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Johannisburger Heimatbrief 1979 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

25 Jahre<br />

Patenschaft<br />

1954-<strong>1979</strong><br />

<strong>Heimatbrief</strong><br />

<strong>1979</strong><br />

Kreis Schleswig-Flensburg<br />

Kreis Johannisburg / Ostpr.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


2<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Überreichung der Patenschaftsurkunde<br />

(1954) auf dem Scheersberg<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Unser Wandteppich<br />

(Kreis Johannisburg)<br />

Im Rathaus zu Flensburg<br />

Der Kreisausschuß<br />

Bei der Einweihung<br />

(1954)


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Das stand am 26. Juni 1954 in der „Flensburger Stimme”.<br />

(6. Jahrgang Nr. 25)<br />

Johannisburg bekam Patenurkunde<br />

Übernahme in einem festlichen Akt auf dem Scheersberg<br />

Auf dem Scheersberg versammelten sich am letzten Sonntag zahlreiche Ostpreußen aus<br />

dem ganzen Bundesgebiet, um mit ihren Landsleuten aus Flensburg und Umgebung dem<br />

feierlichen Akt der Übernahme der Patenschaft für den Ostpreußenkreis Johannisburg<br />

durch den Landkreis Flensburg beizuwohnen.<br />

Strahlender Sonnenschein, im Winde flatternde Fahnen des Bundes, Landes und der entrissenen<br />

Ostprovinzen grüßten die Teilnehmer auf dem mit so vielen landschaftlichen Reizen<br />

ausgestatteten Festplatz. Feierlicher Auftakt zum Feldgottesdienst das „Sanctus” von<br />

Schubert, das der Ostpreußen/Pommernchor hören ließ. Pastor Schlüter stellte in den Mittelpunkt<br />

seiner Andacht die Frage nach dem „Warum” des Vertriebenwerdens und antwortete:<br />

Um das, was uns selbstverständlich wurde, das tägliche Brot, wieder zu einer Bitte<br />

werden zu lassen. Obwohl Gott die Sehnsucht nach einer irdischen Heimat in unser Herz<br />

gelegt hat und viele darunter litten und leiden, daß sie nicht einmal die letzte Ruhe in ihrer<br />

Heimat finden dürfen, sollten wir darüber nicht die himmlische Heimat vergessen, in der<br />

keine Panzer und Flugzeuge die Heimkehr wehren .. .<br />

Außer Kreispräsident Jensen, der die Übergabe der Patenschaftsurkunde vornahm,<br />

sprach Landrat Dr. Schlegelberger, der Kreisvertreter der <strong>Johannisburger</strong>, Oberst a. D.<br />

Kautz, der frühere <strong>Johannisburger</strong> Landrat Ziemer und der Schleswig-Holsteinisch-<br />

Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Schröter.<br />

Ob der Flensburger Landrat die erschienenen Heimatvertriebenen als seine deutschen<br />

Landsleute begrüßte, denen er persönlich aus eigener Berührung mit Johannisburg und<br />

auch der seiner Vorfahren schon nahestand, er auch ihre Wälder und Seen kannte und<br />

liebte, ob sein früherer <strong>Johannisburger</strong> und vorübergehend auch einmal Flensburger<br />

Amtskollege die geistige Gemeinschaft und Ähnlichkeit der Struktur beider Landschaften<br />

hervorhob, ob der Ostpreußen-Landesvorsitzende den Vorrang der Wiedervereinigung betonte,<br />

aus allen Worten klang die herzliche Einmütigkeit und starke menschliche Verbundenheit<br />

von Paten und Patenkind heraus, die im gemeinsamen Wollen einer freien deutschen<br />

Zukunft in Frieden ihr höchstes Ziel sieht.<br />

Kreispräsident Jensen erläuterte dann den Sinn der Patenschaft: „Diese Patenschaft soll<br />

zwischen Ihrem und unserem Kreis eine innige Verbindung dokumentieren, die Stütze und<br />

Halt zu bieten vermag für kommende Tage.” Der Kreispräsident schloß seine ebenfalls mit<br />

herzlichem Beifall aufgenommene Rede mit dem Verlesen der Urkunde, in der es heißt:<br />

„Es wird dem Landkreis Flensburg Ehre und Aufgabe sein, seinem Patenkreis und dessen<br />

Bewohnern, die heute über ganz Deutschland verstreut sind, zum geistigen und ideellen<br />

Mittelpunkt, zu einer neuen Heimat zu werden.”<br />

Sichtlich bewegt nahm der Kreisvertreter der <strong>Johannisburger</strong> die Urkunde und bedankte<br />

sich mit herzlichen Worten im Namen seiner Landsleute. Das Deutschlandlied beendete<br />

die schöne Feierstunde, die durch die Gesänge des Nordangler Sängerbundes und des<br />

Ostpreußen/Pommernchores stimmungsvoll umrahmt wurde.<br />

Am Nachmittag vereinten Laienspiel, Volkstänze und Lieder die DJO und die Jugend des<br />

Flensburger Landkreises.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Grußwort des Patenkreises Schleswig-Flensburg<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong>!<br />

Am 20. Juni 1954 wurde die Patenschaft zwischen dem ehem. Kreis Flensburg-Land<br />

und der Kreisgemeinschaft Johannisburg durch Überreichung der Patenschaftsurkunde<br />

auf dem Scheersberg besiegelt.<br />

Nach Auflösung des Kreises Flensburg-Land im Jahre 1974 war es für den neuen<br />

Kreis Schleswig-Flensburg eine Selbstverständlichkeit, die Patenschaft weiterzuführen<br />

und sie entsprechend der Zielsetzung in der Patenschaftsurkunde — neben der<br />

weiteren materiellen Hilfe — insbesondere in geistiger und ideeller Hinsicht auszufüllen.<br />

Unsere Patenschaft kann also in diesem Jahr auf ihr 25 jähriges Bestehen zurückblicken.<br />

Aus diesem Anlaß grüßt der Patenkreis alle <strong>Johannisburger</strong> Freunde nah<br />

und fern besonders herzlich.<br />

Als äußerliche Höhepunkte unserer Patenschaft möchten wir die Enthüllung des Gedenksteines<br />

zur Erinnerung an Ihren alten Kreis Johannisburg am 29. B. 1964 in<br />

Flensburg auf dem Grundstück der ehemaligen Kreisverwaltung und die feierliche<br />

Übergabe des Wandteppichs mit den Grenzen und Motiven Ihres Heimatkreises am<br />

20. 5. 1967 in das Gedächtnis zurückrufen. Darüber hinaus ist es in den vergangenen<br />

Jahren zu zahllosen Begegnungen zwischen Vertretern der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg und dem Patenkreis gekommen, die immer im Geiste einer vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit verliefen.<br />

Wir konnten Ihnen als Patenkreis unsere menschliche Verbundenheit bekunden,<br />

und wir sind froh darüber, daß wir Ihrer Kreisgemeinschaft darüber hinaus im<br />

Rahmen unserer Möglichkeiten helfen konnten, wobei wir als Beispiele hier nur die<br />

Hilfe bei der Herausgabe Ihrer Kreischronik und bei der Weiterführung Ihrer Heimatkartei<br />

ansprechen möchten. Nach 25 Jahren Patenschaft sei uns dieser kleine<br />

Rückblick als Beweis dafür, daß wir die Patenschaft immer sehr ernst genommen<br />

und mit Inhalt haben ausfüllen können, erlaubt. Wenn Sie diesen <strong>Heimatbrief</strong><br />

durchblättern, werden Sie feststellen, daß er ganz auf das 25 jährige Jubiläum der<br />

Patenschaft abgestellt ist. Sie werden einen ausführlichen Bericht über den Kreis<br />

Schleswig-Flensburg vorfinden, und Sie werden über die Jubiläumsveranstaltungen,<br />

die für den B. und 9. September <strong>1979</strong> geplant sind, unterrichtet. Die Hauptveranstaltung<br />

wird wiederum — wie vor 25 Jahren — auf dem Scheersberg im<br />

schönen Angeln durchgeführt.<br />

Ganz besonders aber freuen wir uns als Patenkreis darüber, daß anläßlich des 25<br />

jährigen Jubiläums die Heimatstube für den ehemaligen Kreis Johannisburg im früheren<br />

Kreishaus in Flensburg eingeweiht werden kann. Damit wird ein langgehegter<br />

Wunsch beider Seiten Wirklichkeit, endlich einen Ort zu haben, wo alle Informationen<br />

über den ehemaligen Kreis Johannisburg zentral zugänglich gemacht werden<br />

können. Wir hoffen darüber hinaus, daß hier allgemein eine Stätte der Begegnung<br />

geschaffen wird.<br />

Allen <strong>Johannisburger</strong>n gelten unsere besten Wünsche für das Jahr <strong>1979</strong>. Wir hoffen,<br />

daß möglichst viele von Ihnen das 25jährige Jubiläum der Patenschaft mit<br />

uns feiern werden. Eine zahlreiche Beteiligung wird sicher zur weiteren Vertiefung<br />

und Festigung unserer Patenschaft beitragen.<br />

Schon jetzt rufen wir allen <strong>Johannisburger</strong>n auf diesem Wege ein „Herzliches<br />

Willkommen” zu.<br />

4<br />

Andreas Franzen Dr. Gernot Korthals<br />

Kreispräsident Landrat<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Schleswig a. d. Schlei<br />

Flensburg (Förde) Kappeln: Fischereihafen<br />

Langballigau / Flensburger Förde<br />

6<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Grußworte des Kreisvertreters<br />

Das Jahr <strong>1979</strong> gibt uns Anlaß, zweier wichtiger Tage im Bestehen unserer Kreisgemeinschaft<br />

zu gedenken. Bei den ersten Treffen der Kreisangehörigen in größerem Rahmen, am<br />

5. März 1949 in Hannover und am 11. März 1949 in Hamburg, beschlossen diese, die Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg in der Form eines eingetragenen Vereins im Rahmen der<br />

Landsmannschaft Ostpreußen zu bilden. Der dafür gebildete Arbeitsausschuß bestand aus<br />

den Landsleuten Fritz-Walter Kautz, Herbert Ziemer und Carl Bongartz. Von den ersten,<br />

mühevollen Anfängen bis zu dem heutigen Stand war es ein weiter Weg.<br />

Es galt zunächst die <strong>Johannisburger</strong> zu sammeln und ihnen durch Aufbau einer Kreiskartei<br />

das Auffinden von Angehörigen und Freunden zu erleichtern. Genau so wichtig war die Unterstützung<br />

bei der Regelung der Fragen des Lastenausgleichs und der Herstellung verwendbarer<br />

Unterlagen hierfür. Mit dem <strong>Heimatbrief</strong> und der Kreischronik wurde die Aufgabe<br />

in Angriff genommen, die Geschichte und das Kulturerbe der engeren Heimat zu sammeln<br />

und ihr Bild im Gedächtnis haften zu lassen. Letztlich durfte die Stimme nicht verstummen,<br />

das Recht auf die Heimat auch für uns Ostpreußen zu fordern. Wozu sich in vielen völkerrechtlichen<br />

Verträgen die Mächtigen der Welt bekennen, mußte auch für uns gelten, denn<br />

Recht ist unteilbar.<br />

Unsere Arbeit hätte jedoch nicht in dieser Form geleistet werden können, wenn nicht durch<br />

ein zweites Ereignis der Grund für eine entscheidende Hilfe gelegt worden wäre. Am 28. Juli<br />

1953 faßte der Kreistag des Landkreises Flensburg den Entschluß, die Patenschaft für den<br />

Kreis Johannisburg zu übernehmen. Die Patenschaftsurkunde wurde im Rahmen eines<br />

Heimattreffens am 19. Juni 1954 auf dem Scheersberg im Patenkreis übergeben.<br />

An dieser Stelle gilt unser Dank dem Kreispräsidenten Herrn Jensen, dem Landrat Dr.<br />

Schlegelberger, dessen Nachfolger Herrn Landrat Lausen und insbesondere auch Herrn<br />

Oberamtsrat Autzen. Diese haben seit der Patenschaftsübernahme immer ein offenes Ohr für<br />

unsere Anliegen gehabt. Sie halfen uns entscheidend bei der Durchführung unserer Aufgaben.<br />

Als der Kreis Flensburg-Land mit dem Kreis Schleswig zu einer Verwaltungseinheit verbunden<br />

wurde, haben Herr Landrat Dr. Korthals und der uns bereits aus dem alten Patenkreis<br />

als guter Freund zugeneigte Kreispräsident Herr Franzen sich für die Übernahme der<br />

Patenschaft beispielhaft eingesetzt. Nach einer Übergangszeit übergab Herr Autzen die<br />

persönliche Betreuungsaufgabe Herrn Thomsen. Wir haben bereits jetzt Anlaß, ihm für die<br />

weiterhin gute Zusammenarbeit Dank zu sagen.<br />

Die neue Ostpolitik der Bundesregierung stellte im Zusammenhang mit dem Abschluß des<br />

Moskauer und des Warschauer Vertrages unsere Arbeit und die Unterstützung durch die<br />

Patenkreise zur Diskussion. In einem Ausschuß des Kreistages fand nach einer Aussprache<br />

mit der Leitung unserer Kreisgemeinschaft der Fortbestand des Patenschaftsverhältnisses<br />

einhellige Billigung durch alle Parteien des Kreistages. Wir haben hierfür<br />

besonders zu danken. Die uns bedrückenden Fragen fanden einen aufnahmefähigen Boden.<br />

Die Volksabstimmungen und die Minderheitenprobleme nach dem 1. Weltkrieg hatten<br />

ein unserem Anliegen zugeneigtes Verständnis aufkommen lassen. Auch unser Kreis war<br />

seinerzeit zur Volksabstimmung aufgerufen gewesen. Zwar hatten wir in der Heimat kein<br />

Minderheitenproblem. Dieses ergab sich erst nach der Vertreibung für den verbleibenden<br />

Bevölkerungsrest gegenüber dem nun zugewanderten polnischen Bevölkerungsteil. Das<br />

Recht, in der angestammten Heimat leben zu wollen, dort seine Sprache ungehindert spre-<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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chen und erhalten zu dürfen, sein Kulturgut zu verteidigen, waren Fragen, die neben dem<br />

Bekenntnis zu einem Staat in Freiheit auszuüben, im Patenkreis nie in Frage gestellt werden<br />

durften. Zwischen dem Patenkreis und uns bestand Einigkeit darüber, daß die Durchsetzung<br />

derartiger Ziele im Einvernehmen mit den Nachbarvölkern friedlich zu vollziehen<br />

sei, niemand daran aber gehindert werden dürfe.<br />

Macht setzt kein Recht. Gewalt schafft keinen Frieden. Ein Verzicht ersetzt nicht die Regelung<br />

anstehender Probleme, wenn die unmittelbar Betroffenen selbst daran nicht beteiligt<br />

sind. Vertrauen und Wahrheit, im Guten und im Bösen allein, bereiten einen guten Boden<br />

für eine Verständigung.<br />

Unserem Vorhaben, am Tag der Heimat im September dieses Jahres wiederum auf<br />

dem Scheersberg den Tag der 25jährigen Patenschaft festlich zu begehen, und der<br />

weiteren guten Zusammenarbeit mit dem Patenkreis wünsche ich ein gutes Gelingen.<br />

Gerhard Wippich • Kreisvertreter<br />

Kreisgruppe Johannisburg in Berlin<br />

Kreisbetreuer Heinrich Wischnewski, Viktoria-Luise-Platz 12, II, 1000 Berlin 30,<br />

Telefon 030/24 24 95<br />

Als Betreuer der Kreisgruppe Johannisburg in Berlin wünsche ich allen Landsleuten in<br />

Westdeutschland und auch in Berlin für das Jahr <strong>1979</strong> viel. Glück und Gesundheit und weiterhin<br />

gute Arbeit in den Verbänden.<br />

Wir „Berliner” haben uns 1978 sehr für die Belange der alten Heimat eingesetzt und auch<br />

Erfolge für uns buchen können. Wir haben 1978 zehn neue Mitglieder bei uns begrüßen<br />

können.<br />

Ich bitte die Landsleute in Westdeutschland, die evtl. einen Umzug vorhaben oder von<br />

Landsleuten wissen, die beabsichtigen, nach Berlin zu gehen, sich bei mir zu melden. Die<br />

Ostpreußentage am B. und 9. April 1978 im Deutschlandhaus waren ein voller Erfolg. Wir<br />

konnten eine Besucherzahl von 8.500 Menschen registrieren. Nicht nur die Landsleute,<br />

auch die Berliner haben sich intensiv unsere Ausstellungsstände und auch die Landkarten<br />

angesehen. Auch das Interesse der Berliner an unserer Heimat war also groß. Einen großen<br />

Zulauf hatte der zusätzliche Stand des Kreises Johannisburg mit den Getränken unseres<br />

Landsmannes Krisch. Es wurde nach ostpreußischer Art getrunken. Ich bitte alle <strong>Johannisburger</strong>,<br />

sich bei der Heimatkartei eintragen zu lassen. Es lohnt sich, sich für die alte<br />

Heimat einzusetzen. Wer unsere schöne Heimat Masuren noch nicht gesehen hat, dem<br />

kann ich nur empfehlen, dort einmal Urlaub zu machen. Sie werden sicher im Fernsehen<br />

den Film „Masuren” gesehen haben. Die Landschaft dort ist eine der schönsten Deutschlands.<br />

Besuchen Sie uns bitte auch, wenn möglich, zu unseren Treffen in Berlin. Sie werden auch<br />

bei uns ein Stück alte Heimat spüren. Unsere Treffen werden immer rechtzeitig im Ostpreußenblatt<br />

bekanntgegeben. Heinrich Wischnewski<br />

8<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Und dürfen wir Leidgeprüften<br />

Noch einmal heimwärts gehn,<br />

Mit unsern müden Augen<br />

Die Heimat wiedersehn<br />

Und lauschen den Vogelstimmen<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Und atmen die Luft so rein.<br />

Dann soll der Rest unsers Lebens<br />

Ein einziges Dankgebet sein.<br />

Edith von Sanden-Guja


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unser verantwortlicher Landsmann Klaus Beyer zu unserer Heimatstube und zur<br />

Vorbereitung des großen Treffens:<br />

Unsere Verpflichtung über den Tag hinaus<br />

Man kommt sich heutzutage schon mutig vor, wenn man beabsichtigt, nicht von unseren<br />

Rechten zu sprechen, sondern von unseren Pflichten. Gemeint sind die Pflichten,<br />

die wir Ostpreußen unserem Volk und unser Heimat schuldig sind. Dabei sind es<br />

nicht die großen Gesten, sondern vielmehr die kleinen Taten, mit denen wir unseren<br />

Verpflichtungen nachkommen sollten, damit die Spuren unseres Lebens und Wirkens<br />

sich gegen die Vergeßlichkeit stemmen können.<br />

Nur drei Wege seien hier aufgeführt, die geeignet sind, nachhaltig in die Zukunft zu<br />

wirken:<br />

1. UNSERE HEIMATSTUBE<br />

Aus Anlaß des Patenschaftsjubiläums soll die von unserem Patenkreis zur Verfügung<br />

gestellte Heimatstube eröffnet wert. deren Ausgestaltung in Händen der<br />

Kreisgemeinschaft liegt. Dieser Raum kann und soll nicht unbedingt zu einem<br />

Museum werden, sondern mehr eine Stätte der Information über unsere engere<br />

und weitere ostpreußische Heimat. Gute Ideen hierfür sind sehr erwünscht<br />

und Schaustücke, wie alte Dokumente, Bilder, Urkunden und Schriften bzw. ihre<br />

Reproduktionen dringend erbeten und auch als Leihgaben sehr willkommen. Kosten,<br />

die dabei entstehen, werden selbstverständlich erstattet.<br />

Die Ausstellungsstücke sind zu richten an:<br />

Kreis Schleswig-Flensburg — Außenstelle Flensburg — Hauptamt, zu Händen<br />

Herrn Kreisamtmann Thomsen, Waitzstraße 1 — 3, 2390 Flensburg<br />

Es ist sichergestellt, daß allen Beteiligten die Unwiederbringlichkeit der Erinnerungsstücke<br />

bewußt ist und größte Gewissenhaftigkeit in der Betreuung und<br />

Verwaltung gewährt wird.<br />

2. WANDSCHMUCK FÜR ÖFFENTLICHE GEBÄUDE<br />

Für die Ausgestaltung von öffentlichen Gebäuden im Kreis Schleswig-<br />

Flensburg sind auch Bilder aus dem Kreis Johannisburg vorgesehen, damit<br />

das Patenschaftsverhältnis vertieft werden kann und auf diesem Wege die<br />

Menschen aus dem Patenkreis mit unserer Heimat bekanntgemacht werden<br />

können. Wir begrüßen dankbar diese Initiative. Um nun einen repräsentativen<br />

Querschnitt durch unseren Heimatkreis zu erhalten, ist jeder,<br />

der über geeignetes altes oder neues Bildmaterial verfügt, aufgerufen,<br />

z. B. die fünf schönsten Dias oder Fotos (nach Möglichkeit mit ihren<br />

Negativen) für Vergrößerung etc. zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist<br />

die kurze Beschreibung des Bildes, das Datum der Aufnahme und der Absender.<br />

(Alle Sendungen für die <strong>Heimatbrief</strong>e und den noch zu erstellenden Bildband<br />

sind weiter zu richten an die Redaktion, z. Hd. v. Lm. Gerhard<br />

Bosk!)<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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3. TEILNAHME AN DEN HEIMATTREFFEN<br />

In uns lebt unsere Heimat! Das soll auch bei den diesjährigen Treffen recht<br />

deutlich zum Ausdruck kommen. Erst Pfingsten das große Bundestreffen der<br />

Ostpreußen in Köln, dann das Kreistreffen der <strong>Johannisburger</strong> in Dortmund<br />

und vom 7. bis 9. September die Jubiläumsfestlichkeiten im Patenkreis<br />

Schleswig-Flensburg.<br />

Durch die geographische Lage des Patenkreises sind besonders die Landsleute<br />

angesprochen, die etwas weiter entfernt wohnen. Sie sollten ihre Unternehmungslust<br />

und ihr Zusammengehörigkeitsgefühl unter Beweis stellen. Deshalb<br />

sollte man seine Teilnahme an diesem Haupttreffen rechtzeitig einplanen. Hierzu<br />

gehört auch, sich mit Verwandten, Freunden und Bekannten abzustimmen, daß<br />

man sich in diesem Jahr auf dem Scheersberg trifft. Zur Senkung der Reisekosten<br />

könnte man an die Organisation von Gruppenreisen denken, um sein Auto<br />

voll auszunutzen, oder günstige Bahntarife in Anspruch nehmen. Die dringende<br />

Bitte ergeht insbesondere an die Initiatoren von Einzeltreffen von Schülergruppen,<br />

Dorfgemeinschaften u. a. m., ihre Treffen in diesem Jahr auf die Tage vom<br />

7. bis 9. September nach dem Scheersberg bzw. Flensburg und Umgebung zu legen.<br />

Bei rechtzeitiger Anmeldung können geeignete Unterkünfte und<br />

Räumlichkeiten über den Kreis Schleswig-Flensburg angeboten werden.<br />

Mit einer großen Zahl von Teilnehmern wollen wir unserem Patenkreis für die<br />

bisherige entgegenkommende und vertrauensvolle Zusammenarbeit und Betreuung<br />

sowie für die großzügige Ausgestaltung des Patenschaftsjubiläums sehr<br />

herzlich danken. Klaus Beyer<br />

Die Kulturreferentin der Landsmannschaft Ostpreußen, Hanna Wangerin:<br />

Allen Lesern des Ostpreußenblattes ist Hanna Wangerin bestens bekannt. Sie steht uns<br />

hilfreich zur Seite und möchte an alle <strong>Johannisburger</strong> folgenden Aufruf richten:<br />

Am B. September wird in unserer Patenstadt im Kreishaus die <strong>Johannisburger</strong> Heimatstube<br />

eröffnet. Die letzten Handwerkerarbeiten sind voll im Gange, dann beginnt die Einrichtung<br />

des schönen hellen Raumes, damit sie alle in Flensburg ein Stück Heimat wiederfinden.<br />

