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Strom 1-13 - EBM

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In den 1930er Jahren erfand der damalige US-Präsidentschaftskandidat<br />

Franklin Roosevelt den Begriff<br />

«New Deal» für seine geplanten Wirtschafts- und Sozialreformen.<br />

Ein Slogan, der momentan auch für die<br />

Schweizer Energiepolitik passt. Denn das erste Gesetzespaket<br />

zur Energiestrategie, welches bis Ende Januar<br />

zur Vernehmlassung vorlag, kündigt einen kompletten<br />

Umbau des Schweizer Energiesystems an.<br />

Geht es nach dem Willen des Bundesrates, dürfen zum<br />

Beispiel die bestehenden Kernkraftwerke zwar so lange<br />

am Netz bleiben, wie sie den Sicherheitsvorschriften<br />

entsprechen – Rahmenbewilligungen für neue<br />

Kernkraftwerke sollen aber keine<br />

mehr erteilt werden.<br />

Der dann fehlende <strong>Strom</strong> – immerhin<br />

rund 40 Prozent unseres momentanen<br />

jährlichen Landesverbrauchs –<br />

soll unter anderem mit einem massiv<br />

höheren Anteil an erneuerbaren Energien<br />

ersetzt werden; zudem will der<br />

Bund die Steigerung der Energieeffizienz<br />

vorantreiben. Für Walter Steinmann,<br />

Direktor des Bundesamtes für<br />

Energie (BFE), steckt der Begriff «New<br />

Deal» durchaus den richtigen Rahmen<br />

ab: «Bei der Energiewende geht es darum,<br />

dass wir der Energieeffizienz und<br />

den erneuerbaren Energien mehr<br />

Raum geben wollen. Gleichzeitig müssen<br />

wir aber die Versorgungssicherheit<br />

des Landes weiter gewährleisten. Damit<br />

wir das erreichen, braucht es einen<br />

‹New Deal›, mit dem wir Wirtschaftlichkeit<br />

und Umwelt unter einen Hut<br />

bringen.»<br />

Ab 2020: Lenken statt fördern<br />

Wie genau dieser «New Deal» aussehen<br />

wird, da scheiden sich die Geister.<br />

Walter Steinmann: «In der Idealwelt<br />

sind sich alle einig, in der Realität leider<br />

nicht. Das Bundesamt für Energie<br />

wird das erste Gesetzespaket nun<br />

überarbeiten und Mitte Jahr dem Parlament<br />

vorlegen. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass wir dem Parlament einen<br />

guten Steilpass für einen definitiven<br />

Kompromiss vorlegen.» Das letzte<br />

Wort hat das Volk: Wird das fakultative<br />

Referendum ergriffen, stimmt die<br />

Schweiz voraussichtlich 2014/15 über<br />

die Gesetzesänderungen ab.<br />

Fakt ist: Das jetzige, erste Massnahmenpaket<br />

setzt stark auf Fördermassnahmen,<br />

erreicht aber nur etwa 50<br />

Prozent der vom Bundesrat definierten<br />

quantitativen Ziele. Mittelfristig sollen<br />

darum gemäss Walter Steinmann die<br />

Klima- und die Energiepolitik gesamthaft<br />

neu ausgerichtet werden. «2020<br />

läuft die CO2-Abgabe aus; wir wollen<br />

zu diesem Zeitpunkt die KEV und die<br />

Das erste Gesetzespaket<br />

Was steht drin?<br />

Die Vorlage strebt im Wesentlichen an:<br />

eine Reduktion des Gesamtenergieverbrauchs pro<br />

Kopf um 35 Prozent im Zeitraum 2000 bis 2035<br />

eine Stabilisierung des <strong>Strom</strong>verbrauchs ab 2020<br />

einen Ausbau der Wasserkraftproduktion von<br />

heute 34 TWh auf 37 TWh bis 2035 und über<br />

38 TWh bis 2050<br />

einen Ausbau der übrigen erneuerbaren Energien<br />

von heute 2 TWh auf 12 TWh bis 2035 und<br />

24 TWh bis 2050<br />

einen Zubau von Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) auf<br />

1000 MW installierte elektrische Leistung bis 2025<br />

ein Verbot von Rahmenbewilligungen für neue<br />

Kernkraftwerke oder bewilligungspflichtige Änderungen<br />

der bestehenden Anlagen<br />

CO2-Abgabe zu einer Energieabgabe bündeln. Diese<br />

Abgabe soll neben Förderaspekten mittelfristig auch<br />

Lenkungswirkung entfalten.» Auch die Option einer<br />

ökologischen Steuerreform will der Bundesrat prüfen<br />

– einen entsprechenden Vorschlag erarbeitet das Eidgenössische<br />

Finanzdepartement bis Mitte 20<strong>13</strong>. Die<br />

Vernehmlassung dieses zweiten Massnahmenpakets<br />

ist für 2014 angesetzt.<br />

Auch Volksinitiativen stehen an<br />

Einen Strich durch die Agenda des Bundes könnte allerdings<br />

die Annahme einer der geplanten Volksinitiativen<br />

machen. Bereits im September 2012 zustande<br />

gekommen ist die Initiative «für eine nachhaltige und<br />

ressourceneffiziente Wirtschaft» der Grünen Partei,<br />

welche unter anderem eine Lenkungssteuer auf den<br />

Verbrauch natürlicher Ressourcen vorsieht. Noch bis<br />

Februar 2014 läuft die Unterschriftensammlung für die<br />

Volksinitiative einer Trägerschaft aus Politik, Wirtschaft<br />

und Umweltorganisationen, welche den <strong>Strom</strong>verbrauch<br />

bis 2035 auf dem Niveau des Jahres 2011<br />

stabilisieren will. Michael Frischkopf<br />

So geht es weiter<br />

Erstes Gesetzespaket<br />

Ende Januar 20<strong>13</strong>: Vernehmlassung abgeschlossen<br />

Drittes Quartal 20<strong>13</strong>: Kenntnisnahme der Vernehm-<br />

lassungsergebnisse und<br />

Verab schiedung einer Botschaft<br />

zur neuen Energiestrategie<br />

Viertes Quartal 20<strong>13</strong>: Behandlung in der zuständigen<br />

Kommission<br />

Wintersession 2014: Behandlung im Erstrat<br />

Frühjahrssession 2014: Behandlung im Zweitrat<br />

Mitte 2014: fakultatives Referendum<br />

Zweites Gesetzespaket<br />

Mitte 2014: Beginn Vernehmlassungsverfahren<br />

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