEKTROTECHNIK CAD: CAE Systeme der dritten Generation. Aachen : Shaker, 2002. -<br />
Berichte aus der Konstruktionstechnik. - Tagungsband <strong>zu</strong>m Workshop in Stuttgart, Germany,<br />
July 18, 2002. - ISBN 3-88322-0335-4, pp. 1-21. As a courtesy to the publisher, this paper may<br />
not be reproduced or distributed in any form.
Maschinenbau, Automobilindustrie sowie Luft- und Raumfahrttechnik <strong>über</strong> enorme<br />
finanzielle Mittel, mit denen sowohl weltweit führende Fachleute angeworben als auch<br />
erstklassige Forschungseinrichtungen und Materialien bereitgestellt werden konnten. Ein<br />
dritter Grund für die verzögerte Entwicklung der CAD Technologie im Elektrobereich ist,<br />
dass bei der Systementwicklung nicht einfach auf die im Bereich des Mechanik-CAD<br />
vorhandenen Erkenntnisse und Erfahrungen <strong>zu</strong>rückgegriffen werden konnte. Die Ursache<br />
hierfür liegt darin begründet, dass ECAD und MCAD von ihren spezifischen Anforderungen<br />
und Aufgabenbereichen her zwei derart grundverschiedene Anwendungsgebiete sind und sich<br />
die rechnergestützte Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng daher nicht ohne weiteres von einem Bereich<br />
auf den anderen <strong>über</strong>tragen ließ.<br />
Die ersten ECAD Systeme verfolgten im wesentlichen das Ziel, die bis dato am <strong>Zeichenbrett</strong><br />
geleistete Entwurfsarbeit auf ein <strong>Computer</strong>system ab<strong>zu</strong>bilden. Bei jenen Systemen stand also<br />
die Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Konstrukteurs bei der Erstellung von Stromlaufplänen im Mittelpunkt.<br />
Die symbol- bzw. bauteilbasierte Stromlaufplanerstellung führte <strong>zu</strong> einer im Vergleich <strong>zu</strong> den<br />
damals üblichen Bleistift- und Tuschezeichnungen auf Papier erheblich verbesserten Qualität<br />
der Pläne. Einen weiterer Vorteil gegen<strong>über</strong> konventionellen Papierzeichnungen boten die<br />
besseren Modifikationsmöglichkeiten sowie eine platzsparendere Archivierung von<br />
Konstruktionsprojekten auf digitalen Datenträgern. Dar<strong>über</strong> hinaus konnten einmal erstellte<br />
Projekte bereits damals im Sinne von manueller Variantenkonstruktion durch Löschen,<br />
Abändern und Hin<strong>zu</strong>fügen von Konstruktionsdetails bzw. Teilkonstruktionen leichter als<br />
<strong>zu</strong>vor in weiteren Projekten wiederverwendet werden. Eine Unterstüt<strong>zu</strong>ng von <strong>über</strong> die reine<br />
Zeichnung hinausgehenden Prozessen war mit der im Zeitraum von etwa 1975 bis 1985<br />
entwickelten ersten Systemgeneration allerdings noch nicht möglich. Infolgedessen blieb die<br />
erhoffte große Produktivitätssteigerung in der Elektrokonstruktion daher letztendlich aus.<br />
2.2 Die zweite Systemgeneration – <strong>Computer</strong> <strong>Aided</strong> Engineering<br />
Ab etwa 1985 fand die Entwicklung der zweiten Systemgeneration von Elektrotechnik-CAD<br />
Systemen statt. Als Entwurfsbasis diente bei diesen Systemen zwar immer noch der<br />
Stromlaufplan, jedoch wurden die Systemfunktionalitäten um so genannte<br />
Auswertungsfunktionen erweitert. Diese Auswertungsfunktionen ermöglichten direkt aus dem<br />
Stromlaufplan heraus eine halbautomatische Generierung weiterer elektrotechnischer<br />
Dokumentationsunterlagen, wie etwa Klemmenpläne, Anschlusspläne oder Stücklisten.<br />
Halbautomatisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nach jeder Änderung des<br />
Stromlaufplanes <strong>zu</strong>r Aktualisierung der weiteren Projektdokumente ein neuer<br />
Generierungslauf gestartet werden musste. Neben den Auswertefunktionen boten zahlreiche<br />
Systeme bereits die Möglichkeit, <strong>über</strong> Kontrollfunktionen den Entwurf des Konstrukteurs<br />
automatisch in Echtzeit auf eine Reihe potentieller Fehler (z.B. Kurzschlüsse) hin <strong>zu</strong><br />
<strong>über</strong>prüfen.<br />
Da bei Elektrotechnik-CAD Systemen der zweiten Generation erstmals mehr als die reine<br />
Konstruktionsarbeit (<strong>Computer</strong> <strong>Aided</strong> <strong>Design</strong>) unterstützt wurde, erfolgte im Sprachgebrauch<br />
<strong>zu</strong>nehmend eine Ablösung des Begriffs Elektro-CAD durch die neue Bezeichnung <strong>Computer</strong><br />
<strong>Aided</strong> Engineering (CAE).<br />
2.3 Die Übergangsphase zwischen zweiter und dritter Systemgeneration<br />
Die Zeit zwischen Mitte und Ende der neunziger Jahre beschreibt in be<strong>zu</strong>g auf die<br />
Elektrotechnik CAD Systemgenerationen eine Übergangsphase. Die in diesem Zeitraum<br />
entwickelten Werkzeuge gehen einerseits <strong>über</strong> die Funktionalitäten der Systeme der zweiten
Generation weit hinaus, verkörpern andererseits allerdings bei weitem noch nicht das, was<br />
von Systemen der nächsten (dritten) Generation erwartet bzw. ermöglicht werden sollte. Im<br />
oben genannten Zeitraum wurden die Systeme der zweiten Generation vornehmlich<br />
dahingehend erweitert, dass vor allem Schnittstellen <strong>zu</strong>r Kopplung der CAE Systeme an<br />
EDM, PDM und PPS Systeme realisiert wurden. Dar<strong>über</strong> hinaus war man bestrebt, innerhalb<br />
der Unternehmen die diversen Einzelkomponenten der bestehenden DV-Landschaften <strong>zu</strong><br />
integrierten Gesamtlösungen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>setzen. Hierbei kam es vor allem darauf an,<br />
geeignete Schnittstellen zwischen den Einzelanwendungen <strong>zu</strong> entwickeln. Vor diesem<br />
Hintergrund wurde die Leistungsfähigkeit der damaligen CAE Systeme noch einmal erheblich<br />
verbessert.<br />
Bild 1: ECAD Systemgenerationen im Überblick<br />
In diesem Sinne boten sich beispielsweise wesentlich effizientere Möglichkeiten <strong>zu</strong>r<br />
Projektverwaltung, die häufig aus der Entwicklung von Schnittstellen <strong>zu</strong> PPS, EDM sowie<br />
PDM Systemen resultierten. Durch die damals strikte Orientierung der gesamten<br />
Elektrokonstruktion und Anlagenprojektierung am Stromlaufplan war die Integration von PPS<br />
und EDM/PDM Systemen allerdings häufig nur rudimentär <strong>zu</strong> bewerkstelligen, da ein<br />
Großteil der schon vor Beginn der Elektrokonstruktion vorliegenden Projektinformationen<br />
nach wie vor nicht im Hinblick auf eine effiziente Nut<strong>zu</strong>ng in die Systeme eingebracht<br />
werden konnte. Eine diesbezüglich verbesserte Unterstüt<strong>zu</strong>ng des von den Unternehmen<br />
gewünschten Konstruktions- und Fertigungsprozesses setzt aber gerade jene Durchgängigkeit<br />
innerhalb der betrieblichen Abläufe, angefangen von der Kalkulation und Projektierung <strong>über</strong><br />
Basic- und Detail-Engineering bis hin <strong>zu</strong>m Qualitätsmanagement und der Wartung, voraus.
