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ACTIVITIES 2005 - European Academy of Sciences and Arts

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Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Dr. Dr. Edgar Edgar Morscher, Universität Salzburg<br />

„KARL RAHNER UND DIE PHILOSOPHIE“ *<br />

„KARL RAHNER UND DIE PHILOSOPHIE“ *<br />

Pr<strong>of</strong>. Karl Rahner war ein großer Theologe und Philosoph. Es wäre aber eine maßlose<br />

Untertreibung, bloß zu sagen: “Er war auch ein Philosoph”, denn er war zuerst<br />

Philosoph. Dieses ‘zuerst’ ist nicht nur zeitlich-biographisch 1 Pr<strong>of</strong>. Karl Rahner war ein großer Theologe und Philosoph. Es wäre aber eine maßlose<br />

Untertreibung, bloß zu sagen: “Er war auch ein Philosoph”, denn er war zuerst<br />

Philosoph. Dieses ‘zuerst’ ist nicht nur zeitlich-biographisch , sondern auch als<br />

inhaltliche Priorität gemeint, bildete doch die Philosophie die Grundlage für Karl<br />

Rahners Theologie. Es liegt also in der Sache – nämlich im Werk Karl Rahners –<br />

begründet, daß im Rahmen eines Symposiums über Karl Rahner auch seine Philosophie<br />

zur Sprache kommt.<br />

1 , sondern auch als<br />

inhaltliche Priorität gemeint, bildete doch die Philosophie die Grundlage für Karl<br />

Rahners Theologie. Es liegt also in der Sache – nämlich im Werk Karl Rahners –<br />

begründet, daß im Rahmen eines Symposiums über Karl Rahner auch seine Philosophie<br />

zur Sprache kommt.<br />

Auch Auch wenn wenn ich ich selbst selbst zur zur Zunft Zunft der der Philosophen gehöre, gehöre, kann kann man man doch doch mit mit gutem gutem<br />

Grund Grund fragen, fragen, was was denn denn gerade gerade mich mich dazu dazu berechtigt, ausgerechnet zur zur Philosophie<br />

von von Karl Karl Rahner Rahner Stellung Stellung zu nehmen. zu nehmen. Es gibt Es gibt zwar zwar keine keine Entschuldigung, wohl wohl aber aber<br />

zwei zwei Gründe Gründe dafür, dafür, warum warum ich ich diese diese Aufgabe Aufgabe sehr sehr gerne gerne übernommen habe: habe: Erstens Erstens<br />

haben haben meine meine eigenen eigenen Philosophielehrer an der an der Philosophischen, vor vor allem allem aber aber nanatürlichtürlich auch auch an der an der Theologischen Fakultät Fakultät der der Universität Innsbruck – insbesondere – insbesondere<br />

Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Coreth Coreth und und Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Muck Muck – in– ihre in ihre Vorlesungen immer immer wieder wieder Hinweise auf auf die die<br />

Philosophie Karl Karl Rahners Rahners einfließen lassen; lassen; und und zweitens zweitens habe habe ich ich Karl Karl Rahner Rahner als als<br />

Lehrenden und und Vortragenden noch noch persönlich erlebt. erlebt. Bevor Bevor ich ich mich mich inhaltlich mit mit<br />

Karl Karl Rahners Rahners Philosophie befasse, befasse, möchte möchte ich ich also also ein ein paar paar persönliche Bemerkungengen<br />

über über diese diese Begegnungen mit mit Karl Karl Rahner Rahner vorausschicken, die die mir mir bis bis heute heute in in<br />

lebhafter lebhafter Erinnerung geblieben sind. sind. Da Da gab gab es zunächst es zunächst als Geheimtip als Geheimtip unter unter höherhöhersemestrigen Studenten Karl Karl Rahners Rahners Philosophisch-theologisches Kolloquium im im<br />

Madonnensaal der der Innsbrucker Theologischen Fakultät Fakultät (an (an der der heutigen heutigen Adresse: Adresse:<br />

Karl-Rahner-Platz 3). 3). Jeder Jeder Teilnehmer und und jede jede Teilnehmerin – auch – auch das das gab gab es es<br />

damals damals schon schon an der an der Innsbrucker Theologischen Fakultät Fakultät – konnte – konnte eine eine beliebige<br />

Frage Frage aus aus dem dem Bereich Bereich der der Philosophie und und Theologie aufwerfen. Karl Karl Rahner Rahner hat hat<br />

darauf darauf – nachdem – nachdem er zwei er zwei oder oder dreimal dreimal im Saal im Saal auf auf und und ab gegangen ab gegangen war war und und dabei dabei<br />

die die Frage Frage sichtbar sichtbar in sich in sich aufgenommen und und verarbeitet hat, hat, aus aus dem dem Stegreif Stegreif gegeantwortet. Sein Sein druckreifes Extempore dauerte dauerte – je – nach je nach Tiefgang der der Fragestellung<br />

* *<br />

Vortag Vortag im Rahmen im Rahmen des Karl-Rahner-Symposiums des Karl-Rahner-Symposiums am 2. am Dezember 2. Dezember 2004 2004 in Salzburg. in Salzburg.<br />