Wir Älteren wissen noch, wie es bei uns zu Hause ausgesehen hat. Aber Kinder und Enkel,<br />

unsere Freunde und alle sonstigen Besucher sollen in unserer Heimatstube eine nachdrückliche<br />

Unterrichtung erfahren, was der Kreis Johannisburg in uns für Ostpreußen bedeutete,<br />

was ihn besonders auszeichnete, auch gerade an Naturschönheiten, wie er in die Geschichte<br />

des Landes einbezogen war und welche besonderen Möglichkeiten er für Berufe<br />

und Gewerbe seinen Einwohnern bot. Da haben wir die Fischerei an den vielen Seen, die<br />

Holzwirtschaft, Försterei und Jagd, vor allem in der <strong>Johannisburger</strong> Heide, — die Bienenzucht,<br />

Töpferei und Weberei und vieles mehr.<br />

Mit Hilfe von Zeichnungen, grafischen Darstellungen und Fotos lassen sich gute Eindrücke<br />

für den Beschauer vermitteln. Gegenständliches aber muß hinzukommen, um die ganze<br />

Vielfalt, auch des Schul- und Vereinslebens aufzuzeigen und damit der Ausstellung Wärme<br />

und Leben zu geben. Wir rufen deshalb nochmals auf, unser Bemühen zu unterstützen,<br />

denn es ist ja Ihre Heimatstube. Es mag doch hier und da noch etwas vorhanden sein an<br />

geretteten Kostbarkeiten, an Gegenständen, wie auch an Urkunden, Bildern, Fotos, an Gewebtem<br />

und an Handarbeiten. Und wenn Sie dieses oder jenes in Ihrer Familie bewahren<br />

und weitergeben wollen, so könnten Sie ja die Stücke für eine befristete Zeit als Leihgut in<br />

die Heimatstube geben.<br />

10<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Der Kreis Johannisburg im Spiegel seines<br />

Heimat-Briefes<br />

Von Gerhard Wippich<br />

Das Jahr <strong>1979</strong> läßt uns nicht nur auf eine 30jährige Geschichte der Kreisgemeinschaft, sondern<br />

auch auf einen nun 25 Jahre alten <strong>Heimatbrief</strong> zurückblicken. Bereits im Jahre 1954 wurde mit<br />

den Vorbereitung für einen <strong>Heimatbrief</strong> begonnen, der zunächst noch unter der Bezeichnung<br />

Jahresbrief herauskam. Erst die durch den Patenkreis gewährte finanzielle Hilfe hat die Herausgabe<br />

ermöglicht. Bereits dieser erste Brief hat 3.000,- DM gekostet. Heute wäre es ohne das<br />

Spendenaufkommen nicht mehr denkbar.<br />

Mit den Portokosten müssen wir jetzt weit mehr als 10.000 DM dafür aufbringen. Unsere<br />

Archive geben trotz eifriger Suche kein Exemplar des 1. Briefes her. Für die Überlassung<br />

auch nur einer Ablichtung davon wären wir dankbar. Die Bezeichnung Jahresbrief ändert<br />

sich später in <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong>. Das Großformat wird zum Buchformat mit einem<br />

nun bunten Titelbild auf der ersten Seite. Zunächst ist denen zu danken, ohne deren<br />

Arbeit dieser Brief nie erschienen wäre und noch erscheinen könnte. Herauszuheben sind<br />

neben dem ersten Kreisvertreter Fritz-Walter Kautz die Landsleute Hermann Wielk, Oswald<br />

Vogel, Rudolf Niederhausen und seit 1972 Gerhard Bosk. Sollte ich in dieser Reihe<br />

einen übersehen haben, so sei auch ihm gedankt wie den mithelfenden Ehefrauen, den<br />

Kindern, Bekannten und Verwandten. Heute müssen nicht mehr zehntausend Anschriften<br />

per Hand geschrieben werden. Das Einpacken, Frankieren, der Transport zur Post bleiben.<br />

Die Hauptaufgabe wird aber mit dem Schreiben oder der Auswahl der Artikel und Bilder, der<br />

Formgebung der Briefe geleistet. Bereits in die ersten Ausgaben mischen sich neben rein<br />

organisatorische Mitteilungen persönliche und historische Berichte. Der Brief wird zur unerläßlichen<br />

Ergänzung der zehn Jahre später erscheinenden Kreischronik. So sind in den<br />

Briefen vorab historische Abhandlungen, wenn auch teilweise in sehr verkürzter Form, aufgenommen<br />

worden, die später in der Chronik nicht Platz fanden. Einige wenige Veröffentlichungen<br />

sollen erwähnt werden: Der Brief 56/57 enthält Abhandlungen über das Forst- und<br />

Jagdwesen, über Wildnisbereiter im 15. — 18. Jahrhundert. Das Alter des Ortes Gehsen<br />

wird untersucht, die Gründung des Zinsdorfes Belzonzen und die Postwege um 1830. Die<br />

Ereignisse in und um beide Weltkriege finden immer wieder Aufnahme. Masurische Sitten<br />

und Gebräuche werden wachgehalten. Es finden sich Aufsätze über die Gründung der Städte<br />

Arys und Bialla bis zur Räumung und Flucht. Der Kreisvertreter Kautz erhebt 15 Jahre<br />

nach der Vertreibung ernsthaft die Stimme für die Rückgabe der Heimat. Aus verständlicher<br />

Hoffnung wird ernsthafte Mahnung. Im Brief 1962 wird der Patenkreis Flensburg-Land ausführlich<br />

berschrieben. Als erstes Bild erscheint die Kirche aus Johannisburg. Lm. Sparka<br />

beschreibt Sparken. Bei Heimattreffen gehaltene Reden finden Abdruck. Alte Lieder und<br />

Gedichte lassen Erinnerungen wachwerden. Jeder der Briefe enthält aussagekräftige<br />

Grußworte der Landräte des Patenkreises und verdienter Bürger aus der Heimat.<br />

Herr Superintendent Link spricht über das Bibelwort: Ein jeder trage des anderen Last, so<br />

werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.<br />

Nun beginnen die persönlichen Erinnerungen. Wir finden sie von Frau Rothert, Frau Lipski<br />

und Herrn Regel sowie vielen anderen. Mit dem Brief 1967 beginnt die Serie, einzelnen Ortschaften<br />

größeren Raum zu gewähren. Neben persönlichen Erzählungen schreibt Herr<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unsere <strong>Heimatbrief</strong>e der letzten Jahre<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Sender einen mit Sprachstudien durchsetzten Aufsatz über Gehlenburg. Nachdem<br />

auch Herren des Patenkreises ausführlich zu Wort kommen, wird das Leben unseres<br />

letzten Landrat Ziemer ausführlich gewürdigt. Die Mitarbeiter der Kreisgemeinschaft<br />

werden vorgestellt.<br />

Im 23. Jahr nach der Vertreibung läßt sich im <strong>Heimatbrief</strong> nicht mehr übersehen, daß<br />

die stille Hoffnung, auch den deutschen Vertriebenen werde das Recht auf Selbstbestimmmung<br />

und Heimat gewährt werden, nunmehr lautstärker zur Geltung gebracht<br />

wird. Es wächst die Erkenntnis, daß sich zu Wort melden muß, wer Recht bekommen<br />

will. Dies hängt zusammen mit den Reisen in die Heimat, die Verlorenes als nur in<br />

anderen Händen befindlich erkennen lassen. Noch immer aber begleiten die Hilfen<br />

zum Lastenausgleich die Briefe.<br />

Mit dem Erscheinen des Briefes im Buchformat ist der Anreiz zu seiner Sammlung<br />

vergrößert worden. Die zahlreichen Bilder finden immer mehr Interesse. Die neue<br />

Form des Briefes verdanken wir Gerhard Bosk, der jede freie Minute dieser Arbeit<br />

widmet. Auf eingestreuten Landkarten lassen sich alte Wege gehen. Bilder und Berichte<br />

beleben die Erinnerungen, aber auch das Wissen, wie es heute um die Heimat<br />

steht, wie es dort aussieht. Hier soll nicht das Echo auf den Brief unerwähnt bleiben.<br />

Es kommen Dankesworte von vielen Empfängen, nicht alle begleitet von einer Spende<br />

für den Ausgleich der Kosten. Es muß immer wieder gesagt werden, wie wir auf<br />

diese Spenden angewiesen sind. Oft genug sind es die Ärmeren unter den Kreisangehörigen,<br />

die den Weg zur Post nicht scheuen. Vielleicht wissen sie es noch besser,<br />

wie wertvoll auch Kleingeld ist. Der Dank kommt aber auch in der Form von ermutigenden<br />

Briefen, einem aufmunternden Wort auf der Zahlkarte. Uns erreichen<br />

auch gern gesehene Vorschläge zur besseren Ausgestaltung. Hier aber sind der Redaktion<br />

Grenzen gesetzt, wenn solche Vorschläge nicht von geeignetem Material begleitet<br />

sind. Ein Brief kann nur das bringen, was wir zur Verfügung haben. Ein Bericht<br />

übereinen Ort muß von dem geschrieben werden, der über den Ort auch etwas —<br />

noch — weiß. Negative Kritiken ohne Verbesserungsvorschläge helfen uns nicht.<br />

Aufbauen scheint schwerer zu sein als einreißen.<br />

Mögen die weiteren Briefe helfen, das Bild unserer Heimat uns zu erhalten.<br />

Hierzu benötigen wir aber die Mitarbeit aller Kreisangehörigen, die im Sammeln<br />

von Material, mit Berichten und Erzählungen hierzu etwas beitragen<br />

können. Nur so wird unser Vorhaben gelingen.<br />

Heimat<br />

von Joseph Kühnel<br />

Nimmt man es äußerlich, landschaftlich, dann ist „Heimat” nicht tief genug<br />

genommen. Der tiefere Mensch findet nur dann Heimat draußen,<br />

wenn er drinnen Heimat hat.<br />

Wer drinnen Heimat hat, der hat sie unverlierbar, hat sie immer und<br />

überall.<br />

Heimat ist eine Wandlungskraft in uns, wenn wir jeden Ort und jede Lage<br />

beseelen. Wer diese Wandlungskraft nicht in sich hat, ist nirgends daheim...<br />

Die sie haben, sind immer und überall daheim.<br />

Sie entdecken und schenken anderen Heimat.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

13


Die Initiatoren und Mitarbeiter<br />

Sie waren dabei<br />

14<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Dr. Hartwig<br />

Schlegelberger,<br />

Minister a.D. u. früher<br />

Landrat d. Kreises<br />

Flensburg<br />

Kreispräsident<br />

Jensen<br />

R. Niederhausen<br />

Schatzmeister<br />

Minister a. D.<br />

Gerd Lausen<br />

früher Landrat<br />

Oberamtsrat Autzen<br />

Ehrenmitgl. Kr. Johbg.<br />

u. verantw. Leiter<br />

für den Patenkreis<br />

Robert Beyer<br />

Ehrenmitglied<br />

d. Kreisgem. Johbg.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Landrat a. D. Ziemer<br />

(Johbg.)<br />

F. W. Kautz<br />

früher Kreisvertr. Johbg.<br />

u. Ehrenvorsitzender<br />

0. Vogel<br />

Karteiführer<br />

u. Red. Heimatbr.<br />

bis 1971


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

unserer beiden Kreisgemeinschaften<br />

Sie sind dabei<br />

Dr. G. Korthals<br />

Landrat des Kreises<br />

Schleswig-Flensburg<br />

Klaus Beyer<br />

1. Stellvertreter d.<br />

Kreisgem. Johbg.<br />

Roswitha Thomsen<br />

Schriftführerin<br />

Gerhard Wippich<br />

Kreisvertr. der<br />

Kreisgem. Johbg.<br />

Gerhard Bosk<br />

2. Stellv. (Johbg.)<br />

u. Redakteur des<br />

<strong>Heimatbrief</strong>es seit 1972<br />

Walter Sagorski<br />

Schatzmeister<br />

Andreas Franzen<br />

Kreispräsident des<br />

Kr. Schlesw.-Flensburg<br />

H.Thomsen<br />

Unser Betreuer für<br />

den Patenkreis<br />

Traute Michelmann<br />

Karteiführerin<br />

Diese Bilder stehen stellvertretend für Christa Krüger, Lm. Bongartz, Lm Baginski, Lm.<br />

Schilling, und viele andere Mitarbeiter, von denen wir leider keine Fotos erhielten.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

15


Bemerkungen der Redaktion. Bitte Hinweise beachten!<br />

In diesem <strong>Heimatbrief</strong> haben wir versucht, Ihnen neben unserem Kreis Johannisburg unseren<br />

Patenkreis Schleswig-Flensburg ein wenig näher zu bringen. Durch die großzügige<br />

Unterstützung unseres Patenkreises ist es uns auch möglich geworden, einen solchen umfangreichen<br />

<strong>Heimatbrief</strong> herauszugeben. Der Patenkreis schenkt uns auch den anliegenden<br />

Bilderbogen, der uns über die Schönheiten der Landschaft des Kreises Schleswig-<br />

Flensburg informieren soll.<br />

Wir sind wieder zuversichtlich, daß der Spendenaufruf unseres Schatzmeisters überall Gehör<br />

findet, zumal dabei nicht unerwähnt sein darf, daß die Portoverteuerung von 30 auf 40 Pfennig<br />

pro <strong>Heimatbrief</strong> bereits mit über 1.000,- DM mehr zu Buche schlägt. Die Mitversendung<br />

des beiliegenden Bilderbogens kostet uns weitere 1.000 DM, d. h., insgesamt<br />

werden allein an Portokosten rund 5.000 DM gebraucht. Ist uns der <strong>Heimatbrief</strong> das<br />

wert? Viele Landsleute bejahen diese Frage deutlich genug durch ihre großzügigen<br />

Spenden, ihnen möchte ich auch als Redakteur herzlich danken. So sehe ich meine ehrenamtliche<br />

Arbeit für meine Heimat doch als eine dankbare und verpflichtende Aufgabe<br />

an. Allen Einsendern von Bild- und anderem Material sei herzlich gedankt, besonders all<br />

denen, die gutes Material für den geplanten Bildband des Kreises Johannisburg einsandten.<br />

Es fehlen dafür immer noch Bilder von unseren Dörfern. Gesucht werden u. a.<br />

schöne Aufnahmen von der Winterzeit, von der Waldarbeit, der Fischerei, von Schulen,<br />

aus der Landwirtschaft, von den Feuerwehren, vom Leben auf dem Lande, von<br />

Krieg und den Folgen, schöne Bauernhöfe und Bauernhäuser, von der Jugend, von<br />

unseren Kindern, von Schlittenpartien, vom Segeln, vom Pissek, von den Seen, von<br />

den Kanälen, die Kirchen im <strong>Johannisburger</strong> Kreis, Bilder aus der Forstwirtschaft,<br />

von der Jagd, ebenso Berichte darüber, Bilder von unseren Pfarrern, alte Dokumente,<br />

von Kriegsgräbern und Heldenfriedhöfen, von Mühlen, von unseren Störchen, von<br />

unserer Viehwirtschaft, von den Pferden. Volksbräuche, Weihnachts- oder Osterbräuche.<br />

Wer besitzt Bilder über die Bienenzucht, über Bienenvölker in der <strong>Johannisburger</strong><br />

Heide? Von Sportveranstaltungen, vom Bahnhof, vom Bahnhofshotel, von Zollhäusern,<br />

von unserer Vogelwelt (Seeadler u. a.) von den Förstereien, Ruderregatten, Segelregatten,<br />

Brauereien u. a.<br />

Wer besitzt ein Bild über den Abschuß eines Wolfes? (z. B. Ribittwen),Von schönen Ausflugsorten<br />

mit Gasthäusern, usw.?<br />

Der Bildband wird nur einmal gedruckt. Deshalb muß die Vorarbeit dafür lückenlos sein.<br />

Bitte, tragen Sie alle zu diesem Werk bei. Alle Bilder müssen mit einer ausführlichen „Erklärung”<br />

versehen sein, bitte in Schreibmaschinenschrift!<br />

Jedes Dokument wird spätestens nach Fertigstellung des Bildbandes zurückgesandt. Wer<br />

seinen Ort in Bildern und Dokumenten wiederfinden will, muß uns diese vor dem Druck des<br />

Bildbandes zur Verfügung stellen. Die Beschwerden nach dem Druck können wir nur noch<br />

in einem Aktenordner berücksichtigen.<br />

Wir hoffen, daß dieser Aufruf noch einmal viele Landsleute veranlaßt, in alten Beständen<br />

zu kramen<br />

Der Bildband sollte 1980/81 fertig sein. Ob wir das schaffen?<br />

Welche großen Persönlichkeiten unseres Kreises gehören in den Bildband?<br />

16<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Es kommt immer wieder vor, daß Fotos und andere Einsendungen an unseren Kreisvertreter,<br />

Herrn Wippich, Köln, gesandt werden. Das ist falsch! Für alle Aufrufe im Ostpreußenblatt<br />

zeichnet Herr Wippich als Kreisvertreter zwar verantwortlich. Alle Einsendungen sind jedoch<br />

nur an Lm. Gerhard Bosk (Redakteur des <strong>Heimatbrief</strong>es) zu senden, auch die für den Bildband.<br />

Bitte nur mit Schreibmaschine die Namen und alle Erklärungen. Viele Zuschriften sind unleserlich.<br />

Ihr G. Bosk<br />

Liebe Landsleute!<br />

Aus meiner Beobachtung erfreut sich der <strong>Heimatbrief</strong> großer Beliebtheit. Das beweisen die<br />

unzählichen Notizen auf den Spender-Zahlungsabschnitten, durch die unsere Landsleute,<br />

sowohl im Inland als auch im Ausland, ihre aufrichtige Freude zum Ausdruck bringen wollen.<br />

Diese Begeisterung erfüllt uns alle und vor allen Dingen den Redakteur dieses Briefes, mit<br />

besonderem Stolz und Dank.<br />

Der <strong>Heimatbrief</strong> für <strong>1979</strong> ist aus Anlaß des 25. Jubiläums umfangreicher ausgefallen und<br />

erfordert natürlich größere Ausgaben. Darüber hinaus werden wir für die neu einzurichtende<br />

Heimatstube in Flensburg und für den neuen Bildband erhebliche Beträge bereithalten<br />

müssen.<br />

Deshalb appelliere ich an Sie, meine lieben Landsleute, unserem Heimatkreis auch in Zukunft<br />

die Treue zu halten und durch Spenden das Bekenntnis zur Heimat zu bestärken.<br />

Denken Sie auch daran, daß es Landsleute gibt, die nur ein geringes Einkommen haben<br />

und kaum eine Spende erübrigen können.<br />

Wir sind für jede Spende dankbar.<br />

Zahlkarte liegt bei. Ihr Geldverwalter Walter Sagorski, Brühler Str. 46, 5000 Köln 51<br />

Unser Kreishaus in Johannisburg<br />

Dieser <strong>Heimatbrief</strong> enthält 81 Fotos, 22 aus unserem Patenkreis und 59 aus unserem<br />

Heimatkreis. Zwei Dorfskizzen, zwei Dokumente.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unsere Kreistreffen <strong>1979</strong><br />

Alle Treffen werden außerdem im Ostpreußenblatt bekanntgegeben.<br />

Pfingsten <strong>1979</strong> in Köln (Bundestreffen).<br />

Freitag, den 1. 6. 79 bis Sonntag, den 3. 6. 79, Messehallen Köln.<br />

Kreistreffen in Dortmund, Rheinoldi-Gaststätten am 2. September<br />

<strong>1979</strong><br />

Hauptkreistreffen<br />

anl. der 25jährigen Patenschaftsfeier im Kreis Schleswig-Flensburg<br />

auf dem und rund um den Scheersberg vom 7. bis 9. September <strong>1979</strong><br />

Vorgesehener Programmablauf<br />

18<br />

Freitag 7. 9. 79<br />

Anreise<br />

Frei für selbstorganisierte Schüler- und Dorfgemeinschaftstreffen<br />

Sonnabend, B. 9. 79<br />

10.00 Uhr gemeinsame Sitzung des Kreisausschusses der beiden<br />

Kreise<br />

11.00 Uhr Einweihung und Vorstellung der Heimatstube des Kreises<br />

Johannisburg im Kreishaus (Hauptamt) in Flensburg, Waitzstr.<br />

1-3<br />

ab 13.00 Uhr Dampferfahrt über Förde und Ostsee nach Kappein /<br />

Schiei<br />

ca. 17.00 Uhr Rückfahrt mit Bussen quer durch die Landschaft Angeln<br />

nach Flensburg<br />

20.00 Uhr Großer Bunter Abend auf dem Scheersberg<br />

Sonntag, 9. 9. 79<br />

10.00 Uhr Eintreffen der Gäste auf dem Scheersberg<br />

10.30 Uhr Festakt<br />

Ansprache: Minister a. d. Gerd Lausen. Kulturelle Umrahmung<br />

durch Chöre, Volkstanzgruppen u. a.<br />

12.00 Uhr gemeinsames Mittagessen aus der Gulaschkanone des<br />

DRK<br />

ab 14.00 Uhr geselliges Beisammensein bis zur Abreise<br />

Änderungen vorbehalten<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unser Patenschaftstreffen in Flensburg<br />

Wichtiger Hinweis!<br />

Um die Organisation des Jubiläumstreffens sicherzustellen, ist eine Voranmeldung auf<br />

dem Vordruck unbedingt erforderlich.<br />

Der Kreis muß unbedingt rechtzeitig wissen, wieviel Personen an der Schiffsreise und an<br />

der Busfahrt teilnehmen, wieviele zu den einzelnen Veranstaltungen erscheinen und am<br />

gemeinsamen Mittagessen am Sonntag teilnehmen wollen.<br />

Ferner soll für Anreisende mit der Bahn ein Zubringerdienst eingerichtet werden. Die Zusendung<br />

erbitten wir bis spätestens 1. Mai <strong>1979</strong> an den Kreis Schleswig-Flensburg, Waitzstraße<br />

1 — 3.<br />

Wir bitten um deutliche Ausfüllung des Anmeldeformulars!<br />

An den<br />

Kreis Schleswig-Flensburg, Hauptamt<br />

Waitzstraße 1—3, 2390 Flensburg<br />

Voranmeldung für das Patenschaftstreffen <strong>1979</strong><br />

in Flensburg / Scheersberg<br />

Teilnahme an:<br />

Wir wollen mit _______________ Personen teilnehmen<br />

Anreisetag: _________________ September <strong>1979</strong> Pkw/Bahn<br />

Abreisetag: September <strong>1979</strong> Pkw/Bahn<br />

Eröffnung d. Heimatstube .............................................. ja/nein<br />

Rundfahrt m. Dampfer u. Bus ........................................ ja/nein<br />

Bunter Abend (8.9.79) a. d. Scheersberg ...................... ja/nein<br />

Festakt am 9. 9. 79 ........................................................ ja/nein<br />

Mittagessen am 9. 9. 79 ................................................. ja/nein<br />

Wichtig! Diese Voranmeldung dient nicht zur Sicherung der Unterbringung. Quartierbestellungen<br />

sind zu richten an die Adressen der Fremdenverkehrsvereine des Patenkreises,<br />

siehe gelbe Beilage des bunten Prospektes.<br />

Dieses Anmeldeformular bitte in einen Briefumschlag stecken und rechtzeitig nach Flensburg<br />

senden.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

19


20<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unser schöner Patenkreis<br />

Abendstimmung in Maasholm Standleben in Holznis<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Leckere Produkte des Fördenlandes<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

21


Erinnerungen<br />

an unseren<br />

schönen<br />

Heimatkreis<br />

22<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unser Rathaus<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Bahnhof Königstal<br />

„Waidmannslust“<br />

bei Snopken


Kurziontken, Straße nach Bialla Johannisburg und Umgebung<br />

1<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

. Gruß v. d. MasurIschen Seen - Masurenhaus<br />

Masurisches Bauernhaus<br />

A. $Vre ., qu•<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

23


24<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Unsere Landsmännin Helene Seredszus<br />

(früher Rogallen) stellte diese Bilder zur Verfügung<br />

Schule in Seeland 1936<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Zollhaus (1936)<br />

Klassen mit den Lehrern<br />

Krämulat und Kleinschmidt


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Opferstein auf dem<br />

Felde von Bauer<br />

K. Huber in Bergfelde<br />

Einst das Dorf Rogallen,<br />

heute<br />

der einzige Hof<br />

Schwekutsch<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Jungstörche bei Bauer<br />

