können Sie den Vortragstext von Dr. Claus Maywald-Pitellos als ...

Bei den Lettern stand die Frage nach der Zusammensetzung der
Legierung im Vordergrund, um den geeigneten Schmelzpunkt
und die notwendige Härte zu gewährleisten.
Zum Schluss ist natürlich der Kernbereich der Erfindung, das
Kopieren der Einzelbuchstaben, zu nennen. Hier sind die
Vorbilder, abgesehen von Einzelbuchstaben-Stempel, die schon
im Hochmittelalter bekannt waren, rar. Ausgehend von der
Grundidee, gleichartige Buchstaben zu einem Text aneinander
zu reihen und für neue Texte wieder neu zusammen zu setzen,
war die Reihe von Patrize, Matrize und Handgießinstrument zu
entwickeln.
Als Ergebnis lag dann ein Gerät vor, welches gleichartige Buchstaben
in beliebiger Menge herstellen konnte, die man zusammenfügte, um
daraus Druckformen zu erstellen, und in diesen Formen dann in
beliebiger Anzahl drucken konnte.
Die Leistung Gutenbergs liegt daher in der Kraft und Fähigkeit, aus
den ganzen vorhandenen technischen und materiellen Möglichkeiten
seiner Zeit eine Produktionslinie geschaffen zu haben, die einzig und
allein dem Zweck diente, Handschriften mechanisch und billiger
herzustellen. In der Vielzahl der zu lösenden Problemfelder zeigt sich
zudem das Genie, nicht von dem einmal erkannten Weg abzukehren,
sondern konsequent alle möglichen Hindernisse aus dem Weg zu
räumen. Dafür konnte Gutenberg dem Prinzip nach auf entwickelte
Arbeitsabläufe und Gerätschaften sowie auf die Grundidee des
Zusammensetzens von gleichartig hergestellten Buchstaben zu Texten
zurückgreifen. Das Kernstück, die Herstellung der Lettern mittels des
Handgießinstruments, muss in diesem Zusammenhang als ureigenste
Erfindung von Johannes Gutenberg gesehen werden.
4) [Vierte These]
Die Wirkung und rasche Verbreitung der Druckkunst zeigt einerseits die latente Erwartung der Zeit in
Bezug auf die Erfindung, andererseits die Einführung einer neuen Qualität in allen Bereichen von
Literatur und Wissenschaft.