Die Presse Schaufenster
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Frischer Wind<br />
aus dem Archiv<br />
Der Blick zurück als Pflichtübung: Aus<br />
den Archiven von „Hennes & Mauritz“<br />
entsteht ein neues Kollektionskonzept.<br />
D<br />
as Altbekannte wiederentdecken<br />
und in die Gegenwart<br />
übersetzen: So versucht<br />
etwa die Mode, das<br />
Begriffspaar „traditio“ und<br />
„translatio“ auf einen Nenner<br />
zu bringen. Schließlich sollen da Traditionsbewusstsein<br />
und der Drang, Neues zu<br />
kreieren, ein möglichst harmonisches Ganzes<br />
ergeben. Im Klartext heißt dies für die<br />
Designteams von großen Marken häufig:<br />
Durchforstet die Archive und entwerft eine<br />
Kollektion, die Konsumenten auf die lange<br />
Vergangenheit einer Marke aufmerksam<br />
machen kann. Eine Flut von Produkten, die<br />
mit Attributen wie „Heritage“, „Vintage“<br />
oder „Modern Classics“ ausgestattet sind,<br />
ist die Folge.<br />
Aus Alt mach Neu. „In der Herrenmode<br />
spielt Traditionsbewusstsein ohnehin eine<br />
große Rolle“, betont der Designer Petter<br />
Klussel. Er arbeitet im Kreativteam von<br />
„Hennes & Mauritz“ und gab den Anstoß<br />
für die Herrenkollektion „Mauritz Archive“,<br />
die am 19. September weltweit lanciert<br />
wird. Als er ein antiquarisches Buch mit<br />
Katalogmotiven aus den Sechzigerjahren<br />
durchblätterte, so Klussel, sei er auf eine<br />
Seite mit Motiven des Wandermodeher-<br />
stellers „Mauritz Widforss“ gestoßen: „Ich<br />
16 <strong>Schaufenster</strong><br />
Text: Daniel Kalt<br />
wusste, dass das das M in ‚H & M‘ ist,<br />
zugleich fand ich interessant, dass diese<br />
Modelle so aussehen, als würde sie ein<br />
Mann heute tragen.“ So entstand die Idee<br />
für die Kollektion; eine Hommage an<br />
die Marke, die 1968 vom „Hennes“-<br />
Gründer Erling Persson gekauft und<br />
in das neue Unternehmen „Hennes &<br />
Mauritz“ integriert wurde.<br />
„Wir haben aber nicht einfach die Originale<br />
von Mauritz Widforss wieder aufgelegt,<br />
weil die Silhouetten doch ein<br />
wenig altmodisch anmuten und die Materialien<br />
zu schwer für unsere heutigen<br />
Bedürfnisse wären“, unterstreicht Klussel,<br />
der in London sein Modestudium absolviert<br />
hat. Vielmehr habe man eine zeitgemäße<br />
Interpretation von jener funktionellen<br />
Freizeitmode abgeben wollen, die von<br />
der frischluftverliebten Klientel aus Schweden<br />
in den Sechzigern geschätzt wurde<br />
und nun die globale Fashion-Community<br />
erfreuen soll. Auch Linguisten wissen<br />
schließlich: Übersetzen bedeutet immer<br />
auch Aktualisieren und Erneuern. s<br />
Traditionsbewusst. Der junge<br />
Designer Petter Klussel<br />
entwarf die Modelle der Capsule-Collection<br />
im Retrolook.<br />
Tipp<br />
Heritage Collection. Bilder aus dem Lookbook der<br />
neu lancierten Herrenkollektion finden Sie auf<br />
<strong>Schaufenster</strong>.<strong>Die</strong><strong>Presse</strong>.com<br />
Fotos: Beigestellt