Mitschrift 18.11.05 - Evolutionsfehler.de
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zusammenhängen, dass er – gegen Anglikaner wie Presbyterianer - für die von <strong>de</strong>n Cromwells favorisierte Kirchenverfassung, <strong>de</strong>n<br />
In<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>ntismus, eintrat.<br />
Verschärfen sollte sich die Situation für ihn in<strong>de</strong>s nach <strong>de</strong>r Restauration <strong>de</strong>r Monarchie 1660: Dabei ging <strong>de</strong>r Verfolgungseifer weniger<br />
vom neuen König Karl II. aus, <strong>de</strong>r ohnehin heimlich zum Katholizismus konvertiert war, son<strong>de</strong>rn vielmehr von traditionell anglikanischen<br />
und presbyterianischen Kreisen, insbeson<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>n neuen Ministern Edward Clarendon und Gilbert Sheldon. Um ihn wegen <strong>de</strong>r ihm<br />
vorgeworfenen Häresie juristisch zur Rechenschaft ziehen zu können, wur<strong>de</strong> sogar mehrfach versucht, eigens dafür eine strafrechtliche<br />
Gesetzesgrundlage zu schaffen. Dank einflussreicher Freun<strong>de</strong> wie etwa <strong>de</strong>m Earl von Arlington, <strong>de</strong>r ein Ministeramt in <strong>de</strong>r sog. CABAL-<br />
Regierung beklei<strong>de</strong>te, gelang es Hobbes in<strong>de</strong>s, die gegen ihn gerichteten Intrigen unbescha<strong>de</strong>t zu überstehen. Hobbes starb 1679 in<br />
Hardwick Hall/Derbyshire.<br />
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Lehre<br />
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Naturwissenschaft<br />
Insbeson<strong>de</strong>re in seinem Werk „De Corpore“, <strong>de</strong>m ersten Teil <strong>de</strong>r Trilogie „elementa philosophiae“ von 1655 entwickelt Hobbes zentrale<br />
Thesen zu naturwissenschaftlichen Fragen. Ausgehend von einer materialistischen Grundhaltung und <strong>de</strong>m -exemplarisch durch René<br />
Descartes vertretenen - mechanistischen Denken seiner Zeit schreibt er allein <strong>de</strong>n Körpern und <strong>de</strong>ren Bewegung Wirklichkeit zu. Dabei<br />
entsteht keine Bewegung aus sich selbst heraus, son<strong>de</strong>rn ist Folge einer an<strong>de</strong>ren Bewegung. Der Bewegung unterliegen nur Körper; sie<br />
können ausschließlich durch an<strong>de</strong>re Körper bewegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>r Grundlage dieser Körper-Lehren entwickelt Hobbes mitunter erstaunlich mo<strong>de</strong>rn anmuten<strong>de</strong> Theorien etwa zum Phänomen <strong>de</strong>s<br />
Lichts, das sich seiner Ansicht in materieartigen Impulsen bewegt, und veröffentlichte auch ein Werk über Optik. Auch beschäftigte er<br />
sich vor diesem Hintergrund mit <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>s Vakuums.<br />
Dazu kommen einige Werke über Mathematik; in einem davon schlägt er ein Verfahren zur Quadratur <strong>de</strong>s Kreises vor. Begeistern<br />
konnte sich Hobbes insbeson<strong>de</strong>re auch für Euklids Geometrie, die ihm als Vorbild für jegliche exakte Wissenschaft galt und <strong>de</strong>ren<br />
Grundsätze er entsprechend <strong>de</strong>m mos geometricus auch auf seine Philosophie übertragen wollte. Gleichwohl galt Hobbes auf diesem<br />
Gebiet vielfach als Dilletant; um ihn auch als Philosophen zu diskreditieren, setzte die Kirche Mathematiker ein, um seine Bemühungen<br />
<strong>de</strong>r Lächerlichkeit preiszugeben.<br />
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Erkenntnistheorie<br />
Im zweiten Teil <strong>de</strong>r genannten Trilogie, <strong>de</strong>m 1658 veröffentlichen De Homine, aber auch bereits in seinem Hauptwerk Leviathan von<br />
1651 überträgt Hobbes seine Körpertheorie auf <strong>de</strong>n menschlichen Erkenntnisapparat: Auch die Vorgänge im Bewusstseins sind nach<br />
Hobbes lediglich Folge <strong>de</strong>r Bewegung von Körpern. Durch Druck auf die jeweiligen Sinnesorgane lösen sie Sinneswahrnehmungen aus,<br />
die wie<strong>de</strong>rum zu „Einbildungen“ (imagination) führen. Diese setzen schließlich mannigfaltige psychische Prozesse wie Denken,<br />
Verstehen, Erinnern und <strong>de</strong>rgleichen in Gang. Neben <strong>de</strong>n geordneten, etwa auf das Auffin<strong>de</strong>n von Kausalbeziehungen gerichteten<br />
Gedankengänge gibt es auch ungeordnete, wie sie etwa <strong>de</strong>m Prozess <strong>de</strong>s Träumens innewohnen.<br />
Anhand <strong>de</strong>r Vorstellung eines von je<strong>de</strong>r Sinneswahrnehmung abgetrennten, „frei im Raum schweben<strong>de</strong>n“ Sollipsisten zeigt Hobbes,<br />
dass die psychischen Prozess auch bei ausbleiben<strong>de</strong>n Sinneseindrücken weitergehen. Letzte Ursache hierfür sei aber weiterhin <strong>de</strong>r<br />
