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täglichen Schäferstündchen mit der Alten begannen ihn zu<br />
langweilen, obwohl sie ihm die perversesten Spiele beibrachte.<br />
Doch Antonio sollte bald merken, dass dies noch das Harmloseste<br />
war, was ihn erwartete, denn der Erfindungsreichtum<br />
gelangweilter Frauen kannte keine Grenzen.<br />
Dann, am Ende der ersten Woche, drückte ihm Madame<br />
zweitausend Franken in die Hand und bat ihn, sich in Zürich<br />
eine Wohnung zu suchen und sich ein Telefon anzuschaffen.<br />
Antonio nahm seinen neuen Beruf sehr ernst, so ernst, dass er<br />
bald der begehrteste Gigolo von Madame Etoile wurde und sich<br />
vor Aufträgen kaum noch retten konnte. Seine Tätigkeit führte<br />
ihn auch in ferne Länder, denn die liebeshungrigen Damen<br />
wollten die jährlichen Ferien nicht ohne Begleitung antreten.<br />
Aber auch finanziell ging es Antonio immer besser, denn manche<br />
Damen überhäuften ihn mit Geschenken, und zweitausend Franken<br />
Tageseinnahme waren keine Seltenheit. Doch vierzig Prozent<br />
seines Liebeslohnes musste er der Madame abliefern und genau<br />
das ging ihn langsam, aber sicher auf den Geist. Hinzu kam,<br />
dass er in Eveline, einer langbeinigen Blondine, eine Freundin<br />
gefunden hatte, die an seinem Job wenig Gefallen fand.<br />
Der Sommer 1994 hielt eben Einzug, als Antonio eine Idee<br />
gebar. Kurz nach Beginn seiner Tätigkeit für Madame Etoile<br />
schaffte er sich einen Computer an und der Gebrauch des<br />
Internets nahm rasant zu. Immer mehr Webseiten mit<br />
einschlägigen Angeboten befanden sich im Netz, und er<br />
entschloss sich, von diesem Kuchen ein Stück abzuschneiden. Er<br />
dachte gar nicht daran, sich weiterhin alten, ausgemergelten<br />
Weibern hinzugeben, sondern sein Glück anderswo zu suchen. Noch<br />
gab es nämlich viel mehr Männer, die ein Abenteuer suchten, als<br />
Frauen, doch wo wollte er das weibliche Material hernehmen? Und<br />
noch etwas anderes plagte Antonio. Ihn quälte schreckliches<br />
Heimweh und er wollte so schnell wie möglich in seinen<br />
Heimatkanton zurück.<br />
Mit fast fünfhunderttausend Franken Kapital in der Tasche<br />
und Eveline im Schlepptau mietete er in Chur ein Haus und ließ<br />
es gleich nach seinen Wünschen herrichten. Von seinen vielen<br />
Reisen her wusste er, dass Damen aus Thailand für ein Leben<br />
ohne Hunger gern ihre Beine breitmachten, aber wie sollte er<br />
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