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730 DStZ 2010 Nr. 19 Kahle, Gesellschafterkonten bei Personengesellschaften<br />

ter eines Forderungskontos. 126) In der gesellschaftsvertraglichen<br />

Praxis kann es aber auch zu anderen Wertungen<br />

kommen. So wird das Kapitalkonto II als<br />

Gesellschafterkapitalkonto qualifiziert, wenn nach<br />

dem Gesellschaftsvertrag das Verlustvortragskonto als<br />

Unterkonto zum Kapitalkonto II geführt wird, so dass<br />

das Kapitalkonto II zur Verrechnung mit laufenden<br />

Verlusten zur Verfügung steht, oder das Kapitalkonto<br />

II als gesamthänderisch gebundenes Rücklagenkonto127)<br />

ausgestaltet ist und damit spätere Verluste<br />

abdecken soll. 128)<br />

Wenn ein Kommanditist aus der Gesellschaft ausscheidet<br />

oder die Gesellschaft aufgelöst wird, hat er den Bestand<br />

seines Verlustvortragskontos nicht auszugleichen.<br />

Denn für die vollständige Leistung der Einlage<br />

des Kommanditisten i.S. d. § 171 Abs. 1 2. Halbsatz<br />

HGB kommt es darauf an, „daß die auf dem Kapitalkonto<br />

I ausgewiesene Einlage des Kommanditisten in<br />

voller Höhe erbracht und nicht durch Entnahmen oder<br />

Rückzahlungen an den Kommanditisten gemindert<br />

ist.“ 129) Wenn der Gesellschaftsvertrag der KG für den<br />

Fall des Ausscheidens eines Kommanditisten oder der<br />

Auflösung der Gesellschaft die Verrechnung eines Bestandes<br />

auf dem Verlustvortragskonto mit dem Kapitalkonto<br />

II oder mit dem Privat- oder Verrechnungskonto<br />

vorsieht, kommt es im Ergebnis in Höhe der<br />

stehen gelassenen Gewinne zu einer Nachschusspflicht<br />

des Kommanditisten, was § 169 Abs. 2 HGB widerspricht.<br />

130) Unter diesen Umständen ist das Kapitalkonto<br />

II nicht mehr als Forderungskonto, sondern als<br />

Einlagenkonto zu qualifizieren. 131)<br />

Ein aktivisch gewordenes Kapitalkonto II ist im Dreiund<br />

im Vierkonten-Modell wie auch im Zweikonten-<br />

Modell als steuerliches Kapitalkonto zu qualifizieren.<br />

132) Wenn ein Verrechnungskonto (Darlehenskonto)<br />

im Vierkonten-Modell durch Entnahmen aktivisch<br />

geworden ist, so muss unterschieden werden, ob<br />

das Konto durch unberechtigte oder zulässige Entnahmen<br />

negativ geworden ist. Der BFH hat bisher nur<br />

über den Fall einer gesellschaftsvertraglich nicht vorgesehenen<br />

Auszahlung entschieden und sich hierbei<br />

der gesellschaftsrechtlichen Auffassung angeschlossen.<br />

Wenn das Darlehenskonto durch solche Auszahlungen<br />

aktivisch geworden ist, so führen die entnommenen<br />

Beträge zu Forderungen der Gesellschaft<br />

gegen den Gesellschafter; es handelt sich nicht um ein<br />

Kapitalkonto. 133) Es ist dabei unerheblich, ob Vereinbarungen<br />

über Verzinsung, Sicherheiten und Tilgung<br />

getroffen worden sind. 134)<br />

Der BFH hat die Qualifikation eines aktivischen Gesellschafterkontos<br />

für den Fall einer zulässigen Entnahme<br />

bisher offen gelassen. 135) Wenn der Kommanditist<br />

das Konto, auf dem die entnehmbaren Gewinne<br />

verbucht werden, in zulässiger Weise überzieht (z. B.<br />

zur Begleichung der persönlichen Steuerschulden), hat<br />

dieses aktivische Konto nach Auffassung der Finanzverwaltung<br />

bei Fehlen besonderer Vereinbarungen<br />

(über Zinsen, Tilgung und Sicherheiten) regelmäßig<br />

Kapitalkontencharakter. 136) Es dokumentiert eine Minderung<br />

der Kapitaleinlage.<br />

5. Rücklagenkonten<br />

Oftmals wird anstelle des Kapitalkontos II oder zusätzlich<br />

zu diesem ein gesamthänderisch gebundenes<br />

Rücklagenkonto geführt. Die Gesellschafter sind an<br />

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diesem Konto regelmäßig im Verhältnis ihrer Kapitalkonten<br />

