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712 DStZ 2010 Nr. 19 Werth, BVerfG zur Rückwirkung im Steuerrecht<br />
Was im Gesetz fehlt, ist eine quasi vorläufige Abgeltungswirkung,<br />
die es dem Steuerschuldner (Gläubiger<br />
der Kapitalerträge) ermöglicht, nachträglich eine Veranlagung<br />
durchzuführen.<br />
Eine ähnliche, wie die hier dargestellte Konstellation<br />
kann auftreten, wenn das Musterverfahren zum Werbungskostenabzugsverbot<br />
100) erfolgreich ist (dort dann<br />
Aktuelle Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zum<br />
Einkommensteuerrecht unter besonderer Berücksichtigung der Beschlüsse<br />
des Bundesverfassungsgerichts v. 7. 7. 2010 zur Rückwirkung im Steuerrecht<br />
Dr. Franceska W e r t h, RiFG, Baden-Baden *)<br />
Das Einkommensteuerrecht war bei den jüngsten Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Rückwirkung<br />
von Steuergesetzen, zur sog. Fallbeilregelung bei der Gewährung von Kindergeld und zur Abgeordnetenentschädigung<br />
erneut Gegenstand der verfassungsrechtlichen Prüfung. Der folgende Beitrag beleuchtet diese<br />
Entscheidungen insbesondere im Hinblick auf die Weiterentwicklung der verfassungsrechtlichen Prüfungsmaßstäbe<br />
im Bereich des Einkommensteuerrechts.<br />
Inhalt Seite<br />
I. Rückwirkungsfälle.............................................................................. 712<br />
1. Verlängerung der Spekulationsfrist ............................................................ 713<br />
a) Zur Überprüfung gestellte Regelung......................................................... 713<br />
b) Entscheidung des BVerfG .................................................................. 713<br />
c) Begründung............................................................................... 713<br />
2. Absenkung der Beteiligungsquote bei der Besteuerung privater Veräußerungen<br />
von Kapitalanteilen........................................................................... 714<br />
a) Zur Überprüfung gestellte Regelung......................................................... 714<br />
b) Entscheidung des BVerfG .................................................................. 715<br />
c) Begründung............................................................................... 715<br />
3. Kürzung der Entlastung von Entschädigungen für entgangene oder entgehende Einnahmen ........ 716<br />
a) Zur Überprüfung gestellte Regelung......................................................... 716<br />
b) Entscheidung des BVerfG .................................................................. 716<br />
c) Begründung............................................................................... 716<br />
4. Zusammenfassung und Bewertung............................................................. 717<br />
II. Weitere Entscheidungen ........................................................................ 718<br />
1. Grenzbetrag für die Bewilligung von Kindergeld ................................................ 718<br />
a) Gegenstand des Verfahrens................................................................. 718<br />
b) Entscheidung des BVerfG .................................................................. 718<br />
2. Abgeordnetenentschädigung .................................................................. 718<br />
a) Gegenstand des Verfahrens................................................................. 718<br />
b) Entscheidung des BVerfG .................................................................. 720<br />
III. Ausblick....................................................................................... 720<br />
I. Rückwirkungsfälle<br />
Lange Zeit und mit Spannung erwartet wurden von der<br />
fachgerichtlichen Rechtsprechung und Praxis die Entscheidungen<br />
des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts<br />
zu den sog. Rückwirkungsfällen. Würde<br />
das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung<br />
dem Vorlagebeschluss des Bundesfinanzhofs zur Verlängerung<br />
der Spekulationsfrist 1) folgen und bei der<br />
Abgrenzung der Rückbewirkung von Rechtsfolgen<br />
(echten Rückwirkung) von der tatbestandlichen Rückanknüpfung<br />
(unechten Rückwirkung) die Veranlagungszeitraum<br />
bezogene Betrachtungsweise bei<br />
Steuergesetzen zu Gunsten eines einheitlichen dispositionsbezogenen<br />
Rückwirkungsbegriffs aufgeben?<br />
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wohl ebenfalls nur über eine konkrete Normenkontrolle).<br />
Auch in diesem Zusammenhang würde sich die<br />
Frage der Erstattungsmöglichkeiten von Steuern stellen,<br />
die an der Quelle mit Abgeltungswirkung erhoben<br />
wurden.<br />
100) Vom Bund der Steuerzahler unterstütztes Klageverfahren<br />
beim FG Münster, 6 K 1847/10 E.<br />
Würde das Bundesverfassungsgericht erstmals in einem<br />
Fall der tatbestandlichen Rückanknüpfung (unechten<br />
Rückwirkung) eine Rechtsnorm für verfassungswidrig<br />
erklären? Die Entscheidungen zur Verlängerung<br />
der Spekulationsfrist bei Grundstücksveräußerungsgeschäften<br />
2) zur Absenkung der Beteiligungsquote bei<br />
der Besteuerung privater Veräußerungen von Kapital-<br />
*) Dr. Franceska Wert ist derzeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Bundesverfassungsgericht im Dezernat von Frau<br />
BVRin Prof. Dr. Osterloh; der Beitrag gibt ausschließlich die<br />
persönliche Auffassung der Autorin wieder.<br />
1) BFH Vorlagebeschluss v. 16. 12. 2003, IX R 46/02, BFHE 204,<br />
228 = BStBl II 2004, 284.<br />
2) BVerfG v. 7. 7. 2010, 2 BvL 14/02, 2 BvL 2/04, 2 BvL 13/05.