Die protestantischen Pastorenfamilien Theune und Reimmann in ...

editierte. Sie erschien zwei Jahre nach Reimmans Tod, in Theunes eigenem Todesjahr 1745 in
Braunschweig 69 . Theune starb recht jung, drei Wochen vor seinem 54. Geburtstag, ohne dass
wir wüssten woran. Seine Pläne, weitere Schriften seines Schwiegervaters zur
Veröffentlichung vorzubereiten, konnte er nicht mehr in die Tat umsetzen 70 . Der Eintrag im
Sterberegister Atzendorf 1745, Nr. 14 lautet 71 :
„Den 30. Sept. starb Hr. Friedrich Heinrich Theune im Alter von [Angabe fehlt im
Original] Jahren an der [Angabe fehlt; anscheinend eine Erkrankung, was das geringe
Alter von 53 Jahren erklären würde]. Er ward Anno 1718 hier als Pastor introducirt.
Ward 1739 Inspector der Kirchen und Schulen anstatt des Egelschen Inspect.
Rumpelholt, der Titulum und Pfarre zu Egeln behielt, stand als Pastor L[oci; d.h.
Ortspfarrer] mit vielen Mühen und Sorgen ins 27. Jahr und als Inspector der 6ten
Inspection des Holtz Creyses ins 7te Jahr.“
Die Handschrift des Eintrags unterscheidet sich deutlich von den Eintragungen davor und
danach. Wir können davon ausgehen, dass es der im Eintrag genannte „Rumpelholt“, Johann
Christian Rumpholz, Theunes unterlegener Konkurrent bei der Besetzung der Inspektorenstelle
für den Holzkreis 1737 selbst war 72 , der Theune beerdigte und den Eintrag vornahm.
Wer und wie war Friedrich Heinrich Theune? Zum Abschluss dieses Kapitels wollen wir
nochmals auf das kommen, was Carsted - ohne eigenen persönlichen Eindruck - an den Anfang
seiner Betrachtungen zu seinem Amtsvorgänger stellt, auf seinen „Charackter“ 73 :
„[Theune] war von Persohn nicht gar groß, schön und ansehnlich; in seinem Umgang war er
sinnreich, lebhaft und einnehmend, feurig in seinem Vortrag, verschlagen, seine Anschläge
und Entwürfe gut einzurichten, und glücklich, sie auszuführen, in Verwaltung seines Amtes
ungemein fleißig und biß auf einen Punct accurat und hatte eine ungemeine und vorzüglich
gute Gabe zu catechisiren. Kurz er war ein Mann, der sich bey allen und durch alles beliebt zu
machen wußte, und der fähig war, die ganze Gemeinde zu regieren, und darin alles nach
sein[em] Willen anzuordnen. Dabey war er hizig, bestand ofte auf seien Kopf, wagte vieles,
hielt sich für einen Märtyrer, wenn er sich aus Eigensinn den Königl. Verordn[ungen]
wiedersezte, und beharrte bey seiner Weigerung und Ungehorsam so lange, biß er sahe, das es
ihn schädlich. Den war er niederträchtig, sonderlich, wenn es auf die Vorsehung mit einem
Feind ankam, der ihm zu mächtig und der ihm und die Seinigen schaden konte. Vor seiner
Geschicklichkeit hatte er zu große Einbildu[n]g, that sich auf anderer Unkosten was zu gute,
bauete seinen Ruhm mit auf die Verachtung seiner Vorfahren, war trozig und wagend, wenn
ihm ein Feind wie Rumpholz nicht schaden, er aber denselben bittere Vorwürfe machen
konte“.
Gewiß ist es, daß er hir alles regirt, sich in alles gemischt und von der Gemeinde ganz
außerordentliche Gaben an Victualien [Lebensmitteln] erhalten, die seine Frau insonderheit
auf eine geschickte, ofte aber kühne Art sich zu verschaffen wuste. Dabey aber hat er eine
69
Reimmann, Theune 1745. Braunschweig liegt in Niedersachsen, zwischen Hannover und Helmstedt an der
Bundesstraße 1, Postleitzahl 38100.
70
Zedler Bd. 43 (1745), Sp. 1288 nennt: die Addenda (Ergänzungen) zum „Catalogus Criticus“ [1731, 1739;
s.u.] sowie den Index rerum (Sachverzeichnis); „einige erbauliche Reden von der Göttlichen Gnade und
Zorn=Gerichten“ und „andere Stücke mehr, so noch in Manuscript bey ihm, Herrn Theune befindlich sind“.
71
Abgelesen und mitgeteilt von Herrn Ernst Herbst, Heimatverein Atzendorf, Februar 2002.
72
Johann Christoph Rumpholtz, Pfarrer in Seehausen, Altmark, 1720-1763 Oberprediger und Inspektor in Egeln,
zit. nach Stegmann in Carsted 1928, S. 153 Fn. 3. Die Vermutung ergibt sich zum einen daraus, dass
Rumpholtz örtlich zuständig war, zum andern daraus, dass in dem sehr allgemein gehaltenen Eintrag, in dem
sogar Lebensalter und Todesgrund fehlen, nur die Rumpholtz selbst betreffenden Angaben detailliert erscheinen.
73
Carsted 1928, § 109 (S. 152 f.).
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