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Die protestantischen Pastorenfamilien Theune und Reimmann in ...

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Als weiteren Schritt zur Vorbereitung der Vere<strong>in</strong>igung von Lutheranern <strong>und</strong> Reformierten<br />

ordnete König Friedrich Wilhelm I. e<strong>in</strong>e Generalkirchenvisitation für das Folgejahr 1738 an,<br />

d.h. e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Überprüfung <strong>und</strong> Kontrolle der Kirchen. <strong>Die</strong> Aufgabe wurde dem<br />

Präsidenten des Kurmärkischen Konsistoriums, Vizepräsident aller Konsistorien <strong>und</strong> Mitglied<br />

des „geistlichen Departements“, dem Geheimrat Benjamim Friedrich von Reichenbach<br />

(† 04.05.1750), übertragen. Se<strong>in</strong> Vorgesetzter war der „Etaats M<strong>in</strong>ister“ Christian von<br />

Brandt. <strong>Die</strong> Charakterisierung dieser beiden hochrangigen Beamten durch Carsted ist typisch<br />

für dessen Stil <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det sich ähnlich zu e<strong>in</strong>er Reihe anderer Persönlichkeiten, u.a. auch zu<br />

<strong>Theune</strong>:<br />

[§ 141] „[Reichenbach] studirte <strong>und</strong> lernte just soviel, als er zu dieser ihm aufgetragenen<br />

Königl. Commission nöthig hatte. ... Von Persohn war er groß <strong>und</strong> ansehnlich, angenehm <strong>und</strong><br />

obligant im Umgange; wenn er aber Gelegenheit fand, se<strong>in</strong>e Auctoritaet öffentlich zu zeigen,<br />

so war er nach Art der kle<strong>in</strong>en Geister keck, kühn <strong>und</strong> grob. Doch war er viel geschulter als<br />

der Etaats M<strong>in</strong>ister von Brand, den der konte garnichts. Der König verlangte zu solchen<br />

Posten Leute, die Geld hatten <strong>und</strong> also zusezen <strong>und</strong> sich geschickte Secretairs halten konten.<br />

Se<strong>in</strong>e Leute brauchten ke<strong>in</strong>e große Gelarsamkeit; wenn sie nur geschickt waren, sogleich des<br />

Königes Willen zu faßen <strong>und</strong> völlig zu begreifen <strong>und</strong> sich hernach pünctlich darnach zu<br />

richten, so waren sie ihm recht <strong>und</strong> brauchbarer als alle hoch Studirte...“<br />

Weiterh<strong>in</strong>, so behauptet Carsted (historisch zutreffend), beruhte Reichenbachs Wohlstand auf<br />

e<strong>in</strong>er geschickten Heirat mit der e<strong>in</strong>zigen Tochter <strong>und</strong> vermögenden Alle<strong>in</strong>erb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es<br />

M<strong>in</strong>isters. Schließlich leitet er maliziös <strong>und</strong> geschickt wieder zu <strong>Theune</strong> über, <strong>in</strong>dem er den<br />

Abschnitt über den „Charackter“ Reichenbachs wie folgt beendet:<br />

„Ich muß nicht vergeßen zu melden, das Herr Praesident v. Reichbach e<strong>in</strong> Verwandter von<br />

der Frau Inspector<strong>in</strong> <strong>Theune</strong>n, <strong>und</strong> zwar von se<strong>in</strong>er <strong>und</strong> ihrer Mutter wegen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Lutheraner gewesen sey.“<br />

Damit ist die Katze aus dem Sack: Carsted <strong>in</strong>s<strong>in</strong>uiert, <strong>Theune</strong> habe se<strong>in</strong> Inspektorenamt auf<br />

Gr<strong>und</strong> der verwandtschaftlichen Beziehungen se<strong>in</strong>er Frau Anna Helene <strong>Reimmann</strong> (1697-<br />

1763) bekommen, die er im übrigen an anderer Stelle als anstößig geschäftstüchtig schildert.<br />

Ob die behauptete verwandtschaftliche Beziehung bestand, können wir nicht überprüfen, da<br />

wir nur ihre Mutter kennen, Anna Quenstedt (* 1653 <strong>in</strong> Hordorf), Tochter des Pastors<br />

Christoph Quenstedt aus Oschersleben (1622-1712), aber nicht wissen, wer Reichenbachs<br />

Mutter war.<br />

Carsted zitiert abschließend die Aufzeichnungen <strong>Theune</strong>s zu dessen Ernennung zum<br />

Kirchen<strong>in</strong>spektor:<br />

[§ 142] „Gegen die Erndte des 1738. Jahrs f<strong>in</strong>g die General Visitation an, welche der Herr<br />

Praesident v. Reichenbach verrichten muste. Er f<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Halle an, von da er nach Cönnern,<br />

Egeln, Calbe etc. reisete <strong>und</strong> nachdem er <strong>in</strong> Magdeburg es auch verrichtet, sich <strong>in</strong>s<br />

Halberstädsche wandte. Ehe er aber überall gewesen war, war er nach Berl<strong>in</strong> berufen. Nach<br />

se<strong>in</strong>er Ankunft wurden alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieses Herzogtum 126 Rescripte expediret an die<br />

Magdeburgische Regierung <strong>und</strong> Consistorium, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> jeder Prediger, der e<strong>in</strong>en mündlichen<br />

Verweiß bekommen, ihm schriftlich erteilt.<br />

Unter denen Rescripten war e<strong>in</strong>s, dadurch die Priesterröcke <strong>und</strong> Berette bey Strafe der<br />

remotion verboten wurden, <strong>und</strong> das von der Würckung war, daß das Magdeburgische<br />

Stadtm<strong>in</strong>isterium den 29. Okt. [1738] se<strong>in</strong>e Tracht mit Mänteln <strong>und</strong> Hüten vertauschte.<br />

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