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Prolog<br />
Schweißgebadet lag Adea in ihrem Bett. Der Raum war düster<br />
und der Geruch des Todes hing in der Luft. Schon seit vielen<br />
Wochen lag sie hier, unfähig aufzustehen. Links und rechts von<br />
ihr saßen zwei Männer und lauschten, lauschten ihrer<br />
Geschichte, der Geschichte ihres Lebens, welche einer<br />
schmerzhaften und grausamen Odyssee glich. Manchmal zeigte sich<br />
eine kleine Träne in Adeas Augenwinkeln, trotzdem war sie<br />
gefasst. Immer wieder setzte sie aus, wie um die Wut der beiden<br />
Zuhörer zu dämpfen, die Wut, die diese Geschichte in ihren<br />
Köpfen und Seelen hinterließ.<br />
Es war kaum vorstellbar, dass diese Erzählung in ein<br />
einziges kurzes Leben passte. Sie war so ungeheuerlich wie<br />
grausam und niemand wusste bisher davon. Doch Adea wollte sie<br />
loswerden, wenigstens einmal, solange sie noch konnte. Mit<br />
einem Husten hatte alles begonnen, dann kam die Diagnose, eine<br />
Erkenntnis, die sie vernichten sollte. Der Krebs hatte sie in<br />
ihren Klauen und bald würde sie diese Welt verlassen. Sie hatte<br />
nur noch den Wunsch, dass ihre Geschichte nicht in<br />
Vergessenheit geriet. Was ihre Nachkommen damit anfangen<br />
würden, interessierte sie nicht. Die Gedanken an Rache waren<br />
längst im Nebel ihrer Schmerzen verschwunden, die sie<br />
tagtäglich eisern im Griff hielten, doch ihre Söhne sollten<br />
noch wissen, wo sie herkamen, auch wenn die Wahrheit<br />
entsetzlich war.<br />
Eben hatte sie ihren letzten Satz hervorgebracht, dann<br />
schloss sie die Augen für immer.<br />
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