Schwekutsch,<br />

KI.-Rogallen<br />

25


Wir lernen unseren Patenkreis kennen<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg<br />

von Landrat Dr. jur. Gernot Korthals<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg mit dem Sitz in Schleswig, Rechtsnachfolger der beiden<br />

ehemaligen Kreise Flensburg-Land und Schleswig, wurde am 24. März 1974 aufgrund des 3.<br />

Gebietsneuordnungsgesetzes gebildet. Mit ihm entstand ein Kreis, der mit 178.423 Einwohnern<br />

und einer Fläche von 2.071 qkm zu den sogenannten Großkreisen im Lande<br />

Schleswig-Holstein zu rechnen ist.<br />

Der Fläche nach ist er der zweitgrößte, der Einwohnerzahl nach der sechsgrößte Kreis im<br />

Lande.<br />

Durch die Gebietsreform sind zwei Kreise vereinigt worden, die beide auf eine über hundertjährige<br />

Geschichte zurückblicken konnten. Beide waren im Jahre 1867 nach der Einverleibung<br />

der Herzogtümer Schleswig und Holstein in die preußische Monarchie durch die<br />

am 2. September 1867 erlassene „Verordnung betreffend die Organisation der Kreis- und<br />

Distriktsbehörden sowie die Kreisvertretung in der Provinz Schleswig-Holstein” gebildet<br />

worden. Durch diese Verordnung wurden in der Provinz neben dem Stadtkreis Altona 19<br />

Kreise geschaffen, deren Einwohnerzahl zwischen 40.000 und 60.000 lag. Lediglich die frühere<br />

Landschaft Eiderstedt wurde auf Wunsch ihrer Bevölkerung ein eigenständiger Kreis,<br />

blieb mit rd. 18 000 Einwohnern aber erheblich unter der Durchschnittsgröße.<br />

Zum Kreis Flensburg gehörte ursprünglich auch die Stadt Flensburg, die dann 1889 kreisfrei<br />

wurde und somit auch aus dem Kreis ausschied. Trotzdem blieb Flensburg aber Sitz<br />

der Kreisverwaltung.<br />

Verwaltungsordnungen wurden zu einer ständigen Aufgabe, um den wachsenden Anforderungen<br />

der Bevölkerung an die Verwaltung gerecht zu werden, eine grundlegende Reform<br />

fand aber erst in den Jahren 1969 und 1973/74 statt.<br />

Infolge dieser Verwaltungsneuordnung hat sich die durchschnittliche Einwohnerzahl der<br />

Kreise auf rund 170.000 erhöht und gemeinsam mit den Ämtern, deren Mindestgröße nach<br />

einer Novelle zur Amtsordnung bereits 1966 auf 5.000 Einwohner als Richtwert festgeschrieben<br />

wurde, ist eine effektive verwaltungsmäßige Wahrnehmung aller Funktionen und<br />

Aufgaben möglich.<br />

Diese Größenordnungen gaben zunächst Anlaß zu der Befürchtung, daß die allseits gewünschte<br />

und notwendige „Bürgernähe” verlorengehen könnte, doch zeigen die Erfahrungen<br />

der letzten Jahre das Gegenteil.<br />

Im Zusammenspiel von Kreis-, Stadt-, Amts- und Gemeindeverwaltungen, die über klare<br />

Zuständigkeiten und qualifizierte Mitarbeiter verfügen, arbeitet der Kreis heute bürgernah<br />

und erfolgreich zum Wohle seiner Bewohner.<br />

Außer der Kreisstadt Schleswig (30.506 Einwohner) gehören die Städte Kappeln (11.248),<br />

Glücksburg (7.411), Arnis (571) und die amtsfreien Gemeinden Harrislee (7.201) und Sörup<br />

(4 098) zum Kreis. Die übrigen 130 Gemeinden einschl. der bereits genannten Stadt Arnis,<br />

der kleinsten Stadt der Bundesrepublik, sind zu 18 Ämtern zusammengeschlossen.<br />

Die Wirtschaftsstruktur des Kreises Schleswig-Flensburg wird stark durch die Landwirtschaft<br />

geprägt, denn immerhin 79 Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. In<br />

der Land- und Forstwirtschaft einschl. der Tierhaltung und Fischerei sind 20,5 Prozent der<br />

Erwerbstätigen beschäftigt. Aber auch im Kreise Schleswig-Flensburg ist die Landwirtschaft<br />

inzwischen von anderen Wirtschaftszweigen überholt worden. Im produzierenden<br />

26<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Gewerbe beträgt der Anteil der Erwerbstätigen rd. 29 Prozent, der jedoch noch um fast 8<br />

Prozent unter dem Landesdurchschnitt liegt. Lediglich im Bereich der Dienstleistungen liegt<br />

der Anteil mit 33,3 Prozent ein wenig über dem Landesdurchschnitt.<br />

Die Sicherung bestehender und die Schaffung neuer zusätzlicher Arbeitsplätze ist demnach<br />

für den Kreis von entscheidender Bedeutung.<br />

Allerdings hat die Vergangenheit gezeigt, daß sich das Problem der Wirtschaftsförderung in<br />

den verkehrsfreien Räumen des Landesteils Schleswig nur sehr schwer lösen läßt. Wenn<br />

es auch in einzelnen Bereichen unseres Kreises gewisse erkennbare Fortschritte, so beispielsweise<br />

in der Gemeinde Harrislee, gibt, bleibt nur zu hoffen, daß sich der Eintritt Dänemarks<br />

in die Europäische Gemeinschaft und die kürzlich erfolgte Fertigstellung der Bundesautobahn<br />

Hamburg-Flensburg in absehbarer Zeit positiv auswirken. Daneben bleibt zu<br />

hoffen, daß die Anbindung an das bundesdeutsche Fernstraßennetz dem Landesteil<br />

Schleswig und mit ihm dem Kreis Schleswig-Flensburg helfen wird, das Klischee, daß nördlich<br />

Hamburgs „die Bundesrepublik aufhört”, abzubauen.<br />

Aber auch die weitläufige Siedlungsstruktur und die sich dadurch ergebenden großen Entfernungen<br />

im Kreise Schleswig-Flensburg selbst führen dazu, daß ständig über verbesserte<br />

Möglichkeiten einer verkehrsgerechten Erschließung nachzudenken ist und möglichst alle<br />

Erkenntnisse auch realisiert werden. Insoweit stand der weitere Ausbau der Nord-Süd-<br />

Verbindungen, der Ausbau der Verkehrsverbindungen, die das Land mit den zentralen Orten<br />

verbinden und die Schaffung von Fuß- und Radwegen als Folgemaßnahmen der Konzentration<br />

des Schulwesens letztlich auch im Interesse der Sicherheit der Schulkinder im<br />

Mittelpunkt, und diese Schwerpunkte werden die Tätigkeit des Kreises in Bezug auf Straßen-<br />

und Wegebau auch in Zukunft weiterhin bestimmen.<br />

Betrachtet man in diesem Zusammenhang die finanziellen Aufwendungen für den Straßenbau,<br />

so schlagen sie im Vermögenshaushalt des laufenden Haushaltsjahres <strong>1979</strong> z. B. mit<br />

36,93 Prozent zu Buche. Bei einem Volumen des Vermögenshaushaltes von 36 Millionen<br />

DM sind das immerhin 13.29 Millionen DM. Allerdings handelt es sich dabei nicht nur um<br />

reine Mittel des Kreises, denn die Zuweisungen von Bund und Land, die in den Haushalt<br />

einfließen, werden rd. 11,34 Millionen DM betragen.<br />

Gerade beim Straßenbau kommt es darauf an, den besonderen Gegebenheiten der Landschaft<br />

Rechnung zu tragen. Insbesondere in den vergangenen Jahren war es notwendig,<br />

den Straßenbau im Interesse der Strukturentwicklung zu forcieren, ohne allzu stark in die<br />

Landschaft einzugreifen.<br />

Daß dieser Weg richtig war und ist, merkt man u. a., wenn man speziell in den Sommermonaten<br />

durch den Kreis fährt, um die Schönheiten unserer Heimat kennen und schätzen zu<br />

lernen. Ein abwechslungsreiches Landschaftsbild mit geringer Umweltbelastung erlaubt es<br />

dem Besucher, sich wohlzufühlen.<br />

Dies ist insbesondere für den Wirtschaftszweig Fremdenverkehr äußerst wichtig. Im Gegensatz<br />

zu anderen Fremdenverkehrsgebieten wurde im Kreise Schleswig-Flensburg auf<br />

den Bau von „Betonburgen” verzichtet, um den Charakter der Landschaft mit ihren natürlichen<br />

Eigenheiten nicht zu zerstören. Es kam dem Kreis nicht darauf an, die Bettenkapazität<br />

um jeden Preis zu erhöhen, vielmehr war es sein Anliegen, eine Qualitätsverbesserung der<br />

vorhandenen Angebote nachhaltig zu fördern. Daß der eingeschlagene Weg richtig ist, zeigt<br />

die Entwicklung der Übernachtungszahlen, die sich von 597 300 im Jahre 1974 auf 1 009<br />

406 Übernachtungen im Jahre 1976 fast verdoppelt hat. Dieser allgemeine Aufwärtstrend<br />

hält nach wie vor an. Zu den Fremdenverkehrsentwicklungsräumen gehören im wesentlichen<br />

die gesamte Ostseeküste, die Schleilandschaft, bei der allerdings die Belastbarkeit<br />

begrenzt ist, sowie die Bereiche um Eider, Treene und Sorge. Erfreulich ist die Tatsache,<br />

daß sich zum Zwecke der Werbung und Betreuung unserer Gäste unter dem<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

27


Dachverband „Verkehrsverein Schleswig-Flensburg” insgesamt 21 Fremdenverkehrsvereine<br />

im Kreisgebiet gebildet haben, die den Kreis jetzt flächenmäßig voll abdecken.<br />

Erfreulich ist dieser Tatbestand gerade deswegen, weil dadurch der öffentlichen Hand<br />

mannigfaltige Aufgaben von der Hand gehalten werden, die, bedingt durch Ortskenntnis<br />

und Ortsnähe, durch lokale Fremdenverkehrsvereine — vom Dachverband unterstützt —<br />

gut bewältigt werden.<br />

Was den Touristen zu uns bringt, ist neben der Erholung und den vielfältigen Möglichkeiten,<br />

sich durch Wandern, Radeln, Reiten, Angeln und Schwimmen aktiv zu betätigen, auch der<br />

Wunsch, Land und Leute kennenzulernen, aber auch deren Geschichte und Kultur. Das<br />

Gebiet des Kreises Schleswig-Flensburg ist reich an interessanten historischen Denkmälern,<br />

die von der wechselvollen Geschichte unseres Landes zeugen. Zu erwähnen sind hier vor<br />

allem der Halbkreiswall Haithabu am Haddebyer Noor aus dem 10. Jahrhundert n. Chr., der<br />

im 9. Jahrhundert n. Chr. begonnene Befestigungswall Danewerk und die Waldmarsmauer<br />

aus dem 12. Jahrhundert n. Chr., der aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. stammende Runenstein<br />

von Busdorf, der Poppostein, ein steinzeitliches Grab bei Helligbek, sowie zahlreiche<br />

Gräber aus der Bronzezeit. Im Schloß Gottorf in Schleswig, dem größten der 4 Wasserschlösser<br />

des Landes Schleswig-Holstein, befinden sich die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen<br />

mit zahlreichen Zeugnissen unserer kulturellen Vergangenheit, insbesondere<br />

der ehemaligen herzöglichen Residenzstadt Schleswig. Im Landesmuseum für Vor- und<br />

Frühgeschichte, in dem sich auch des bekannte Nydamboot aus dem 4. Jahrhundert nach<br />

Chr. befindet, erhält der Besucher eine umfassende Information über die Frühgeschichte<br />

unseres Landes. Kein Tourist wird es versäumen, den aus dem 11. Jahrhundert nach Chr.<br />

stammenden Dom in Schleswig mit dem berühmten Brüggemann-Altar oder die Stadt<br />

Glücksburg an der Flensburger Förde mit ihrem sehenswerten Schloß aufzusuchen.<br />

Der in der Vergangenheit in vielen Teilbereichen des Lebens vollzogene Konzentrationsprozeß<br />

im ländlichen Raume hat dazu geführt, daß vielen Dörfern wichtige Gemeinschaftseinrichtungen<br />

entzogen worden sind, und man muß Verständnis für die oft geäußerte<br />

Befürchtung haben, diese Dörfer könnten mit der Zeit veröden. Die tatsächliche Entwicklung<br />

in unserem ländlichen Raum hat diese Sorgen jedoch nicht bestätigt, vielmehr<br />

stellt sich der gesamte ländliche Raum zunehmend als ein außerordentlilch begehrter Bereich<br />

dar, und das Streben vieler Bürger, aus der Stadt hinaus aufs Land zu ziehen, ist bemerkenswert.<br />

Letzteres hat sich insbesondere in den Umlandgemeinden der Städte Flensburg<br />

und Schleswig gezeigt, und viele Umlandgemeinden haben durch eine rechtzeitige<br />

und wohldurchdachte Bauleitung zukunftsweisend gedacht und auch gehandelt.<br />

Problemstellungen, wie sie bislang mehr städtischen Bereichen eigen waren, haben sich<br />

auch im Laufe der Jahre in den Kreisen ergeben. Als Beispiel hierfür sei die soziale Betreuung<br />

der Bürger angeführt. Unsere Zeit bringt es mit sich, daß „soziale Randgruppen” leicht<br />

übersehen bzw. deren Probleme nicht richtig eingeschätzt werden. Darüberhinaus ist zu<br />

einem großen Teil bei den Betroffenen selbst eine große Unkenntnis über unser Netz der<br />

sozialen Sicherung anzutreffen. Eine gezielte Aufklärung ist deshalb unerläßlich. Aktive<br />

Sozialpolitik bedeutet deshalb auch enge Zusammenarbeit mit den freien Wohlfahrtsverbänden<br />

und den vielen ehrenamtlichen Kräften, deren großes Engagement nicht genug<br />

hervorgehoben werden kann. Konkrete Beispiele der Sozialpolitik im Kreise sind, um nur<br />

einige zu nennen, die Verabschiedung von Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen der<br />

offenen Altenhilfe, von Richtlinien zur Förderung von Altentagesstätten sowie die Unterstützung<br />

auch der Gemeindeschwesternstationen.<br />

Im Bereich der Gesundheitspolitik steht den Bürgern des Kreises des Kreiskrankenhaus<br />

Schleswig zur Verfügung, das vor kurzem auf die alleinige Trägerschaft des Kreises über-<br />

28<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

gegangen ist, nachdem der Zweckverband „Allgemeines Krankenhaus Schleswig” aufgelöst<br />

wurde. Zwischen dem Kreisgesundheitsamt und dem Kreiskrankenhaus ist jetzt eine einheitliche<br />

Gesundheitspolitik für das gesamte Kreisgebiet gesichert. In diesen Bereich ist<br />

auch der Rettungsdienst einzuordnen. Der Kreistag des Kreises Schleswig-Flensburg hat<br />

im Jahre 1978 ein flächendeckendes Konzept verabschiedet und die koordinierende Rettungsleitstelle,<br />

die Tag und Nacht besetzt ist, hat sich nicht zuletzt in den Tagen der<br />

Schneekatastrophe um die Jahreswende sehr gut bewährt.<br />

Ein Schwergewicht der Arbeit des Kreises lag und muß stets darin liegen, der heranwachsenden<br />

Jugend das nötige Rüstzeug für das spätere Leben mit auf den Weg zu geben. Die<br />

Realisierung der Chancengleichheit für Kinder in ländlichen und städtischen Räumen ist<br />

ein Kernstück der bildungspolitischen Konzeption des Kreises. Dazu gehört eine Schulbaupolitik,<br />

die den modernen pädagogischen Erkenntnissen entspricht.<br />

Die auf das Jahr 1980 projizierten Zielsetzungen des Generalschulbauplanes konnten im<br />

wesentlichen schon jetzt erfüllt werden. Dieser Plan sieht für den Kreis Schleswig-<br />

Flensburg im Grund- und Hauptschulbereich insgesamt 52 Schulen vor, und zwar 23<br />

Grund- und Hauptschulen sowie 29 selbständige Grundschulen. Gegenwärtig bestehen im<br />

Kreis noch 58 Schulen. Darüber hinaus können zur Zeit im Kreise 12 Realschulen, denen<br />

zum Teil Grund- und Hauptschulsystem angegliedert sind, verzeichnet werden. Das Netz<br />

der vorhandenen Realschulen ist flächendeckend. Nach dem Generalschulbauplan sind<br />

Schleswig, Kappeln und Satrup Standorte für Gymnasien. Der Gymnasialteil der Kooperativen<br />

Gesamtschule Flensburg-Adelby hat den gymnasialen Bereich des Kreises, aber<br />

auch den der Stadt Flensburg, weiter ergänzt.<br />

Die Neuorganisation des Sonderschulwesens im Kreisgebiet kann in den nächsten Jahren<br />

zum Abschluß gebracht werden, die Schulen für Lernbehinderte befinden sich ausschließlich<br />

in der Trägerschaft des Kreises, ebenso wie zwei Sonderschulen für Geistigbehinderte.<br />

Die zunehmende Freizeit, verbunden mit zumeist bewegungsarmer Lebensweise in weiten<br />

Kreisen unserer Bevölkerung macht es zu einer vordringlichen Aufgabe, durch großzügige<br />

Sportstätten Anreiz zur körperlichen Betätigung und damit einen Ausgleich zu bieten. Entsprechenden<br />

Investitionen kommt daher auch eine vorrangige Bedeutung zu, die, um ein<br />

Zahlenbeispiel zu nennen, in der letzten Legislaturperiode von 1974 bis 1978 bei 20 Projekten<br />

mit einem Bauvolumen von 40 Millionen DM zu Buche schlugen.<br />

Auch auf dem Gebiete der Weiterbildung und des Kulturwesens steht den Bürgern unseres<br />

Kreises ein vielfältiges Angebot zur Verfügung.<br />

Das Institut für Weiterbildung im Kreise Schleswig-Flensburg vermittelt, zusammen mit<br />

Ortskulturringen, Volkshochschulen und anderen Institutionen vielfältiges Wissen und gibt<br />

zahlreiche Möglichkeiten kreativer Betätigung. Die neue Kreismusikschule Schleswig-<br />

Flensburg entwickelt zur Zeit eine flächendeckende Konzeption der Musikbildung für das<br />

gesamte Kreisgebiet. Das Büchereiwesen im Kreis Schleswig-Flensburg gehört zu den besten<br />

Büchereisystemen im Bundesgebiet.<br />

Natürlich kann ich mit diesem Textbeitrag nur in gewissem Umfange unseren Kreis<br />

Schleswig-Flensburg beschreiben; es dürfte dem Leser klar sein, daß bei der Vielfalt von<br />

Einzelheiten bis hin zu grundlegenden Darstellungen bestimmter Probleme der mir vorgegebene<br />

Rahmen gesprengt werden würde.<br />

Ich hoffe aber, daß diejenigen unter Ihnen, die aus Anlaß des 25jährigen Bestehens<br />

der Patenschaft zwischen dem ehemaligen Kreis Johannisburg und dem Kreis<br />

Schleswig-Flensburg als Gast in unserem Kreise weilen, auch die Möglichkeit haben,<br />

die Schönheiten und landschaftlichen Reize unseres Raumes kennenzulernen.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

29


Der Fremdenverkehr im Kreis<br />

Von Landrat Dr. Gernot Korthals<br />

Der Fremdenverkehr ist im Kreis Schleswig-Flensburg zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor<br />

geworden, der auch in Zukunft weiterentwickelt werden soll. Sowohl die Landesplanung<br />

als auch der Kreis sehen hierin eine Möglichkeit, zur allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Stärkung dieses Raumes beizutragen.<br />

Die Landesplanung unterscheidet zwischen Fremdenverkehrsverordnungs-, -gestaitungsund<br />

-entwicklungsräumen. In Fremdenverkehrsordnungsräumen ist bereits ein solches Maß<br />

an Konzentration und damit verbunden an hohen Belastungen der Landschaft erreicht, daß<br />

hier Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zur Saisonverlängerung Vorrang haben vor<br />

einer Ausweitung der Bettenkapazität. Nach Auffassung der Landesplanungsbehörde, die<br />

ihren Niederschlag gefunden hat im Regionalplan V vom 23.3.1975, der für den Raum des<br />

Kreises Schleswig-Flensburg und Nordfriesland und die kreisfreie Stadt Flensburg gilt, gibt<br />

es in diesem Kreisgebiet noch keine Bereiche, die Ordnungsmaßnahmen erforderlich machen.<br />

Das bedeutet allerdings nicht, daß es nicht auch hier Gebiete gibt, deren weitere<br />

Entwicklung sorgfältig beobachtet und geplant werden muß, damit nicht durch ein Übermaß<br />

an Fremdenverkehr die Landschaft zu sehr belastet und damit in ihrem Erholungswert beeinträchtigt<br />

wird.<br />

Die gesamte Ostseeküste des Kreises ist im Regionalplan V als Fremdenverkehrsgestaltungsraum<br />

ausgewiesen, in dem die Stadt Glücksburg als Schwerpunkt besonders herausgehoben<br />

ist. Dieses landschaftlich sehr schön gelegene Ostseebad an der Flensburger<br />

Förde soll nach den Vorstellungen der Landesplanung, die vom Kreis unterstützt werden,<br />

als Seeheilbad und als Kurzzeiterholungsgebiet weiter ausgebaut werden. Hier ist, nachdem<br />

moderne Kureinrichtungen bereits erstellt worden sind, insbesondere eine Verbesserung<br />

des Bettenangebotes erforderlich, und zwar vornehmlich im mittelständischen Bereich.<br />

Die Funktion von Glücksburg als Naherholungsgebiet für die Flensburger Bevölkerung ist<br />

beim weiteren Ausbau der Fremdenverkehrsinfrastruktur (Verkehrsanbindung, Parkplätze,<br />

Strandkapazitäten, Gaststätten, Wander- und Radfahrwege) besonders zu berücksichtigen.<br />

Innerhalb dieses Fremdenverkehrsgestaltungsraumes an der Ostseeküste gibt es besondere<br />

Entwicklungsgebiete, unter anderem in den Gemeinden Langballig, Westerholz, Quern<br />

(Ortsteil Neukirchen), Steinbergkirche und Steinberg (insbesondere Ortsteile Norgaardholz<br />

und Steinberghaff) sowie im Raum zwischen Gelting und Maasholm, in dem die besonderen<br />

Standortvorteile der offenen Meeresküste und der binnenseeähnlichen Schleilandschaft<br />

genutzt werden sollen.<br />

Zu den Fremdenverkehrsentwicklungsräumen im Landesinnern gehören die gesamte<br />

Schleilandschaft sowie die Gebiete im Bereich der Eider, Treene und Sorge. Hier ist nach<br />

den Zielen der Landesplanung Süderstapel verstärkt als Luftkurort auszubauen. Das Ufergebiet<br />

der Schlei ist für den Erholungsverkehr sehr reizvoll, seine Belastbarkeit ist jedoch<br />

begrenzt. Aus diesem Grunde soll die Fremdenverkehrsentwicklung schwerpunktmäßig unter<br />

Berücksichtigung der wasserwirtschaftlichen Situation erfolgen, u. a. in den Gemeinden<br />

Borgwedel, Brodersby (Ortsteil Missunde), Ulsnis, Lindaunis und in der Stadt Arnis, die mit<br />

etwa 560 Einwohnern nicht nur die kleinste Stadt des Landes, sondern der Bundesrepublik<br />

Deutschland ist. Da diese unmittelbar an der Schlei gelegene Gemeinde trotz der geringen<br />

Einwohnerzahl eine durchaus städtische Siedlungsstruktur aufweist, ist die weitere Entwicklung<br />

hier ganz entscheidend von der Lösung des Kanalisationsproblems abhängig.<br />

30<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Winterstimmung<br />

in den Flöruper Bergen<br />

Es gibt viele schöne Bauernhöfe in unserem Patenkreis<br />

S<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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31


