Sandstrände der deutschen Ostseeküste - Küsten Union Deutschland
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4.4 WIRBELLOSENFAUNA DES OSTSEESANDSTRANDES<br />
Nach HEYDEMANN (1997) ist <strong>der</strong> Sandstrand bezüglich <strong>der</strong> Fauna in drei ökologische<br />
Subsysteme zu unterscheiden:<br />
1. die Lebensgemeinschaft des Sandlückensystems im Sandboden („marines<br />
Psammal“), das meist kleine, marin-aquatische Formen enthält<br />
2. die Lebensgemeinschaft <strong>der</strong> Sandoberfläche mit <strong>der</strong> Vegetation (meist nur<br />
Arthropoda mit Verstecken unter Steinen und in Bodenröhren)<br />
3. das Subökosystem des Spülsaums<br />
Die drei genannten Subsysteme erhalten die Nahrung nahezu ausschließlich von<br />
außen, so dass mehr Arten zoophag als phytophag und detritophag sind. Etwa 60 %<br />
<strong>der</strong> Arten sind hier zoophag, 30 % phytophag und 10 % detritophag. In <strong>der</strong><br />
eigentlichen Anwurfzone, dem Spülsaum, herrschen Abfallverzehrer vor (HEYDEMANN<br />
1997).<br />
Die Fauna des Sandstrandes musste verschiedenste Überlebensstrategien<br />
entwickeln. Bei übernormalem Hochwasser bspw. werden Sandstrandbereiche, die<br />
nur etwa 10 - 80 cm über <strong>der</strong> normalen Hochwasserlinie liegen, überflutet. Die<br />
terrestrischen Bewohner dieses Lebensraumes schließen dann zum Teil ihre Röhren<br />
gegen das Wasser, o<strong>der</strong> das erste Überspülen von Sand bewirkt einen<br />
mechanischen Verschluss <strong>der</strong> Wohnröhren, so dass die Bewohner unterirdisch in<br />
Luftbläschen während <strong>der</strong> Flutperiode verbleiben können. Vielfach starten die<br />
flugfähigen Bewohner <strong>der</strong> feuchten Sandstellen aber auch in richtigen<br />
"Schwarmwolken" bei Aufkommen <strong>der</strong> Hochflut in höhere Strandbereiche (z.B. die<br />
macropteren Bledius-Arten unter den Kurzflüglern). Viele Arten des Sandstrandes<br />
können dann sogar noch von <strong>der</strong> Wasseroberfläche starten: eine ökologische<br />
Anpassung, die die allermeisten Insekten an<strong>der</strong>er terrestrischer Lebensräume nicht<br />
erreicht haben. Beispiele hierfür sind die algenverzehrenden, grabenden Käferarten<br />
Heterocerus maritimus und Heterocerus intermedius (Fam. Heteroceridae) und die<br />
Wasserkäfer Ochthebius marinus sowie Ochthebius auriculatus (Fam. Hydraenidae).<br />
An<strong>der</strong>e Arten schützen sich durch Eingraben vor Verdriftung (HEYDEMANN 1997).<br />
Gewöhnlich sind die Wohnröhren <strong>der</strong> Bodenbewohner am Strand bei Überflutungen<br />
lange Zeit luftgefüllt; im freien Wasser atmen die Käfer des Eulitoral 11 o<strong>der</strong><br />
überflutungsresistente Käfer des Supralitoral mit einem Luftfilm am Körper. Beim<br />
Laufen auf <strong>der</strong> Wasseroberfläche kann <strong>der</strong> Kurzflügler Diglotta mersa sogar seinen<br />
Hinterleib so aufrichten, dass dieser als Segel wirkt (Verdriftung zu an<strong>der</strong>en<br />
11 Das Eulitoral ist die Zone zwischen <strong>der</strong> MNW-Linie und <strong>der</strong> MHW-Linie und steht somit im Einfluss des<br />
Wellenschlages. Das Supralitoral liegt über <strong>der</strong> MHW-Linie und wird nur gelegentlich von Wellenschlag, Spritz-<br />
o<strong>der</strong> Sprühwasser erreicht (LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN 2002).<br />
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