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Die Zukunft der Erziehung - Interessengemeinschaft Kleine Heime ...

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ungen einzubinden, wie etwa die Kirchen,<br />

um so auf öffentliche Meinungsbildung insgesamt<br />

einzuwirken. Daß <strong>der</strong>en Einflußnahme<br />

sich auch in sehr konkreten politischen<br />

Entscheidungen nie<strong>der</strong>schlagen<br />

kann, hat uns die Einführung des Rechtsanspruchs<br />

auf einen Kin<strong>der</strong>gartenplatz<br />

gezeigt. Man darf daran erinnern, daß dieser<br />

Rechtsanspruch ja keineswegs aus<br />

<strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Jugendhilfe heraus entstanden<br />

ist. Entstanden ist er als Annex zur<br />

Neuregelung des § 218, was zeigt, daß,<br />

wenn nur ein entsprechen<strong>der</strong> gesellschaftspolitischer<br />

Gestaltungswille besteht,<br />

unter dem Einfluß verschiedener<br />

Interessengruppen durchaus sehr kostenwirksame<br />

Entscheidungen möglich werden.<br />

Ich will die zentralen Argumente zur Frage<br />

<strong>der</strong> Verteilungsgerechtigkeit knapp zusammenfassen.<br />

Unsere Gesellschaft verfügt<br />

über einen unglaublichen Reichtum,<br />

<strong>der</strong> es dem Grunde nach möglich macht,<br />

auch <strong>der</strong> Jugendhilfe die für ihre Aufgabenerfüllung<br />

notwendigen Ressourcen zur<br />

Verfügung zu stellen. <strong>Die</strong> Diskussion über<br />

die dazu erfor<strong>der</strong>liche partielle Umverteilung<br />

von privatem Reichtum in die öffentlichen<br />

Kassen muß mit unterschiedlichen<br />

Argumenten geführt werden. Da ist zunächst<br />

das normative Konzept einer sozial<br />

gerechten Gesellschaft. Verwiesen sei<br />

an dieser Stelle auch auf das Grundgesetz,<br />

Artikel 14. Dort heißt es: „Eigentum<br />

verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich<br />

dem Wohle <strong>der</strong> Allgemeinheit dienen“.<br />

Eine an<strong>der</strong>e argumentative Ebene eröffnet<br />

sich über die Rationalität <strong>der</strong> Sicherung<br />

individuell und gesellschaftlich lebens-<br />

und überlebensfähiger Standortund<br />

Lebensraumstrukturen. Schließlich gilt<br />

42<br />

es, eine Lobby politisch einflußreicher gesellschaftlicher<br />

Gruppierungen zur Forcierung<br />

<strong>der</strong> Grundsatzdebatte um Verteilungsgerechtigkeit<br />

zu bilden.<br />

Nun könnte man einwenden, die Überlegungen<br />

und abgeleiteten For<strong>der</strong>ungen<br />

zur Verteilungsgerechtigkeit seien naiv.<br />

Sind sie aber wirklich naiv? Nein, ich denke<br />

sie sind nicht naiv, sie sind lediglich<br />

unpopulär. Naiv – dafür aber populär, um<br />

nicht zu sagen, populistisch – ist es dagegen,<br />

zu glauben o<strong>der</strong> glauben zu machen,<br />

daß <strong>der</strong> Abbau sozialer Sicherung und<br />

damit einhergehend zunehmende Prozesse<br />

sozialer Ausgrenzung in unserer reichen<br />

Gesellschaft langfristig schadlos für<br />

ihren Bestand und damit den Bestand des<br />

demokratisch verfaßten Gemeinwesens<br />

sein werden.<br />

Dr. Ulrich Bürger<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Landeswohlfahrtsbehörde<br />

Baden-Württemberg<br />

Vor dem Hintergrund seiner administrativen<br />

Einbindung in die gesellschaftlichen Gestaltungsprozesse<br />

von Jugendhilfe schob sich für<br />

ihn in <strong>der</strong> jüngeren Vergangenheit auch die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Gestaltbarkeit von Jugendpolitik<br />

unter den Bedingungen steigenden Bedarfes<br />

und enger werden<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Haushalte in den Mittelpunkt seiner Überlegungen<br />

und Recherchen. In verschiedenen Referaten<br />

und Publikationen hat er sich systematisch<br />

mit dieser Frage und den mit ihr verbundenen<br />

Handlungsalternativen auseinan<strong>der</strong>gesetzt.

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