Von herausragender Bedeutung ist die Urlaubsform „Ferien auf dem Lande/Urlaub auf dem<br />

Bauernhof”, für die in allen Landschaftsräumen günstige Voraussetzungen gegeben sind. In<br />

diesem Bereich sind gerade in den letzten Jahren außerordentliche Zuwachszahlen zu verzeichnen,<br />

eine Entwicklung, die auch in dem Raumordnungsbericht 1977 der Landesregierung<br />

Schleswig-Holstein ihren Niederschlag gefunden hat. Schleswig-Holstein ist inzwischen<br />

das fremdenverkehrsintensivste Bundesland geworden. Mit 8,6 Fremdenübernachtungen<br />

je Einwohner liegt das Land deutlich vor Bayern (6,0), Hessen (4,6) und Baden-<br />

Württemberg (4,4).<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg hat von Anbeginn seiner Entstehung im März 1974 der Förderung<br />

des Fremdenverkehrs den gleich hohen Rang zugemessen, wie die früheren Kreise<br />

Schleswig und Flensburg-Land. Eine der ersten Aufgaben bestand darin, die unterschiedlichsten<br />

Organisationsformen und Förderungsstrukturen zu harmonisieren. In beiden<br />

früheren Kreisverwaltungen gab es ein Amt für Fremdenverkehr. In Flensburg-Land beschränkte<br />

sich seine Zuständigkeit auf die Planung, die Gewährung von Zuschüssen und<br />

Beantragung von Zuschüssen aus Landesmitteln. Daneben gab es den Verkehrsverein<br />

Flensburger Förde, dem Kreis Flensburg Land, zwei Ämter, 18 Gemeinden sowie 10 örtliche<br />

Fremdenverkehrsvereine (von insgesamt 13) angehörten. Er hatte alle nicht der Verwaltung<br />

vorbehaltenen Aufgaben für das gesamte Kreisgebiet wahrzunehmen. Hierzu gehörten vor<br />

allem die überörtliche Werbung, die Betreuung der örtlichen Verkehrsvereine sowie die Zusammenarbeit<br />

mit dem Verkehrsverein für die Stadt Flensburg und Umgebung e. V. und<br />

den dänischen Verkehrsvereinen nördlich der Grenze, mit denen unter der Bezeichnung<br />

„Nord und Süd” eine Arbeitsgemeinschaft gebildet worden war. Der Kreis Flensburg-Land<br />

trug 75 Prozent der Kosten des Verkehrsvereins Flensburg-Förde.<br />

Im früheren Kreis Schleswig gab es keinen auf Kreisebene arbeitenden Verkehrsverein,<br />

sondern sieben örtliche Verkehrsvereine, die von der Kreisverwaltung betreut wurden und<br />

für ihre Arbeit Verwaltungszuschüsse bekamen, deren Höhe sich nach der Zahl der nicht<br />

gewerblichen Betten ihrer Mitglieder richtete. Die Zahlung dieses sogenannten Bettengeldes<br />

wurde. nach Bildung des neuen Kreises Schleswig-Flensburg von den im nördlichen<br />

Kreisteil wirkenden örtlichen Verkehrsvereinen ebenfalls angestrebt. Da man glaubte, nur<br />

dann in den Genuß dieser Zuschüsse zu kommen, wenn der Kreis von seinen finanziellen<br />

Verpflichtungen gegenüber dem Verkehrsverein Flensburger Förde entlastet würde, gab es<br />

sogar vereinzelt Bestrebungen, diesen Dachverband aufzulösen. Hieran wird deutlich, welche<br />

Bedeutung dem Bettengeld für die Stützung der örtlichen Fremdenverkehrsorganisationen,<br />

die weitgehend ehrenamtlich geleitet werden, beigemessen wird. Der Wunsch,<br />

diese finanzielle Förderung auf alle örtlichen Verkehrsvereine im neuen Kreis auszudehnen,<br />

stieß bei den Selbstverwaltungsgremien des Kreises durchaus auf Verständnis. Dagegen<br />

mußte den Tendenzen, den Verkehrsverein Flensburger Förde aufzulösen, entgegengewirkt<br />

werden. Dieser Verein hatte unter dem Vorsitz von Bürgermeister Hansen, Glücksburg, der<br />

sich auch um die Entwicklung seiner Stadt als Seeheilbad und Kurzentrum große und bleibende<br />

Verdienste erworben hat, fruchtbare Arbeit geleistet. Insbesondere erschien es nicht<br />

vertretbar, auf die Mitarbeit und das Engagement der im Fremdenverkehrsverein besonders<br />

erfahrenen Persönlichkeiten, die sich für die Vereinsarbeit zur Verfügung gestellt hatten, in<br />

Zukunft zu verzichten. Da die Vereinsgremien durchaus bereit waren, ihre Arbeit auf das<br />

gesamte Gebiet des Kreises Schleswig-Flensburg auszudehnen, galt es, die im südlichen<br />

Kreisteil wirkenden örtlichen Kreisvereine für eine Mitarbeit zu gewinnen. Dabei mußte vor<br />

allem deutlich gemacht werden, daß ein auf Kreisebene ar-<br />

32<br />

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Rabeisund<br />

bei Kappein/Schiei<br />

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33


eitender Verein weder die Zuständigkeit der örtlichen Vereine beeinträchtigen, noch die<br />

bisherige Betreuung und finanzielle Förderung einschränken werde. Weil ein Dachverband<br />

naturgemäß überregionale Aufgaben wahrzunehmen hat, die im Falle seiner Auflösung von<br />

der Verwaltung zu erledigen sind, war das Angebot zur Mitarbeit in erster Linie als Chance<br />

zu verstehen, an Aufgaben mitzuwirken, die sonst in alleiniger Zuständigkeit von den<br />

Selbstverwaltungsgremien des Kreises erfüllt werden.<br />

In der Mitgliederversammlung des Verkehrsvereins Flensburger Förde am 8.9.1975 sprach<br />

man sich mit großer Mehrheit gegen eine Auflösung und für eine Fortsetzung der bisherigen<br />

Arbeit aus. Zugleich wurde der Name des Vereins geändert in „Verkehrsverein<br />

Schleswig-Flensburg e. V.”. Die Namensgebung lehnte sich an die Kreisbezeichnung an,<br />

sah jedoch bewußt von einer Beschränkung auf das Kreisgebiet ab, um auch weiterhin eine<br />

Mitgliedschaft der Stadt Flensburg und des Verkehrsvereins für Flensburg und Umgebung<br />

zu ermöglichen und damit die bewährte Zusammenarbeit zwischen dem Kreis und der<br />

kreisfreien Stadt Flensburg im Bereich der Fremdenverkehrsförderung auch in Zukunft fortzusetzen.<br />

Für den neuen Kreis war es auch ganz selbstverständlich, daß er die bereits vom<br />

Kreis Flensburg-Land erworbene Mitgliedschaft im Verkehrsverein Flensburg und Umgebung<br />

beibehalten und das Angebot zur Mitarbeit in den Vereinsgremien nutzen würde.<br />

In der Mitgliederversammlung vom 8.9.1975 wurde eine weitere Satzungsänderung beschlossen,<br />

die vorsieht, daß der jeweilige Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg Vorsitzender<br />

des Verkehrsvereins Schleswig-Flensburg ist, eine Regelung, die bereits in der<br />

Gründungssatzung des Verkehrsvereins Flensburg-Förde enthalten war. Damit wurde zum<br />

Ausdruck gebracht, daß die überregionalen Aufgaben der Fremdenverkehrsförderung nur<br />

in enger Zusammenarbeit und im gegenseitigen Einvernehmen von Verkehrsverein und<br />

Kreisverwaltung wahrgenommen werden sollen.<br />

Die Selbstverwaltungsgremien des Kreises haben die Bereitschaft des Verkehrsvereins<br />

Schleswig-Flensburg und der in ihnen vertretenen Vereine, die Fremdenverkehrsarbeit auf<br />

Kreisebene fortzuführen, dankbar anerkannt und die hierfür erforderlichen Mittel bereitgestellt.<br />

Die Förderung der örtlichen Vereine durch Zahlung des Bettengeldes wurde auf das<br />

ganze Kreisgebiet ausgedehnt. Diese Entscheidung bedeutet allerdings keine Bestandsgarantie<br />

für alle Zeiten. Es ist nicht daran gedacht, hieraus eine dauernde Subventionierung<br />

der örtlichen Verkehrsvereine werden zu lassen, deren Zahl nach Gründung der Verkehrsvereine<br />

„Südangeln zwischen den Meeren” mit Sitz in Böklund, „Treenetal” mit Sitz in<br />

Eggebek und des Fremdenverkehrsvereins im Amt Oversee mit Sitz in Tarp und FVV<br />

Schafflund und Umgebung zwischen Nord- und Ostsee, inzwischen auf 21 angestiegen ist.<br />

Ohne die Arbeit der örtlichen Verkehrsvereine würde zwar die Fremdenverkehrswerbung<br />

auf Kreisebene wirkungslos bleiben, denn die Betreuung der Gäste und die Initiative zur<br />

Verbesserung der Fremdenverkehrsinfrastruktur müssen vor allem von diesen Organisationen<br />

ausgehen. Aber auf die Dauer gesehen ist es nicht Sache des Kreises, sondern in<br />

erster Linie der Mitglieder und der Gemeinden, die in ihrem Bereich tätigen Verkehrsvereine<br />

zu unterstützen. Leider gibt es noch immer Gemeinden, die es an der wünschenswerten<br />

Unterstützung fehlen lassen. Vor einigen Jahren hat der frühere Kreis Schleswig seinen<br />

Gemeinden empfohlen, pro Einwohner dem örtlich zuständigen Verkehrsverein einen Zuschuß<br />

von mindestens 0,50 DM jährlich zu gewähren, eine Summe, die in vielen Gemeinden<br />

bereits erheblich überschritten, in etlichen Gemeinden jedoch leider immer noch<br />

nicht erreicht wird. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß auch die Mitglied-<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

schaft und die Mitarbeit der Gemeinden und Ämter im Verkehrsverein Schleswig-<br />

Flensburg erwünscht ist.<br />

Gleich nach Bildung des neuen Kreises Schleswig-Flensburg hat sich der Fremdenverkehrsausschuß<br />

des Kreistages für eine nachhaltige Fremdenverkehrswerbung auf Kreisebene<br />

ausgesprochen und zusammen mit dem Amt für Kreisentwicklung, Fremdenverkehr<br />

und Wirtschaftsförderung einen Kreisprospekt erarbeitet, eine Aufgabe, der sich in Zukunft<br />

der Verkehrsverein Schleswig-Flensburg annehmen wird. Außerdem wurde zusammen mit<br />

dem Verlag Heinrich Möller, Rendsburg, ein Bildband über den Kreis Schleswig-Flensburg<br />

unter dem Titel „Land und Lüüd” herausgegeben, der nicht nur überwiegend positiv aufgenommen<br />

wurde, sondern auch in kurzer Zeit sehr viele Interessenten fand. Dieser Bildband<br />

ist an die Stelle der in der Reihe „bi uns to hus” erschienenen Bücher „Der Landkreis<br />

Schleswig im Bild” und „Der Landkreis Flensburg im Bild” getreten, die sich großer Beliebtheit<br />

erfreuten und inzwischen vergriffen sind.<br />

In den letzten drei Jahren hat der Kreis Schleswig-Flensburg für die Fremdenverkehrsarbeit<br />

nahezu 1 Million DM ausgegeben. Im einzelnen wurden folgende Bereiche gefördert:<br />

1978 1977 1976 1975<br />

Werbung durch den Kreis 80.000 30.000 80.000 22.390<br />

Unterstützung des Verkehrsvereins<br />

Schleswig-Flensburg, des Fremdenverkehrsverbandes<br />

Schleswig-Holstein und<br />

des Verkehrsvereins Flensburg und Umgebung<br />

147.600 120.600 120.000 89.280<br />

Zuschüsse an andere Träger für<br />

Touristeninformation 60.000 60.000 55.000 25.000<br />

Schuldendiensthilfen an Gemeinden 35.000 65.000 87.500 54.217<br />

und private Unternehmer 50.000 55.000 50.000 42.270<br />

372.600 330.600 407.500 248.040<br />

Außerdem wurden in dem genannten Zeitraum im Rahmen des Vermögenshaushaltes weitere<br />

Beträge für Maßnahmen der Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsförderung in Höhe von<br />

fast 1,2 Millionen DM bereitgestellt (1977: 310.000, 1976: 304.000, 1975: 567.000). An Landesmitteln<br />

sind in den Jahren 1974 bis 1976 für den Bau von Parkplätzen, Wanderwegen,<br />

Strand- und Uferbefestigungen, Grünanlagen, Kinderspielplätzen, Sanitärgebäuden und für<br />

das Kurmittelhaus in Glücksburg Förderungsbeträge in einer Gesamthöhe von 5,6 Millionen<br />

DM in den Kreis geflossen. In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, daß der<br />

Kreis 1976 mit der Sanierung des kreiseigenen Hafens Langballigau begonnen hat, der als<br />

Eigenbetrieb des Kreises von den Kreisverkehrsbetrieben betreut wird. Durch die Schiffsverbindungen<br />

nach Dänemark hat dieser ursprünglich als Fischereischutzhafen ausgebaute<br />

Hafen eine immer größere Bedeutung auch für den Tourismus erlangt. In einem ersten<br />

Bauabschnitt wurden 1976 u. a. ein Parkplatz mit 126 Pkw- und acht Busplätzen sowie<br />

eine Anlagebrücke für Sportboote im inneren Hafenbereich mit Förderungsmitteln aus dem<br />

Programm Nord gebaut. 1977 soll ein Sanitärgebäude mit<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Räumen für die Hafenverwaltung errichtet werden. Es wird angestrebt, die Sanierung<br />

1978 abzuschließen.<br />

Die Förderungsmittel des Kreises und des Landes sind der Höhe nach in der Regel nur ein<br />

Beitrag zur Spitzenfinanzierung. Sie sollen ein Anreiz sein für die Gemeinden und privaten<br />

Unternehmer, selbst Investitionen zu tätigen. In welchem Umfange das gelungen ist, soll an<br />

zwei Bereichen verdeutlicht werden. Nach den Richtlinien des Kreises über die Gewährung<br />

von Zinszuschüssen für den Ausbau, die Modernisierung und Einrichtung von Fremdenzimmern<br />

bzw. Ferienwohnungen wurden 1978 in 28 Fällen Kreisbeihilfen in einer Höhe<br />

von insgesamt 46.950,35 DM gewährt. Zuschüsse zur Verbesserung des Angebots im Bereich<br />

„Ferien auf dem Lande/Urlaub auf dem Bauernhof” wurden nach Maßgabe der<br />

Richtlinien des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in 21 Fällen in einer<br />

Höhe von insgesamt 42 275,- DM gewährt. Die Gesamtinvestitionssumme betrug ca. 2<br />

Millionen DM. Durch den Einsatz öffentlicher Förderungsmittel wurden somit Investitionen<br />

in 10- bis 15-facher Höhe ausgelöst, durch die das Angebot an Fremdenzimmern und Ferienwohnungen<br />

erweitert und verbessert wurde. Vor allem ein qualitativ gutes Angebot ist<br />

von ganz wesentlicher Bedeutung, da auch die Ansprüche und Erwartungen der Touristen<br />

gestiegen sind. Hierbei handelt es sich um eine ständige Aufgabe, die der Kreis nicht nur<br />

durch Gewährung von Zuschüssen unterstützt, sondern auch durch die seit Jahren in regelmäßigen<br />

Abständen durchgeführten Wettbewerbe. Der 1976 ausgeschriebene Wettbewerb<br />

„Schönes Ferienquartier” diente der Unterstützung der Ferienform „Urlaub auf<br />

dem Bauernhof/Urlaub auf dem Lande”. Die verhältnismäßig hohe Zahl von 212 Teilnehmern<br />

zeigt, daß sich diese Urlaubsform nicht nur bei Touristen, sondern auch bei den Vermietern<br />

zunehmender Beliebtheit erfreut. In der Landwirtschaft wird im Hinblick auf den<br />

Fremdenverkehr gelegentlich schon von einer Fruchtfolge gesprochen. Weitere Wettbewerbe<br />

wie „Schönes Gasthaus/Schöne Pension”, „Vorbildliche Campingplätze in der<br />

Landschaft” und „Schönes Dorf” sollen ebenfalls dazu beitragen, die weiße Industrie zu<br />

fördern und den Erholungswert unserer Landschaft und Dörfer zu erhalten und nach Möglichkeit<br />

noch zu verbessern.<br />

Ich wies eingangs darauf hin, daß der Fremdenverkehr im Kreis zu einem bedeutenden<br />

Wirtschaftsfaktor geworden ist. Was bedeutet das konkret? Für den gewerblichen Bereich<br />

sind hier natürlich an erster Stelle die Arbeitsplätze zu nennen, deren Zahl durch die Weiterentwicklung<br />

des Fremdenverkehrs in den nächsten Jahren noch erhöht werden soll.<br />

Wie wichtig es für diesen Raum ist, weitere Arbeitsplätze zu schaffen, wird deutlich an den<br />

im Regionalplan V genannten Zahlen der Bevölkerungsentwicklung und der Arbeitsplatzbilanz.<br />

Bis 1985 werden in diesem Planungsbereich, d. h. in der Stadt Flensburg, sowie den<br />

Kreisen Schleswig-Flensburg und Nordfriesland, 21.000 außerlandwirtschaftliche Arbeitsplätze<br />

benötigt, von denen 7 800 im produzierenden Gewerbe und 13.500 im tertiären Bereich<br />

(Dienstleistung) geschaffen werden sollen. Gelingt dies nicht, so wird mit einer Bevölkerungsabwanderung<br />

in die Ballungsgebiete zu rechnen sein, was gerade in diesem<br />

verhältnismäßig dünn besiedelten Flächenkreis zu nachhaltigen Veränderungen führen<br />

kann. Als Beispiel sei hier nur das Schulwesen genannt, das infolge des Geburten- und<br />

Schülerrückgangs bereits jetzt vor allem im Grundschulbereich zu weiterer Konzentration<br />

zwingt. So wünschenswert es somit ist, durch einen Ausbau des gewerblichen Fremdenverkehrsbereichs<br />

weitere Arbeitsplätze zu schaffen, darf man hieran keine zu großen Erwartungen<br />

knüpfen. Die Schätzungen im Regionalplan beziffern die aus der Fremdenverkehrsentwicklung<br />

resultierenden Arbeitsplätze vorsichtig auf 2.200 für den ganzen Pla-<br />

36<br />

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nungsraum, von denen wiederum nur 700 auf die Fremdenverkehrsentwicklungsräume an<br />

der Ostsee und im Land entfallen. Hieraus ergibt sich, daß die Bedeutung des Fremdenverkehrs<br />

nicht so sehr an der Zahl der Arbeitsplätze gemessen werden darf, sondern mehr<br />

an den Auswirkungen auf das vorhandene Dienstleistungsgewerbe und die mittelständischen<br />

Betriebe, insbesondere in der Landwirtschaft. Die Zunahme der Übernachtungszahlen<br />

sind vor allem im Bereich der privaten Vermieter zu verzeichnen:<br />

1974 = 597 300 Übernachtungen,<br />

1975 = 871 228 Übernachtungen,<br />

1976 = 1 009 406 Übernachtungen,<br />

1977 = 1 067 000 Übernachtungen,<br />

1978 = 1 089 861 Übernachtungen.<br />

Damit haben die Übernachtungszahlen im privaten Bereich die der gewerblichen Betriebe,<br />

einschließlich der Campingplätze, erreicht. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß dies nur die<br />

Übernachtungen in den statistisch erfaßten privaten Ferienquartieren sind. Die Zahl der<br />

nicht gewerblichen Touristenbetten hat sich im Kreis inzwischen auf ca. 15.000 erhöht. Es<br />

sind 1.500 private Zimmervermieter gemeldet. An Ferienwohnungen, die immer stärker<br />

gefragt werden, sind ca. 2.000 verfügbar.<br />

Die privaten, nicht gewerblichen Zimmervermieter sind nicht als Konkurrenz zum Hotelund<br />

Gaststättengewerbe zu sehen und werden auch nicht so empfunden, sondern als eine<br />

Ergänzung, die durchaus die gewerbliche Gastronomie, vor allem im ländlichen Bereich,<br />

zu stärken vermag. Es war in den letzten Jahren leider in etlichen Gemeinden festzustellen,<br />

daß der einzige Gastwirt und Kaufmann im Dorf aufgegeben hat. In den vergangenen<br />

Jahren hat sich die Zahl der Lebensmittelgeschäfte in der Bundesrepublik nahezu halbiert.<br />

1976 mußten allein 9 500 Lebensmitteleinzelhändler für immer schließen, weil sie dem<br />

verschärften Wettbewerb nicht gewachsen waren. Es ist zu befürchten, daß diese Entwicklung<br />

weitergeht, wenn es nicht gelingt, ihr Einhalt zu gebieten. Was es bedeutet, wenn<br />

es im Dorf keinen Kaufmann und keinen Gastwirt mehr gibt, können eigentlich nur die Betroffenen<br />

ermessen. Viele Gemeinden versuchen, den Verlust des Dorfkruges durch<br />

Schaffung eines Bürgerhauses auszugleichen, damit das Gemeinschaftsleben nicht ganz<br />

zum Erliegen kommt. Die Zunahme des Fremdenverkehrs hat sicher dazu beigetragen, die<br />

vorhandenen Dienstleistungsbereiche im ländlichen Raum zu stärken und der aufgezeigten<br />

Entwicklung entgegenzuwirken. Auch insoweit kommt somit dem Fremdenverkehr eine<br />

eminent wirtschaftsfördernde Bedeutung zu.<br />

Verlag: Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

in der Landsmannschaft Ostpreußen e.V.<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Kreisvertreter Gerhard Wippich,<br />

Everhardstraße 54, 5000 Köln 30<br />

Redaktion: Gerhard Bosk, Immenweg, 2358 Oersdorf<br />

Herstellung: Evert-Druck, Haart 224, 2350 Neumünster,<br />

Telefon (04321) 72758<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Ruhr-Nachrichten 11. 9. 78<br />

Verlust der Heimat schmerzt noch immer<br />

<strong>Johannisburger</strong>-Treffen und Feierstunde zum Tag der Heimat/Motto: „Freies Deutschland<br />

— freies Europa”<br />

(St).,,Es ist unsere vordringliche Aufgabe, den Willen zur Einheit Deutschlands zu erhalten<br />

und zu fördern." Diesen Appell richtet der NRW-Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen,<br />

Amtsgerichtsdirektor a. D. Friedrich Walter aus Heinsberg, an die ca. 1 500<br />

Teilnehmer einer Feierstunde anläßlich des „Tages der Heimat” in den Reinoldi-<br />

Gaststätten in Dortmund.<br />

Verbunden mit der Feierstunde war das 24. Treffen der ehemaligen Bewohner des Kreises<br />

Johannisburg/Ostpreußen, von denen heute etwa 12 000 Familien in der Bundesrepublik<br />

leben. „Der Verlust unserer Heimat schmerzt uns heute nicht weniger als vor 30 Jahren.<br />

Ein Unrecht wird dadurch, daß es jahrzehntelang nicht wieder gutgemacht wird, nicht zum<br />

Recht”, erklärte der Festredner und bedauerte, daß sich die Tendenz immer mehr verstärke,<br />

Ostdeutschland stillschweigend abzukoppeln und die Augen vor der Existenz der vertriebenen<br />

Ostdeutschen und ihrer Heimat zu verschließen.<br />

Der „Tag der Heimat” stand in diesem Jahr unter dem Leitwort „Freies Deutschland — freies<br />

Europa”. Dazu Friedrich Walter: „Dies ist selbstverständlich nicht die Schilderung eines<br />

Zustandes, sondern ist als Ziel, als Programm zu verstehen.”<br />

Die Grüße der Stadt zum „Tag der Heimat” überbrachte CDU-Ratsmitglied Arnold Sommer,<br />

der an die Teilnehmer der Feierstunde appellierte, sich zum Grundgesetz der Bundesrepublik<br />

Deutschland zu bekennen. Sommer: „Ich wünsche Ihnen, daß Sie die Kraft haben,<br />

auch weiterhin mutig für die Grundrechte einzutreten, die für ein friedvolles Zusammenleben<br />

aller Menschen notwendig sind.”<br />

Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgten die Bergmannskapelle, Minister<br />