1 1<br />

Der Anfang Der Anfang von Rahners von Rahners Philosophieren in einem in einem “beruflichen” Sinn Sinn lässt lässt sich sich übrigens übrigens genau genau datieren, datieren,<br />

da Rahner da Rahner in seinem in seinem persönlichen Notizbuch Notizbuch ausdrücklich festhielt, festhielt, wann wann er von er von seinen seinen Ordensoberen<br />

dazu dazu bestimmt bestimmt wurde, wurde, eine eine Pr<strong>of</strong>essur Pr<strong>of</strong>essur für Geschichte für Geschichte der Philosophie der Philosophie an der an Jesuiten-Hochschule der Jesuiten-Hochschule in in<br />

Pullach Pullach zu übernehmen: zu übernehmen: “21.1.27 “21.1.27 Destination für Philos” für Philos” (SW (SW 2, p. 2, XIII). p. XIII). Neun Neun Jahre Jahre später später wurde wurde<br />

Rahner, Rahner, wie wie es damals es damals im Jesuitenjargon im Jesuitenjargon hieß, hieß, von von der Philosophie der Philosophie auf die auf Theologie die Theologie (genauer: (genauer: auf auf<br />

Dogmatik) Dogmatik) “umdestiniert” (SW (SW 2, p. 2, XXVIII). p. XXVIII).<br />

– nur ein paar Minuten, häufig aber auch eine halbe Stunde oder noch länger. Bei<br />

den beiden <strong>and</strong>eren Begegnungen mit Karl Rahner, an die ich mich noch ganz lebhaft<br />

erinnere, h<strong>and</strong>elte es sich um Vorträge, die vom Katholischen Bildungswerk<br />

veranstaltet wurden und im Festsaal vis-à-vis vom Madonnensaal – dem Kaiser-<br />

Leopold-Saal – stattf<strong>and</strong>en, der bei beiden Anlässen überfüllt war. Bei einem der<br />

beiden Vorträge beh<strong>and</strong>elte Karl Rahner die Sola-Scriptura-These. Er erläuterte<br />

zunächst diese These und erklärte dann mit einprägsamer Stimme und scharfsinniger<br />

Argumentation, warum die These kein unüberwindliches Hindernis darstellt, welches<br />

das evangelische vom katholischen Christentum trennt. Heute mag das eine<br />

Selbstverständlichkeit sein, damals keineswegs: Nur durch seine scharfe Gedankenführung<br />

vermied es Rahner, die damals noch sehr eng gezogene Grenze zur Häresie<br />

zu überschreiten. Im zweiten Vortrag, den ich hier noch kurz erwähnen möchte und<br />

der im selben Rahmen stattf<strong>and</strong>, ging es um die These: Extra ecclesiam nulla salus.<br />

Dieser Vortrag war von ganz ähnlicher Natur und Zielsetzung wie der erste – nur<br />

argumentierte Karl Rahner hier gewissermaßen von der <strong>and</strong>eren Seite her, dass die<br />

These von der Alleinseligmachenden Kirche kein unüberwindliches Hindernis darstellt,<br />

welches das katholische vom evangelischen Christentum trennt. Bei diesem<br />

Vortrag kam noch ein Umst<strong>and</strong> dazu, welcher ein bezeichnendes Licht auf den Redner<br />

Karl Rahner wirft. Der Vortrag war nämlich gar nicht unter seinem Namen,<br />

sondern als Vortrag des Münchner Dogmatikers Michael Schmaus angekündigt. Der<br />

Kaiser-Leopold-Saal war bereits zum Bersten voll, als der Veranstalter vor das Publikum<br />

trat und bekanntgab, er habe soeben erfahren, dass Pr<strong>of</strong>. Schmaus auf der<br />

Fahrt nach Innsbruck einen Autounfall oder eine Panne hatte; er sei zwar glücklicherweise<br />

unverletzt geblieben, könne aber deswegen leider nicht mehr rechtzeitig<br />

nach Innsbruck kommen und den Vortrag halten. 2 – nur ein paar Minuten, häufig aber auch eine halbe Stunde oder noch länger. Bei<br />

den beiden <strong>and</strong>eren Begegnungen mit Karl Rahner, an die ich mich noch ganz lebhaft<br />

erinnere, h<strong>and</strong>elte es sich um Vorträge, die vom Katholischen Bildungswerk<br />

veranstaltet wurden und im Festsaal vis-à-vis vom Madonnensaal – dem Kaiser-<br />

Leopold-Saal – stattf<strong>and</strong>en, der bei beiden Anlässen überfüllt war. Bei einem der<br />

beiden Vorträge beh<strong>and</strong>elte Karl Rahner die Sola-Scriptura-These. Er erläuterte<br />

zunächst diese These und erklärte dann mit einprägsamer Stimme und scharfsinniger<br />