3 Die dritte Systemgeneration – Electrical Engineering Solutions<br />
3.1 Motivation und Notwendigkeit<br />
Als vordergründigster Grund der Elektrotechnik-CAD einsetzenden Unternehmen für die<br />
Entwicklung einer neuen Systemgeneration kann wohl der Wunsch nach einer schnelleren<br />
Produktverfügbarkeit bei gleichzeitig niedrigeren Entwicklungskosten genannt werden. Als<br />
Folgeerscheinung der <strong>zu</strong>nehmenden Globalisierung der Märkte ergab sich Mitte der<br />
Neunziger Jahre eine erneute drastische Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen, der nur<br />
mit wirklich neuen und innovativen Technologien entgegengewirkt werden konnte. Rasch<br />
wurde klar, dass nur Unternehmen, die ihre Entwicklungskosten langfristig erheblich senken<br />
und gleichzeitig eine Reduzierung des „Time-to-Market“ für ihre Produkte erreichen können,<br />
auf Dauer diesem stetig steigenden Wettbewerbsdruck standhalten würden.<br />
Obwohl die damaligen CAE Systeme stets um neue Funktionalitäten erweitert bzw. verbessert<br />
wurden, wuchs proportional <strong>zu</strong>r Leistungsfähigkeit der Systeme auch die Komplexität der<br />
Aufgabenstellungen an, so dass letztendlich die Projektdurchlaufzeiten annähernd konstant<br />
blieben. Die Gründe hierfür liegen hauptsächlich in den Entwicklungsmethoden der Siebziger<br />
und Achtziger Jahre. Durch die damals entstandenen monolithischen Architekturen und das<br />
wenig ingenieurmäßige Vorgehen bei der Systementwicklung wurden die System von der<br />
Implementierbarkeit her immer schwieriger <strong>zu</strong> handhaben, was schließlich eine wirtschaftlich<br />
vertretbare Wartbarkeit und Erweiterbarkeit nicht mehr <strong>zu</strong>ließ. Schließlich erkannte man, dass<br />
nur eine vollkommen neu entwickelte Generation von Systemen hier Abhilfe schaffen konnte.<br />
Doch <strong>zu</strong>nächst galt es, die an diese <strong>zu</strong>künftige Systemgeneration <strong>zu</strong> stellenden Anforderungen<br />
so exakt wie eben möglich <strong>zu</strong> ermitteln. Da für die Entwicklung einer vollkommen neuen<br />
Systemgeneration ein relativ langer Zeitraum benötigt werden würde, galt es, die<br />
Anforderungen für dieses System so genau wie möglich <strong>zu</strong> spezifizieren. Aus diesem Grund<br />
wurden umfangreiche Forschungsarbeiten durchgeführt, um sowohl die notwendigen<br />
Anforderungen aus Sicht der Systemanwender als auch die der Softwareentwickler erfassen<br />
<strong>zu</strong> können.<br />
3.2 Anforderungen an die dritte Systemgeneration<br />
3.2.1 Anforderungen aus Anwendersicht<br />
Zwei der wichtigsten Basisanforderungen an Elektrotechnik CAD Systeme sind einerseits die<br />
Verkür<strong>zu</strong>ng der Konstruktionszeiten und -kosten bei gleichzeitig möglichst steigender<br />
Produktqualität sowie andererseits eine automatisierte Erzeugung vollständiger<br />
Fertigungsunterlagen. Umfangreiche Untersuchungen unter den ECAD/CAE Anwendern<br />
führten dar<strong>über</strong> hinaus insbesondere <strong>zu</strong> folgende an <strong>zu</strong>künftige CAE Systeme <strong>zu</strong> stellende<br />
Anforderungen [1]:<br />
• Optimale Nut<strong>zu</strong>ng von vorhandenen Ressourcen: Einbindung bereits existierender<br />
Datenbestände und Nut<strong>zu</strong>ng der vorhandenen Erfahrungen und Techniken.<br />
• Modularer Aufbau: Ein modular aufgebautes Elektrotechnik CAD System sollte aus<br />
einem Grundpaket und mehreren darauf aufbauenden Zusatzmodulen bestehen, aus denen<br />
sich der Anwender ein individuelles, auf seine Anforderungen <strong>zu</strong>geschnittenes Paket<br />
<strong>zu</strong>sammenstellen kann. Dadurch muss der Anwender keine für ihn <strong>über</strong>flüssige
Funktionen teuer bezahlen und kann trotzdem bei neuen Anforderungen sein System<br />
entsprechend erweitern oder ändern.<br />
• Simultanes Arbeiten im Mehrbenutzerbetrieb: Durch eine Parallelisierung des<br />
Konstruktionsprozesses kann eine erhebliche Senkung der Entwicklungszeiten und der<br />
Kosten erreicht werden.<br />
• Modulentwurf durch OEM (Original Equipment Manufacturer) Partner: Da Anwender oft<br />
eigene Probleme durch Einbindung selbst geschriebener Programme in das System lösen,<br />
sollte es möglich sein, diese Lösungen auch anderen Kunden als vollwertige, vom<br />
Systemhersteller anerkannte Module <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen.<br />
• Integration von bzw. <strong>zu</strong> externen Systemen: Für eine unternehmensweite Integration des<br />
Elektrotechnik-CAD Systems kann dieses <strong>über</strong> Schnittstellen oder durch direkte<br />
Kopplung mit allen Organisationssystemen der im Unternehmen etablierten DV-<br />
Landschaft verbunden werden.<br />
• Heterogener Ansatz: Im Normalfall ist das <strong>Computer</strong>netz eines Anwenders nicht homogen<br />
gestaltet, sondern in ein heterogenes Netz (LAN und/oder WAN) integriert. Im Idealfall<br />
verhält sich dieses wie ein homogenes Netz und erlaubt den transparenten Zugriff auf<br />
<strong>Computer</strong> mit unterschiedlichen Betriebssystemen, der nur auf Applikationsebene<br />
realisiert werden kann.<br />
• Modellierer: Um in jeder Phase des Produktlebenszyklus, von der Idee <strong>über</strong> die<br />
Konstruktion und Produktion bis hin <strong>zu</strong>m Recycling, ein anschauliches Modell generieren<br />
<strong>zu</strong> können, werden geeignete Modellierer benötigt. Diese sollen alle Einflüsse auf das<br />
Produkt sichtbar machen. Die daraus entstehende Komplexität scheint in vollem Maße<br />
jedoch nur schwer realisierbar <strong>zu</strong> sein.<br />
• Konsistente und konfigurierbare Benut<strong>zu</strong>ngsoberfläche: Dies schließt die Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
von Standards, intuitive Bedienbarkeit und Anpassung an das Benutzerverhalten ein.<br />
• Unterstüt<strong>zu</strong>ng von effizienten Mechanismen <strong>zu</strong>r Handhabung von Konstruktionsvarianten.<br />
Neben den oben aufgelisteten Punkten wurden von den Anwendern häufig auch der Wunsch<br />
nach verbesserten Online-Kontrollmechanismen, „intelligenten” Bauteile, aktiver und<br />
passiver Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng, einheitlichen Bauteilkonzepten sowie Möglichkeiten <strong>zu</strong>r<br />
Skizzeneingabe von Konstruktionsentwürfen genannt.<br />
3.2.2 Anforderungen aus DV-Sicht<br />
Bei den Elektrotechnik-CAD Systemen der ersten und zweiten Generation traten, wie bei<br />
anderen Software-Produkten auch, erhebliche Probleme bezüglich der funktionellen und<br />
strukturellen Erweiterbarkeit auf. Diese beruhten vor allem auf der un<strong>zu</strong>reichenden<br />
ingenieurmäßigen Planung bei deren ursprünglichen Entwicklung. Infolgedessen sollten bei<br />
der Konzeption und Entwicklung einer neuen Systemgeneration insbesondere aktuelle<br />
Aspekte des modernen Software Engineering berücksichtigt werden.<br />
Folgende Anforderungen für die Systementwicklung seien diesbezüglich genannt [1]:<br />
• Modularer Aufbau: Ziel ist ein offenes System mit hoher Wiederverwendbarkeit und<br />
niedrigem Wartungsaufwand.<br />
• Transparente Systementwicklung: Um verschiedene Betriebssysteme <strong>zu</strong> unterstützen, ist<br />
ein system<strong>über</strong>greifendes Modulkommunikationskonzept erforderlich.
