Vita Meinwerci Episcopi Patherbrunnensis - INNOVA-Agentur
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Christiane Ruhmann<br />
Vom Umbruch zur Erneuerung?<br />
Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert –<br />
Positionen der Forschung<br />
(29. September – 2. Oktober 2004)<br />
„Schließlich hat der Wirbelsturm dieser Zeit so viel Übel, so viele Spaltungen, so viele<br />
Gefahren für Seele und Leib herangefegt, dass dies allein genügen würde, um angesichts<br />
des Ausmaßes der Verfolgung und ihres langen Andauerns das Elend und das Unglück des<br />
menschlichen Lebens zu beweisen“.<br />
So beschreibt Bischof Otto von Freising, Enkel des in Canossa büßenden Saliers Heinrich<br />
IV., in seiner Weltchronik die Zeit der Konfrontation von Herrschertum und Papsttum<br />
im späten 11. Jahrhundert. In ihr erkannte er eine Wende der Welt- und Heilsgeschichte.<br />
Mit dem Ausschluss eines Herrschers aus der Gemeinschaft der Gläubigen – also mit der<br />
Bannung des ostfränkisch-deutschen Königs Heinrich IV. durch Papst Gregor VII. anlässlich<br />
einer römischen Fastensynode am 22. Februar 1076 – habe die Kirche „ohne Zweifel das<br />
Reich […] an seinem schwächsten Teil getroffen, als sie beschloss, den römischen König<br />
nicht als Herren des Erdkreises zu ehren, sondern als ein wie alle Menschen aus Ton<br />
gemachtes Geschöpf mit dem Schwert des Banns zu treffen“. Im alttestamentlichen Buch<br />
Daniel träume Nebukadnezar einen als Weissagung gedeuteten Traum von einem Stein, der<br />
die aus vier Metallen bestehende Statue – die vier aufeinander folgenden Weltreiche – zerstören<br />
und so das Ende der Welt herbeiführen werde. Die Bannung Heinrichs ist für Otto<br />
diesem zerstörerischen Stein gleichzusetzen.<br />
Den Umbrüchen und Erschütterungen, aber auch den ungestört sich fortsetzenden<br />
Entwicklungen und Neuanfängen dieses sogenannten Zeitalters des Investiturstreites widmete<br />
sich im Jahr 2006 in Paderborn eine groß angelegte kunst- und kulturhistorische<br />
Ausstellung unter dem Titel „Canossa 1077 – Erschütterung der Welt. Geschichte, Kunst<br />
und Kultur am Aufgang der Romanik“.<br />
Zur Durchführung des Projekts hatten sich erneut – wie schon anlässlich der Karolingerausstellung<br />
des Jahres 1999 – das Erzbistum und die Stadt Paderborn sowie der Land-<br />
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