Stein und die Singgemeinschaft Lanstrop.<br />

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www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Liebe Landsleute!<br />

Im vorjährigen <strong>Heimatbrief</strong> trug ich Ihnen ausführlich die Bitte um Unterstützung bei der<br />

Erstellung und Sammlung der Heimatortskizzen vor. Viele von Ihnen haben mich unterstützt<br />

und mir eine Skizze übergeben. Dafür möchte ich mich auch bedanken. Aber mehr<br />

als die Hälfte fehlt noch. Daher heute wieder die Bitte an Sie, liebe Landsleute aus dem<br />

Kreis Johannisburg, setzen Sie sich mit mir in Verbindung. Gerne informiere ich Sie über<br />

den Stand der vorhandenen Unterlagen. Oder besser ist es, wenn Sie sich gleich hinsetzen<br />

und eine Skizze Ihres Heimatortes anfertigen, denn, wie gesagt, es fehlen noch mehr als<br />

die Hälfte.<br />

Vielen Dank im voraus für Ihre Unterstützung. Ihr Wilhelm Czypull,<br />

Wintershall-Allee 7, 3116 Lehrte<br />

Tel. (05132)28 71<br />

Bemerkung der Redaktion:<br />

Im nächsten <strong>Heimatbrief</strong> werden wir die Namen der Orte veröffentlichen, von denen die<br />

Skizzen vorliegen.<br />

Erinnerungen an Kurwien (Von Oberforstmeister Wallmann)<br />

Zwar bin ich in Hannover geboren, meine Jugend und Schulzeit habe ich jedoch in Ostpreußen<br />

verlebt. Es war für mich selbstverständlich, daß ich versuchen würde, meinen Beruf<br />

als Forstmann auch hier ausüben zu können. Mein sehnlichster Wunsch, hier als<br />

Forstamtsleiter tätig zu werden, ging durch Übertragung des Forstamtes Kurwien zum 1.<br />

April 1934 auch wirklich in Erfüllung.<br />

Meine Frau, auch im Westen geboren, ging doch mit etwas gemischten Gefühlen und Bedenken<br />

in diese abgelegenen Wälder Masurens. Ich selbst sehe sie noch vor mir, als sie<br />

auf dem einsamen Bahnhof Kurwien mehr oder weniger verlassen mit unserer zweijährigen<br />

Tochter aus dem „rasenden Masuren” ausgestiegen war — ich selbst aber nicht<br />

pünktlich zur Stelle sein konnte, da ich erst einmal unsere Möbelwagen suchen und die Begleiter<br />

in Sgonn aus der Kneipe herausholen mußte! Ich glaube, am liebsten wäre sie damals<br />

gleich wieder umgekehrt. Aber das gab sich sehr bald. Nach der Geburt unseres Sohnes<br />

und Überstehen der vielseiten Anfangsschwierigkeiten lernte sie sehr schnell, unser<br />

Haus, unser Dorf, unseren Wald lieben und bekannte sich mit Überzeugung zu ihrer neuen<br />

ostpreußischen Heimat. Diese hat sie sich auch bis zum heutigen Tage erhalten.<br />

Mein Forstamt hatte eine Größe von rd. 6600 ha, davon etwa zehn Prozent Nichtholzboden,<br />

in erster Linie wundervolle Kunstwiesen, die in der Masse zum zweimaligen Schnitt<br />

jährlich verpachtet wurden. Was waren diese Wiesenverpachtungen, ähnlich wie die<br />

Brennholzversteigerungen, in der Gastwirtschaft Arndt in Kurwien doch für amüsante und<br />

z. T. recht feuchte Unternehmungen!<br />

Wie alle Forstleute bewirtschafteten wir unser Wirtschaftsland, hauptsächlich Wiesen, die<br />

Futter für unsere Pferde und Kühe liefern mußten.<br />

Die Verbindung mit sämtlichen Mitarbeitern, Waldarbeitern und Holzrückern war von Anfang<br />

an immer die beste. Ob sie aus Kurwien, Kreuzofen, Erdmannen oder Heidig stammten,<br />

für alle gab es damals Arbeit und guten Verdienst. 100 - 120 Waldfacharbeiter gehörten<br />

zum ständigen Stamm — je Revierförsterei 15 — 20 Mann. Eine große Hilfe für mich<br />

war unser Betriebsobmann Johann Kolpatzik — er lebt heute in Northeim — der stets mit<br />

Rat und Tat zur Stelle war.<br />

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40<br />

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Kurwien (gegründet 1679)<br />

Gasthaus Emil Klötzing – Schule – Blick auf den Niedersee<br />

Geschäftshaus A. Schützler – Pfarrhaus – Schule – Partie am Niedersee<br />

(Einsender: Gerhard Dudda, Acharbeutz)<br />

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Sämtliches Stammholz — Masuren lieferte bekanntlich das beste Kiefernstammholz in<br />

Deutschland — wurde an die fünf Holzablagen am Niedersee gerückt und stets frei Ablage<br />

versteigert. Von hier ging es in großen Holzflößen an die Verbraucher, die Sperrplattenfabrik<br />

in Johannisburg oder die verschiedenen Sägewerke in Niedersee, Lötzen, Angerburg,<br />

Eckersberg und noch verschiedene andere. Besonders wichtig für dies wertvolle<br />

Holz war, daß es rechtzeitig im Frühjahr ins Wasser kam — also die Flöße gebündelt werden<br />

konnten. Dafür sorgten die jährlich beschäftigten 60 - 80 Holzrücker aus den oben genannten<br />

Dörfern mit ihren Ein- und Zweispännern, die im Laufe der Jahre fast alle auf<br />

Gummibereifung, heute eine Selbstverständlichkeit, umgestellt werden konnten. Nur während<br />

schneereicher Wintermonate wurden die bewährten Rückeschlitten hervorgeholt. Es<br />

war ein wundervoller Anblick, wenn so 10, 12 oder 15 Schlitten vollbeladen hintereinander<br />

durch den Winterwald fuhren! (Schade, daß wir davon kein Foto haben, die Red.)<br />

Auf den Holzablagen war bei dem jährlichen Einschlag von 24 000—25 000 fm der „Kleine<br />

Blasey”, Gustav Blasey aus Kreuzofen — leider heute nicht mehr unter den Lebenden —<br />

als Ablagenverwalter eine unersetzliche Hilfe.<br />

Aber nicht nur die tägliche Arbeit sorgte für den Zusammenhalt. Jährlich gab es einen Betriebsausflug,<br />

z. B. nach Lötzen mit Rückfahrt über die Seenkette auf einem Dampfer, der<br />

nach der Fahrt über den Niedersee alle wieder heil an der Bebrowa absetzte. Oder die verschiedenen<br />

Betriebsfeste — im Sommer auch auf der Bebrowa. Mit Kraft und Begeisterung<br />

wurden die Achtel-Fässer Bier durch verschiedene Wettkämpfe, z. B. Wettsägen<br />

oder Tauziehen, zwischen den Belegschaften der einzelnen Revierförsterbezirke errungen.<br />

Oder es versuchten unsere prächtigen Waldarbeiterlehrlinge, immer meine besonderen<br />

Freunde, die für sie ausgesetzten Preise etwa durch Einschlagen von dicken Pfählen<br />

oder die Schulkinder durch Sackhüpfen oder ähnliche Spiele zu erringen. Ich glaube,<br />

manch einer wird sich hieran noch erinnern können.<br />

Viele von ihnen, die damals noch Kinder waren, sind heute als Erwachsene im Laufe der<br />

letzten Jahre in der alten Heimat gewesen, wie z. B. die Kreuzofer, die dies mit einem Reisebus<br />

mit rd. 50 Teilnehmern vor wenigen Jahren durchgeführt haben.<br />

Wenn auch die Verhältnisse heute völlig anders geworden sind — unsere schöne Landschaft<br />

z. B. am Niedersee ist die alte geblieben. Durch dieses Kennenlernen lernt auch die<br />

jüngere Generation verstehen, was wir mit unserer alten Heimat verloren haben. Für uns<br />

alle, besonders für unsere Kinder und die vielen „Besücher” spielte während der Sommermonate<br />

das Badeleben am Niedersee eine große Rolle. Fast täglich ging es mit dem<br />

„Hutzelputz”, einem kleinen Pony, zu unserem Badeplatz und dem Bootshäuschen. Weit<br />

konnte man dort in den wirklich so sauberen See hinausschwimmen und sich an den vielen<br />

Tauchern erfreuen. Anschließend wurden dann köstliche Walderdbeeren oder Blaubeeren<br />

gesammelt — später dann Pfifferlinge und Steinpilze. Überhaupt die Pilze, im Frühjahr<br />

fing die Ernte damit an: mit den Morcheln, die in den Kiefernkulturen neben blühenden<br />

Küchenschellen in Massen wuchsen — und im Herbst dann noch einmal, auch oft in Mengen,<br />

Champignons auf den Feldern und Wiesen.<br />

Schließlich muß noch erwähnt werden, daß das Forstamt Kurwien mit zu den besten Rotwildrevieren<br />

der <strong>Johannisburger</strong> Heide gehörte, in der wirklich gute und starke alte Hirsche<br />

ihre Fährte zogen, und wir sie von unserm Hof aus in der Brunftzeit im Herbst rundherum<br />

vernehmen konnten. Manch guter Hirsch kam zur Strecke. Einen ganz dicken Achtzehnender,<br />

der uns seit vielen Jahren bekannt war, und den wir wegen seines würdigen<br />

Schreitens „den Hindenburg” getauft hatten (bekannte Hirsche erhielten immer einen Namen),<br />

erlegte 1938 Revierförster Heinz Stapelfeld im Jagen 189 seines Dienstbezirks —<br />

leider ist auch er aus dem Krieg nicht heimgekehrt (s. Photo).<br />

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Man könnte noch viel mehr erzählen — von guten Freunden, von Jagden, von Schlittenfahrten<br />

in tiefverschneiten Wäldern und vielen ähnlichen Vorhaben. Auch damals bedeutete<br />

das Leben durchaus keine Selbstverständlichkeit für uns — im Gegenteil: täglich<br />

waren wir glücklich, in dieser schönen Landschaft leben und wirken zu können.<br />

Heute bleibt diese Zeit eine unersetzbare Erinnerung an eine unserer schönsten deutschen<br />

Landschaften.<br />

Bemerkung der Red.: Ähnliche Berichte benötigen wir auch für den Bildband und für die<br />

folgenden <strong>Heimatbrief</strong>e!<br />

Hausbesitzerverzeichnis zur Skizze von Kurwien,<br />

Krs. Johannisburg / Ostpr.<br />

1 August Pipiora 34 Bembenek (?) 66 Gustav Kulessa<br />

2 Johann Maschlanka 35 Berg (früher Karl Pipiora 1) 67 Marzinowski<br />

3 Gustav Borutta 36 August Pelk 68 Spritzenhaus<br />

4 Gottlieb Kühn 37 Ludwig Ludzay 69 Wilhelm Zilonka<br />

5 Gustav Rohmann 38 Wilhelm Buttler 70 Gustav Maslo<br />

6 Johann Konetzko 39 Johann Gollmer 71 Wilhelm Gronski<br />

7 Charlotte Ludzay 40 Johann Schittek 72 Gottlieb Kulessa<br />

8 Johann Ludzay 41 Klimmek 73 Schmiede (Blöß)<br />

9 Wilhelm Krispin 42 Karl Koderra 74 Michael Blasey<br />

10 Karl Romoth 43 Jakob Rohmann 75 Wilhelm Blöß<br />

11 Wilhelm Kolpatzik 44 Friedrich Rohmann 76 Friedrich Zilonka<br />

12 Charlotte Stachinski 45 Wnuk 77 Fritz Rohmann<br />

13 Robert Gollmer 46 Borkowski (Polizeiposten) 78 Albert Blöß<br />

14 Wilhelm Przystav 47 Kamphausen 79 Wilhelm Seyda<br />

15 Stachellek 48 Morzik 80 Gabrat<br />

16 Gustav Darda 49 Karl Pipiora II 81 Gustav Borutta<br />

17 Wilhelm Pillat 50 Emil Bialowons 82 Wilhelm Lenzik<br />

18 Johann Sadra 1 51 Johann Sadra II 83 Wilhelm Struppek<br />

19 Adam Kuschmierz 52 Gustav Dudda 84 Johann Schiwy<br />

20 Gustav Kuschmierz 53 Darda 85 Fritz Spanka<br />

21 Wilhelm Schiwy 54 Gustav Trox 86 Max Wichert<br />

22 Amalie Betsch 55 Gustav Woyzechowski 87 Johann Smolinski<br />

23 Karl Pipiora III 56 Kirchenneubau (geplant) 88 Karl Simelka<br />

24 Johann Kolpatzik II 57 Pfarramt 89 Michael Retsch<br />

25 Wilhelm Pipiora 57aGlockenstuhl 90 Kostrewa<br />

26 Wilhelm Betsch 58 August Schützler 91 Wilhelm Stachinski<br />

27 Bäckerei (später Kindergarten) 59 Fritz Blasey 92 Volksschule Kurwien<br />

28 Robert Kilisch 60 Czwikowski Lehrer: Lonkowski<br />

29 Albert Polzin 61 Johann Marzinzik Wilmer<br />

30 Schwesternhaus 62 Robert Woyzechowski Skottke<br />

31 Gasthaus Arndt 63 Johann Wichert 93 Samuel Dudda<br />

32 Robert Schiwy 64 Wilhelm Born 94 Adolf Kuschmierz<br />

33 Wilhelm Borutta 65 Ernst Born 95 Gottlieb Kuschmierz<br />

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96 Gottlieb Koslowski 112 Johann Dudda 129 Wilhelm Spanka<br />

97 Wilhelm Bialli 113 Franz Wichert 130 August Tessarek<br />

98 Wilhelm Borutta 114 Karl Wichert 131 Max Jegodtka<br />

99 Garage (Postbus) 115 Friedrich Lenzig 132 Friedrich Bojahr<br />

100 Robert Born 116 Karl Hennig 133 Johann Olchewski<br />

101 Fritz Struppek 117 Wilhelm Czerlinski 134 Gottlieb Jegodtka<br />

102 Adolf Schiwy 118 Johann Buttler 135 unbekannt (früher Kuschmierz)<br />

103 Emil Klötzing 119 Robert Schiwy 136 Richard Krauthammer<br />

Gasthaus und Poststelle 120 Karl Nikulla 137 Johann Jegodtka<br />

104 Albert Symanzik 121 Johann Spanka 138 Karl Jegodtka<br />

105 Fritz Dudda 122 August (?) 011ech 139 Wilhelm Dudda<br />

106 Willi Dudda 123 Wilhelm Godisch 140 Johann Kolpatzik 1<br />

107 Fritz Woyzechowski 124 Friedrich Dudda<br />

108 Wilhelm Wichert 125 Karl Sander<br />

109 August Dudda 126 Friedrich Tatzik<br />

110 Michael Kempa 127 Gustav Kruska<br />

111 Hilfsförsterei 128 Luise Tews<br />

Diese Bilder von Kurwien und Kreuzofen stellte Oberforstmeister Wallmann zur Verfügung<br />

44<br />

Forstamt<br />

Kurwien •<br />

im Winter<br />

(1935?) " ` ,<br />

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Forstamt Kurwien<br />

(bis 1945)


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Auffahrt zum<br />

Forstamt Kurwien<br />

(Winter 1935)<br />

Wiesen bei<br />

Revierförsterei<br />

Kurwien<br />

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Ausgeplündertes Haus<br />

von Kurwien<br />

45<br />

45


46<br />

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Kreuzofen / Niedersee<br />

Kreuzofen (Ostpr.) – Gasthaus Otto Lipka, Besitzung Blasey, Partie am Niedersee<br />

Fundsache: Auf den Hund gekommen …<br />

Herr Georg Kuschmierz, Iburger Str. 14, 45892 Gelsenkirchen, fand im Jahre<br />

2002 am alten Friedhof am Niedersee in Kreuzofen eine Hundemarke aus dem<br />

Jahre 1929. – Wem gehörte der dazugehörige Hund?<br />

Umschrift:<br />

Kreis Johannisburg Ostpr.<br />

Nr.: 1475<br />

Jahreszahl: 1929<br />

Originalgröße: 25 mm Durchmesser, Rand glatt 1 mm<br />

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47


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48<br />

Forstamt Kurwien<br />

(schon unter<br />

polnischer Herrschaft)<br />

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Starker Keiler,<br />

steifgefroren<br />

(Kurwien)<br />

.<br />

.


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Bahnhof Kurwien<br />

Revierförsterei<br />

Kurwien<br />

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Im Dorf Kurwien<br />

(Haus v. Bgm. Willich)<br />

49


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50<br />

Wiesen am Ende der<br />

ersten Nebenstraße<br />

nach links, die von der<br />

Straße Bahnhof<br />

Kurwien-Erdmannen<br />

abging<br />

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Jagen 274<br />

Brücke a. d. Wege<br />

vom Forstamt<br />

zum Bahnhof Kurwien


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1938 — Achtzehnender, erlegt von<br />

Revierförster H. Stapelfeld<br />

(gefallen) siehe Bericht von Kurwien<br />

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Straße nach Kurwien,<br />

hinter dem Bahnübergang<br />

Bahnübergang am Bahnhof Kurwien,<br />

vom Forstamt kommend<br />

51


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52<br />

„Kleiner Stern”<br />

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Beamtenhaus am<br />

Bahnhof Kurwien<br />

Straße von Kurwien<br />

nach Kreuzofen


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Auf dem Wege<br />

vom „Kleinen Stern”<br />

zum Forstamt<br />

Wiesen bei Ellerborn<br />

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Auf dem Wege<br />

vom Forstamt<br />

zum „Kleinen Stern”<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Försterei Ellerborn<br />

(völlig ausgeplündert)<br />

54<br />

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Stall der<br />

Försterei Ellerborn<br />

Kreuzofen


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Im Dorf Kreuzofen<br />

Im Dorf Kreuzofen.<br />

Die rechte Straße<br />

führt zum Niedersee<br />

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Niedersee<br />

bei Kreuzofen<br />

55


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Ein Wort eines unserer Freunde außerhalb der Bundesrepublik,<br />

des Prof. Dr. M. du Buy aus Holland.<br />

Wieder neigt ein Jahr sich zu seinem Ende. In der Weihnachtszeit werden die deutschen<br />

Heimatvertriebenen wohl mehr noch wie sonst ihre Gedanken auf die Reise in die alte Heimat<br />

schicken, ihre Heimat, die sie nicht vergessen können und der sie die Treue halten.<br />

Auch mehr als dreißig Jahre nach der grausamen Vertreibung haben die Liebe und Treue<br />

zur alten Heimat nicht nachgelassen trotz mancher Enttäuschung, die die Heimatvertreibenen<br />

in all diesen Jahren erfahren müssen. Dennoch sind sie nicht verbittert, sie sind keine<br />

Radikalen geworden, denen jedes Mittel recht ist, wenn sie nur ihr Ziel erreichen können.<br />

Die Heimatvertriebenen wissen, daß die Vertreibung aus ihrer Heimat im Osten des<br />

Reiches ein Unrecht ist und widerrechtlich bleibt, wie sehr auch immer wieder von bestimmter<br />

Seite versucht wird, die Zwangsvertreibung der Deutschen als rechtens, als endgültig<br />

und unabänderlich hinzustellen. Die Machthaber der Nutznießerstaaten dieser Vertreibung<br />

versuchen seit 1945 das von ihnen verfügte uns praktizierte Unrecht an der deutschen<br />

Zivilbevölkerung in den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches mit unwahren<br />

und deswegen falschen Gründen zu rechtfertigen, und es mag auf den ersten Blick scheinen,<br />

daß die dabei Erfolg für sich verbuchen können. Die Rechtsgründe jedoch, mit denen<br />

die deutschen Heimatvertriebenen für ihre gerechten Anliegen eintreten, sind juristisch<br />

einwandfrei und unantastbar. Diese Gewißheit soll den deutschen Heimatvertriebenen<br />

den Mut und die Beharrlichkeit geben, auch weiterhin mit Besonnenheit für ihr Recht auf<br />

die Heimat einzutreten. Die deutsche Frage ist noch immer ungelöst, sie ist nach wie vor<br />

offen. Die sogenannten Ostverträge können nicht das letzte Wort über Deutschland und<br />

seine Zukunft sein. In Einigkeit auf der Grundlage des Rechts für die Freiheit Deutschlands<br />

einzutreten sei das Ziel aller heimattreuen Deutschen auch für das Jahr <strong>1979</strong>!<br />

Ein wirkliche Friedensordnung gewährt allen Menschen das Recht auf ihre Heimat. Solange<br />

dieses Recht auf die Heimat nicht allgemein respektiert und die erfolgten Verletzungen<br />

nicht wiedergutgemacht worden sind, solange wird es eine echte Friedensordnung in Europa<br />

nicht geben. Heimat bedeutet Friede.<br />

Die Liebe zur Heimat bedeutet Liebe zum Frieden. Die deutschen Heimatvertriebenen sind<br />

daher bestens legitimiert, für ihre Anliegen einzutreten. Sie dienen mit ihrer Treue zur Heimat,<br />

mit ihrer Besonnenheit und Entschlossenheit, von diesen ihren Anliegen nicht zu lassen, der<br />

Sache des Friedens in der Welt. Den deutschen Heimatvertriebenen gilt dafür unser Dank! Ich<br />

grüße Sie alle in herzlicher Verbundenheit, und ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und<br />

alles Gute zum neuen Jahr. Enschede / Niederlande.<br />

56<br />

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Zwangsurlaub in der Heimat<br />

Von Lm. Friedrich Wolf<br />

Ein langer Güterzug quälte sich durch Berlin im Kriegsjahr 1943. An den Übergängen und<br />

Häusern winkten Menschen und wir sangen, was die Kehlen hergaben. Es war der Jahrgang<br />

26, der zum Arbeitsdienst eingezogen wurde. Wir bekamen es bald spitz, leider zu<br />

meinem Bedauern, daß der Zug die Richtung östlich nahm, also Richtung Allenstein. Im<br />

stillen hatte ich gehofft, daß es über Marienburg ging, meinem Geburtsort. Mit der Singerei<br />

war es bald vorbei. Es war kein Vergnügen, nur mit wenig Stroh auf blankem Boden zu liegen.<br />

Die Toilettenfrage wurde auf drastische Weise gelöst, daß „Dünne” wurde, nach Voranmeldung<br />

an den folgenden Wagen, auf der windabgelegenen Seite mit viel Anfeuerungsrufen<br />

durchs Tor hinaus ins Freie gepreßt. Beim „Dicken” war es nicht sehr angenehm,<br />

auf ein Bündel Stroh und nichts wie hinaus. Zuerst großes Gelächter, allmählich<br />

knallten solche „Pakete” auch an die Wände unseres Wagens. Wir waren sehr froh, als wir<br />

nach ca. neun Stunden in Johannisburg ankamen. In Johannisburg hatten wir nur kurzen<br />

Aufenthalt. Einige Wagen wurden abgehängt, und unser Ziel war der Ortsrand von Gehlenburg.<br />

Baracken, nichts als Baracken, aber Wald und Wiesen ringsum. Ein Feldmeister<br />

Stein wies uns ein mit den Worten: „Er hieße nicht nur Stein, sondern er wäre auch so hart<br />

wie Stein:' Wir waren noch zu sehr abgeschlafft, um ihn gleich auf seine Härte zu testen.<br />

Die Reichsarbeitsdienstabteilung (RAD) wurde nach dem Jagdflieger des ersten Weltkrieges<br />

Otto Parschau genannt. Die Kleidung war eine gewaltige Umstellung für uns junge<br />

Leute. Im Spätsommer lange Unterhosen und Hemden aus Baumwolle und wehe, man<br />

hatte sie nicht angezogen! Darüber die Uniform aus braunem dickem Tuch. Der Dienst war<br />

schwer, aber das Gelände war ideal. Die Wiesen waren gewaltig in der Größe. Großvieh sah<br />

man sehr selten. Aber Tausende von Gänsen; es war, als wenn ein riesiges Wäschestück<br />

auf der Wiese lag und erst, wenn Bewegung in die Gänse kam, war es einmalig anzusehen.<br />