• Modulentwicklung durch Dritte: Da ein großes spezifisches Wissenspotential bei den<br />
Anwendern der Software liegt, sollte dieses Wissen in die Modulentwicklung eingebracht<br />
werden. Dies erfordert Outsourcing in der CAD Entwicklung und ein generisches<br />
Modulkonzept.<br />
• Integration von bzw. <strong>zu</strong> externen Systemen: Die Bereitstellung von<br />
Integrationsschnittstellen um andere Systeme anbinden <strong>zu</strong> können, sind von großer<br />
Wichtigkeit. Systeme ohne diese Möglichkeit werden bei Anwendern keine Akzeptanz<br />
finden.<br />
• Verwendung von Tools: In der modernen Software-Entwicklung ist die Verwendung von<br />
diversen den Entwicklungsprozess unterstützenden Spezialwerkzeugen notwendig.<br />
Derartige Werkzeuge sollten unabhängig vom jeweiligen Anbieter von allen CAE<br />
Systemherstellern integrierbar und verwendbar sein.<br />
Weiterhin sind eine Standardisierung des elektrotechnischen Arbeitsprozesses und der<br />
Entwurf eines allgemeingültigen Modells, das mehrere Technologien aufeinander abbildbar<br />
macht, notwendig.<br />
3.3 Realisierungsansätze und Basistechnologien<br />
3.3.1 Objektorientierte Softwareentwicklung<br />
Die meisten der Ende der Neunziger Jahre verfügbaren Elektrotechnik-CAD Systeme wurden<br />
ohne die Methoden des modernen Software Engineering entwickelt. Dadurch, und durch die<br />
Tatsache, dass die Systeme <strong>über</strong> bis <strong>zu</strong> 10 Jahre hinweg um neue Funktionen erweitert und<br />
verbessert wurden, sank ihre Wartbarkeit <strong>über</strong>proportional <strong>zu</strong> ihrer Leistungsfähigkeit<br />
beziehungsweise <strong>zu</strong> ihrem Funktionsumfang. Die Entscheidung, eine neue Systemgeneration<br />
<strong>zu</strong> entwickeln sollte daher für die Systemhäuser auch den Übergang vom herkömmlichen<br />
Entwicklungsprozess hin <strong>zu</strong>m objektorientierten Software Engineering markieren.<br />
Die objektorientierte Softwareentwicklung wird üblicherweise in 5 Phasen aufgeteilt:<br />
1. Anforderungsanalyse<br />
2. Rechnergestütztes <strong>Design</strong> und Modellierung<br />
3. Implementierung<br />
4. Validierung<br />
5. Wartung
Bild 2: Phasen der Systementwicklung<br />
Während bei der in den Achtziger Jahren üblichen Softwareentwicklung der Schwerpunkt auf<br />
die Codierung gelegt und die Modellierung und das <strong>Design</strong> vom Programmierer „nebenbei“<br />
erledigt wurden, findet heute unter dem Einfluss des Paradigmas der objektorientierten<br />
Software-Entwicklung eine Umverteilung der Hauptanteile an der Entwicklungszeit, weg von<br />
der Implementierung (Codierung) hin <strong>zu</strong>r Anforderungsanalyse und dem <strong>Design</strong>, statt. Die<br />
Implementierung beschränkt sich auf die Umset<strong>zu</strong>ng der in der Analyse- und<br />
Modellierungsphase gefundenen Strukturen und Ablaufprozesse in hochwertigen<br />
Programmcode. Die Codierung sollte sich an einheitlichen Vorgaben (Styleguides)<br />
orientieren. Schon in einem frühen Stadium der Softwareentwicklung sollten rechnergestützte<br />
Werkzeuge <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng von objektorientierter Analyse und <strong>Design</strong> genutzt werden. Mit<br />
Hilfe von CASE-Werkzeugen können Klassen, Objekte und ihre Beziehungen untereinander<br />
leicht identifiziert, modelliert und visualisiert werden.<br />
Die objektorientierte Entwicklung liefert die Grundlage für eine erheblich verbesserte Wart –<br />
und Erweiterbarkeit der Systeme.<br />
3.3.2 Allgemeine Basistechnologien<br />
Bei der Entscheidung ein neues Softwareprodukt <strong>zu</strong> entwickeln, sollte von Anfang an ein<br />
Hauptaugenmerk darauf gerichtet werden, allgemeine Basistechnologien ein<strong>zu</strong>setzen. Unter<br />
dem Begriff „Basistechnologie“ werden alle Systemkomponenten <strong>zu</strong>sammengefasst, die von<br />
verschiedenen Anbietern <strong>zu</strong>gekauft und eingesetzt werden können. Beispiele hierfür sind<br />
Datenbanken, Werkzeuge <strong>zu</strong>r Erstellung von Benut<strong>zu</strong>ngsoberflächen, CORBA-<br />
Implementierungen <strong>zu</strong>r Entwicklung von verteilten Client-Server-Systemen sowie<br />
Werkzeuge, welche die Kommunikation <strong>über</strong> das Internet/Intranet unterstützen.<br />
Basistechnologien sind in der Regel <strong>zu</strong>verlässige und leicht integrierbare Komponenten auf<br />
hohem Entwicklungsstand. Allerdings sollte durch eine Kapselung ein hoher Grad der<br />
Unabhängigkeit von der jeweils <strong>zu</strong>grundeliegenden Basistechnologie sichergestellt werden.
3.3.3 Anpassung an die betrieblichen Arbeitsprozesse<br />
Von <strong>zu</strong>nehmender Relevanz in den Unternehmen ist die Abstimmung der Arbeitsabläufe und<br />
Datenflüsse. Häufig werden die Prozesse der Produktentwicklung einzeln untersucht und nach<br />
vorgegebenen Kriterien optimiert. Dadurch ergeben sich in den Einzelprozessen<br />
Rationalisierungspotentiale, wodurch in gewissen Umfang auch der Gesamtprozess verbessert<br />
wird. Aufgrund der fehlenden Durchgängigkeit der Optimierung bleiben aber immer noch<br />
erhebliche „Reibungsverluste“ zwischen den einzelnen Arbeitsschritten beziehungsweise<br />
Fachabteilungen bestehen. So werden <strong>zu</strong>m Beispiel Daten in verschiedenen Abteilungen<br />
häufig mehrfach erfasst oder verschiedene Datenformate für die selben Daten verwendet, was<br />
aufwendige Konvertierungen nach sich zieht.<br />
Aus diesen Gründen sollte die Optimierung der Einzelprozesse zwar nicht vernachlässigt<br />
werden, das Hauptaugenmerk sollte aber auf die Verbesserung des gesamten Engineering-<br />
Prozess gerichtet sein. Da<strong>zu</strong> müssen alle beteiligten Instanzen (Entwickler, Management,<br />
Produktion bzw. die jeweiligen Unterabteilungen) mit einbezogen werden. Das Ziel muss<br />
sein, die betriebsinternen Abläufe und die verwendeten (Software-)Werkzeuge optimal<br />
aufeinander ab<strong>zu</strong>stimmen, so dass <strong>zu</strong>m Beispiel auf einer gemeinsamen Datenbasis gearbeitet<br />
werden kann.<br />
Elektrotechnik-CAD Systeme sollten jedoch nicht die Funktionalitäten von PPS, PDM, etc.<br />
nachbilden, sondern nur standardisierte Schnittstellen bereitstellen und sich ferner auf die<br />
Bereitstellung der für die Elektrokonstruktion notwendigen Funktionen konzentrieren.<br />
Wichtig sind also standardisierte Formate <strong>zu</strong>r Speicherung und <strong>zu</strong>m Austausch sämtlicher<br />
Produktdaten. Die Antwort auf dieses Problem ist STEP (Standard for the Exchange of<br />
Product Model Data). STEP ist ein ISO-Standard (ISO-10303), der entwickelt wurde, um<br />
Daten zwischen unterschiedlichen CAD/CAM- und PDM-Systemen <strong>über</strong> ein<br />
anwendungsneutrales Datenformat austauschen <strong>zu</strong> können. Für weitere Informationen bzgl.<br />
STEP sei auf [3] verwiesen.<br />
3.3.4 Simultaneous Engineering<br />
Um eine Verkür<strong>zu</strong>ng der Entwicklungszeit <strong>zu</strong> erreichen wird angestrebt, die<br />
Entwicklungsschritte nicht mehr rein sequentiell aus<strong>zu</strong>führen, sondern sie soweit wie möglich<br />
<strong>zu</strong> parallelisieren.<br />
In der ersten Stufe des Electrical Engineerings beginnt der Elektrokonstruktionsprozess mit<br />
dem Abschluss der Mechanikkonstruktion. Das heißt, erst wenn die Konstruktion der<br />
mechanischen Komponenten des Produkts oder der Anlage vollständig abgeschlossen ist,<br />
beginnt der Elektrokonstrukteur mit seiner Arbeit. Dies bedeutet: Sollte es in der<br />
Mechanikkonstruktion <strong>zu</strong> Verzögerungen kommen, muss die Elektrokonstruktion unter<br />
hohem Zeitdruck fertiggestellt werden. Diesem Problem und der Forderung nach Verkür<strong>zu</strong>ng<br />
der Entwicklungszeit versucht man in der 2. Stufe mittels Simultaneous Engineering (SE)<br />
innerhalb des Elektrokonstruktionsprozesses <strong>zu</strong> begegnen. Die dadurch erreichte Verkür<strong>zu</strong>ng<br />
der Projektdurchlaufzeit von nur 5 bis 10 %, bleibt hinter den Erwartungen <strong>zu</strong>rück, da der<br />
zeitgleiche Zugriff häufig <strong>zu</strong> Locking-Problemen führt. Deshalb versucht man in der 3. Stufe<br />
wiederum das Konzept des SE auf den kompletten Entwicklungsprozess aus<strong>zu</strong>dehnen. Schon<br />
während der Mechanikkonstruktion werden Teile der Elektrokonstruktion parallel erledigt.<br />
Dies erbringt nochmals einen Zeitvorteil, so dass eine Reduzierung der Bearbeitungszeit von<br />
etwa 20 bis 30 % <strong>zu</strong> erwarten ist.
