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Die Zukunft der Erziehung - Interessengemeinschaft Kleine Heime ...

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Staatsmann sei. Das haben allerdings die<br />

Italiener innerhalb von 4 Monaten begriffen,<br />

in Deutschland würde das nicht so<br />

schnell gehen.<br />

Das ist ein Punkt. Der berührt unmittelbar<br />

Erziehen und Lernen. Wenn eine Gesellschaft<br />

nicht imstande ist, ihre Erwerbsstruktur<br />

so zu organisieren, daß nicht mehr<br />

180 Milliarden jährlich darauf verwendet<br />

werden, den Schein zu erwecken, als ob<br />

die ausgeglie<strong>der</strong>ten, arbeitslos gewordenen<br />

Menschen in die alte Erwerbsstruktur<br />

wie<strong>der</strong> hineinkommen können, und nicht<br />

diese 180 Milliarden benutzen, um die Erwerbsstruktur<br />

zu verän<strong>der</strong>n (z.B. viele<br />

Tätigkeiten, die jetzt umsonst sind, zu bezahlen,<br />

in <strong>Erziehung</strong>sbereichen, in Pflegebereichen<br />

usw.), dann bedeutet das für die<br />

junge Generation auch eine Form <strong>der</strong> Irrationalität,<br />

des nicht Einsichtigen. Welchem<br />

aufgewecktem Jugendlichen will<br />

man klarmachen, daß dieses System rational,<br />

vernünftig organisiert und nach Prinzipien<br />

verläuft, die <strong>der</strong> menschlichen Erweiterung<br />

dienen? Wem will man das klar<br />

machen? Ich will nur einen Punkt benennen,<br />

an dem die Irrationalität für jeden<br />

aufgeweckten jungen Menschen so mit<br />

Händen greifbar ist, daß auch die größte<br />

Anstrengung eines Lehrers da nicht herankommt,<br />

wenn nicht Einsicht in den gesamtgesellschaftlichen<br />

Zusammenhang<br />

gestiftet wird und nicht auch die Erwachsenen<br />

daran gehen, ganz an<strong>der</strong>e Verantwortlichkeiten<br />

zu erzeugen.<br />

Das hat jetzt zur Folge: Wenn ich von<br />

dieser Anomie ausgehe, stelle ich fest, daß<br />

bei bei vielen Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen –<br />

insbeson<strong>der</strong>e Jugendlichen – in solchen<br />

Zuständen eine Art erregter Suchbewegung<br />

da ist. Nicht so, daß man von einem<br />

12<br />

einheitlichen Jugendtyp noch sprechen<br />

könnte heute, wie Schelsky von <strong>der</strong> skeptischen<br />

Generation spricht o<strong>der</strong> auch Bednarek<br />

von dem jungen Arbeiter, son<strong>der</strong>n<br />

innerhalb dieser Erosionen dieser Anomien<br />

ist ein großer Teil <strong>der</strong> Jugendlichen auf<br />

<strong>der</strong> Suche, theologisch könnte man sagen<br />

unterwegs, aber soziologisch auf <strong>der</strong> Suche.<br />

Das heißt nicht festgelegt auf <strong>der</strong><br />

Suche nach Antworten. Und es ist typisch<br />

für solche Zeiten, daß dort, wo viele Menschen<br />

auf <strong>der</strong> Suche sind, auch die Scharlatane<br />

ihre Chance sehen, Angebote zu<br />

machen. Das heißt, wenn man nicht von<br />

solchen Suchbewegungen ausgeht, son<strong>der</strong>n<br />

meinetwegen von festen Dispositionen<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen, z.B. in eine Gewaltrichtung<br />

o<strong>der</strong> religiöse Richtung, wenn<br />

man nicht von solchen Suchbewegungen<br />

ausgeht, dann wird man es auch schwer<br />

haben, entsprechende an<strong>der</strong>e Antworten<br />

zu formulieren. Und drei, vier solcher<br />

Suchbewegungen, die Antworten finden,<br />

möchte ich hier kurz skizzieren:<br />

Das ist die erste Suchbewegung nach<br />

Sicherheit und Gewißheit. Man kann das<br />

benennen im philosophischen Zusammenhang<br />

als eine Art Ontologisierung.<br />

Das ist <strong>der</strong> Versuch vom jungen Menschen,<br />

irgendwo einen Zusammenhang zu<br />

finden, <strong>der</strong> ihm verläßliche Orientierungen<br />

bietet, also Gewißheit. Nicht jeden Tag<br />

aufwachen zu müssen und zu überlegen,<br />

was richtig und falsch ist, son<strong>der</strong>n in einen<br />

gesicherten Kanon hineinzukommen.<br />

Das macht meines Erachtens die sozialpsychologische<br />

und soziologische Grundlage<br />

<strong>der</strong> Sektenbildung aus. <strong>Die</strong> Sekten<br />

treten in verschiedenen Varianten als Angebotsinstitution<br />

für Sicherheit und Gewißheit<br />

auf. Und die jungen Menschen, die<br />

sich hier reinbegeben, verlieren mit <strong>der</strong>

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