I beteiligt. 137) Es ist nur dann zulässig, eine gesamthänderisch<br />

gebundene Rücklage zu bilden, wenn<br />

ein entsprechender Gesellschafterbeschluss vorliegt<br />

oder der Gesellschaftsvertrag eine hinreichende Ermächtigung<br />

enthält. 138) Da das gesamthänderisch gebundene<br />

Rücklagenkonto ein Unterkonto des Kapitalkonto<br />

I und damit Teil des Eigenkapitals ist, kann der<br />

auf diesem Konto gebuchte Gewinnanteil nicht frei<br />

entnommen werden. 139) Eine vorzeitige Auszahlung<br />

der anteiligen Rücklage kommt nur in Betracht, wenn<br />

die Auflösung der Rücklage durch einen Beschluss der<br />

126) Vgl. BFH v. 16. 10. 2008, IV R 98/06, FR 2009, 580; Huber,<br />

ZGR 1988, 88; Ley, KÖSDI 1994, 9976; Ley, DStR 2009, 616;<br />

Rodewald, GmbHR 1998, 526; Wüllenkemper, BB 1991,<br />

1911; Carlé/Bauschatz, FR 2002, 1159; von Beckerath, in:<br />

Kirchhof (Hrsg.), Einkommensteuergesetz, Kommentar,<br />

Köln, 9. Aufl. 2010, Rz. 14 zu § 15a.<br />

127) Vgl. unten, Gliederungspunkt IV.5.<br />

128) Vgl. BFH v. 16. 10. 2008, IV R 98/06, FR 2009, 580, mit Verweis<br />

auf Huber, in: Schön (Hrsg.), GS Knobbe-Keuk, Köln<br />

1997, 216; Wüllenkemper, BB 1991, 1911; Carlé/Bauschatz,<br />

FR 2002, 1159; Ley, DStR 2003, 958.<br />

129) Carlé/Bauschatz, FR 2002, 1156.<br />

130) Vgl. Carlé/Bauschatz, FR 2002, 1157; Gocke/Rogall, in:<br />

Spindler/Tipke/Rödder (Hrsg.), Steuerzentrierte Rechtsberatung,<br />

FS Schaumburg, Köln 2009, 347.<br />

131) Vgl. BFH v. 15. 5. 2008, IV R 46/05, BStBl II 2008, 812; Carlé/<br />

Bauschatz, FR 2002, 1159.; von Beckerath, in: Kirchhof<br />

(Hrsg.), Einkommensteuergesetz, Kommentar, Köln, 9. Aufl.<br />

2010, Rz. 14 zu § 15a.<br />

132) Vgl. Ley, DStR 2003, 959.<br />

133) Vgl. BFH v. 16. 10. 2008, IV R 98/06, FR 2009, 582; Kempermann,<br />

FR 2009, 583; Wendt, BFH/PR 2009, 131; von Beckerath,<br />

in: Kirchhof (Hrsg.), Einkommensteuergesetz, Kommentar,<br />

Köln, 9. Aufl. 2010, Rz. 14 zu § 15a; Heuermann, in:<br />

Blümich, EStG/KStG/GewStG, München, Loseblatt, Rz. 44<br />

zu § 15a (April 2009); Prinz, S:R 2009, 45. Der BFH geht in<br />

diesem Urteil nur von zulässigen Entnahmen aus, wenn sie<br />

im Gesellschaftsvertrag geregelt sind. Regelmäßig wird<br />

aber auch ein wirksamer Gesellschafterbeschluss ausreichend<br />

sein, vgl. Ley, DStR 2009, 617; Wagner, DStR 2008,<br />

565.<br />

134) Vgl. BFH v. 16. 10. 2008, IV R 98/06, FR 2009, 582; Kempermann,<br />

FR 2009, 583. Es ist für die Beurteilung dieses Kontos<br />

auch unerheblich, „[d]ass es sich bei dem Darlehenskonto<br />

auf der zweiten Stufe der Gewinnermittlung um (positives<br />

oder negatives) Sonderbetriebsvermögen handelt“, Prinz,<br />

S:R 2009, 45.<br />

135) Vgl. BFH v. 16. 10. 2008, IV R 98/06, FR 2009, 580; Prinz,<br />

StuB 2009, 131. Nach Wendt ist bei gesellschaftsvertraglich<br />

vorgesehenen Auszahlungen „von einem Gewinnvorschuss<br />

auszugehen, der nicht zurückgezahlt werden muss“, Wendt,<br />

BFH/PR 2009, 131.<br />

136) Vgl. OFD Münster v. 18. 2. 1994, DStR 1994, 582; Ley,<br />

KÖSDI 1994, 9975, 9979; Ley, KÖSDI 2002, 13462; Prinz/<br />

Thiel, DStR 1994, 341; Lüdemann, in: Herrmann/Heuer/<br />

Raupach, EStG/KStG, Köln, Loseblatt, Rz. 90 zu § 15a (Juli<br />

2004); a.A. Wüllenkemper, BB 1991, 1908, 1912; Bitz, DStR<br />

1994, 1222.<br />

137) Vgl. Heymann, in: Castan u. a. (Hrsg.), Beck’sches Handbuch<br />

der Rechnungslegung, München, Loseblatt, B 231,<br />

Rz. 35 (Dezember 2005); Gocke/Rogall, in: Spindler/Tipke/<br />

Rödder (Hrsg.), Steuerzentrierte Rechtsberatung, FS<br />

Schaumburg, Köln 2009, 347.<br />

138) Vgl. BGH v. 29. 3. 1996, II ZR 263/94, BGHZ 132, 263; Heymann,<br />

in: Castan u.a. (Hrsg.), Beck’sches Handbuch der<br />

Rechnungslegung, München, Loseblatt, B 231, Rz. 35 (Dezember<br />

2005); Hennrichs, WPg 2009, 1070.<br />

139) Vgl. Carlé/Bauschatz, FR 2002, 1157; Rodewald, GmbHR<br />

1998, 527; Röhrig/Doege, DStR 2006, 490. Die Bezeichnung<br />

dieses Kontos als „gesamthänderisch gebundenes Rücklagenkonto“<br />

hat sich in der Praxis zwar verbreitet, der Begriff<br />

der gesamthänderischen Gebundenheit ist aber an und für<br />

sich unpassend. Denn nur Gegenstände des Aktivvermögens<br />

können Gesamthandsvermögen und damit gesamthänderisch<br />

gebunden sein. Vgl. Huber, ZGR 1988, 32, 91.

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