Bild 3: Simultaneous Engineering<br />
Die Realisierung eines solchen Workgroup-Konzepts setzt einige Bedingungen voraus:<br />
Modellorientiertes Engineering<br />
• Anwenderorientierte Sichten auf das Engineering Modell<br />
• Eine ausgereifte Zugriffs- und Versionsverwaltung auf Projekt- und Abteilungsebene<br />
• Frühzeitige bedarfsgerechte Bereitstellungen von Informationen<br />
• Nut<strong>zu</strong>ng von abteilungs<strong>über</strong>greifendem Know-how<br />
• Aufgabenabgren<strong>zu</strong>ng zwischen den Abteilungen<br />
• Workflow-Management<br />
Das Workgroup-Konzept und die damit verbundenen abteilungs- oder sogar<br />
unternehmens<strong>über</strong>greifenden Zusammenarbeit machen ein völlig neues Konzept in der<br />
Ressourcen- und Zugriffsverwaltung nötig. Jeder Mitarbeiter, ob fest angestellter oder auf<br />
Basis der Kooperation mit anderen Unternehmen mitarbeitender, darf nur Zugriff auf die für<br />
ihn relevanten Konstruktionsdaten- und Werkzeuge haben. Der Zugriff auf die gemeinsamen<br />
Ressourcen muss synchronisiert werden, insbesondere im Hinblick auf das Simultaneous<br />
Engineering bei dem möglicherweise mehrere Konstrukteure gleichzeitig mit den selben<br />
Daten arbeiten. Die Frage der Konsistenz und Integrität der Daten wird in der Regel der<br />
benutzten objektorientierten Datenbank (siehe Basistechnologien) <strong>über</strong>lassen. Für die<br />
Zugriffsverwaltung wird aber normalerweise keine so einfache Lösung <strong>zu</strong> finden sein. Der<br />
von den meisten heute für den E-CAD Einsatz genutzten Betriebssystemen bereitgestellte<br />
Zugriffsmechanismus (Benutzer- und Gruppen auf Dateiebene), ist für die Anforderungen in<br />
der Benutzerverwaltung für das E-CAD Projektmanagement nicht geeignet. Es muss möglich<br />
sein, eine hierarchische Struktur von Zugriffsstufen auf<strong>zu</strong>bauen, in der jede Stufe die Rechte<br />
der jeweiligen niedrigeren Stufen beinhaltet. Außerdem sollte die Systemadministratoren die<br />
Möglichkeiten haben, systemweite, projektbezogenen und benutzerspezifische Zugriffsrechte<br />
<strong>zu</strong> definieren. Am ehesten den Anforderungen in der Projektverwaltung für E-CAD Systeme
der nächsten Generation werden hierarchische Verzeichnisdienste in Anlehnung an die X.500-<br />
Standards gerecht, wie z.B. die NetWare Directory Services von Novell oder das Active<br />
Directory von Microsoft.<br />
3.3.5 Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstellen für E-CAD Systeme<br />
Um eine Steigerung der Leistungsfähigkeit in der Elektrokonstruktion <strong>zu</strong> erreichen, ist nicht<br />
nur die Adaption der Arbeitsprozesse und die Integration der Werkzeuge in das DV-Umfeld<br />
des Unternehmens erforderlich, auch die Leistungsfähigkeit des Konstrukteurs bei der<br />
Benut<strong>zu</strong>ng des E-CAD Systems muss gesteigert werden. Die Leistungsfähigkeit des<br />
Benutzers eines CAD Systems hängt aber in entscheidendem Maße von der<br />
Leistungsfähigkeit der Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle, <strong>über</strong> die er mit dem System kommuniziert, ab.<br />
Nur wenn der Konstrukteur die angebotene Funktionalität auch effizient nutzen kann, indem<br />
er von der Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle in effektiver Weise unterstützt wird, wird er seine<br />
Arbeitsleistung steigern können. Aus diesem Grund sollen im folgenden die Aspekte der<br />
Mensch-Maschine-Kommunikation und ihre Umset<strong>zu</strong>ng, in eine benutzerfreundliche und<br />
damit leistungssteigernde graphische Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle, näher erläutert werden.<br />
Das Ergonomiekonzept für Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstellen beschreibt Anforderung, die aufgrund<br />
der physischen und psychischen Leistungsfähigkeiten des Benutzers an eine graphische<br />
Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle gestellt werden müssen. Hierbei sind insbesondere „Aspekte der<br />
menschlichen Interaktivität, Kreativität und Kognitivität“ <strong>zu</strong> beachten. Da ein<br />
<strong>Computer</strong>system, <strong>zu</strong>mindest heute noch, nur <strong>über</strong> die menschlichen Sinne Sehen, Hören und<br />
in geringem Umfang auch Fühlen, mit dem Benutzer kommunizieren kann, muss es diesen<br />
entgegenkommen. Aus diesem Grund ist für die Entwicklung einer effizient nutzbaren<br />
Schnittstelle das Verständnis der menschlichen Wahrnehmung und der Verarbeitung der<br />
Daten im Gehirn von grundlegender Bedeutung. Je mehr Sinne des Anwenders die<br />
Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle anspricht und je mehr sie der menschlichen Arbeitsweise<br />
entgegenkommt, desto besser wird die Kommunikation zwischen beiden funktionieren. Da<br />
aber 60% der menschlichen Perzeption aus visuellen Informationen besteht, wird man sich<br />
beim <strong>Design</strong> einer Mensch-Maschine-Schnittstelle auf den Gesichtssinn konzentrieren und<br />
nur dort, wo es sinnvoll erscheint auf <strong>zu</strong>m Beispiel akustische Signale <strong>zu</strong>rückgreifen. Vor<br />
allem ist ein Verständnis des Lernprozesses und des Gedächtnisses wichtig, um eine rasche<br />
Einarbeitung des Benutzers in das System <strong>zu</strong> gewährleisten.<br />
Die Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn funktioniert nach folgendem Schema:<br />
Informationen von den Wahrnehmungsorganen werden an das Kurzzeitgedächtnis <strong>über</strong>mittelt<br />
und dort zwischengespeichert. Dabei wird eine Reduktion der Daten, <strong>über</strong> Mustererkennung<br />
und assoziative Verweise auf Basis des im Langzeitgedächtnis gespeicherten Wissens,<br />
vorgenommen. Als Grundregel gilt das im Kurzzeitgedächtnis im Schnitt sieben plus/minus<br />
zwei Symbole/Informationen gleichzeitig gehalten werden können. In Abhängigkeit von der<br />
Anzahl der gleichzeitig gespeicherten Symbole können Informationen unterschiedlich lang<br />
zwischengespeichert werden, etwa 73 Sekunden bei einem oder 7 Sekunden für drei Symbole.<br />
Abhängig von der Art der Information wird ein Reaktions- und/oder Lernvorgang eingeleitet.<br />
Für ein CAD-System bedeutet das [2]:<br />
• Anpassung der Datenausgabe an die Physiologie des Menschen und die Menge der<br />
auftretenden Daten an die Aufnahmefähigkeit des Menschen (Kapazität des Kurzzeit- und<br />
Lernfähigkeit und Abstraktionsvermögen des Langzeitgedächtnisses).
• Formatierung und Präsentation der Daten, so dass sie richtig erkannt und weiterverarbeitet<br />
werden können. Dabei spielen die Gruppenbildung <strong>zu</strong>sammenhängender Kontexte, eine<br />
verständliche Symbolik und eine Kennzeichnung der wichtigen Elemente eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
• Kanalisierung der Datenflut, so dass es beim Menschen <strong>zu</strong> keiner Unter- oder<br />
Überforderung kommt.<br />
• Adaption des Systems an die Arbeitsweise des Menschen, d.h. bestimmte Gewohnheiten<br />
wirken sich direkt auf den Dialog aus.<br />
• Anregung der Initiative und Kreativität des Menschen.<br />
Die durch das Ergonomiekonzept beschriebenen Anforderungen müssen in ein vorhersagbares<br />
und einheitliches Dialogverhalten umgesetzt werden. Dieses sollte sich an den folgenden<br />
Aspekten orientieren:<br />
• Aufgabenangemessenheit<br />
• Selbsterklärungsfähigkeit<br />
• Steuerbarkeit<br />
• Erwartungskonformität<br />
• Fehlerrobustheit<br />
Beschreiben lässt sich das Dialogverhalten durch Dialogelemente, Dialogformen,<br />
Dialoghierarchien und Dialog<strong>zu</strong>stände.<br />
Die im Dialog mit dem CAD System verwendete Sprache sollte sich an der spezifischen<br />
Fachsprache des Benutzers orientieren, unter keinen Umständen sollte es <strong>zu</strong> einer<br />
Vermischung von Begriffen aus der Arbeitswelt des Anwenders und der <strong>Computer</strong>technik<br />
kommen, damit die unter den Elementen verborgenen Funktionen eindeutig identifiziert<br />
werden können. Abkür<strong>zu</strong>ngen sollten, wenn möglich, vermieden werden. Sollte es trotzdem<br />
notwendig sein sie <strong>zu</strong> benutzen, sollten sie nach einheitlichen oder standardisierten Regeln<br />
gebildet werden (z.B. DIN 2340). Zudem sollten alle Texte, Zahlen, Maßeinheiten und so<br />
weiter nach landesüblichen Standards formatiert sein. Beim Wechsel der Sprache, der<br />
jederzeit möglich sein sollte, muss sich diese Formatierung automatisch anpassen. Wo immer<br />
möglich, sollten graphische Darstellungen (z.B. Icons, Slider, Drehknöpfe, Diagramme) <strong>zu</strong>m<br />
Einsatz kommen, da graphische Zusammenhänge in der Regel sehr viel schneller erkannt<br />
werden können als <strong>zu</strong>m Beispiel einfache Zahlenwerte in Tabellen.<br />
Der Grundgedanke, von dem man sich beim Entwurf der Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle für ein CAD<br />
System leiten lassen sollte, ist die Bedienbarkeit durch den Benutzer. Der Aufbau des<br />
Dialogsystems sollte so ausgelegt sein, dass der Benutzer den Dialogablauf bestimmen und<br />
kontrollieren kann. Es sollte ihm <strong>zu</strong> jedem Zeitpunkt möglich sein, Aktionen oder Eingaben<br />
rückgängig <strong>zu</strong> machen oder wiederholen <strong>zu</strong> können. Dadurch wird der Anwender ermutigt,<br />
ihm unbekannte Funktionen aus<strong>zu</strong>probieren, ohne Angst davor haben <strong>zu</strong> müssen, die<br />
geleistete Arbeit <strong>zu</strong> ruinieren. Dies ist vor allem für den mit der Bedienung des Systems noch<br />
ungeübten Benutzer eine wertvolle Hilfe in der Einarbeitungszeit. Zusätzlich sollte es möglich<br />
sein, eine Aktion <strong>über</strong> mehrere Eingabevarianten <strong>zu</strong> initiieren, so <strong>zu</strong>m Beispiel durch<br />
Auswählen mit der Maus, <strong>über</strong> Tastenkürzel (short-cuts) oder mittels einer<br />
Kommandosprache.
