können Sie den Vortragstext von Dr. Claus Maywald-Pitellos als ...
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Kaufhaus eine beim Verkauf fällige Abgabe erhob. Doch in weit<br />
gespannten Handelsaktivitäten, die für die Blüte anderer Städte, <strong>den</strong>en<br />
die Zukunft gehörte, verantwortlich waren, engagierten sich die<br />
Mainzer eher weniger. In erste Linie war Mainz eine Stadt des<br />
Konsums. Handel und Gewerbe versorgten und belieferten <strong>den</strong><br />
heimischen Markt mit Bedarfsgütern aller Art, vom Gemüse bis zu<br />
Luxusartikeln. Gerade die Nachfrage nach Letzterem war in einer<br />
Bischofsstadt wie Mainz mit ihren vielen reich bepfründeten<br />
Domherren, Stifts- und Pfarrklerikern sowie prosperieren<strong>den</strong><br />
Klosterkonventen groß. Während sich aber in <strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> der höheren<br />
Geistlichkeit und der bürgerlichen Oberschicht beträchtliche<br />
Reichtümer angesammelt hatten, war es um die Finanzen der Stadt<br />
schlechter bestellt. Darüber gab es zwischen <strong>den</strong> Patriziern und<br />
Zünften immer wieder handfeste Auseinandersetzungen, die im<br />
Exodus der Patrizier im Jahre 1430 gipfelten. 1465 geriet dann die<br />
Stadt unter kurfürstliche Herrschaft und wurde zu einer Resi<strong>den</strong>zstadt,<br />
in der Geistlichkeit, Adel und kurfürstliche Beamten <strong>den</strong> Ton<br />
angaben.<br />
Für die Erfindung der Buchdruckerkunst war die gewisse Weitläufigkeit,<br />
die durch <strong>den</strong> Handel in die Stadt einfloss, sicher <strong>von</strong><br />
Wichtigkeit. Es gab <strong>von</strong> daher auch größeres privates Kapital, auf das<br />
Gutenberg zurückgreifen konnte. Andererseits war Mainz nicht die<br />
Stadt der Tüftler und Erfinder, keine Stadt, die mit einer Universität<br />
oder Ähnlichem aufwarten konnte – es herrschte sicherlich kein<br />
florentinisches Klima.<br />
Die Bedeutung der Mainzer Goldschmiedekunst im Zusammenhang<br />
mit dem allgemeinen Wissen um Metallver- und -bearbeitung kann<br />
hingegen für <strong>den</strong> Ort sprechen und Erfahrungen für einen Mann wie<br />
Gutenberg bereithalten, die er so an anderer Stelle nicht bekommen<br />
hätte.<br />
Die Stadt Mainz war demzufolge nicht Bedingung, aber auch nicht<br />
Hindernis bei der Erfindung der Buchdruckerkunst. In diesem<br />
Zusammenhang darf man auch auf die Experimente und Erfahrungen<br />
verweisen, die Gutenberg in Straßburg gemacht hatte – einer politisch<br />
und wirtschaftlich bedeutenderen und zu dieser Zeit stabileren<br />
Großstadt.