Das Essen war gut bis sehr gut. Die Abteilung hatte eigene Schweinezucht. Nur die<br />

sanitären Verhältnisse waren dürftig: Plumpsklosett. Eine einzige Pumpe von Hand zu bedienen<br />

war für unsere Morgentoilette bestimmt. Alleine konnte man sich nicht waschen,<br />

einer mußte wenigstens den Schwengel bedienen. Aber wir machten uns weiter keine Gedanken<br />

darüber, wir waren jung, gesund und voller Übermut. Nach einigen Wochen der<br />

Ausbildung am und mit Spaten mußten wir das Schießen lernen: Hundert Meter Entfernung,<br />

liegend, knieend und stehend. Wir machten alle mit Begeisterung mit, aber die Enttäuschung<br />

kam dann anschließend: mit Gewehr reinigen, und wehe man schoß schlecht, dann<br />

konnten wir hüpfen wie die Hasen um die Gruppe herum oder zwanzig bis dreißig Liegestütze<br />

oder der Ausgang wurde einfach gesperrt. Die guten Schützen dagegen konnten, je nach<br />

Lust und Laune der leitenden Feldmeister, sich sogar Sonderurlaub verdienen. Nachdem<br />

ich eine hohe Ringzahl geschossen hatte, schnauzte mich der Feldmeister, der neben mir<br />

lag, an: noch eine Zwölf, und ich bekäme einen Tag Urlaub. Ich dachte, der Kerl lügt, ließ<br />

mich nicht beeinflussen und schoß noch eine Zwölf.<br />

Fünfzehn Tage vor Ablauf unserer Arbeitsdienstzeit mußten wir mit fünf Mann ins Büro<br />

kommen, und man teilte uns mit, daß wir acht Tage früher durch gutes Schießen nach<br />

Hause konnten. Na, da war die Freude groß, und wir wollten doch so gerne eine oder zwei<br />

Gänse kaufen und mit nach Hause nehmen. Aber, was wir nicht erwartet hatten, traf ein:<br />

kein Bauer verkaufte uns eine Gans. Sie taten erst so, als verstünden sie uns nicht, einer<br />

von uns bot sogar 50,- RM an. Aber durch einen glücklichen Umstand für uns alle bekamen<br />

wir doch noch unsere Gänse, sogar kostenlos. Von Zeit zu Zeit mußten wir Verpflegung<br />

fahren. Mit einem kleinen Lastkraftwagen brausten wir die Landstraße entlang. Hin-<br />

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ter einer Biegung wechselten Tausende von Gänsen die Wiesen und überquerten die Straße.<br />

Für den Fahrer war es zum Bremsen zu spät. Der Wagen sauste mitten in die Gänse<br />

hinein, sogar in dem Führerhaus landete eine Gans. Die toten und verletzten Tiere hatten<br />

wir mitgenommen. Nach dem ersten Schreck freuten wir uns, und die Feldmeister hatten<br />

ebenfalls ihren Braten gehabt. Zwischen Ausbildung und harter Knochenarbeit wie Feuerlöschteiche<br />

bauen und Entwässerungsgräben für die großen Landgüter, haben wir bei Kinoausflügen<br />

der ganzen Abteilung die Stadt Johannisburg kennengelernt. Wir sind dann mit<br />

Gesang zum Bahnhof marschiert und die Bevölkerung hat sich dieses mit Vergnügen angesehen.<br />

Mit einigen meiner Kameraden sind wir auch nach Allenstein gefahren zur Aufnahmeprüfung<br />

für die Kriegsmarine. Ich hatte Erfolg gehabt und der Annahmeschein sollte sich<br />

später für mich noch lebensrettend erweisen. Auch wurden wir, einige ausgesuchte gute<br />

Sportler, zum Reichssportfest der RAD nach Zichenau in die Nähe von Warschau zum Wettkampf<br />

geschickt, und eine RAD-Abteilung hatte sich bei dieser Gelegenheit selbst disqualifiziert:<br />

Sie waren in einer Schule einquartiert; nebenan ein großer Garten voll schöner roter<br />

Äpfel. Wir hatten in der ganzen Zeit keinen Apfel zu sehen bekommen. Na ja, die Kameraden,<br />

welche kein Maß und Ziel kannten, mußten sich beim Wettkampf bleich und mit<br />

Schmerzen in die Büsche schlagen: kein Sieg! Aber unsere Abteilung hatte einen guten dritten<br />

Platz belegt. Mit zwei schönen Gänsen im Gepäck erreichte ich nach langer Fahrt durch<br />

das schöne Ostpreußen Marienburg, meine Heimatstadt. Dort blieb ich die acht Tage, um<br />

dann nach Berlin zurückzukehren. Es war das letzte Mal in der Heimat bei Großmuttern.<br />

58<br />

Abstimmung in Arys (11. Juli 1920)<br />

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Diese wertvolle Urkunde, die in unserer Heimatstube in Flensburg einen würdigen Platz<br />

bekommen wird, stellte uns unsere Lm. Maria Bose, geb. Buyna, (früher Geschäft in Johannishöhe)<br />

zur Verfügung.<br />

Selbstverständlich werden wir dieses einmalige Dokument unseres Treuebekenntnisses<br />

auch in den <strong>Johannisburger</strong> Bildband aufnehmen.<br />

Die Abstimmungsurkunde enthält folgende Unterschriften:<br />

Bauer:<br />

Busse:<br />

Buyna:<br />

Gottheiner:<br />

Hauptmann:<br />

Kurt Heusel:<br />

Kaiser:<br />

Dr. Krause:<br />

von Lojewski:<br />

Gertrud Luckenbach:<br />

Rudolf Meyer:<br />

Müller:<br />

Rorborg:<br />

Salomon:<br />

Schulz:<br />

Liesbet Sturmat, geb. Wermter:<br />

60<br />

Chefredakteur<br />

Bürgermeister<br />

Eisenbahnsekretär (der Vater d. Einsenderin)<br />

Landrat<br />

Stadtbaumeister<br />

Bauunternehmer<br />

Kreisbaumeister<br />

Schriftsteller<br />

Rechtsanwalt und Notar<br />

Bürovorsteherin<br />

Spediteur<br />

Kreisinspektor<br />

Regierungsassessor<br />

Lehrer<br />

Stadtsekretär<br />

Hausfrau<br />

Unserem Patenkreis ein aufrichtiges<br />

und herzliches Dankeschön für alles<br />

was wir an großzügiger Hilfe<br />

und verständnisvoller Unterstützung<br />

erfahren durften!<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

An den Ufern masurischer Seen<br />

Anlegeplatz: Lötzen / In den Sand von Arys rieselte der Schweiß / Hohe Spirdingwogen<br />

rollen ins Land / Die Hölzer der <strong>Johannisburger</strong> Heide / Der Stinthengst<br />

fraß keine Maränen (Aus dem Ostpreußenblatt / Folge 15/1951)<br />

So nachhaltig kann sich ein Erlebnis auswirken, daß es einen festen Begriff prägt:<br />

Die Vorstellung des sommerlichen Sonntag-Vormittags ist mir unlösbar mit dem<br />

Spirdingsee verbunden. Wie eine klare Tafel breitete sich sein riesiger Wasserspiegel<br />

aus. Nicht die winzigste Welle kräuselte ihn, und er gab in hundertfachen Varianten<br />

die lichte Helle des Himmels wieder. Die zarten Blautöne, verschwimmende Wolkenandeutungen<br />

und der flimmernde Tanz der Sonnenstrahlen setzten sich — so schien<br />

es — im Wasser fort. Keine menschliche Niederlassung war ringsum zu erblicken,<br />

das jenseitige Ufer war nur zu erahnen, doch über das Wasser hallte ein klangreicher<br />

Glockenton, der die Gemeinde zum Gottesdienst rief. Als einziges sichtbares<br />

Lebewesen wiegte sich ein kleiner Vogel auf einem dünnen Rohrhalm. Dieses Empfinden<br />

einer feiertäglichen stillen Stunde schiebt sich stets in mein Gedächtnis, sowie<br />

ich an Masuren denke.<br />

Die drei großen, miteinander in Verbindung stehenden Seen, der Mauer-, Löwentinund<br />

Spirdingsee, sind das Herzstück der masurischen Landschaft. Am Kissainsee,<br />

mit seinen reizvollen Inseln eilen wir zu der schmalen Landenge, die ihn vom Löwentinsee<br />

trennt. Auf dieser Landenge liegt Lötzen, der Ausgangspunkt der Reiselustigen,<br />

die aus dem Reich hierher strömten, um auf einer Fahrt mit den schmucken<br />

Motorschiffen die Eigenart der masurischen Gewässer und ihrer abwechslungsreichen<br />

Ufer zu genießen.<br />

Der Löwentinsee hat, abgesehen von der Franzoseninsel und einigen kleinen Schilfinseln,<br />

nicht die Eilande aufzuweisen wie der Mauersee; nur gelegentlich fassen steile<br />

Hänge sei-ne Ufer ein, die sich in sanften Bodenwellen zum Wasser neigen.<br />

An der „Wartburg” bei Arys<br />

Nur wenige Kilometer von Lötzen lud der Ulicksee den Wanderer zum Verweilen an<br />

seinen Gestaden ein. 45 m fiel an seiner Südost-Ecke das steile Ufergelände ab; es<br />

bildete Abhänge und Schluchten. Die Autofahrer, die auf der Chaussee nach Arys<br />

fuhren, legten gerne eine Rast an jenen Stellen ein. Den Königsbergern aber war<br />

wohl bekannt, daß ihre prachtvollen Schloßteichschwäne, deren Schwimmkünste sie<br />

von den Promenadenwegen aus beim Nachmittagsspaziergang bewunderten, vom<br />

Ublicksee stammten; hier waren sie einst eingefangen worden.<br />

Höhenzüge und Waldstücke begleiteten den Weg bei Arys, und wenn der Wagen<br />

durch die breite lange Hauptstraße dieses Städtchens einfuhr, so sahen seine Insassen<br />

bestimmt Hunderte von jungen Männern im feldgrauen Tuch, denn Arys war das<br />

große militärische Übungslager für das I. Armeekorps; schon der Urgroßvater mag<br />

den Schweiß seiner Jugend auf der Schweykower Höhe vergossen oder mit „Hurra”<br />

die „Wartburg” gestürmt haben. Die Zeit in Arys war nach den strengen Begriffen<br />

der Ausbilder eine Art sommerliche Erholung vom Exerzierplatz der Kaserne; man<br />

schoß ja schließlich auch nur mit Platzpatronen. Um die Taufe in Arys kam keiner<br />

herum, und die Reservisten begruben unter feierlichem Zeremoniell unter Absingen<br />

des Liedes „Reserve hat Ruh” ihren Löffel auf dem „Löffelberg”. (So mürbe und<br />

weich waren die Knochen am Abend immer noch nicht, daß sie ihren Dienst bei einem<br />

munteren Tänzchen in „Klein-Amerika” versagt hätten.) An ruhigen Nachmittagen<br />

konnten die Meisterschwimmer in der Militärbadeanstalt am Aryssee<br />

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Sportverein Kowalewen<br />

(Richtwalde 1926)<br />

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Bienenvölker<br />

bei Breitenheide<br />

Bienenvölker in der<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide<br />

hinter dem Bahnhof<br />

Breitenheide


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ihre Künste beweisen; die Mutigsten schnellten im Hechtsprung vom Fünfmeterbrett<br />

zur Freude ihres Kompaniechefs ins Wasser.<br />

Bei Eckersberg gelangte man an den Nordostpunkt des großen Dreiecks, das<br />

der Spirdingsee bildet. Die Flächenangaben über dieses „masurische Meer” gehen<br />

etwas auseinander. Mit sämtlichen Seitenarmen bedeckt er rund 164 Quadratkilometer,<br />

und er ist damit größer als der Müritzsee in Mecklenburg, der eine<br />

Fläche von 133 Quadratkilometern hat; ohne Seitenarme beträgt seine Fläche<br />

112 Quadratkilometer. Bis auf einige Stellen des Nordufers ist das Ufergelände<br />

des Spirdingsees flach, und die Wellen rollen dann eine weite Strecke über den<br />

üblichen Uferrand. Die drei Inseln in seinem Südteil waren zum Teil bewohnt.<br />

Auf dem Teufelswerder hatte Friedrich der Große 1784 eine Festung anlegen<br />

lassen, das „Fort Lyck”, als er den Russen nicht so recht traute.<br />

Johannisburg, Station der Frachtwagen<br />

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde vom Sextersee, dem südlichen Ausläufer<br />

des Spirdingsees, ein Kanal nach dem Roschsee gegraben, der den Weg<br />

nach Johannisburg um 22 Kilometer verkürzte. Die erste Johannis-Burg war<br />

1345 erbaut, aber bald darauf durch Kynstut zerstört worden. Dem verwegenen<br />

Litauerfürsten bekam dieser Einfall jedoch schlecht, denn bei Eckersberg griffen<br />

ihn die Ordensritter. Anstelle der ersten Johannisburg wurde eine befestigte<br />

„Jagdbude” angelegt, die Herzog Albrecht in ein festes Schloß verwandelte, „das<br />

gar schön mit Wasser, welches voll Rohres war, beflossen lag”. Die an der Burg<br />

gelegene Siedlung erhielt 1645 das Stadtrecht.<br />

Johannisburg liegt an der Einmündung des Pissek in den Roschsee. Der Pissek<br />

war im Mittelalter ein befahrener Wasserweg, auf dem Schiffe bis in den Narew<br />

gelangen konnten. In Polen versandete aus Unachtsamkeit jedoch das Bett des<br />

Pissek, und Johannisburg zog seinen Nutzen aus der Verproviantierung der<br />

Frachtwagen, die früher vor Eröffnung der Eisenbahnstrecke Lyck — Johannisburg<br />

— Allenstein durch die „ dicht verwachsenen dunklen Wälder” rollte- und<br />

erst bei Ortelsburg wieder eine Stadt erreichten. Als der bedeutendste Sohn der<br />

Stadt gilt der 1795 hier geborene Literaturhistoriker Georg Christoph Pisanski.<br />

Der militärische Führer der Ostpreußen im Kampf gegen die Diktatur Napoleons,<br />

Feldmarschall Graf Yorck von Wartenburg, war von 1797 bis 1799 in Johannisburg<br />

Bataillonskommandeur, wo ihm nach seiner Erklärung die glücklichsten<br />

Zeiten seines Lebens vergönnt waren. In der Warschauer Straße erbaute er sich<br />

ein Haus, das später der Sitz des Amtsgerichts wurde.<br />

Das größte preußische Waldgebiet<br />

Von der Stadt Johannisburg stammt der Name „<strong>Johannisburger</strong> Heide”; sie<br />

war mit ihren rund 966 qkm das größte zusammenhängende Waldgebiet des<br />

Preußischen Staates. In ihr standen Kiefern, deren Stämme über vierzig Meter<br />

hoch gewachsen waren und deren Holz eine Vollkommenheit erreichte, wie sie<br />

in Deutschland nur selten anzutreffen war. Über 94 v. H. des Waldbestandes<br />

stellte die Kiefer, vereinzelt waren auch Birken ein-gestreut. Über einen größeren<br />

Eichenbestand verfügten die Oberförstereien Kruttinnen und Pfeilswalde; bei<br />

Bärenwinkel in dem Puppenschen Forst konnten sich Eschen prächtig entfalten;<br />

außerdem traf man in der <strong>Johannisburger</strong> Heide Espen, Spitzahorn, Eberesche<br />

und Linde. Als Unterstrauch gediehen Wacholder und Haselnuß. Der Wacholder<br />

ist in Masuren oftmals zu meterhohen Bäumen aufgeschossen, und in Arys stellte<br />

man Zigarren-spitzen aus dem Holz der Wacholderstämme der Grondowsker<br />

Forst her.<br />

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Roggenernte in Wagenau<br />

Sommer 1936 oder 1937<br />

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Die Wiese wird<br />

gemäht<br />

(Kowalewen 1930).


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In das mächtige Waldgebiet der <strong>Johannisburger</strong> Heide eingebettet ist der Uförmig<br />

gebogene Niedersee. Bewaldete Inseln beleben seine Wasserfläche, und<br />

in den Buchten erfreut sich das Auge an den zahlreichen „Mummeln”. In Rudczanny<br />

hielten mitunter ganze Karawanen von Omnibussen, die Reisende aus<br />

dem Innern des Reiches hierher gebracht hatten. Auf der großen Terrasse am<br />

See gönnte man sich gern eine Erfrischung. Vom Niedersee kam auch eine Spezialität,<br />

die die Likörkarte sehr angenehm bereicherte: Der Kosakenkaffee aus<br />

Wiartel (heute H. Krisch in Preetz/Holstein (d. Red.). Er tat besonders in den<br />

Morgenstunden gute Dienste...<br />

An den Königseichen<br />

Nach einem Spaziergang auf herrlichen Waldwegen stand man am Beldahn-See.<br />

Bei seiner Länge und durchschnittlich zwei Kilometer Breite wirkte dieser Nebenarm<br />

des Spirding mehr wie ein Strombett. Mit seinen vorgeschobenen Landzungen,<br />

grünen Inseln und dem Wechsel von Nadel- und Laubholz galt er als der<br />

schönste Abschnitt der langgezogenen Seenfurche von Rudczanny bis Rhein. Den<br />

lohnendsten Ausblick bot die Stelle bei den „Königseichen”, die aus Anlaß eines<br />

Besuches König Friedrich Wilhelms IV. so benannt wurden.<br />

Auf zwei vorspringenden Halbinseln des Talter Gewässers, die einen bequemen<br />

Übergang über den langgestreckten See ermöglichten, lagerte Nikolaiken. Die<br />

Stadt ist aus den beiden gegenüberliegenden Fischerdörfern Niklasdorf und<br />

Koslau entstanden. An der Brücke, die diese beiden Teile miteinander verband,<br />

schwamm angekettet der gekrönte Stinthengst, der den Fischreichtum der<br />

masurischen Gewässer symbolisierte. In Nikolaiken wurde alljährlich das Fest<br />

der Maräne gefeiert, eines der beliebtesten ostpreußischen Volksfeste.<br />

Am Nordende des Talter Gewässers, dem Rheinischen See, wurde auf der<br />

schmalen Landzunge zum Oloff-See hin 1377 Schloß Rhein gebaut. Von Ende<br />

des 18. Jahrhunderts bis Mitte des vorigen Jahrhunderts befand sich das massige<br />

graue Bauwerk in privatem Besitz. Manche lustige Maskerade und manch<br />

fröhliches Fest ist hier abgehalten worden, bis 1853 der Preußische Staat das<br />

Schloß wieder kaufte und zu einer Strafanstalt für weibliche Gefangene umbauen<br />

ließ, wobei es seinen alten Charakter vollständig verlor; lediglich ein runder<br />

Turm bewahrte noch seine ursprüngliche Form aus der Ordenszeit.<br />

Liebespaare auf der Cruttinna<br />

An den Westrand der <strong>Johannisburger</strong> Heide grenzt der Muckersee; in ihn ergießt<br />

sich die Cruttinna. Das „Kleinod Masurens” hat man die Waldufer dieses<br />

Flüßchens genannt, und Hochzeitspaare in Ostpreußen brauchten nicht bis<br />

nach Venedig zu fahren, um aneinandergeschlungen im Boot sich über Wellen<br />

tragen zu lassen; die breiten Nachen auf dem Cruttinna-Fluß taten dieses genau<br />

so gut wie venezianische Gondeln! Über Kiesel und buntschimmernde Steine auf<br />

dem klaren Flußgrund eilten die flachkieligen Boote, die von Jungen mit geübter<br />

Hand mittels langer Stangen über seichtere Stellen gestakt wurden; voll belaubte<br />

Äste neigten sich bis zum Wasser, und in den Lichtungen ergaben sich<br />

reiz-volle Blicke in das Land hinein.<br />

Im Bereich der Cruttinna hatten die Philipponen ihre Blockhäuser errichtet.<br />

Diese priesterlose russisch-orthodoxe Sekte hatte dort ein Asyl gefunden; sie<br />

konnte ungehindert nach ihren Glaubensregeln leben. Sie erkannte nur die Sakramente<br />

an, die auch ein Laie austeilen darf: Taufe und Beichte. Die Philipponen<br />

hielten an ihrer alt-russischen Tracht<br />

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fest, und die langbärtigen Männer gingen in Bluse und hohen Stiefeln ihrem Tagewerk<br />

nach. Auch das einzige russische Kloster auf deutschem Boden stand hier. In<br />

Ostpreußen, dem Lande der religiösen Toleranz, achtete man jedes Bekenntnis.<br />

Eckertsdorf, der Hauptsitz der Philipponen, war nach dem Forstmeister Eckert genannt<br />

worden, der die Siedlungen an der Cruttinna gegründet hatte. Die Männer<br />

von der „grünen Farbe” standen stets in hohem Ansehen in Masuren; sie genossen<br />

den Ruf, passionierte Jäger, tüchtige Forstleute, redliche Beamte und gastfreie Wirte<br />

zu sein. Sie waren bestrebt, oft unter fühlbaren Verzichten auf eine bequemere<br />

Lebenshaltung, ihren Kindern eine gediegene Schulbildung zu ermöglichen. Die<br />

Schriftsteller Ernst Wichert und das Brüderpaar Richard und Fritz Skowronnek, das<br />

ebenfalls wie der Erstere in einem Försterhaus zur Welt kam, haben dieses Opfer<br />

der Eltern in kindlichem Dank und Ehrerbietung gewürdigt.<br />

Ihr Erzähltalent wurde durch das Geselligkeitsbedürfnis der Masuren genährt, die<br />

ein fließendes Gespräch und die Gabe fesselnder Unterhaltung sehr zu schätzen<br />

wissen.<br />

Wintereinbruch im Mai 1935<br />

Schneemann in Wagenau<br />

Unsere Gedanken schlagen eine Brücke zu den in der masurischen Heimat Zurückgebliebenen.<br />

Mit Erschütterung haben wir ihre verzweifelten Briefe gelesen.<br />

Tausende leben noch in den alten Wohnorten unter traurigen Verhältnissen. In<br />

den Gemeinden der Kreise Lötzen und Johannisburg, deren Gebiet wir hauptsächlich<br />

durchstreiften, waren ausschließlich deutsche Stimm-Mehrheiten bei der<br />

Volksabstimmung 1920 zu verzeichnen. In der Stadt Rhein, dem alten Komtursitz,<br />

wurde überhaupt keine Stimme für Polen abgegeben; im ganzen Kreise Lötzen<br />

errangen die Polen neun gegenüber 29 378 deutschen Stimmen; im Kreise<br />

Johannisburg sammelten sie vierzehn, aber 34.036 Kreisinsassen stimmten<br />

für Deutschland! (siehe große Urkunde S. 59)<br />

Hat die Welt diese Volksbekundung vergessen? Sie soll uns immer vor<br />

Augen stehen, sowie wir das Wort Masuren aussprechen! s-h<br />

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Männer-Gesangverein Johannisburg<br />

Betriebsausflug nach Nieden, Kreisausschuß Johannisburg<br />

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Ruth Brummund<br />

Das erste Abitur an der Graf York-Schule<br />

(Ein Erinnerungsbericht)<br />

Wer erinnert sich noch an den Kriegsbeginn? Um die Situation so verständlich<br />

wie möglich zu machen, muß ich noch weiter ausholen und zwar bis zur Versetzung<br />

im Frühjahr 1939. Diese meine Klasse, in der wir damals 12 Schüler waren,<br />

drei Mädchen, Christel Arnoldt, Irmgard Beckendorff und ich, und die Jungen<br />

Ernst Lams, Horst Lindner, Gerhard Pohl, Horst Rattay, Udo Schiller und noch<br />

andere, zerfiel. Die Eltern der beiden anderen Mädel waren umgezogen und Irmgard<br />

sowie Christel wollten nur den Klassenabschluß abwarten, um Johannisburg<br />

auch verlassen zu können. Als einziges Mädel wäre ich zurückgeblieben. Aber das<br />

war mit der moralischen Einstellung unserer damaligen Klassenlehrerin nicht zu<br />

vereinbaren, und so mußte ich sitzenbleiben. Ich erhielt in Erdkunde und Englisch<br />

mangelhaft.<br />

Als dann am 1. September der Krieg ausbrach, wurden alle Jungen meiner vorherigen<br />