Ein weiterer wesentlicher Gesichtspunkt für die Akzeptanz der Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle ist die<br />
Tiefe der Dialoghierarchie. Ein CAD System, bei dem man sich <strong>zu</strong>r Auswahl einer Funktion<br />
erst durch endlos verschachtelte Menüstrukturen kämpfen muss, wird, auch wenn es noch so<br />
tolle Möglichkeiten für die Konstruktion bietet, keine Freude beim Anwender hervorrufen.<br />
Solche langen Auswahlpfade sind <strong>zu</strong>dem schlecht <strong>zu</strong> merken und verhindern ein rasches<br />
Einarbeiten in die Bedienung des Systems. Deshalb sollten die Hierarchien im Benutzerdialog<br />
möglichst flach, bis <strong>zu</strong> drei Ebenen, und <strong>über</strong>sichtlich sein. Die am häufigsten gebrauchten<br />
Funktionen sollten mit wenigen, oder besser mit nur einem Mausklick, <strong>zu</strong> erreichen sein.<br />
Modi, d.h. Zustände, in denen nur bestimmte Aktionen erlaubt sind, sollten möglichst<br />
vermieden werden. Sollte sie dennoch <strong>zu</strong>m Einsatz kommen, ist auf eine eindeutige<br />
Kennzeichnung <strong>zu</strong> achten.<br />
3.3.6 Konfigurationsmanagement<br />
Um ein effektives Arbeiten mit dem CAD System <strong>zu</strong> gewährleisten, muss es dem Benutzer<br />
erlaubt sein, die Oberfläche seinen persönlichen Vorstellungen und Wünschen an<strong>zu</strong>passen.<br />
Darunter fällt unter anderem die Sprache, die Anordnung der Fenster und Bedienelemente, die<br />
Reihenfolge der Menüeinträge, der Umfang der <strong>zu</strong>r Verfügung gestellten Funktionen oder der<br />
Grad der Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch das System (Online-Hilfe, Assistenten). In das CAD<br />
spezifische Konfigurationsmanagement fällt jedoch nicht die von den üblichen<br />
Fenstersystemen (MS Windows, Motif, etc.) schon angebotenen systemweiten Einstellungen<br />
für Farben, Schriften, das Mausverhalten, etc. Die einmal getroffenen Entscheidungen müssen<br />
jederzeit rückgängig <strong>zu</strong> machen sein, d. h. es muss eine Möglichkeit angeboten werden, die<br />
Standardeinstellung wiederher<strong>zu</strong>stellen. Außerdem sollte die Konfiguration des Benutzers an<br />
jedem Arbeitsplatz die selbe sein, und das im ganzen Abteilungsnetzwerk, unabhängig von<br />
der jeweiligen Hardware- und Systemplattform.<br />
3.3.7 Benut<strong>zu</strong>ngsführung/-unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
Die bisher beschriebenen Eigenschaften von Benutzeroberflächen betrafen alle nur den<br />
statischen Teil der Konfiguration der Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstelle. Sehr wichtig ist aber auch der<br />
dynamische Aspekt, d.h. die Benut<strong>zu</strong>ngsführung und -unterstüt<strong>zu</strong>ng. Da<strong>zu</strong> gehört unter<br />
anderem:<br />
• Ein kontextabhängiges Hilfesystem.<br />
• Die Analyse des Benutzerverhaltens und die automatische Anpassung des<br />
Systemverhaltens daran.<br />
• Informative Rückmeldungen auf Aktionen des Benutzers (Feedback)<br />
• Die Umkehr- oder Wiederholbarkeit von Aktionen durch den Benutzer (UNDO, REDO,<br />
Makros).<br />
• Eine dem Problem angemessene Darstellung der Daten.
Bild 4: Einflüsse auf die Gestaltung graphischer Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstellen<br />
Das Hilfesystem eines CAD Systems sollte aus drei Teilbereichen bestehen: Einer Online-<br />
Hilfe, der kontextsensitive Hilfe <strong>zu</strong> jedem Dialogelement und jeder Funktion und einem<br />
Assistentensystem, das den unerfahrenen Benutzer aktiv bei seiner Arbeit unterstützt. Die<br />
Online-Hilfe muss <strong>zu</strong> jeder Zeit aufrufbar sein und dann kontextabhängige Informationen<br />
liefern. Eventuelle vorhandene tiefer gehende Hilfetexte, welche im Zusammenhang mit den<br />
momentan dargestellten Hilfetexten stehen, müssen <strong>über</strong> Hyperlinks erreichbar sein. Alle<br />
Hilfetexte sollten außerdem ausdruckbar sein. Hilfen <strong>zu</strong> den Dialogelementen können auf<br />
mehrere Arten realisiert sein, <strong>zu</strong>m Beispiel durch das Einblenden eines kurzen<br />
Erläuterungstextes in der Statusleiste oder aber durch eine Art Sprechblase am direkten<br />
Cursor, beides sobald der Mauszeiger <strong>über</strong> dem jeweiligen Element platziert wird. Das<br />
interaktive Assistentensystem wiederum soll den Anwender bei der erstmaligen Benut<strong>zu</strong>ng<br />
eines Programmmoduls mit Erklärungen <strong>zu</strong>r Seite stehen und alle Schritte ausführlich<br />
beschreiben, die <strong>zu</strong>r Ausführung der gewünschten Aktion notwendig sind. Der Benutzer-<br />
Assistent sollte jederzeit beendet werden können, beziehungsweise es muss möglich sein,<br />
einzelne Teilschritte in der Erklärung <strong>zu</strong> <strong>über</strong>springen, um den Benutzer nicht mit schon<br />
vorhandenem Wissen <strong>zu</strong> langweilen. Auch im späteren Einsatz sollte es eine Möglichkeit<br />
geben den Assistenten gezielt auf<strong>zu</strong>rufen, um Erklärungen <strong>zu</strong> bestimmten Funktionen oder<br />
der Realisierung von Entwurfsabläufen <strong>zu</strong> erhalten.<br />
Alle Daten sollten auf eine Art präsentiert werden, die vom Benutzer schnell, einfach und<br />
eindeutig <strong>zu</strong> interpretieren ist. Dabei ist auf eventuell vorhandene Doppeldeutigkeiten und<br />
Ungenauigkeiten <strong>zu</strong> achten. Die Erkennbarkeit wird maßgeblich durch die Gruppierung der<br />
Informationen bestimmt. Deshalb gilt [2]:<br />
• Zusammengehörende Text- oder Graphikdaten sollten räumlich <strong>zu</strong>sammenhängend<br />
angeordnet sein.<br />
• Daten sind in Spalten an<strong>zu</strong>ordnen.<br />
• Gruppen sollten farblich von einander abgegrenzt sein.
