Vita Meinwerci Episcopi Patherbrunnensis - INNOVA-Agentur
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oberitalienischen Fürstin, deren Burg Canossa Ort des Bußganges Heinrichs IV. wurde,<br />
sprach Elke GOEZ (Passau). Sie charakterisierte die Markgräfin als progressiv herrschende<br />
Regentin, die – obgleich zeitweise stark beeinflusst durch Kardinal Bernhard degli Uberti –<br />
über fast 40 Jahre hinweg bis zuletzt versuchte, ihre Herrschaft zu verteidigen und flexibel<br />
auf neue Anforderungen zu reagieren. Der Vortrag beschäftigte sich, ausgehend von den<br />
legitimatorischen Problemen Mathildes, mit dem Aufschwung des Rechtswesens, den Formen<br />
konsensualer Herrschaft und der Bedeutung von Repräsentation und Schriftlichkeit<br />
am Hofe der Markgräfin.<br />
In der folgenden thematischen Einheit des Tagungsprogramms standen die Bischöfe<br />
und ihr seit der Mitte des 11. Jahrhunderts sich wandelndes Amtsverständnis im Konflikt<br />
zwischen einem um seine Sakralität kämpfenden Herrschertum und einem nach universalem<br />
Anspruch strebenden Papsttum im Mittelpunkt der Betrachtung. Stefan WEINFURTER<br />
(Heidelberg) sprach in seinem Vortrag – ausgehend von der ‚Aktionsgemeinschaft Worms’<br />
von 1076 – zum Aufkommen eines neuen Begriffes von religio als umfassendem Ordnungsprogramm<br />
der christlichen Gesellschaft unter der Leitung der Bischöfe. Er wies darauf<br />
hin, dass der Grund für einen schnellen Abfall der Bischöfe von Heinrich IV. nach dem gemeinsamen<br />
Absageschreiben von Worms vor allem in dem kirchenrechtlichen Fundament<br />
und der Geläufigkeit zu suchen sei, welche die Exkommunikation bzw. Suspendierung<br />
durch den Papst besessen habe. Beides fehle der Absetzung eines Papstes – in diesem<br />
Falle Gregors VII. – durch den Herrscher, so dass die Möglichkeit päpstlicher Bannung<br />
für den deutschen Episkopat nach den Ereignissen von Worms ein Problem ersten Ranges<br />
darstellte, dem durch erneute Annäherung an den Pontifex zu begegnen gewesen sei.<br />
Thomas VOGTHERR (Osnabrück) sprach im Folgenden zu den Handlungsspielräumen der<br />
westfälischen Bischöfe im Zeitalter des Investiturstreites, während Frank G. HIRSCHMANN<br />
(Trier) die bischöfliche Baupolitik der Zeit um 1100 in den Blick nahm. Gerhardt WEILAND<br />
(Karlsruhe) schließlich widmete sich der Frage, inwieweit das künstlerische Schaffen der<br />
Zeit ihre politischen, gesellschaftlichen und geistesgeschichtlichen Veränderungen widerspiegelte.<br />
Im Rahmen eines thematischen Exkurses des zweiten Symposiumtages beschäftigten<br />
sich Lutz E. VON PADBERG (Paderborn/Gießen) und Torsten CAPELLE (Münster) aus missionsgeschichtlicher<br />
und archäologischer Perspektive mit den im hohen Mittelalter verstärkt in<br />
den kontinentalen Blick geratenden skandinavischen Gebieten.<br />
Am letzten Tag der Veranstaltung schließlich wurde der Blick auf „Die werdenden<br />
Städte des hohen Mittelalters und den Beginn der kommunalen Bewegung in Norditalien<br />
und im ostfränkisch-deutschen Reich“ ausgeweitet. Während Peter JOHANEK (Münster) und<br />
Gerhard DILCHER (Frankfurt a. M.) hier zu den großen, sich am Ende des 11. Jahrhunderts<br />
auch nordwärts der Alpen manifestierenden Stadtwerdungsprozessen sprachen, widmete<br />
sich der Vortrag von Claudia ZEY (München, jetzt Zürich) der oberitalienischen Bischofsstadt<br />
Mailand. Diese war seit den 60er Jahren des 11. Jahrhunderts – bedingt durch die Einflussnahme<br />
Heinrichs IV. auf die Besetzung des Bischofsstuhls, aber auch aufgrund des<br />
Wirkens der örtlichen Pataria – verstärkt zum Streitgegenstand der Auseinandersetzungen<br />
zwischen Herrscher und Papst geworden. ZEY wies dabei deutlich auf die Kontinuität des<br />
päpstlichen Engagements in Mailand hin, was seit dem Ende der 1070er Jahre zu einer<br />
Annäherung immer größerer Kreise des Klerus der Stadt an die römische Kirche bei