Klasse eingezogen, und ich erhielt auch die Einberufung zum RAD. Die<br />

von der Klasse 8 konnten nun mit dem Notabitur ihre Schulzeit beenden. Bei mir<br />

sah es anders aus. Ein Abgang von der Klasse 7 aber wurde nicht mit dem Notabitur<br />

„belohnt”, und so stellte man mich zurück.<br />

Die nächste Klasse, in die ich kam, bestand ebenfalls aus 12 Schülern und davon<br />

ebenfalls aus drei Mädchen und neun Jungen. Mike Scheerer und Ursel Sturm<br />

waren meine Klassenkameradinnen. Diese Gemeinschaft hielt sich bis zum<br />

Herbst 1940, da wurden sechs Jungen zum Kriegsdienst einberufen. Es bleiben<br />

drei Jungen und drei Mädchen übrig. Als mit dem Weihnachtszeugnis die Möglichkeit<br />

für zwei weitere Jungen, das Abitur zu bestehen, nicht mehr gegeben<br />

war, blieben nur noch wir drei Mädchen und Udo Fritz als einziger Junge übrig.<br />

Wir waren ab Herbst mit der Klasse 7 zusammengelegt worden, weil sich der<br />

Unterricht für sechs Schüler nicht mehr lohnte. Im Januar 1941 waren es aber<br />

nur noch zwei Schüler, die sich auf das Abitur vorbereiten mußten. Ursel und Mike<br />

waren als Jungmädchenführerinnen zur Betreuung in ein Landverschickungslager<br />

gekommen und erhielten ebenfalls das Notabitur.<br />

Udo wartete auf seine Einberufung zur Luftwaffe. Aber die ließ auf sich warten.<br />

Und ich hatte kein Interesse mehr an der Schule. Warum sollte ich mich abquälen<br />

und lernen, wo ich sowieso bald heiraten würde?<br />

Einerseits reizte es mich, zu erleben, wie es weitergehen würde, und andererseits<br />

ließ ich mich treiben. Die Zeit verging, und unsere schriftlichen Prüfungsarbeiten<br />

wurden fällig. Udo als Mathematiker hatte andere Arbeiten zu schreiben<br />

als ich, die ich mich für den sprachlichen Zweig entschieden hatte.<br />

Aber dann erreichte Udo die glückliche Nachricht, er sollte sich auch beim Militär<br />

melden. Den Vorschlag des Lehrerkollegiums, sich doch noch mündlich prüfen zu<br />

lassen, lehnte er ab. Und nun hing ich ganz allein damit dran. Der Februar verstrich,<br />

und kein Termin für meine Prüfung erfolgte. Ich hatte mir inzwischen alles<br />

mögliche ausgearbeitet, was ich lernen würde, wenn ich den Termin kannte.<br />

Eine Woche davor genügte, so bildete ich es mir ein, weil ich zwar sehr schnell<br />

lernte, aber auch genauso schnell alles vergesse, wenn ich es nicht entwickeln<br />

kann.<br />

Der 18. März bleibt mir in ständiger Erinnerung. In der Pause um 11 Uhr hatte<br />

unsere damalige Klassenlehrerin, Fräulein Lüttke, Aufsicht. Sie durfte ich bei<br />

ihrem Rundgang be-<br />

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gleiten und erfuhr dabei, daß bis spätestens 20.3. die Prüfung stattgefunden haben sollte.<br />

Mit der Tagespost war keine Benachrichtigung eingetroffen.<br />

Aber welche Überraschung!! Die darauffolgende Unterrichtsstunde sollte meine letzte<br />

sein. Als ich nämlich zur nächsten Pause aus der Klasse trat, wurde ich mit großem Hallo<br />

empfangen. Alles überschrie sich, und ich hatte Mühe, zu verstehen, was eigentlich los<br />

war. Irgendwie wurde es mir dann klar, am nächsten Tag sollte die Prüfung sein.<br />

Mein Weg führte mich sofort zum Scheich (Oberstudiendirektor Schmidt). Nun mußte ich<br />

wissen, ob diese Nachricht stimmte. Es war an dem. Ein Anruf aus Königsberg setzte meine<br />

gesamten Vorbereitungen außer Kraft. Vor Schreck blieb mir nichts anderes übrig, als zu<br />

fragen, ob ich nun nach Hause gehen könnte, ich hätte mich ja noch vorzubereiten. Aber<br />

was sollte ich jetzt nur noch tun? Wo fange ich an? Es war hoffnungslos! Ich weiß nur noch,<br />

daß ich eine nette Kaffeestunde bei einer reizenden Dame verbringen durfte.<br />

Pünktlich um 8 Uhr war ich am nächsten Morgen in der Schule. Ganz allein, denn alle hatten<br />

frei bekommen. Und ich kam mir vor, wie ein Häufchen Elend, das seine Hinrichtung<br />

erwartete.<br />

Nun saß ich einsam da, und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Hatte ich eigentlich<br />

Angst? Ich weiß es nicht mehr. Nach etwa einer halben Stunde erschien der erste Lehrer<br />

und versuchte, mich abzulenken. Einer nach dem anderen half mir, die Wartezeit zu überbrücken.<br />

Sie zeigten mir die Aula mit dem grünen Tisch und den vielen Stühlen davor. Und<br />

da sackte mein Herz in die Hose.<br />

Erst kurz vor 9.30 Uhr wurde ich in den Prüfungsraum gerufen. Oberschulrat Büttner, ein<br />

sehr respektvoller älterer Herr, der bei der letzten Einjährigen-Prüfung über 10 Schüler<br />

durchfallen ließ, begann seine Ansprache mit den Worten etwa: „Ich habe Ihre schriftlichen<br />

Arbeiten geprüft, und danach hätten Sie bereits bestanden. Aber wir müssen der<br />

Form genügen und Sie auch mündlich prüfen.” Diese beruhigenden Worte gaben mir Mut,<br />

und ich bildete mir ein, vor einer gemütlichen Angelegenheit zu stehen.<br />

Als erstes Fach war Biologie an der Reihe, damals Pflichtfach. Die letzte Biologiestunde<br />

aber hatte ich bei Herrn Brosamler, der sofort bei Kriegsausbruch eingezogen wurde. Er<br />

brachte uns recht drastische Beispiele. Bei der Prüfungsfrage, ob erworbene Eigenschaften<br />

weiter vererbt werden, konnte ich verneinen. Aber mein Beispiel: Auch wenn einem Elternteil<br />

ein Arm fehlen sollte, wird das Kind doch mit allen Gliedern geboren werden. Na ja,<br />

zufrieden war man gerade nicht mit der Antwort.<br />

In Deutsch wurde die Frage nach der Bedeutung Straßburgs für Goethe und in Mathematik<br />

nach der Ableitung des Integrals gestellt. Das waren Gebiete, die ich glaube, einigermaßen<br />

gekonnt zu haben. Noch stand aber die Prüfung in meinem Wahlfach Englisch bevor.<br />

Ich erhielt einen fremden Text und sollte mich zehn Minuten im Nebenraum vorbereiten.<br />

Bei Verlassen der Aula stand an der Tür der Scheich und flüsterte mir zu: „Danach kommen<br />

Sie in Latein heran. Herr Oberschulrat möchte gern wissen, wie weit Sie in der dritten<br />

Fremdsprache sind!” Das war ein Schreck für mich. Latein beim Erwin war prima. Aber<br />

lange Zeit hatten wir nach seiner Einziehung keinen Unterricht mehr, und das letzte halbe<br />

Jahr beim Scheich war so uninteressant. Unsere schriftlichen Arbeiten hatten wir nur mit<br />

Plietenhilfe einigermaßen geschafft. Auf die Vorbereitungen meiner englischen Übersetzung<br />

konnte ich mich kaum konzentrieren, aber ich hielt meine Vorzensur. Anders dagegen<br />

in Latein. Es war ein vollkommener Reinfall.<br />

Gegen 12 Uhr war die Prüfung beendet. Nach kurzer Konferenz wurde ich hereingerufen<br />

und hörte nur das eine: „bestanden”. Leo (Juhnke) gratulierte mir als erster und steckte<br />

mir dabei die traditionelle Albertus an. Ob ich wohl erleichtert und glücklich war an diesem<br />

19. 3. 1941?<br />

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Freiherr v. Stein-Schule Gehsen (1936) Frl. Hoffmann. Namen zu erfahren bei Frau<br />

Elfriede Röder, geb. Kamm, Neugasse 8, 5630 Remscheid<br />

Geburtstag (1925) bei Herta Hoppe, Gehlenburg<br />

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Kriegerverein<br />

Kowalewen<br />

1923<br />

Fahnenweihe<br />

In Moyen 1934<br />

eine Kompanie<br />

wurde aufgestellt<br />

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Hochzeit bei<br />

Bauer Dworak<br />

(1930)<br />

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Heimat-Erinnerungen aus Lupken und Johannisburg<br />

1906 bis 1921<br />

Bericht von Lm. Georg Rudatis, Sudetenstraße 11, 8833 Eichstädt<br />

Ende des Jahres 1906 kaufte mein Vater das Rittergut Lupken von Herrn Fritz Reuter. Das<br />

Besitztum umfaßte ein Areal von ca. 3000 pr. Morgen und gehörte seit mehreren Generationen<br />

der Familie Reuter. Der Grund für den Verkauf war die langjährige Krankheit von Frau<br />

Reuter. Herr Reuter war sehr vermögend, hoch angesehen und hatte zwei Kinder, Werner<br />

und Erna. Die Tochter heiratete später Herrn Rechtsanwalt Laube in Johannisburg. Nach<br />

dem Verkauf lebte Herr Reuter mit seiner Gattin in Berlin-Grunewald. Der Gutsbetrieb Lupken<br />

umfaßte außer den land- und forstwirtschaftlichen Zweigen intensive Pferdezucht (Stutbuch),<br />

Hengststation des Landesgestütes Kastenburg, preußischer Remontelieferant, Herdbuch<br />

Vieh- und Merino-Schafherde. Außer diesen Wirtschaftszweigen gehörten eine Spiritusbrennerei<br />

und Molkerei zu dem Gutsbetrieb. Auch eine Handelsgärtnerei wurde betrieben.<br />

Mein Elternhaus (Gutshaus) befand sich südlich eines großen Parkes mit alten Bäumen,<br />

Rosengarten, Karpfenteich und einer schnurgeraden Allee zum Roschsee. Lupken war<br />

bis 1914 selbständiger Gutsvorstand und Amtsvorstand Groß-Kessel mit den dazugehörigen<br />

Gemeinden Kolonie-Lupken, Babrosten usw. Lupken hatte eine eigene Schule (Patronat) und<br />

gehörte zum <strong>Johannisburger</strong> Kirchspiel (Superintendent Kierlo und Pastor Hensel). Die Lupker<br />

Gemeinde war rein evangelisch. Der Mitarbeiterkreis setzte sich aus einem Oberinspektor,<br />

Inspektor, Förster, Brennmeister, Gestütswärter usw. zusammen. Zu den weiteren Mitarbeitern<br />

gehörten 32 Deputantenfamilien, darunter Kämmerer, Vorarbeiter, Gärtner, Stellmacher,<br />

Schmiede, Hofmaurer, Buttermeier. Die verheirateten Mitarbeiter hatten je eine Kuh<br />

(freies Futter und Weide), Schweine- und Geflügelhaltung. Die Kosten für die ärztliche Betreuung,<br />

Arzt, Krankenhaus, Medikamente usw. trug die Gutsverwaltung bis zur Einführung<br />

der gesetzlichen Versicherung. Soweit in großen Zügen die Beschreibung des landwirtschaftlichen<br />

Betriebes. Derartige Betriebe gab es eine Anzahl im Kreise Johannisburg zu<br />

damaliger Zeit. Zu nennen wären: Domäne Rakowen - Pächter Heine, Domäne Borken -<br />

Pächter Göldel, die Güter Faulbruch, Dlotowen, Adl.-Kessel, Popiellen, Kalischken und andere<br />

mehr. Nennesnwerte Industrie hatte der Kreis Johannisburg außer Sägewerken, Mühlen,<br />

Ziegeleien und Kalksandsteinfabriken nicht!<br />

Unser Familienleben: Mein Vater entstammte einer alten litauischen Familie. Meine Mutter,<br />

eine geborene Dickhäuser, entstammte einer Salzburger Emigrantengeneration. Das Leben<br />

in meinem Elternhaus war, was Aufwand anbetraf, nicht übertrieben, aber gut bürgerlich,<br />

ostpreußisch-gastfreundlich, gesellig. Der gesellschaftliche Verkehr bestand aus den Familien<br />

der benachbarten Güter, ferner aus den damaligen <strong>Johannisburger</strong> Persönlichkeiten:<br />

Kreisarzt Dr. Tomalla, Dr. Oeding, Kreisveterinärrat Kleinpaul, Landrat Bollert, Superindendent<br />

Skierlo, Regierungsrat Schön und noch einige andere. Im Sommer ging die landwirtschaftliche<br />

Arbeit vor. Jedoch fanden gemeinschaftliche Ausflüge nach Rudczanny und Crutinnen,<br />

sowie Dampferfahrten statt. Mein Elternhaus hatte jedoch im Sommer reichlich Besuch<br />

von Verwandten und Freunden als Logiergäste, und da war das Haus vor allen Dingen<br />

in den Ferien immer überbelegt. Mein Bruder und ich brachten in den Ferien Schulfreunde<br />

mit, und Vettern und Cousinen vervollständigten diesen frohen<br />

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Kreis. Es wurde gebadet, gerudert, gesegelt und wir brachten unseren städtischen Freunden<br />

die Liebe zum Pferd und die damit verbundenen reiterlichen Fähigkeiten bei. Mancher<br />

städtische Jugendfreund lernte dabei Muskelkater und unsanfte Berührung mit dem Erdboden<br />

kennen. Meine Mutter, die gerne Jugend um sich hatte, opferte sich dann abends<br />

noch am Klavier für unsere Tanzwünsche. — Der Winter brachte dann in meinem Elternhaus<br />

zwei große Treibjagden, anschließende Jagdessen mit Damen (Schüsseltreiben) und<br />

einige andere Festlichkeiten, die reihum stattfanden. Hinzu kamen im Winter Vergnügungen,<br />

die durch den <strong>Johannisburger</strong> Geselligkeitsverein veranstaltet wurden: große Schlittenfahrten<br />

mit Musik-Kapellen nach Weissuhnen (Grog und Pfannkuchen), nach der Rückkehr<br />

gemütliches Beisammensein im königlichen Hof in Johannisburg. Hinzu kamen Theateraufführungen<br />

im Saal des Hotels Graf Jork. Im Februar ein großes Kostümfest im gleichen<br />

Hotel. Johannishöhe bot Militärkonzerte, Schützen-, Schulfeste und so weiter. Um<br />

das Leben in der damaligen Zeit vollständiger schildern zu können, will ich noch einige familiäre<br />

Daten hinzufügen:<br />

Die Familie Rudatis bestand aus 4 Personen: Vater, Mutter und 2 Söhnen. Mein Bruder<br />

Hans-Adolf (6 Jahre älter als ich) und meine Wenigkeit. Unsere ersten schulischen Kenntnisse<br />

erhielten wir durch einen Hauslehrer. Mein Bruder kam als Untertertianer auf das<br />

Gymnasium in Rastenburg. Ich kam auf die Rektorschule nach Johannisburg. Dieselbe befand<br />

sich gegenüber der Kirche, daneben bestand eine Privatmädchenschule. Meine Klassenlehrer<br />

hießen: Luckenbach, Lengkeit, Bilda und Rektor Jurzik. Als Untertertianer kam<br />

ich auf das Gymnasium nach Lötzen, bis Juli 1914.<br />

Johannisburg bekam als Grenzkreis den Krieg sofort zu spüren. In den ersten Augustwochen<br />

wurde der Kreis geräumt. Die Organisation klappte (im Gegensatz zu 1945). Die nicht<br />

wehrpflichtigen Männer, Frauen und Kinder aus Lupken verließen mit wenigem Hab und<br />

Gut zum ersten Mal im Treck die Heimat. Unserem alten Oberinspektor Peters gelang es, in<br />

langen Tag- und Nachtmärschen den Treck in Sicherheit zu bringen. Zwei ältere Mitarbeiter,<br />

der Stutmeister Bannasch und der Futtermeister Breszynski, konnten sich zur Flucht<br />

nicht entschließen (beide über 60 Jahre alt). Ihre Treue und Liebe zur Heimat mußten sie mit<br />

dem Tode bezahlen. Sie wurden von plündernder russischer Soldateska ermordet. Das waren<br />

die ersten Lupker Toten, denen noch weitere zwölf Wehrpflichtige aus Lupken dem Krieg<br />

zum Opfer fielen. Bemerken möchte ich noch, daß der Viehbestand von den Proviantämtern<br />

und das entbehrliche Pferdematerial von unserer Wehrmacht verladen bzw. abtransportiert<br />

war und den Russen nicht an die Hände fiel. Zuchttiere und Nachwuchs waren somit verloren.<br />

Ich möchte, soweit ich mich erinnern kann, noch etwas über die russische Besetzung<br />

von Johannisburg sagen: Der Bürgermeister der Stadt Wenk, Superintendent Skierlo, Veterinärrat<br />

Kleinpaul und der Kreissekretär (Name?) verließen ihre Ämter nicht, wurden von<br />

den Russen drangsaliert und nach Sibirien deportiert. Dem Roten Kreuz gelang es, daß die<br />

oben genannten Herren ausgetauscht und 1915 oder 1916 in die Heimat zurückkehren<br />

konnten. Das vor dem Rathaus stehende Bismarck-Denkmal wurde von den Russen abtransportiert,<br />

aber in den späteren Jahren zurückgegeben. Die Kosten für das Bismarck-<br />

Denkmal wurden von der <strong>Johannisburger</strong> Bürgerschaft (Honoratioren) aufgebracht. Führend,<br />

organisatorisch und finanziell, war der damalige Brauereibesitzer Beyer. Die Enthüllung<br />

muß meiner Erinnerung nach 1909 oder 1910 erfolgt sein. Der erste Russen-Einfall im<br />

August 1914 brachte nicht die schwersten Opfer und materiellen Verluste, da die erste Besatzungsdauer<br />

nur kurz war. Nach der siegreichen Tannenberg-<br />

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73


Schlacht wurde der Kreis wieder frei und auch die Lupker Gemeinde kehrte zurück.<br />

--Gebäudeschäden waren vorerst nicht entstanden. Ausgeplünderte Wohnräume,<br />

leere Stallungen, leere Speicher und Vorratsräume ließen jedoch darauf<br />

schließen, daß wohl nur kleine Trupps in großer Eile am Werk waren. Unser bewährter<br />

Oberinspektor, Herr Peters, versuchte, den Betrieb wieder in Gang zu<br />

bringen. Die demolierten Einrichtungen, unzureichende Arbeitskräfte, Getreide<br />

und Raufutter zum größten Teil auf dem Halm, Unruhe, Angstpsychose und damit<br />

verbundene schlechte Arbeitsleistung. Diese Bemühungen wurden Ende oder<br />

Mitte Oktober 1914 (?) wieder unterbrochen und der Kreis erneut geräumt. Wieder<br />

begab sich der Lupker Treck auf die Flucht nach Norden und kam auf einem<br />

großen Gutsbetrieb in der Braunsberger Gegend notdürftig unter. Nun war der<br />

Kreis bis zur Februar-Winterschlacht in russischen Händen. Ich stand in dieser<br />

Zeit kurz vor meinem Schulabschluß (Obersekundareife), mein Bruder als Leutnant<br />

beim Jägerregiment zu Pferde Nr.12 im Westen bei der Kronprinzenarmee,<br />

und mein Vater tat Dienst als Batteriechef beim Ersatz-Feldartillerieregiment<br />

Nr.1, reitende Abteilung Königsberg. Mein Vater erhielt sofort Urlaub (ich auch),<br />

und durch Vermittlung der Landwirtschaftskammer vom Generalkommando die<br />

Passierscheine für die Reise in unsere befreite Heimat. Die Fahrt bis Lötzen ging<br />

glatt. Auf Grund der Passierscheine bekamen wir Plätze in dem ersten Militärzug,<br />

der nach Johannisburg abfuhr. Eine Eisenbahner- und eine Pionierabteilung befanden<br />

sich im Zuge. Im Schneckentempo (7 Stunden) begann die Fahrt. Vor<br />

jeder Station, Signal, Brücke wurde gehalten, die Bahnhöfe von den mitfahrenden<br />

Militäreisenbahnern und Pionieren besetzt und Hilfsmaterial ausgeladen. Eigenartigerweise<br />

war der Gleiskörper nicht beschädigt, und so erreichten wir im<br />

Morgengrauen unser Johannisburg. Bahnhofswache, ein Schlag Erbsen zum<br />

Frühstück, mit Ordonnanz Weiterschleusung durch mehrere Kontrollposten zur<br />

Kommandantur. Güterschuppen und Wasserturm als letztes russisches Widerstandsnest<br />

hatten unter Artilleriebeschuß gelegen und waren zerstört. Das<br />

Eckhaus Königsberger-, Schanzenstraße, Fleischerei Skrodski-Backendorf brannte<br />

noch teilweise, auf dem Markt biwakierten Kavallerie und Artillerie. Das Hotel<br />

Graf York war ein rauchender Trümmerhaufen. Die Kommandatur befand sich im<br />

Hotel Königlicher Hof. Nach Kontrolle der Ausweise und Ausstellung eines weiteren<br />

Passierscheines und in Begleitung eines Feldgendarmes wurden wir durch<br />

mehrere Kontrollposten weitergereicht und erreichten den Pissek-Fluß. Fahrbrücke<br />

und Eisenbahnbrücke waren gesprengt, und es war von Pionieren eine<br />

Notbrücke gebaut. Hier gab es einen längeren Aufenthalt, da eine Feldbäckereikolonne<br />

beim Überschreiten der Brücke war. Im Anschluß brachte uns<br />

der Begleiter bis zum neuen Schlachthof, wo eine Fuhrparkkolonne lag. Mein Vater<br />

war in Uniform und ließ sich bei dem Kolonnenführer, einem Rittmeister,<br />

melden, der uns mit Grog bewirtete und eine Britschka (russischer Beutewagen)<br />

zur Verfügung stellte. Mit einem Trainsoldaten und Fahrer begann unsere Fahrt<br />

nach Lupken. Querfeldein, vorbei an Granattrichtern, gefallenen Russen und<br />

Pferdekadavern, erreichten wir die Chaussee nach Lupken. Die Bauerngehöfte<br />

von Radtke und Podleschny waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt.<br />

Bei diesem Anblick sagte mein Vater: «Junge, wie wird unser Lupleen aussehen!»<br />

Wir erreichten die Lupker Grenze, durchfuhren den Wald vorbei am Waldfriedhof<br />

und sahen zu-erst das Schulgebäude: offene Türen, zerschlagene Fenster<br />

- aber es war noch da. Die Dorfstraße, sämtliche Gebäude standen noch, als<br />

wären sie gerade verlassen worden. Als wir in den Hof einfuhren, war es trotz der<br />

Oede ein beglückendes Gefühl.<br />

74<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

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Was wir nicht zu hoffen gewagt hatten, die den großen viereckigen, geschlossenen Gutshof<br />

umfassenden Gebäude standen alle noch! An lebenden Wesen begrüßte uns eine von<br />

unseren Doggen, mit Namen Schiwa, zuerst in weitem Abstand mit wütendem Knurren.<br />

Sie hatte scheinbar mit den russischen Befreiern schlechte Erfahrungen gemacht. Nach<br />

beruhigenden Worten stürzte sie mit einem Freudengeheul auf uns los. Eine Flucht Tauben<br />

wechselte vom Scheunendach zum Viehstall hinüber. Sie waren mit Schiwa vorerst<br />

die einzigen Lebewesen, die uns begrüßten. Während dieses kurzen Besinnens erschien<br />

am Hoftor ein alter Mann mit einem Riesenbart und einer russischen Fellmütze. Die uns<br />

begleitenden Trainsoldaten rissen die Karabiner von der Schulter. In diesem Moment rief<br />

der alte Mann «Panitzku» (masurisch junger Herr). Es war unser alter Fohlenmeister Friedrich<br />