Außerdem sollte man folgende Regeln bei der Darstellungen von Informationen und beim<br />
Entwurf von Dialogen beachten [2]:<br />
• Zahlen mit mehr als vier Ziffern sollten, von rechts nach links, in Dreiergruppen<br />
gegliedert sein (z.B. 34 345).<br />
• Bei Bezeichnern, die aus Zahlen und Buchstaben bestehen, sollen leicht aussprechbare<br />
Zeichenfolgen in Gruppen bis <strong>zu</strong> vier Zeichen, solche die nur buchstabiert werden können<br />
in Gruppen <strong>zu</strong> drei Zeichen, gegliedert sein (z.B. DIN 66 234).<br />
• Auswahlbegriffe sollten sortiert nach ihrer Wichtigkeit, untereinander angeordnet sein.<br />
• Bei Aufzählungen sollten möglichst Zahlen nicht Buchstaben verwendet werden, d.h. 1, 2,<br />
3 statt A, B, C.<br />
• Menüeinträge sollen <strong>über</strong>sichtlich und in Funktionsgruppen strukturiert sein, d.h.<br />
gleichartige Funktionen sollten in durch Separatoren getrennte Gruppen von 7±2<br />
Einträgen eingeteilt werden.<br />
• Der Benutzer sollte die Möglichkeit haben Menüeinträge <strong>zu</strong> editieren, d.h. <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
sie Um<strong>zu</strong>gruppieren oder die Position der Separatoren <strong>zu</strong> ändern.<br />
• Texte sollten um die Lesbarkeit nicht <strong>zu</strong> beeinträchtigen nicht <strong>zu</strong> lang sein, jedoch sollten<br />
Ausnahmen erlaubt sein um aussagekräftige Bezeichnungen nicht <strong>zu</strong> verhindern.<br />
• Dialoge sollten einfach und intuitiv <strong>zu</strong> bedienen sein, darunter fällt <strong>zu</strong>m Beispiele auch,<br />
dass die Schaltfläche <strong>zu</strong>m Verlassen des Dialogs, immer an der gleichen Stelle <strong>zu</strong> finden<br />
ist. Oder das die Standardschaltfläche, also diejenige die automatisch ausgewählt ist, in<br />
allen Dialogen einheitlich ist.<br />
• Jedes Eingabefeld sollte durch einen Standardparameter initialisiert sein.<br />
• Dialogfenster sollten wenn möglich nicht modal sein, modale sollten versteckt werden<br />
können um darunter liegende Werte <strong>zu</strong> lesen.<br />
Informative Rückmeldungen sind das A und O für den Benutzer der graphischen<br />
Systemschnittstelle. Nur dann ist ein System richtig bedienbar, wenn sein aktueller Zustand<br />
jederzeit sofort ersichtlich ist. So hat der Benutzer die Möglichkeit die ihm möglichen<br />
Aktionen <strong>zu</strong> erkennen oder gezielt weitere Informationen vom System ab<strong>zu</strong>fragen. Es gibt<br />
viele Möglichkeiten, Rückmeldungen <strong>zu</strong> realisieren und den aktuellen System<strong>zu</strong>stand<br />
dar<strong>zu</strong>stellen [2]:<br />
• Anzeige des aktuellen Befehls.<br />
• Fortschrittsanzeige und Zeitabschät<strong>zu</strong>ng für länger dauernde Aktionen.<br />
• Anzeige einer Eingabesperre bei nicht parallelisierbaren Aktionen.<br />
• Anzeige aller Aktionen die vom Benutzer gestartet wurden und der da<strong>zu</strong>gehörigen<br />
Fenster.<br />
Einmal initiierte Aktionen müssen jederzeit vom Benutzer abbrechbar, wiederholbar oder<br />
rückgängig <strong>zu</strong> machen sein. Wird eine Funktionsausführung abgebrochen, muss sichergestellt<br />
werden, dass sich das System und die Daten wieder in einem definierten Zustand befinden.<br />
In Zukunft wird es immer mehr Systeme geben, die das Verhalten des Benutzers analysieren<br />
werden, um sich automatisch an ihn an<strong>zu</strong>passen. Ein modernes CAD System darf den<br />
Benutzer nicht <strong>über</strong>- und unterfordern. Das heißt, es muss sich seiner Arbeitsweise und
Arbeitsgeschwindigkeit anpassen und ihn gegebenenfalls auch bei der Arbeit unterstützen.<br />
Reagiert das System <strong>zu</strong> träge auf die Eingabe des Benutzers führt das <strong>zu</strong> einer Unterforderung<br />
des Anwenders, und als Folge steigt seine Reaktionszeit stark an. „Eine Verlängerung der<br />
Systemantwortzeit um 1s kann beim Benutzer <strong>zu</strong> einer Verlängerung der mittleren<br />
Reaktionszeit um 10s führen“ [2]. Wird die Systemantwortzeit dann auf einmal kürzer, kann<br />
das <strong>zu</strong> Fehlinterpretierungen und Fehleingaben führen. Das System sollte deshalb seine<br />
Antwortzeit an die mittlere Reaktionszeit des Benutzers anpassen um eine Überforderung<br />
durch <strong>zu</strong> hohe und eine Unterforderung durch <strong>zu</strong> niedrige Antwortzeiten <strong>zu</strong> vermeiden. Die<br />
Analyse des Benutzerverhaltens darf sich aber nicht nur auf seine Reaktionszeit beschränken.<br />
Aus der Anzahl der Aktionsabbrüche und UNDO-Aufrufe sowie aus der Reaktionszeit, lässt<br />
sich auf den Kenntnisstand des Benutzers folgern. Dadurch kann der Grad der Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
durch das System automatisch den Fähigkeiten des Benutzers angepasst werden. Zum<br />
Beispiel der Umfang der Hilfetexte, die Menge der Rückmeldungen oder die Anzahl der<br />
Sicherheitsabfragen. Bei häufiger Fehlbedienung kann so auch automatisch Hilfestellung vom<br />
System geleistet werden, in dem es gezielt nachfragt, welche Aktion der Benutzer<br />
beabsichtigt habe und dann gezielt Lösungsmöglichkeiten vorschlägt. Der Benutzer darf aber<br />
niemals das Gefühl verspüren der Rechner steuere seine Aktionen, sonder muss immer<br />
denken, er sei der alleinige Herr der Lage.<br />
4 Aktueller Realisierungs- und Entwicklungsstand<br />
Ein Großteil der an die ECAD Systeme der dritten Generation gestellten Anforderungen<br />
konnte bei der mittlerweile auf dem Markt befindlichen neuen Systemgeneration bereits in<br />
<strong>zu</strong>frieden stellendem Maße umgesetzt werden, andere hingegen konnten nur teilweise<br />
realisiert werden, und wiederum andere befinden sich nach wie vor im Forschungsstadium.<br />
Das folgende Kapitel soll die diesbezüglichen Gegebenheiten <strong>zu</strong>sammenfassen.<br />
Einer der wesentlichen Ergebnisse in Be<strong>zu</strong>g auf die Neuentwicklung der dritten<br />
Systemgeneration besteht darin, dass die am Markt etablierten Systemhersteller mittlerweile<br />
ihre Anwendungspakete erfolgreich auf die PC-Plattformen Windows 95/98/NT/2000<br />
(einschließlich entsprechender Derivate), und <strong>zu</strong>m Teil auch auf LINUX portieren konnten.<br />
Notwendig wurde diese Portierung, da die Mehrzahl der Kunden eine Migration von den<br />
ehemals <strong>über</strong>wiegenden UNIX-Workstations <strong>zu</strong> heute nahe<strong>zu</strong> genauso leistungsfähigen, aber<br />
erheblich preiswerteren PC-Systemen verlangte. UNIX-Plattformen sind mittlerweile fast<br />
vollständig vom Markt verschwunden. Im Rahmen dieser Portierung wurden im wesentlichen<br />
die Funktionalitäten der früheren Systeme unter Verwendung objektorientierter<br />
Basistechnologien in revisierter Form nachgebildet. Zwar wurden hierbei in der Regel auch<br />
objektorientierte Datenmodelle aufgebaut, eine diesbezügliche partielle oder gar vollständige<br />
Umset<strong>zu</strong>ng der CAD-Referenzmodellarchitektur innerhalb einer nicht prototypischen<br />
Electrical Engineering Solution ist derzeit jedoch nicht bekannt. Es herrschen also weiterhin<br />
branchenweit proprietäre Datenmodelle vor.<br />
Des weiteren zeichnen sich die Neuentwicklungen der diversen Systemhersteller durch<br />
moderne Benutzeroberflächen im typischen Windows „Look & Feel“ aus, wobei<br />
entsprechende für den Aufbau von CAD Benutzeroberflächen ein<strong>zu</strong>haltende Richtlinien und<br />
Empfehlungen berücksichtigt wurden. Als Beispiele für solche Richtlinien seien hier das so<br />
genannte ergonomische Konzept [2] sowie Gestaltungsrichtlinien für den Aufbau graphischer<br />
Benutzeroberflächen für CAD-Systeme der Gesellschaft für Informatik [4] genannt. Derartige<br />
Richtlinien und Empfehlungen dienen <strong>zu</strong>r Schonung der Gesundheit der Anwender, <strong>zu</strong>r<br />
Aufrechterhaltung der Konzentrationsfähigkeit, <strong>zu</strong>r Förderung einer möglichst intuitiven
Bedienbarkeit sowie <strong>zu</strong>r optimalen Unterstüt<strong>zu</strong>ng fachspezifisch typischer Handlungsweisen.<br />
Die in den Anforderungen an eine neue Systemgeneration gewünschten Mechanismen einer<br />
intelligenten Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng konnten bisher nicht realisiert werden. Eine<br />
anwenderspezifische Anpassbarkeit (Customizing) der Benutzeroberfläche – in der Regel auf<br />