Argumentation, warum die These kein unüberwindliches Hindernis darstellt, welches<br />

das evangelische vom katholischen Christentum trennt. Heute mag das eine<br />

Selbstverständlichkeit sein, damals keineswegs: Nur durch seine scharfe Gedankenführung<br />

vermied es Rahner, die damals noch sehr eng gezogene Grenze zur Häresie<br />

zu überschreiten. Im zweiten Vortrag, den ich hier noch kurz erwähnen möchte und<br />

der im selben Rahmen stattf<strong>and</strong>, ging es um die These: Extra ecclesiam nulla salus.<br />

Dieser Vortrag war von ganz ähnlicher Natur und Zielsetzung wie der erste – nur<br />

argumentierte Karl Rahner hier gewissermaßen von der <strong>and</strong>eren Seite her, dass die<br />

These von der Alleinseligmachenden Kirche kein unüberwindliches Hindernis darstellt,<br />

welches das katholische vom evangelischen Christentum trennt. Bei diesem<br />

Vortrag kam noch ein Umst<strong>and</strong> dazu, welcher ein bezeichnendes Licht auf den Redner<br />

Karl Rahner wirft. Der Vortrag war nämlich gar nicht unter seinem Namen,<br />

sondern als Vortrag des Münchner Dogmatikers Michael Schmaus angekündigt. Der<br />

Kaiser-Leopold-Saal war bereits zum Bersten voll, als der Veranstalter vor das Publikum<br />

trat und bekanntgab, er habe soeben erfahren, dass Pr<strong>of</strong>. Schmaus auf der<br />

Fahrt nach Innsbruck einen Autounfall oder eine Panne hatte; er sei zwar glücklicherweise<br />

unverletzt geblieben, könne aber deswegen leider nicht mehr rechtzeitig<br />

nach Innsbruck kommen und den Vortrag halten. Er fügte aber gleich hinzu, dass<br />

die zahlreich erschienenen Besucher deswegen nicht gleich wieder nach Hause gehen<br />

müssen, da auch Pater Karl Rahner den Vortrag besuchen wollte und sich bereit<br />

erklärt habe, als Ersatzredner einzuspringen. Karl Rahner trat unter tosendem Applaus<br />

ans Rednerpult und sagte, er habe sich auf dem Weg zum Vortrag überlegt,<br />

was er denn selbst zu diesem Thema zu sagen hätte; das, was er sich dabei still gedacht<br />

habe, werde er jetzt einfach laut vortragen. Es folgte ein druckreifer Vortrag<br />

von ca. einer Stunde.<br />

2 Er fügte aber gleich hinzu, dass<br />

die zahlreich erschienenen Besucher deswegen nicht gleich wieder nach Hause gehen<br />

müssen, da auch Pater Karl Rahner den Vortrag besuchen wollte und sich bereit<br />

erklärt habe, als Ersatzredner einzuspringen. Karl Rahner trat unter tosendem Applaus<br />

ans Rednerpult und sagte, er habe sich auf dem Weg zum Vortrag überlegt,<br />

was er denn selbst zu diesem Thema zu sagen hätte; das, was er sich dabei still gedacht<br />

habe, werde er jetzt einfach laut vortragen. Es folgte ein druckreifer Vortrag<br />

von ca. einer Stunde.<br />

2 2<br />

In der In Diskussion der Diskussion meines meines Referates Referates wurde wurde dieser dieser Bericht Bericht von von Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Karl Karl Matthäus Matthäus Woschitz Woschitz bestätigt, bestätigt,<br />

der zufälligerweise der zufälligerweise ebenfalls ebenfalls bei diesem bei diesem Vortrag Vortrag Karl Karl Rahners Rahners anwesend anwesend war. war. Die Die Überraschung war war<br />

aber aber noch noch größer, größer, als am als Ende am Ende der Diskussion der Diskussion Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Richard Richard Heinzmann, der die der Diskussion die Diskussion leitete, leitete, die die<br />

folgende folgende Geschichte zum zum Besten Besten gab: gab: Er war Er war Assistent Assistent von von Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Schmaus, Schmaus, den den er öfters er öfters zu Vorträgen zu Vorträgen<br />

begleitete. begleitete. Eines Eines Tages Tages fuhr fuhr er mit er Pr<strong>of</strong>. mit Pr<strong>of</strong>. Schmaus Schmaus zu einem zu einem Vortrag Vortrag nach nach Würzburg. Würzburg. Dort Dort wusste wusste Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>.<br />

Schmaus Schmaus jedoch jedoch nicht nicht mehr, mehr, wo der wo Vortrag der Vortrag stattfinden stattfinden sollte, sollte, weshalb weshalb man man sich sich danach danach telefonisch telefonisch bei bei<br />

der Sekretärin der Sekretärin in München in München erkundigte. Diese Diese fragte fragte erstaunt, erstaunt, warum warum Pr<strong>of</strong>. Pr<strong>of</strong>. Schmaus Schmaus nach nach Würzburg Würzburg<br />

gefahren gefahren sei, der sei, Vortrag der Vortrag finde finde doch doch in Innsbruck in Innsbruck statt. statt.

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