Aphorismen und Varianten Zur Storik - Gerhard Theuerkauf
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• Begriff<br />
Begriffe sind von unterschiedlicher Komplexität. Auch ein einfacher Begriff ist im<br />
Verhältnis zu den meisten Namen komplex. Der Name einer Menschengruppe (zum<br />
Beispiel “die Engländer”) mag komplexer sein als der eines einzelnen Menschen. Der<br />
Begriff “Tisch” bezeichnet mehr als nur den einen Tisch, der gerade vor Augen steht. Der<br />
Möglichkeit nach sind in ihm alle Tische enthalten - welcher Form <strong>und</strong> Farbe auch immer.<br />
Andererseits sieht der Begriff “Tisch”, wenn er einen Tisch, der gerade vor Augen steht,<br />
bezeichnet, von seinen Besonderheiten ab - etwa hinsichtlich der Form: r<strong>und</strong> oder eckig,<br />
hinsichtlich der Farbe: weiß oder braun.<br />
Maßgeblich für die Komplexität eines einfachen Begriffs sind die Zahl <strong>und</strong> die<br />
Qualitätsunterschiede seiner Merkmale. Daher ist der Begriff “Möbel” weniger komplex als<br />
der Begriff “Tisch”. Denn “Möbel” umgreift auch alle Tische. Damit dies möglich ist,<br />
müssen die Zahl <strong>und</strong> die Qualitätsunterschiede der Merkmale des Begriffs “Möbel”<br />
geringer sein als die des Begriffs “Tisch”. Ein Tisch ist ein Möbel, das eine in ihren<br />
Dimensionen für menschliche Tätigkeiten geeignete Fläche, die durch Stützen gehalten<br />
wird, aufweist. Ein Möbel, ein bewegliches Stück, das für Wohn- oder Arbeitsräume von<br />
Menschen bestimmt ist, muss weder eine Tischfläche noch deren Stützen aufweisen.<br />
Oberbegriffe sind von geringerer Komplexität als die ihnen zugeordneten Unterbegriffe.<br />
Der Oberbegriff “Möbel” ist von geringerer Komplexität als die ihm zugeordneten<br />
Unterbegriffe “Tisch” <strong>und</strong> “Stuhl”. Der Begriff “Möbel” bezieht sich auf mehr Sachverhalte<br />
als der Begriff “Tisch” oder “Stuhl”. Dies ist die Folge der geringeren Komplexität des<br />
Oberbegriffs “Möbel”. Die Begriffe “Tisch” <strong>und</strong> “Stuhl” dagegen sind gleichrangig <strong>und</strong><br />
daher von ähnlicher Komplexität.<br />
• Beschreibung<br />
Beschreibung als Darstellungsform der Geschichtswissenschaft<br />
Die historische Beschreibung bietet nicht in erster Linie eine chronologische Folge von<br />
Ereignissen, sondern stellt überwiegend Zustände dar - Situationen von langer Dauer,<br />
zum Beispiel kulturelle / soziale Verhältnisse, wie sie über Jahrh<strong>und</strong>erte bestanden. Der<br />
Stoff ist nach sachlichen Gesichtspunkten <strong>und</strong> insofern systematisch gegliedert.<br />
Werturteile <strong>und</strong> Reflexionen über kausale Zusammenhänge sind möglich. Langfristige<br />
kulturelle / soziale Wandlungen bilden den Rahmen einer solchen Zustandsbeschreibung<br />
<strong>und</strong> können in die Darstellung einbezogen sein.*<br />
* semiotisch_03.<br />
6.8