mehrsprachige, frei definierbare Menüs beschränkt – gehört jedoch mittlerweile bei allen<br />
Systemen <strong>zu</strong>m Standard.<br />
Ferner wurden bei der Neuentwicklung der dritten Systemgeneration wesentliche<br />
Verbesserungen in Be<strong>zu</strong>g auf deren Funktionalitäten <strong>zu</strong>m internen und externen CAD-<br />
Datenaustausch vorgenommen.<br />
Was den Bereich des international standardisierten Datenaustauschs angeht, konnten im<br />
Bereich der Elektrotechnik beträchtliche Erfolge in Hinblick auf die Umset<strong>zu</strong>ng der<br />
umgangssprachlich als STEP [5] bezeichneten und bereits 1984 initiierten Norm ISO 10303<br />
erzielt werden. Die Entwicklung des für den Elektrobereich wichtigsten STEP-<br />
Anwendungsprotokolls AP212 [6] ist mittlerweile abgeschlossen und liegt als verabschiedete<br />
Norm ISO 10303-212 vor [7]. Zum jetzigen Zeitpunkt existiert allerdings weltweit noch kein<br />
ECAD System, dessen Datenstruktur dem STEP-Standard AP 212 entspricht. Ferner kann<br />
bisher kein einziges ECAD-System sein proprietäres Modellformat nach STEP konvertieren<br />
bzw. umgekehrt vollständige STEP-Modelle einlesen.<br />
Für einen umfassenden Austausch von elektrotechnischen CAD-Modellen reicht das AP212<br />
aufgrund von Überschneidungen mit anderen Engineering-Bereichen allerdings nicht aus. Vor<br />
allem für den Bereich Schaltschrankbau werden umfangreiche geometriebezogene Daten für<br />
mechanische CAD-Modelle benötigt, die mittlerweile <strong>zu</strong>m Teil automatisiert aus der<br />
elektrotechnischen Konstruktion bzw. der darin enthaltenen Bauteiledaten exportiert bzw.<br />
generiert werden können. Somit muss – je nach Aufgabenspezifikation – <strong>zu</strong>m umfassenden<br />
Datenaustausch von ECAD-Produktmodellen unter anderem auch das STEP-<br />
Anwendungsprotokoll AP214 [8] sowie eine Reihe weiterer Anwendungsprotokolle <strong>zu</strong>r<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng fertigungsbezogener Prozesse mit einbezogen werden.<br />
In Hinblick auf den auf nationaler Ebene erforderlichen Datenaustausch zwischen<br />
verschiedenen ECAD Systemen, speziell vor dem Hintergrund der systemunabhängigen<br />
Verwendung von Bauteilekatalogen verschiedenster Anbieter bzw. Zulieferer, konnten<br />
ebenfalls erhebliche Fortschritte erzielt werden. Hier haben sich die führenden Hersteller von<br />
Elektro-CAD Systemen <strong>zu</strong>sammengeschlossen, und gemeinsam die so genannte ECAD-<br />
Bauteilenorm (PartsLib) als industriellen Quasi-Standard entwickelt [9]. Neben der<br />
Beschreibung des Dateiformates spezifiziert die ECAD-Bauteilenorm insbesondere<br />
gerätegruppenspezifische Sachmerkmalleisten und stellt damit dem Markt eine extrem<br />
leistungsfähige Schnittstelle <strong>zu</strong>r Verfügung, die vor allem die für die Projektierung<br />
elektrotechnischer Anlagen und Maschinen relevanten elektrotechnischen<br />
Bauteileigenschaften detailliert umfasst. Auf diese Weise kann den Anwendern von ECAD<br />
Systemen ein umfassendes und aktuelles Angebot an Bauteilkomponenten einschließlich aller<br />
im System benötigten technischen und kommerziellen Informationen eröffnet werden. Die<br />
meisten Hersteller und Lieferanten elektrotechnischer Bauteile bieten inzwischen der E-CAD-<br />
Bauteilenorm entsprechende Bauteilkataloge an, die von den Systemen eingelesen werden<br />
können.<br />
Obwohl die ECAD-Bauteilenorm lediglich einen nationalen Standard repräsentiert, verliert<br />
sie mit der Verfügbarkeit des STEP-Standards keinesfalls an Bedeutung. Sie lässt sich mittels<br />
der STEP-Beschreibungssprache EXPRESS sowie deren graphischen Repräsentation
EXPRESS-G [5, 10] prinzipiell in STEP abbilden. Damit stellt die ECAD-PartsLib einer<br />
systemneutrale, modular einsetzbaren Erweiterung eines STEP-Datenmodells dar.<br />
Neben den oben beschriebenen Neuerungen fanden im Bereich des<br />
Datenaustauschfunktionalitäten <strong>über</strong>wiegend Optimierungsarbeiten an den bereits bei<br />
früheren Systemgenerationen vorhandenen Standardschnittstellen wie VNS, DXF, IGES,<br />
DWG, SET, EDIF, etc. statt.<br />
Durch den Aufbau objektorientierter Datenmodelle ist heute prinzipiell bei allen Electrical<br />
Engineering Solutions ein modellorientiertes Engineering möglich. Konkret bedeutet dies,<br />
dass die Erstellung des Stromlaufplanes nicht mehr zwingend der obligatorisch erste Schritt<br />
bei der Bearbeitung eines Projektes sein muss [11]. Stattdessen ist es aufgrund der neuen<br />
Datenmodelle sowie der <strong>zu</strong>grunde liegenden Datenbanksysteme möglich, an nahe<strong>zu</strong> jeder<br />
Stelle in das Engineering ein<strong>zu</strong>steigen [12]. Somit konnte ein wesentlicher Fortschritt in<br />
Richtung Concurrent Engineering im Sinne eines durchgängigen Engineering vom<br />
Stromlaufplan bis hin <strong>zu</strong>r Fertigungsdokumentation erzielt werden [13]. Zur Zeit sind<br />
allerdings keine Systeme bekannt, bei denen sich Concurrent Engineering auch <strong>über</strong><br />
Unternehmensstandorte hinweg praktizieren lässt.<br />
In engem Zusammenhang <strong>zu</strong> einem weltweit verteilt stattfindenden Concurrent Engineering<br />
steht die Nut<strong>zu</strong>ng des Internets. Beispielsweise für die Montage und Inbetriebnahme einer<br />
Anlage wird deren vollständige Elektrodokumentation benötigt. Während in der<br />
Vergangenheit hier lediglich Papierversionen <strong>zu</strong>r Verfügung standen, bieten einige Hersteller<br />
mittlerweile erste Online-Dienste an. So kann beispielsweise ein Monteur <strong>über</strong> das Internet<br />
den jeweils aktuellen Dokumentationsstand einer Anlage – gewöhnlich als PDF-Datei –<br />
zwecks Information, Montage, Inbetriebnahme, etc. von einem mit dem Internet verbundnen<br />
Rechner einsehen und nutzen. Dabei auffallende Fehler können innerhalb der Dateien<br />
kenntlich gemacht und per E-Mail der Konstruktionsabteilung mitgeteilt werden. Somit<br />
können Fehlerinformationen rasch in die Konstruktion <strong>zu</strong>rückfließen, um nach deren<br />
Behebung sofort dem Anwender wieder die neueste, fehlerfreie Version der<br />
Elektrodokumentation online anbieten <strong>zu</strong> können [14].
Erhebliche Fortschritte konnten durch die neuartigen Electrical Engineering Solutions in<br />
Be<strong>zu</strong>g auf die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Fertigung nachgelagerter Prozesse erzielt werden. Hier lag<br />
der Handlungsschwerpunkt bei der automatisierten Erstellung von Schaltschrank-Layouts<br />
basierend auf den typischen Grunddaten einer Elektrokonstruktion [15]. Nahe<strong>zu</strong> jedes derzeit<br />
auf dem Markt befindliche System verfügt mittlerweile <strong>über</strong> ein entsprechendes Zusatzmodul,<br />
Anforderung / Realisierungsstatus<br />
Einsatz von Software-Engineering, CASE-<br />
Tools und anderer Basistechnologien bei der<br />
Systementwicklung<br />
Adaptive und intelligente (graphische)<br />
Benutzerschnittstellen<br />
vollständig<br />
realisiert<br />
teilweise<br />
realisiert<br />
Multimediale Interaktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng <br />
nicht<br />
realisiert<br />
Umset<strong>zu</strong>ng des CAD-Referenzmodells <br />
Aufbau neuer objektorientierter Datenmodelle<br />
(proprietär)<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng von modellorientiertem<br />
Electrical Engineering<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Concurrent Engineering <br />
Intelligente Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng <br />
Analyse von Konstruktionsdaten <br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng von effizienter<br />
Komponententechnik und<br />
Variantenkonstruktion<br />
Automatisiertes Schaltschrank-Layout und<br />
Kabelrouting<br />
Weitere Fertigungsunterstüt<strong>zu</strong>ng <br />
Standardisierter Datenaustausch (national) <br />
Standardisierter Datenaustausch<br />
(international)<br />
Tabelle 1: Realisierungsstati bzgl. gestellter Hauptanforderungen an die dritte ECAD Systemgeneration<br />
dass ein weitgehend automatisiertes Schaltschrankdesign ermöglicht [16]. Auch für die im<br />
Hinblick auf die Montage des Schaltschrankes notwendige Kabelkonfektionierung liegen<br />
erste Lösungen vor. So bieten einige Systemhersteller Routingverfahren <strong>zu</strong>r Ermittlung<br />
optimaler Verdrahtungswege sowie <strong>zu</strong>r automatisierten Kabellängenberechnung an. Mit<br />