Böhm, mit dem ich aus meiner Kinder- und Jugendzeit und auch später noch sehr<br />

verbunden war. Es war die Liebe zum Pferd. Unser alter Fohlenmeister hatte die zweite<br />

Flucht abgelehnt und die ca. sechs Monate währende Russenherrschaft überstanden. Er<br />

beherrschte die russische Sprache, seine Frau mußte kochen und nähen für den weiblichen<br />

Troß, der zu der Etappe gehörte. Die Belegung hatte mehrmals gewechselt, und bei<br />

jedem Abmarsch wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgenommen. Der letzte<br />

Trupp, der Lupken fluchtartig verließ, legte noch in zwei Ställen Brandherde, die von Böhm<br />

rechtzeitig gelöscht werden konnten und wir ihm somit die Erhaltung unseres Hofes verdankten.<br />

Den Zustand meines Elternhauses zu schildern, würde einen Sonderbericht beanspruchen,<br />

und will ich nur Stichproben geben: Von 12 Wohnräumen, voll möbliert, konnte<br />

notdürftig ein Raum bewohnbar gemacht werden. Meterhohe Strohlager, mit Unrat durchsetzt,<br />

die Badewannen als Toiletten benutzt, wertvolle Majolika-Spiegelöfen und Kamine<br />

zertrümmert, Gemälde und Bilder als Zielscheiben benutzt. Zwei Bilder hingen unbeschädigt<br />

an den Wänden: Das Bild von Bismarck und ein Kinderbild von mir. Bestialischer Gestank<br />

und Ungeziefer zeugten von russischer Kultur, die uns 1945 noch exakter vor Augen geführt<br />

wurde! Der Betrieb war somit ein Scherbenhaufen. Unser Lupke wurde vor-erst von einer<br />

Pferde-Quarantänestation des Ulanenregiments Nr.9 belegt. Gleichzeitig kamen 60 russische<br />

Kriegsgefangene dazu (diese Arbeitshilfskolonne blieb in Lupken bis November 1918).<br />

Aufräumungsarbeiten und Frühjahrsvorbereitungen für die Ackerbestellung wurden von diesen<br />

Arbeitskräften in Angriff genommen. Der Lupker Treck kehrte stark dezimiert, was Pferde<br />

und Arbeitskräfte anbetraf, zurück. Im Rahmen der Kriegsentschädigung erhielt der<br />

Betrieb Maschinen und Geräte, Saatgut, Zuteilung von Herdbuchvieh, Schafen, Schweinen<br />

und junge, zur Zucht geeignete Stuten aus den Remontedepots. Handwerkerkolonnen des<br />

Bauberatungsamtes führten die erforderlichen Reparaturen und Neubauten aus. Die 1911<br />

neu erbaute und von den Russen ausgeschlachtete Spiritusbrennerei wurde generalüberholt.<br />

Soweit, so gut. Vater und Bruder im Felde, meine Mutter unpäßlich in Königsberg, und<br />

ich machte mein praktisches Jahr in einem Lehrbetrieb im Samland. Zwei eingesetzte Administratoren<br />

waren den Anforderungen nicht gewachsen und versagten. 1916 war meine<br />

Mutter, die in Königsberg weilte, soweit wiederhergestellt, begab sich nach Lupken, wo die<br />

Wohn- und Lebensverhältnisse wieder tragbar geworden waren, und nahm die Zügel in die<br />

Hand. Unterstützt wurde sie durch meinen Onkel, einem qualifizierten Berufslandwirt, der<br />

vor dem Kriege sein großes Gut im Kreis Königsberg verkauft hatte und als Rentier lebte. In<br />

dieser Zeit beendete ich meine Grundausbildung und kehrte in die Heimat zurück. Unter<br />

seiner bewährten Führung arbeitete ich in der Leitung des Betriebes mit, und es ging aufwärts.<br />

Meinem Onkel gelang es dann, da er sich nicht<br />

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wohlfühlte (er starb nach dem Kriege an Krebs), seinen früheren landwirtschaftlichen<br />

Beamten, Herrn Ernst Pape, vom Militär freigestellt zu bekommen und als<br />

Oberinspektor einzusetzen. In Gemeinschaft mit diesem ist es meiner Mutter und<br />

mir gelungen, den damaligen Verhältnissen entsprechend, den geliebten Betrieb<br />

wieder auf die Beine zu stellen (zu ca. 80 % des Friedensstandes). Der Pferdezucht,<br />

der mein besonderes Interesse galt, konnten wir nur in kleinem Maßstab<br />

gerecht werden. Die Brennerei begann ihre erste Kampagne, gab die Möglichkeit,<br />

durch ihre Abfallprodukte einen Maststall aufzubauen, gleichzeitig wurde<br />

der Anbau von Oelfrucht, Raps und Senf verdreifacht. Die Rindviehherde konnte<br />

auf 150 Milchkühe mit dem entsprechenden Jungvieh, die Schafherde auf 300<br />

Muttertiere und der Schweinebestand beinahe auf den Friedensstand aufgestockt<br />

werden. Der stark dezimierte Bestand an Arbeitspferden wurde durch Ankauf von<br />

bayerischen Zugochsen und durch einen Stock-Motorpflug ausgeglichen. 1917<br />

ging ich als Einjährig-Freiwilliger zum Feldartillerie-Regiment 1, Reitende Abteilung.<br />

Bei dieser Formation stand ich bis zum bitteren Ende und wurde im November<br />

18 als Vizewachtmeister d. R. entlassen und kehrte zusammen mit meinem<br />

Vater in die Heimat zurück. Der Winter und das Frühjahr 1918/19 brachten für<br />

Lupken erneut schwere Zeiten. Das von der russischen Front zurückkehrende<br />

Heer wurde in den Grenzkreisen demobilisiert. Laufende Einquartierungen von<br />

Kavallerie und Fuhrparkkolonnen verringerten die an und für sich schon stark<br />

reduzierten Futterbestände und schleppten Vieh- und Pferdeseuchen ein. Starke<br />

Ausfälle in den Pferde-, Groß- und Kleinviehbeständen waren die Folge. Die Liebe<br />

zur Scholle und intensiver Einsatz haben in den nachfolgenden Jahren auch diese<br />

Schwierigkeiten überwunden. Die Führungseigenschaft meines Vaters, die in einer<br />

kameradschaftlichen Zusammenarbeit und Zusammenleben mit leitenden<br />

und sonstigen Mitarbeitern bestand, schuf ein Betriebsklima, das allen Schwierigkeiten<br />

der damaligen sehr schweren Zeit die Stirn bot. Die nachfolgenden Jahre<br />

bis 1921 dienten der Wiederaufnahme der Pferdezucht und der weiteren Intensivierung<br />

der Viehzucht und des Ackerbaus. Anfang der zwanziger Jahre war<br />

Lupken wieder voll produktionsfähig und gehörte zu den finanziell gesundesten<br />

und leistungsfähigsten Gutsbetrieben des Kreises. An den Vorbereitungen zur<br />

Abstimmung war ich mit aktiv tätig und konnte diesen Tag noch in der Heimat<br />

miterleben. Meine Mutter und auch mein Vater, die beide nicht mehr die Jüngsten<br />

waren, wollten sich zur Ruhe setzen. Mein ältester Bruder war kein Landwirt,<br />

ich war zur Übernahme noch zu jung und wollte mich in fremden Großbetrieben<br />

vervollkommnen. Mein Vater entschloß sich Ende 1920 zum Verkauf an<br />

einen gewissen Rohrmoser. Obwohl Vater ein an und für sich sehr vorsichtiger<br />

Mensch war, machte er den Fehler, ein beachtliches Restkaufgeld auf Lupken<br />

stehen zu lassen (400.000 M). Um sein Kapital anzulegen, kaufte er ein kleines<br />

Gut im Kreis Sorau (Brandenburg) und ein Villengrundstück in Berlin. Ihren Lebensabend<br />

verbrachten meine Eltern in unserem Stadtgrundstück in Gumbinnen,<br />

Königstraße 19, wo beide 1936 gestorben sind.<br />

Von Lupken wäre nur noch Folgendes zu berichten: Ich habe 1930 meinen<br />

Freund, den Lehrer Walter Herrmann, besucht und mußte feststellen, daß Lupken<br />

sich in ökonomischer Beziehung im unaufhaltsamen Niedergang befand. Unser<br />

Nachfolger war kein Landwirt. Ein Glücksritter und Spekulant, Lebemann, der<br />

1932 (?) betrügerischen Bankrott machte. Mein Vater verlor den größten Teil seines<br />

Restkaufgeldes, und mehrere <strong>Johannisburger</strong> Kaufleute und eine Bank waren<br />

mit die Leidtragenden. Lupken kam zur Subhastation!<br />

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Lupken wurde von einer Siedlungsgesellschaft übernommen und aufgeteilt. Als ich 1938<br />

Lupken noch einmal kurz besuchte, konnte ich mich schwer zurechtfinden. Das Gesamtbild<br />

des großen Gutshofes war vollkommen verändert, der Park nicht wiederzuerkennen, vollkommen<br />

verwildert, der Karpfenteich zugewachsen, die alten Baumbestände abgeholzt.<br />

Von der großen Gärtnerei sah ich nur Unkraut und verfallene Gewächshäuser — ein trostloser<br />

Anblick. Im Gutshaus befand sich ein Parteiheim und konnte ich den Zutritt zu den Innenräumen,<br />

in denen ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte, nicht erreichen, da<br />

der Leiter des Heimes nicht anwesend war. Von den früheren Mitarbeitern traf ich nur noch<br />

unseren alten Gutsschmied an, mit dem ich Erinnerungen austauschen konnte. Auch meinen<br />

alten Freund, den Lehrer Herrmann, traf ich nicht mehr an. Er war nach Tilsit versetzt<br />

worden. Die Handwerksbetriebe, soweit noch in Tätigkeit, und die Brennerei gehörten einer<br />

Genossenschaft an. Ich durchfuhr das gesamte Areal, das keinen Zusammenhang mehr<br />

bildete: in Parzellen aufgeteilt und systemlos, unkultiviert und den Bodenarten nicht entsprechend.<br />

Johannisburg machte einen guten Eindruck. Im Hotel Graf York gepflegte Gastlichkeit.<br />

Mir ist es vor längerer Zeit gelungen, unter anderen <strong>Johannisburger</strong> Landsleuten mit dem<br />

Sohn meines verstorbenen Freundes, Georg Herrmann, Verbindung zu bekommen und zu<br />

unterhalten.<br />

Zum Gedächtnis unserer Gefallenen<br />

Wir beginnen in diesem <strong>Heimatbrief</strong>, die von den Ortsgruppen zusammengestellten Listen<br />

der Gefallenen des zweiten Weltkrieges aus unserem Kreis zu veröffentlichen (vom<br />

1.2.1942 bis 1.4.1944)<br />

Ortsgruppe Arys<br />

1 Briese, Alfred, ledig, Stollendorf<br />

2 Czinenga, Gustav, ledig, Stollendorf<br />

3 Wiluda, Friedrich, ledig, Stollendorf<br />

4 Brodowski, Fritz, ledig, Arenswalde<br />

5 Porsch, Willy, ledig, Arenswalde<br />

6 Thorun, Walter, ledig, Stollendorf<br />

7 Dennig, Friedrich, ledig, blick<br />

8 Koslowski, Friedrich, ledig, Gebürge<br />

9 Drost, Ernst, ledig, Altwolfsdorf<br />

10 Boegel, Willy, ledig, Pappelheim<br />

11 Pyschinski, Franz, ledig, Pappelheim<br />

12 Krischak, Emil, ledig, Arys<br />

13 Lindenau, Heinz, ledig, Arys<br />

14 Parganasch, Paul, ledig, Arys<br />

15 Wippich, Günther, ledig, Arys<br />

16 Krause, Gustav, ledig, regersdorf<br />

17 Preuß, Siegfried, ledig, Danzig<br />

18 Figura, Erich, ledig, Arys<br />

19 Schulz, Max, ledig, Schützenau<br />

20 Rohde, Emil, ledig, Nickelsberg<br />

21 Scheithauer, Walter, ledig, Arys<br />

22 Köbernick, Theodor, ledig, Altwolfsdorf<br />

23 Klihs, Paul, ledig, Stollendorf<br />

24 Turrek, Emil, ledig, Nickelsberg<br />

25 Borzin, Heinrich, ledig, Arys<br />

26 Moskal, Fritz, ledig, Herzogsdorf<br />

27 Laska, Alfred, ledig, Nickelsberg<br />

28 Bolz, Joachim, ledig, Arys<br />

29 Puklowski, Rudolf, ledig, Eckersberg<br />

30 Klein, Bruno, ledig, Seegutten<br />

31 Udally, Wilhelm, ledig, Seegutten<br />

32 Sowitzki, Erich, ledig, Seegutten<br />

33 Welke, Gustav, ledig, Ublick<br />

34 Weißner, Georg, ledig, Arys<br />

35 Busch, Erich, ledig, Arys<br />

36 Ptakowski, Otto, ledig, Arys<br />

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37 Jedamski, Ernst, ledig, Scharnhorst<br />

38 Grisch, Otto, ledig, Eckersberg<br />

39 Summek, Erich, ledig, Gebürge<br />

40 Teller, Erwin, ledig, Ublick<br />

41 Grenda, Friedrich, ledig, Ublick<br />

42 Jendreitzik, Heinrich, ledig, Stollendorf<br />

43 Krispin, Max, ledig, Seegutten<br />

44 Penski, Max, ledig, Seegutten<br />

45 Rutta, Kurt, ledig, Arys<br />

46 Hufnagel, Gerhard, ledig, Arendwalde<br />

47 Spendler, Kalr, ledig, Stollendorf<br />

48 Nickulski, Ernst, ledig, Arenswalde<br />

49 Kukelka, Adam, ledig, Seegutten<br />

50 Ksionski, Friedrich, ledig, Arys<br />

51 Foerstnow, Oskar, ledig, Arys<br />

52 Stralchowitz, Heinz, ledig, Arys<br />

53 Potschaske, Gustav, ledig, Arys<br />

54 Penski, Ewald, ledig, Schützenau<br />

55 Dziran, Johann, ledig, Stollendorf<br />

56 Pawel, Kurt, ledig, Stollendorf<br />

57 Eilf, Hans, ledig, Arys<br />

58 Penzich, Siegfried, ledig, Altwolfsdorf<br />

59 Jeschonnek, Max, ledig, Altwolfsdorf<br />

60 Kowalewski, Artur, ledig, Altwolfsdorf<br />

61 Grisch, Rudolf, ledig, Eckersberg<br />

62 Retzkowski, Walter, ledig, Gregersdorf<br />

63 Moskal, Erich, ledig, Gregersdorf<br />

64 Mrotzek, Hans, ledig, Gregersdorf<br />

65 Kunkel, Waldemar, ledig, Ublick<br />

66 Podschadlowski, Johann, ledig, Ublick<br />

67 Knapps, Ernst, ledig, Ublick<br />

68 Kudruß, Heinz, ledig, Gebürge<br />

69 Kudruß, Wilhelm, ledig, Gebürge<br />

70 Teschick, Artur, ledig, Schützenau<br />

71 Korzonek, Herbert, ledig, Schützenau<br />

72 Skilka, Willy, ledig, Altwolfsdorf<br />

73 Nagorka, Paul, ledig, Arys<br />

74 Tiede, Max, ledig, Arys<br />

75 Wnuck, Rudolf, ledig, Schützenau<br />

76 Baginski, Fritz, geschieden<br />

Herzogsdorf<br />

77 Wysotzki, Horst, ledig, Seegutten<br />

78 Rapp, Robert, ledig, Arys<br />

79 Werner, Erich, ledig, Arys<br />

80 Drost, Ernst, ledig, Arys<br />

81 Symanzick, Armin, ledig, Arys<br />

82 Koslowski, Erich, ledig, vermißt<br />

Wensen<br />

83 Duwe, Wilhelm, ledig, Nickelsberg<br />

78<br />

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84 011esch, Kurt, ledig, Seegutten<br />

85 Romeyke, Erwin, ledig, Seegutten<br />

86 Czwikla, Robert, ledig, Seegutten<br />

87 Moskal, Paul, ledig, Seegutten<br />

88 Weiß, Fritz, ledig, Seegutten<br />

89 Penski, August, ledig, Seegutten<br />

90 Schulz, Heinz, ledig, Scharnhorst<br />

91 Schulz, Emil, ledig, vermißt, Seegutten<br />

92 Galda, Rudolf, ledig, vermißt<br />

Eckersberg<br />

93 Rohde, Willy, ledig, Stollendorf<br />

94 Mottula, Fritz, ledig, Altwolfsdorf<br />

95 Steinmann, Siegfried, ledig, vermißt<br />

Altwolfsdorf<br />

96 Nisch, Kurt, ledig, Arenswalde<br />

97 Niechotz, Gustav, ledig, Nickelsberg<br />

98 Stritzel, Günther, ledig, Arys<br />

99 Dybowski, Martin, ledig, Ublick<br />

100 Mrotzek, Horst, ledig, vermißt, Arys<br />

101 Gelz, Alfred, ledig, vermißt, Arys<br />

102 Wawrzin, Franz, ledig, Schützenau<br />

103 Retzkowski, Walter, ledig, Eckersberg<br />

104 Schulz, Heinz, ledig, Arys<br />

105 Christofzik, Paul, ledig, Seegutten<br />

106 Purwin, Erich, ledig, Arys<br />

107 Dybowski, Wilhelm, ledig, Ublick<br />

108 Dziran, Johann, ledig, Stollendorf<br />

109 Grinda, Fritz, ledig, Ublick<br />

110 Hoffmann, Fritz, ledig, Arys<br />

111 Karrasch, Max, ledig, Seegutten<br />

112 Krix, Werner, ledig, Seegutten<br />

113 Lampersbach, Ewald, ledig, Arys<br />

114 Lichotka, Walter, ledig, Arys<br />

115 Link, Paul, ledig, Selbstmord, Ublick<br />

116 Mrotzek, Wilhelm, ledig, Stollendorf<br />

117 Möwe, Paul, ledig, Gregersdorf<br />

118 Müller, Herbert, ledig, Arys<br />

119 Mroß, Max. ledig, Arys<br />

120 Müller, Karl, ledig, Arys<br />

121 Nichotka, Walter, ledig, Arys<br />

122 Penski, Paul, ledig, Seegutten<br />

123 Pasternack, Ernst, ledig, Arys<br />

124 Ritzik, Eugen, ledig, Arys<br />

125 Raplinski, Willi, ledig, Herzogsdorf<br />

126 Synowzik, Otto, ledig, Pappelheim<br />

127 Sokolowski, Walter, ledig, Arys<br />

128 Worgull, Richard, ledig, Arys<br />

129 Wischumerski, Kurt, ledig<br />

Schützenau


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130 Zahlmann, Erich, ledig, Arys<br />

131 Borkowski, Heinz, ledig, Nickelsberg<br />

132 Bartlick, Klaus, ledig, Arys<br />

133 Bytzek, Heinz, ledig, Seegutten<br />

134 Bahlo, Franz, ledig, Arenswalde<br />

135 Draheim, Paul, ledig, Gebürge<br />

136 Drost, Erich, ledig, Arys<br />

137 Frisch, Erich, ledig, Tuchlinnen<br />

138 Galda, Erich, ledig, Eckersberg<br />

139 Galda, Kurt, ledig, Arenswalde<br />

140 Grigo, Gerhard, ledig, Talau<br />

141 Heinrich, Lothar, ledig, Arys<br />

142 Joswig, Alfred, ledig, Lissuhnen<br />

143 Karpoll, Gustav, ledig, Arys<br />

144 Kutzinschki, Fritz, ledig, Stollendorf<br />

145 Leib, Bernhard, ledig, Ublick<br />

146 Lingen, Friedrich, ledig, Bergensee<br />

147 Makoschey, Kurt, ledig, Arys<br />

148 Nick, Leopold, ledig, Ublick<br />

149 Niechotz, August, ledig, Nickelsberg<br />

150 Pischke, Hans, ledig, Ublick<br />

151 Piepke, Gottlieb, ledig, Arys<br />

152 Plage, Wilhelm, ledig, Groß-Stürlack<br />

153 Radunski, Georg, ledig, Arys<br />

154 Rosyonnek, Herbert, ledig, Schützenau<br />

155 Schumann, Wilhelm, ledig, vermißt<br />

Arenswalde<br />

156 Stenzel, Kurt, ledig, vermißt, Arys<br />

157 Stritzel, Alfred, ledig, vermißt<br />

158 Viola, Alfred, ledig<br />

159 Wittkowski, Alfred, ledig, Seegutten<br />

160 Bogatz, Gustav, ledig, Eckersberg<br />

161 Beyer, Erich, ledig, Eckersberg<br />

162 Chedor, Helmut, ledig, Arenswalde<br />

163 Deyda, Heinz, ledig, Seegutten<br />

164 Dombrowski, Erich, ledig, Arys<br />

165 Fregin, Heinz, ledig, vermißt, Arys<br />

166 Gehrmannf, Gerhard, ledig, Arys<br />

167 Huwe, Heinz, vermißt, Nickelsberg<br />

168 Krix, Werner, ledig, Seegutten<br />

169 Krause, Anton, ledig, Arys<br />

170 Koslowski, Otto, ledig, Gebürge<br />

171 Kolossa, Paul, ledig, Talau<br />

172 Krause, Hans, ledig, Gregersdorf<br />

173 Kischkel, Arthur, Altwolfsdorf<br />

174 Lasseck, Erhard, Arys<br />

175 Marschelsky, Rudolf, Altwolfsdorf<br />

176 Müller, Siegfried, ledig, Arys<br />

177 Nikolay, Max, ledig, Altwolfsdorf<br />

178 Penski, Ernst, ledig, Gregersdorf<br />

179 Pilatzki, Helmut, ledig, Stollendorf<br />

180 Przywarra, Ernst, Stollendorf<br />

181 Rydzik, Willy, ledig, Seegutten<br />

182 Schutter, Fritz, ledig, Scheelshof<br />

183 Syfus, Fritz, ledig, Gregersdorf<br />

184 Staschick, Reinhard, Seegutten<br />

185 Schoel, Paul, Arys<br />

186 Skrotzki, Erich, ledig, Herzogsdorf<br />

187 Sieloff, Otto, ledig, Arys<br />

188 Trostmann, Willi, ledig, Gebürge<br />

Im nächsten <strong>Heimatbrief</strong> wird die Liste unserer Gefallenen von Arys fortgesetzt, es<br />

folgen Drigelsdorf und Dorren.<br />

Das Ostpreußenblatt<br />

ist und bleibt die Brücke zur Heimat<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>1979</strong><br />

Kopieren oder Ausschneiden und senden an:<br />

Ilse Kruyk, Reginharstraße 4, D-51429 Bergisch-Gladbach<br />

Bitte beachten<br />

Eine Menge <strong>Heimatbrief</strong>e kommen zurück, weil Sterbefälle nicht gemeldet werden. Der Kreisgemeinschaft<br />

entstehen durch diese Nachlässigkeit erhebliche Unkosten und Portoauslagen.<br />

— Bitte, helfen Sie mit, diesen unhaltbaren Zustand zu entschärfen! Melden Sie die eingetretenen<br />

Sterbefälle umgehend an die obige Anschrift.<br />

Neuanmeldung<br />

Name Vorname<br />

Bei Frauen: Geburtsname<br />

Geb. am Geburtsort<br />

Letzter Wohnort in der Heimat<br />

Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />

________________________________<br />

Anschriftenänderung<br />

Name Vorname<br />

Bei Frauen: Geburtsname<br />

Geb. am Geburtsort<br />

Letzter Wohnort in der Heimat<br />

Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />

Bisherige Anschrift in der Bundesrepublik<br />

Sterbefälle<br />

Unterschrift<br />

Name, Vorname geboren am gestorben am<br />

Bei Frauen: Geburtsname<br />

Anschrift der Angehörigen, falls Zusendung des <strong>Heimatbrief</strong>es erwünscht<br />

Teilen Sie uns auch bitte mit, wenn Sie an der Zusendung des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />

nicht mehr interessiert sind.<br />

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