einmal erfolgte Anstoß von außen durch die Bewegung von Körpern.<br />
Nur <strong>de</strong>n Bewegungen selbst komme Realität zu, nicht <strong>de</strong>n Wirkungen, die sie im Bewusstsein verursachen. Daraus folge u.a., dass die<br />
Eigenschaften, von <strong>de</strong>ren Vorhan<strong>de</strong>nsein <strong>de</strong>r Mensch aufgrund seiner Sinneswahrnehmung ausgeht, in Wahrheit nicht vorhan<strong>de</strong>n sind,<br />
son<strong>de</strong>rn nur scheinbar und als Erscheinungen.<br />
In letzter Konsequenz führt dies Hobbes zu <strong>de</strong>r These, dass <strong>de</strong>r menschlichen Wahrnehmung keine äußere Welt entspricht und<br />
infolge<strong>de</strong>ssen keine gesicherten Erkenntnisse über diese möglich sind. Im Zuge <strong>de</strong>r weitverbreiteten Lehre <strong>de</strong>s Skeptizismus wur<strong>de</strong><br />
diese Auffassung von seinen Zeitgenossen durchaus vielfach geteilt, etwa von René Descartes. Dessen Einwand, dass infolge <strong>de</strong>r<br />
eingreifen<strong>de</strong>n Güte Gottes die Wahrnehmung trotz<strong>de</strong>m weitgehend <strong>de</strong>r Realität entspreche, lässt Hobbes in<strong>de</strong>s nicht gelten.<br />
Da die Inhalte <strong>de</strong>s menschlichen Bewusstseins letztlich nur die Folge von außen kommen<strong>de</strong>r Bewegung sind, verneint Hobbes auch<br />
konsequent die Freiheit <strong>de</strong>s Willens und gilt als Verfechter <strong>de</strong>s Determinismus.<br />
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Ethik<br />
Hatten Philosophen in <strong>de</strong>r Tradition Platons und Aristoteles’ noch sittliche I<strong>de</strong>ale, etwa in Form einer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Guten o<strong>de</strong>r eines<br />
Summum Bonum, angenommen, so herrschte zu Hobbes’ Lebzeiten ein mehr <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Sophisten und Kyniker<br />
verpflichteter Skeptizismus, <strong>de</strong>r die Erkennbarkeit verbindlicher gemeinsamer Moralstandards verneint. Als typischer Vertreter dieser<br />
Auffassung galten etwa Justus Lipsius, René Descartes o<strong>de</strong>r Michel <strong>de</strong> Montaigne.<br />
Auch Hobbes vertritt diesen moralischen Relativismus und stützt sich dabei auch auf die Übertragung seiner erkenntnistheoretischen<br />
These, <strong>de</strong>r menschlichen Wahrnehmung sei keine gesicherte Erkenntnis über die Welt möglich, auf das Feld <strong>de</strong>r Ethik. So heißt es etwa<br />
in <strong>de</strong>n elements of law, je<strong>de</strong>rmann nenne "das, was ihm gefällt und Vergnügen bereitet, gut, und das was ihm missfällt, schlecht".<br />
Entsprechend ihrer unterschiedlichen körperlichen Beschaffenheit unterschie<strong>de</strong>n sich die Menschen auch in ihrer Auffassung von Gut<br />
und Böse. Ein agathon haplos, das schlechthin Gute, gebe es in<strong>de</strong>s nicht.<br />
In Anknüpfung an Gedanken seines Zeitgenossen Hugo Grotius nimmt Hobbes aber einschränkend zumin<strong>de</strong>st insofern einen<br />
moralischen Minimalkonsens an, als nach allgemeiner Meinung je<strong>de</strong>s Individuum ein natürliches Recht auf Selbsterhaltung habe und<br />
sich gegen Angriffe auf seine Person verteidigen dürfe. Dem entspreche umgekehrt die Verpflichtung, nieman<strong>de</strong>n zu verletzen. An<strong>de</strong>rs<br />
als Grotius geht Hobbes aber davon aus, dass zumin<strong>de</strong>st während <strong>de</strong>s Naturzustands in <strong>de</strong>r Frage, ob ein Fall <strong>de</strong>r Selbsterhaltung<br />
vorliege, je<strong>de</strong>r als sein eigener Richter auftreten könne und müsse. Die damit verbun<strong>de</strong>ne Verwässerung <strong>de</strong>s vermeintlich erzielten<br />
Minimalkonsenses brachte Hobbes vielfach Kritik ein.<br />
Jenseits <strong>de</strong>s Minimalkonsenses über das Selbsterhaltungsrecht müssten moralische Konflikte zwischen Menschen in<strong>de</strong>s verbindlich<br />
durch eine übergeordnete Instanz entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, womit Hobbes <strong>de</strong>n Grundstein für seine politische Philosophie und insbeson<strong>de</strong>re<br />
das Staatsmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Leviathan legt.<br />
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Staatskun<strong>de</strong><br />
Hobbes' staatstheoretischen Lehren bil<strong>de</strong>n aus heutiger Sicht <strong>de</strong>n zentralen Teil seines Werkes. Sie sind es, die ihm einen<br />
herausgehobenen Platz in <strong>de</strong>r Philosophiegeschichte sichern. Einerseits legt er sie in Elements of law von 1640 dar, sowie in De Cive<br />
von 1642, <strong>de</strong>m dritten Teil <strong>de</strong>r Trilogie elementa philosophiae.