diesen Daten können Kabelkonfektionierungsanlagen Kabel der benötigten Länge<br />
einschließlich Anschlussbeschriftungen erzeugen [17] und teilweise sogar automatisiert ganze<br />
Kabelbündel erstellen [18]. Aktuelle Forschungsarbeiten im Umfeld des Schaltschrank-<br />
Engineerings [19, 20] beziehen sich schwerpunktmäßig auf die automatische Verdrahtung in<br />
Schaltanlagen [21] sowie auf die interdisziplinäre Ankopplung von ECAD Systemen und für<br />
die mechanische Konstruktion von Schaltschränken spezialisierten MCAD Systemen [22]<br />
einschließlich der Entwicklung entsprechender Schnittstellen [23, 24].<br />
Eine weitere wichtige Anforderung, die an die ECAD-Systeme der dritten Generation gestellt<br />
wurde, war die effiziente Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Komponententechnik (Modularisierung) und<br />
Variantenkonstruktion [25, 26]. In diesem Bereich konnten bisher keine nennenswerten
Resultate erzielt werden. Eine genauere Betrachtung dieser speziellen Thematik erfolgt in<br />
Kapitel.<br />
Ebenfalls nicht realisiert werden konnten bisher Ansätze <strong>zu</strong>r intelligenten<br />
Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng. Im Umfeld des Elektro CAD sind hier bisher neben wenigen<br />
prototypischen (in der Regel nicht praxistauglichen) Pilotprojekten keinerlei Erfolge bekannt.<br />
Sofern einige Systemanbieter dennoch von intelligenter Konstruktionsunterstüt<strong>zu</strong>ng ihrer<br />
Systeme sprechen, bezieht sich dies derzeit lediglich auf eine einfache – evtl. verbesserte oder<br />
stabilisierte – Online-Kontrolle des Stromlaufplanes, wie sie bereits bei den Systemen der<br />
zweiten Generation üblich war.<br />
Systemmerkmal Art, Umfang, Bemerkung<br />
Einsatzbereiche Konstruktion – Projektierung – Schaltanlagenentwurf – Anlagenund<br />
Verfahrentechnik – Elektronik – Hydraulik/Pneumatik –<br />
Automatisierung –Verkabelung – Kabelbäume –<br />
Drahtkonfektionierung – Fahrzeugverkabelung – SPS – EMR –<br />
Leittechnik – Klima und Haustechnik<br />
Leistungseigenschaften Kontaktvergabe (autom.) – Klemm.-Nr. (autom.) – Stückliste –<br />
Bestelliste – Geräteliste – Klemmplan – Geräteverdrahtungsplan –<br />
Verbindungsplan – Anschlussplan – Kabelliste – Klemmliste –<br />
Tabellarischer Klemmplan – Potentialliste – Netzliste –<br />
Querverweisliste – Schaltschranklayout mit Autorouting (teilw.<br />
Optional) – Etikettendruck<br />
Systemhandhabung Frei definierbare Menüs – Kommandosprache (Makrosprache) –<br />
Undo/Redo-Funktionalität – mehrsprachige Menüs/Dialoge –<br />
Online-Hilfe (kontextsensitiv, benutzerkonfigurierbar) –<br />
mehrsprachiges Handbuch<br />
Datenverwaltung Datenbank (integriert): Access – ISAM – Object Store – Oracle –<br />
ODBC – <strong>über</strong>wiegend: eigene<br />
Datenbank-Schnittstelle: ASCII – Access – Excel – dBase –<br />
SAP – ODBC – SQL – Oracle<br />
Schnittstellen Standardformate: VNS – DXF – IGES – DWG – HP-GL – TIF –<br />
PDF – EXF – ASCII – partiell vorhanden: ECAD-PartsLib – STEP<br />
ECAD-Systeme: EPL – EXF (EPLAN) – RUPLAN – MGCAD –<br />
Proren – WSCAD – CADdy – AutoCAD (jeweils maximal 1-2<br />
Schnittstellen pro System)<br />
MCAD-Systeme: CATIA – ME-10 – AutoCAD – PC-Draft –<br />
Medusa – WSCAD – CADdy (jeweils maximal 1-2 Schnittstellen<br />
pro System)<br />
Programmiersprachen: C – C++ – Visual Basic – Lisp – Script –<br />
PMS – DLL – PLL – CAE-Basic<br />
Hardware Einsetzbare Rechner: PC/Intel-Pentium-Rechner<br />
Hauptspeicher (mind. in MB): 64 – 128<br />
Betriebssysteme: Windows 95/98/Me/NT/2000<br />
Tabelle 2: Charakteristische Systemmerkmale bei aktuellen ECAD Systemen<br />
Eine Zusammenstellung dessen, was bisher von den Hauptanforderungen an die dritte<br />
Systemgeneration realisiert werden konnte, zeigt Tabelle 1. Einen systemunabhängigen
Überblick <strong>über</strong> die charakteristischen Merkmale und Funktionalitäten derzeit auf dem Markt<br />
befindlicher Systeme vermittelt Tabelle 2.<br />
5 Ursachen für Defizite des aktuellen Entwicklungsstandes<br />
Vergleicht man die vor etwa fünf bis acht Jahren an CAE Systeme der dritten Generation<br />
definierten Anforderungen mit dem heute erreichten Entwicklungsstand, so müssen in einigen<br />
Teilbereichen doch erhebliche Defizite eingeräumt werden.<br />
Einer der wesentlichen Gründe hierfür ist die Tatsache, dass die Systemhersteller aus<br />
wirtschaftlichen Gründen in der Regel bis <strong>zu</strong>r endgültigen Kundenverfügbarkeit der dritten<br />
Systemgeneration die weiter im Einsatz befindlichen Systeme der zweiten Generation mit<br />
einem verhältnismäßig hohen Aufwand weiter warten und pflegen mussten, und daher nur<br />
beschränkte Ressourcen (Personal, Zeit, finanzielles Budget) für die parallele Entwicklung<br />
einer vollkommen neuen Produktgeneration <strong>zu</strong>r Verfügung stellen konnten.<br />
Ein weiteres Problem bestand darin, dass an die Entwickler der neuen Systemgeneration<br />
extrem hohe Anforderungen in Be<strong>zu</strong>g auf die Beherrschung der Methoden und Werkzeuge<br />
des modernen Software Engineering gestellt wurden und der diesbezügliche Bedarf an<br />
qualifizierten Sofware-Ingenieuren, die <strong>zu</strong>dem <strong>über</strong> Fachkenntnisse aus den Bereichen<br />
Elektrotechnik und CAD/CAM-Technologie verfügten, aufgrund des zeitweise stark<br />
ausgeprägten Fachkräftemangels in diesem Berufszweig nicht gedeckt werden konnte. In<br />
diesem Zusammenhang sollte auch <strong>zu</strong>gegeben werden, dass sowohl Kunden als auch<br />
Systemhersteller den Einsatz modernen Ansätze und Methodiken der Informatik in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
deren Komplexität und erfolgreiche Handhabung erheblich unterschätzt haben.<br />
Dar<strong>über</strong> hinaus zeichnete sich bei der Entwicklung der neuen Systemgeneration rasch ab, dass<br />
einige der an sie gestellten Anforderungen nur in enger Zusammenarbeit zwischen<br />
Systemherstellern, Kunden, Normungs- und anderen Fachgremien sowie Anbietern von<br />
elektrotechnischen Basisdaten (z.B. Bauteilkatalogen) sinnvoll in die Praxis umgesetzt<br />
werden können. Zwar wurden diesbezüglich einige Arbeitsgruppen gegründet, dennoch<br />
verlief die diesbezügliche Zusammenarbeit aus verschiedensten Gründen häufig nicht mit dem<br />
notwendigen Nachdruck.<br />
6 Ausblick<br />
Lässt man die an die dritte Systemgeneration gestellten Anforderungen sowie den heute<br />
erreichten Entwicklungsstand noch einmal vor dem geistigen Auge Revue passieren, so kann<br />
insgesamt ein noch <strong>zu</strong>friedenstellendes Fazit gezogen werden. Die Mehrheit der derzeit auf<br />
dem Markt befindlichen Systeme hat den Sprung <strong>zu</strong>r Electrical Engineering Solution<br />
geschafft. Die wichtigsten Kernanforderungen konnten auf breiter Basis umgesetzt werden,<br />
wenn es auch erheblich mehr an Aufwand, Zeit und Kosten erfordert hat, als anfänglich<br />
erwartet. Allerdings sei angemerkt, dass viele Systeme der so genannten dritten Generation<br />
aufgrund ihrer erst kurzen praktischen Erprobungszeit dennoch zahlreiche Entwicklungsfehler<br />
aufweisen, die in der Praxis nicht selten <strong>zu</strong> Systemabstürzen führen und <strong>zu</strong> deren Vermeidung<br />
den Einsatz von den jeweiligen Systemherstellern angebotenen „Workarounds“ bzw. Patches<br />
erfordern. Der Großteil der Basisarbeit an der dritten Systemgeneration konnte also<br />
erfolgreich bewältigt werden. In den nächsten Jahren wird voraussichtlich die Stabilisierung
dieser Systeme sowie der Ausbau der mehr oder weniger komfortablen Zusatzfunktionalitäten<br />
im Mittelpunkt der Entwicklungsarbeit stehen.<br />
Literaturangaben<br />
[1] Roller, D. ; Dettlaff, B. ; Schneider, A.: Realisierung einer modernen ECAD-<br />
Systemarchitektur in Anlehnung an das CAD-Referenzmodell. In: Ruland, D. (Hrsg.):<br />
Tagungsband CAD ´96, Verteilte und intelligente CAD Systeme. DFKI GmbH,<br />
Kaiserslautern, 1996, pp. 242-255<br />
[2] Roller, D.: Adaptive und intelligente Benut<strong>zu</strong>ngsschnittstellen. In: Roller, D.; Achilles,<br />
A.; Richert, U.; Schmich, M.; Verhaag, E.: Kosten- und Zeitreduzierung in der<br />
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[4] Gesellschaft für Informatik e.V., Fachausschuß 4.2 „Rechnerunterstütztes Entwerfen,<br />
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