Sandstrände der deutschen Ostseeküste - Küsten Union Deutschland
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11 ZUSAMMENFASSUNG<br />
Der Sandstrand an <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Ostseeküste</strong> stellt einen einzigartigen, da<br />
extremen Lebensraum zwischen Überflutung durch Brackwasser, Wind, Überwehung<br />
mit Sand, spärlicher Vegetation, Hitze, Kälte und Trockenheit dar, dessen Biozönose<br />
an die dort herrschenden Umweltbedingungen speziell angepasst sein muss um<br />
überleben zu können. Dieses <strong>Küsten</strong>ökosystem speichert und verarbeitet Nährstoffe,<br />
filtert Schadstoffe die durch die Fracht <strong>der</strong> Flüsse eingebracht werden und schützt<br />
die <strong>Küsten</strong>linie vor Erosion und Stürmen. Gleichzeitig ist er einer starken<br />
Beanspruchung durch verschiedenste anthropogene Interessensgruppen ausgesetzt,<br />
die untereinan<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um konkurrieren.<br />
Der natürliche Lebensraum „Sandstrand“ hat in den letzten 200 Jahren stark an<br />
Fläche bzw. an Dynamik verloren. Erste Anfänge des <strong>Küsten</strong>schutz mit Wirkung für<br />
den Sandstrand gab es in SH mit Deichbauten ab 1581, in MV mit Dünenbau ab dem<br />
13. Jahrhun<strong>der</strong>t. In beiden Län<strong>der</strong>n wurden diese Aktivitäten nach <strong>der</strong> Sturmflut von<br />
1872 intensiviert. In SH wurden dann erste Buhnen gebaut, in MV bereits seit 1840,<br />
Deckwerke ab 1887, Sandaufspülungen ab 1968 und küstenparallele Wellenbrecher<br />
ab 1978. Deren jeweilige Längen o<strong>der</strong> Ausmaße sind nur sehr lückenhaft und damit<br />
ungenau in <strong>der</strong> Literatur angegeben. Heute gibt es in SH Hochwasserschutzanlagen<br />
auf insgesamt 119 km <strong>Küsten</strong>länge. In MV haben die Anlagen eine Länge von 327<br />
km, die einzelnen Anlagen überschneiden sich allerdings an einigen Stellen. Der<br />
<strong>Küsten</strong>schutz beeinflusst vor allem die Dynamik des Sandstrandes und das auf fast<br />
<strong>der</strong> gesamten <strong>Küsten</strong>länge.<br />
Beeinflusste die Fischerei den Sandstrand früher nur durch das Anlegen <strong>der</strong> kleinen<br />
Fischerboote und befanden sich Häfen vor allem in geschützten Lagunen, sind es<br />
heute vor allem die Bauten und Ausbauten großer Hafenanlagen an <strong>der</strong> Außenküste,<br />
die die dazu benötigten Flächen des Sandstrandes vernichten. Häfen stellen zwar<br />
einen Totalverlust des Sandstrandes dar, es geschieht dabei aber nur punktuell.<br />
Häfen und <strong>der</strong> Schiffsverkehr sind dabei eine von vielen Quellen <strong>der</strong> Ostsee- und<br />
damit <strong>der</strong> Strandverschmutzung. Schwermetalle, organische Schadstoffe, Öleinträge,<br />
Nährstoffe und direkte Flusseinträge aus dem Ostseewasser dringen bei<br />
Wellenschlag und Überflutung in das Sandlückensystem des Sandstrandes ein.<br />
Verschmutzungen, Vergiftungen und Absterben von Pflanzen und Tieren können<br />
dabei die Folge sein. Eine weitere tickende Zeitbombe sind die militärischen Altlasten<br />
auf dem Meeresgrund <strong>der</strong> Ostsee. Verklappte Bomben und Munition treten langsam<br />
aber sicher aus ihren rostenden metallischen Behältern aus und werden dem<br />
Wasser, dem Strand und <strong>der</strong>en Ökosystemen in noch ungeahntem Maße schaden.<br />
Als 1793 das erste Seebad in Heiligendamm für Badegäste eröffnet wurde, begann<br />
die bis heute folgenschwerste direkte Nutzungsform für den Sandstrand. Heutige<br />
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