können Sie den Vortragstext von Dr. Claus Maywald-Pitellos als ...

Feile war nicht nur den Gold- und Silberschmieden geläufig, sie
wurde auch schon in der Druckgrafik in Form des Kupferstiches
nutzbar gemacht.
Die Leistungen der Schmiedekunst, wie sie sich in den Waffen und
Rüstungen, aber auch in fein gearbeiteten Schlössern und Beschlägen
mit filigranen Schmiedeornamenten an z. B. Kisten und Möbeln
ausdrückt, sind sicherlich jedermann geläufig. Des Weiteren war der
Umgang mit verschiedenen Metalllegierungen in dieser Zeit keine
Neuerung mehr.
Auf dieser Basis konnte Gutenberg, nachdem er sich das Wissen
darüber zusammengetragen hatte, aufbauen. Denn das Vorhandene
genügte nicht, es musste verbessert, umgeändert, weiterentwickelt und
in vielen Versuchen zur Erfüllung seines Zwecks angepasst und in die
benötigte Kette von Material, Werkzeug und Verfahren eingepasst
werden. Die Liste der zu lösenden Probleme ist gewaltig und ist
zugleich ein Hinweis auf die von mir hier vorgestellte lange
Reifungszeit bis hin zur Erfindung. Ich will nur einige wichtige
Punkte herausgreifen:
Das Drucken in der Presse mit Lettern und auf Papier oder
Pergament konnte nicht in der Art erfolgen, wie man
Weintrauben zerquetschte. Hier galt es, den Druck gleichmäßig
nach unten – ohne Verrutschen und Verschieben – auszuüben.
Von daher war die Presse dementsprechend zu verbessern.
Die Farbzusammenstellung musste so erfolgen, dass einerseits
die Haftung an den Metalllettern zufriedenstellend erfolgte,
andererseits das Durchschlagen des Bindemittels in das Papier
verhindert wurde.
Bei dem Farbauftrag ergab sich – vor Erfindung der Walzen –
das Problem, die Druckerschwärze gleichmäßig zu übertragen.
Die Überlegungen hierzu mündeten in die Entwicklung der
sogenannten Druckerballen.