Die Presse Schaufenster
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Randerscheinung<br />
von Florian Asamer<br />
Der Wahlkampf geht auch an den<br />
Buben nicht spurlos vorüber. Am<br />
Ältesten sowieso nicht. Der darf Ende<br />
September zum ersten Mal wählen.<br />
Was für mich aus mehreren Gründen<br />
komisch ist. Erstens zeigt es wieder<br />
einmal: Es geht dahin. Ich sehe schon<br />
die Enkelkinder auf meinen Schoß kraxeln.<br />
Zweitens bin ich es nicht<br />
gewöhnt, in wichtigen Fragen gleich<br />
viele Stimmen zu haben wie er – der<br />
Erstgeborene ist nicht umsonst der<br />
Obersohn in der Familie. Drittens<br />
scheitere ich dann daran, ihm zu erklären,<br />
worin der Unterschied zwischen<br />
den zur Wahl stehenden Parteien<br />
eigentlich genau besteht. Für den Mittleren,<br />
der angesichts der vielen Wahlplakate<br />
in Wien wissen wollte, wer jetzt<br />
eigentlich was will, habe ich es mit folgender<br />
Kurzdefinition versucht: <strong>Die</strong> da<br />
sind für die Ärmeren, die dort für die<br />
Reicheren, die für die Bäume und der<br />
dort drüben gegen alles, das anders ist<br />
als er selbst. <strong>Die</strong>se holzschnittartige<br />
Kurzfassung ist dem Ältesten natürlich<br />
als Wahlgebrauchsanweisung deutlich<br />
zu wenig. Deshalb halte ich einen längeren<br />
Vortrag, der den Bogen spannt<br />
von Links/Rechts-Erklärungen über die<br />
Rolle des Staates und des Individuums<br />
bis hin zu einem Abriss über die verschiedenen<br />
Parteipositionen zu den<br />
Großthemen wie Soziales, Bildung,<br />
Wirtschaft und Familie. Der Älteste<br />
hört mir geduldig zu und setzt mich<br />
mit der Frage schachmatt: „Und wer<br />
hat recht?“ Den Jüngsten beschäftigt<br />
der Wahlkampf auf seine Art. Er mag<br />
die Plakate mit dem Marienkäfer, dem<br />
Lamm und dem Affen. „Papa, gehen<br />
wir in den Zoo zum Affen?“, fragt er, als<br />
wir an einem der Plakaturwälder vorbeifahren.<br />
„ Ja, das können wir wieder<br />
einmal machen.“ „Wann denn?“ „Wenn<br />
wir Zeit haben.“„Aber wir haben ja jetzt<br />
Zeit.“ Wir sind also in den Zoo gefahren.<br />
Soll noch jemand sagen, die Plakate<br />
bewirkten nichts. s<br />
S c h l u S S<br />
Tradition<br />
soll ein<br />
Sprungbrett<br />
sein – und<br />
kein Ruhekissen.“<br />
Ein dynamisches Wort zum<br />
Thema Tradition, das auf Harold<br />
Macmillan zurückgeht.<br />
Impressum<br />
Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber:<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33.<br />
Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com vorname.name@diepresse.com<br />
Geschäftsführung: Dr. Michael Tillian (Vorsitz), Mag. Herwig Langanger.<br />
Chefredaktion: Rainer Nowak. Chefredaktion <strong>Schaufenster</strong>: Mag. Petra Percher.<br />
Stellvertretende Chefredaktion: Mag. Daniel Kalt. Chefin vom <strong>Die</strong>nst: Mag. Anna Burghardt.<br />
Mode/Kosmetik: Mag. Petra Percher, Mag. Daniel Kalt. Wohnen/Design: Mag. Norbert Philipp.<br />
Essen/Trinken: Mag. Anna Burghardt. Kultur: Barbara Petsch mit Feuilleton-Redaktion.<br />
Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler. Mode/Beauty/Foto: Mag. Barbara Zach. Programm:<br />
Magdalena Mayer. Produktion: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Content Engine GmbH. & Co KG. Reise: Michael<br />
Reichel. Produktion und Grafik: M.S.C. Medien Service GmbH. Art Direction: Matthias Eberhart.<br />
Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga.<br />
Anzeigen: „<strong>Die</strong> <strong>Presse</strong>“ Media GmbH & Co KG. Geschäftsführer: Peter Syrch.<br />
Art Copyright: VBK/Wien. Hersteller: Niederösterreichisches <strong>Presse</strong>haus, Druck- und<br />
Verlagsgesellschaft m.b.H., 3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12.<br />
<strong>Die</strong> Ich-Pleite<br />
von Annemarie<br />
Das Gute am Zugfahren ist, dass<br />
man in den Urlaub fahren kann<br />
und dabei trotzdem keine Arbeitspause<br />
machen muss. Man muss nicht<br />
lesen oder sich mit Zeitschriftendurchblättern<br />
die Zeit vertreiben.<br />
Man muss nicht aus dem Fenster<br />
schauen, nicht einnicken und vor<br />
allem muss man sich nicht mit Mitreisenden<br />
unterhalten, nur weil sie<br />
einem interessant vorkommen und<br />
ganz gut ausschauen. Seit es im ÖBB-<br />
Railjet einen Internetzugang gibt,<br />
kann man im Zug genauso gut arbeiten<br />
wie in seinem Büro. Besser sogar,<br />
weil es im Railjet keine lästigen Menschen<br />
gibt, die einen dabei beobachten,<br />
wie man vor lauter Nachdenken<br />
in der Nase bohrt oder geräuschvoll<br />
Vollkornkekse mit den Zähnen zerkleinert.<br />
Im Railjet hat man seine heilige Ruhe,<br />
wenn man für sich allein einen Viererplatz<br />
mit Tisch ergattert. Das ist<br />
eigentlich ganz einfach. Man muss nur<br />
ein paar harmlose Regeln befolgen:<br />
1. Nicht an einem Freitag oder Sonntag<br />
fahren. 2. Gleich nach dem Einsteigen<br />
alle vier Sitzplätze mit den mitgebrachten<br />
Jacken, Schals, Pullover und<br />
Jausensackerln okkupieren. 3. Zettel,<br />
Bücher, Computer und Handy auf<br />
dem Tisch verteilen. 4. Das Laptopkabel<br />
so legen, dass man darüberklettern<br />
müsste, um zum Fensterplatz zu<br />
gelangen. 5. SOFORT den Laptop einschalten<br />
und mit konzentrierter Stirnfalte<br />
wild auf die Tasten klopfen.<br />
6. Auf GAR KEINEN FALL aufschauen,<br />
wenn jemand vorbeigeht. 7. Mindestens<br />
bis zehn Minuten nach Abfahrt<br />
des Zuges das Szenario so beibehalten.<br />
Danach ist die Gefahr gebannt,<br />
und man kann in Ruhe arbeiten.<br />
Oder einen spannenden Krimi lesen,<br />
Zeitschriften durchblättern, mit dem<br />
Kerl von gegenüber E-Mail-Adressen<br />
austauschen oder ein Nickerchen<br />
machen. s<br />
<strong>Schaufenster</strong>.<strong>Die</strong><strong>Presse</strong>.com/Randerscheinung <strong>Die</strong> in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil zu Testzwecken zur<br />
<strong>Schaufenster</strong>.<strong>Die</strong><strong>Presse</strong>.com/<strong>Die</strong>IchPleite<br />
50 <strong>Schaufenster</strong><br />
Verfügung gestellt.<br />
Illustration: Nina Ober